Blup hin oder her. Im deutschen Championatskader sind 2 Cornet-Nachkommen und im B Kader 1 Cornet-Nachkomme. Und in den nächsten Jahren werden dort seine Enkel vertreten sein. Wo ist Stakkato? Er wird da sein, wo er international immer war: In der kleinen Tour.
Frankreichs Zuchtlandschaft
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Zitat von Arielle Beitrag anzeigenBLUP : Best Linear Unbiased Prediction.
Nach meinem Info-Stand ist dies genau die Methode mit der auch unsere, seit Jahren etablierte ZWS vorgenommen wird. ...
Zitat von Arielle Beitrag anzeigen...Anyway: Schaden kann es m. E. nichts, wenn man bei der Zuchtplanung mit beiden Augen auf Stute und Hengste schaut, mit seinem besten Auge auch auf unseren ZW blinzelt und mit dem schwächeren Auge mal zum WBSHranking rüberschaut, die Augen dann schließt, eine Entscheidung trifft und flugs in den Hoffnungsmodus geht.
Gruß vom Eisenschimmel
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Zitat von Irislucia Beitrag anzeigenDer BLUP sorgt dafür, dass die Zuchtwerte von VB-Hengsten niedrig ist, aufgrund der fehlenden Verwandtschaftsleistung. Das schafft ein trügerisches Bild von einer Leistungsbremse, wenn eigentlich nur das System dem Pferd nicht gerecht wird.
Dort ist es tatsächlich so, dass VB, AA und Ausländer systematisch benachteiligt werden, da ausschließlich Referenzwerte von früheren HLP-geprüften Hengsten verwendet werden.
BLUP hat damit überhaupt nichts zu tun. Das ist ein Verfahren, dass eine Trennung von Genetik und Umwelteinflüssen erlaubt.
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Zitat von sporthorses100 Beitrag anzeigenUnd neben den Cornet-Nachkommen, werden die "rittigen" Baloubets die Welt erobern. Aber wir gesagt, sie sind nicht für das Verdener "Hunter-Auktions- und Körsystem" geeignet...
Aber lieber Sporthorse - in der Richtung was Cornet betrifft bzw. Stakkato sind wir weit entfernt.
Ich warte auf den ersten der auf Cornet Inzucht macht...
Und mal ganz direkt, bei all dem was sie anerkannt hatten in Hann. es war nichts dabei was sich so Dominant Positiv - bisher nachhaltig durchgesetzt hat wie Stakkato. Kein Fremdhengst hat diesen Stellenwert erlangen können- Zukünftig, da die Parcoure technisch den Anspruch diverser Attribute des Hengstes mit S in Anspruch nehmen werden - noch mehr gebraucht wird. For Pleasure wurde in Hann. zig Jahre kaputt geredet - aber er hat ganz andere Werte - die man wo anders NIE findet - weiter - wenn man sein Blut sichtet - kann man da viel mit anfangen - wenn man es eben auch kennt - letzteres bezweifel ich aber, da man hier sein Blut NIE gekannt hat, immer schlecht redet und alles andere dort sucht - wo man denkt es wäre der Mesisas. Daran scheitert man..tja.. For Pleasure, Voltaire,Stakkato,Grannus.... und ein interessanter Junger Hengst - auf den ich sehr sehr gespannt bin aus der G Linie
... sogar von einer Userin hier im Forum gezüchtet wurde - ich kann ihn einsetzen - aber die aller wenigsten hier können das, da sie nicht mal im Ansatz das haben was er braucht - weiter haben sie ihre Stämme so verzerrt das sie die wirkliche Stärke dieses Blut s so nie ausspielen können. Und hier geht es nicht um "erhaklten" einer Linie weil sie mit G beginnt, für mich ist da viel mehr verankert - man muss eben auch die Nachteile kennen um die Vorteil zu ernten.
Solche Grundlagen braucht man wieder um neues zu kreieren was wiederum Türen öffnet und nicht verschließt... Dazu müsste man Innovativ sein - da wirds eben schwierig..
Und bei CO bin ich gespannt (gerade dann als Muttervater, und wo man dann einen starken Rücken herbekommt), auch wie bei Cornado und all die Söhne... wenn die ersten unter dem Sattel sind.
Und was die ganzes gerde um BLUP beinhaltet bin ich völlig bei Fanniemae, denn solch ein Quatsch macht jede Zucht kaputt - wo frisches unbekanntes Blut erstmal völlig abgewertet wird. Wo bitte hat dieses "Schreibtisch" System die Deutsche Zucht weiter gebracht.. Den "Fohli" Vermehrer - mit absoluter Sicherheit - die anderen NUR ich betone NUR behindert!!!Zuletzt geändert von Gast; 16.01.2014, 03:22.
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Sorry für folgendes offtopic:
Zitat von Oh-Gloria Beitrag anzeigen.... und ein interessanter Junger Hengst - auf den ich sehr sehr gespannt bin aus der G Linie...
Gruß vom Eisenschimmel
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Zitat von Eisenschimmel Beitrag anzeigenWelchen Hengst meinst Du?
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sollten wir von lernen oder nicht?
- wo haben wir gestanden?
- wo stehen wir aktuell?
-wie sieht eine mittel - langfristige prognose aus?
welche hengste wurden aufgrund welcher selektionskriterien eingesetzt und was haben sie hinterlassen?
vllcht noch
bei objektiver betrachtung - was haben die zahlenspielereien faktisch gebracht?
was konsolidierung & erhalt einstiger eigenschaften betrifft.
ich sehe einen deutlichen verlust in der grundqualität was die breite ( aus der heraus sich eine herausragende spitze generieren lässt....)betrifft und zwar als folge von starken defiziten in punkto biomechanik, belastbarkeit was sehnen und bandapparat betrifft ( zum einen halte ich doch einige linien für "morsch
zum 2. wird durch den verlust von guter statik der weichteilapparat überbelastet)
und
verlust von intelligenz, leistungsbereitschaft, härte und engagement.
und - nein, ich glaube nicht dass der blüter hier der alleinige heilsbringer wäre- jedenfalls nicht in der springpferdezucht;-)
dem "braven" törtchen, dessen begrenzte möglichkeiten seit jahren schöngeredet werden - durch die vergabe von attributen wie - rittigkeit, brav, rationell usw
fehlt einfach geist, esprit, härte, abdruck sowie in der regel alle möglichkeiten von hinten mit saft und mechanik zu fussen.
zudem fehlt es an jungpferde gerechten möglichkeiten die pferde sich entwickeln zu lassen trotz wettbewerbsbedingungen.
einem co nachkommen, dem ich renitent den schädel aufs brustbein ziehe um halbwegs ordentliche noten und damit reputation zu erzielen, dem hauts so die ohrspeicheldrüse aus dem schädel, dass mich der fragwürdige einsatz noch fragwürdigerer methoden nicht wundert.....
das europäische ausland hat da offensichtlich weniger probleme "diese sautiere" geritten zu kriegen - vorne wird weniger hingefasst, dafür darf einer auch mal hochgehen an der latte- wenns denn halt einer dafür ist
und gezählt werden 0-runden auf ausgewählten events zur fortschreibung.
dass unsere "warmduscher" sich nett parat machen lassen und bis zum gesundheitlichen exodus gemolken werden können, hat mit der vererbungsqualität recht wenig zu tun.
es kann immer nur das weitergegeben werden - was drin ist........
solange hier auf schädel parat halten, rationell an der latte rumrutschen und mit viel pomp & noch mehr fidelei irgenwelche schautritte als " selektionsmerkmale" herhalten,
damit sich auf dem kürzesten weg die taschen am schnellsten voll gemacht werden können
wird sich wenig ändern.Zuletzt geändert von gina; 16.01.2014, 12:01.
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Zitat von druenert Beitrag anzeigenDas halte ich für falsch. Du verwechselst hier BLUP mit dem "Pedigree-Zuchtwert" bei der missglückten HLP-Reform.
Dort ist es tatsächlich so, dass VB, AA und Ausländer systematisch benachteiligt werden, da ausschließlich Referenzwerte von früheren HLP-geprüften Hengsten verwendet werden.
BLUP hat damit überhaupt nichts zu tun. Das ist ein Verfahren, dass eine Trennung von Genetik und Umwelteinflüssen erlaubt.
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Im Übrigen habe ich mir gestern abend den spaß gegönnt - es kam sowieso nix sinnvolles im Fernsehen - den Rest des Artikels auch zu übersetzen... ist dann doch ein bisschen viel text geworden, ich spreng jetzt hier mal den Rahmen
Teil 1:
Ist die französischeZucht in der Krise?
10.10.2012 von Chris Hector
Die Zuchtlandschaft inFrankreich war über lange Zeit hinweg die am stärksten reglementierte undformalisierte in ganz Europa.
Ein Netzwerk aus Landgestüten geführt von gottgleichen Zuchtleiterndeckte das Land ab, unterstützt durch eine nahezu unüberschaubare Bürokratie,um einen verblüffenden Überfluss an Vorschriften und Regularien zuvollstrecken. Das französische Pferd war nur dieses eine – französisch. Eineunnachgiebige Zuchtpolitik vermied einen Einfluss von außerhalb und es warfranzösischen Reitern verboten, für ihr Land an Wettbewerben auf ausländischenPferden teilzunehmen.
In einer erstaunlich kurzen Zeit hat sich all das verändert.Wo einst der Hengstvermarkter Arnaud Evain Samen von Voltaire mit der Ausrede,es würde der Verbesserung der Dressurqualitäten dienen, über die Grenzeschmuggeln musste, ist heute der Markt weit geöffnet… und jene hochverehrtenLandgestüte laufen große Gefahr, alle miteinander zu verschwinden, während diebei den vergangenen Europameisterschaften mit Silbermedaillen dekoriertenfranzösischen Reiter Pferde ritten, die diese Veränderungen dramatischunterstrichen. Von den vier Pferden ist gerade mal eines, Lord de Theize, einreines Selle Francais. Eines der Team-Mitglieder, Silvana, ist niederländischgezogen und auch dort geboren, während die anderen zwei, obwohl in Frankreichgeboren, beide Außenseiter sind – Mylord Carthago vom großen HolsteinerCarthago, der eine Saison in Frankreich deckte, und Kellemoi de Pepita vonVoltaire, dessen TG vielleicht nicht viel für die Dressurpferdezucht getan hat,aber dessen Nachkommen in der Tat springen können.
Die Zuchtlandschaft in Frankreich ist ferner gekennzeichnetdurch eine kuriose Zusammenstellung von Gegensätzen – auf der einen Seiteabsolut routiniert und professionell, auf der anderen Seite reizvollamateurhaft. Das Highlight des Jahres sind die „Großen Wochen“ – die größte undprestigeträchtigste ist die Woche in Fontainebleau, wo Springpferde und Reiteraus dem ganzen Land zusammenkommen um in einer verblüffenden Anzahl anPrüfungen zu konkurrieren. Dort begann unsere Reise, auf der wir versucheneinen Eindruck davon zu bekommen, welchen Weg die französische Zucht genommenhat.
Einer der Stammgäste Fontainebleau’s ist Arnaud Evain,dessen Züchtergruppe GFE über ein angemessen großes Zelt verfügt, von dem ausman die gesamte Arena überblicken kann. Konfrontiert mit dieser verwirrendenMenge an Ringen und Pferden (und freilaufenden Hunden) suchten wir seine Hilfe,um die Dinge in den rechten Blickwinkel zu rücken:
„In dieser Woche haben wir in Fontainebleau nahezu 1800Pferde und über 100 Aussteller und Händler. Ich denke, das hier ist eine derschönsten Arenen, umgeben von 15000 Acre (etwa6000 Hektar) Wald, und es wurde versucht, die Umwelt so weit wie möglich zurespektieren und das Stadion in die Natur und die Bäume zu integrieren. Mansieht grün, wohin man auch blickt…“
„Hier sind nur Springpferde zu sehen: Die Championate der vier-,fünf-, sechs- und siebenjährigen Springpferde. Dasselbe Konzept gibt es für dieDressurpferde in Saumur, für die Vielseitigkeit in Lion d’Angers, für dieDistanz und das Fahren. Also sind es insgesamt fünf Wochen, aber diese hier istdie umfangreichste.“
Es ist Arnaud, der uns auf eine der Gegensätzlichkeiten derfranzösischen Zuchtlandschaft hinweist:
„Über 80% der französischen Anpaarungen zielen auf dasSpringreiten ab. Die französische Branche des Springreitens und die Qualitätder französischen Pferde sind zwei verschiedene Konzepte. Das französischeStutbuch Selle Francais war über Jahre unter den Top drei weltweit und istdurchweg eines der besten der Welt. Wenn man tiefer geht und sich dieWBFSH-rankings der besten 2000 Pferde ansieht, dann sind davon 27% niederländisch,23% deutsch, 18% belgisch und Frankreich stellt lediglich 13% der besten 2000Pferde der Welt. Das gibt einem keinen Eindruck von der Qualität, die Qualitätist viel höher als das, ergo ist der Marktanteil, den wir erzielen können vielhöher, wir sollten uns schon fast auf dem gleichen Level wie Belgien und dieNiederlande befinden.“
Was hat dasverursacht? Schlechtes Marketing?
„Das kam durch das bessere Marketing unsererMitkonkurrenten. Wir waren nicht schlecht, wir haben nur einfach nichts getan.Wir müssen unsere Pferdebranche viel besser vermarkten, als wir es jetzt tun.“
Da wir seinen Kaffee tranken und seine Aussicht auf dieArena genossen, dachte ich mir, es sei ganz gut, unseren Gastgeber ein bisschenüber die GFE erzählen zu lassen – auch diese Gruppe stellt eine der großenVeränderungen der französischen Zucht dar, von einem Quasimonopol derLandgestütshengste hin zu der Tatsache, dass der Großteil der Züchter zuPrivathengsten geht, die entweder im Besitz von Einzelpersonen oder Züchtergruppenwie der GFE stehen:
„Die GFE ist erfolgreich aus zwei Gründen: Erstens war ich dieserTage sehr stolz festzustellen, dass der Anteil an Pferden, abstammend vonunseren GFE-Hengsten, in dieser Woche bei 26% der Fünfjährigen und 25% derSechsjährigen lag. Einer der Gründe, warum hier so viele unserer Pferde sind,ist die Qualität unserer Hengste. Wir sind ein privates Unternehmen, wir sindeine profitable Organisation geführt durch Züchter. Wir sind 360 Züchter, diedie Teilhaber unseres Unternehmens sind, das gibt uns viel Kraft. Das sind 360Gehirne, die Ideen und Konzepte für’s Marketing bereitstellen, es ist einekleine Armee der Züchter und das ist sehr hilfreich.“
Was sind Ihre bestenHengste?
Als wir 2003 begannen, war es Mr Blue, dann hatten wirCorofino und Calvaro – der am meisten repräsentierte Hengst hier diese Woche.Es ist möglich, dass bis zu 10% der fünfjährigen Finalisten Söhne von Calvarosein werden, das gab es noch nie! Im Moment ist es Kannan – jeden Tag tauchtein neuer Kannan in den internationalen Platzierungen auf. Als wir Kannan voreinem Jahr kauften, hatte er 120 international erfolgreiche Springpferde, heutemorgen waren es 217. Es ist wie ein wachsender Pilz.“
Warum ist er ein soerfolgreicher Hengst?
„Wenn man Kannan betrachtet, dann ist er bei denVierjährigen nicht oft, aber bei den Siebenjährigen am meisten repräsentiert,weil die Nachkommen von Kannan vermögend, vorsichtig und sehr intelligent sind. Diese Woche sind hier sehr vieleReiter, und viele von ihnen sind keine großen Experten und die Pferde müssenmitmachen, und Kannan’s ebenso wie die Nachkommen von Mr Blue haben dasKöpfchen um da durchzugehen und ihr Bestes zu geben und Null zu gehen. Das istder Grund warum man so viele von ihnen erst sieht, wenn es ernst wird.“
In Belgien gekauft, stammt Kannan ab von Voltaire aus einerStute von Nimmerdor/Le Mexico…
Der Wettbewerb der Siebenjährigen stellte sich mit zweiPferden im Finale als Triumpf für Kannan heraus, eine Glanzleistung, die zuvornur von dem kürzlich verstorbenen Quick Star erreicht wurde, der den ChampionQuatrin de la Roque (aus einer belgisch gezogenen Stute von Kannan) stellte.Dieser Wallach ist ein pan-europäischer Cocktail: Almè, Nithard, Voltaire,Nimmerdor, Grand Veneur.
Der zweite Platz ging an die Stute Queldam, eine Tochter desDollar du Murier – Sohnes J`ai L`Espoir d`Elle aus einer Stute von Uriel – unddamit ingezogen auf Uriel, da Dollar du Murier ebenfalls eine Stute von Urielzur Mutter hat. Den dritten Platz belegte eine weitere Stute, Quorida de Treho,ebenfalls von Kannan abstammend, jedoch aus einer Mutter von Tolbiac desForets*HN (die Anzahl der Nachkommen von Hengsten, die das Suffix derLandgestüte *HN tragen, war bemitleidenswert klein, vielleicht ein Zeichen derprekären Lage der Landgestüte, die so lange das Rückgrat der französischenZucht bildeten.)
Der höchstplatzierte Hengst Quebec Tame kam auf den viertenRang, ein Sohn des Hannoveraner Star des deutschen Springteams, For Pleasure(obwohl anzumerken ist, ein Hannoveraner mit französischen Vater, Furioso II,oder, um absolut korrekt zu sein, Vertuoso) aus einer Stute des Quidam de Revel- Sohnes French Cancan.
Die Aufstellung des Finales der Siebenjährigen mit 8 von 12Finalisten, die von nicht-französischen Hengsten abstammten, zeigte, wieeuropäisiert die französische Zucht geworden ist. Zwei stammten ab von Kannan,einer von einem weiteren Repräsentanten des KWPN, Casco (Cascavelle/Landlord) (Anmerkung: Casco und KWPN??? Nur um„…absolut korrekt…“ zu sein) und ein anderer von Mr Blue (*ironie* dessen Mutter Acarla mit der Abstammung Oldenburg(Old) x Joost(Holst) xWagner(Holst) natürlich REIN KWPN gezogen ist…), über Casall und Chin Chinsind zwei Holsteiner Hengste präsent, zusammen mit For Pleasure und demOldenburger L’Arc de Triomphe (Landor S/Pilot). Frankreichs Flagge halten QuickStar mit zwei Pferden, Le Tot de Semilly und J`ai L`Espoir d`Elle hoch.
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Teil 2
Das Klassement der Sechsjährigen war eine deutlichfranzösischere Angelegenheit: 12 der 19 Finalisten stammten von Selle Francais– Hengsten ab, acht zudem von Selle Francais – Stuten. Aber man muss vorsichtigsein….der Champion Ruby de la Fosse stammt ab vom Selle Francais Cabdula deTillard, aber Cabdula ist ein Sohn des Trakehners Abdullah, wenn auch aus einersoliden französischen Stute, der Vollschwester von Jalisco.
Der Reservesieg ging an den Hengst Rasper du Gery,abstammend vom Held der Weltreiterspiele 2002, Dollar du Murier, aus einerStute des niederländischen Hengstes Jasper, die wiederum aus einer Stute vonNimmerdor stammt. Die Französisch/holländische Allianz (Man will ja nicht kleinlich sein, aber Nimmerdor?) wird wiederholtbei dem drittplatzierten Pferd, der Stute Ratina Kervec von Diamant de Semillyaus einer Stute von Kannan. Auf dem vierten Platz befand sich dashöchstplatzierte „ausländisch“ gezogene Pferd, die Stute Rafaele des Forets vonL’Arc de Triomphe aus einer Stute von Echo des Forets II*HN.
Dollar du Murier war, ebenso wie Diamant de Semilly, QuickStar und Quaprice du Bois Margot mit zwei Finalisten vertreten. Der HengstQuaprice du Bois Margot wird als Holsteiner beschrieben, stammt aber von demSelle Francais Quidam de Revel, aus einer Holsteiner Stute von Lord ab. ForPleasure stellte ebenfalls zwei Finalisten. Kannan war der Vater einesFinalisten und der MV eines weiteren.
Das Championat der Fünfjährigen wurde von Stuten dominiert,welche die 21 vorderen Plätze belegten! Drei Wallache folgten auf den Plätzen22-24 und auf dem 25. Platz der höchstplatzierte Hengst Skenzo de Loujou(Diamant de Semilly/Laudanum xx).
Die Championesse Angie du Pachis ist ein weiterer Hybrid vonDollar de la Pierre aus einer Stute von Ogano Sitte, ein vielversprechenderHengst der belgischen Szene. Ogano Sitte stammt ab von Darco aus der berühmtenGutte Sitte – Stutenlinie.
Acht der Top 15 stammten von Selle Francais – Hengsten ab,drei von Diamant de Semilly und zwei von Dollar de la Pierre, Der oldenburgischgebrannte, hannoversch gezogene Air Jordan (Argentinus/Matador) stellte ebenfallszwei unter den Top 15, wenngleich der Hengst mit 2x Cor de la Bryere und 1xAlmè auch einen Anteil französisches Blut führt.
Das Klassement der Vierjährigen wird nach Geschlechterngetrennt, sie kommen nur in der Trostrunde zusammen. Die Siegerin der Stutenwar Telulah Hoy, SF gebrannt, aber ihr Selle Francais – Vater Nartago stammt abvom Holsteiner Hengst Carthago aus einer Stute von Hurlevent. Zehn der Top 15hatten SF gebrannte Väter, darunter ein Anglo-Araber, Laurier de Here*HN, derVater der Reservesiegerin Tifanie de la Haye. Das einzige Pferd mit mehr alseinem Finalisten war der große Argentinus.
Das Finale der männlichen Vierjährigen wurde zu einemweiteren Triumph für J`ai L`Espoir d`Elle, den Vater des Champions Torilisd’Ariel, dessen Mutter von dem großen Laudanum xx abstammt. Dieses Finale wargleichmäßiger aufgeteilt mit sieben Pferden unter den Top 15, die von SelleFrancais – Hengsten abstammten, vier von Holsteinern, zwei von Oldenburgern undzwei von Belgiern. Diamant de Semilly war der einzige Hengst, mit mehr alseinem Nachkommen unter den Top 15. Seine beiden Nachkommen kamen auf Platz 12und 13.
Es gibt keinen Zweifel, dass Diamant (de Semilly) ein großartiger Hengst ist, aber die Quoten liegen sehrzu seinem Vorteil. Über die letzten fünf Jahre hat er allein in Frankreich über2000 Stuten zugeführt bekommen, davon 374 in 2010. Auch wenn die enorm liberaleZuchtpolitik der französischen Zucht viel neues Blut zugeführt hat, so könnenTradionalisten dennoch neuen Mut fassen, Diamant de Semilly lässt die Tricoloreauch weiterhin stolz wehen!
Die Top Zehn Hengste der Saison 2010 spiegeln diese neueBalance wieder. Auf dem zweiten Platz hinter Diamant finden wir Mylord Carthagomit 309 Stuten (50:50 Carthago/Jalisco), dann den niederländischen ImportKannan (Voltaire/Nimmerdor) mit 296 Stuten, folgend Epsom Gesmeray (rein SFJalisco/Starter) 208 Stuten, Tinka’s Boy (KWPN Zuidpool (von Amor = Holst)/Zeus) 198 Stuten, L’Arc de Triomphe (Old LandorS/Pilot) 182 Stuten, Lando (DWB Lancier (Holst)/Raimondo(Holst)/Marcellus (Hann)) 176 Stuten, Levistan (HannLevisto/Argentan) 150 Stuten, Orlando (BWP Heartbreaker/Darco) 148 Stuten,Rockn Roll de Semilly (SF Diamant de Semilly/Apache d’Adriers) 132 Stuten.
Oh, Mon Dieu, was für eine Veränderung! Einst eine dergeschlossensten Populationen ist Frankreich nunmehr die vielleicht offenste.70% der Top Zehn Hengste stammen von Hengsten ab, die außerhalb von Frankreichgeboren wurden.
Vor 10 oder sogar 5Jahren war diese Frage undenkbar. Sie sind mehr als bloße Gestüte, sie sindarchitektonische und kulturelle Schätze, und - vielleicht wichtiger für ihrepolitischen Leiter – sie sind große Arbeitgeber. In 2010 veränderte sich diegesamte Struktur der französischen Zucht.
Ich bat Arnaud Evain, diese Veränderungen zu beschreiben….
„Die Landgestüte wurden nach zwei Konzepten unterteilt – dasInstitute Francais de Cheval et de l’Equitation (IFCE) (Institut des französischen Pferdes und der Reiterei), welches manals Büro für Entwicklungen im Pferdebereich bezeichnen könnte, und dasüberleben wird, sowie in das Konzept des tradionellen Landgestüts mit derHengsthaltung, welches voraussichtlich dem Untergang geweiht ist, da der Sektorder privaten Hengsthaltung mit hoher Intensität wächst, ebenso wie dieVereinigungen regionaler Züchter. Der Hengstbestand der Landgestüte wird nichtmehr als fünf Jahre überstehen. Die Beteiligung der Regierung, dielandwirtschaftliche Abteilung in der Pferdeindustrie wird über die IFCE weiterbestehen, die sozusagen die Fusion des entwickelnden Teils der Zuchtarbeit derLandgestüte und der Ècole National d`Equitation in Saumur darstellt.“
Um die andere Seite zu beleuchten, besuchten wir eines derberühmtesten Landgestüte – Haras Le Pin – Austragungsort der Vielseitigkeitswettbewerbebei den nächsten Weltreiterspielen in 2014. In den üppigen Weiden des DistriktsLe Merlerault gelegen, wurde Le Pin 1665 von Louis XIV gekauft, um dort Pferdezu züchten, auch wenn bis 1715 keine Bauaktivitäten am Gestüt vermerkt wurden. 13Jahre später war das prachtvolle Bauwerk vollendet, inklusive deshufeisenförmigen Hof der Ehre (court ofhonour) mit dem Schloss am unteren Ende und geräumigen Stallungen ausNaturstein und Ziegeln. Die ersten Hengste kamen 1730 an. Seitdem wurde es durchgängigals Gestüt genutzt, überlebte Revolutionen, Kriege, Regierungswechsel und sogarBesetzungen durch die Armee, aber heute sieht es seiner schwerstenHerausforderung entgegen. Wird es überleben?
Wenn man einen uniformierten Landstallmeister der altenGarde erwartet, wird man schwer enttäuscht werden. Der aktuelle Chef von LePin, Franck le Mestre, ist jung, er trägt Jeans und Pullover und seineAssistentin Claire Caillarec ist gleichermaßen leger gekleidet undgleichermaßen charmant. Sie sind beide super freundlich und hilfsbereit, auchwenn Franck von seinem Englisch frustriert ist, dass genug ist, um meine Fragenzu verstehen, aber nicht gut genug für die Komplexität mit der er seineAntworten formuliert. Claire übersetzt großartig.
Franck erklärt, dass die momentane Situation ein fließenderZustand sei. Die Förderung durch die Regierung steht für eine Übergangszeit vonfünf Jahren: „Der Staat gab uns Geld, um den Betrieb des Landgestütes aufrechtzu erhalten und die Pferdezucht zu verbessern. Jetzt sagt der Staat, das wirfür die Hengste ab 2015 kein Geld mehr bekommen, also müssen wir eine neueLösung ohne das Geld der Regierung finden. Wir werden nicht verschwinden, aberwir müssen einen Weg finden, alleine existieren zu können.“
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Teil 3
Es gab 22Landgestüte,nun sind es 20 – werden noch mehr Landgestüte schließen müssen?
„Vor zwei oder drei Jahrenerzählten sie uns, dass fast alleLandgestüte geschlossen werden müssen und nuracht erhalten werden, aber jetztreden sie nicht mehr darüber, glücklicherweisewollen die Politiker dieLandgestüte für den Tourismus, als Arbeitgeber inländlichen Regionen, für dieKinder, zum Ausüben des Reitsports und nicht nurfür die Hengsthaltung erhalten.Wir denken, dass die 20 restlichen Gestüteerhalten bleiben…“
…Aber mehralsTouristenattraktion, denn als ernsthafte Zuchtstätten?
„Es wird mehr für dieTouristen und den Sport sein.“
Es ist sehr schwer,guteHengste zu finden, und sie sind meist sehr teue
„Wir kaufen die Hengste,wenn sie jung sind – zum BeispielMylord Carthago vierjährig, First de Launaydreijährig, manche kaufen wir alsJährlinge, dann schauen wir, welche sich gutentwickeln. Heute könnten wir unsMylord Carthago nicht mehr leisten, er wäre zuteuer.“
Wie hoch ist derAnteilan Stuten, die zu Hengsten des Landgestüts gehen, und welcher Anteilgeht zu denPrivathengsten?
„Heutzutage gehen 60-70% zuden Privathengsten, ca. 40% zuden Landgestütshengsten. Das gilt fürSportpferde. Bei den Ponys ist der Anteilder Landgestüte höher, für Vollblüterniedriger, bei den Kaltblütern undPercherons sind es die meisten Stuten. Bei denSportpferden wird es wenigerwerden, denn wir haben weniger Hengste, aber wirschließen Verträge mit denPrivathengsthaltern, um Samen für sie zu verkaufen.Zum Beispiel arbeiten wirmit Haras de Hus zusammen und können das Sperma ihrerHengste hier verkaufen.“
„Diese Partnerschaften sindsehr wichtig für uns. FranceHaras wurde gerade gegründet und vielleicht läuftes gut und die staatlichenHengste können weiter existieren wie zuvor,vielleicht werden diese Hengsteauch von Vereinigungen lokaler Züchter gemanagedwerden – und wenn es diesezweite Lösung wird, dann werden wir mit vielenprivaten Züchtern zusammenarbeiten müssen. So funktioniert das auch inDeutschland, in Marbach, Neustadtund Celle.“
Vor 50 Jahren hättensieeine Uniform getragen, hätten einem König gleich den Züchtern angewiesen,welcheStute zu welchem Hengst gebracht wird. Haben sie den Job 50 Jahre zuspätbekommen?
Diese Antwort kommt schnellund eindeutig.
„Nein. Ich bin keinOffizieller des Landgestüts. Vor 50Jahren hätte ich den Job nicht bekommen,denn man musste einen speziellen Kursablegen und sich qualifizieren. Es istdoch das Gleiche in Marbach, eine Frauist an der Spitze, vor 50 Jahren war dasnicht möglich. Auch in Celle – AxelBrockmann ist sehr jung – es arbeitet eineneue Generation in den Gestüten.“
Gibt es einen Weg,dieseswunderschöne Gestüt in Betrieb zu halten?
„Ich bin zuversichtlich.Die ökonomische Situation istschwierig, aber wir müssen und werden eine Lösungfinden. Zucht istVeränderung, einst waren es die kleinen Züchter mit ein oderzwei Stuten, jetztsind es die größeren Züchter mit großen Gestüten und einemHaufen Geld. Aberwährend alles der Veränderung unterliegt, gibt es trotz allemnoch die kleinenZüchter und die brauchen Hilfe, um voranzukommen, zu lernen,das beste Spermazu bekommen und ihre Pferde zu verkaufen, und sie erwarten vonuns, ihnen zuhelfen.“
„Wir arbeiten auch mit dengroßen Privatgestüten zusammen,um den Samen zu überall hin zu transportieren,weil unsere LKW überall inFrankreich unterwegs sind. Mit Hengstbesitzern wie Mrle Courtois vonBrullemail arbeiten wir sehr gut zusammen.“
„Wir müssen ein neuesLandgestüt kreieren. Anfänglich warensie dazu da, Kriegspferde zu produzieren.Heutzutage sind es nicht mehr nur dieHengste, es sind die Turniere, dieVielseitigkeit, das Fahren, wir haben hier120 Tage im Jahr Turniere. Aber esgibt auch Tourismus, 140.000 Besucher imJahr.“
Brullemail – dasPrivatgestüt
Unser nächster Halt, nurkurz die Straße runter, warBrullemail, eines der schönsten Gestüte der Welt. ImJuli 2011, zum 25jährigenJubiläum der Gründung des Haras de Brullemail,veranstaltete Bernard leCourtois eine besondere Auktion vonBrullemail-Jungpferden. Das Wochenende warauch das 15jährige Jubiläum seinerPartnerschaft mit dem britischstämmigenChristopher King. Christopher ist eininternationaler Modeberater und er plantedie feierliche Party mitbewundernswertem Talent, tollen Blumen, extravaganterDekoration und Showgirlsaus Paris. Bernards Zuchttätigkeit strahlt eben dieseAtmosphäre aus: Die Stutensind einfach so schön, die Blutlinien haben stetsdiesen Hauch Exotik, Bernardüberschreitet immer Grenzen auf der Suche nach derperfekten Anpaarung…
Bernard war nicht immerPferdezüchter, eine lange Zeitseines Lebens war er Pferdejournalist und es warwährend seiner Zeit alsChefredakteur des französischen Pferdemagazins L’Eperon,als er den wagemutigenPlan ersann, den großen Hengst Almè der Umklammerung vonLeon Melchior und desGestütes Zangersheide zu entreißen. Schon früher hatteBernard dieZuchtkarriere des Vollblüters Laudanum wieder belebt. DerFuchshengst war einStar der Springszene mit dem jungen Pierre Durand, und erist der letzteVollblüter der europäische Grand Prixs gewann. Laudanum war zwarein tollerSportler, aber in der Nähe von Bordeaux stationiert, wies seinDeckregister inder Saison bevor Bernard eine in der Vollblutszene wohlbekannteTaktik anwandteund ihn syndizierte, nur 9 Stuten auf. Er brachte Laudanum indie Normandie, woer zu einem einflussreichen Hengst wurde.
Nach dem selben Prinzipverkaufte Bernard Anteile des großenAlmè und im Alter von 18 Jahren kehrte derHengst nach Frankreich zurück um1986 eine herausragende Zuchtkarrierefortzusetzen. Er starb 1991 und seinGrabstein ist eines der ersten Dinge dieman sieht, wenn man die Auffahrt zumSchloss Brullemail herauf fährt.Höchstwahrscheinlich das nächste Ding, das mansieht, ist der größte Hund, denAugen je erblickt haben, da Bernard so nebenbeiauch ein international bekannterMastiff – Züchter ist.
Bernard ist der perfekteKandidat um uns einen fundiertenÜberblick des französischen Zuchtgeschehens zugeben. Seit über zwei Jahrzehntenbetreibt Bernard eine passionierte Kampagnegegen den Einfluss der statistischerhobenen Zuchtwerte – der BLUP. Währenddiese Zuchtwerte in allen großeneuropäischen Zuchtverbänden erhoben werden,bekamen sie allein in Frankreicheinen entscheidenden Einfluss zugemessen,insbesondere bei der Auswahl derHengste. Heutzutage ist es schon schwierig,überhaupt einen Blick auf die BLUP-Tabellenwerfen zu können…
Es gab große Veränderungenin der französischen Zucht – dieZuchtwertschätzung scheint am Boden zu liegen,der Widerstand gegenausländisches Blut ist verschwunden und es scheint, als obdie großenLandgestüte ebenfalls einem Prozess des Verschwindens unterliegen…
"BLUP ist noch nichtam Ende weil die Landgestüte fortfahrendie Schätzwerte zu kalkulieren, aber dasStutbuch Selle Francais hat dieBenutzung vor ein paar Jahren eingestellt – ichbin Vizepräsident des SelleFrancais Stutbuchs seit 2005.“
„Die Zeitschrift L’Eperonfährt fort, die BLUP-Tabelleneinmal jährlich zu veröffentlichen, aber für denZüchter bringt es nichts, undfür das Stutbuch ist es sowieso vorbei. Das istetwas, worauf wir seit zwanzigJahren gehofft haben…“
Und die ZuführungvonFremdblut, ist das eine gute Sache?
„Es war notwendig. DieEinführung der BLUP-ZWS durch dasdurch die Landgestüte geführte Stutbuch machtees notwendig, neues Bluteinzuführen. Aufgrund der BLUP-ZWS ging der Einsatz vonVollblütern undAnglo-Arabern zurück. In den 80ern war die Anpaarung mitAnglo-Arabern normal,aber aufgrund der BLUP-ZWS stoppten die französischenZüchter den Einsatzdieser Veredler. Wir hatten nur noch fünf Linien, die Liniedes Ibrahim,besonders über Almè und seinen Enkel Quidam de Revel, die Linie vonNankin undseinem Sohn Uriel, Grand Veneur und seinen Enkel Diamant de Semillyund dieLaudanum-Linie. Ich denke, die Linienzucht hätte gefährlich werdenkönnen, wirbrauchten neues Blut, und weil wir die Vollblüter und Anglo-Arabernichtgenutzt haben, mussten wir unser neues Blut aus dem Ausland holen, vorallem inden Niederlanden und in Deutschland.“
Welcher der importiertenHengste war der erfolgreichste?
„Das ist schwierig zusagen, weil einige von ihnen vielgedeckt haben – nicht unbedingt die besten,aber die kommerziellsten. Es istnoch zu früh. Wir haben Ende der 90er begonnen,TG zu importieren, das istgerade mal 10 Jahre her. Ich erinnere mich, als ichfür Zangersheide tätig war,habe ich den Samen von Calvaro und Carthagovertrieben, aber zu dieser Zeithabe ich vielleicht 10 x Calvaro und 20 xCarthago verkauft, es warenjedenfalls nur einige wenige. Später, als dasLandgestüt Calvaro pachtete,hatte er über 300 Stuten im Jahr. Ich denke, dieerste (zahlenmäßig) größere Generation dieser ausländischen Hengsteistnoch nicht mal 10 Jahre alt. Da ist es einfach zu früh um zu wissen,welcherdieser Hengste einen großen Einfluss auf das Selle Francais haben wird.“
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Teil 4
„Der erste Hengst, der viel deckte, war Voltaire. Er warüber seinen Vater Furioso II zur Hälfte Selle Francais und er hatte ca. 100 bis150 Stuten im Jahr, aber der Erfolg seiner Nachkommen in Frankreich war nichtso gut. Er hat momentan keinen Sohn mit einer französischen Mutter, um dieLinie fortzusetzen, aber jetzt ist der erfolgreichste Hengst in FrankreichKannan, der 2011 mehr als 500 Stuten hatte, und er ist ein Sohn von Voltaire.Vielleicht wird diese Linie über Kannan erfolgreich. Er ist der einzige Hengstin Frankreich, der das Blut des großartigen in Frankreich gezogenen VollblütersFurioso xx zurückbringt. Wir haben keinen reinen Selle Francais aus dieserHengstlinie mehr, aber jetzt kommt das Blut über Voltaire und Kannan zurück.“
Gibt es unverwechselbar französischeQualitäten, die auszusterben drohen?
„Ich denke nicht. Natürlich nutzen die Züchter in Europa heutzutage alle diegleichen Linien. Die Gründerhengste in Europa sind Almè, ein Selle Francais,Cor de la Bryere, ein Selle Francais, Furioso II, ein Selle Francais, aber auchdie Holsteiner Capitol I und Landgraf. Das sind die fünf – eventuell auchDarco, aber Darco hat derzeit keinen Sohn, der diese Linie weiterführen könnte,sein Einfluss im Springsport ist jedoch groß, mehr als in der Zucht momentan.Also nutzen alle Züchter dieselben Linien, aber die Pferde sind nicht gleich –das Land ist nicht das gleiche, die Mentalität der Züchter ist nicht gleich,die Art und Weise, die Pferde zu managen, das Futter….es ist alles sehrunterschiedlich in jedem Land und aufgrund dessen sind auch die Pferdeunterschiedlich. Vor zwanzig Jahren sagte jeder: „In 2020 sind alle Pferde inEuropa gleich, das gleiche Exterieur, die gleichen Pedigrees, die gleicheQualität“, aber es geschieht nicht auf diese Weise. Die Züchter und das Landsind nicht gleich.“
Die althergebrachte Tradition des Landwirtsmit einer oder zwei Stuten, die er zur benachbarten Deckstelle des Landgestütsbringt, hat sich komplett verändert….
Die Veränderung ist abgeschlossen. Viele Landgestüte in ganz Europa wurdengeschlossen – es sind Museen, aber es gibt dort keine Pferde. Ich bin mir nichtsicher, ob es in zehn Jahren in Frankreich noch Landgestüte gibt. Wir werdendie Gebäude erhalten, aber die Organisation der Zucht liegt nicht länger in denHänden der Landgestüte. Es ist in jedem Land gleich. Die Züchter sind meistPrivatleute mit einer Stute, nur wenige haben mehr als fünf Stuten in derZucht, und manchmal ist die Qualität der Stuten nicht gerade gut, weil dieseprivaten Züchter die Stute behalten, die die Ehefrau geritten hat, oder dieKinder geritten haben; sie haben nicht die Mentalität der alten Bauern. Diealten Bauern wussten genau, wie das Exterieur eines guten Pferdes auszusehenhat, sie sind Landwirte und wissen, wie man ein Tier anschauen muss. Sieschauen ihre Kühe exakt genauso an wie ihre Stuten, sie wollen ein gutesExterieur, sie kennen den Stutenstamm ihrer Stute. Natürlich können Siekurzsichtig in der Wahl ihrer Hengste sein, weil sie nur den Hengst von derbenachbarten Deckstation benutzen, aber wenn man an die Stutenschauen vor 20bis 30 Jahren zurückdenkt, dann waren dort sehr schöne Stuten, mit gutem Exterieurund Struktur(=Rahmen, Linien?). Wenn man jetzt eine Stutenschau besucht,sieht man verschwindend kleine (im Sinne von unbedeutend) Stuten, esgibt nicht die gleiche Qualität (in der Breite). Die Sieger sind immergut, aber manchmal sind die anderen Stuten nicht so gut. Man sieht es auch,wenn mich die Leute anrufen um ihnen bei der Hengstwahl behilflich zusein. Ichverbringe viel Zeit am Telefon oder beim Email-schreiben, weil die Züchterwissen wollen, welche Qualitäten und Fehler meine Hengste haben, die sie anihre Stuten anpaaren wollen. Aber meine Frage ist: „Was können Sie mir überihre Stute erzählen? Welche Qualitäten hat Ihre Stute? Wie sie sich bewegt, wiesie springt, das Exterieur?“ Und ich denke, 40% der Leute haben ihre Stute niespringen sehen. Ich sage: „Wenn Sie die Technik nicht kennen, das Vermögen, dieBalance ihrer Stute, dann kann ich Ihnen keinen meiner Hengste empfehlen. WennSie nichts über Ihre Stute wissen, dann ist die Hengstauswahl wie einLottospiel.“ Viele Leute heutzutage sind so. Sie ziehen ein Fohlen, aber siewissen nichts über das Züchten, oder die Qualität, die sie erzeugen müssen… Esist eine Schande. Dies sind nur 40%. Die anderen 60% wissen was sie tun, odersie denken zumindest, sie wissen was sie tun.“
Ist es ein Problem, dass nun, wo die Züchternicht mehr nur zu den Landgestütshengsten gehen, die Chancen, einenOutcross-Hengst zu finden, immer schlechter werden weil alle Leute ihre Stutenmit den berühmten Hengsten aus den Hochglanzbroschüren bedecken wollen?
„In der Vergangenheit war es so: Wenn der Landstallmeister entschieden hat,einen Hengst für fünf bis zehn Jahre auf einer Deckstelle zu stationieren, unddie Züchter ihn jedes Jahr genutzt haben, und die Stuten aus den Hengsten, dievorher dort stationiert waren, gut zu ihm passten – das war perfekt. Aber wenndie Kombination nicht so gut war, dann haben sie für fünf bis zehn Jahreschlechte Pferde gezüchtet. Zum Beispiel deckte in La Manche ein Vollblüter,Ultimate, sehr viel, und die Züchter behielten seine Töchter, und später deckteIbrahim auf dieser Station und die Kombination war fantastisch, sie produzierteu.a. Almè. Heute ist es völlig anders. Die Stuten für meine Hengste stammen zu20% aus einem Umkreis von ca. 100 km. Die anderen 80% kommen aus ganzFrankreich. Es ist viel schwieriger, die selbe Anpaarung zu wiederholen.Natürlich sind die Züchter heutzutage viel medienaffiner und empfänglicher fürMarketing, Videos und das Internet. Manchmal spreche ich mit Züchtern und sage,dass es sehr gefährlich sein kann, einen Hengst zu benutzen, den man imFernsehen beim Weltcup gesehen hat, denn normalerweise sieht man dort Pferde,die 10 Jahre oder älter sind, und die natürliche Qualität des Pferdes ist nichteinfach zu erkennen, weil der Einfluss des Reiters so groß ist. Zum Beispielnutzte ich nach den Olympischen Spielen Lando. Ich paarte eine sehr gute Stutemit ihm an und ich war sehr glücklich, dass das Ergebnis –Ornella Mail – soaußergewöhnlich war. Aber einige Leute sagten mir, dass es schwierig sei (ihnanzupaaren), weil Lando über einige Jahre hinweg mit Albert Voorn sehr gutwar, aber vorher nie in der Öffentlichkeit erschien, weil er so schwer zureiten war und Albert Voorn sehr viel dafür getan hatte, um ihn so perfekt zumachen. Als er danach unter Otto Becker ging, waren die Ergebnisse nicht sogut. Der Einfluss des Reiters ist immens wichtig. Die Nachkommen von Lando sindin Deutschland unbekannt.“
„Nehmen wir den Modehengst Cornet Obolensky. Ich sah ihn, als er sechs odersieben Jahre alt war. Er war sehr schwierig. Er verweigerte, er ging nicht indie Arena u.s.w.. Aber wenn man ihn unter Marco Kutscher sah, dann kann ichverstehen, warum die Leute mit ihm züchten wollen. Allerdings wissen sie nicht,was vorher geschah. Wenn man einen Hengst auswählt, muss man wissen, wie derHengst fünf- und sechsjährig war, dass ist die perfekte Zeit, um die natürlicheQualität eines Pferdes zu beurteilen. Drei- oder vierjährig ist zu jung, abermit fünf oder sechs kann man sehen, ob das Pferd eine gute Technik hat, ob esrittig ist… Danach sind die Reiter so talentiert, dass sie die Fehler einesHengstes vertuschen können. Zum Beispiel Hickstead. Ich habe ihn nie fünf- odersechsjährig gesehen, aber es könnte interessant sein, ein Video zu sehen.“
Sie würden nicht mit ihm züchten?
„Ich habe ihn nie benutzt, weil er so teuer ist und die Qualität des Spermasfür diesen Preis zu schlecht ist. Ich würde ihn gerne einmal benutzen, weil erso fantastisch ist. Ich könnte einen Hengst wie Hickstead ein- oder zweimal alsOutcross einsetzen, oder um mal etwas außergewöhnliches zu machen. Aber derHengst hat kein besonders gutes Pedigree, er hat keine starke Mutterlinie, undich denke, dass wichtigste für einen Hengst ist es, ein starkes Pedigree zuhaben. Das aus dem (züchterischem) Nichts kommende geniale Pferd ist nieein guter Vererber. Ich bevorzuge einen Hengst, der nicht unbedingt an denOlympischen Spielen aber an 1,50m Grand Prixs teilnimmt, mit einem gutenPedigree – das ist interessanter als der Star aus dem Nichts.“
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Teil 5
In Holstein sagen sie, ihr Problem sei, dassdie Züchter nur die altbewährten Hengste einsetzen wollen und den Junghengstenkeine Chance geben. Ist es in Frankreich genauso?
„Es ist schrecklich in Frankreich. Niemand will hier die Junghengste einsetzen.Es ist sehr schwierig einen Junghengst voranzubringen. Es ist schon lange dieMentalität der Deutschen, gerne den Siegerhengst der alljährlichen Körungeinzusetzen. In Frankreich ist das schwieriger. Im letzten Jahr führte dasSelle Francais Stutbuch eine besondere Werbeaktion mit dem Sieger derHengstschau der dreijährigen Hengste durch. Es gab eine besondere Decktaxe umdie Züchter dazu zu bringen, den Hengst zu benutzen. Ich habe 3 junge Hengstein meinem Bestand, und dieses Jahr hatte jeder dieser Hengste acht Stuten. Dersiebenjährige, er hat schon eine internationale Prüfung für siebenjährigegewonnen, wurde von niemandem genutzt. Nur einige Junge wurden viel genutzt –wenn sie in Fontainebleau sehr sehr gut sprangen – zu gut für mich, zu „präpariert“– dann nutzen die Leute sie im Jahr darauf. Ein spektakuläres Pferd in denFinals der vier- und fünfjährigen wird gut genutzt,aber für alle anderen ist esschwierig. Die Züchter in Frankreich ziehen es vor, ältere Hengste zubenutzen.“
Welcherder französische Hengste ist ihrer Meinung nach der Bedeutendste? Ich meinemich zu erinnern, dass sie schrieben, das Diamant bisher sehr gute Sportpferdeproduziert hat…
„Nein, das habe ich meines Wissens nach niegesagt. Mit drei Pferden bei den Weltreiterspielen in Lexington wäre das einFehler, aber vielleicht warten wir ja noch auf den absoluten Crack vonDiamant.“
„Es ist schwierig. Wenn ein Pferd erfolgreichist, dann gibt es immer auch eine Menge Leute, die sofort eine Menge schlechteSachen über diesen bekannten Hengst sagen. Ich war letztes Wochenende auf einerSchau und habe mit den Züchtern gesprochen, die sich über Diamant unterhielten– und ja, er hat viel gedeckt, aber ich denke, das liegt daran, dass die Leutemit seinen Nachkommen zufrieden sind. Das Problem liegt am Anfang. Wenn derHengst seine Deckkarriere beginnt, sind die Leute, die ihn benutzen,intelligent, denn sie vergleichen Stute und Hengst, und sie bringen dierichtige Stute zum richtigen Hengst. Danach, wenn der Hengst in Mode ist undsehr teuer, will jeder ein Fohlen von ihm haben, und sie berücksichtigen wederdas Exterieur noch die Technik am Sprung, bevor sie ihre Stute zu diesem Hengstbringen. Manchmal ist die erste Generation besser als die danach kommenden.“
„Seit einigen Jahren setze ich Diamant nunschon ein, weil es so einfach ist, seine Fohlen zu verkaufen, wenn sie auseiner gut gezogenen, schönen Stute stammen. Da die Qualität seinesFrischspermas sehr gut ist, habe ich ihn 2011 für 2 Embryotransfers mitKatchina und ihrer Mutter Elvira Mail benutzt.“
„Einige andere weltweit bekannte SelleFrancais Hengste wie Quidam de Revel, Quick Star oder Baloubet du Rouet wurdenauch kritisiert, aber am Ende gehören sie doch zu den besten der Welt. Ich habesie alle drei auf meinen Stuten eingesetzt, und ich habe tolle Nachkommen ausihnen.“
„Aber nun sind Quidam und Baloubet in Rente,Quick Star ist tot….Wer wird der nächste Selle Francais Gründerhengst?“
Wie istder Pferdemarkt in Frankreich? Hat die Finanzkrise die Preise beeinflusst?
„Ja, so wie überall. Auf meinem Gestüt habenwir seit 2009 die Decktaxen jedes Jahr um 10% reduziert, jetzt sind es 30%weniger als noch in 2008. Im Moment ist der Markt günstiger für einige wenigeHengste, die 300 bis 500 Stuten im Jahr bekommen. Ich denke, viele Züchterhaben eigentlich gar nicht genug Geld, um zu züchten, die Qualität der Stuteist nicht genügend gut und sie wollen nicht viel ausgeben. Jetzt ist zwar dieDecktaxe günstiger als vor 20 Jahren, aber alles übrige ist viel teurergeworden, der Tierarzt, die Besamungskosten. Manchmal kostet der Tierarzt soviel wie die ganze Decktaxe! Einige meiner Kunden erzählten mir, dass sie proFohlen im Moment 2000 bis 3000 Euro investieren müssten, und im Moment müsstensie sich zwischem dem Fohlen und dem Familienurlaub entscheiden – die Stutekann ja warten… Insbesondere, wenn der Jährling noch nicht verkauft ist, derzweijährige nicht verkauft ist und der dreijährige immer noch zum Verkaufsteht. Viele Züchter haben ihre Stuten leer gelassen, besonders 2009 und 2010.Dieses Jahr wollen sie alle wieder züchten, aber weil ca. 80% der Züchter bloßeine Stute haben und viele einige Jahre nicht gezüchtet haben, ist der Markt amBoden. Ein sehr sehr gutes Pferd zu verkaufen ist einfach, einfacher denn je,aber der Preis für ein normales Pferd ist sehr gering, es ist nicht derVerkäufer, der den Preis festlegt, es ist der Käufer, und das ist sehrgefährlich.“
WürdenSie eine ihrer Stuten mit einem Klonhengst bedecken?
„Nein. Ich hatte für einige Monate den Klonvon E.T. hier auf dem Gestüt. Ich kann mich an E.T. erinnern, aber der Klon sahüberhaupt nicht aus wie er, er hatte einen hässlichen Kopf und einen sehrlangen Rücken wie ein Dackel. Er war absolut uninteressant. Ich habe auch denKlon von Quidam als Fohlen in Zangersheide gesehen. Ich könnte mir vorstellen,einen Klon von Quidam einzusetzen, aber nicht für die Decktaxe des echtenQuidam. Ich würde es für 500 € ausprobieren, aber nicht für 5000 €. Wir vomSelle Francais Stutbuch sind deswegen im Moment auch ein bisschen besorgt, dennein Klon wird in Frankreich nicht anerkannt, wir können sie nicht zur Zuchteinsetzen. Aber wir haben noch ein anderes Problem. Mr Velin, dem Quidam undauch der Quidam-Klon gehören, hat erzählt, dass die beiden ein und dasselbePferd seien. Wir machen uns nun Sorgen, dass wir eventuell ohne unser WissenSperma des Klons erhalten könnten, denn ein Bluttest wird keinen Unterschiedergeben. Es gibt keinen Samen von Quidam mehr auf dem Markt, weil er sehr altist und die Qualität zuletzt nicht mehr gut war. Vor zwei Jahren erzählten dieZüchter, dass alle Stuten, die mit Quidam besamt wurden, tragend seien, undandere sagten, dass das möglicherweise daran liege, weil der Samen vomQuidam-Klon kam! Ich bin mir da nicht sicher, es ist sehr schwierig, so etwaszu überprüfen. Letztes Jahr gab es in Frankreich nur 13 Fohlen von Quidam. Ichnehme an, wenn sie den qualitätsmäßig guten Samen des Klones exportierenwürden, gäbe es mehr Fohlen – ich denke also nicht, dass es sich um Klonspermahandelt, auch wenn es schwierig zu kontrollieren ist. Einige Wissenschaftlersagen, dass sich das Sperma von Quidam und seinem Klon in der Struktur derSpermatozoen unterscheide. Aber nach der Besamung, nach dem das Fohlen geborenist, gibt es keinen Unterschied beim DNA-Test.“
„Meiner Meinung nach ist Klonen eher fürStuten interessant. Die Genetikexperten sagen, dass die Leistung zu 20%genetischer Herkunft sei und zu 80% umweltbedingt, und dass es gefährlich sei,einen Klon einzusetzen, der nie im Sport war. Es ist in Ordnung, einen Klon einzusetzen,aber nur nachdem man gesehen hat, dass er wie jedes andere Pferd auch im Sportläuft.“
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Teil 6
Siehaben das Gestüt vor 25 Jahren gegründet. Macht es noch Spaß?
„Sicher, ich züchte viel, vielleicht zu viel.Ich mag es, junge Stuten auszuwählen und den richtigen Hengst zu finden und dieAnpaarung auf ein Stück Papier zu schreiben. Das ist faszinierend. Aber derMarkt ist nun sehr unterschiedlich. Ich hatte großes Glück mit Almè undLaudanum zu beginnen…jetzt gibt es so viele neue Leute auf dem Markt, die sehrviel Geld haben und die besten Hengste für viel Geld kaufen können. Das machtes sehr schwer, einen neuen Hengst zu finden, aber wenn ich die Möglichkeithabe, einen guten zu erwerben, dann mache ich das. Ich habe Quite Easy gekauft,und dieses Jahr habe ich Utrillo van de Heffinck gekauft. Meiner Meinung nachist Utrillo sehr interessant, weil er sehr fremdes Blut führt –Clinton/Heartbreaker, das habe ich nicht in meinen Pedigrees, das ist neuesBlut für mich. Das Pferd hat ein gutes Exterieur, ein sehr gute Technik amSprung und ich bin sehr zufrieden mit der ersten Generation, die in CSIerfolgreich ist.“
„Bei der Auktion zum 25jährigen Jubiläumerzielte eine Tochter von Utrillo, Violet Mail, die sehr gut sprang, einen derhöchsten Preise. Ich denke, Utrillo wird nächstes Jahr in Frankreich sehrerfolgreich sein.“
„Ich habe dieses Jahr mit 30 Stuten gezüchtet,ich mag das, aber Christopher erzählt mir die ganze Zeit, dass wir reduzierenmüssen, weil der Markt momentan so schwierig ist. Ich versuche ihn zuüberzeugen, dass in einigen Jahren, wenn 20% bis 25% der Amateurzüchter dieZucht aufgegeben haben, viel weniger Pferde auf dem Markt sind; und alsprofessioneller Züchter sollte ich diese Chance nutzen und hoffen dass diePreise besser werden. Ich bin mir nicht sicher….aber ich genieße es nun einmal,diese Anpaarungen zu gestalten.“
„Ein Züchter muss in Generationen denken. Esreicht nicht, ein Olympiapferd im Fernsehen zu bewundern, es an ein normalesPferd anzupaaren und zu hoffen, ein Olympiapferd zu züchten. So ist es nicht,das ist ein Job, der Zeit braucht, und Hingabe…“
Haras Couvains – Die Dynastie
Der aktuelleSpitzenhengst in Frankreich, Diamant de Semilly, ist das Produkt einerklassischen Pferdefamilie, in diesem Fall der Familie Levallois. Und wie diemeisten dieser Familien haben auch die letzten drei Generationen Levallois denWandel vom Arbeits- zum Sportpferd miterlebt.
Die Dynastie wurde zwischen den Weltkriegen durch LouisLevallois gegründet, einem Hengsthalter und Pferdehändler. Allerdings handelteer mit Arbeitspferden, hauptsächlich mit Cob Normands. Nach dem Kriegverlagerte sich der Pferdehandel weg von der Landwirtschaft. Laut seinem SohnGermain Levallois „…gingen die Arbeitspferde in ganzen LKW-Ladungen zumSchlachter. Die Bauern behielten nur die edelsten Typen, um Hunter zu züchten.Das war der erste Schritt auf dem Weg zum Reitpferd. Pferde, die ein großesTalent für die Jagd zeigten, legten den Grundstein für den Anglo-Normannen.“
Germains Rat wurde oft von lokalen Züchtern eingeholt, undals Jules Mesnildrey auf der Suche nach einem Stutfohlen war, fand GermainVenue du Tot, eine Stute, die doppelt auf den großen Vollblüter Ultimateingezogen war.
Germain weist darauf hin, dass zu dem Zeitpunkt, als er dasStutfohlen auswählte, die Art und Weise der Selektion komplett anders war: „Sieähnelte ihrer Mutter sehr, und zu dieser Zeit wurde mehr auf das Exterieur derMutter geachtet, als das heute der Fall ist, wo man mehr auf Genetik undZuchtwerte vertraut. Ich habe meine Pferde immer aufgrund ihres Exterieurs,ihrer Eignung, Balance und Bewegungen gekauft, und ich habe meine Ansichten niegeändert. Ich bin nicht gegen Zuchtwerte, aber es ist nur ein Bruchstück untervielen wichtigen Aspekten. Wenn ich ein Hengstfohlen kaufe, ist meinHauptkriterium: Ist er ein Athlet?“
Als Vater ihres fünften Fohlens wählte Jules MesnildreyGrand Veneur, damals noch ein junger Hengst und in der Nähe von Marignystationiert. Germain Levallois kaufte das Fohlen, taufte es auf den Namen LeTot de Semilly und gab ihn seinem Sohn Eric unter den Sattel. Zusammen machtensie sich einen Namen im Sport. Zwischen 1988 und 1991 gewannen sie 22internationale und 63 nationale Grand Prix, insgesamt fast 200.000 € Preisgeld.Er war das erste durch die französische Vereinigung (FN) gesponserte französischePferd. Im Alter von sieben Jahren war er Mitglied des mit Goldmedaillendekorierten französischen Teams bei den Europameisterschaften der Jungen Reiterund belegte den vierten Platz in der Einzelwertung. Im nächsten Jahr war erzweiter im Nationenpreis in Hickstead und als neunjähriger war er zweiter imGrand Prix von Wiesbaden, gewann den Großen Preis von Bois le Roi und wardritter im Nationenpreis und Großen Preis von Gijon. Als er 1991 in Rente ging,hatte er 183.000 € gewonnen.
Jules Mesnildrey kam – erneut auf der Suche nach einemStutfohlen – wieder zu Germain Levallois. Germain fand Venise des Cresles undbot im Zuge des Handels auch einen Freisprung von Le Tot de Semilly an.
Bei der Geburt des Fohlens verstarb die Stute und derZüchter wollte das Fohlen loswerden: „Wir nahmen es mit rein und fütterten esmit der Flasche, zusammen mit einem anderen Waisenfohlen. Die zwei sind immerfrei im Garten gelaufen und folgten uns überall hin wie zwei Welpen.“
Dieses Fohlen war Diamant de Semilly, der die Klassementsder Vier-, Fünf- und Sechsjährigen in Fontainebleau gewann, bevor er eineerfolgreiche internationale Karriere mit Eric Levallois begann. Heute ist erFrankreichs begehrtester Hengst.
Die Dynastie im Haras de Couvains steht in der drittenGeneration, mit der vierten bereits im Hintergrund. Für die Zuchthengste istRichard Levallois verantwortlich, sein Bruder Eric für die Sportpferde.Richards Frau Sophie hat einen landwirtschaftlichen Hintergrund und auch siearbeitet im Unternehmen. Sie war so nett und hat sich Zeit genommen um unsausführlich zu beschreiben, wie das Gestüt funktioniert.
Obwohl klein angefangen spielt Haras de Couvains heute einegroße Rolle in der weltweiten Zuchtszene. Sophie erläutert: „Wir bieten mehrals 20 Hengste an. Einige stehen hier, von anderen verkaufen wir nur dasSperma. 16 Hengste befinden sich in unserem Besitz. Wir verschicken Sperma indie ganze Welt und es kommen pro Zuchtsaison ca. 700 Stuten hierher. Wir selbsthaben ca. 20 Stuten und mit dem Embryotransfer kommen wir pro Jahr auf ungefähr25 Fohlen.“
Welcher ihrer Hengsteist - nach Le Tot de Semilly – der Beste ihres Gestüts?
„Diamant de Semilly, sein Sohn. Er nahm an den Weltreiterspielenin Jerez de la Frontera teil – er hatte 45° Fieber vor dem Turnier (45° Fieber??? Aber wie ich es auch drehe undwende, nur so ergibt die Übersetzung Sinn), er hätte sonst besser abgeschlossen,zum Ende hin war er ein bisschen erschöpft und in der Einzelwertung nicht mehr aufder Höhe. Er hat sehr gute Nachkommen und ist der beste Selle Francais Hengst,sogar noch besser als sein Vater Le Tot de Semilly.“
Welche Eigenschaftengibt Diamant an seine Nachkommen weiter?
„Er führt mehr Blut als sein Vater aufgrund des VollblütersAmarpour mütterlicherseits. Er bringt Größe mit, Kraft und Balance, er machtPferde, die leicht zu reiten sind, sogar von Amateuren. Seine Nachkommen sindcharakterstark und intelligent, das kommt von seinem Vater Le Tot de Semilly,und sie werden von den Reitern geschätzt.“
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Teil 7
Nutzen sie vielFremdblut in ihrer Zucht?
„Nicht so viel. Wir ziehen es vor, französisch zu bleiben,denn es gibt viele ausländische Züchter, die hierher kommen um Pferde zukaufen, und die wollen etwas, was es bei ihnen nicht gibt, und sie schätzen denCharakter und die Intelligenz des Selle Francais. Deswegen versuchen wir unserebesten Selle Francais Stuten zu erhalten. Wir haben auch einige Pferde mitdeutschem Blut, aber 95% unserer Zucht ist rein französisch.“
Waren diestrukturellen Veränderungen in der Zucht groß – vom bäuerlichen Züchter zumHobbyzüchter?
„Es verändert sich Vieles momentan. Die althergebrachteZuchttradition hier in der Normandie, mit den Bauern, die Kühe hatten, und einpaar Stuten, und die ihre Stuten sehr gut kannten, das nimmt immer mehr ab, esist eine Schande. Es gibt viele Züchter, die ihre Stuten für die Kinder haben,und um sie später für die eigene Reproduktion einzusetzen.“
„Es gibt einen steigenden Anteil an neuen Investoren, diemit einer Menge Geld hierherkommen und sehr viel in Hengste und Stuteninvestieren. Sie wachsen sehr schnell, aber manchmal wissen sie nicht, was eingutes Pferd ist. Sie kaufen, und sie investieren viel in das, wovon sie denken,dass es das Beste ist, aber sie haben kein wirkliches Gefühl für das Pferd ansich, ihnen fehlt das Pferdewissen. Ich denke, dass das sehr schade ist, dennmanchmal bringen sie auch Pferde aus dem Ausland, die die Deutschen nicht mehrhaben wollen, und das kann schlechte Eigenschaften in die französische Zuchtbringen, weil sie eine schlechte Einstellung haben.“
„Die Qualität des Selle Francais verschlechtert sichaufgrund solcher Kreuzungen, die nicht immer erfolgreich sind. Die deutscheZucht ist sehr geschlossen, das Beste behalten sie für sich selbst. ZumBeispiel ist Samen von Cassini II in Frankreich erhältlich, aber von Cassini I– vergeblich! Cassini II vererbt sich nicht so gut wie Cassini I. Ich denke,wenn sie Hengste ins Ausland verkaufen, dann verkaufen sie niemals die Besten.Manchmal machen auch sie Fehler, aber die meiste Zeit nicht.“
Welche Eigenschaftenhat das Selle Francais?
„Die sehr gute Einstellung, die Leichtigkeit, denn wissensie, mit den ausländischen Pferden müssen sie die meiste Zeit trainieren undimmer wieder die selben Lektionen wiederholen, und einen Tag später müssen siesie wieder wiederholen. Das Selle Francais ist für den faulen Reiter – wie denfranzösischen - wie geschaffen, wenn sie einmal etwas verstanden haben, ist esabgehakt und sie können es ein paar Wochen auf die Koppel stellen und wenn siees wieder reiten ist es wie vorher.“
Während die Blutlinien aus ganz Europa nach Frankreichströmen, gibt Europa dieses Kompliment zurück: Der Siegerhengst der HolsteinerKörung 2007, Diarado, stammt ab von Diamant de Semilly. Der Geschäftsführer desHolsteiner Verbandes, Norbert Boley, stellte ein Konsortium mit PaulSchockemöhle und dem Niederländer Joop van Uytert zusammen, um den jungenHengst zu erwerben. Auf Schockemöhle`s AOS Auktion ging kürzlich einzweijähriger Sohn des Diarado aus einer Stute von Argentinus für 450.000 € weg.
Egal, wie sich die französische Zucht in der Zukunftverändert, das Blut des Selle Francais wird fließen, so lange esSpringwettbewerbe gibt, und man will hoffen, dass viel von diesemeigentümlichen gallischen Pferdetyp und Pferdewissen die Umbrüche überlebt.
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Zitat von Jule89 Beitrag anzeigenNee, nee. BLUP hat natürlich was mit Verwandschaftsleistung zu tun, denn bei der Berechnung des Zuchtwertes wird die VERWANDSCHAFTSmatrix benutzt. Das es Genetik und Umwelt trennt, stimmt natürlich, sonst wär`s ja sinnlos, ne? Irislucia hat schon recht.
Während beim "Pedigree-ZW" der HLP tatsächlich Vollblüter benachteiligt werden, da diese Hengste in aller Regel keine HLP ablegen sondern ihren Leistungsnachweis über Rennleistung erbringen, jedoch ausschließlich HLP-Ergebnisse als Berechnungsgrundlage dienen.
Dieses Problem trifft für BLUP definitiv nicht zu. Denn hier gehen alle verfügbaren Informationen in die Berechnung ein: Phänotyp des Individuums, Phänotyp seiner Elterntiere, Phänotyp seiner Voll- und Halbgeschwister, Phänotyp seiner Nachkommen. Außerdem ist das System dynamisch. Das bedeutet, mit jeder neuen Zusatzinformation wird die Aussage genauer und sicherer.
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