Zucht - Warum uns das Ausland überholt

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  • carolinen
    • 11.03.2010
    • 3563

    #41
    Das ist nun aber reine BWL und VWL, die da zum tragen kommt !
    Man weiss, der frisch gekaufter Hengst darf sagen wir mal X Stuten decken. Daraus ergeben sich logischerweise recht fixe Einnahmen. Denn man weiss auch, dass der Preis für eine Decktaxe nicht nicht endlos elastisch ist (als nicht endlos nach oben angehoben werden kann, weil ab einen gewissen Punkt der Nachfragerückgang bei höherem Preis einen wieder einholt). Also musst man nunmehr einen Preis (er-)finden, den Züchter bereit sein werden, zu zahlen. Damit wird entsprechend unter Berücksichtigung anfallender Kosten sowohl für den Hengst selber als auch der indirekten Kosten (Anlage auf der er steht, Personal etc.) eine Rentabilitätsrechnung aufgestellt, bei der auch noch eine Verzinsung auf die Investitionssumme eingeplant werden muss.
    Aufgrund der Tatsache, dass durch eine Deckzahlenbeschränkung die erzielbaren Einnahmen relativ gedeckelt sind, haben alle Hengstinvestoren ähnlich Rechnungen und kommen wahrscheinlich bei der ungefähr gleichen Zahl raus, die sie als Investition aufbringen wollen würden und können.
    Das bedeutet dann, das schlagartig alle Bieter auf einer Auktion bei ungefähr der gleichen für sie noch rentablen Investitionssumme aussteigen werden. Wollte ich dann als Investor noch Risikoverteilung betreiben und nicht einen Hengst, sondern zwei kaufen, steige ich sicher noch eher aus.
    Was ich damit ausdrücken will der einzelne Hengst wird wahrscheinlich nicht mehr so teuer werden, weil aufgrund der Beschränkung die Rentabilität zu einer anderen Investitionssumme kommen mag als unter heutigen Bedingungen mit unbeschränkten Deckzahlen ! Und damit zieht das, was Wilabi beschrieben hat ganz klar nach.

    Keine Magic - pure Ökonomie - die sicherlich dem einen oder anderem Leser aufgrund seines beruflichen Hintergrundes näher liegen mag als anderen.
    Herr - Laß es Hirn regnen oder Steine - egal - Hauptsache Du triffst !

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    • Arielle
      • 23.08.2010
      • 2852

      #42
      Zitat von C-Inkognito Beitrag anzeigen
      Für die Junghengst ja - für die etwas älteren Hengste dann nicht.

      Ob da vorsichtiger kalkuliert wird ... das glaube ich noch gar nicht - ich würde mal sagen, es wird "anders" kalkuliert, und zwar langfristiger und diversifizierter. Man setzt dann nicht mehr nur auf den einen Superstar, sondern kauft einfach ein paar mehr Hengste ein, von denen 1-2 dann hoffentlich einschlagen. Mit anderen Worten, es würde mehr in die Breite investiert als in die vermeintliche Spitze, was dem Gesamtmarkt eigentlich nur gut tun kann. Denn postuliert man mal im Modell (unrealistisch, aber man muss ja ein paar Randgrößen bei seinen Überlegungen fix halten), dass der Gesamtmarkt an zu bedeckenden Stuten konstant bleibt und auch das Deckgeldniveau, dann bleibt dem Hengsthalter genauso viel Geld übrig zu investieren wie heute auch - er wird es bloss mehr in die Breite investieren, um sein mittel- bis langfristiges Risiko zu streuen ... so wie es auch jedes vernünftige Industrieunternehmen machen würde, außer sie sind in einem "Hype-Markt" aktiv.

      Oder mache ich dabei jetzt einen Gedankenfehler?
      Kein Gedankenfehler. Ich sehe das ähnlich. Ein "Enthypen" gebraucht der Markt m.E, wirklich um wieder in ein Fahrwasser zu kommen, in dem es mindestens den 50 % erfolgreicheren Züchtern gelingt, ihre Produkte mindestens kostendeckend zu verkaufen. Das ist kein hoher Anspruch!

      Allerdings kann ich mir auch mit größter Fantasie nicht vorstellen, dass dies bei den gegenwärtigen Verbandsstrukturen auch nur im Ansatz gelingen kann. Kein Verband kann im Augenblick auf die Einnahmen verzichten, die er mit "Lohnkörungen für den Markt - nicht für die Zucht!" im Augenblick erzielt.
      Wenn sich die Verbands-Strukturen nicht einschneidend ändern, bleibt jede noch so verlockende Veränderung eine schöne, aber leider vollkommen nutzlose Träumerei.

      Oder sieht jemand einen anderen Ausweg?
      http://www.zuechtergewerkschaft.com/

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      • C-Inkognito
        Gesperrt
        • 27.11.2008
        • 2354

        #43
        Zitat von Arielle Beitrag anzeigen
        Wenn sich die Verbands-Strukturen nicht einschneidend ändern, bleibt jede noch so verlockende Veränderung eine schöne, aber leider vollkommen nutzlose Träumerei.
        Welche konkreten Verbandsstrukturen betrachtest Du denn als hinderlich, und was sind die genauen Gründe, die Dich zu dem Schluss kommen lassen?

        P.S.: Einen deutschen Einheitszuchtverband will keiner der beteiligten Zuchtverbände - ich auch nicht.
        Zuletzt geändert von C-Inkognito; 20.02.2014, 16:30.

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        • #44
          Zitat von carolinen Beitrag anzeigen

          Was ich damit ausdrücken will der einzelne Hengst wird wahrscheinlich nicht mehr so teuer werden, weil aufgrund der Beschränkung die Rentabilität zu einer anderen Investitionssumme kommen mag als unter heutigen Bedingungen mit unbeschränkten Deckzahlen ! Und damit zieht das, was Wilabi beschrieben hat ganz klar nach.
          Oder künstlich in die höhe getrieben um eine hohe Decktaxe zu verlangen um eine Gewisse "Züchtergruppe" zu treffen etc.. Ich denke alles ist möglich - hierbei kann aber auch der "Nieschenhengst", der ggf. mehr Qualität besitzt/vererben würde mehr Chancen erhalten wie solchen 2-300 Stutendecker und mehr eben heute.

          Ich sehe in der Idee v. Wilabi und C-Inkognito mehr gutes wie schlechtes!!.

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          • hannoveraner
            • 11.06.2003
            • 3273

            #45
            ich bin mir gar nicht sicher, ob eine Stutenbegrenzung rechtlich durchsetzbar ist! Da wird es verschiedene Orte in der Gesetzgebung geben, die dieses verhindern werden. Bliebe also die Reglementierung über Sonderabgaben ab Fohlenschein x. Verbandsübergreifend glaub ich im Traum dran, dass es in derzeitiger Lage möglich ist.

            Und wacht auf: dieser Hype ist Opium fürs Volk und entscheidende Triebfeder für unsere heutige Zucht.

            Bei Euren ökonomischen Betrachtungen bedenkt noch den zu erwartenden Wert beim Verkauf sowie den möglichen Marketinghype für die ersten Nachkommen. Das sind Szenarien, die spannend wären, aber es muss nicht zwingend besser werden. Ich glaub nicht, dass die Züchter oder Käufer rationaler handeln würden....
            auch wenn ich mal was kritisches schreibe, ich meine es nicht persönlich  

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            • C-Inkognito
              Gesperrt
              • 27.11.2008
              • 2354

              #46
              Zitat von Arielle Beitrag anzeigen
              Ein "Enthypen" gebraucht der Markt m.E. ...
              Einen ersten zaghaften Schritt des enthypens ist der Hannoveraner Verband ja bereits vor Jahren gegangen, indem sie (übrigens bis heute der einzige Zuchtverband) den Körungssieger abgeschafft haben. Wie wilabi aber schon sagte, dass kann auch nur in einer konzertierten Aktion der deutschen Zuchtverbände funktionieren ... ein einziger Zuchtverband mit seinen Zwängen und Nöten arbeitet da auf verlorenem Posten.

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              • C-Inkognito
                Gesperrt
                • 27.11.2008
                • 2354

                #47
                Zitat von hannoveraner Beitrag anzeigen
                Verbandsübergreifend glaub ich im Traum dran, dass es in derzeitiger Lage möglich ist.
                Du glaubst im Traum dran, Du glaubst nur im Traum dran, oder Du glaubst nicht im Traum dran?

                Was sind die Gründe, die Dich (nicht) dran glauben lassen?

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                • C-Inkognito
                  Gesperrt
                  • 27.11.2008
                  • 2354

                  #48
                  Zitat von hannoveraner Beitrag anzeigen
                  ich bin mir gar nicht sicher, ob eine Stutenbegrenzung rechtlich durchsetzbar ist! Da wird es verschiedene Orte in der Gesetzgebung geben, die dieses verhindern werden. Bliebe also die Reglementierung über Sonderabgaben ab Fohlenschein x. ...
                  Wo ein Wille, da ein Weg. Die Frage ist aus meiner Sicht vielmehr, ob der einheitliche Wille zustande kommen kann.

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                  • C-Inkognito
                    Gesperrt
                    • 27.11.2008
                    • 2354

                    #49
                    Zitat von hannoveraner Beitrag anzeigen
                    Ich glaub nicht, dass die Züchter oder Käufer rationaler handeln würden....
                    Müssen sie auch gar nicht.

                    Ein 5-6jähriger Hengst oder etwas älter, der lektionssicher und mit Ausstrahlung Züchter in den Bann zieht, wird seine Fans haben, es gibt erste Erkenntnisse in welche Richtugn er sich vererbt, und kann doch dann auch gerne gehypt und unbegrenzt auf die Züchter losgelassen werden. Das ist doch auch Opium ... aber der gute Stoff.

                    Und der Käufer kauft sowieso immer nur das, von dem er denkt, dass alle das toll finden bzw. es wieder gut zu verkaufen ist. Donnerhalls waren auch immer gut zu verkaufen, auch wenn sie als Fohlen nicht die Ankommer waren.

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                    • wilabi
                      • 21.05.2008
                      • 2338

                      #50
                      Zitat von C-Inkognito Beitrag anzeigen
                      Das mit der HLP ist doch heute schon so, oder denkst Du, dass ein Dr. Watson oder Fantastic den gleichen Zuspruch haben werden wie letztes Jahr!? Das ist absolut das gleiche Risiko.
                      Und genau die beiden Beispiele sind es doch: Im ersten Jahr ohne HLP durch 4 Monate geschicktes Marketing von der Körung bis zu den HV's wecken der Begehrlichkeiten. Kein grosser Aufwand - man musste die beiden eigentlich nur publikumsgerecht zusammenschustern - 3/4 gut gemachte Vorführungen reichen. 150-200 Stuten - die Kasse stimmt.
                      Wenn diese beiden Einkäufe vor dem Deckeinsatz durch ihre Prüfungen schon entzaubert worden wären, dann hätten die nicht einen Bruchteil davon gedeckt. (Fantastic erstmal goar nix.....)

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                      • hannoveraner
                        • 11.06.2003
                        • 3273

                        #51
                        ...ich glaub im Traum nicht dran! Die Gründe wurden schon gebracht. Die augenblickliche Zucht ist auf Verbandsvermarktung ausgelegt und eine politisch einflussreiche Gruppe hat sicher kein Interesse an einer Änderung. Das diese Änderungen zeitgleich in allen Verbänden umsetzbar sind, halte ich eigentlich für unmöglich.
                        auch wenn ich mal was kritisches schreibe, ich meine es nicht persönlich  

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                        • #52
                          att. C-Inkognito hast Du irgendwas geraucht, dass Du meine schon so lange vergebens in die Welt getröteten Völkerverständigungs-Devisen erhört hast? Ich bin entzückt, das ist genau meine Meinung!

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                          • C-Inkognito
                            Gesperrt
                            • 27.11.2008
                            • 2354

                            #53
                            Zitat von Kareen Beitrag anzeigen
                            att. C-Inkognito hast Du irgendwas geraucht, dass Du meine schon so lange vergebens in die Welt getröteten Völkerverständigungs-Devisen erhört hast? Ich bin entzückt, das ist genau meine Meinung!

                            Nöh, rauche tue ich gar nicht. Ich habe auch niemanden "erhört" ... passt nicht zu mir.

                            Bin mir auch nicht sicher, ob Du mit "Völkerverständigung" das Gleiche meinst wie ich. Es gibt halt ein paar wenige Dinge, die kann ein einzelner Zuchtverband nicht alleine regeln ... genauso wie einige Dinge in der Politik, die in einer globalisierten Welt über Ländergrenzen hinweg gelöst werden müssen wie z.B. Datensicherheit und Privatsphäre. Das dies schwierig ist, auf Widerstände trifft, und nicht im Einklang mit den Interessen von manchen Beteiligten ist, sieht man tagtäglich ... also mit ungewissem Ausgang wie hannoveraner berechtigt anmerkt. Und die Erkenntnis, dass etwas über Verbandsgrenzen hinweg Regelung bedarf, bedeutet aber noch LANGE NICHT Infragestellung des eignen Zuchtverbands und der eigenen Identität als Zuchtverband inklusive Vermarkungsorganisation, Einheitszuchtverband, Gleichmacherei, und wir fassen uns alle bei der Hand und haben uns alle lieb. Neeh, dafür bin ich nicht der richtige Typ.

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                            • druenert
                              • 25.11.2009
                              • 2074

                              #54
                              Zitat von hannoveraner Beitrag anzeigen
                              ...ich glaub im Traum nicht dran! Die Gründe wurden schon gebracht. Die augenblickliche Zucht ist auf Verbandsvermarktung ausgelegt und eine politisch einflussreiche Gruppe hat sicher kein Interesse an einer Änderung. Das diese Änderungen zeitgleich in allen Verbänden umsetzbar sind, halte ich eigentlich für unmöglich.
                              Ich auch nicht. Die ganze Diskussion hier mit all den Verschlimmbesserungsvorschlägen sehe ich fern jeder Realität. Sie geht an den eigentlichen Ursachen der Misere vollkommen vorbei und taugt daher allenfalls für den Mülleimer.
                              Wer kann es den Züchtern verdenken, dass sie bevorzugt für den risikoärmeren Fohlenmarkt produzieren, anstatt Reitpferde zu züchten, bei denen sie absehbar ihr Geld verbrennen?!!
                              Reit- und Springpferdequalität zu züchten lohnt sich in Deutschland nicht mehr. Die Aufzucht-, Ausbildungs-, Tierarzt-, Röntgen-, Rechtsanwalts-, Mehrwertsteuer,- Provisionskosten und Verbandsgebühren steigen und steigen, wie auch die Risiken, in den Tüv- oder Verkaufsrecht-Fallstricken hängen zu bleiben. Gleichzeitig mindern sich die Chancen, adäquate Erlöse zu erzielen. Der Züchter hat immer die Arschkarte. Solange sich an diesen Rahmenbedingungen nichts ändert und für echte Qualität keine angemessenen Preise erwartet werden können, ist die ganze Diskussion für die Katz!

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                              • monka
                                • 22.02.2010
                                • 2539

                                #55
                                @ druenert

                                kurz und knapp auf den Punkt gebracht!

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                                • Arielle
                                  • 23.08.2010
                                  • 2852

                                  #56
                                  Zitat von C-Inkognito Beitrag anzeigen
                                  Welche konkreten Verbandsstrukturen betrachtest Du denn als hinderlich, und was sind die genauen Gründe, die Dich zu dem Schluss kommen lassen?

                                  P.S.: Einen deutschen Einheitszuchtverband will keiner der beteiligten Zuchtverbände - ich auch nicht.
                                  Vorweg: Einem Einheitszuchtverband angehören zu müsse wäre mir das absolute Greul. Das würde zurück zu den alten (Gebiets-) Monopolen bedeuten. Und Verbandsmonopole sind der Humus auf denen gottähnliche Funktionäre heranwachsen, das Gegenteil von alerten, agile, flexiblen, "Managern der Zucht" die beruflich nur reüssieren können, wenn sie den sie bezahlenden Züchtern einen exzellenten Service liefern.

                                  Zu den Verbandsstrukturen: Ich denke wir haben das Thema aus den verschiedensten Blickwinkeln bereits diskutiert: Wesentlichste Erkenntnis daraus: In dem schrumpfenden Pferdemarkt haben sich die Züchter durch Reduktion der Bedeckungszahlen ziemlich schnell angepasst, hier funktioniert der Markt also. Nicht, oder nur unzureichend schnell und absolut nicht umfassend genug, passt sich unsere Verbändestruktur an. S

                                  tatt neue Märkte zu erschließen, neue Absatzstrukturen für die Masse der guten aber eben nicht elitären Pferde zu schaffen, für wirkungsvolle Lobbyarbeit zu sorgen, versuchen wieder vernünftige Rahmenbedingungen im politischen Raum zu bekommen etc. etc., konzentrieren sich die Verbände aufs individuelle Überleben, wohl wissend, dass dies nicht für jeden Verband möglich sein kann. Dabei kommt es dann zu Erscheinungen wie u.a. auch zu der hier beklagten "Hyperei", zu Körungen für den Markt und nicht für Zucht, zu ""Elite-Auktionen"" die ihrem Namen nicht gerecht werden usw. usw.

                                  Wer fordert, dass Fohlen weniger unter Marktgesichtspunkten und mehr unter züchterischen Langfristaspekten - also gegen die aktuellen Kundenwünsche!!! - gezogen werden sollen, muss beachten, dass dazu Geschlossenheit auf der Produzentenseite unabdingbar ist.

                                  Und hier schließt sich der Kreis. Verbände die ums Überleben kämpfen, Funktionäre die um ihren Job fürchten, haben ganz andere Prioritäten und kaum die Kraft einschneidende Veränderungen durchzusetzen, auch nicht, wenn sie immer dringender werden.
                                  Zuletzt geändert von Arielle; 20.02.2014, 19:21.
                                  http://www.zuechtergewerkschaft.com/

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                                  • #57
                                    Was alles so in Äußerungen hineininterpretiert werden kann tststs. Lass Dir versichert sein C-inkognito, dass auch ich mir keinen Einheitsverband wünsche und weder meine eigene noch irgendjemand anderes züchterische Identität angreifen will Wenn Du Dich bitte bei Deiner Beurteilung meiner Absichten auf das beschränken möchtest was ich faktisch geäußert oder gemacht habe, könntest Du feststellen, dass da ein sehr großer gemeinsamer Nenner ist den Du aber wegen Balken im Auge - (kann ich nur mutmaßen?) nicht wahrnehmen möchtest oder vielleicht steht er Dir ja auch in Deinen eigenen persönlichen Interessen entgegen (merke: Auch wieder eine Mutmaßung aber ich kennzeichne die wenigstens als solche )

                                    Ich sehe die Dinge deutlich zuversichtlicher als druenert obwohl ich die Müßigkeit der aktuellen Debatte genau so beurteile wie er. Warum bin ich zuversichtlicher? Weil die meisten Dinge sich auf die Dauer von allein regeln.
                                    Zum einen ist es ja nicht so, dass die ausländischen Züchter von diesen Entwicklungen nicht betroffen wären. Auf den Fohlenstars von heute, die morgen keiner reiten will, sitzen die genau so fest wie die Züchter hier auch.

                                    Einer der eklatanten Unterschiede z.B. zu Holland oder Belgien ist, dass dort die Bereitschaft, "auf Teufel komm raus" auf Spitze zu züchten (noch!) sehr viel höher ist als bei uns.
                                    Provokant gesagt: für jeden gefeierten neuen Heilsbringer aus Oranje müssen mindestens 50 andere in die Wurst oder immerhin zum schmerzlos-Preis auf dem Wochenmarkt verklappt werden, mit denen es leider nicht so geklappt hat.
                                    Als die Zucht hierzulande noch fest in bäuerlicher Hand war, hatte man auch nicht so ein ethisches Problem damit, ein Pferd das eben "nicht nütze" war, kurzerhand per Zappel-ab zu "entsorgen" und auf diese Weise verstopften diese "Fehlprodukte" auch keine Vermarktungskanäle oder standen sich reihenweise bis drei oder sogar fünfjährig im Züchterstall die Füße platt wie man das heute landstrichweise flächendeckend sehen kann.
                                    Die Ansichten dazu haben sich aber gewandelt. Der Züchter von heute möchte möglichst mit jedem Pferd einen Hit landen und das geht eben nur, wenn man züchterische Risikominimierung betreibt. Die wiederum erkauft man sich mit der unvermeidlichen Schrumpfung bei den Spitzenprodukten. Ich nehme mich da selbst nicht aus. Ich hab vielleicht alle 4 oder 5 Jahre mal ein Pferd das wirklich nicht marktfähig ist. Andere Züchter auch nicht mit mehr Stuten züchten, haben so welche aber jedes Jahr, teilweise sogar mehrfach. Ich steuere meine Züchterei so risikoarm wie möglich und minimiere dabei bewusst meine Aussichten, ein spektakulär teures Auktionsfohlen oder den nächsten Bundeschampion zu produzieren. Das ist es mir wert. Und es gibt eine wachsende Schar von Züchtern die es nach ähnlichem Muster machen. Klagen auch diese über die schlechte Absatzlage? Natürlich tun sie das aber im Gegensatz zu den no-risk-no-fun Züchtern sitzen sie nicht auf Halden von unbrauchbaren Pferden, die irgendwie vom Markt müssen und haben auch mindestens eine oder sogar mehrere Stuten in der Planung, die sich auch morgen noch leistungsgerecht anpaaren lassen, statt sich alles mit Püppi-Pferden vollzustellen, bei denen man genau einmal die Chance hat, sie gut loszuwerden: Als Fohlen mit ein paar Wochen.

                                    Zum anderen ist der aktuelle Hang des Spitzensports in Richtung nicht-Deutscher Zuchtverbände zum guten Teil hausgemacht. Die Einzelheiten dazu sind hinreichend - und nicht nur von mir - genügend durchgekaut und auseinandergepflückt worden und indem man sie abstreitet ändert sich trotzdem nichts an den inzwischen deutlich messbaren Realitäten von Züchterschwund und Absinken in die (spring-)sportliche Bedeutungslosigkeit.

                                    Warum also Zuversicht: Es gibt zahlreiche Personen im Land, die die nötige Weitsicht und auch den nötigen Einfluss haben, etwas zu bewegen und zu verändern. Langfristig werden diese sich gegen jede Hengsthalter-Lobby durchsetzen. Das ist für mich übrigens bis auf vier oder fünf Ausnahmen ein sehr abstrakter Begriff, denn für einen Großteils der Hengsthalter ist eine solche Lobby überhaupt nicht existent. Was meiner Ansicht nach existent ist, ist eine unverhältnismäßige Einflussnahme einer Handvoll wirtschaftlich schlagkräftiger einzelner Hengsthalter auf Zucht-Events und Entscheidungen und der muss irgendwann weg. Das wird sich finden, denn auch diese Hengsthalter brauchen Stutenhalter und früher oder später merkt von denen auch der letzte was läuft.

                                    Ein Faktor ist bei der Debatte noch völlig außer Acht gelassen worden: Der (Spitzen-)sport selbst wird in 10-20 Jahren auch nicht so sein wie jetzt. Das geht schon mit den Zahlen los: Wir haben eine Schrumpfung von Reit-Nachwuchs die dramatisch ist. Das hat mit verschiedenen Faktoren zu tun, die im Auslang nicht viel anders sind. Das heißt, schon das 'Angebot' an Spitzenreitern, die überhaupt in Frage kommen, noch einen Grand Prix zu reiten, wird sehr viel geringer sein. Hinzu kommen verschiedene andere Faktoren (allen voran die Entkopplung der Menschen von ihren Lebensgrundlagen, die mit einem gewissen wie soll ich sagen, Realitätsverlust einhergeht, der sich mit der Reiterei schlecht verträgt), die dafür sorgen werden, dass Spitzensportereignisse wie wir sie heute kennen nicht mehr auf diesem Niveau stattfinden werden.
                                    Das kann man betrauern, man kann auch versuchen, etwas dagegen zu unternehmen, aber man macht ganz sicherlich einen Fehler, wenn man seine Augen vor diesen Aussichten verschließt und einfach weitermacht als ob nichts wär. Ja, vielleicht haben KWPN und wie sie alle heißen jetzt mal ein paar Jahre lang sportliches Oberwasser.
                                    Aber es ist nur eine Frage der Zeit, wann die Kehrseiten der dortigen Zuchtpraxis zurückfeuern, denn wenn Du Dir mal die Nachhaltigkeit in diesen Zuchten ansiehst, dann sieht das mal ganz mau aus und statt dem jetzt lemmingartig nachzueifern sollten wir uns lieber darauf besinnen, dass unsere Pferde auch in der Breite immer deshalb die besseren waren, weil wir eben so penibel auf Dinge wie Korrektheit, Interieur usw. geschaut haben, worüber sich ja gerade manch einer lustig macht. Komischerweise bedient sich "das Ausland" aber ja nach wie vor gern unserer Pferde. Nur mit dem Management lassen sie uns stehen.

                                    Ich behaupte, wir haben die Köpfe, die die notwendigen Veränderungen herbeiführen können. Und sie arbeiten dran. Es würde mich inzwischen auch überhaupt nicht mehr wundern, wenn wir eine völlig Neuordnung der Reiterei bekämen, denn der Unmut über offensichtliche Unfunktionalität in Führungen wächst.
                                    In Hannover ist es schlicht und ergreifend so, dass es da seit zehn Jahren einer macht, der es offensichtlich nicht kann. Das ist nicht die Meinung eines hergelaufenen Züchterleins sondern das ist messbar in Zahlen und zwar auf allen Ebenen. Die kann sich jeder ansehen und einfach vergleichen.
                                    Das bleibt nicht für ewig so. Und was die Hype-Hengste angeht: Auch dieses Problem wird ein vorübergehendes werden sobald mehr Leute auf den Trichter gekommen sind, dass es keinen Sinn macht, massenweise Hengste einzusetzen die sich nicht gut reiten lassen.
                                    Der Aufschrei, wie ruinös das ist, ist ja kein Phänomen der Neuzeit insofern liegen doch Erfahrungswerte vor: Denk mal 15- ups 25 Jahre zurück da weiß ich noch wie sich alles aufgeregt hat, wie viel so ein Weltmeyer eingesetzt wurde. Und, ist das Abendland deswegen untergegangen? Nein.
                                    Genauso wird es sein, wenn eines Tages festgestellt wird oh, Hengst xyz ist jetzt aber ganz schön überrepräsentiert bei unseren Stuten, wie paaren wir die denn jetzt noch an?
                                    Dann können die Druenerts und Kareens und wie sie alle heißen mit ihren wohlgehüteten sagen wir mal Realzucht-Viechern kommen und freuen sich, weil sie immer noch Hengstauswahl satt haben und den deutlichen Vorteil, dass sie nicht jedem Hype hinterhergerannt sind.
                                    Also ruhig Blut, kommt Zeit kommt Rat. Überdies sind wir doch immer noch privilegiert ohne Ende: Sag mir mal ein Land wo ein von 'seiner' Führungsspitze gefrusteter Züchter auf 10 gangbare Alternativen ausweichen kann, die sich allesamt über Stutenzulauf von außen freuen? Wir jammern doch auf Höchstniveau also stellt mal das Heulen ein. Im Übrigen gibt es auch ein Leben zwischen den beiden Extremen. Man muss sich mühen aber das muss man sich doch immer wenn man irgendwas erreichen will, oder nicht?

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                                    • Elke
                                      • 05.02.2008
                                      • 11712

                                      #58
                                      Wenn ich mir die Pferde der verschiedenen Zuchtgebiete ansehe, fällt mir eins gravierend auf:
                                      Jeder Verband hat mind 1 D, 1 SH, 1 F-Hengst im eigenen Zuchtgebiet mit dem entsprechenden Brand. Das jetzt nur auf die Dressurpferde bezogen, gibts bei Springpferden genauso.
                                      Wo ist das eigene Gesicht der Zuchtverbände hin? Ich finde, auch wenn Ihr mich jetzt steinigt, oft keine großen Unterschiede mehr bei den unterschiedlichen Zuchtverbänden und Zuchtprodunkte, kein eigenenes "Gesicht".
                                      Und wenn vielleicht in D die Züchter auch die "Nur-so-da"-Pferde verschwinden ließen, würden sie nicht von Menschen voller Illusionen trotz aller Probleme und Mängel gekauft, sondern bessere Pferde, die es ja zur Genüge gibt.

                                      Ich stimme Kareen zu, die Welt ändert sich.
                                      Aber sollte man nicht auch die Chance nutzen, dass viele Menschen wie Du und ich heute -vielleicht auch ab einem gewissen Alter- die Möglichkeit haben, sich den Jugendtraum Pferd zu erfüllen. Das wird vielleicht kein Spitzensport mehr, aber es ist ein guter Markt.
                                      Und wenn man es dann schafft, die Interessenten davon zu überzeugen, dass es gut und wichtig ist, weder am Anschaffungspreis noch am qualifizierten Unterricht zu sparen, hat man ein gutes Standbein. Denn diese Käufergruppe ist bereit, für ein ordentliches, bedienerfreundliches Pferd auch einen ordentlichen Preis zu bezahlen, wenn man sicher ist, nicht betuppt zu werden.

                                      Im Bezug auf die Hengste und auch die Stuten fände ich mehr Offenheit zu den vorhandenen Fehlern sehr gut für die Zucht, weil es dann auch weniger Menschen gäbe, die sich über den frühen Verschleiß der deutschen Pferde ärgern müßten, und das macht auf Zeit gesehehen einen verflixt guten Ruf, der die Verkäufe auch zum Teil verselbständigen kann. Und es würde vielen Hype Rassen den Run nehmen.

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                                      • hannoveraner
                                        • 11.06.2003
                                        • 3273

                                        #59
                                        Thema: "Warum uns das Ausland überholt"

                                        Aufhänger der Ausspruch des Oldenburger Zuchtleiters sinngemäß: wir züchten Fohlen und keine Reitpferde

                                        Warum ist das so, was ist anders im Ausland - Frage: haben die Zuchtverbände des Auslands Vermarktung über den Verband wie in Deutschland und somit diese Art "offizieller Plattform" mit tlw. irrationalen Preisen?

                                        weitere Frage: wie entwickeln/entwickelten sichdie Bedeckungszahlen im Warmblutbereich-Ausland?? Nach meiner Info gingen die Zahlen genauso runter wie hier.

                                        Liegt der Bedeckungsrückgang also wahrscheinlich weniger am "Hypen" als am Überangebot gepaart mit der Kosten- & Risikoentwicklung.

                                        Im Sport gab es schon immer die Auf- & Abbewegung bei den Verbänden. Durch die Konzentration auf Fohlenvermarktung in Deutschland sind allerdings die Springpferdezüchter deutlich weniger geworden.
                                        auch wenn ich mal was kritisches schreibe, ich meine es nicht persönlich  

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                                        • #60
                                          Zitat von druenert Beitrag anzeigen
                                          Ich auch nicht. Die ganze Diskussion hier mit all den Verschlimmbesserungsvorschlägen sehe ich fern jeder Realität. Sie geht an den eigentlichen Ursachen der Misere vollkommen vorbei und taugt daher allenfalls für den Mülleimer.
                                          Wer kann es den Züchtern verdenken, dass sie bevorzugt für den risikoärmeren Fohlenmarkt produzieren, anstatt Reitpferde zu züchten, bei denen sie absehbar ihr Geld verbrennen?!!
                                          Reit- und Springpferdequalität zu züchten lohnt sich in Deutschland nicht mehr. Die Aufzucht-, Ausbildungs-, Tierarzt-, Röntgen-, Rechtsanwalts-, Mehrwertsteuer,- Provisionskosten und Verbandsgebühren steigen und steigen, wie auch die Risiken, in den Tüv- oder Verkaufsrecht-Fallstricken hängen zu bleiben. Gleichzeitig mindern sich die Chancen, adäquate Erlöse zu erzielen. Der Züchter hat immer die Arschkarte. Solange sich an diesen Rahmenbedingungen nichts ändert und für echte Qualität keine angemessenen Preise erwartet werden können, ist die ganze Diskussion für die Katz!
                                          Drühnert, das ist zwar theoretisch ganz richtig.
                                          Aber praktisch gesehen ist zu viel Einheitsbrei auf dem Markt um eine wirkliche Verbesserung erzielen zu können. Klar ist es für den Züchter wirtschaftlich interessanter ein Fohlen zu verkaufen.
                                          Der Käufer möchte jedoch das Risiko der Aufzucht und Ausbildung auch nicht tragen. Deswegen kann man auch kein Fohlen verkaufen.
                                          Deutschland ist somit wieder einmal in die Bürokratenfalle gelaufen und hat sich dabei selbst den Fuss gelegt.

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