Schlechte Berufsreiter - was läuft hier schief ?

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  • Schlechte Berufsreiter - was läuft hier schief ?

    Aus aktuellem Anlass möchte ich hier eine Diskussion eröffnen.

    1. Der Beritt von Hengsten auf Schauen ist immer öfter suboptimal. Garnicht davon zu reden, daß er nicht altersgerecht ist.

    2. Gibt es anscheinend sehr viele Berufsreiter, (per Definition, eine Ausbildung Pferdewirt-Reiten mit Prüfung abgeschlossen) die nicht in der Lage sind,
    ein Pferd für den Amateur gebrauchsfähig zu machen. Oder junge Pferde so auszubilden, daß jeder, der die Grundlagen der sog. klassischen Reiterei erlernt hat, sie nachreiten kann.

    Im Gegenzug dazu liest man immer öfter, daß yx mit Stensbeck abgeschlossen hat.

    Da muß doch in der Ausbildung, bzw bei den Prüfungen einiges daneben gehen.

    Mal ganz davon abgesehen, daß ein Berufsreiter mit abgeschlossener Ausbildung eigentlich von seiner Arbeit leben können müsste. Was er aber meist nur kann, wenn er ein möbliertes Zimmer bewohnt, eine Rostlaube fährt und nie in Urlaub geht.

    Also bitte - her mit Euren Meinungen
  • cps5
    • 07.07.2009
    • 1607

    #2
    Interessanter Thread. Ich möchte mal eine Frage von "außerhalb des Zauns" stellen:

    Eine nicht alters- bzw. reifegerechte Vorstellung ist meines Erachtens schon ein Zeichen schlechten Beritts, vielleicht eher im "taktischen" als im reittechnischen Sinn. Ziel ist es ja, z. B. einen Drei- oder unreifen Vierjährigen so vorzustellen, als wäre er ein voll ausgebildetes Reitpferd mit allem, was dazu gehört: Ausstrahlung, Körperhaltung, Möglichkeiten der Lastaufnahme durch die Hinterhand durch zumindest angedeutete Versammlung, energisches Abfußen und Raumgriff bei entsprechender Verstärkung - und all das möglichst taktrein und ohne mit dem Ohr zu wackeln. Eben zu einem Zeitpunkt, zu dem das Pferd noch remontemäßig geritten werden sollte, Muskeln entwickeln und sein Körpergefühl und Gleichgewicht zumindest unter dem Reiter noch finden muss.

    Bei den Hengstvorführungen ist es doch schon fast eine alte Leier: Der altersbedingt vorgestellte Hengst fällt bei einigen Betrachtern gegenüber dem bereits weiter "geförderten" Hengst ab. An logische Gründe hierfür wie verschiedener Reifegrad (körperlich und geistig) denkt kaum jemand, wenn man einen möglichst teuren Nachkommen ziehen will. D. h. es denken sogar viele mehr daran als man annimmt; dies sind aber in der Regel nicht diejenigen, die die schnelle Mark machen wollen. Je mehr Züchter auf ein Zuchtziel gehen, dessen Hauptintention es ist, ein möglichst marktgängiges und teures Pferd zu ziehen und auf entsprechend spektakuläre Dinge achten, die jeder Basis (und oft auch jeder Zukunft) entbehren, desto wichtiger wird diese Art der Präsentation für den Hengsthalter sein, da die Züchter seine Kundschaft darstellen.

    Also wird auch Bereitern von Hengstställen und öfters auch so genannten Ausbildungsställen eingeschärft, die Pferde auf Optik zu drillen. Dass dies mit klassischer Reitweise nicht gelingt bzw. zuviel Zeit in Anspruch nimmt, liegt auf der Hand.

    Für den Bereiter bedeutet das jetzt, dass es einem gewissen Anteil der Klientel darauf ankommt, das Pferd zu einem Zeitpunkt möglichst teuer zu verkaufen, wenn noch niemand etwas über seine tatsächlich Eignung als Reitpferd etwas Verlässliches sagen kann, weil es noch zu früh ist. Hauptsache der Kaufpreis stimmt, und wenn sich beim späteren Reiter zeigt, dass es seinen Preis nicht "wert" war, interessiert das oftmals nicht mehr. Derjenige, der für einen Spitzenpreis ein spektakulär zusammengeknalltes Pferd kauft, wird dasselbe auch noch ein zweites oder drittes Mal tun, weil er offensichtlich mehr Geld hat als Pferdeverstand. Und bei dem Pferd da weitermacht, wo die bisherige "Ausbildung" aufgehört hat - nämlich Ziehen, Festhalten, Stechen - das womöglich noch durch Zuhilfenahme eines eigenen, ähnlich gepolten Reiters, was dem Pferd dann den Rest gibt.

    Die Frage ist: Ist der Bereiter wirklich so schlecht, oder passt er sich nur den Gegebenheiten des Marktes an? Kann er tatsächlich ein rohes Pferd nicht zu einem vernünftigen Freizeitpartner oder gut entwickelten, arbeitsfreudigen Sportkameraden formen oder soll er das gar nicht (weil der Auftrag anders lautet) bzw. will es nicht (weil die Hauruck-Methode mehr Geld auf schnellere Weise bringt)?

    Die optimale Lösung wäre sicher, wenn ein Züchter seinen Nachwuchs, der vernünftigt ausgebildet werden soll, bei ein und demselben Bereiter unterbringen kann (indem er ihn einstellt oder die Pferde zu ihm bringt), dessen Arbeitsweise er kennt. Eine Win-Win-Situation. Der Züchter weiß sein Pferd in guten Händen, und der Bereiter hat eine gewisse finanzielle Sicherheit, wenn er in einem festen Angestelltenverhältnis steht oder mehrere Züchter mit deren jährlichem Nachwuchs als Stammkundschaft hinter sich weiß. Dann kann der Bereiter, der sich nicht durch spektakuläre Kurzerfolge anderer verbiegen lassen will, seine pferdegerechte Ausbildungsform beibehalten, ohne darauf achten zu müssen, dass ihm das Geld ausgeht. Und langfristig mehr Erfolg und wohl auch den besseren Namen bekommen - harte Arbeit und langer Weg natürlich.

    Lange Rede, kurzer Sinn: Wie immer bestimmt der Markt (also die Käufer) das Geschäft. Und wenn für im Grunde schlecht ausgebildete Pferde, die auf eine bestimmte Optik hergerichtet sind, mehr Geld gibt als für das zunächst unscheinbarere, aber reell gerittene Pferd, wird sich die Art des Beritts nicht so sehr ändern. Die ist dann weder für den Sport noch für den Freizeitreiter zielführend. Wenn sich Bereiter aber dazu hergeben, im Hauruck-Verfahren ohne vernünftige Basis auszubilden, sollten sie es doch auch hinsichtlich einer pferdeschonenden, altersgerechten Ausbildung packen können, wenn dies verlangt wird.

    Problematisch wird es, wenn diese Hauruck-Ausbilder dann selbst anfangen, Bereiter in die Lehre zu nehmen und die einseitigen Tipps für eine "schnelle Mark" weitergeben.
    Zuletzt geändert von cps5; 15.02.2011, 13:55.

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    • cps5
      • 07.07.2009
      • 1607

      #3
      Du züchtest und bildest selbst aus und bist im Vielseitigkeits-Lager, stimmt's?

      Das Bereiter-Problem braucht dich im Grunde also zum Glück nichts anzugehen, weil du es selbst besser kannst. Und beim Zweiten verbietet sich "Hauruck" schon von vornherein. Aber als Züchter brauchst du einen vernünftigen Eindruck von dem präsentierten Hengst - auch klar! Ich fürchte so langsam, man fährt besser, den Hengst nur bei der Körung, also ohne störenden Reiter, zu betrachten und danach zu urteilen. Das hieße, Risiken hinsichtlich der Rittigkeitsbeurteilung und des Nervenkostüms in Kauf zu nehmen ...

      Hengstausbildung heißt wohl heute an manchen Orten: Irgendwie zum BuCha bringen, ihn vor einem möglichst großen Publikum möglichst wirksam präsentieren. Wenn das gelingt, kommen die Stuten von allein - und danach die Sintflut.

      Mit den Reitpferden ist es oftmals bei den Auktionen fast das gleiche, mit dem Unterschied, dass sie dort nur wenige Wochen im Trainig sind. Aber wenn sie an jemanden geraten, der den möglicherweise hohen Kaufbetrag schnell wieder reinbekommen will, sieht das dann auch nicht besser aus ...

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      • Mayall
        • 11.10.2010
        • 1160

        #4
        ... wenn man sich die gekörten Hengste im Februar unter dem Reiter ansieht, sofragt man sich, wie lange die eigentlich schon geritten werden...

        Leider gibt es auch Breiter, die die langsame und nur auf "Ausbildung-Vorgestellten" Pferde auf dem Turnierplatz nicht unbedingt wollen. Komischerweise, selbst wenn der Besitzer es will weil nähmlich, der Bereiter Verkaufsprovision bekommt. Und das möglichst schnell.
        Es ist nicht unbedingt so, daß sie daran interessiert sind das Pferd 1-2 Jahre im Stall zu haben - weit gefehlt. Wenn es nicht der Oberkracher ist, dann lieber fertig machen und schnell verkaufen. Viele leben weniger vom Beritt als vom Pferdehandel, zumindestens in aktiven Turnierställen. Da wartet der Kunde X auf ein M-fertiges Pferd, alsomüssen M-Platzierungen her usw.

        Diese Einstellung gibt es viel zu oft von beiden Seiten, Besitzer und Bereiter. Pferdebesitzer sehen die Pferde als Investion an und der Bereiter ist eine Art Makler, der die Pferde immer wieder besorgt und wieder verkauft. Tolles Spiel zu Lasten der Pferde !!!!
        http://www.gutschoeneck.de/

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        • Rübchen
          • 23.12.2009
          • 1133

          #5
          Es zwingt einen ja keiner sein Pferd zu einem solchen Bereiter zu geben. Auch hier sollte es so sein, dass hoffentlich das pferdegerechte, schonende Ausbilden sich für die Bereiter rentiert - vor allem durch langfristig zufriedene Kunden und gesund bleibende Pferde.

          Sollte es irgendwann einmal notwendig sein, eines meiner Pferde in Beritt zu geben, weiss ich zu wem. Eben weil diese Bereiterin auf eine reele und schonende Grundausbildung achtet, die Pferde jeden Tag rauskommen, nicht der Azubi oder sonst irgendjemand draufsitzt und die Pferde auch noch gut nachzureiten sind.

          Aber ansonsten gebe ich Caspar und cps5 absolut recht.

          Kommentar


          • #6
            Einmal ist das System "Schuld". Wenn so ein Hengst die Vorkörung im Herbst schafft muß der danach (noch nicht 3-jährig!!!) in kürzester Zeit - also in 3 Monaten - soweit sein, dass der unterm Sattel was hermacht.
            Spektakulär nicht reell am Besten, weil dann fällt der auf, publikumswirksam damit da ja alle ein ah und oh raunen. Viel Aufrichtung und spektakelig in der Bewegung.
            Ist ja schon mal ein Alptraum für ein junges Pferd. Reelle Tragkraft auf der HH kann so einer gar nicht entwickeln in der Zeit. Vorwärts abwärts ist da sowieso ein Fremdwort - was glaubts, wenn so ein 3-jähriger ohne Aufrichtung mit Kopf 50cm über dem Boden dahertrabt - langweilig.
            Anderseits ist nicht nur der Zeitdruck, sondern auch der Gelddruck. Jeder Monat länger Beritt und Vollpension kosten - und der VK-Preis wird aber nicht entsprechend höher. Speziell mit altersgerechter und unspektakulärer Ausbildung ists dann eher ein SChuß nach hinten.
            Also: schnelle Kanne - viel Aufrichtung und ein vorgaukeln von Tragkraft - das will man scheinbar als Käufer und potentieller Kunde.

            Kommentar

            • Jule89
              • 26.04.2010
              • 1217

              #7
              und genau aus diesen gründen bilden wir mittlerweile unsere Pferde selber aus, nachdem wir einschlägige Erfahrungen mit diversen Bereitern gemacht haben, nicht nur privaten sondern auch Landgestüten!

              Da kriegt man schon spitze Kommentare an den Kopf geknallt wenn man sagt, man arbeite das 4-jährige Pferd, dass erst seit paar wochen wieder unter dem sattel ist, nur ne halbe stunde am tag!

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              • eismannberni
                • 01.03.2010
                • 1652

                #8
                Ich hoffe das bei dem im letzten Jahr gegründeten Verein der Privathengsthalter sich die einhellige Meinung durchsetzt 3jährige einfach nicht schon Anfang des Jahres unter dem Reiter vorzustellen. Genauso wünsche ich mir das nicht jedem Hype siehe holländische Hengste nach gelaufen wird. Wenn die Hengsthalter keine aufstellen nutzt sie auch keiner. Und wenn keine jungen Hengste aufgestellt werden nimmt man auch die Alten. Die haben da doch soviel in der Hand und schwimmen trotzdem ständig auf jeder Welle mit.
                Die Bereiter haben da kaum Einfluß auf Ihre Arbeit. Der Druck wird seitens der Hengsthalter aufgebaut. Jeder Junge muß noch besser strampeln als der andere. Wettbewerb ohne Ende und das alles auf dem Rücken der armen Tiere die sich nicht wehren können.
                Zuletzt geändert von eismannberni; 15.02.2011, 16:07.
                www.pferdezucht-hollmann.de
                Mobiler Service rund ums Pferd

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                • Catherine236
                  PREMIUM-Mitglied
                  • 10.05.2010
                  • 361

                  #9
                  ich habe leider auch schon viele *schlechte* Berufsreiter erlebt - seit einigen Jahren habe ich zum Glück einen äußerst kompetenten Pferdewirtschaftsmeister an der Seite, der mir mit Rat und Tat zur Seite steht und mit mir zusammen die Pferde reel und individuell ausbildet - darüber bin ich mehr als froh!!! ...es zahlt sich wirklich aus und die Pferde sind zufrieden, arbeiten mit und lassen sich gut nachreiten!

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                  • Fife
                    • 06.02.2009
                    • 4401

                    #10
                    oje, das ist ja ein Thema.
                    Ich wurde schon mal beinah bei einer Hengsschau verprügelt weil ich Kritik in Punkto Takt übte. Alles vermutlich ursächlich auf oben beschriebene Probleme zurückzuführen. Damals gingen nur 2 Pferde im Takt. Beide von Ingrid Klimke vorgestellt. Und ich bin in der Annahme, Ingrid hat diese Hengste nicht auf Takt vorselektiert.

                    Aber ich nehme hier mal ein Problem von den obig beschriebenen zum Thema:
                    Was für Ansprüche hat der Endkunde?
                    Klassisch will er Freude am Pferd haben. Auf sein Hobby will er stolz sein und sich von der Masse abheben.
                    Und hinter den 3 Aspekten sehe ich auch mich.
                    Dabei muß ich auf auf s Geld schauen. Und bei der wenigen Zeit die ich habe, will ich in Stall können und losreiten.
                    Dazu ist es erforderlich daß ich mein junges Pferd ausbilden lasse. Und ich gönne mir und dem Bereiter viel Zeit und gebe als Vorgabe und Ziel: Ein "Gebrauchspferd". Eben eines das alles bis zu einem gewissen grad kann und das nach der Ausbildung dieses Können viele Jahre mit Freude abrufbar hält.
                    => alles SOLIDE

                    Und auf diese Weise geht es auch auf. Pferde meiner Zucht die in dieser Weise aufgezogen und ausgebildet würden sind inzwischen bis 20 Jahre alt, gesund und machen beim reiten immer Spass.

                    Obig genannte Bereiter sind aber selten......und viel erschrecken bei meinen Vorgaben.
                    es gibt eben zu viel Spring-Bereiter, Dressur-Bereiter, Hasenfußbereiter, usw.
                    Nur einen Remontereiter zu finden. Damit hat man heute Probleme
                    Zuletzt geändert von Fife; 15.02.2011, 17:00.

                    Kommentar

                    • Suomi
                      • 04.12.2009
                      • 4284

                      #11
                      Zitat von Fife Beitrag anzeigen
                      Obig genannte Bereiter sind aber selten......und viel erschrecken bei meinen Vorgaben.
                      es gibt eben zu viel Spring-Bereiter, Dressur-Bereiter, Hasenfußbereiter, usw.
                      Nur einen Remontereiter zu finden. Damit hat man heute Probleme
                      wahre Worte! Ein guter Remontenreiter ist wie die berühmte Nadel im Heuhaufen zu suchen. Einen guten Bereiter zu finden ist immer noch schwer, aber nicht ganz so aussichtslos...

                      Im Prinzip haben doch hier im Forum viele die gleiche Vorstellung vom Beritt einer Remonte. Nur leider gibt es kaum Reiter, die dieser Vorstellung gerecht werden. Da frage ich mich doch: Herrscht nur hier im Forum (sprich bei den Leuten, die sich auf verschiedenste Weise mit dem Thema Pferd auseinander setzen) der Bedarf, oder generell...? Wenn generell, dann tut sich doch hier eine gewaltige Marktlücke auf...oder SIND die Bereiter zwecks mangelhafter/ falscher Ausbildung gar nicht mehr fähig diese zu schliessen?

                      Kommentar

                      • Fife
                        • 06.02.2009
                        • 4401

                        #12
                        @ Suomi,
                        und natürlich auch alle anderen.

                        Man muß dahin kommen, daß "Reiter" mehr ansehen gekommen. Nicht die reinen Dressurstrampler, die Kurzstreckenhochspringer, die Schickimickireiter oder wie man es sonst noch nennen will.
                        Und das fängt bei der Jugend an. Jugendprüfungen müssen als kombinierte Prüfungen ausgeschrieben werden. In den vielen Möglichkeiten die sich da bieten:
                        Dressurreiter- und Springreiterwettbewerb, Therorieprüfungen (mit Aspekten der Ausbildung, der Zucht, der Pferdehaltung, des Tierschutzes) Geländewettbewerbe, Auch mit Spielen rund ums Pferd. Gelassenheitsprüfung, Vorstellen an der Hand wie bei einer Verfassungsprüfung. oder was sonst noch möglich ist.
                        Geld und Ehre für die Plazierten der Kombinierten Prüfungen. Die Teilprüfungen werden davon ausgeschlossen.

                        Kommentar

                        • Mondnacht
                          • 01.12.2009
                          • 2470

                          #13
                          Zitat von Suomi Beitrag anzeigen
                          wahre Worte! Ein guter Remontenreiter ist wie die berühmte Nadel im Heuhaufen zu suchen. Einen guten Bereiter zu finden ist immer noch schwer, aber nicht ganz so aussichtslos...

                          Im Prinzip haben doch hier im Forum viele die gleiche Vorstellung vom Beritt einer Remonte. Nur leider gibt es kaum Reiter, die dieser Vorstellung gerecht werden. Da frage ich mich doch: Herrscht nur hier im Forum (sprich bei den Leuten, die sich auf verschiedenste Weise mit dem Thema Pferd auseinander setzen) der Bedarf, oder generell...? Wenn generell, dann tut sich doch hier eine gewaltige Marktlücke auf...oder SIND die Bereiter zwecks mangelhafter/ falscher Ausbildung gar nicht mehr fähig diese zu schliessen?
                          Genau das habe ich mich schon mehrfach gefragt. Auch bei anderen Themen, wie z.B. Turnierreiterei finden sich viele, die ähnlich gesinnt sind. Und trotzdem läuft es im Markt anders, ganz komisch.

                          Aber ich habe auch schon mehrfach mitbekommen, wie Leute, die ihre Pferde auf ruhige, natürliche Art ausbilden wollten und dann milde belächelt wurden. So etwa: auf diesem Weg wird der Gaul nie vernünftig laufen. Wer hält das schon immer aus? Manche wechsen dann den Stall, aber manche fragen dann auch den Bereiter vor Ort um Rat.
                          Anscheinend sind doch die Bereiter, die nach der Hau-Ruck-Methode arbeiten in der Mehrzahl. Es gibt ja auch wenig Nachwuchs...
                          Und dann wird die Bereiterlehre ja auch hier im Forum nicht gerade als Spitzenjob angepriesen, sondern als das was es ist: verdammt harte Arbeit, bei der am Ende wenig Geld zu Verdienen ist.

                          Kommentar

                          • Antonius
                            • 24.06.2010
                            • 1833

                            #14
                            Will hier jetzt nicht groß diskotieren und bin auch bestimmt kein pinngeliger Typ aber was ich letztes Jahr auf einer Hengstschau gesehen habe gab mir echt zu denken. Hengst 3-jährig nach Jahren, nicht aber nach Monaten wurde unter dem Reiter gesprungen. Im Publikum waren jede Menge alte Züchter, Landwirte und Sportreiter also weniger rosa Schleifenbinder und die konnten nicht mehr hingucken. Kaum einer klatschte und die die es dennoch taten hörten ganz schnell wieder auf.
                            Das sah aus, ein Geziehe, ein Gequetsche der arme Gaul machte einen total überforderten Eindruck, brach natürlich oft nach außen aus, weil er es eben noch nicht kannte. Ein Elend....................

                            Drauf saß ein Pferdewirtschaftsmeister

                            Kommentar

                            • Sabine2005
                              • 17.06.2005
                              • 7790

                              #15
                              Mal einen anderen Punkt ansprechend (ich habe das bereits in einem anderen Thema hier angesprochen)

                              Wo lernen Azubis denn noch wirklich was ? - Wo sollen also die Berufsreiter der Zukunft herkommen.

                              In den letzten 8 Jahren habe ich in diversen Turnierställen, grade mal ein Mädel miterlebt, die schon top mit Beginn der Ausbildung im Sattel saß - und in den 3 Jahren Lehre nicht unbedingt vom eigenen Ausbilder dazugelernt hat, sondern sich mehr nach der Arbeit noch Fortgebildet hat.

                              Der Rest: Mädels die durchaus Engagement zeigen, also nicht als falsch vom Arbeitswillen eingestuft werden können.

                              Reitkenntnisse mau:

                              Sie werden also gebeten, vor der Ausbildung ein Praktikumsjahr einzulegen, um die Defizite aufzuholen während der anschließenden Ausbildung.

                              Und wie schaut es aus (haben doch gerade diesen Fall): 1 Jahr Praktikum, bereits 2,5 Jahre in der Lehre als Bereiter - Prüfung zeichnet sich ab.
                              Das Mädel kommt grade mal mäßig durch eine E-Dressur und E-Springen.

                              Seit über einem Jahr wird ihr gesagt, sie könne ja auch auf Zucht- und Haltung umspringen, wenn der Ausbilder denn diese Prüfung ablegt.

                              Ausbilder hat dies noch nicht mal BEGONNEN !!!

                              Fakt ist nun - die wird doch definitiv bei Ihrer Prüfung durchrasseln.

                              Klar, den Ausbildern kann es einerseits noch freuen - muß sie dann doch noch länger bleiben und die Prüfung wiederholen.

                              Den Beruf möchte sie nicht weiter ausüben danach, weil sie selber weiß, das sie keine Jobangebote bekommen wird.

                              Gelernt hat die - Realistisch gesehen - nur die ersten 3 Monate ihres Jahrespraktikums etwas........... danach nicht mehr.

                              Ein anderes Mädel macht jetzt ihr zweites (!!!!) Praktikumsjahr und ihr wird der Spruch "Du kannst ja die Lehre zur Zucht- und Haltung machen, wenn ich die Prüfung habe" genauso vorgesülzt!

                              Also die Ställe, wo ich die letzten Jahre war, da war seitens der Ausbilder definitiv eine "Null Bock Haltung" was die Ausbildung qualifizierter zukünftiger Bereiter betraf / betrifft.

                              Kommentar

                              • Suomi
                                • 04.12.2009
                                • 4284

                                #16
                                wirklich interessanter & sinnvoller Thread, danke Caspar!

                                Ich denke das Thema "schlechte Berufsreiter" muss man unter verschiedenen Aspekten betrachten.

                                Eine Wurzel des Übels liegt mit Sicherheit in der Jugendausbildung (Fife hat's ja schon erwähnt). Was Hänschen nicht lernt... Was unterrichten denn heutzutage die Reitlehrer in den Vereinen...? was schauen sich denn die Jungen von den Alten ab...?wenn ich hier bei uns im Verein schaue: Hauen & stechen... in unterschiedlicher Ausprägung zwar... aber von "feinem reiten" keine Spur... oder nur sehr, sehr wenig! Und diese Reiter werden dann noch mit Erfolgen bei Turnieren bestätigt. DA liegt doch schon der Hund begraben, ganz zu Anfang der Ausbildung!

                                Zweites Stichwort: Turnierrichter. Reelles Reiten sollte belohnt und nicht betraft werden.

                                Drittens: das oft sehr leidensfähige Pferdematerial. Ich reite seit 15 Jahren einen Blüter, dem darfst du nicht grob mit der Hand oder unsensibel kommen, der straft das sofort - was ein durchschnittliches Warmblut klaglos erduldet.

                                Viertens: Staatliche Gestüte. Ich kann mich erinnern, dass du Caspar, in einem anderen Thread geschrieben hast, dass es dort noch eine Hierarchie herrscht. d.h. nicht der bessere Reiter hat das "sagen", sondern der Dienstälteste. In der Pferdeausbildung vermutlich nicht sehr sinnvoll... Und vermutlich wird in der "freien Pferdewirtschaft" besser bezahlt als bei einem Landgestüt (vermute ich jetzt mal, vermutlich kennt sich da der eine oder andere von euch besser aus)... wie soll man da gute Reiter halten, oder noch bessere einstellen?
                                Zuletzt geändert von Suomi; 15.02.2011, 19:49. Grund: Rechtschreibung

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                                • Mondnacht
                                  • 01.12.2009
                                  • 2470

                                  #17
                                  In dem Stall, in dem ich zur Zeit reite, da wird sehr ordentlich ausgebildet. Ist aber auch der erste Stall in dem ich das erlebe.

                                  Kaum ein Pferdewirtschaftsmeister hat doch Lust dazu. Dazu muss man natürlich auch anmerken, das viele Kunden auch keine Lust haben, wenn ein Lehrling das ach so tolle Pferd reitet, insofern können einige Meister aus wirtschaftlichen Gründen das gar nicht, weil sie keine Kunden verlieren wollen.

                                  In einem Stall waren zwei Azubis für Zucht und Haltung, gezüchtet wurde da gar nicht (das geht zum Glück jetzt nicht mehr) und ansonsten haben die beiden AUSSCHLIEßLICH gemistet und Pferde rein und rausgestellt. Achso, ab un ann durften sie auch mal ein Pferd fertig machen. Das Ausbildungsbuch (oder wie heißt das genau) wurde nicht ausgefüllt, der Ausbilder hat GAR nichts erklärt, nur gemault, naja, reiten konnte beide eh nur mäßig, longieren war auch sehr speziell. Trotzdem haben sie sich nicht getraut mal was zu sagen, weil sie so froh waren überhaupt eine Stelle zu bekommen. Was sollen die denn nur hinterher machen?

                                  Schon schwierig das Ganze!

                                  Gibt es denn ernsthaft welche, die einen dreijährigen unterm Sattel springen sehen wollen? Warum wird das denn angeboten? Verstehe ich nicht, hoffentlich bleibt das eine einmalige Angelegenheit!

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                                  • #18
                                    Jugendausbildung und Turnierrichter - ja das sind die 2 Hauptknackpunkte.
                                    Ich seh ja die Tendenz bei uns. Da gibts zwei drei Jugendtrainer, die sehr "erfolgreich" sind. Aber nicht wegen der guten Ausbildung, sondern einerseits, weil da bei den Eltern der Kids genügend finanzielle Mittel da sind, dass man immer entsprechendes "Pferdematerial" zur Verfügung stellen kann - teilweise haben die Kids nen "Verschleiß" von 3-4 Stück pro Jahr!!!!!! Und eigentlich nur deshalb, weil die - wirklich guten - Pferde innerhalb kürzester Zeit "sauer" sind. Anderseits sind genau diese Leute jedes Wochenende auf den Turnieren unterwegs. Also holen sie jeden möglichen Punkt, was sich in der Jahreswertungsrangliste immer bezahlt macht.
                                    Beim Reiten ist die Devise schneller höher - egal wie.
                                    Bestätigt werden sie durch die liebe Richterschaft. Einerseits aus persönlichen Gründen (man kennt sich untereinander ziemlich gut) und andererseits werden eigentlich in erster Linie die Pferde beurteilt und nicht der Reitstil der Kids, bzw. auch der reiterliche Umgang mit dem Pferd. Gerte, Sporen, "Bremsetrense" sind doch schon bei den Kleinen an der Tagesordnung. Und wenn das noch von Allen so positiv beurteilt wird - dann wird schon nix falsch dran sein.
                                    Und bei den "Großen" ists im Endeffekt auch das Selbe.

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                                    • Fife
                                      • 06.02.2009
                                      • 4401

                                      #19
                                      na ja suznQ,
                                      ich kenne ja andeutungsweise die Verhältnisse in den "Bergen"
                                      => da ist reiten eh noch mehr Luxus und das Wissen weniger.

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                                      • #20
                                        @ Fife - leider ist das nicht nur bei uns so!!! Bin und war auch genügend Turniere bei Euch draussen.
                                        Da gibts ein paar echte Ausnahmen - die kommen auch weiter. Aber auch viele - speziell bei den Pony-Nachwuchsreitern - da kommen beim Zuschaun auch eher Tränen als freudiges Lachen.

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