Marktlücke Einstellerbetrieb??

[MÄXI01]

Als Stallbetreiber ist es unheimlich schwer das was ihr da fordert zu bieten. Es fängt schon mit ganztägigem Weidegang den Sommer über an. Wenn es nicht zu einem reinen Rumstehen auf abgegrasten Miniflächen reduziert werden soll, sind pro Pferd mind. 1 ha notwendig. Schön auf mind. 2 Koppeln unterteilt, damit eine Hälfte Zeit hat sich zu erholen.

Sozialkontakte sind wichtig - das sehe ich auch so. Aber auftrainierte Reitpferde lassen sich nicht so ohne weiteres und ohne gewisse Risiken vergesellschaften. Ich habe gerade 5 junge Wilde hier, ich weiß wovon ich rede . Die Zusammenstellung der Gruppen erfordert viel Fingerspitzengefühl. Wenn eines mal übers Wochenende auf Turnier oder Lehrgang ist, kommt die homogene Gruppe u.U. wieder in Wallung und das Nachwuchstalent, das das nächste Wochenende was-auch-immer gehen sollte, fällt wegen einem fetten Hämatom auf dem knackigen Hinterteil aus. Sofern das ein Einzelfall bleibt ist es nicht der Rede wert. Nur wenn die Tierarztrechnungen jedes Quartal im mittleren 3stelligen Bereich liegen, wird es - verständlicherweise - zum Problem.

Gut funktioniert es mit Freizeitpferden, die viel Freizeit haben und interieurbedingt mit wenig Bewegung zufrieden sind. Wenn dann die Gruppe noch über längere Zeit stabil bleibt ist jeder Stallbetreiber glücklich.

Bis der Winter kommt. Denn dann wird aus der schön gepflegten Koppel binnen ein paar weniger nasser Wochen ein knietiefer Acker. Lösung bietet ein befestigter Auslauf, möglichst groß und galoppierfähig. Mit frostfreier Tränke und Raufutter zur freien Verfügung. Die Gruppenproblematik verschärft sich an der Futterraufe. Das dicke Doppelpony legt an Umfang deutlich zu, der hochgeschossene, schüchterne Teilzeit-Dressurelefant verkommt zum fellbezogenen Gerippe - was man aber glücklicherweise unter der Decke nicht sieht .

Die Investitionskosten für einen befestigten Allwetterauslauf für eine 10köpfige Gruppe steht denen eines 20 x 40er Reitplatzes nicht allzu weit nach. Der Aufbau ist sehr ähnlich, einzig die Tretschicht etwas günstiger. Dafür kosten Tränke und Raufe.

Mit 10 Einstellern rechnet sich kein Allwetterreitplatz, geschweige denn eine Halle. Arbeitsersparnis ist auch kein Argument. Die Pferde äpfeln die gleiche Menge - in der Box, auf der Koppel und im Auslauf. Einsammeln muss man in der Regel per Hand. Nur die Strecken, die man dabei zurücklegen muss ändern sich.

Ich will kein Spielverderber sein. Aber ich kenne nur sehr wenig Reitanlagen, die die Infrastruktur für Sportpferde haben, zeitgleich längeren Koppelgang in Gruppen oder Kleingruppen anbieten und das Angebot auch im Winter aufrecht erhalten können. Meist sind es größere Dressurställe. Denn in denen ist erfahrungsgemäß der Anteil der Pferde, die auf die Koppel dürfen gering. Diese wenigen Glücklichen können dann aus dem Vollen schöpfen .

Mir persönlich sind auch viele der neuen Laufställe zu stark belegt. Zudem kommen nicht alle Pferde mit dieser Haltungsform zurecht - leider .

Genau so ist es,könnte man noch ergänzen Spezialfutter für die zahnlosen Alten wie eingeweichte Heucobs die im Winter gerne einfrieren ,Medikamentengabe,Deckenservice(man bückt sich nach der Bauchgurtschnalle beim Rangniedrigen u. der wird weggebissen) in freilaufender Gruppe ist nicht so lustig genausowenig wie umstellen von jungen Wilden u. sturen unerzogenen Alten.Von allen Ställen die ich kenne die diesen Service auf ihrer Hompage angeboten haben /anbieten macht es KEINER wirklich.Auch Rentnerplätze für 180€ zB. geht eigentlich garnicht , die machen tatsächlich oft noch mehr Arbeit .Bei einem regulären Stellplatz sagen wir rund 300€(Durchschnitt)kann man für einen alten eigentlich nur Halle bzw. Reitplatznutzung abziehen meist um 30-40€

[max-und-moritz]

Hier ist alles schlimm und es wird es bis auf die strukturschwachen Gebiete noch schlimmer werden.

Die Böden sind ein Graus für hufe, Sehnen und Bänder, das Ausreitgelände ist eher Strafe als Spaß und Training, ergo braucht man die Halle, um irgendwi sein teures Viech zu trainieren. Und dann hat man in extremem Maß die Wahl zwischen Pest und Cholera.

FF, mach bitte den Süden nicht immer gar so schlecht, er ist es nämlich nicht.

Du gehst natürlich von Deiner Wiese und ich glaub 5 Pferden aus, die ist leider für Pferdehaltung nicht so sehr geeignet. Aber es sind nicht alle Böden so. Es gibt viele hier mit Kies unter ca. 10 bis 15cm Humus, ich mag nicht angeben aber ich hab so eine. Da wird nach 3 Wochen Dauerregen wie letzten Frühsommer oder Weihnachten die Fesselbeuge nicht mal dreckig.

Das größte Problem ist meiner Meinung nach eine zu hohe Besatzdichte, sowohl in den Laufställen als auch auf den Wiesen. Halbiert doch mal den Besatz in einem 70-Pferde-Stall, dann hätten die Verbliebenen das Paradies -allerdings für die doppelte Kohle von der bereits vorher nicht grad kleinen Summe. Wie oben schon geschrieben, Halle(n) und der restliche Service rentieren sich erst in einer gewissen Größe.

Dann wären wir wieder da, wo wir in den 70ern waren: Reiten ist ein Sport für Geldleute, nicht für die Mittelschicht, und schon gleich gar nicht für Leute, die "normal" verdienen.

Viele Grüße, max-und-moritz

[Petrovic]

@ Bohuslän: danke für Deine tollen Beiträge hier!
Das Wort Marktlücke beinhaltet für mich, dass man hier "Geld verdienen" kann.
Was z. B. bei 180 EUR (incl. Mwst.) monatlich für einen Rentner mit rundum Service definitiv nicht der Fall sein kann...

[Nektarina]

Auch Rentnerplätze für 180€ zB. geht eigentlich garnicht , die machen tatsächlich oft noch mehr Arbeit .

Doch geht aber glaubt mir, ich frage mich oft ob ich noch ganz bei Sinnen bin Problem ist bei uns dass wir Rentner haben, bei welchen die Besitzer mit weniger Service (und Futter ) auch zufrieden wären, aber ich kann das einfach nicht. Bei uns werden die Einsteller ganz genauso versorgt wie die eigenen Pferde auch - das kostet richtig!!! Zeit und Geld.

[Furioso-Fan]

Doch Max und Moritz, es ist alles noch viel schlimmer. Mir gehts noch gut, weil ich die Pferde schon auf Rentner umstelle und einfach nicht mehr reite. Wenn ich da noch dahinter sein wollte, die Jungpferde ausbilden, trainieren, aufs Turnier gehen etc. könnte ich mir gleich ne Kugel in den Kopp jagen (was ich eh bald tue, wenn ich noch lange hier unten bleiben muss).

[carolinen]

Hufschalg - doch solche Plätze gibt es in Norddeutschland und da sind sogar Leute mit 8000km Entfernung, die da ihre Zuchtstuten dort haben !

[hufschlag]

Aber sie wissen, wohin sie die Pferde stellen- woher auch immer-
ich nicht.. Ich kenn da niemanden

[max-und-moritz]

Doch geht aber glaubt mir, ich frage mich oft ob ich noch ganz bei Sinnen bin Bei uns werden die Einsteller ganz genauso versorgt wie die eigenen Pferde auch - das kostet richtig!!! Zeit und Geld.

Nektrarina, Du machst es wahrscheinlich wie ich: wir beide rechnen uns das einfach schön

Oder wir lügen uns selber an, ich weiß nicht wie man da sagen soll. Bei mir ist es jedenfalls so, daß ich mit meinem Modell 1. zufriedene Pferde und damit 2. zufriedene Einsteller habe. Ganz wichtig und eigentlich unbezahlbar ist 3.: ich habe Dank 1. und 2. kaum Ärger und mache meine Arbeit gerne.

Wer seine Arbeit gerne macht braucht kaum Urlaub, macht keine sinnlosen Frustkäufe, gespartes Geld! Unsere Arbeit braucht keine supertollen Klamotten, gespartes Geld! Fitnesscenter brauchen wir nicht da wir gut bewegt sind, schon wieder gespartes Geld, usw. usf...

Das rechnest jetzt zu den 180 Euros dazu und - upps! - was für eine schöne Summe

[max-und-moritz]

Doch Max und Moritz, es ist alles noch viel schlimmer.

FF, bitte nicht vergessen: Was Du machst ist - ich sag´s mal so, versteh es nicht falsch - nicht das normal Durchschnittliche. Du hast 5 Pferde in Eigenregie, davon ein Hengst, Stallgebäude und Weide sind gepachtet und nicht das Optimum. Daß Du da nicht mehr Geld reistecktst als unbedingt nötig ist klar, das würde ich auch nicht machen.

Daß Du am oder schon übers Limit bist ist nur verständlich, ich denk oft an Dich wenn es ein paar Tage lang schüttet wie aus Küblen.

Die meisten hier haben ein oder zwei Pferde in Pension oder sind Selbstversorger mit Eigentum, mit weniger Pferden und / oder Einstellern.

[Ramzes]

Doch Max und Moritz, es ist alles noch viel schlimmer. Mir gehts noch gut, weil ich die Pferde schon auf Rentner umstelle und einfach nicht mehr reite. Wenn ich da noch dahinter sein wollte, die Jungpferde ausbilden, trainieren, aufs Turnier gehen etc. könnte ich mir gleich ne Kugel in den Kopp jagen (was ich eh bald tue, wenn ich noch lange hier unten bleiben muss).

Das ist die ganz spezielle Situation der Generation 50 ++ , und ist auch
ab und an vernünftig , sich den persönlichen Gegebenheiten anzupassen .
Da bist Du in guter Gesellschaft , die " wilden " Reiterjahre liegen
bei nicht wenigen schon etwas weiter zurück und die
Aktivitäten sind aus verschiedenen Gründen in ruhigere Fahrwasser
gelangt .
Das heißt aber doch nicht generell , daß es bei allen anderen noch
viel schlimmer ist .
Es gibt durchaus engagierte Stallbetreiber , hatte gerade Kontakt
nach Franken ( Ober?-Mittel?Unter?). Die machen das beide ganz toll ,
aber für handverlesenen Kundenstamm mit Warteliste , die selten
benötigt wird . Die können sich aber auch auf ihre Kunden
verlassen , die haben auch eine Bringschuld ! Vom Geld an erster Stelle
mal abgesehen auch ein gewisses Benehmen und Zuverlässigkeit
bei den Abmachungen !!!

PS : ...keine waffenscheinpflichtige Kugel , lieber ein paar
Champagner-Trüffel etc. " in " den Kopp jagen .
Dunkle Schokolade soll glücklicher machen .

[Nektarina]

Man darf auch nicht ganz Süddeutschland mit Münchner Umland gleichsetzen.
Bayern, Baden-Württemberg und damit auch Süddeutschland sind verdammt groß und Pferdehaltung ist hier wohl sehr sehr sehr gut möglich.

[Furioso-Fan]

MuM, dafür hab ich als ausgleichend Plus zu dem Pensionsstall-Streß, daß ich halt schon sehen kann, was ich füttere, ob ich die Pferde bei schlechtem Wetter rauslasse etc.
Aber danke, daß Du an mich denkst, beim Wort Sturzkriegen polier ich die Kugel...
Wir wollten sogerne vor dem Winter zumindest einen Paddock sanieren, aber erst das Auto und jetzt der Dauerregen und wieder mal ein typisch bayerischer Sommer... und schon ist wieder nur alles brauner, zäher Schlamm und das im August...

[Ramzes]

MuM, dafür hab ich als ausgleichend Plus zu dem Pensionsstall-Streß, daß ich halt schon sehen kann, was ich füttere, ob ich die Pferde bei schlechtem Wetter rauslasse etc.
Aber danke, daß Du an mich denkst, beim Wort Sturzkriegen polier ich die Kugel...
Wir wollten sogerne vor dem Winter zumindest einen Paddock sanieren, aber erst das Auto und jetzt der Dauerregen und wieder mal ein typisch bayerischer Sommer... und schon ist wieder nur alles brauner, zäher Schlamm und das im August...

http://www.swissinfo.ch/eng/multimedia/zurich-researchers-explain-global-warming-hiatus/40562382

...etwas Vulkan-Nachwehen vielleicht ?

Jaul nicht rum , andere müssen zwangsläufig immer mit WETTER klarkommen ,
...die Ernte zieht sich gen September in einigen Gebieten .

[Petrovic]

MuM, Du hast die richtige Einstellung, und wahrscheinlich auch die entsprechenden Voraussetzungen (ausreichend Grund zur Verfügung). Das hört sich gut an! Wo bist Du denn? Ich habe einen Rentner im Norden stehen, damals auf Empfehlung. Dort ist alles prima, aber ist halt leider weit weg... (ich weiß, Du hast keinen Platz frei, ist eher für die langfristige Planung, falls ich wieder einmal einen Rentner habe)

[MÄXI01]

Doch geht aber glaubt mir, ich frage mich oft ob ich noch ganz bei Sinnen bin Problem ist bei uns dass wir Rentner haben, bei welchen die Besitzer mit weniger Service (und Futter ) auch zufrieden wären, aber ich kann das einfach nicht. Bei uns werden die Einsteller ganz genauso versorgt wie die eigenen Pferde auch - das kostet richtig!!! Zeit und Geld.

Klar gehen tut alles aber wer möchte dann ein "Fellbezogenes Gerippe oder ein Cushing mit mega Fell im Sommer auf seiner Weide stehen haben.Kann nicht jedem vorbeifahrenden Tierfreund erkären dass diese pferde keine Decke ,mehr Pflege oder was auch immer brauchen ABER der Besitzer nur Summe X zahlt die leider nicht reicht.Habe es auch wie Du gemacht behandelt wie meine eigenen ,konnte ebenfalls nicht anders habe natürlich draufgezahlt ,u. Nachst oft alleine mit TA beim Einstellerpferd gestanden ,aber nein Service braucht man nicht .Oder auch der Klassiker erst ja klar alles top super einfach in der Haltung... im nachhinein Scheibchenweise erzählen was mit dem Pferd in Wahrheit los ist...immer noch ein Schippchen Arbeit obendrauf oder eben DIE Wanderratten.

[hufschlag]

Und wo sind jetzt die Ställe wo meine stute( sie hat keine Macke) Mutter werden kann
und wie das eigene behandelt wird??? Vom Preis mal ganz unabhängig

[Bohuslän]

@ Nektarina, M&M und Mäxi:
Hihi... genau so ist es . Meinereiner kann auch nur zufrieden arbeiten und leben, wenn ALLE in meiner Obhut befindlichen Pferde gut versorgt sind. Für mich ist das auch nicht das Thema. Auch wenn die Besitzer es nicht würdigen. Damit kann ich gut leben, denn entscheidend ist für mich, dass es mir damit gut geht.

Ärger gibt es meist nur mit Besitzer, die darüber hinaus Forderungen stellen, die in meinen Augen sinnbefreit sind und dann noch die Bereitschaft fehlt den Aufwand zu entschädigen.

Wenn Beispielsweise eine tragende Stute, die schön dick Fell geschoben hat, den Winter über auf der Koppel eingedeckt werden soll. Je nach Themperatur mit dicker oder dünner Decke. Bei mir haben nur die geschorenen Pferde ne Decke drauf. Oder eben im Bedarfsfall, wenn ich sehe, dass eines friert.

Oder ein anderer Fall. Eine hochtragende, ältere Stute, der über Nacht in der Box die Beine angelaufen sind. Die wurde von mir über Wochen auf Wunsch der Besitzer einbandagiert - für ein laues Dankeschön .

Die Liste lässt sich beliebig fort setzen.

Um unnötigen Ärger zu vermeiden und zur "Vorselektion" erkläre ich den Interessenten ungeschönt und sehr ausführlich, welche Leistungen sie erwarten können. Diese werden 365 Tage im Jahr zu 100 % erfüllt. Ich muss und kann auch nicht jeden Pferdebesitzer glücklich machen. Mir liegt mehr am Wohl der Pferde .

[Nektarina]

@hufschlag: wann soll das Fohlen denn kommen? 2015 oder 2016?
2016 planen wir auch mit einem Fohlen

Ach und mir fällt eine Adresse ein, will ich hier aber nicht posten. Schreib mir mal ne Email: springreiterin82 ät gmx punkt de

[carolinen]

Hufschlag eine Empfehlung:

www.germanhorseconnection.com lebt die Stute sogar ausserdem nicht nur sehr gut, sondern auch noch Bio :-)

[Bohuslän]

Ich habe gaaanz liebe und nette Einsteller . Da darf ich mich auf keinen Fall beklagen und freu mich auch immer, wenn sie kommen. Dadurch dass ich "nur" Rentner, Jungpferde und Zuchtstuten habe, sind die Besuche mancher auch sehr selten. Ab 500 km gibt es auch Kaffee und was zu essen .

Im Kern ist es immer eine Frage der Motivation. Wenn man bei der täglichen Arbeit seine Erfüllung findet (entschuldigt das hochtrabede Wort), dann ist die Anerkennung von außen nicht sooo wichtig. Umso schöner, wenn es dennoch vorkommt .