Beerbaums Geständnis schockt den Reit-Verband
Von Michael Rossmann, dpa
Hannover (dpa) - Das Geständnis von Ludger Beerbaum über den
Umgang mit Medikamenten hat den Deutschen Reitsport erschüttert. «Ich
bin einigermaßen geschockt und entsetzt», sagte am Montag Breido Graf
zu Rantzau, der Präsident der Deutschen Reiterlichen Vereinigung
(FN). Der Verbandschef kündigte eine Untersuchung an: «Es ist
vollkommen klar, dass wir uns damit beschäftigen müssen.» Beerbaum,
der erfolgreichste Springreiter der vergangenen 20 Jahre, hatte
gegenüber der «Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung» eingeräumt:
«Im Laufe der Jahre habe ich mich darin eingerichtet, auszuschöpfen,
was geht.»
Beerbaums Geständnis ist der vorläufige Höhepunkt der Enthüllungen
seit den Vorfällen bei den Olympischen Spielen 2008 in Hongkong. Der
Weltklasse-Reiter aus Riesenbeck bekannte: «In der Vergangenheit
hatte ich die Haltung: Erlaubt ist, was nicht gefunden wird.»
Immerhin versprach er Läuterung: «Das ist heute nicht mehr
aufrechtzuerhalten.» Die Bekenntnisse sind vor allem deshalb brisant,
weil die deutsche Springreiter-Mannschaft nach den Olympischen
Spielen 2004 in Athen die Goldmedaille verloren hatte. Bei Beerbaums
Pferd Goldfever waren Spuren von Betamethason gefunden worden, was
zwar nicht als Doping, aber als verbotene Medikation eingestuft
worden war.
Der durch den Dopingfall von Christian Ahlmann in Hongkong und die
umstrittene Behandlung von Marco Kutschers Olympia-Pferd Cornet
Obolensky in die Enge getriebene Verband ist verzweifelt bemüht, den
jetzt schon immensen Schaden zu begrenzen. Ein FN-Sprecher betonte am
Montag: «Die Aussagen von Ludger Beerbaum stehen für seine Person,
sie lassen sich nicht auf den gesamten Spitzensport übertragen.» Er
kündigte «intensive Gespräche mit Beerbaum» an.
Es scheint auch ein Machtkampf zwischen dem einflussreichen
Beerbaum und der Verbandszentrale in Warendorf zu sein. «Da wird ein
bisschen gezündelt», sagte Beerbaum. Der Verband geht nun weiter auf
Distanz zu seinem erfolgreichsten Reiter. Die FN, die zunächst bei
Ahlmann Härte zeigte und dann bei der Aufarbeitung der Kutscher-
Affäre ein schlechtes Bild abgab, steht enorm unter Druck - nicht
zuletzt wegen der laufenden Verhandlungen über neue TV-Verträge.
Dass es sich bei Beerbaum - wie die FN nun zu erklären versucht -
tatsächlich um einen Einzelfall handelt, ist schon allein wegen der
Vorkommnisse bei Ahlmann und Kutscher unwahrscheinlich. Zudem hatten
bereits in den vergangenen Tagen diverse Aussagen darauf hingewiesen,
dass das Problem viel größer als bisher angenommen ist.
Reinhard Wendt, Delegationsleiter in Hongkong, glaubt inzwischen,
«dass Manipulationen und Regelverstöße weiter verbreitet sind, als
ich es vermutet habe». Er habe den «Eindruck, dass sich über die
Jahre Handlungsweisen entwickelt haben, die einerseits bei einigen
Reitern als normal empfunden werden, andererseits nicht mit dem
Reglement übereinstimmen». Der langjährige Verbands-Chef Hanfried
Haring befürchtet: «Wir haben es vielleicht doch mit einer Art
Flächenbrand zu tun.»
251145 Mai 09
Von Michael Rossmann, dpa
Hannover (dpa) - Das Geständnis von Ludger Beerbaum über den
Umgang mit Medikamenten hat den Deutschen Reitsport erschüttert. «Ich
bin einigermaßen geschockt und entsetzt», sagte am Montag Breido Graf
zu Rantzau, der Präsident der Deutschen Reiterlichen Vereinigung
(FN). Der Verbandschef kündigte eine Untersuchung an: «Es ist
vollkommen klar, dass wir uns damit beschäftigen müssen.» Beerbaum,
der erfolgreichste Springreiter der vergangenen 20 Jahre, hatte
gegenüber der «Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung» eingeräumt:
«Im Laufe der Jahre habe ich mich darin eingerichtet, auszuschöpfen,
was geht.»
Beerbaums Geständnis ist der vorläufige Höhepunkt der Enthüllungen
seit den Vorfällen bei den Olympischen Spielen 2008 in Hongkong. Der
Weltklasse-Reiter aus Riesenbeck bekannte: «In der Vergangenheit
hatte ich die Haltung: Erlaubt ist, was nicht gefunden wird.»
Immerhin versprach er Läuterung: «Das ist heute nicht mehr
aufrechtzuerhalten.» Die Bekenntnisse sind vor allem deshalb brisant,
weil die deutsche Springreiter-Mannschaft nach den Olympischen
Spielen 2004 in Athen die Goldmedaille verloren hatte. Bei Beerbaums
Pferd Goldfever waren Spuren von Betamethason gefunden worden, was
zwar nicht als Doping, aber als verbotene Medikation eingestuft
worden war.
Der durch den Dopingfall von Christian Ahlmann in Hongkong und die
umstrittene Behandlung von Marco Kutschers Olympia-Pferd Cornet
Obolensky in die Enge getriebene Verband ist verzweifelt bemüht, den
jetzt schon immensen Schaden zu begrenzen. Ein FN-Sprecher betonte am
Montag: «Die Aussagen von Ludger Beerbaum stehen für seine Person,
sie lassen sich nicht auf den gesamten Spitzensport übertragen.» Er
kündigte «intensive Gespräche mit Beerbaum» an.
Es scheint auch ein Machtkampf zwischen dem einflussreichen
Beerbaum und der Verbandszentrale in Warendorf zu sein. «Da wird ein
bisschen gezündelt», sagte Beerbaum. Der Verband geht nun weiter auf
Distanz zu seinem erfolgreichsten Reiter. Die FN, die zunächst bei
Ahlmann Härte zeigte und dann bei der Aufarbeitung der Kutscher-
Affäre ein schlechtes Bild abgab, steht enorm unter Druck - nicht
zuletzt wegen der laufenden Verhandlungen über neue TV-Verträge.
Dass es sich bei Beerbaum - wie die FN nun zu erklären versucht -
tatsächlich um einen Einzelfall handelt, ist schon allein wegen der
Vorkommnisse bei Ahlmann und Kutscher unwahrscheinlich. Zudem hatten
bereits in den vergangenen Tagen diverse Aussagen darauf hingewiesen,
dass das Problem viel größer als bisher angenommen ist.
Reinhard Wendt, Delegationsleiter in Hongkong, glaubt inzwischen,
«dass Manipulationen und Regelverstöße weiter verbreitet sind, als
ich es vermutet habe». Er habe den «Eindruck, dass sich über die
Jahre Handlungsweisen entwickelt haben, die einerseits bei einigen
Reitern als normal empfunden werden, andererseits nicht mit dem
Reglement übereinstimmen». Der langjährige Verbands-Chef Hanfried
Haring befürchtet: «Wir haben es vielleicht doch mit einer Art
Flächenbrand zu tun.»
251145 Mai 09
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