Zitat von OBdB
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deine frage nach dem autor u der "angelsachsendarstellung" macht sinn.
schön, dass du das erwähnst :-)
zu diesem pferdemagazin:
das horsemagazin geniesst in australien kultstatus als eines der wenigen pferdesportmagazine, das sich überhaupt auch etwas weiterreichend mit zucht beschäftigt. wenig anspruchsvoll, selten kritisch, aus dem "off" sicher auch kaum möglich.
aufgrund der engl sprache u mangels alternativen (zuchtspezifische schwerpunkte u hintergründe) bei allen angelsachsen eben auch in den weitaus grösseren USA gern gelesen, bekannt u zitiert.
chris hector u das horsemagazin ist "züchterisch bildende grundlage" u wird gern zum status quo erhoben u zitiert.
grundsätzlich nicht verkehrt, man sehe sich nur unsere eigene deutschsprachige medienlandschaft zu dem thema an. wenig kritik, viel halbwissen, selten tiefgreifende hintergründe, reichlich kommerz.
deine eigenen weitreichenden u vor allem selbst gelebten (authentischen) ausführungen zu dem thema sind augenöffnend. besseres beispiel gibt es nicht! grosser dank daher für deine strukturierten ausführungen u hintergründe!
zu diesem journalisten:
chris hector ist für mich sowas wie ein selbsternannter "remote hero" der aus der entfernung schreibt u ein ebenso entferntes publikum bedient. aus dem off (australien) nimmt er sich der themen der pferdezucht an u bedient sein ebenso remotes publikum (AUS, NZ, USA, angelsachsen eben) in leicht zugänglicher, leicht verständlicher und überzeugender weise. erinnert mich immer so ein bisschen an die zuckerbäckerei der angelsachsen:
quietschbunt verziert liegen die teilchen im schaufenster, ich begucke sie lieber mit etwas gänsehaut dabei als dass ich sie esse weil das übermass an zucker meinem kontinentaleuropäischen geschmacksnerv nicht gerecht wird...
gern genommen sind zitate aus interviews, die er selber durchaus vor ort (reisender journalist) führt u die die glaubwürdigekeit seiner artikel unterstützen. er schreibt ja auch nichts falsches, kratzt aber eben immer nur an der (meist schillernden) oberfläche. den finger wirklich auf den puls zu legen ist als aussenstehender u noch dazu fremdsprachlicher nicht möglich, egal in welcher branche (s. deine eigenen kritischen ausführungen, die nur einem "insider" der heimische sprache u kultur kennt, möglich sind. authentisch ist eben immer eine ganz andere qualität.)
das ganze hat stets unterhaltungswert, ich lese seine artikel immer gern u denk mir meinen teil. so ein bisschen wie bunte märchenstunde aus dem off. wenn man etwas näher dran ist offenbart sich sein journalismus dann schnell als kommerziell u nicht notwendigerweise kritisch oder sachlich. es verkauft sich eben gut, kritiker hat er keine, das liegt in der natur der sache. sportpferdezucht u spezifische hintergründe sind nunmal nicht notwendigerweise eine angelsächsische spielwiese, die kritischen insider dieser spezifischen journallie findet man daher eher im deutschsprachigen/ndl raum, ganz sicher nicht unter den angelsachsen (u schon gar nicht down-under), die schon sprachbedingt nicht in der lage sind sich mit den in D oder NL oder F inherenten problemen/fakten auseinanderzusetzen, selbst wenn sie es wollten. einem entsprechenden interviewpartner, der selber nur radebrechend englisch spricht, gezielt kritisch auf den zahn zu fühlen, ist schlicht nicht möglich. muss auch nicht. es soll sich in erster linie verkaufen u den idealismus der remoten leserschaft bedienen.
kein vorwurf, ein fakt.
jede branche hat nunmal ihre klientel u berechtigung.
meine vorbehalte ggüb chris hector liegen in einem ganz typischen artikel von ihm begründet, für den er von seinem angelsächsischen publikum gefeiert wurde (verkaufte sich mit sicherheit blendend!). dieser artikel bediente nur die schillernde oberfläche u das typische konventionelle u kommerzielle gutverkaufende moment zu lasten der objektiven fakten mit den klischees einer seifenoper (das liest sich gut, vor allem wenn es mit hochglanzbildchen kommt):
internationaler held im sattel, strahlend gefeierter publikumsliebling unterm sattel, reiche und aberreiche sponsoren dahinter, das ganze garniert mit einer nagelneuen multifunktions-superanlage, zuchthengste u deckstation inclusive, das ganze mit dem anspruch die altehergebrachte sportpferdezucht zu revolutionieren. ganz viel bunter zuckerguss obendrauf. genau das, was der remote angelsachse gern liest (wir na klar auch...).
in dem falle ging mir allerdings die galle über weil ich es aus eigener erfahrung besser wusste u den strahlenden glanz des gefeierten titelhelden u managements völlig unangemessen ínszeniert empfand. ich hatte selber mit eben diesem mutlifunktionsmanagement zu tun, das sich im schnöden alltag als unzulängliches mismanagement u völlig unprofessionell erwies. einige unschöne fakten (die es überall gitb) blieben schlicht unter den tisch gekehrt (macht sinn, das gehört in sowas auch nicht rein) weshalb ich mir erlaubt habe eine sehr sachliche gegendartsellung auf angelsächsisch zu seinem strahlenden artikel zu schreiben u auf die misstände hinzuweisen derer man erst offenbar wurde, wenn man damit zu tun hat.
es ist eben nicht alles gold was glänzt, das fällt uns hier zu hause schon schwer genug zu beurteilen (der mensch lässt sich eben gern blenden), das ist für den entfernten idealistischen angelsachsen erst recht nicht zu beurteilen. aber es verkauft sich gut

weshalb die artikel des chris hector für mich in erster linie eines sind:
interessante thematik gut verkäuflich von nettem unterhaltungswert aufbereitet.
hinterfragen sollte man sie durchaus.
in diesem falle hier durchaus lohnenswert u lehrreich, wie ich finde!
wobei das infrage stehende thema in seiner darstellung ja nichts "kaputtmacht". er bedient es so gut es dem aussenstehenden schreiber eben aus interviews möglich ist.
umso schöner, dass hier jetzt so eine diskussion daraus wird :-)
tausend dank für die super hintergründe, otmar! man lernt eben nie aus :-)
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