Förster Wohlleben erklärt die Welt
Ex-Förster Peter Wohlleben erklärt uns weiter die Welt. Diesmal „Das geheime Netzwerk der Natur“. Wahr ist: Der Bestseller-Guru predigt auch reichlich längst widerlegten Unsinn.

Foto: ©Miriam Wohlleben
Je mehr die Weltreligionen an Einfluss verlieren, desto größer wird offenbar das Geschäftsfeld für neue Propheten. Jede Menge Menschen suchen nach einfachen Erklärungen. Wer solches Bedürfnis bedient, hat alle Chancen, reich und berühmt zu werden. Wohl weil das Glauben leichter fällt als das Wissen um höchst komplizierte Zusammenhänge. Beispiel aus der Promotion-Kampagne für Wohllebens neuestes Buch: Er betet in der Bildzeitung die längst widerlegte Fake-Geschichte nach, dass im amerikanischen Yellowstone die dort ausgesetzten Wölfe für viel mehr Artenvielfalt sorgten.
Wie unsere Leser wissen: Ausgerechnet der renommierte US-Wolfsforscher L. David Mech hat solchen Theorien energisch widersprochen. Weit wichtiger für den Wandel, stellt der Wolfs-Papst fest, sei das Verschwinden einer Fischart, durch deren Ausfall die Bären gezwungen sind, sich vermehrt von Hirschen zu ernähren. Damit verringerten sich Verbiss- und Schälschäden. Nach dem bewährten Prinzip, dass Fakten nur verwirren, will Wohlleben dem Bild-Leser auch weismachen, dass sich das Schwarzwild-Problem erledigen werde, wenn wir
wenn wir erst einmal genug Wölfe in Deutschland haben. Die Erfahrung klassischer Wolfsländer zeigt: An Sauen wagen sich die Raubtiere nur in allergrößter Not. Und die Entwicklung der Population widerlegt auch die Theorie des Försters, dass die Natur von sich aus dem Schwarzwild an den Kragen geht, weil der Lungenwurm häufiger wird, wenn es zu viele Schweine gibt.
Verlass ist auf Wohlleben nur, wenn es um seine abgrundtiefe Abneigung gegen Jagd und Jäger geht. Die sind nach seiner Darstellung auch an der Sauen-Schwemme schuld: „Der Grund ist, dass Jäger die Tiere ganzjährig füttern.“ Kein Wort über die strengen Fütterungsverbote, die ein Förster kennen sollte. Und kein Wort über Klimawandel und den ausufernden Energiemaisanbau. Womöglich weiß der Mann, dass sein Millionenpublikum die Wahrheit gar nicht wissen will. Und viel lieber jubelt, wenn der Prophet Jäger-Kanzeln mit den Wachtürmen am DDR-Todesstreifen vergleicht.
Am Rande: Im Juni startete der angesehene Göttinger Forstwissenschaftler Professor Christian Ammer eine Online-Petition gegen die Wohlleben-Weisheiten: „Wir wollen Journalisten und Medienvertreter darauf aufmerksam machen, dass die mediale Aufmerksamkeit des Buchs ,Das geheime Leben der Bäume’ von Peter Wohlleben umgekehrt proportional zu dessen wissenschaftlichem Gehalt steht.“ Unterschrieben haben Forscher von nahezu allen wichtigen deutschen Hochschulen. Den Auflagen hat es nicht geschadet.
Nachdem der Mann neuerdings auch Kinderbücher schreibt, sollten Jäger sich die Petition zumindest einmal anschauen (hier klicken).
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