Wer gestern abend in der Halle Münsterland die Hengstschau verfolgte, der bekam mit der nun dritten Auflage dieser Schau erneut einen bemerkenswerten Querschnitt equiner Genetik geboten, das ganze im bequemen Ambiente einer angenehmen Umgebung – einfach schön!
Am Ende waren es dann weniger die Hengste an sich, als vielmehr die Dramaturgie der Reihenfolge, die den grössten Beitrag zu wahrhaft spektakulären Eindrücken lieferte.
Eine begnadete Reiterin auf einem Hengst, der von Natur aus nicht unbedingt mit aufsehenerregenden Grundgangarten und Abläufen ausgestattet ist und daher stets zu den eher weniger beeindruckenden zählte, zelebriert Dressurreiten in einer beispielhaften Art und Weise:
Ästhetik pur und lebender Beweis, dass man auch normale Pferde durch gutes reiten überhaupt erst „schön“ – um nicht zu sagen: Spektakulär! -machen kann.
Schön im Sinne von ausdrucksvoll, erhaben, geschmeidig, natürlich schön – und das ganz ohne jeden künstlichen Hascheffekt wie Vorderbeingestrampel und unnatürliche Beizäumung.
So schön, dass man das Auge eigentlich gar nicht abwenden kann und will.
So sieht das aus wenn jemand gelassen natürlich IM Pferd sitzt und nicht darauf.
So sieht das aus wenn eine geschmeidige Mittelpositur die fliessende Veränderung von gutem dran- und mitunter auch gegensitzen ebenso selbstverständlich beherrscht wie das winzige, aber doch so wichtige Momentum, aus dem Sitz loszulassen um dem Pferd dadurch überhaupt erst den Impuls von natürlichem Getragensein nach vorn zu bieten.
So sieht das aus wenn jemand über das nötige Talent verfügt und die konsequente Schule dazu.
In der natürlichen Selbsthaltung eines gelassenen bergauf marschieren die beiden im Zweitakt aus der Bahn – ein bisschen passageartig, aber noch keine ganz richtige Passage. Das ist aber auch völlig egal, denn es tut der Ästhetik keinen Abbruch. Einfach deshalb, weil der Takt in jedem Moment von hinten nach vorn durchs Pferd getragen erhalten bleibt - wie das eben so ist, wenn der Ablauf korrekt angelegt ist.
Tatsächlich mehr, als man von einem nicht einmal siebenjährige auf diesem Niveau heutzutage überhaupt irgendwo geboten bekommt.
Man schwelgt noch im Genuss, doch wie das auf einer Hengstschau so ist:
hier jagt ein emotionaler Höhepunkt den anderen.
„emotionaler Höhepunkt“ versteht sich in diesem Zusammenhang wertfrei, will heissen:
Es kann sich bei diesem Höhepunkt auch um einen spektakulären Tiefpunkt handeln.
Kontrastreich in Szene gesetzt durch die Dramaturgie der Reihenfolge eben und die Gegensätze könnten nicht grösser sein:
Ein Hengst, der (anders, als der zuvor beschriebene eher „normale“ Kandidat) wohl zu den besten seines Jahrganges zählt, wenn nicht der beste überhaupt – gemessen an seinen naturgegebenen Grundgangarten, dem Ablauf und ganz besonders der daraus resultierenden natürlichen Schubkraft, die sich bei gutem reiten im Laufe der Ausbildung in eine bestechende Tragkraft wandeln und dieses Pferd zu einem strahlenden Juwel im Dressurviereck machen sollte.
Sollte.
Konjunktiv.
Ein Reiter, der zunächst einmal das grosse Pech hat, im direkten Anschluss einer wahrlich meisterhaften Reiterin auf die Bühne zu müssen.
Die Gegensätze könnten drastischer nicht sein, die Defizite sind bestechend.
Eine starre Mittelpositur, die geschmeidiges Einsitzen so wenig erlaubt wie das oben beschriebene, so wichtige Momentum des aus dem Sitz heraus loslassen könnens, um dem Pferd dadurch überhaupt erst den notwendigen Impuls von natürlichem Getragensein nach aufwärts vorn zu bieten. Selbsthaltung eben.
Zügelfäuste, die in Richtung Oberschenkel ziehen und damit genau den Eindruck unterstützen, den bereits die starre Mittelpositur suggeriert:
ein von vorn nach hinten gezogenes Pferd statt einem von hinten nach vorn gerittenen.
Soweit die Theorie.
Die praktische Anschauung liefert das Pferd in der Tat selbst und spricht zu uns wie es in der Tat kaum deutlicher sein könnte durch ein Genick, das zu keinem Zeitpunkt der höchste Punkt, dafür aber verworfen ist. Ein offenes Maul und die mangelnde Längsbiegung bestätigen folgerichtig die Einflüsse aus den Defiziten von Sitz und Einwirkung des Reiters.
Regelmässiger Taktverlust und ein geradezu beschämender, weil hinter der Hand klemmender und erwartungsgemäss ungeregelter Schritt, runden das Bild stimmig unstimmig ab.
Stimmig – denn das Zusammenspiel der Defizite aus Beritt und Selbstdarstellung des Equiden sind in der Tat stimmig.
Ein Bilderbuchbeispiel von Ursache und Auswirkung.
Der Hengst lädt sich mehr und mehr auf, zu dem beständigen Taktverlust gesellen sich nun Ausfälle und angaloppieren aus der Unstimmigkeit heraus, der Reiter bemüht sich das geschickt zu kaschieren und „Galopp auf der Stelle“ daraus zu machen.
Was möchte er uns mit dieser Lektion zeigen?
Die Einschränkung des natürlichen Raumgriffs durch Festziehen?
Hohe Kruppe und tiefes Genick.
Der selbe Eindruck drängt sich im Trabe auf – der Hengst steht mehr und mehr unter Strom und ähnlich wie bei dem Vorgänger zeigen sich nun passageartige Tritte bei tiefem Genick, Taktverlust und schwankend (weil nicht von hinten nach vorn geritten sondern von vorn nach hinten gezogen) – so sieht ein Schenkelgänger aus.
Ist das die Intention des Reiters bei dieser "Lektion"?
Ein wenig mehr Selbstachtung möchte man ihm in seinem eigensten Interesse dann doch wünschen.
Wer will ein noch nicht einmal fünfjähriges Pferd überhaupt in passageartigen Tritten sehen?
Weniger ist deutlich mehr, dafür aber bitte korrekt:
ein leicht vor der Senkrechten stehendes, zufrieden kauendes Pferd mit geschlossenem Maul, Genick am höchsten Punkt und fliessend von hinten nach vorn bei solide durchgeschwungenem Übertritt und aufgewölbtem Rücken – das wäre doch schon was für einen fünfjähigen von diesem Format – da könnte er strahlen!
So bleibt das ganze die traurige Karikatur einer unglücklichen Selbstdarstellung, der Brötchengeber in seiner Ecke klatscht huldvoll dazu, wo Fremdscham auf der Mittellinie angebracht wäre.
Am Ende waren es dann weniger die Hengste an sich, als vielmehr die Dramaturgie der Reihenfolge, die den grössten Beitrag zu wahrhaft spektakulären Eindrücken lieferte.
Eine begnadete Reiterin auf einem Hengst, der von Natur aus nicht unbedingt mit aufsehenerregenden Grundgangarten und Abläufen ausgestattet ist und daher stets zu den eher weniger beeindruckenden zählte, zelebriert Dressurreiten in einer beispielhaften Art und Weise:
Ästhetik pur und lebender Beweis, dass man auch normale Pferde durch gutes reiten überhaupt erst „schön“ – um nicht zu sagen: Spektakulär! -machen kann.
Schön im Sinne von ausdrucksvoll, erhaben, geschmeidig, natürlich schön – und das ganz ohne jeden künstlichen Hascheffekt wie Vorderbeingestrampel und unnatürliche Beizäumung.
So schön, dass man das Auge eigentlich gar nicht abwenden kann und will.
So sieht das aus wenn jemand gelassen natürlich IM Pferd sitzt und nicht darauf.
So sieht das aus wenn eine geschmeidige Mittelpositur die fliessende Veränderung von gutem dran- und mitunter auch gegensitzen ebenso selbstverständlich beherrscht wie das winzige, aber doch so wichtige Momentum, aus dem Sitz loszulassen um dem Pferd dadurch überhaupt erst den Impuls von natürlichem Getragensein nach vorn zu bieten.
So sieht das aus wenn jemand über das nötige Talent verfügt und die konsequente Schule dazu.
In der natürlichen Selbsthaltung eines gelassenen bergauf marschieren die beiden im Zweitakt aus der Bahn – ein bisschen passageartig, aber noch keine ganz richtige Passage. Das ist aber auch völlig egal, denn es tut der Ästhetik keinen Abbruch. Einfach deshalb, weil der Takt in jedem Moment von hinten nach vorn durchs Pferd getragen erhalten bleibt - wie das eben so ist, wenn der Ablauf korrekt angelegt ist.
Tatsächlich mehr, als man von einem nicht einmal siebenjährige auf diesem Niveau heutzutage überhaupt irgendwo geboten bekommt.
Man schwelgt noch im Genuss, doch wie das auf einer Hengstschau so ist:
hier jagt ein emotionaler Höhepunkt den anderen.
„emotionaler Höhepunkt“ versteht sich in diesem Zusammenhang wertfrei, will heissen:
Es kann sich bei diesem Höhepunkt auch um einen spektakulären Tiefpunkt handeln.
Kontrastreich in Szene gesetzt durch die Dramaturgie der Reihenfolge eben und die Gegensätze könnten nicht grösser sein:
Ein Hengst, der (anders, als der zuvor beschriebene eher „normale“ Kandidat) wohl zu den besten seines Jahrganges zählt, wenn nicht der beste überhaupt – gemessen an seinen naturgegebenen Grundgangarten, dem Ablauf und ganz besonders der daraus resultierenden natürlichen Schubkraft, die sich bei gutem reiten im Laufe der Ausbildung in eine bestechende Tragkraft wandeln und dieses Pferd zu einem strahlenden Juwel im Dressurviereck machen sollte.
Sollte.
Konjunktiv.
Ein Reiter, der zunächst einmal das grosse Pech hat, im direkten Anschluss einer wahrlich meisterhaften Reiterin auf die Bühne zu müssen.
Die Gegensätze könnten drastischer nicht sein, die Defizite sind bestechend.
Eine starre Mittelpositur, die geschmeidiges Einsitzen so wenig erlaubt wie das oben beschriebene, so wichtige Momentum des aus dem Sitz heraus loslassen könnens, um dem Pferd dadurch überhaupt erst den notwendigen Impuls von natürlichem Getragensein nach aufwärts vorn zu bieten. Selbsthaltung eben.
Zügelfäuste, die in Richtung Oberschenkel ziehen und damit genau den Eindruck unterstützen, den bereits die starre Mittelpositur suggeriert:
ein von vorn nach hinten gezogenes Pferd statt einem von hinten nach vorn gerittenen.
Soweit die Theorie.
Die praktische Anschauung liefert das Pferd in der Tat selbst und spricht zu uns wie es in der Tat kaum deutlicher sein könnte durch ein Genick, das zu keinem Zeitpunkt der höchste Punkt, dafür aber verworfen ist. Ein offenes Maul und die mangelnde Längsbiegung bestätigen folgerichtig die Einflüsse aus den Defiziten von Sitz und Einwirkung des Reiters.
Regelmässiger Taktverlust und ein geradezu beschämender, weil hinter der Hand klemmender und erwartungsgemäss ungeregelter Schritt, runden das Bild stimmig unstimmig ab.
Stimmig – denn das Zusammenspiel der Defizite aus Beritt und Selbstdarstellung des Equiden sind in der Tat stimmig.
Ein Bilderbuchbeispiel von Ursache und Auswirkung.
Der Hengst lädt sich mehr und mehr auf, zu dem beständigen Taktverlust gesellen sich nun Ausfälle und angaloppieren aus der Unstimmigkeit heraus, der Reiter bemüht sich das geschickt zu kaschieren und „Galopp auf der Stelle“ daraus zu machen.
Was möchte er uns mit dieser Lektion zeigen?
Die Einschränkung des natürlichen Raumgriffs durch Festziehen?
Hohe Kruppe und tiefes Genick.
Der selbe Eindruck drängt sich im Trabe auf – der Hengst steht mehr und mehr unter Strom und ähnlich wie bei dem Vorgänger zeigen sich nun passageartige Tritte bei tiefem Genick, Taktverlust und schwankend (weil nicht von hinten nach vorn geritten sondern von vorn nach hinten gezogen) – so sieht ein Schenkelgänger aus.
Ist das die Intention des Reiters bei dieser "Lektion"?
Ein wenig mehr Selbstachtung möchte man ihm in seinem eigensten Interesse dann doch wünschen.
Wer will ein noch nicht einmal fünfjähriges Pferd überhaupt in passageartigen Tritten sehen?
Weniger ist deutlich mehr, dafür aber bitte korrekt:
ein leicht vor der Senkrechten stehendes, zufrieden kauendes Pferd mit geschlossenem Maul, Genick am höchsten Punkt und fliessend von hinten nach vorn bei solide durchgeschwungenem Übertritt und aufgewölbtem Rücken – das wäre doch schon was für einen fünfjähigen von diesem Format – da könnte er strahlen!
So bleibt das ganze die traurige Karikatur einer unglücklichen Selbstdarstellung, der Brötchengeber in seiner Ecke klatscht huldvoll dazu, wo Fremdscham auf der Mittellinie angebracht wäre.
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