Zuchtverband, was erwarten wir von Dir?

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  • Arielle
    • 23.08.2010
    • 2838

    Zitat von freestyle Beitrag anzeigen
    .......
    Der Züchter muss umdenken und die Verbände noch viel mehr.
    Das ist absolut richtig - aber wohl auch schwer und ungemütlich.

    Ich finde es schon erstaunlich, welche Argumente bemüht werden um das gegenwärtig (für Züchter) viel zu niedrige Preisniveau zu erklären. Farbbewusste Käufer, Konzentration auf einige wenige Spitzenhengste, Niedergang des reiterlichen Könnens, Aufkommen der Spezialrassen, künstliche Besamung als Treiber der Überproduktion (so wie hannoveraner das hergeleitet hat, mag da wohl etwas dran sein) etc. pp. Alle Punkte sind durchaus diskussionswürdig, nur sollten wir uns nicht selbst belügen und zwei Aspekte dabei berücksichtigen: Erstens, wir können alle diese Faktoren kaum bis gar nicht beeinflussen und zweitens, sie erklären so gut wie überhaupt nicht den Preisverfall. Der hat nur einen sehr simplen Grund: Zu hohe Produktionsmenge im Vergleich zur rückläufigen Nachfragemenge.

    Die Fohlen, die auf den letzten Auktionen gar nicht oder nur zu einem Nasenwasser gekauft wurden, wurden doch deshalb nicht „verschmäht“ weil sie einen schwarzen, braunen oder roten Vater hatten, weil man ihnen (den Fohlen!) jetzt schon ansehen konnte, dass sie sich in ein paar Jahren nicht für einen Freizeitreiter eignen, weil die potentiellen Käufer von morgen heute eine unzureichende reiterliche Ausbildung erfahren, usw. usw.

    Es gibt nur die beiden Lösungswege: Entweder Produktion runter (z.B. durch sehr scharfe Stutenselektion) oder Nachfragemenge erhöhen (z.B. durch Erschließung neuer Märkte). Am besten an beiden Schrauben gleichzeitig drehen!
    Zuletzt geändert von Arielle; 22.08.2012, 13:02.
    http://www.zuechtergewerkschaft.com/

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    • tomms
      • 29.11.2011
      • 605

      Arielle das kann ich nur unterschreiben.
      Da sind wir aber ganz schnell bei den Themen Marketing und Verkauf. Eine bunte Web Seite bringt noch keine neuen Kunden. Und wenn wir ganz ehrlich sind geht es noch viel weiter in die Richtung für deutsche Züchter internationale Kunden akquirieren. Da ich aus dem Vertrieb komme weiß ich auch von was ich hier schreibe.
      Es muss ja nicht gleich Asien sein, aber wer hat sich denn schon einmal mit Polen beschäftigt? Hier stehen auf den Turnieren teilweise ein mehr Luxusschlitten wie in Deutschland und die Entwicklung wird da auch bedingt durch die Gelder der EU weiter nach oben gehen. Hier hat mir aber noch kein Verband Infos geliefert. Also selbst ins Auto und mal hin gefahren und Kontakte gemacht. Das sind halt Verkaufsinvestitionen. Leider ist das aber halt nicht jedem sein Ding. Wäre vielleicht auch eine gute Sache wie Verbände ihre Züchter unterstützen könnten.

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      • @benji , nicht böse sein, aber Zahlen und Fakten, das ist wieder typisch Deutsch. Man biegt sich seine Statistiken so, wie man es gerade braucht.

        Muss doch nur mal die Augen aufmachen und eben nicht alles glauben was veröffentlicht wird.
        Auktionsergebnisse: ca. 1/3 der Pferde geht zurück zum Aussteller, bei Fohlen ist es noch schlimmer.
        Verkauf ab Stall : Maximal 1/3 der Pferde werden zu Gestehungskosten oder darüber verkauft. Der Rest wird irgendwie hergegeben, weil man Platz und/oder Geld braucht.
        Selten war es so unrentabel zu züchten, weil man gute junge Pferde 3 jährig für kleines Geld, 3-6 t € kaufen kann. Teilweise kann man sogar schon draufsitzen.
        Und da möchtest Du behaupten, wir haben keine Überangebot ?

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        • Arielle
          • 23.08.2010
          • 2838

          @tomms: Oh ja, Polen! Ich habe dort ein Pferd hin verkauft. Ging hier M, wird drüben aber vorwiegend zum aufbau einer Zucht genutzt. Es gab auch ordentliches Geld!!! Polen ist in einem enorm starken Wirtschaftsaufschwung seit Jahren und es hat sich dort schone eine gar nicht so kleine Bevölkerungsschicht entwickelt, die auch sehr kaufkräftig ist! Polen sind gute Kaufleute und es gibt dort auch ausgezeichnete Manager.

          Aber, die Polen verstehen auch viel von der Pferdezucht- Ramzes!!! - und bauen ihre eigene Pferdeproduktion auf. Viele NK dort haben ein O bzw. OS auf dem Schenkel. Absatzmarkt , vorübergehend vor allem für Zuchttiere ja, aber schon bald erwarte ich mehr Im- als Exporte von dort.
          http://www.zuechtergewerkschaft.com/

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          • Benjie
            • 02.06.2003
            • 3226

            wenn es typisch deutsch ist, das sich eine aussage auf fakten gründet. dann bin ich halt typisch deutsch.
            der stutenbestand der fn wird veröffentlich und ist nix was man beliebig fälschen kann.
            er hatte im jahr 81, also zu natursprungzeiten 57055 stuten. im jahr 91 stieg dieser auf 68474 stuten an. dieser anstieg kam plötzlich und lag sicher nicht an der kb, sondern daran das die pferde der neuen bundesländer in die fn einzug gehalten haben. der jetzt dreijährige jahrgang (09) rekrutiert sich aus einer stutenzahl von 68 911 stuten. bei 437 stuten mehr rede ich von einem gleichbleibenden stutenbestand.
            caspar wir trainieren in einem stall in dem im jahr fünf reitpferdeverkaufswochen stadtfinden und übers jahr werden auch noch genügend reitpferde verkauft. also es wechseln über 100 eigene oder im züchterauftrag verkaufte pferde den besitzer. diese pferde sind zum grossteil drei- & vierjährige, werden zum grossteil an reiter in der region verkauft. kein normaler dreijähriger geht da für 3-6t€ vom hof. pferdeverkauf hab ich jeden tag live und in farbe, ich weiss was man verkaufen kann und ich weiss auch welche pferde man für einen appel und ein ei bekommt. ordentliche pferde sind gesucht und sie haben ihren preis.
            ...ich rate euch vor allem, die Zuchtstuten in Ehren zu halten;
            ihr Rücken ist ein Thron der Ehre und ihr Unterleib ein unerschöpflicher Schatz.
            (100.Koransure)
            http://www.arcor.de/palb/thumbs_publ...lbumID=4094841
            http://www.arcor.de/palb/thumbs_publ...lbumID=4095145

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            • druenert
              • 25.11.2009
              • 1998

              Zitat von freestyle Beitrag anzeigen
              Nur was ist momentan das züchterische Ziel? Das kleine Klientel der Spitzensportreiter zu bedienen, die immer, ich nenne es mal, speziellere Pferde suchen?
              Im Spitzensport landet nur eine relativ kleine Gruppe. Das ist richtig. Aber ohne Spitzensport und ohne kontinuierliche, streng nach Leistung selektierte Vollblutzufuhr schleichen sich in jeder Pferdezucht nach wenigen Generationen massive Degenerationserscheinungen ein.
              Durch ein Zuchtziel "braves Freizeitpferd mit makellosem Exterieur" kann man höchstens ein Heer von Weicheiern,Krüppeln und Invaliden produzieren. Das wäre allenfalls ein Konjunkturprogramm für unsere Tierärzte!

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              • firewomen
                • 19.11.2009
                • 171

                Hallo druenert,

                Bezüglich Deiner Aussage zur Strenge in der Selektion gebe ich Dir Recht. Ergänzend möchte ich aber ganz subjektiv anmerken:

                Die in der Zuchtverbandsordnung (ZVO) und den Zuchtprogrammen der einzelnen Zuchtverbände definierten Zuchtziele erscheinen mir richtig, ganz gleich ob man es unter dem Aspekt Spitzenpferd oder Freizeitpferd betrachtet. Wobei ich der Meinung bin, dass auch die sogenannten Freizeitpferde über einige überdurchschnittliche Fähigkeiten verfügen müssen (Interieur etc.). Ob allerdings auf den Zuchtveranstaltungen (Fohlen- und Stutenschauen, Körungen und Hengst- wie Stutenleistungsprüfungen) aber im Sinne dieser Zuchtziele immer die richtigen Entscheidungen getroffen werden, darf durchaus bezweifelt werden.

                Tierzuchtwissenschaftliche Erkenntnisse erscheinen mir in der Pferdezucht immer noch wenig verbreitet zu sein. So gehen die meisten Tierzuchten (unter wissenschaftlichen Aspekten) heute davon aus, dass für den späteren Erfolg des Zuchtproduktes (egal wie man ihn definieren mag) allenfalls 25 bis 33 Prozent die Genetik Verantwortung trägt. Der Rest wird durch Umweltfaktoren (bei den Pferden sind dies u. a. Aufzucht, Haltung, Ausbildung) bestimmt. Insofern müssen auch für das Freizeitpferd keine neuen Zuchtziele definiert werden. Unter diesem Aspekt wirkt das ganze Werbe- und PR-Tamtam um einige Modehengste etc. doch so anachronistisch wie der Gang zum Wahrsager oder die Hoffnung, sich durch den Kauf von Ablassbriefen das Fegefeuer zu ersparen.

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                • hannoveraner
                  • 11.06.2003
                  • 3238

                  Zitat von firewomen Beitrag anzeigen
                  Tierzuchtwissenschaftliche Erkenntnisse erscheinen mir in der Pferdezucht immer noch wenig verbreitet zu sein. So gehen die meisten Tierzuchten (unter wissenschaftlichen Aspekten) heute davon aus, dass für den späteren Erfolg des Zuchtproduktes (egal wie man ihn definieren mag) allenfalls 25 bis 33 Prozent die Genetik Verantwortung trägt. Der Rest wird durch Umweltfaktoren (bei den Pferden sind dies u. a. Aufzucht, Haltung, Ausbildung) bestimmt. Insofern müssen auch für das Freizeitpferd keine neuen Zuchtziele definiert werden. Unter diesem Aspekt wirkt das ganze Werbe- und PR-Tamtam um einige Modehengste etc. doch so anachronistisch wie der Gang zum Wahrsager oder die Hoffnung, sich durch den Kauf von Ablassbriefen das Fegefeuer zu ersparen.
                  sorry, da muss ich etwas nachhaken! auf was bezieht sich das? auf bisher gefundene Heritabilitäten? Falls ja handelt es sich nur um den statistisch eindeutig identifizierbaren anteil der additiv-genetischen Varianz von der Gesamtvarianz. Auf diesem Wege lassen sich nicht alle genetischen Komponenten schätzen. Diese Werte sind extrem Merkmal-abhängig. Bei dem Merkmal "Platzierung" wird sicher ein niedrigerer Wert rauskommen als bei "höchster Platzierung des Lebens", was andererseits wieder sehr viel schwieriger erfassbar ist weil man allerhand nachkommen braucht.

                  Für fruchtbarkeitsmerkmale gibt es nur äusserst geringe Heritabilitäten. aber jeder erfahrene Züchter weiss aus eigener leidvoller Erfahrung, dass Fruchtbarkeitsveranlagung extrem vererblich ist!

                  inhaltlich geh ich aber überein, dass wir kein extra-zuchtziel brauchen.

                  @druenert: schöner "formel-1-vergleich"! volle zustimmung!
                  auch wenn ich mal was kritisches schreibe, ich meine es nicht persönlich  

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                  • druenert
                    • 25.11.2009
                    • 1998

                    Zitat von Arielle Beitrag anzeigen
                    Alle Punkte sind durchaus diskussionswürdig, nur sollten wir uns nicht selbst belügen und zwei Aspekte dabei berücksichtigen: Erstens, wir können alle diese Faktoren kaum bis gar nicht beeinflussen und zweitens, sie erklären so gut wie überhaupt nicht den Preisverfall. Der hat nur einen sehr simplen Grund: Zu hohe Produktionsmenge im Vergleich zur rückläufigen Nachfragemenge.
                    Diese Erklärung ist mir zu simpel. Meiner Ansicht nach befindet sich die ganze Pferdewelt z. Z. in einer Abwärtsspirale, die komlexere Ursachen hat. Das hat viel mit gesellschaftlichen Prozessen, geänderten Gewohnheiten, Wertewandel und Politik zu tun. Ich sehe u. a. folgende Faktoren:
                    - allgemeiner Rückgang der gesellschaftlichen Akzeptanz des Reitsports
                    - fehlende Pferde-, Reiter-, Züchterlobby in der Politik
                    - völlig fehlgeleitete Tierschutzdebatte (Sicht des Leistungssports oder Brandzeichen als Tierquälerei)
                    - überzogene Dopingdiskussion ( Verbot auch von therapeutisch eingestzter Medikation)
                    - Sponsoring-Rückgang
                    - bürokratisierte, verteuerte Pferdehaltungsstandards mit drakonischen Strafandrohungen bei Verstößen
                    - laufend verschärfte Umweltauflagen (Reitverbote, Mistlagerung, -entsorgung, Stallbau)
                    - ungerechtes Pferdeverkaufsrecht
                    - ständig steigende Unkosten, Mehrwertsteuererhöhung, Pferdesteuerdiskussion, Gebührenerhöhungen
                    - politisch zerstörte Gewinnerzielungsmöglichkeiten in der Pferdezucht
                    - allgemeine Entfremdung von der Natur
                    - nachlassendes Interesse am Lebewesen Pferd
                    - die Menschen bewegen sich immer weniger und sitzen mehr am Computer
                    - dramatischer Rückgang in den Reitvereinen
                    - fehlender männlicher Reiternachwuchs
                    - Weltwirschafts- und Finanzkrise etc., etc., etc....

                    Diese Probleme stellen eine gewaltige Herausforderung dar. Wer überhaupt, wenn nicht die Pferdezuchtverbände und die FN kann hier etwas ausrichten?? Nur weiter wie bisher untätig den Niedergang abzuwarten und allein auf eine "Gesundschrumpfung" des Marktes zu setzen, halte ich nicht für ausreichend!

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                    • Zitat von druenert Beitrag anzeigen
                      Im Spitzensport landet nur eine relativ kleine Gruppe. Das ist richtig. Aber ohne Spitzensport und ohne kontinuierliche, streng nach Leistung selektierte Vollblutzufuhr schleichen sich in jeder Pferdezucht nach wenigen Generationen massive Degenerationserscheinungen ein.
                      Durch ein Zuchtziel "braves Freizeitpferd mit makellosem Exterieur" kann man höchstens ein Heer von Weicheiern,Krüppeln und Invaliden produzieren. Das wäre allenfalls ein Konjunkturprogramm für unsere Tierärzte!

                      Kommentar

                      • freestyle
                        • 05.02.2012
                        • 130

                        druenert, was ich meine sind die hochsensiblen, elektrischen Bewegungswunder die dem Spitzensport entgegen kommt, aber vom Amatuer vom Schwung und Dynamik nicht auszusitzen sind und durch ihre Feinfühligkeit von denen nur schwer bedienbar sind. Und da gebe ich Caspar recht, wenn an der Basis besser geritten würde wären es fürs Pferd besser, den Reiter angenehmer und dem Züchter leichter sein Pferd zu verkaufen.

                        Deinem letzten Posting kann ich voll zustimmen!
                        Zuletzt geändert von freestyle; 22.08.2012, 16:23. Grund: Ergänzung

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                        • Arielle
                          • 23.08.2010
                          • 2838

                          @druenert: Ja, das sind alles Gründe für die rückläufige Nachfragemenge, sie stellen nicht das ökonomische Prinzip von Angebot und Nachfrage infrage. Sie machen aber eindrücklich deutlich, wie wenig beeinflussbar die Nachfrageseite im Binnenmarkt durch uns Züchter und/oder unsere ZV und FN/FEI ist. Selbst wenn es gelänge hier und da etwas zu verbessern, ich fürchte es wird niemals ausreichen, den "Produktionsüberhang" zu kompensieren. Offensichtlich haben wir schon etliche Jahre zu viele Pferde produziert, die jetzt noch sozusagen als 1 -8jährige in der pipeline sind. Erst wenn dieser Überschuss aufgebraucht ist, kann sich das Preisbarometer wieder nach oben bewegen. Beweis: Die jüngsten Fohlenauktionen: Die Geburtenzahl in 2012 ist schon um ca. 30 % reduziert gegenüber dem Top-Jahr 2008/2009? Und was "der Markt" daraus gemacht hat, haben wir jüngst erlebt, die Talfahrt hat sich fortgesetzt.

                          Ich könnte noch einige Gründe für den Rückgang der Nachfrage hinzufügen, wir sind im Wettbewerb um das Finanzbudget aber auch um das Zeitbudget der Käufer: Rückläufige Anzahl Kinder, Ganztagsschule, Attraktivität neuer Medien auf Kindern, Komprimierung der Schulzeit G8 etc. etc.
                          http://www.zuechtergewerkschaft.com/

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                          • @benji, ich weiß, wo Ihr seid.
                            Aber auch da gibt es nicht nur hochpreisige Pferde.
                            Und wenn Du nur mal hier in diesem Forum liest, dann weisst auch Du, wo der Durchschnittspreis liegt.

                            Ich bin auch schon ein bisschen rumgekommen und ich weiß ungefähr, was wofür ausgegeben wird.

                            In einem allerdings muss ich Dir absolut beipflichten.
                            Es herrscht ein deutlicher Mangel an gut im Sinne von seriös ausgebildeten Pferden.
                            Solche Pferde, die dazu auch unkompliziert in der Handhabung sind werden gesucht und bringen ihr Geld.
                            Da hat aber der Züchter idR nix davon, weil die wenigsten Züchter 6-12 Monate lang 600 € für Pension und Beritt zahlen können. Und dann muss das Pferdchen mindestens 15000 €uronen bringen.

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                            • firewomen
                              • 19.11.2009
                              • 171

                              Hallo druenert,

                              Prof. Matthew Binns (ja der heißt wirklich so und ist keine Erfindung aus den Harry Potter Büchern), der wohl führende Genetiker in der Vollblutzucht, kommt in seinen Untersuchungen zu dem Ergebnis, dass für den späteren Erfolg eines Rennpferdes maximal 32 Prozent Vererbung verantwortlich sind. Der Rest sei umweltbedingt. Nun kann man den Erfolg eines Rennpferdes vielleicht nicht eins zu eins auf die Reitpferde übertragen, da für den Erfolg eines Spring-, Dressur- oder Vielseitigkeitspferdes möglicherweise mehr Faktoren eine Rolle spielen als im Rennpferdebereich. Dennoch finde ich diese Aussage höchst bemerkenswert und sie lässt den künstlich aufgeputschten Trubel um tatsächliche und angebliche Top-Hengste doch in einem neuen Licht erscheinen (unabhängig davon, dass ich die Qualität oder die Defizite der Mutterstute für etwas wichtiger als die des Vatertieres erachte). Prinzipiell bin ich eh der Meinung, dass man bei der Auswahl des Vatertieres viel stärker darauf achten sollte, ob durch seinen Einsatz Defizite der Mutter möglicherweise kompensieren werden können als das der Vater positive Eigenschaften der Mutter noch verstärken kann.

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                              • druenert
                                • 25.11.2009
                                • 1998

                                Zitat von Arielle Beitrag anzeigen
                                @druenert: Ja, das sind alles Gründe für die rückläufige Nachfragemenge, sie stellen nicht das ökonomische Prinzip von Angebot und Nachfrage infrage. Sie machen aber eindrücklich deutlich, wie wenig beeinflussbar die Nachfrageseite im Binnenmarkt durch uns Züchter und/oder unsere ZV und FN/FEI ist.
                                Nachfrage erzeugt Nachfrage und Rückgang erzeugt weiteren Rückgang. Den Rang als führendes Pferdezuchtland haben andere uns längst abgelaufen. Dadurch verschiebt sich die Nachfrage anderswohin. Leider wurde die Reduzierung der Pferde-Geburtenzahlen der letzten Jahre von uns nicht zu einer verschäften Selektion genutzt, sondern das Qualitätsniveau ist in der Breite eher gesunken. Wir haben Ausverkauf und Zucht ohne Nachhaltigkeit betrieben. Dadurch kommt auch bei immer weiter verknapptem Angebot die Nachfrage nicht wieder richtig in Gang. Typen wie damals Dr. Gustav Rau wären heute notwendig, um Kampagnen zu entfachen, um zu retten was noch zu retten ist, um das Image des Reitsportes und das breitere Interesse am Pferd wiederzubeleben, um der ganzen Pferdebranche wieder Stimme und Gewicht zu verleihen.

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                                • druenert
                                  • 25.11.2009
                                  • 1998

                                  Zitat von firewomen Beitrag anzeigen
                                  Prof. Matthew Binns, der wohl führende Genetiker in der Vollblutzucht, kommt in seinen Untersuchungen zu dem Ergebnis, dass für den späteren Erfolg eines Rennpferdes maximal 32 Prozent Vererbung verantwortlich sind. Der Rest sei umweltbedingt. Nun kann man den Erfolg eines Rennpferdes vielleicht nicht eins zu eins auf die Reitpferde übertragen, da für den Erfolg eines Spring-, Dressur- oder Vielseitigkeitspferdes möglicherweise mehr Faktoren eine Rolle spielen als im Rennpferdebereich. Dennoch finde ich diese Aussage höchst bemerkenswert und sie lässt den künstlich aufgeputschten Trubel um tatsächliche und angebliche Top-Hengste doch in einem neuen Licht erscheinen (unabhängig davon, dass ich die Qualität oder die Defizite der Mutterstute für etwas wichtiger als die des Vatertieres erachte).
                                  Völlig richtig! Landstallmeister Dr. Görbert bezifferte bei seinem Vortrag zu unserem Züchterabend den genetischen Anteil in der Reitpferdezucht gar nur auf 25%.

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                                  • Alfons
                                    • 03.01.2009
                                    • 2551

                                    Zitat von druenert Beitrag anzeigen
                                    Diese Erklärung ist mir zu simpel. Meiner Ansicht nach befindet sich die ganze Pferdewelt z. Z. in einer Abwärtsspirale, die komlexere Ursachen hat. Das hat viel mit gesellschaftlichen Prozessen, geänderten Gewohnheiten, Wertewandel und Politik zu tun. Ich sehe u. a. folgende Faktoren:
                                    - allgemeiner Rückgang der gesellschaftlichen Akzeptanz des Reitsports
                                    - fehlende Pferde-, Reiter-, Züchterlobby in der Politik
                                    - völlig fehlgeleitete Tierschutzdebatte (Sicht des Leistungssports oder Brandzeichen als Tierquälerei)
                                    - überzogene Dopingdiskussion ( Verbot auch von therapeutisch eingestzter Medikation)
                                    - Sponsoring-Rückgang
                                    - bürokratisierte, verteuerte Pferdehaltungsstandards mit drakonischen Strafandrohungen bei Verstößen
                                    - laufend verschärfte Umweltauflagen (Reitverbote, Mistlagerung, -entsorgung, Stallbau)
                                    - ungerechtes Pferdeverkaufsrecht
                                    - ständig steigende Unkosten, Mehrwertsteuererhöhung, Pferdesteuerdiskussion, Gebührenerhöhungen
                                    - politisch zerstörte Gewinnerzielungsmöglichkeiten in der Pferdezucht
                                    - allgemeine Entfremdung von der Natur
                                    - nachlassendes Interesse am Lebewesen Pferd
                                    - die Menschen bewegen sich immer weniger und sitzen mehr am Computer
                                    - dramatischer Rückgang in den Reitvereinen
                                    - fehlender männlicher Reiternachwuchs
                                    - Weltwirschafts- und Finanzkrise etc., etc., etc....

                                    Diese Probleme stellen eine gewaltige Herausforderung dar. Wer überhaupt, wenn nicht die Pferdezuchtverbände und die FN kann hier etwas ausrichten?? Nur weiter wie bisher untätig den Niedergang abzuwarten und allein auf eine "Gesundschrumpfung" des Marktes zu setzen, halte ich nicht für ausreichend!
                                    ja, es ist schon elendig..Pferdezuchtverbände/FN - die sind mit ihrem ureigenen Programm schon ganz schön ausgelastet. Es fehlt an einer verbandsübergreifenden "Institution", die sich auch Lobby-aktiv mit dem Herabreichen diverser Verordnungen, Chippen, Brand, Steuer, Impfungen im Sinne von Zucht und Sport kritisch auseinandersetzt.

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                                    • hannoveraner
                                      • 11.06.2003
                                      • 3238

                                      Zitat von firewomen Beitrag anzeigen
                                      ... Prinzipiell bin ich eh der Meinung, dass man bei der Auswahl des Vatertieres viel stärker darauf achten sollte, ob durch seinen Einsatz Defizite der Mutter möglicherweise kompensieren werden können als das der Vater positive Eigenschaften der Mutter noch verstärken kann. [/FONT]
                                      wieso das denn dann?? Genetik hat doch so wenig mit der Leistung zu tun sagen die Profs.... dann doch lieber dem Marketing-Aspekt folgen und populäre Namen vermehren. Klingt mir erfolgsversprechender wenn ich alles auf dieser Ebene betrachte!!

                                      sorry, aber Du sprichst selbst an, was die derzeit noch moderne heritabilitäten-glüubigkeit nicht berücksichtigt: Dominanz & Epistasie sowie Effekte der Epigenetik (welches Du nicht angesprochen hast)!!

                                      Sicher brauchen die absoluten Spitzenpferde ebensolche Reiter. Immerhin ist es olympischer Sport für den reiter und auch dessen leistung. keine frage sind die sportleistungen deswegen mit geringer erblichkeit. wäre die heritabilität für platzierung extrem hoch, bräuchte gar kein wettkampf gemacht werden!!

                                      die Tierzüchter werden auch noch umdenken oder sind am umdenken. so einfach wird das komplexeste system nicht durch wahrscheinlichkeitsrechnung durchschaut .... gott sei dank!
                                      auch wenn ich mal was kritisches schreibe, ich meine es nicht persönlich  

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                                      • Benjie
                                        • 02.06.2003
                                        • 3226

                                        Hallo druenert,

                                        Prof. Matthew Binns (ja der heißt wirklich so und ist keine Erfindung aus den Harry Potter Büchern), der wohl führende Genetiker in der Vollblutzucht, kommt in seinen Untersuchungen zu dem Ergebnis, dass für den späteren Erfolg eines Rennpferdes maximal 32 Prozent Vererbung verantwortlich sind. Der Rest sei umweltbedingt. Nun kann man den Erfolg eines Rennpferdes vielleicht nicht eins zu eins auf die Reitpferde übertragen, da für den Erfolg eines Spring-, Dressur- oder Vielseitigkeitspferdes möglicherweise mehr Faktoren eine Rolle spielen als im Rennpferdebereich. Dennoch finde ich diese Aussage höchst bemerkenswert und sie lässt den künstlich aufgeputschten Trubel um tatsächliche und angebliche Top-Hengste doch in einem neuen Licht erscheinen (unabhängig davon, dass ich die Qualität oder die Defizite der Mutterstute für etwas wichtiger als die des Vatertieres erachte). Prinzipiell bin ich eh der Meinung, dass man bei der Auswahl des Vatertieres viel stärker darauf achten sollte, ob durch seinen Einsatz Defizite der Mutter möglicherweise kompensieren werden können als das der Vater positive Eigenschaften der Mutter noch verstärken
                                        jetzt behaupte ich aber das man mit optimalen reiten und optimalen managment höchstens 100% der leistungsfähigkeit eines pferdes rausholen kann.
                                        man kann aus einem ackergaul kein rennpferd machen und ein pferd das von natur aus kein vermögen mitbringt wird nie einen grossen preis im springen gewinnen. alles was ein pferd kann und was es zeigt ist in ihm, man kann nichts dazureiten.
                                        ...ich rate euch vor allem, die Zuchtstuten in Ehren zu halten;
                                        ihr Rücken ist ein Thron der Ehre und ihr Unterleib ein unerschöpflicher Schatz.
                                        (100.Koransure)
                                        http://www.arcor.de/palb/thumbs_publ...lbumID=4094841
                                        http://www.arcor.de/palb/thumbs_publ...lbumID=4095145

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                                        • gina
                                          • 06.07.2010
                                          • 1857

                                          Zitat von druenert Beitrag anzeigen
                                          Im Spitzensport landet nur eine relativ kleine Gruppe. Das ist richtig. Aber ohne Spitzensport und ohne kontinuierliche, streng nach Leistung selektierte Vollblutzufuhr schleichen sich in jeder Pferdezucht nach wenigen Generationen massive Degenerationserscheinungen ein.
                                          Durch ein Zuchtziel "braves Freizeitpferd mit makellosem Exterieur" kann man höchstens ein Heer von Weicheiern,Krüppeln und Invaliden produzieren. Das wäre allenfalls ein Konjunkturprogramm für unsere Tierärzte!
                                          danke dafür.....

                                          das IST ein konjunkturprogramm für ta`s und noch einige berufe mehr rund ums pferd....

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