Quo vadis Landgestüt Celle?

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  • Linaro3
    • 28.09.2003
    • 8079

    Quo vadis Landgestüt Celle?

    Ich möchte mal ein sehr kontroverses Thema zur Diskussion stellen - Quo vadis Landgestüt Celle? Wo geht der Weg hin, verlieren wir mit "globalerem" Denken die Identität Hannovers?

    Wenn man die Entwicklung von Dr. Bade zu Dr. Brockmann verfolgt, dann sind die vergangenen Jahre geprägt von Veränderungen. Zuchtpolitisch begann das sicher mit dem Wegfall des Celler Lots. Bunte Prospekte auf Hochglanz gedruckt, DVDs, Stationen werden zusammengelegt, kleine geschlossen. Auch im LG hält die Modetendenz Einzug sich immer wieder auf die junge Garde zu konzentrieren. Vor allem aber kauft Brockmann nun auch zum wiederholten Male in OL. Ich tue mich um ehrlich zu sein schwer mit dem Gedanken was nun ausländische Blutlinien in der Springpferdezucht a la Cornet-Vorbild bewirken sollen, wenn auf der eigenen Körung genetisch interessante Hengste aus eigener Population nicht in Betracht gezogen werden... Warum das?

    Das LG hat enorme Vorteile in seiner Struktur, man ist durch die noch bestehenden Stationen nah am Kunden, so der Kunde noch der landwirtschaftlichen Zunft entspringt, fühlt er sich eh aus Tradition verbunden. Da unsere Station geschlossen wird, ist die nächstmögliche Bargstedt, Stader Geest. Einst Hochzuchtgebiet heute nicht mehr mit attraktiven Neuzugängen zu bestücken weil kein Gestüter vor Ort reiterliche Fähigkeiten hat, die noch abrufbar sind. Ausserdem gibt es keinen geeigneten Reitplatz von Halle ganz zu schweigen. Das ist schlicht und ergreifend nicht mehr marktgerecht, da kann man aus meiner Sicht die Stationierung vor Ort auch sein lassen. Warum also kein ausgeklügeltes Servicesystem entwickeln was kostentechnisch und marktorientiert interessant ist? Vielleicht wenige große Stationen und Mitarbeiter im Außendienst am Kunden vor Ort?

    Aber warum jetzt bitte nach OL ziehen und einkaufen, hat ja im Falle von Chaka Zulu schon mal extrem teures Lehrgeld gekostet. Ist das der Outcross-Gedanke oder die Anweisung, dass OL auch Niedersachsen ist? Ist das Zuchtgebiet OL überhaupt ein atrraktiver Markt, wenn man gegen PS, Sprehe und Co. konkurrieren muss? Warum also den Gedankengang "was anderes machen zu wollen" während das eigene in den Hintergrund gerät?

    Ich behaupte jetzt mal frei heraus, dass es auch nicht schlechter sein kann, wenn man seine eigene Identität stärkt, statt sie zu verwischen. Aber geht der Weg nicht derzeit in die entgegengesetzte Richtung? Was meint ihr?
    Avatar: Stutfohlen von Lord Z a.d. St.Pr.St. Actress von Acord II / Mytens xx (Stutenstamm der Platina), geb. 2009

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  • Tänzer
    • 20.01.2011
    • 95

    #2
    Wenn man dies Jahr die Hengste in Verden gesehen hat, dann kann man gut verstehen, daß auch mal außerhalb eingekauft wird. Das Dressurlager war nicht von besonderer Qualität. Mir fehlten irgendwie die Highlights! Vielleicht solide, aber nix was begeistern konnte und das gehört für mich dazu! Die gekauften Springer waren eine sehr gute Wahl! Ich hoffe es gelingt die zugekauften Hengste auch in Hannover anerkannt zu bekommen, denn wieso sollte nicht auch in Celle neues Blut Einzug halten? Ich wünsche dem Landstallmeister viel Erfolg mit seinen Hengsten! Ob das der richtige Weg ist, wird sich erst in einigen Jahren zeigen, aber ich wünsche allen ein wenig Geduld mit den jungen Pferden. Und zuviel werden diese Hengste schon nicht kaputt machen, denn nach Sir D II sind die Züchter sicher vorsichtiger geworden, wenn sie nicht schon ins Oldenburgische abgewandert sind! Und daran ist sicher nicht Celle schuld, sondern unsere derzeitige Zuchtleitung!
    Zuletzt geändert von Tänzer; 24.11.2011, 21:15.

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    • Linaro3
      • 28.09.2003
      • 8079

      #3
      Ich wünsche dem Landstallmeister auch alles Glück der Welt - ganz ohne Frage. Habe den Clinton nicht gesehen (die komplette Kollektion in Hannover hingegen schon), verstehe aber nicht, dass in Verden gut springende Hengste aus heimischen Topstämmen stehengelassen werden (die unserer Population Anschluss bringen würden), denn derzeit haben wir wahrlich nicht das Luxusproblem kein Outcross-Blut zu haben sondern wir bestehen fast nur noch aus Outcross im Springpferdebereich. Eigene Grundlage - Fehlanzeige! Das halte ich doch für kritisch.

      Mir geht es nicht im Speziellen um diese Hengste, sondern darum ob sich der generelle Weg als der richtige oder eben der falsche erweisen wird.

      Ich sehe es an mir selber, ich habe es immer schwerer Hengste im Bestand zu finden, die ich einsetzen möchte (habe nur noch Springstuten) und kann die potenziellen Kandidaten, die überhaupt von den Grundkriterien zusammen kommen, an einer Hand abzählen. Bin aber gern Kunde im LG und sehe das demzufolge schon recht kritisch. Unsere Station wird jetzt geschlossen, dass entbindet mich etwas von dem schlechten Gewissen unserem wirklich äußerst sympathischem Gestüter wenigstens eine Stute zukommen zu lassen, aber so wirklich finde ich auch wenig passiges für meinen Geschmack und meine Stuten. Rede ich mit anderen Züchtern, treffe ich erstaunlich oft auf diese Meinung und somit sehe ich die Thematik als durchaus wertvolle Diskussionsgrundlage. Würde mich also über viele Meinungen freuen.
      Avatar: Stutfohlen von Lord Z a.d. St.Pr.St. Actress von Acord II / Mytens xx (Stutenstamm der Platina), geb. 2009

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      • Tänzer
        • 20.01.2011
        • 95

        #4
        Das geht mir ähnlich, obwohl ich aus dem Dressurlager komme! Aber ist denn nicht gerade der junge Canstakko ein interessanter Hengst, der gute Stuten verdient? Und noch mehr Stakkato muß nicht unbedingt sein, sind noch ausreichend vorhanden! Schade ist es um den Graf Top Sohn, wäre vielleicht ein würdiger Vertreter sein Linie geworden!
        Welche Station wird denn geschlossen? Ich persönlich würde es für sinnvoller halten, die kleinen Stationen zu erhalten und die Großen zu EU-Stationen zusammen zu legen, da der Ort der Samengewinnung ziemlich gleichgültig ist, nur der Service vor Ort sollte nicht vernachlässigt werden!

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        • Linaro3
          • 28.09.2003
          • 8079

          #5
          Emmen wird geschlossen. Sehe deine Aussage zu den Stationen ähnlich. Wenn dann aktiv Service am Kunden geleistet wird, kann das durchaus Mehrwert bringen.
          Avatar: Stutfohlen von Lord Z a.d. St.Pr.St. Actress von Acord II / Mytens xx (Stutenstamm der Platina), geb. 2009

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          • frau holle reloaded
            • 19.02.2007
            • 773

            #6
            ...mich hat`s ehrlich gesagt auch gewundert,dass er sich `getraut`hat,wieder in oldenburg zu shoppen...man wird sehen
            Avatar: `cavalleria` von cavallieri xx aus der dekadenz von de niro-argentan

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            • Radbod
              • 08.01.2006
              • 521

              #7
              Anscheinend gibt es eine große Kluft zwischen dem Leiter des Landgestüts und der Zuchtleitung des Hannoveraner Verbandes, was die Aufgabenwahrnehmung ist.
              Herr Dr. Brockmann leitet ein staatliches Gestüt, dass mit der liberalen Wirtschaft der Privatstationen in Niedersachsen und der Welt konkurriert (zugegeben auch mit anderen Landgestüten, die haben aber dasselbe Problem).
              Er muss immer mehr wirtschaftlicher werden, also handelt er (und sicher nicht allein, sondern auch Mitarbeiter o.a.) nicht mehr unbedingt im Zuschussgeschäft bei den Stationen.
              Demgegenüber steht ein zuchtorientierter Vorstand des Hannoveranerverbandes, die sich an Traditionen halten und sich (augenscheinlich) schwerer mit Veränderungen tun.
              Mir steht es nicht zu, ob die Wahl der Hengste durch das LG Celle als richtig oder falsch zu betiteln, richtigt ist aber, das bei manchen Entscheidungen in der Vergangenheit auch die Zuchtoberen daneben lagen und die "Erfolge" andere Verbände für sich verbuchen konnten.
              Ich glaube nicht dass es wünschenswert ist, nur aus Traditionen alle vom Enden der Hengstlinie betroffenen Stämme zu erhalten, wenn sie in der Bewertung keine Bedeutung mehr haben.
              Man schafft Platz für Neues!
              Ob dies in Oldenburg zu finden ist, in Frankreich, in Holstein, oder bei den Vollblütern steht doch der Ansicht frei.
              Und als Käufer waren die Oldenburger Hengsthalter immer gern gesehen. Jetzt ist es halt andersrum!
              http://www.martin-dirksen.young-horse-gate.de/

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              • carolinen
                • 11.03.2010
                • 3563

                #8
                Ich denke auch, dass das wirtschaftliche Handeln (leider) bestimmte Grenzen setzt oder Richtungen vorgibt.
                Spektakuläre Ankäufe ziehen Züchter an. Die entsprechenden Bedeckungszahlen werden (hoffentlich) genügend Geld einbringen, um viele andere Hengste, die man bei einem Rundgang in Celle oder beim Blättern im HVP sieht, mit durchzufüttern und somit Linien zu erhalten. Das Landgestüt muss einen Spagat vollziehen, einen Konflikt, den die privaten häufig nicht haben:
                Es soll schwarze Zahlen schreiben, anders als die Privaten kann und soll es nicht einfach so irgendwelche Hengste "abschieben", wenn die keine oder wenig Bedeckungen haben. Es soll die Paraden durchführen und dafür ist eben Pferdematerial nötig. Es werden Hengste benötigt, die vor dem Wagen laufen und 24, die in der großen Dressurquadrille nicht zu schlecht aussehen. Hengste für die Lehrlinge werden auch noch benötigt.
                Vor einigen Jahren habe ich folgendes erlebt: lief in der Halle ein Fuchshengst mit einem jungen Reiter. Man sah, dass der doch ziemlich viel konnte (der Hengst). Man sah aber auch, dass das nicht mehr der jüngste ist. Nicht weil er lahmte o.ä. er sah einfach nicht mehr jung aus. Aber sehr rittig. Auf Rückfrage, wer das denn sei erhielt ich die Antwort Westerland - da war der im HVP meine ich nicht mehr gelistet.0 Tat aber noch seine Dienste als Schulpferd. Gut, dies war noch unter Dr. Bade, aber dennoch habe ich neulich bei einem Rundgang auch "alte" Kämpen gesehen, die ich gar nicht mehr auf dem Schirm hatte, als im Landgestüt befindlich.
                Es liegt einzig alleine an uns den Züchtern, ob wir so ein Gestüt überleben lassen.
                Servicestationen in allen Ehren, das geht aber nur, wenn die Damen/Herren Angestellte (Beamte) auch Service leisten können. Das kann sich nicht auf Brennen und Chippen beschränken. Es bedeutet sicherlich, mit den Züchtern vor Ort guten Kontakt zu haben und zu halten. Hinfahren, Pferde und Fohlen gucken, Zuchtberatung etc. So etwas liegt ja nun wahrlich nicht jedem.
                Auch hier muss das LG einen Spagat leisten: Die Angestellten, die sicherlich eher eingestellt wurden als reitende (oder fahrende und pflegende Gestüter) kann man ja nun auch nicht alle per Order de Mufti zu Servicemitarbeitern umbauen. Da haben es private Stationen schon leichter. Gefällt ihnen ihr Verkaufsberater o.ä. nicht mehr, gibts halt einen neuen. Eine private Station im Oldenburgischen macht es mit den häufigen Personalwechseln (häufig auch Wiedereinstellungen) vor, wie sowas gehen kann.
                Lamentieren nützt nichts - möchte man das LG erhalten, muss man seine Hengste nutzen.
                Herr - Laß es Hirn regnen oder Steine - egal - Hauptsache Du triffst !

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                • #9
                  In vielen Dingen gebe ich dir recht (Carolinen). Einigen Dingen kann ich nicht zustimmen, hier sehe ich es aus einer anderen Sicht. Das man über die Väterliche Linie -Linien- erhalten "muss" oder sollte ist glaube ich nicht im wirklichen Sinne. Mein Einwand ist eigentlich die ganze Zeit nur das man die Mutterstämme nicht im rechten Licht sieht, gerade was das Landgestüt betrifft. Wohl die interessantesten Hengste aus meiner Sicht was die Stutenlinien betrifft sind Grey Top sowie Canstakko,Stanley. Interessant ist auch der Hengst Perigueux der aus einer Sport erfolgreichen Mutter kommt, zu dem durchgezüchtet. Bonaventura ist eben so zu nennen, dessen Mutter Grandessa v. Grannus int. erfolgreiche Nachzucht hervor brachte. Leider wird es dann sehr sehr still, ich finde das eigentlich sehr bedauerlich. Leider vermisse ich das suchen und aufstellen der besten Stutengrundlagen und das forcieren dieser -Mutterlinien-. Wie es dann weiter geht und welche Hengste gewählt werden ist nicht einfach, dafür lebt auch der Landstallmeister seine Ideen und Gedanken aus. Das LG Celle hat traditionell eine "verdeckte" Verantwortung für das Hannoversche Pferd, wieso???. Aus meiner Sicht liegt die Zusammenarbeit so tief verwurzelt im Land selbst das eigentlich eine große Familie von Züchtern und eben dem LG entstanden ist. Jeder vertraute jedem, es hat sich wie du es ja auch schon geschildert hast die Zeit geändert, wie auch Blutlininen vergehen. Der Zweck einer beständigen Zucht erkennt man doch an seinen Wurzeln -oder???.. Leider sind die vielen kleinen wichtigen Wurzeln die den Stamm am leben erhalten immer weniger geworden. Gutes Blut findet man immer weniger in den Mutterstämmen was die Absicherung der Vererbung betrifft (Linienzuchten,Konzentration guten Blutes); Ferdinand,Agram,Gotthard,Domspatz,Almhügel III usw. usw.
                  Es geht ja nicht darum das man heute noch mit Ferdinand Springpferde züchten soll (als beispiel) sondern eher darum sich deren Leistungkomponente zu bedienen. Dazu gehört eben Hintergrundinforamtionen, das bedeutet nicht "Klugschnacken" eher darauf hinweisen. Letzten Endes verkauft man doch Pferde mit Qualität, stellt man eine breite Basis dieser Qualität auf hat jeder etwas davon..das Landgestüt, die Züchter und jene die man erreichen sollte der Reiter/Halter. Qualität bedeutet für mich die Gleichsetzung mit Leistung, letzteres ist nicht immer wirklich Vordergründig im Landgestüt zu erkennen. Aus meiner Sicht würde ich es sehr begrüssen wenn eben wieder diese erwähnten Dinge ein wenig mehr Beachtung erlangen würden.

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                  • druenert
                    • 25.11.2009
                    • 2074

                    #10
                    Zitat von carolinen Beitrag anzeigen
                    Das Landgestüt muss einen Spagat vollziehen, einen Konflikt, den die privaten häufig nicht haben:
                    Es soll schwarze Zahlen schreiben, anders als die Privaten kann und soll es nicht einfach so irgendwelche Hengste "abschieben", wenn die keine oder wenig Bedeckungen haben. Es soll die Paraden durchführen und dafür ist eben Pferdematerial nötig. Es werden Hengste benötigt, die vor dem Wagen laufen und 24, die in der großen Dressurquadrille nicht zu schlecht aussehen. Hengste für die Lehrlinge werden auch noch benötigt. .....


                    Servicestationen in allen Ehren, das geht aber nur, wenn die Damen/Herren Angestellte (Beamte) auch Service leisten können. Es bedeutet sicherlich, mit den Züchtern vor Ort guten Kontakt zu haben und zu halten. Hinfahren, Pferde und Fohlen gucken, Zuchtberatung etc. So etwas liegt ja nun wahrlich nicht jedem.
                    Auch hier muss das LG einen Spagat leisten: Die Angestellten, die sicherlich eher eingestellt wurden als reitende (oder fahrende und pflegende Gestüter) kann man ja nun auch nicht alle per Order de Mufti zu Servicemitarbeitern umbauen. Da haben es private Stationen schon leichter. Gefällt ihnen ihr Verkaufsberater o.ä. nicht mehr, gibts halt einen neuen.
                    @Carolinen hat sehr treffend die immensen Schwierigkeiten beschrieben, vor denen nicht nur das LG Celle, sondern auch andere traditionsreiche, staatliche Landgestüte stehen. Eine schier unmögliche Aufgabe, mit den unflexiblen, antiquierten Strukturen eines Beamtenapparates dies alles unter einen Hut zu bekommen und auf einen knallharten internationalen Markt konkurrenzfähig zu bleiben!
                    Ich beneide unter diesen Voraussetzungen den Landstallmeister nicht um seinen Job. Da sind übermenschliche Fähigkeiten gefragt und jeder, der nicht über die nötige Genialität verfügt, kann eigentlich an dieser Aufgabe nur scheitern.
                    Ich denke, den Herausforderungen des Marktes muss er sich stellen, ob er will oder nicht. Dies bedeutet, Marktlücken erkennen und diese zu besetzen, sich international aufzustellen, von den besten, sportlich aktuellsten Blutlinien die jeweils bestmöglichen Vertreter anzubieten. Nach Möglichkeit sollte dies in Abstimmung mit der hannoverschen Zuchtleitung und nicht im selbstherrlichen Alleingang erfolgen. Sonst sind weitere Pleiten wie mit SD II vorprogrammiert. Internationales Spitzenblut eindeutig ja, aber dieses muss qualitätsmäßig über jeden Zweifel erhaben sein. Nicht einzusehen ist für mich die Kaufzurückhaltung auf dem Verdener Hengstmarkt und stattdessen der Erwerb wenig originellen Blutes auf fremden Körplätzen.
                    Daneben ist natürlich auch eine Kernaufgabe des Landgestüts, für die Bewahrung wirklich erhaltenswerten hannoverschen Blutes (und soweit möglich dessen Weiterentwicklung!) zu sorgen. Identität bewahren geht aber nur sofern die Qualität wirklich stimmt. Eine Sammlung konkurrenzunfähiger Ladenhüter mit hannoverschem Stempel brauchen wir nicht. Nur in dieser Vielfalt und breiten Aufstellung vom Top-Leistungspferd jeglicher Disziplin bis zum braven Hobbyreitpferd hat das Landgestüt noch seine Daseinsberechtigung für die Zucht. Diese steht und fällt mit dem Qualitätsniveau seiner Hengste.
                    Im Service kommt es nicht drum herum, sich mit dem Standard anderer Anbieter zu messen, trotz Beamtenapparat. Bürokratische Dienstzeiten und Fehlanzeige bei Montags-Samenauslieferung passen da nicht in die Landschaft. Die entsprechende Anleitung und Motivierung der Mitarbeiter ist auch eine Überlebensfrage. Statt Gestüter, die in die eigene Tasche wirtschaften oder nur auf eigene Rechung fremde Pferde reiten, wären unterstützende Berater und Ankurbeler der Vermarktung für Landgestütskunden gefragt.

                    Positiv sehe ich die Zusammenarbeit mit Top-Reitern wie Eva Bitter oder Ludger Beerbaum. Diese Schiene sollte intensiviert und weiterentwickelt werden.
                    Neben der sicherlich immer schwieriger zu realisierenden züchterischen Konkurrenzfähigkeit ist eine weitere wesentliche Aufgabe die Kulturgutpflege. Hierfür ist eine Beanspruchung von Steuergeldern durchaus legitim.
                    Grundsätzlich bin ich ein großer Sympathisant des Landgestüts und gönne ihm jeden Erfolg. Aber bei meinen Anpaarungen kann ich mich nicht allein von solchen Sympathien leiten lassen. Das Preis-Leistungsverhältnis muss ebenfalls stimmen. Wenn es dies tut, dann darf es gerne das Landgestüt sein.
                    Zuletzt geändert von druenert; 28.11.2011, 14:18.

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                    • carolinen
                      • 11.03.2010
                      • 3563

                      #11
                      Also so ganz verstehe ich es nicht, aber das ist ja nix neues:

                      Weil "DIE" Züchter ihre Stutenstämme nicht pflegen und schätzen, soll es nun das Landgestüt tun, in dem es Hengste kauft, die aus bekannten/alten/Leistungs- Stutenlinien kommen ?
                      Wenn es schon die Verbände angeblich nicht richtig können, dann soll es "das" Landgestüt es richten ? Nein, den Gedankengang kann ich mal wieder nicht folgen.
                      Der eine findet alte Stutenlinien sollen über die Manneslinie erhalten werden, wenn es schon die Züchter über die Mutterlinien nicht mehr tun, der nächste findet, dass alte Stutenlinien völlig unnütz sind und nur neues gut ist - soll da dann das Landgestüt auch dessen Meinung folgen und Hengste aus alten Stutenlinien rauswerfen ? Der nächste findet, dass nur noch Hengste genutzt werden sollen, die jeder Mensch nach Feierabend gemütlich reiten kann, damit der Freizeitreiter an Nachkommen seinen Spass hat. Der vierte möchte, dass nur noch schimmel gezüchtet werden, weil er die Meinung vertritt, die Springen besser... Da kann ich mir noch mehr Theorien ausdenken.
                      Wer soll den entscheiden, wer recht hat ?

                      Da sind wir mal wieder da wo wir immer schon x-mal waren: jeder Züchter hat es selber in der Hand, wohin die Reise geht. Das Denken kann weder das Landgestüt noch ein Verband für ihn übernehmen und ich finde auch, dass keine der beiden Institutionen dieses tun sollte. Der Verband kann den Rahmen vorgeben, dadurch, was gekört, anerkannt und aufgenommen wird. Aber in diesem Rahmen soll und muss der Züchter selber entscheiden.
                      Wir sind doch nicht in der Planwirtschaft, wo irgendwer glaubt zu wissen, was die anderen tun sollen und es dann via staatlicher Institutionen durchsetzt ! Beim besten Willen, dass kann das Landgestüt unter heutigen Bedingungen beim besten Willen nicht leisten. Wir sind inzwischen 30 Jahre weiter ! Und insbesondere die AI nimmt dem Landgestüt die steuernde Funktion, die es mal ausgeführt haben mag !
                      Herr - Laß es Hirn regnen oder Steine - egal - Hauptsache Du triffst !

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                      • #12
                        Es geht nicht darum das es "die" Züchter schätzen lernen...viele Wissen es ja gar nicht, was nicht abwertend klingen soll - diese Funktion haben nun eigentlich jene Hengsthalter inne - oder??...Jeder möchte doch Qualität züchten, dazu gehört aber auch Qualität auf Seiten des Hengstes, es geht nicht nur darum das er schön schwarz ist, ein Köpfchen hat wie ein Araber und über die latten "kriecht" - gut wem das genügt, jeder hat sein Zuchtziel, wie du es ja schon geschildert hast. Anders wie in Holstein gibt es für mich in Hannover ein "Landgestüt" (in Holstein gibt es Verbandshengste...) womit ich mich auch Identifiziere. Und aus besagten Gründen tue ich mir echt schwer damit weiter zu folgen. Die Zahl der Hengste geht ja (verständlich) zurück, leider hebt sich nicht die Qualität und das ist aus meiner Sicht bedauerlich. Qualität ist nicht nur Eigenleistung sondern eben auch Vererbung, dazu gehört nicht nur ein Vater sondern auch eine Mutter, und deren Familie und Zusammensetzung (gut das geht wieder zu weit vielleicht..ich sehe es eben Tiefgründiger) und eigentlich hier setzt sich der wirkliche Wert eines Hengstes doch erst wirklich in Szene - ich glaube da sind wir uns doch einig - eben in der Vererbung.

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                        • #13
                          @linaro, als ich Deinen ERöffnungspost gelesen habe, musste ich spontan an Marbach denken.
                          Jetzt kommt es bei Euch also auch so.
                          So viele Ähnlichkeiten.

                          Shopping-Touren, neue Hengste, immer aus fremden Landen, kaum mal gutes eigenes Blut,
                          reiterliche Qualität der Angestellten ????, Motivation der Beamten ????, Service ????
                          natürlich gibt es auch Ausnahmen, aber die ziehen den Karren auch nicht alleine.

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                          • Benjie
                            • 02.06.2003
                            • 3249

                            #14
                            Ich möchte mal ein sehr kontroverses Thema zur Diskussion stellen - Quo vadis Landgestüt Celle? Wo geht der Weg hin, verlieren wir mit "globalerem" Denken die Identität Hannovers?
                            jahrzehntelang hat man die eigenen linen aus den besten stutenstämmen im celler lot gesichert.
                            man hat seine deckstationengepflegt und mir als aussenstehender kam es so vor, als wäre hannover der fc bayern der pferdezucht. getreu dem motto:" mir san mir!"
                            gleichzeitig muss man aber feststellen das der einfluss von hannoland auf die pferdezucht (vor allem in der springpferdezucht) sehr zurückging.
                            heute geben doch holst., sf oder die benelux staaten den ton in der springpferdezucht an. aber auch züchter, für die die identität zweitrangig ist.
                            wir sind die züchter die das sportpferd des jahres 2020 züchten und da halte ich es für durchaus angebracht die methoden von vor 50 jahren auf den prüfstand zu stellen?
                            wie viele deckstationen braucht ein lg in zeiten von kb?
                            wie viele landbeschäler braucht ein zuchtgebiet?
                            in der springpferdezucht ist es doch zu einem grossen teil so, das die nachzucht in den sporterfolgen ihrer väter folgt. muss ein lg nicht auch seine pferde so beritten machen das zucht und sport hand in hand gehen?
                            ...ich rate euch vor allem, die Zuchtstuten in Ehren zu halten;
                            ihr Rücken ist ein Thron der Ehre und ihr Unterleib ein unerschöpflicher Schatz.
                            (100.Koransure)
                            http://www.arcor.de/palb/thumbs_publ...lbumID=4094841
                            http://www.arcor.de/palb/thumbs_publ...lbumID=4095145

                            Kommentar

                            • monka
                              • 22.02.2010
                              • 2539

                              #15
                              die Frage ist doch nicht wieviele Landbeschäler Hannover braucht sondern welche!!!

                              Kommentar

                              • Linaro3
                                • 28.09.2003
                                • 8079

                                #16
                                Interessante Beiträge! Anstoß für das Thema war für mich, dass vor allem in der realen Pferdewelt Niedersachsens derzeit sehr kontrovers darüber diskutiert wird, wo die Reise hingeht für Celle.

                                Mir geht es nicht darum um die Qualität der verfügbaren Hengste zu diskutieren, das steht auch mir nicht zu. Ich bin in den letzten Jahren sehr gern Kunde in Celle gewesen. Ich habe aber für meine eigene Zucht sehr konkrete Vorstellungen wo ich hin will und mache mir auch oft und hinreichend Gedanken darüber. Und mir persönlich liegt der Identitätsgedanke nicht fern, sondern ich bin sogar der Meinung, dass er in wirtschaftlich schweren Zeiten erst recht fokussiert werden muss. Und hingegen der Privatststationen ist das Landgestüt nach wie vor eine staatliche Institution, die eben an ihrer Spitze keinen Individualisten hat, der mit seinem Kapital seinen eigenen Weg geht, sondern hat eine Allgemeinverpflichtung der hannoverschen Zucht gegenüber logischerweise mit Wirtschaftskeitsdenken im Background - ohne dem geht es nicht.

                                @Carolinen spricht einen wichtigen Punkt an, der meiner Meinung nach die Richtungsweisung für den Landstallmeister sehr schwer macht. Das Zuchtziel eines Züchters muss immer der Leistungspferd sein, alles andere fällt in unserer Zucht ganz von alleine ab, ob wir wollen oder nicht. Wenn wir anfangen uns auf Farbvererbung und niedliche Köpfe auszurichten, haben wir weitaus schwerwiegendere Probleme in der Züchterschaft. Man braucht nur hier ins HG schauen, da wird nach reinerbig dunkel selektiert, versucht den ersten Jahrgang zu erwischen und taucht dann tatsächlich mal ein richtig komplettes Pferd hinsichtlich Grundveranlagung auf, wird ihm mangelnder Typ angedichtet. Ist das die Zukunft?

                                Zucht und Sport müssen Hand in Hand gehen und demzufolge gebe ich euch auch recht was die Förderung der Hengste betrifft. Da sehe ich seit den letzten Jahren schon sehr große Fortschritte im LG. Die reine Sporttauglichkeit und -fähigkeit ist das eine, aber die Genetik im Hintergrund darf ebenso nicht zu kurz kommen. Gerade im Springpferdebereich leben uns die nördlichen Nachbarn vor, dass Topsportpferde ansich immer sehr gut gezogen sind. Und ich habe hier im Forum beispielsweise die Kritik zur Holsteiner Körung gelesen und musste doch ein wenig lächeln. Bei allem Lokalpatriotismus, den ich ganz ohne Frage auch habe, deren Körlot hatte im Vergleich zu dem hannoverschen immerhin einen ansehnlichen Teil Halbblutnachkommen vorzuweisen und war durchzogen von sportorientierten Stutenstämmen. Identität wird in Holstein trotz Bewusstsein, dass Zuchtversuche mit neuer Genetik sein müssen, ganz groß geschrieben und das haben uns die Nordlichter um Längen voraus.

                                Warum scheint es dann der hannoverschen Front eher schwer zu fallen, eine Identität in Sachen Genetik zu leben? Kann eine starke Identität nicht auch den Marktwert schaffen, der uns derzeit auf den Züchterhöfen verloren geht? Und wäre das LG nicht DER Hengsthaltungsbetrieb im Lande, der es Vorleben könnte und dem vermutlich viele folgen würden aus Verbundenheit und Tradition?
                                Avatar: Stutfohlen von Lord Z a.d. St.Pr.St. Actress von Acord II / Mytens xx (Stutenstamm der Platina), geb. 2009

                                www.pferdezucht-nordheide.de

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                                • monka
                                  • 22.02.2010
                                  • 2539

                                  #17
                                  @ Linaro
                                  einen hab ich neulich in Celle in der Box gesehen



                                  den hab ich auf meiner Liste, werde ihn mir unterm Sattel ansehen. Habe einen Gestüter gefragt und der meinte er sei sehr rittig, und endlich mal ein 'aufgeräumtes' Papier.

                                  Aber ob der bei den Züchtern 'ne Chance hat gegen den Springtoti?

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                                  • druenert
                                    • 25.11.2009
                                    • 2074

                                    #18
                                    Zitat von Linaro3 Beitrag anzeigen
                                    Identität wird in Holstein trotz Bewusstsein, dass Zuchtversuche mit neuer Genetik sein müssen, ganz groß geschrieben und das haben uns die Nordlichter um Längen voraus.

                                    Warum scheint es dann der hannoverschen Front eher schwer zu fallen, eine Identität in Sachen Genetik zu leben? Kann eine starke Identität nicht auch den Marktwert schaffen, der uns derzeit auf den Züchterhöfen verloren geht? Und wäre das LG nicht DER Hengsthaltungsbetrieb im Lande, der es Vorleben könnte und dem vermutlich viele folgen würden aus Verbundenheit und Tradition?
                                    Identität kann für mich nur aus der Qualität erwachsen. Vor 30 Jahren hatten wir in Hannover eine solche Identität, die darin bestand, dass eben Pferde mit hannoverscher Genetik national und international führend waren auf den Turnierplätzen. Dies ist die Voraussetzung für eine sinnvolle Identitätsbildung. Im Gegensatz zu Holstein hat man damals in Hannover aber leider versäumt durch ein entschiedenes Leistungskonzept diese Position zu sichern bzw. auszubauen. Der mitterweile entstandene Rückstand ist so groß und scheint sich eher weiter zu vergrößern, dass er mit der alten Genetik nie und nimmer wird aufzuholen sein. Daran kann auch das Landgestüt Celle nicht viel ändern.

                                    Wenn man vorne ist, wie derzeit Holstein (die erfolgreichen Nachbarn suchen sich überall das beste raus und die eben z. Z. vornehmlich aus Holstein) kann man sich die Pflege seiner Identität als schönen Nebenspielplatz leisten. Wenn man hinten ist aber nicht.

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                                    • Linaro3
                                      • 28.09.2003
                                      • 8079

                                      #19
                                      Zitat von monka Beitrag anzeigen
                                      @ Linaro
                                      einen hab ich neulich in Celle in der Box gesehen



                                      den hab ich auf meiner Liste, werde ihn mir unterm Sattel ansehen. Habe einen Gestüter gefragt und der meinte er sei sehr rittig, und endlich mal ein 'aufgeräumtes' Papier.

                                      Aber ob der bei den Züchtern 'ne Chance hat gegen den Springtoti?
                                      Wie definiert sich denn ein "aufgeräumtes Papier"?

                                      Mir ist ehrlich gesagt, der Stamm ein bisschen zu schwach bei dem Hengst, da möchte ich doch gern erst abwarten. Und ich bin erklärter Freund des Drosselklang-Blutes, aber ich versuche doch möglichst nach sehr sportorientierten Mutterstämmen zu suchen. Habe Dutschke aber damals auch schon anlässlich der HLP in Adelheidsdorf gesehen.

                                      Springtoti ist gut!
                                      Avatar: Stutfohlen von Lord Z a.d. St.Pr.St. Actress von Acord II / Mytens xx (Stutenstamm der Platina), geb. 2009

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                                      • monka
                                        • 22.02.2010
                                        • 2539

                                        #20
                                        wenigstens ein bißchen Linie drin, nicht immer der jeweilige Modehengst seiner Zeit, auf 6 manchmal sogar 8 keinerlei Blutanschluß. Wie war Dutscke bei der HLP? Pers. Eindruck- die Noten find ich relativ

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