Reiten ist Wille ins Weite,ins Unendliche. R.Binding

[carlo]

Ich habe mich im letzten Jahr sehr intensiv mit dem "Unterrichten" (motorisches Lernen) an sich beschaeftigt.
Ausserdem bin ich nahezu ausschliesslich nur noch an den Schuelern interessiert,die aus dem gleichen Interesse ans Reiten herangehen,wie ich selbst.

Reiten zu lernen ,nur um reiten zu koennen ,interessiert mich immer weniger. Es ist fuer mich im Grunde eine Verschwendung der Zeit.

Am einfachsten ist wohl ausgedrueckt ,worum es mir geht , in Eugen Herrigels:

" Zen in der Kunst des Bogenschiessens "

[carlo]

Ich halte meine Schueler zu 5 Schritten an:

Mindset - Body-awareness - Dressage-Seat - the "as-if-exercises" - executing them in reality (congruence)

[carlo]

Alles beginnt mit (mindset) der inneren Einstellung - Kopf/Emotion -

eng verbunden : Koerper-Bewusstheit - wenn der Reiter geistig/emotional und in der richtigen Muskel-Spannung - mit "zero" als Referenz - angekommen ist :

Dann erst der Dressur-Sitz - und von hier:

Probe-Handeln ( "als-ob-Uebungen ) - Mental rehearsal - im Kopf und Koerper ( z.B. eine Hilfe)durchspielen.

In der Realitaet die Hilfe/Uebung ausfuehren - Ueberpruefung : bestand eine Kongruenz zwischen der vorgestellten Uebung und der tatsaechlich Ausgefuehrten.

[Greta]

das mit der inneren Einstellung leuchtet mir ein...das mit der Koerper-Bewusstheit auch... Aber wo ist das Pferd bei Dir??

[carlo]

hast du genau gelesen ,da steht's doch

im 5.Punkt das Ausfuehren der (einer) Hilfe ,welche auch immer das im besondern Moment sein wird.

[carlo]

Solltest Du aber den Umstand meinen,dass ich nicht genauer auf das Pferd eingehe - dann hast Du genau das getroffen ,worum es geht :

NICHT - das Pferd ! Weil der Reiter erst einmal bei sich angekommen sein muss,bevor er meint,er koenne /solle beim Pferd etwas machen.

[Greta]

ich will aber nicht unbedingt beim Pferd was machen.... Ich will das Pferd langsam und beharrlich auf meinen Weg bringen... Und zwar angenehm fuers Pferd aber trotzdem in meinem Sinne...

Ich stelle das Pferd in den Mittelpunkt meines Reitens, nicht mich....
Nachdem ich Deine Meinung lese, glaube ich, das ich in gewisser Weise mit dir uebereinstimme, weil ich eben dadurch weniger auf meine persoenlichen Schwaechen focussiert bin, weil ich versuche das Pferd zu erfuehlen... Ich kaempfe z.B. im Moment unheimlich mit dem richtigen Tempo.... Ich will Schwung und Schub von hinten (der leider grad noch nicht so kommt) aber keinesfalls eiliges Vorwaertslaufen... Und ich will auf keinen Fall Abstuetzen auf der Hand..

[carlo]

Und was ist da anders ? wenn Du es auf "deinen" Weg bringen willst ,dein Augenmerk ist das Pferd.

Dazu muesstest Du aber erst einmal sicher sein: dass ,was Du tust ,ist auch das,was Du denkst ,Du taetest es - meistens ist das schon keine Realitaet. Dann muesstest Du Dir sicher sein,dass Du das auch tuen solltest - woher weisst Du das ?

Bestimmt sagt es Dir Dein Gefuehl ?!

Von 30 Jahren Unterricht - denke es gibt niemanden auf der Welt,der mehr Lehrgaenge gegeben hat als ich,wenn ich mich so mit meinen Kollegen unterhalte- habe ich selten gesehen,dass da bei den Schuelern eine Kongruenz bestand.

[Greta]

Dafuer versuche ich mit Videos zu arbeiten... Ob das was ich will auch von unten so aussieht... Ich hab nach 46 Jahren Reiten durchaus eine Vorstellung von dem was ich fuehlen will.....

[carlo]

Das macht man natuerlich heute nicht mehr ,was ich hier mache ,als Lehrer !

Man sagt einfach nicht die Wahrheit,heute ! Schreien zwar alle sie wollen die Wahrheit - solange sie sie nicht gesagt bekommen.

Wir - Reitlehrer - leisten gegen Geld einen Service - besonders in Amerika ist diese Einstellung ganz besonders vertreten - und dies in einer FUN-Gesellschaft ,da sagt man einfach etwas positives !

Ich nennne das : Man luegt !

[Greta]

Ich finde es natuerlich besser einen Ausbilder zu haben, leider war in den letzten 20 Jahren keiner in der Naehe..... In MV gibts nur Springreiter....

[carlo]

Dafuer versuche ich mit Videos zu arbeiten... Ob das was ich will auch von unten so aussieht... Ich hab nach 46 Jahren Reiten durchaus eine Vorstellung von dem was ich fuehlen will.....

Nur - ob Du das auch fuehlen solltest - ist was vollkommen anderes !

[Greta]

Ich hab letztes Wochenende hier gesehen wie man in USA Unterricht gibt Das ist mehr wie Yoga Die meisten Dressurreiter hier sind aeltere Damen die keine Gefahren wollen und nicht durchgeschuettelt werden wollen (ich bin boese, weil ich auch schon aelter bin....)

[Greta]

wieso meinst Du ich sollte das nicht fuehlen??

[Greta]

und vorallem wollen die Reiter hier keine groben Einwirkungen... Schenkel und Zuegelhilfen sollen nicht zu sehen sein Fand ich sehr beeindruckend....

[Greta]

Ich hab frueher mal gelernt, das Hilfen umso unsichtbarer werden, je versammelter man reitet.... Da sind die Leute hier aber noch lange nicht.... Wie kommt man zu einem hoeheren Level ohne Einwirkung?? mir ist das unklar...

[carlo]

Das scheinen die meisten Schueler einfach nicht zu begreifen .

Nur wer immer wieder auf einem Pferd gesessen hat,das so ging ,wie es wirklich gehen soll,kann das auch in der Regel nach Jahren selbst erwirken - in der Regel ,es gibt natuerlich auch Ausnahmen von voellig talentierten Reitern !

Die Musik - und da ein Instrument wie die Geige oder eine Posaune - ist ein gutes Beispiel im Gegensatz zu einem Klavier z.B.
Auch ein einfaches Lied mag ein Amateur nicht vollkommen "rein" intonieren zu koennen,wohl aber auf dem Klavier ,denn da schlaegt er entweder die richtige Taste an ,oder die falsche ,oder 2 zusammen.

So ist's aber beim Pferd eben nicht ! Und der Violin Spieler,der immer einen zehntel note daneben greift ,haelt das nach einer Zeit fuer richtig,weil er's gar nicht mehr hoert.

Er wird aber vielleicht nach langer Zeit ganz langsam eine Tonleiter oder ein ganz einfaches Lied genau richtig intonieren koennen - da ist dann wieder der Vergleich mit dem Pferd anzustellen:

Wo ist irgend ein Reiten - welche Gangart auch immer - so einfach ,wie das ganz langsam gespielte ,einfache Lied - nahezu auf keinem Pferd .

Und deshalb gibt es schon seit Jahrhunderten die Regeln,dass der Reiter fuer Jahre an der Longe ist,dass das best gerittenste Pferd gerade gut genug ist - und Auto-Didakten so selten sind ,dass man sie aussen vorlassen kann,da der ,der sich fuer die Ausnahme haelt ,wohl nur eine geringe Chance hat ,das eine Prozent zu sein.

[carlo]

Ich finde das bei Reitern immer so seltsam. Ich kann mir nicht vorstellen,dass ein Tennis-Spieler (Amateur) so frustriert waere,wie die Reiter,wenn sie nicht einen einzigen Punkt gegen Nadal oder Federer machen koennten.
Oder sie bekaemen gesagt,Deine Vorhand ist nicht schlecht,aber genau auf diese bestimmte Weise wirst Du das nie hinbekommen.

[carlo]

Ich nehme aber an ,dass ich weiss,warum das bei den Reitern so ist .

Wenn ich mich darauf einstellen muss,dass es sein kann ,dass ich das Pferd nicht genau so - zB klassisch - reiten kann,wie es fuer das Pferd wirklich sein sollte,dann muss ich mir ja jeden Tag ,wenn ich in den Spiegel schaue ,eingestehen ,dass das Pferd unter mir "leidet ".

Dann gehe ich besser von dem Grundsatz aus : Es KANN gar nicht sein - was nicht sein DARF !

[Greta]

Doch, glaub mir Tennisspieler sind sehr frustriert.... Ich hab da Erfahrung... In der Familie gibts ein paar richtig gute Spieler und Tennis ist viel schlimmer als Reiten.... Da verliert man naemlich mit Punkten..... Beim Reiten verliert man vielleicht auch, aber da gibts keinen Score.... Das wird einem dadurch nicht so deutlcih gemacht... Tennis ist immer 1 gegen 1