GOT - Neue Gebührenordnung für Tierärzte - Erfahrungen
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Schon oft ist mit bissiger Ironie bemerkt worden, dass in Europa die Krümmung jeder Gurke und die Lautstärke jedes Staubsaugers reglementiert wurde. Hat eigentlich schon einmal jemand versucht, die GOT durch einEuropagremium untersuchen zu lassen ?
Da ich annehme, dass TÄ andernorts nicht von Armut bedroht sind, wäre eine Initiative vielleicht lohnenswert.
In einem FacebookBeitrag über die Zukunft der Pferdezucht bzw. des weiteren Reiterlebens findet sich z.b. dieser Beitrag:
“…. Da aber die GOT im benachbarten Ausland nicht gestiegen ist, wird sich der Markt lediglich verlagern. Die Niederländer werden sich die Hände reiben, denn dort ist ein Tierarzt noch bezahlbar, wie ich Anfang des Jahres bei meiner Hündin feststellen durfte. Ich hatte ihr im Juni 21 drei Zähne ziehen lassen, inklusive Intubationsnarkose, dentalem Röntgen und Blutbild und zahlte knapp 1.200 Euro. Ganz genau die gleiche Leistung kostete mich im Januar diesen Jahres bei meinem niederländischen Tierarzt 548,47 Euro. Also weniger als die Hälfte zu den Kosten VOR Erhöhung der GOT.
Und die Niederländer haben eine sehr erfolgreiche Pferdezucht. In anderen Ländern wird es ähnlich sein. Zumal es keinen Unterschied macht, ob ich jetzt 400 Kilometer innerhalb Deutschlands unterwegs bin, um ein Pferd zu holen oder im günstigsten Fall sogar nur ein paar Kilometer, wenn ich grenznah wohne. Deutschland schafft es tatsächlich seine Ressourcen mit immer mehr Schwierigkeiten still zu legen….“
Ähnliche Preisunterschiede wurden ja auch hier schon etliche Male angesprochen.
Die ganze Debatte findet sich auf der facebookSeite von Ein Rennpferd geht in Rente und wurde dort am 5.11.25 sehr emotional und im Grundtenor sehr pessimistisch geführt.
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Die staatlich geduldete Gewinnmaximierung ganzer Klinikkonvolute, die unbestritten aus rein wirtschaftlichen Motiven betrieben werden, zu ungunsten kleinerer, inhhabergeführter Praxen, setzt darum aus meiner Sicht ein völlig falsches Zeichen. Außerdem setzt sie alle Praxen und Kliniken, die versuchen, mit möglichst geringem Arzneimitteleinsatz zu arbeiten, unter zusätzlichen wirtschaftlichen Druck, weil diese Praxen für denselben Gewinn mehr arbeiten müssen bzw. weniger verdienen, egal ob ihre Arbeit besser oder besser bezahlbar für den Kunden ist. Das Rabattwesen betrifft ja auch nicht nur Arzneimittel, sondern auch den Praxisbedarf vom Verbandsmaterial bis zur Einwegspritze und sogar teure Investitionsgüter wie Diagnostik-Geräte. Wenn Evidensia loszieht und für seine über 2t Standorte weltweit Ultraschallgeräte ordert, bekommt deren Einkäufer auch einen völlig anderen Preis als wenn eine Einzelpraxis einkauft und ein oder vielleicht zwei Geräte braucht. Manche Hersteller lassen Praxen unterhalb eines Jahresumsatzes von 5000 Euro gar nicht mehr vom Außendienst anfahren, diese müssen zum Listenpreis einkaufen, und der liegt in aller Regel höher als der VK bei einschlägigen Versandapotheken. Bei Versorgungsengpässen werden sie dann auch gerne mal gar nicht beliefert. Das ging mir mal so, als monatelang nirgends Katzenimpfstoff zu bekommen war. Die Versandapotheke kann naturgemäß die zu behandelnden Tiere überhaupt nie gesehen, schon gar nicht "regelmäßig", wie das von der behandelnden TA-Praxis als Voraussetzung für die Abgabe von Arzneimitteln verlangt wird. Letzteres ist zwar nirgends klar definiert (der eine meint, alle 6 Monate für irgendwas eine Bestandsuntersuchung reicht, der andere meint, es müsse vor jeder Abgabe eine Untersuchung am Einzeltier sein. Fest steht auf jeden Fall, dass die Kosten für die Halter erheblich sind. Welcher Rentner, der mit 1200 Euro im Monat hinkommen muss, kann sich denn künftig noch einen Hund leisten? Wir sind auf dem Weg in eine weitgehend tierlose Gesellschaft.
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Was sich mittlerweile auch als eine Art rechtsfreie Zone ausgebildet hat, sind allerlei verborgene Zusatzkosten des Arzneimittelverkehrs, genau genommen müsste man diese in den Arzneimittelpreis anteilig einpreisen für solche Posten ist in der GOT nämlich keine Position vorgesehen und wenn sie der Lieferant nicht in den EK einpreist, sind sie zwar trotzdem zu bezahlen, da, aber eben nicht formal Teil des EK. Der Anteil administrativer Kosten, die direkt gar nichts mit dem Arzneimitteleinkauf zu tun haben, von der Apothekenkontrolle über die BG- und Arbeitssicherheits-Prüfungen bis hin zum Tüv ist auch umso höher, je weniger Tierärzte in einer Praxis oder Klinik tätig sind, ein weiterer Wettbewerbsnachteil der niedergelassenen Einzelpraktiker gegenüber Klinikverbünden mit shareholder-value als alleiniger Priorität. Bei den neuartigen Zuschlägen sind der Kreativität kaum Grenzen gesetzt: Einer der größten Großhändler nimmt seit einigen Jahren einen zweistelligen Zuschlag, je Kühlwarensendung, andere schlagen eine sog. vorübergehende Anlieferpauschale drauf (10 Euro netto), der neueste Gipfel ist eine "Nachhaltigkeitsgebühr" pro Sendung erhebt, und die ich erst die Tage erstmals entdeckt habe. Waren zwar keine Arzneimittel, sondern Praxisbedarf aber trotzdem: WTF und wohin damit in der Buchhaltung? Was das genau das ist, oder wie das Geld zur Hebung der Nachhaltigkeit verwendet wird, kann einem keiner sagen. Der 'vorübergehende' Aufschlag, wird übrigens seit Covid erhoben, somit also auch schon etwa 5 Jahre, so wirklich vorübergehend fühlt sich das also irgendwie nicht mehr an. Nachfragen, wie lange denn "vorübergehend" sein wird, verliefen bislang auch ergebnislos. Die flächendeckende Versorgung mit erreichbarer und bezahlbarer Tiermedizin und die Motivation der darin Beschäftigten wird daneben auch noch von denselben Lieferproblemen behindert, die auch den Humanapotheken das Leben erschweren. Diese haben sich lt. Apothekenbundesverband (ABDA) seit 2017 nicht weniger als verzehnfacht. Aktuell ist z.B. mal wieder seit Wochen kein Tetanusimpfstoff erhältlich. Im geeinten Europäischen Wirtschaftsraum darf man aber nun nicht annehmen, wir dürften alles, was bei uns zwar zugelassen, aber vorübergehend oder gar nicht lieferbar ist, einfach aus dem angrenzenden EU-Ausland bestellen. Eine Einfuhrbehinderung durch die geltenden Bestimmungen hier in D wird zwar für ausländische Versandapotheken, nicht aber für hier ansässige Tierarztpraxen gesehen (dazu gibt es ein EuGH-Urteil). Zur Beschaffung von hier nicht lieferbaren oder gar nicht zugelassenen Medikamenten (z.B. Botulimumantisera - viel eiliger wird es in der Pferdepraxis nicht, die Patienten sind unbehandelt nämlich innerhalb von Stunden tot...) ist also immer ein umständliches und langwieriges Ausnahmegenehmigungsverfahren erforderlich, das wiederum - man ahnt es - für alle Praxen ab der ersten Packung dasselbe ist und nicht etwa umfangreicher für Großpraxen, die palettenweise Arzneimittel umsetzen. Übrigens gibt es auch ein BGH-Urteil aus 2018 demzufolge der Großhandel bei Einzelimporten von Arzneimitteln *nicht* and die AmPreisV, somit auch an keinen Höchstaufschlag gebunden ist. Der Großhandel darf dafür mithin verlangen, was ihm beliebt. Was auch nicht unter Tierarzneimittel fällt sind Immuntherapeutika, sprich Impfstoffe und alles was darunter geführt wird, und Diagnostika, da darf sich jeder seinen Teil dazu denken, weshalb ausgerechnet diese massenhaft und teils zwangsweise (Tierseuchengesetzgebung...) verwendeten Produkte aus dem Tierarzneimittelgesetz und damit auch aus der Preisdeckelung ausgeklammert wurden.
Spätestens da kann ich das Ausmaß der fehlregulierten Sinnlosigkeit nicht mehr fassen. Wenn dann noch Profis im Fach Copy-and-paste daher kommen, die sich berufen fühlen, anderen ihren Job zu erklären, fasse ich mir irgendwann nur noch den den Kopf. Die Veterinärämter sind übrigens für Tierarzneimittelkontrolle nur da zuständig, wo sie nicht Sache eigener Verbraucherschutzstellen ist (in NRW z.B. LANUK (vormals LANUV) bzw. das LAVES in Nds.) Und auch die bedanken sich, weil sie personell gar nicht für die Vielzahl an Aufgaben ausgestattet sind, die ihnen zufallen. Meine Mitarbeiterin wird jetzt täglich neu davon "erfreut", dass ihr neuer "virtueller KI-Assistent" sich mit den Worten "Hallo, ich bin Schnuffi" als beharrliches Popup in ihr Bestellprogramm beim Großhandel einklinkt, und mitreden möchte. Das possierliche Tierchen lässt sich auch nicht wegklicken. Kann man sich nicht ausdenken. Augsburger Puppenkiste goes Reality.
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Na , dann , ...gibt es bei den Einkaufsgenossenschaften , Einkaufsgemeinschaften den Schnuffi - Schnuff für Prozentpunkte ???
Zuletzt geändert von Ramzes; 07.11.2025, 18:17.
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Kareen,
Die Unzufriedenheit mit der Situation ist jeder deiner Zeilen deutlich zu entnehmen. Gibt es denn innerhalb der Tierärzteschaft auch Widerstand gegen diese Zustände und Entwicklungen, vielleicht sogar größeren? Ich hoffe doch! Leider erfährt man weder von den geschilderten Problemen noch von irgendwelchen organisierten Gegenströmungen etwas in den üblichen Medien. Im Prinzip sollte kein Monat vergehen, in dem nicht in Zeitschriften oder offiziellen Seiten der FN oder anderer Tierverbände darauf hingewiesen wird. Die Blutregel z.b. hat es ja sogar mehrfach in die ZDF Nachrichten geschafft und diese betrifft ja im Vergleich zu allen anderen Tieren so gut wie niemanden. Ich habe diese Ausweichmanöver so entschieden satt, dass ich das kaum mehr höflich ausdrücken kann.
Dass man sich mit üblicher Rente keinen Hund mehr leisten kann oder will, wird übrigens bei den inzwischen 180 Posts auf oben genannter Seite ebenfalls ganz deutlich ausgedrückt.
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Wenn ich an die Nachhaltigkeitsgebühr denke, ballt sich mir die Faust.
...statt Pappkarton, gibt's eine Plastikbox, die dann mit einer weiteren Fahrt, geleert, wieder abgeholt werden muss.
Da erschließt sich mir nix, was da nachhaltig sein soll
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