Wie beschlägt man am Besten?
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Zitat von Geisha Beitrag anzeigen( mir fehlt die Ratte in diesem Topic....)
Zur Eingangsfrage "wie beschlägt man am besten?" vielleicht:
1. aus Sicht des Pferdes: gar nicht.
2. aus Sicht des Schmiedes: möglichst schnell = mehr Kunden pro Zeiteinheit
3. aus Sicht des Besitzers: möglichst haltbar = billiger, wenn der Schmied nur alle 12 Wochen kommt.
Jaja, ich weiß, das ist jetzt sehr garstig, aber doch irgendwie der überall zu beobachtenden Praxis entsprechend.
"Hinterhufe vorne" sind übrigens i. d. R. ein schmiedgemachtes Problem, da sich mit zwei Aufzügen und falsch gelegtem Beschlag bei übermäßiger Trachtenschonung in der Hufzubereitung ja gerne mal ein schicker Zwanghuf entwickelt.
Beispiel: Pferd einer Freundin hatte (vorne!!!) eine Huflänge von 16 cm bei einer maximalen Breite von 12 und die Trachtenecken waren 6 cm voneinander entfernt. Mit sowas ist der garantiert nicht geboren worden, aber im zarten Alter von 17 ist das mit Sicherheit auch nicht mehr zu 100% korrigierbar... Mittlerweile sehen die Dinger jedenfalls zumindest halbwegs wie Hufe aus (Trachtenecken jetzt im Abstand von 10 cm, die jeweils kollabierten, unter den Huf geschobenen medialen Trachten haben sich sehr positiv entwickelt und in eine natürlichere Position begeben. Die anderen aktuellen Maße habe ich grad nicht im Kopf. Ist halt immer noch eher oval als rund, aber das wird wohl auch so bleiben. Die früher exzessive, bis in den Ballen reichende Strahlfäule ist fast völlig weg), aber der Zosse braucht immer noch seine Duplos (geklebt mit Sekundenkleber, um häufig korrigieren zu können und nicht ständig Nagellöcher machen zu müssen - falls sich mal eine Lasche löst, klebt die Besitzerin sie selber wieder fest). Die chronisch angelaufene Sehne am einen Vorderbein hat sich übrigens durch die Verbesserung der Hufsituation auch gebessert und das Pferd, das man vor zwei Jahren zur Arbeit tragen mußte, weil es kaum noch laufen mochte, galoppiert wieder freiwillig.
Und um dem kollektiven Aufschrei vorzubeugen: ich hab' nix gegen gut gemachte Beschläge auf gesunden Hufen, die wegen einer ganz bestimmten Zielstellung (z. B. Leistungssport) aufgebracht, regelmäßig gepflegt, angepaßt und bei Gelegenheit auch weggelassen werden, um dem Huf eine Regeneration zu ermöglichen, aber ich find's ziemlich doof (und perspektivisch auch der Nutzung als Reitpferd nicht unbedingt dienlich), den Viechern durch unüberlegtes, oft unnötiges und in diversen Fällen eben nicht sachgerechtes Drunternageln von Eisen die Füße zu ruinieren mit allen Folgen wie Hufrollen- und Sehnenproblemen etc..
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Zitat von Geisha Beitrag anzeigenein guter Schmied sollte DIE HUFE nicht ändern, auch Stellungsfehler nicht TOTAL korrigieren, denn die Pferde mit drei Jahren, haben diese Fehler schon absorbiert und ihren Körper/ Sehnen/ Muskeln etc darauf ausgerichtet ( also entweder als Fohlen oder Finger weg).
Es scheint, als hätten viele hier Ahnung von Beschlag. Mich beschäftigt seit längerem eine Frage. Mein neues Pferd kam komplett beschlagen bei mir an. Sie wird im Springen eingesetzt bis in die höheren Klassen. Ich habe hinten die Eisen wegnehmen lassen, da sie ab Frühjahr in der Gruppe auf die Weide gehen soll. Vorne hat mein Schmied (ein neuer, der sein Handwerk versteht) die Eisen nun mit Seitenaufzügen versehen. Er meinte, sie hätte einen etwas flachen Huf und das käme der Hufform besser entgegen. Nun meine Frage an euch: Wann hinten Eisen? Wir haben keine Grasplätze, müssen also nie stollen. Warum haben trotzdem soviele Pferde hinten Eisen? Die Begründung ist ja immer wegen Halt. Was sagt ihr dazu?
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Meiner hat hinten Eisen, weil er sich die Hufe sonst im Sand auf dem Paddock abreibt und wir sehr viel über Schotterwege im Gelände reiten müssen. Ansonsten kommt ja immer das Argument, dass Dressurpferde besser von hinten treten...
Ich bin Ansonsten komplett bei Nessi, mein Pferd steht auch nicht ideal, aber vor drei Jahren habe ich den SChmied gewechselt, der hat auch das Pferd gehen lassen und Eisen mit zwei Aufzügen vorne benutzt und irgendwas an der Stellung verändert. Dummerweise klang das für mich alles ganz einleuchtent und ich habe gedacht, ich tue dem Pferd was gutes.
Fünf Monate später fing er an zu lahmen wegen eines Chips im Fesselgelenk, mag Zufall sein, aber wieso sitzt der 7 Jahre an einer Stelle und nach dem Stellungswechsel löst der sich?
Jedenfalls begann damit eine Krankenodyssee. Der nächste SChmied war von dem Beschlag nicht ganz so begeistert und hat ihn wieder mit einem Aufzug beschlagen und langsam wieder umgestellt, in Absprache mit der Klinikärztin, ist hingefahren und hat vor Ort mit ihr alles am Pferd besprochen.
Jetzt ist die Zehe nicht mehr zu lang und die Trachten sind nicht mehr zu kurz...
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Bzgl. "lange Trachten <=> kurze Trachten" bitte immer darauf achten, daß die TrachtenLÄNGE und die TrachtenHÖHE ganz unterschiedliche Dinge sind. Es gibt haufenweise Pferde mit geringer Trachtenhöhe aber viel zu langen Trachten, die nach vorne, manchmal auch nach innen untergeschoben sind und bei denen eine Verringerung der TrachtenLÄNGE bei gleichzeitigem (adäquatem) Kürzen der Zehe nicht zu einer Veränderung der TrachtenHÖHE führt, sondern lediglich zu einer Vergrößerung der Fußungsfläche, die sich gleichzeitig (der Physiologie entsprechend) nach hinten verschiebt, wodurch sich der Hebel, der die Trachten immer weiter nach vorne schiebt, verringert.
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Das Thema Trachten fängt schon bei den Fohlen an. Es sind schon Absetzer mit Zwanghufen zu mir gekommen weil deren Hufschmied es versäumt hatte die Trachten entsprechend zu "öffnen".
Es ist grauenhaft, was man mit falscher Hufbearbeitung und falschem Beschlag alles kaputt machen kann. Das ist genau mein Thema heute. Wir haben vor knapp 2 Wochen ein Pferd zurück genommen, das wir vor einem 3/4 Jahr verkauft haben. Ich war entsetzt, wie sich das Gangbild von dieser Stute durch miserablen Beschlag verändert hat. Die Arme bügelt vorne rechts dermaßen übel, dass sie sich im Schritt schon die Fesselgelenke anhaut. Ich kenne das Pferd von Geburt an. Sie hatte sehr gute Hufe, schön regelmäßig geformt und lief super korrekt. Jetzt hat sie vorne Eisen mit 2 Aufzügen, sehr enge Trachten und der rechte Huf ist außen deutlich flacher als innen. GRRRRR!
Eigentlich ist es ganz einfach zu sehen ob der Beschlag stimmt. Man muss dem Pferd nur auf die Füße schauen. Wenn sich am Gangbild, an der Art des Auf- und Abfußen etwas ändert, wenn es Auffälligkeiten gibt, dann MUSS man den Beschlag hinterfragen.
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Zitat von greyrodent Beitrag anzeigenBzgl. "lange Trachten <=> kurze Trachten" bitte immer darauf achten, daß die TrachtenLÄNGE und die TrachtenHÖHE ganz unterschiedliche Dinge sind. Es gibt haufenweise Pferde mit geringer Trachtenhöhe aber viel zu langen Trachten, die nach vorne, manchmal auch nach innen untergeschoben sind und bei denen eine Verringerung der TrachtenLÄNGE bei gleichzeitigem (adäquatem) Kürzen der Zehe nicht zu einer Veränderung der TrachtenHÖHE führt, sondern lediglich zu einer Vergrößerung der Fußungsfläche, die sich gleichzeitig (der Physiologie entsprechend) nach hinten verschiebt, wodurch sich der Hebel, der die Trachten immer weiter nach vorne schiebt, verringert.
Lange Trachten sind auch nicht das Ziel, sondern kurze, gut aufgerichtetehttp://www.super-pony.de
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Viele machen im Winter die Eisen runter. Aber ich glaub die reiten überwiegend in der Halle... für mich keine Option, weil ich im Winter auch ins Gelände gehe, gezwungenermassen - wenn Wiesenwege nass - auf gesplitteten Wegen oder Asphalt... Im Winter nur Halle, never ever! Da muss man als Pferd ja kirre werden...
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ich kann dir nur sagen - mein Alter war nie beschlagen... hatte harte Hufe....aber in einem Winter in dem man nur befestigte Wege reiten konnte, da hat er sich die Hufe arg abgelaufen...
Alternativ könntest Du natürlich Eisen runter machen und Hufschuhe anziehen...wenn Du überwiegend in der Halle und nur so zwei, drei Tage im Gelände unterwegs bist.
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Zitat von Suomi Beitrag anzeigenViele machen im Winter die Eisen runter. Aber ich glaub die reiten überwiegend in der Halle... für mich keine Option, weil ich im Winter auch ins Gelände gehe, gezwungenermassen - wenn Wiesenwege nass - auf gesplitteten Wegen oder Asphalt... Im Winter nur Halle, never ever! Da muss man als Pferd ja kirre werden...
Denn die Wald- und Wiesenwege sind teilweise nicht mehr bereitbar. Und gerade wenn ich schon zum Arbeiten mit dem Pferd in die Halle muss, gehe ich vorher und/oder nachher ne kleine Geländerunde - im Sommer bei vielen Fliegen und Bremsen verzichte ich da eher drauf und bin aufm großen Reitplatz.
Bei beiden Pferden war es so, dass das erste Mal Eisen im Winter nötig waren ... wegen den Teerrunden ...Avatar: Evil Kid v. Elimcalxx a.d. Mona v. Mariner/Woerlin
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"Über Winter Eisen ab" funktioniert nur dann problemlos, wenn Hufe und Bewegungsmechanik prinzipiell in Ordnung sind (und der Schmied auch weiß, wie er einen Barhuf vernünftig ausschneidet), aber nicht, wenn da schon was richtig im Argen liegt (und/oder der Schmied den Huf dann so kurz macht, wie er's für einen Beschlag machen würde). Und ja, bei häufigen Ausritten auf steinigen Böden braucht's dann ggf. Hufschuhe.
Hufe sind extrem anpassungsfähig - auch an pathologische Verhältnisse. Und wenn man z. B. von einem an zu enge Eisen angepaßten Huf mit Verformungen der Hornkapsel und zu dünner Sohle einfach die Eisen abmacht, ist es nicht unwahrscheinlich, daß das Pferd damit erst mal schlechter läuft als mit Eisen. Manchmal hilft's ja auch schon, mal auf einen Kunststoffbeschlag zurückzugreifen - der erlaubt wenigstens ein bißchen vertikalen Hufmechanismus. Es ist schließlich nicht nur der Teil, den man sieht (Sohle, Hufwände, Strahl), der sich an die "Außenreize" anpaßt, sondern auch die inneren Strukturen (Durchblutung, Strahl- und Sohlenpolster, Hufbeinträger, Hufknorpel etc. pp.) werden "umgebaut". Das ist (abgesehen von einer atrophierten, viel zu dünnen Sohle) oft einer der Gründe, warum langjährige Eisenpferde nach Abnahme der Eisen erst mal fühlig laufen oder gar lahmen und deshalb vorübergehenden (oder auch längeren bis permanenten - siehe oben geschilderten Fall) Hufschutz mit Polstern, Casts oder Kunststoffbeschlägen bzw. -bekleben brauchen.
Eine Chinesin mit als Kind eingebundenen Füßen hätte kein Arzt der Welt mehr zu 'ner Marathonläuferin machen können, um mal ein plakatives Bild zu gebrauchen.
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Als Nicht-Turnierreiter bevorzuge ich eher "Eisen ab" ab Frühjahr bis zum ersten Frost, steh damit aber ziemlich alleine da
M. E. ist es bei empfindlichen Pferden ideal, früh im Jahr die Eisen runterzunehmen, wenn der Boden noch sehr kalt und feucht ist, aber nicht mehr durchfriert. Bis der Boden im Sommer trocken und hart ist haben sich die Hufe schon super ans Barhuflaufen gewöhnt.
Gegen Jahresende kann man dann schauen, ob eventuell ein Beschlag nötig ist. Wir hatten einen Wallach der durch gefrorenen Boden direkt eine Hufprellung oder Hufgeschwüre bekam, tägliches Schuheanziehen vor dem Rausstellen war am dortigen Stall nicht möglich, Pferd drinnen lassen keine Option. Der bekam über Winter dann vorne Eisen (bzw. Halbeisen) mit Flipflops (PP-Plast Combi-Platten). Waren höchstens zwei Beschlagsperioden, danach wieder runter mit den Dingern und barfuß durch's nächste Dreivierteljahr.
Bei meiner Stute bin ich gespannt, ob es bei gefrorenem Boden in diesem Jahr ohne Schutz geht (relativ breiter Huf mit recht wenig Sohlenwölbung). Wenn nicht, wird sie mit ihren Easyboot Trail rausgehen, die passen wunderbar und sind blitzschnell anzuziehen, das würde der SB netterweise machen. Ist auch nur vorne nötig.
Sehr klasse, wenn auch fummelig anzuziehen, finde ich auch die Equine Fusion Jogging Shoes. Scheuern nicht und sind quasi unverlierbar.
Allerdings nix für nasse Wiesen - kaum Profil, tierisch rutschig - und auch nicht optimal für Asphalt, da an der Zehe wenig berundet und daher recht stolperintensiv, wenn das Pferd die Füße nicht besonders gut hebt.
Auf trockenem Rasenplatz sind wir damit problemlos kleinere Hüpfer gesprungen.Zuletzt geändert von Gast; 28.10.2014, 18:08.
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Ich hatte bei meiner Stute vor drei Wochen die Eisen abgenommen, nun hat sich ihr Gang total verändert. Extrem flacher Galopp, verhaltener Trab, kurzer Schritt. Ich reite seither ausschließlich auf dem Platz, bester Boden. Fühlig ist sie nicht, läuft sehr gut über Schotter und Kies (wenn ich sie von der Wiese hole)...
Kann dies von Euch auch einer Berichten?
Erfahrung bei dieser Stute habe ich nicht, ist unser erster Winter. Hatte bisher Vollbeschlag, geht bis einschl. September viel auf Turnier (Springen).
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@Nektarina
Genau das ist der Punkt: ich will Turnier Eisen rauf, ich will Sparen Eisen runter. Exemplarisch gemeint, auf keinen Fall gegen Dich persönlich.
Wie alt ist denn das Pferd?
Wie lange hatte es vorher Eisen?
Wie gut passten diese Eisen? Waren sie immer gleich oder wurden Eisen und Schmied gewechselt?
Wie sehen die Hufe jetzt aus, außer frisch gemacht?
Ich würde mal vermuten das Pferd hatte ziemlich lange, normale Eisen drauf? Der Strahl ist schmal und hart? Besonders verhalten geht das Pferd in Wendungen?
Sowas kommt wenn Pferde nicht damit zurecht kommen das der Strahl zuviel Bewegung hat, nämlich durch die Eisenschenkel zu weit zum Boden schwingt. Überbeweglichkeit begegnet der Körper mit Verfestigung, solche Pferde haben manchmal auch Hufknorpelverknöcherungen, besonders wenn die Eisenschenkel ehr kurz waren.
Ich würde eine Schmerztherapie machen um auszuschließen das sie Schmerzen hat. Ich würde sie ruhig zeitweise mit auf harten Boden nehmen, damit sie sich die Füße so ablaufen kann wie sie will. Und ich würde mit dem Schmied besprechen ob sie nicht doch wieder Eisen haben kann und wenn welche, evtl auch was mit Polster.Auch Freizeitpferde sin Profis!
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Zitat von Nektarina Beitrag anzeigenIch hatte bei meiner Stute vor drei Wochen die Eisen abgenommen, nun hat sich ihr Gang total verändert. Extrem flacher Galopp, verhaltener Trab, kurzer Schritt. Ich reite seither ausschließlich auf dem Platz, bester Boden. Fühlig ist sie nicht, läuft sehr gut über Schotter und Kies (wenn ich sie von der Wiese hole)...
Kann dies von Euch auch einer Berichten?
Erfahrung bei dieser Stute habe ich nicht, ist unser erster Winter. Hatte bisher Vollbeschlag, geht bis einschl. September viel auf Turnier (Springen).
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Ich beschlage selbst mit Duplo und kann bestätigen, das sich die Hufachse innerhalb einer Periode deutlich weniger negativ verschiebt als mit Eisen, weil sich die Trachte nicht so abreibt wie auf einem Eisenbeschlag. Zudem ist gerade auch, wenn man viel auf Asphalt reitet die Dämpfung viel besser, mal ganz abgesehen von der besseren Rutschfestigkeit im Vergleich zum Eisen.
Insgesamt ist das Wachstum unter Duplos besser als unter Eisen, weil viel mehr Hufmechanismus da ist und der Strahl durch den Steg mit zum Tragen herangezogen wird.
Nektarina, wenn dein Pferd so läuft wie beschrieben, dann sind ihm seine Hufe unangenehm.
Zu den EFJS - es gibt ein neues Modell, das ist super einfach anzuziehen und hat einen besseren Abrollpunkt, eine andere Materialmischung und klebt dadurch auch nicht mehr am Asphalt.www.singer-schabracken.de
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Daß Pferde nach Eisenabnahme so laufen wie vorher ist höchst selten.
Beispiel: Boxhandschuhe sind was tolles. Macht absolut Sinn, sie beim Boxen anzuziehen. Vorschlag: man nehme einen gut passenden Boxhandschuh und ziehe den an. Nach 6-8 Wochen bitte ausziehen, Fingernägel schneiden und wieder anziehen. Ein halbes oder ganzes Jahr lang oder meinethalben auch mehrere Jahre am Stück. Und dann ziehe man den Boxhandschuh aus und versuche, mit dieser Hand gleich mal den ganz normalen Tätigkeiten nachzugehen. Geht nicht? Schmerzen? Muskelatrophie? Verminderte Durchblutung? Gelenke steif? Wundert niemanden, oder?
Warum bloß wundert es die Leute immer, wenn ihre Pferde nach der Eisenabnahme nicht mehr anständig laufen können? Insbesondere, wenn - wie so oft - nicht das Eisen passend zum Huf, sondern der Huf passend zum Eisen gemacht wurde? Hufe sind doch keine toten Klötze, sondern lebende Organe.
Pferde sind über Jahrmillionen bestens mit ihren Hufen klargekommen. Völlig ohne Schmied. Und haben dabei Laufleistungen erbracht, wo unsere Wohlstandspferde schon beim Gedanken daran ins Japsen kämen. Hufe passen sich genau wie Knochen und Sehnen, aber noch viel mehr und viel schneller, an Belastungsverhältnisse an, aber wenn man sie kaputtmacht, sind sie kaputt. Da hat die Anpassung und Regenerationsfähigkeit dann auch ihre Grenzen. Ein wildes Fohlen muß gleich mit der Herde mit. Ein modernes Fohlen steht, wenn's Pech hat und sehr zeitig geboren wird, einen großen Teil seiner Zeit in 'nem Stall rum, wenn's Glück hat, auf einer Weide. Schön softer Boden und immer der gleiche. Nix "mal Stein, mal Schotter, mal Sand, mal Matsch" und das für mindestens 10 km am Tag. Wenn's dreijährig angeritten wird, ist also schon das "Ausgangsmaterial" qualitativ weitaus schlechter als das seines gleichaltrigen wilden Genossen. Dann haut da jemand Eisen - egal ob gute oder schlechte - drauf, weil "das macht man eben so". Das Tier ist noch im Wachstum, der Körper verändert sich, auch die Proportionen und damit die Gangmechanik. Die inneren Strukturen des Hufes passen sich nun daran an, daß der vertikale Hufmechanismus völlig ausgeschaltet ist, horizontal die Beweglichkeit ebenfalls eingeschränkt ist, die Stellung nicht mehr der vorgesehenen entspricht, der Abrollpunkt anders liegt und die Durchblutung geht den Bach runter. Muskeln und Sehnen passen sich so gut es geht daran an, daß der Huf plötzlich viel schwerer ist als vorher (Fliehkräfte!), die Gangmechanik verändert sich weiter. Statt beim jungen Pferd zu retten, was zu retten ist (freie Wanderherden gehen nun mal in D nicht) und mit der unbeschlagenen Remonte möglichst viel in möglichst unterschiedliches Gelände zu gehen (auch als Handpferd) um die Hufe an Belastung zu gewöhnen, wird das Tierchen 3x/Woche leicht in der Halle geritten, ansonsten longiert und am Samstag macht man die 3-km-Runde um den Block.
Und beim 6jährigen heißt's dann schon "der kann aber ohne Eisen nicht laufen!" Äh, ja. Wundert sich noch jemand? Wenn man nix dafür tut, daß Hufe gesund und belastbar sind - woher soll's denn dann wohl kommen?
Beispielhaft finde ich übrigens Priceless Gold, das Pferd von Dr. G. Förster. Der ist zweifellos ein Hochleistungspferd in internationalen 160-km-Distanzen. Und der läuft barhuf, wann immer es geht. Klar braucht der auch mal Hufschutz - solche Strecken plus das Training dafür sind selbst für den besten Huf eine exorbitante Belastung, denn so viel, wie da abgeschmirgelt wird, kann kein Pferd nachproduzieren. Aber: offensichtlich funktioniert es, ein Pferd für den Spitzensport (und dabei rede ich nicht von ein bißchen Sandkasten) fit zu machen, OHNE permanent Eisen drunterzunageln.
Und ich hör' hier immer nur "Eisen, Eisen, Eisen". Schon mal über Alternativen nachgedacht? Klar, Kunststoff geht nicht für jedes Pferd, aber für viele Pferde geht's bloß deshalb nicht, weil der Schmied das nicht will.
Nachtrag: *grins* Geisha, Du hast nach mir gerufen. Du könntest ja auch mal wieder was schreiben.Zuletzt geändert von greyrodent; 29.10.2014, 08:01.
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