Vorwurf der praktizierten “Salami-Taktik” vom NDR
Ein auf “ndr.de” veröffentlichter Beitrag von Ulrike Kressel am vergangenen Samstag lässt erahnen, wo es derzeit im Wolfsmanagement in Niedersachsen „klemmt“.
Nachdem Carsten Nowak, seines Zeichens Fachbereichsleiter des Senckenberg-Labors für Wildtiergenetik, sich veranlasst sah, öffentlich klarzustellten, dass alle niedersächsischen Rissproben kurzfristig, also innerhalb von wenigen Tage bearbeitet werden und es seit Monaten keinerlei Verzögerung bei den DNA-Untersuchungen gibt, stellt sich nun die Frage, woran es eigentlich liegt, dass die Ergebnisse der Untersuchungen und die davon abhängigen Schadensausgleichszahlungen für Wolfsübergriffe häufig erst Monate später bekannt gegeben beziehungsweise vorgenommen werden.
Verständlicherweise reagiert die NDR-Redakteurin aufgrund des dadurch drohenden Akzeptanzverlustes für die Wölfe in der Bevölkerung „verschnupft“ auf die Informationspolitik des Ministeriums. Sie fordert deshalb von dort Offenheit und Ehrlichkeit im Umgang mit dem Wolf.
Es mag zwar nicht leicht sein, die drei am Wolfsmanagement beteiligten Einrichtungen (die für das Monitoring zuständige Landesjägerschaft, das Wolfsbüro beim NLWKN und die zuständigen Mitarbeiter im Ministerium selbst) auf eine gemeinsame Linie einzuschwören, unmöglich ist das jedoch nicht.
Wenn die DNA-Nachweise tatsächlich bereits nach wenigen Tagen vorliegen, wie Carsten Nowak es beschreibt, klingt die Einstellung von zwei zusätzlichen Amtstierärzten für eine schnellere Bearbeitung der Nutztierrisse wie eine „Farce“.
In Niedersachsen sind bereits heute viele ehrenamtliche Wolfsberater im Einsatz. Und die dürften durchaus kompetent beurteilen können, ob ein Nutztierriss auf Wölfe zurückzuführen ist oder nicht.
Nahezu alle von ihnen leisten gute Arbeit und halten sich mit öffentlichkeitswirksamen Ratschlägen – wie ihrer Meinung nach beispielsweise künftig mit den Wölfen in Deutschland verfahren werden sollte – weitestgehend zurück. Um solch einer öffentlichkeitswirksamen „Kompetenzüberschreitung“ dennoch vorzubeugen, wurde kürzlich sogar ein „Verhaltenskodex“ für Wolfsberater angekündigt (*2).
Die Krux dürfte in Niedersachsen eher in der Regelung liegen, dass hier – anders als in anderen Bundesländern – bewiesen sein muss, dass ein Wolf ein Nutztier gerissen hat, damit Schadensausgleichszahlungen vorgenommen werden dürfen. Anderswo reicht die Feststellung, dass ein Wolf als Verursacher nicht ausgeschlossen werden kann.
Es muss unter diesen Umständen die Frage erlaubt sein, ob es wirklich der Einstellung zusätzlichen Personals bedarf, um angemessen schnelle und aussagekräftige Auswertungsergebnisse von Nutztierrissen zu erhalten. Das dürfte der Öffentlichkeit nach diesem NDR-Artikel nur noch schwer zu vermitteln sein.
Oder ist man dort vielleicht sogar tatsächlich schon einen Schritt weiter und sich bewusst, dass das unliebsame Dreiecksverhältnis zwischen Ministerium, Jägerschaft und Wolfsbüro ursächlich für die Verzögerungen bei der Vorgangsbearbeitung ist?
Und ist vielleicht deshalb an den Gerüchten, dass man der Landesjägerschaft das Wolfsmonitoring künftig entziehen möchte, tatsächlich etwas dran? Wenn Landtagsabgeordnete diese Absicht bereits öffentlich äußern, muss davon ausgegangen werden (*3).
Es handelt sich übrigens bei der Frage, wie das landesweite Wolfsmanagement effektiv und effizient aufzustellen, zu betreiben und zu verwalten ist, um eine klassische Führungs-, bzw. Managementaufgabe.
Die Führungs- und Managementetagen der verantwortlichen Häuser sind deshalb die richtigen Adressaten für die Forderung, die nun identifizierten Unzulänglichkeiten schleunigst zu beseitigen.
Ich selbst bin mir nahezu sicher, dass professionelle Nachrichtenredakteure wie Ulrike Kressel weiterhin unnachgiebig nachhaken werden, um auch letzte – vielleicht für die Zuständigen unangenehme – Fragen beantwortet zu kriegen.
Und ich bin gespannt, was die Verantwortlichen nun unternehmen werden, damit endlich Ruhe ins niedersächsische Wolfsmanagement einkehrt.
Scheinbar ist man in Hannover nicht in der Lage oder nicht Willens dazu, eine ernsthafte Aufgabenkritik vorzunehmen, um nach internen „Prozessbremsen“ zu suchen. Man doktert augenscheinlich lieber an Symptomen herum.
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