Schlechte Berufsreiter - was läuft hier schief ?

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  • Suomi
    • 04.12.2009
    • 4284

    #21
    Vielleicht ist alles auch unserer technisierten Welt und unserer damit verbundenen Einstellung geschuldet. Höher - schneller - weiter....Die Maschine hat zu funktionieren, ansonsten wird sie ersetzt. Zeit hat kaum noch einer, Geduld...was ist das? An höchster Stelle steht Erfolg...

    Überspitzt formuliert, sicher... aber genauso ist es doch! Warum soll da die Pferdeausbildung ausgenommen sein? DARUM werden 3-jährige Hengste so präsentiert als hätte sie Jahre mehr auf dem Buckel, DARUM diese effekthaschende Reiterei (unspektakulär ist langweilig - man muss sich doch mal nur das Fernsehprogramm ansehen) DARUM kann es in der Jungpferdeausbildung nicht schnell genug gehen und DARUM macht man sich das Pferd lieber untertan, damit es funktioniert.

    Vielleicht sollte man sich auch mal wieder an die ursprüngliche Bedeutung von Turnieren erinnern: nämlich zur Überprüfung des gelernten - kein Wettkampf.

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    • Radina
      • 27.10.2002
      • 3529

      #22
      Meine Meinung :
      1. Es gibt viele schlechte Berufsreiter ,weil keiner die Zeit hat diese Berufsreiter entsprechend
      Auszubilden.Geschweige denn das es genügend vernünftige Ausbilder gibt .
      Da werden die angehenden BR auf die Kundenpferde gesetzt und diese sollen so schnell wie möglich in
      einen vernünftigen Reitbaren Zustand gebracht werden.Der tägliche Unterricht der angehenden BR
      geht oft den Bach runter . Es wird oft nur für die Prüfung gelernt nicht fürs Leben .
      Ich kenne aber auch hier Ausnahmen !
      2. Eigentlich dürften die Kunden garnicht mehr auf eine Hengstschau gehen.Denn da liegt oft das übel.
      Auf den Schauen werden die Hengste, die alle viel zu früh unter den Sattel kommen auf Schau
      geritten.Möglichst Trabverstärkungen ala Totilas- das will das Publikum sehen (ich nicht)
      Der Schritt wird wie in Holland immer mehr vernachlässigt.
      3. Ich hatte letzte Woche ein Gespräch mit einem Züchter der hatte vor kurzem noch einen sehr teuren
      Hengst vermarktet auf einer Auktion.Die Frage war wann fangt ihr an die Antwort mit 1 Jahr.
      Potentielle Kandidaten werden mit 1 Jahr langsam an die Aufgben der Körung herangeführt.
      Dazu muß das Pferd natürlich in den Stall.
      4. 2 jährig Körung danach setzten sich 80 % der Hengsthalter drauf, wenn nicht schon vor der Körung .
      Dann kommen Hengstschauen,Bundeschampionat ... nach 3 Jahren sind die meisten Hengste out es
      müssen Neue her .Wie kann denn da einen pferdegerechte -Remontengerechte Ausbildung
      stattfinden ?Lehrlinge lernen schnell schnell .Pferde werden überfordert und fangen entweder
      Physisch oder Psychisch an zu loborieren die meisten jedenfalls.
      Nachwuchspferde vom Züchter: 3JRappstute von Hochstern roh
      4 J Stute braun 162 cm, roh Doppeltveranlagt ,Fohlen von Genesis 01722795784

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      • #23
        Suomi, die Landgestüte zahlen besser und haben geregelte Arbeitszeiten.
        Aber die Motivation fehlt.
        In der Freien Wirtschaft herrscht Krieg.
        Nur sehr wenige bezahlen ordentlich.
        Über Arbeitszeiten wollen wir garnicht reden.

        Meiner Erfahrung nach deckt sich die Situation im Pferdegeschäft mit der im "normalen" Leben.

        Weiter kommen nicht die Guten, sondern die, die sich gut verkaufen können.

        Das wird in WAF auch noch gefördert, von seiten der Prüfer, und derjenigen die die Prüflinge vorbereiten.

        Es gibt Schulpferde, die können nur noch mit ihrer täglichen Ration Pülverchen laufen.

        Feines Reiten will da keiner sehen, es ist mit den meisten Pferden dort auch garnicht möglich.

        Ergebnis:
        Gute Noten und Belobigungen bekommen die, die am wirkungsvollsten zusammenknallen können.
        Oder aber, der Prüfling verfügt über die richtige Lobby, kommt also aus dem richtigen Stall.

        Und wie wirkt das auf die Umgebung ?

        Hauen und stechen ist das was man tun muss um erfolgreich zu sein. Zur Not hilft ein Pülverchen.

        Richter kommen entweder aus dieser Gilde oder sind "Hobbyreiter" die mal mit einem Pferd Erfolg hatten und sich freuen in die ehrenwerte Gesellschaft aufgenommen zu werden.
        Allerdings ist der Weg sehr dornenreich und kann ausserordentlich unangenehm sein.
        Ich habe schon Prüflinge zum Richteramt, ausgewachsene Männer und Frauen, die mit beiden Beinen im Leben stehen, während der Prüfung hyperventilieren und in Tränen ausbrechen sehen.

        Dann kann ein Richter nur das richten, was er sieht.
        Jede Prüfung wird von irgend jemand gewonnen. Dann wird eine Dressur-Prüfung halt mit 6,0 gewonnen.
        Was soll der Richter da machen ?

        In meinen Augen liegt das Grundproblem bei den Besitzern, die alles schnell und günstig haben wollen.
        Zuletzt geändert von Gast; 16.02.2011, 17:47.

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        • Mayall
          • 11.10.2010
          • 1160

          #24
          In meinen Augen liegt das Grundproblem bei den Besitzern, die alles schnell und günstig haben wollen.
          caspar: muß mich selber zitieren. Das blöde ist, daß die Bereiter oft durch Verkaufsproviesionen mehr verdienen, als durch regulären Beritt. Zumindestens im Sportbereich.

          Für mich haben beide Schuld - am Ende geht es immer ums Geld und nicht ums Pferd ..

          Leider gibt es auch Breiter, die die langsame und nur auf "Ausbildung-Vorgestellten" Pferde auf dem Turnierplatz nicht unbedingt wollen. Komischerweise, selbst wenn der Besitzer es will weil nähmlich, der Bereiter Verkaufsprovision bekommt. Und das möglichst schnell.
          Es ist nicht unbedingt so, daß sie daran interessiert sind das Pferd 1-2 Jahre im Stall zu haben - weit gefehlt. Wenn es nicht der Oberkracher ist, dann lieber fertig machen und schnell verkaufen. Viele leben weniger vom Beritt als vom Pferdehandel, zumindestens in aktiven Turnierställen. Da wartet der Kunde X auf ein M-fertiges Pferd, alsomüssen M-Platzierungen her usw.
          http://www.gutschoeneck.de/

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          • #25
            Na ja, es gibt eben zwei Extreme hier.

            Michael Jung versucht immer, einen 5 Jahres-Vertrag zu bekommen.

            In meinen Augen macht das auch mehr Sinn.

            Denn es gibt immer Konkurrenten die es billiger machen und versuchen die Besitzer abspenstig zu machen.


            Es ist schade, daß hier anscheinend niemand von der FN ist.

            Ich hätte gerne mal ein Statement aus Warendorf
            Zuletzt geändert von Gast; 16.02.2011, 18:05.

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            • Bohuslän
              • 26.03.2009
              • 2442

              #26
              Für mich ist die Misere nur ein Spiegel der Gesellschaft. Mit möglichst wenig Einsatz in möglichst wenig Zeit möglichst viel verdienen. Ob Geld oder Schleifen - das macht nur geringen Unterschied. Diejenigen, die noch mit Engagement und Hingabe ihrem Beruf/Hobby nach kommen und nicht dem schnellen Erfolg nach hecheln sind selten geworden.

              Allen, die dies bedauern, bleibt nur an den eigenen Prinzipien stoisch fest zu halten und sich Gleichgesinnte suchen, um sich gegenseitig zu stärken.

              Ich hoffe, das klingt nich allzu resigniert, denn ich habe meine Niesche gefunden lebe ganz gut darin.
              http://www.reutenhof.de

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              • Suomi
                • 04.12.2009
                • 4284

                #27
                Zitat von caspar Beitrag anzeigen
                Suomi, die Landgestüte zahlen besser und haben geregelte Arbeitszeiten.
                Aber die Motivation fehlt.
                In der Freien Wirtschaft herrscht Krieg.
                Nur sehr wenige bezahlen ordentlich.
                Über Arbeitszeiten wollen wir garnicht reden.



                Ergebnis:
                Gute Noten und Belobigungen bekommen die, die am wirkungsvollsten zusammenknallen können.
                Oder aber, der Prüfling verfügt über die richtige Lobby, kommt also aus dem richtigen Stall.

                Richter kommen entweder aus dieser Gilde oder sind "Hobbyreiter" die mal mit einem Pferd Erfolg hatten und sich freuen in die ehrenwerte Gesellschaft aufgenommen zu werden.
                Allerdings ist der Weg sehr dornenreich und kann ausserordentlich unangenehm sein.
                Ich habe schon Prüflinge zum Richteramt, ausgewachsene Männer und Frauen, die mit beiden Beinen im Leben stehen, während der Prüfung hyperventilieren und in Tränen ausbrechen sehen.

                In meinen Augen liegt das Grundproblem bei den Besitzern, die alles schnell und günstig haben wollen.
                o.k. - das mit den Landgestüten wusste ich nicht, habe ich zu wenig Einblick. Das mit den Arbeitszeiten ist mir klar... erstaunlich, dass die dann trotz besserer Bezahlung keine guten Bereiter finden?

                Das mit der richtigen Lobby denke ich auch. Und danke, dass du die Courage hast, und den Mund aufmachst. Es gab hier im Forum in der letzten Zeit einige Themen in denen unter anderem die Rede war, WAS im Pferdegeschäft "schief" oder nicht korrekt läuft... bei diesen Themen herrschte hier Schweigen im Walde. Keiner traute sich was zu schreiben, denn es könnte ja jemand, der was zu sagen hat, wissen WER da etwas anprangert bzw. öffentlich nennt. Die Missstände zu kennen und schweigend hinzunehmen und tolerieren ist für mich... ein Armutszeugnis. Gut, ich kann zwei und zwei zusammenzählen und kollektives Schweigen sagt mehr als tausend Worte...

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                • Benjie
                  • 02.06.2003
                  • 3249

                  #28
                  o.k. - das mit den Landgestüten wusste ich nicht, habe ich zu wenig Einblick. Das mit den Arbeitszeiten ist mir klar... erstaunlich, dass die dann trotz besserer Bezahlung keine guten Bereiter finden?
                  aber die guten bereiter die hengste auf championate nach vorne bringen, sind im verdienst schon noch ne andere liga.
                  ...ich rate euch vor allem, die Zuchtstuten in Ehren zu halten;
                  ihr Rücken ist ein Thron der Ehre und ihr Unterleib ein unerschöpflicher Schatz.
                  (100.Koransure)
                  http://www.arcor.de/palb/thumbs_publ...lbumID=4094841
                  http://www.arcor.de/palb/thumbs_publ...lbumID=4095145

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                  • Mayall
                    • 11.10.2010
                    • 1160

                    #29
                    bei den Landesgestüten habe ich das Problem erlebt, daß die zuständige Person für dein Pferd ständig wechselt. Da werden sie mal von einem Auszubildenen z.B. zu freispringen gebracht, der nächste hat longiert wieder ein anderer ist geritten.
                    Wurde nachgefragt bei dem sogenannten Ansprechpartner, mußte dieser auch wieder nachfragen.
                    Das ist bei großen Betrieben vielleicht nicht anders machbar - aber für mich ist es wichtig, daß nur wenige mit meinem Pferd arbeiten.
                    In Sportställen sind es meist 1-2 Bereiter und der Hauptreiter. Ist dieser auf Turnier, reiten natürlich die anderen. Je nach Alter und Ausbildungstand der Pferdes mehr oder weniger.
                    D.h. das schwierige ist, dass das Gesamtpaket stimmen muß - nochmal, ich rede hier vom Sportberitt.

                    Dann startet ein junges Pferd in seiner Altersklasse z.B. fünf-sechsjährig, vorsichtig und einfühlsam - und muß gegen Pferde antreten, die schon so jung durch den Pacours "geschrubbt" werden.
                    No win Situation.
                    Kann man in viel zu vielen Prüfungen immer wieder beobachten.
                    http://www.gutschoeneck.de/

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                    • Suomi
                      • 04.12.2009
                      • 4284

                      #30
                      Frage: Waren früher (70er oder 80er) die Einkommen von Bereitern, Reitlehrern etc. höher als heutzutage? Oder war es schon immer ein schlechtbezahlter Beruf?

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                      • Mondnacht
                        • 01.12.2009
                        • 2470

                        #31
                        Gute Frage Suomi,
                        kann dir da aber keine Antwort drauf geben, da bin ich noch zu jung zu.

                        Was mir aber auffällt ist, dass das Angebot viel größer ist und es viel mehr ställe als z.B. in den 80er Jahre gibt. Damit ist auch die Bereitschaft den Stall zu wechseln größer geworden, was natürlich die Bereiter unter Druck bringt, möglichst schnell Fortschritte mit seinem Berittpferd zu erzielen, sonst könnte das Pferd ja wieder weg sein.
                        Da muss man schon einen guten Namen erarbeitet haben, um dagegen halten zu können.

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                        • #32
                          Der vorgegebene Zeitdruck ist sicherlich ein Aspekt. Die schlechte oder nicht vorhandene Grundausbildung von vielen Bereiteren kommt zudem noch erschwerend hinzu.
                          Und wenn ich dann Aussagen von "Ausbildern" höre - nachdem der vorerst für die Trainingsstunden satt abkassiert hat und dann bei den ersten Problemchen beim Pferd der Ausbilder mal selber draufsitzen soll - nö auf dieses beknackte Vieh setz ich mich nicht drauf - bin ja nicht lebensmüde.
                          Da weiß man dann auch, dass die bezahlten Trainingseinheiten für die Katz waren.

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                          • Nessi
                            • 15.06.2007
                            • 498

                            #33
                            Zitat von caspar Beitrag anzeigen
                            In meinen Augen liegt das Grundproblem bei den Besitzern, die alles schnell und günstig haben wollen.
                            In meinen Augen liegt das Gundproblem zum bei den Besitzern, die häufig wenig Ahnung um diejenigen die Ahnung haben von denen zu unterscheiden, die wortgewaltig mit offener Hose daherlabern.

                            Wenn man ehrlich ist, kommt man doch in vielen Reitställen zu dem Schluss, dass es sich hier zu 80 % um "halbgeschlossene" Anstalten für Menschen mit ersthaften Problemen oder Menschen, die sonst keine Probleme haben, handelt. Angefangen von dem RL, dessen ware Berufung der Frauenversteher / Tröster in allen Lebenslagen ist, über die Pferdebesitzerin, die in Wahrheit verzweifelt ihre "starke Schulter zum Anlehnen" sucht, über die Eltern, die ihren Kiddis, die ansonsten auch sozial unverträglich sind, quartalsweise ein neues Pony unter den Hintern schieben, damit das eh angeknackste Ego bei den Reiterwettbewerben etwas aufpoliert wird, über TÄ, die nicht abgeneigt sind Gyn-Themen auch praktisch und anschaulich darzulegen, über diverse Springreiter, die die plattesten Gäule "als Knaller, der Häuser springt, tituliert, darüber hinaus aber ehr übersichtlich strukturiert ist.....

                            Wer jetzt aufschreit und sagt, dass das alles nur Vorurteile sind, die ich von mir gebe, möge doch bitte nochmal in sich gehen, denn jeder von euch wird sicherlich etliche Beispiele finden, die diese Vorurteile bestätigen (ich erinnere mal an diesen Tread von diesem Dressurlehrer, der hier kürzlich gesperrt wurde).

                            Positiv an dieser Darstellung ist aber, dass ich immerhin 20 % der Pferdeleute als normal ansehe !!! Das sind für mich alles kleine "Romeikes", die entsprechend ihrer Möglichkeiten ihrer Pferde fördern.

                            Kommentar

                            • Mirabell
                              • 21.06.2010
                              • 2027

                              #34
                              Zitat von Nessi Beitrag anzeigen
                              Wenn man ehrlich ist, kommt man doch in vielen Reitställen zu dem Schluss, dass es sich hier zu 80 % um "halbgeschlossene" Anstalten für Menschen mit ersthaften Problemen oder Menschen, die sonst keine Probleme haben, handelt. Angefangen von dem RL, dessen ware Berufung der Frauenversteher / Tröster in allen Lebenslagen ist, über die Pferdebesitzerin, die in Wahrheit verzweifelt ihre "starke Schulter zum Anlehnen" sucht, über die Eltern, die ihren Kiddis, die ansonsten auch sozial unverträglich sind, quartalsweise ein neues Pony unter den Hintern schieben, damit das eh angeknackste Ego bei den Reiterwettbewerben etwas aufpoliert wird, über TÄ, die nicht abgeneigt sind Gyn-Themen auch praktisch und anschaulich darzulegen, über diverse Springreiter, die die plattesten Gäule "als Knaller, der Häuser springt, tituliert, darüber hinaus aber ehr übersichtlich strukturiert ist.....



                              Zitat von Nessi Beitrag anzeigen
                              Positiv an dieser Darstellung ist aber, dass ich immerhin 20 % der Pferdeleute als normal ansehe !!! Das sind für mich alles kleine "Romeikes", die entsprechend ihrer Möglichkeiten ihrer Pferde fördern.
                              Und genau diese Leute muss man erstmal finden, wenn man mal einen Rat oder Hilfe braucht...
                              sigpic Luana v. Londontime - E.H. Argument - Futuro II

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                              • Suomi
                                • 04.12.2009
                                • 4284

                                #35
                                Zitat von Suomi Beitrag anzeigen
                                Frage: Waren früher (70er oder 80er) die Einkommen von Bereitern, Reitlehrern etc. höher als heutzutage? Oder war es schon immer ein schlechtbezahlter Beruf?
                                Mondschein - ich bin auch zu jung! Dennoch würde mich das echt interessieren - keiner hier von der älteren Garde der was dazu sagen kann?

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                                • Furioso-Fan
                                  • 12.08.2004
                                  • 10945

                                  #36
                                  Mmmh.
                                  früher gab es zumindest in meiner Ecke wesentlich weniger Ausbildungsställe.
                                  Die genossen ein hohes Ansehen, zumindest im Dressurbereich, im Springen waren schon zuviele "Halbseidene" oder "Kleinschockemöhles" unterwegs - Schlaufdrauf, linksrechtsziehen und ab die Lucy.
                                  Wer sich aus den Dressurställen einen leisten konnte, galt was in der Szene. Möglichst noch einen, den die selber gezogen hatten.
                                  Mein Traum war damals immer, mir einmal einen von den Trakehnerschimmeln des Rumpfschen Gestütes in Biebertal leisten zu können. Reell ausgebildet, für alle Bereiche der Reiterei, menschenfreundlich, zuverlässig, ein Pferd fürs Leben. Der Gestütsleiter, ein Ostpreuße, war damals einer der Hohenpriester der korrekten und vielseitigen Reiterei, und gefürchteter Richter noch dazu. Hatten wir einige. Was würden die heute zu dem Inbegriff der holländischen Tomate auf dem Gebiet des Dressurreitens sagen?

                                  Aber vielleicht ist das auch nur verklärende Erinnerung... Reiten war damals was für reiche Leute, ein Pferd nicht nur ein Statussymbol, sondern hatte noch was mit Kultur zu tun.

                                  Kommentar


                                  • #37
                                    Ich weiß, daß ich mich hier auf dünnem Eis bewege.
                                    Aber mittlerweile habe ich schon so viel erlebt, daß es mir egal ist, sollte sich jemand an's Bein gepinkelt fühlen.

                                    Früher gab es sicher auch genügend Misstände.
                                    Aber wie oben schon geschrieben wurde.
                                    Dies ist ein Spiegel der momentanen gesellschaftlichen Situation.

                                    Darum bewege ich mich vorzugsweise in der Vielseitigkeit.
                                    Da wird noch am reellsten gearbeitet.
                                    Es geht noch nicht um soooo viel Geld. - wenn doch sieht man ja, was passiert !

                                    Die Menschen drum rum sind noch normaler, als im Spring- und Dressur-Sport.

                                    Das Dilemma der Landgestüte liegt vermutlich an den verkrusteten Strukturen.
                                    Eigeninitiative und Engagement wurden Jahrzehnte lang erfolgreich unterdrückt.
                                    Um das wieder zu fördern braucht man mehr als einen neuen Besen.

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                                    • Suomi
                                      • 04.12.2009
                                      • 4284

                                      #38
                                      Zitat von caspar Beitrag anzeigen
                                      Das Dilemma der Landgestüte liegt vermutlich an den verkrusteten Strukturen.
                                      Eigeninitiative und Engagement wurden Jahrzehnte lang erfolgreich unterdrückt.
                                      Um das wieder zu fördern braucht man mehr als einen neuen Besen.
                                      und wie könnte man das bewerkstelligen, deiner Meinung nach?

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                                      • #39
                                        Wenn ich als "Investor" einem Bereiter ein 3-jähriges Pferd zur Ausbildung zwecks Weitervermarktung 5-jährig gebe, ist doch klar, dass dieses Pferd altersgemäße Platzierungen erreichen soll.
                                        Und solange 3-jährige Bundeschampionat, 4-Jährige L und 5-Jährige M gehen dürfen (und daraus resultierend auch sollen), ist eine altersgerechte Ausbildung eben nicht möglich. Und da ist weder Besitzer noch Käufer Schuld. Sondern einzig allein die FN, die solche Richtlinien macht.

                                        Und zum Thema 5-Jahres Vertrag: Entschuldigung aber welcher Züchter, der sein Pferd in Ausbildung gibt und vom Verkauf leben will, kommt so noch mit Plus raus?

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                                        • cps5
                                          • 07.07.2009
                                          • 1607

                                          #40
                                          Die Richtlinien der FN spiegeln aber die Wünsche der Mitglieder wider. Also Hengsthalter, Ausbildungsställe, Reitlehrer, Züchter und Reiter. Und die machen sich ihre Richtlinien so, wie sie sie gerade brauchen (eben auf schnelles Geld). Diejenigen, die die langfristigen Probleme für das individuelle Pferd oder die Reiterei im Allgemeinen sehen, dürften in der Minderheit sein. Vor etlichen Jahren wurde das Mindestalter für S-Pferde von 6 auf 7 Jahren angehoben - warum wohl? Weil soviele Pferde auf diesem Level endgültig kaputt gingen, dass die Öffentlichkeit aufmerksam wurde und diejenigen Pferdeleute und Tierärzte leichter darauf zeigen konnten, dass es unter tierschutzrechtlichen Aspekten nicht zu verantworten ist, ein Pferd so früh höchsten körperlichen Anforderungen auszusetzen.

                                          Die unteren Klassen sind aber nicht die Plattform, auf der sich um ihren Ruf besorgte Sponsoren tummeln. Hier schauen mehr oder weniger nur die Insider und ihre Familienmitglieder hin. Was ergibt das am Ende?

                                          Frühreife Pferde, die hoch benotet werden (weil spektakulär) und ziemlich schnell wieder verschwinden (weil physisch und/oder psychisch nach wenigen Jahren fertig auf der Bereifung). In der Zwischenzeit aber viel Geld eingebracht haben (als Kaufpreis und über die Gewinnsumme), so dass sie immer noch Werbung für ihren Züchter, ihren Vater und ihren Ausbildungsstall laufen konnten.

                                          Hengste, die einzelne spektakuläre Punkte in der äußeren Erscheinung vererben, dabei selbst so vorgestellt werden wie oben. Und durch entsprechend bezahlte Nachkommen Werbung für ihren Hengsthalter machen.

                                          Züchter, die jetzt vor folgendem Dilemma stehen (so sie zu denjenigen gehören, die diese ungesunde Entwicklung erkennen): Züchte ich für den Markt, so, wie er jetzt nun einmal ist? Belohne ich also Hengsthalter, die einen spektakulären Hengst zu Lasten eines solchen von echter Qualität aufstellen? Und die "Ausbildung", die auf ein schnelles Geld bringendes, zusammengedrilltes Pferd zielt? Die Pferde heute sind so hart im Nehmen, dass es einige Jahre dauert, bis sie endgültig hinüber sind. Dann schiebt es sowieso keiner mehr auf die Ausbildung, die der nunmehr 7- oder 8-Jährige als 3-Jähriger erfahren hat. Oder vesuche ich weiter, gesunde, vielseitig Pferde für Sport und Freizeit zu züchten, die ich dann unterpreisig verkaufen muss, weil sie nicht so viel hermachen? Selbst der idealistischste Züchter muss selber etwas essen. Oder er hat soviel Geld, dass er das nebenher machen kann? Gerade dieser Menschenschlag (mit viel Geld) ist aber meist derjenige, der noch mehr davon möchte.

                                          Am Schluss steht der Käufer. Je weniger Sachverstand er selbst hat, wird er nur nach der Optik kaufen. Lässt er sich beraten, hängt alles vom Berater ab. Dazu kommt, dass die Pferde, die auf Verkaufsplattformen wie Auktionen angeboten werden, immer häufiger zum Spektakulären tendieren (ist ja auch kein Wunder).

                                          Ich würde eine Züchtervereinigung begrüßen, die es sich zum Ziel macht, Pferde altersgemäß und entsprechend ihren Anlagen auszubilden bzw. ausbilden zu lassen. Das kann bis zum S-Pferd gehen, aber auch der vielseitige Alles-ein-bisschen-Könner sein, der jeden Freizeitreiter glücklich macht. Diese Vereinigung könnte vielleicht mit talentierten Bereitern zusammenarbeiten, die dann eben nicht unter Zeitdruck gesetzt und anständig genug bezahlt werden, um dieses Ziel zu ermöglichen. Eine solche Züchtervereinigung müsste sich nicht zwangsläufig auf eine spezielle Region oder ein spezielles Zuchtgebiet spezialisieren, aber wegen des Konkurrenzdenkens könnten natürlich auch mehrere nebeneinander entstehen. Ponyzüchter könnten locker integriert werden, wenn sie das für sich interessant finden. Das Ganze wäre vermutlich eher auf Vereins-Basis zu gründen im Sinne einer Interessengemeinschaft. Aber ob sich das rentiert - und ob man dazu den langen Atem hat, der notwendig ist? Gegenwind wird es vermutlich auch einigen geben.

                                          Es müsste natürlich keine reine Züchtervereinigung sein, auch Bereiter sollten hierzu Zutritt haben; es geht halt um pferdegerechte Ausbildung. Aber der Züchter ist der Einzige in der Kette, der zunächst über seinen Nachwuchs entscheiden kann - bis er eben vom Hof ist.

                                          Wie gesagt - ich komme von "außerhalb des Zauns" und weiß nicht, wie realistisch so etwas ist ...

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