Torwart Robert Enke ist tot

[Emerald]

er ist anscheinend vor einen Schnellzug (der auf dem Weg nach Hannover war) gelaufen. Das ist keine 20 Min. von uns entfernt.

Das sah in den Nachrichtenbildern eher nach einem Regionalzug aus... Welches mag die "sicherere" (uargh ) Variante sein? Hoffentlich war's kein mißglückter "Hilfeschrei". (Hat das jetzt jemand so aufgefaßt, wie ich das meine? )



Vorhin habe ich kurz in die PK des DFB gezappt; Olli Bierhoff (den ich immer für einen ziemlich arroganten und aalglatten Schnösel gehalten habe) ist in Tränen ausgebrochen und mußte seine "Rede" unterbrechen. Das Länderspiel am Samstag wurde abgesagt - Respekt dafür.



Und wenn mein Chef jetzt nochmal sagt, "Ach, Depressionen haben wir doch hier alle, das ist gar nicht sooo schlimm...", springe ich ihm mit nacktem A... ins Gesicht!

[Lori]

Emerald, das ist ganz egal, obs ein Regionalzug, eine S-Bahn oder ein ICE ist - tödlich sind die alle, sobald sie mal genug Tempo drauf haben, dass der Zugführer nicht mehr bremsen kann ... wir haben hier in der Gegend eine "Selbstmörderkurve" wo sich mit schöner Regelmässigkeit Menschen vor die S-Bahn werfen Durch die geographischen Gegebenheiten und die Vegetation ist es für den Zugführer unmöglich, da rechtzeitig zu sehen, ob sich jemand in Gleisnähe aufhält.

Habe übrigens irgendwann mal gelesen, dass es statistisch jeden Zugführer 1x in seinem Arbeitsleben trifft, dass sich ein Selbstmörder vor seinen Zug wirft


Mein Beileid an alle Angehörigen

[Ginella NB]

Meine Hochachtung vor seiner Frau, die sich heute in einer Pressekonferenz der Öffentlichkeit gestellt und versucht hat, die Ursache zu erklären.

Das muss man in dieser schweren Stunde erstmal fertig bringen!


Manche Menschen sind einfach nicht für diesen öffentlichen Druck gemacht.
Und wenn dann noch familiäre Schicksalsschläge dazukommen.....

schlimm ist sowas

[Emerald]

@Lori: War nur so ein Gedanke. Ich kann das einfach nicht fassen.

[nadi]

...schrecklich in JEDEM Fall...

Aber auch sehr bedenklich!
Zu viel Öffentlichkeit bietet Menschen auch manchmal keine reelle Rückzugsmöglichkeit mehr.
Ich fühle mit seiner Frau Tochter, SOWIE dem Zugführer...
Hier bedarf es keiner Worte...
Verständnis und Medikation auf einer Seite, aber evtl. auch grosser Druck, Unvermögen und Hilflosigkeit seiner "Mitmenschen", lassen vermuten, wie er sich fühlte.
Ich kann mir gut vorstellen, dass Depression oftmals nicht als ernstzunehmende Krankheit in den Köpfen der Menschen angekommen ist.
Es ist nichts "Greifbares" und setzt grosses Vertrauen in Wahrheiten vorraus.
Ich wünsche allen Beteiligten einfach nur viel Kraft in solch schweren Momenten.

[Fandango100]

Auf jeden Fall war er einer von uns, So sollten wir ihn auch in Errinnerung behalten. Er hat sich immer für den Tierschutz eingesetzt und selber , glaube 9 Hunde und auch einige Pferde gehabt.
Mein Beileid geht an seine Familie die es hoffentlich schaffen wird damit fertig zu werden.

[Rentnerpony]

http://www.hannover96.de/

[rooby94]

unfaßbar, was sich da im moment für emotionen abspielen.
dsf bringt grad ne sondersendung, da ist ja die ganze elite angereist...

35.000 menschen beim trauerzug in hannover.

[Donnerwetter]

Unglaublich.. 35.000 für einen.. Da werden die Musketiere blass..

Naja, ist schon ungewöhnlich, daß solche Dinge geschehen und daß danach die Öffentlichkeit in so großer Offenheit informiert wird. Ich hab die Pressekonferenz seiner Witwe vorhin auf Youtube geschaut. Das war emotional sehr ergreifend, aber auch sehr ehrlich. Das hat man selten.

[amimaus]

So einfach ist das nicht wie Du schreibst..
mein sozusagen geerbter Vater hat sich umgebracht da war ich 13. Es hieß erst er ist tot umgekippt aber wenn dann die Kripo da ist etc. sowas glaubt man dann auch nicht .. was er uns damit angetan hat ... Meine Mutter war nur noch im Eimer... mein kleiner Bruder hat nur gewimmert.. dann die Schule zig Leute haben mich blöd angequatscht..

Dann kenne ich auch Menschen mit schweren Depressionen... das ist nicht lustig weder für diese Personen selber noch für die Menschen aus deren Umfeld weil schwer Verständlich...

Ich will damit nur sagen es gibt immer 2 Sichten oder noch mehr und man sollte alle verstehen..

Hast Du schonmal was davon gehört, das es psychische Erkrankungen gibt? Bei Deiner Einstellung möchte ich nur hoffen, dass niemand aus Deinem persönlichen Umfeld mal soetwas wie Depressionen bekommt.

[Donnerwetter]

@ amimaus:
Meinst Du mich? Ich habe nicht geschieben, daß es einfach ist, mit Depressionen umzugehen. Ich habe schon an eigener Haut erfahren, was es heißt, über einen längeren Zeitraum an Depressionen zu leiden.
Mich erinnert es immer schmerzlich an diese Zeit, wenn ich lese, daß es andere nicht gepackt haben.

[Ramirell]

Ich konnt das auch nicht fassen, musste das Radio laut drehen, ich dachte, ich hätte mich verhört.. Leider war dem nicht so.. Ich fahre auch noch jeden Tag diese Zugstrecke.. In Hannover war auch heute Trauerstimmung. Habe eben gerade den Sonderbeitrag gesehen im ARD und musste Tränen lassen.. Vor allen Dingen tut mir seine Frau leid, die nun alleine dasteht mit Hof, Hund und Kind und nach ihrem verstorbenen Kind nun auch ihren verstorbenen Mann verarbeiten muss und so tapfer ist, sich der Öffentlichkeit zu stellen.
Ohne Enke wird es 96 wohl auch sehr schwer haben.. Ein genialer Sympathieträger ohne Starallüren ist nun nicht mehr da

[Radina]

Ich kenne mich mit Fußball Null aus .
Wenn sich einer das Leben nimmt ist das schrecklich (hier war Betroffener ja auch wohl Krank )
aber ich finde es absolut Scheiße da andere Leute mit reinzuziehen.
Wie geht es dem Armen Lockführer !

Ich hatte in der Verwandschaft selber einen der Lockführer war nach dem zweiten Springer war der selber reif für die Klapse .

Ich finde es unmöglich wenn man andere benutzt um in den Freitod zu gehen.

[trakehnerbiggi]

ich erlebe es sehr oft, daß sich leute vor den zug schmeißen.
sie sind sich nicht bewußt, was sie damit anrichten,
dem zugpersonal lokführer wie schaffner (das bin ich) und natürlich den reisenden, die ihre anschlußzüge nicht erreichen.

und ich kann streß den um den emke nicht verstehen, er ist einer von vielen.

wenn sich jemand wie du oder ich davor schmeißen, redet auch keiner.

sicher, es ist immer blöd für die familie und vor allem kinder.

ich versuche mich dann immer in die lage des jenigen zu versetzen.

es gibt schon harte schicksalsschläge.

[cleopatras magic]

die ganze aufregung hat eben auch zwei seiten der medaille und in diesen fall eben nur negative, die ganze aufregung um einen menschen der in der öffentlichkeit steht in allen ehren, ein freitod "geplant" so tragisch das für die hinterblieben ist

ABER:

der jenige der ganz normal seinen job macht der wird OHNE vorwarnung zum "mörder" "mittäter" und DAS muß ein mensch erstmal mit seinen LEBEN klar machen denn der lockführer kann nicht seinen job am nagel hängen der hat seine familie und sein gewissen noch ein leben lang!!

und ich möchte NICHT mit dem gewissen von diesen lockführer tauschen...

im übrigen es "schreit" kein hahn danach das in deutschland sich immerwieder gerade in der weihnachstzeit menschen vor dem zug werfen - krank oder ausweglosigkeit sei dahingestell, das es lockführer gibt die es immer wieder "erwischt" - es "stammstrecken gibt die "beliebt" sind, menschen die mit dem gewissen leben müssen "benutz" zu werden obwohl sie nur ihren verdammten job machen

[CoFan]

Selbstmörder werden nicht zu unrecht als "nicht zurechnungsfähig" (ob das jetzt genau der korrekte juristische Begriff ist weiss ich nicht) eingestuft. Nach missglückten Selbstmordversuchen oder bei dem Eindruck dass jemand akut selbstmorgefährdet ist werden sie sogar zwangseingewiesen.

Menschen in dieser Situation können nicht mehr klar denken, deshalb sehen sie nur den Zug aber nicht die Menschen darin. Gerade dieses Beispiel von Robert Enke zeigt doch, dass selbst ein Mensch, der sich gerade NICHT durch Egoismus ausgezeichnet hat, die Menschen im Zug nicht mehr sieht.

@trakehnerbiggi Vielleicht bietet aber auch gerade dieser "öffentliche" Fall eine Chance, dass diese Krankheit mal etwas mehr in den Focus tritt und Beachtung findet. Denn nur sehr wenige verstehen, was diese Kranken durchmachen.

Ich selbst habe es bei einer ehemaligen Kollegin und Freundin erlebt, was es bedeutet von seinen Ängsten beherrscht zu sein. Eine intelligente, fröhliche und (vermeintlich) starke Frau, die ab einem bestimmten Punkt ihrer Krankheit nicht mehr vor die Haustür gehen konnte. Mir hat sie nach ihrer darauf folgenden stationären Behandlung gesagt, dass es keine Heilung gibt, sondern dass man nur lernen kann mit der Krankheit zu leben. Jeder Mensch hat Ängste oder Stimmungsschwankungen, aber die Frage ist wohl, welchen Stellenwert sie im Leben einnehmen.

[cleopatras magic]

CoFan: wenn schon DANN aber BITTE nicht das ich unschuldige menschen und das ist der lockführer für meinen tod mitverantwortlich mache, wenn schon dann ohne "mitschuld"...

man sucht für alles eine erklärung, sobald es einen nicht gut geht, geht man "von nicht zurechnungsfähig " aus, hat seelische probleme, ein gewissen arbeitsdruck den man nicht standhält....

wieviele von den jetzt insolventen mitarbeite einer FA. haben ängste?? bringen die sich alle um??

fragt doch mal einen MA der deutschen bahn der schon mal einen ungewollt zusammengefahren hat, wie der mit seinen ängsten umgeht, der mit dem gedanken nicht klar kommt den verdammten zug eben nicht rechtzeitig zum halten zu bringen, weil der eben nicht mal eben nur 3meter bremsweg hat...

es ist wirklich tragisch, ABER wie sagt es ein vater seinen kindern das er einen menschen "auf dem gewissen" hat und DAS ungewollt.., wie verkraftet das ein mann der nachts im traum aufweckt schweißgebadet und das erlebte immer wieder sieht...

[CoFan]

@cleopatras magic Sorry, aber Du verstehst das wirklich nicht. Du machst genau den "Denkfehler", den viele machen, wenn es um diese Krankheit geht. Und genau das ist das Problem der Betroffenen. Irgendwann ist eben ein Punkt erreicht, an dem sie das alles nicht mehr kontrollieren können.

Und deshalb ist die einzige Chance, die die armen Zugführer haben, dass solche Menschen wie Robert Enke keine Angst mehr davor haben, auch öffentlich zu ihrer Krankheit zu stehen und die geeigneten Schritte zu ergreifen. Damit sie nicht als einzigen Ausweg aus ihrer Situation den Selbstmord sehen.

Ich sehe, Du hast - sei froh - noch nie mit diesem Krankheitsbild zu tun gehabt. Ich schon, ich habe es live miterlebt, was sie aus einem Menschen machen kann - wie sie ihn beherrscht. Wenn es weit fortgeschritten ist, ist da nix mehr mit vernünftigen Entscheidungen treffen. Er hat nicht an seine Frau gedacht und auch nicht an seine kleine Tochter, meinst Du da kann er noch an einen Zugführer denken?

Weisst Du, was eine Zwangseinweisung bedeutet? Die betroffene Person wird sozusagen zum Teil "entmündigt" und muss sich in stationäre Behandlung begeben. Und dass so ein schwerwiegender Eingriff in die Grundrechte eines Menschen gemacht wird hat einen trifftigen Grund, der auch vor Gericht stand hält. Und das alleine sagt schon sehr viel aus.

[cleopatras magic]

coFAn: oh doch ich verstehe das voll!!

ich habe so einen mann der die zugführer leitet daheim, daher erzähl mir bitte nichts von...

rede doch mal mit einen "opfer " der anderen seite..

rede doch mal mit jenen die die leiche vom zug bergen...

ABER diese einzelheiten erspare ich hier allen, wenn mein mann heim kommt an so einen tag ist das abendessen ausgefallen...

also wenn schon mitleid DANN bitte für beide seiten

[CoFan]

Es geht hier doch nicht darum, für wen man mehr Mitleid hat, das ist doch albern.

Es geht darum, dass der einzige Weg solche Tragödien zu vermeiden der ist, keine falschen Erwartungen an diese Menschen zu stellen. Und zu erwarten, dass sie eine Variante wählen, bei der keine anderen mit reingezogen werden ist nicht nur makaber sondern einfach unrealistisch. Sie sollten besser grundsätzlich davor bewahrt werden.

Ich habe keine Ahnung, warum der Zug so "beliebt" ist. Ob da eine Symbolik dahintersteht, oder andere Gründe ausschlaggebend sind. Das können wohl eher Psychologen beantworten.

Und ganz ehrlich, den Spruch des Bahnverantwortlichen in der Presse, dass es unverantwortlich von RE gewesen wäre, sich gerade vor einen Zug zu werfen spricht mir nicht dafür, dass die wissen was da abläuft. Hoffentlich werden die Zugführer von Menschen betreut, die etwas mehr von der Psyche verstehen.