Pferde züchten, aufziehen und verkaufen - geht es noch rentabel?

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  • Santica
    • 16.02.2009
    • 2216

    #61
    Zitat von Lindenhof Beitrag anzeigen
    Versteht mich nicht falsch: Ich züchte für MEIN LEBEN GERN! Es fällt mir schwer, an meinen rossenden Stuten vorbeizulaufen und nicht Sperma zu bestellen und zu besamen... Es macht viel Spaß, den Nachwuchs aufwachsen zu sehen und zu sehen, wie er sich entwickelt! Es macht Spaß, wenn der richtige Käufer kommt und er und das Pferd die kommenden Jahre glücklich miteinander verbringen! DAFÜR lebt man als Züchter. Aber ich bin Züchter und nicht Reitsportsponsor eines Fremden... Solange die Marktsituation so ist, werde ich mich zwingen, vernünftig zu sein. Ich werde nicht dem Markt zuliebe gegen meine 100-Prozent-Mentalität angehen und die Jungpferde schlecht aufziehen bzw. schon vor oder mit gerade drei Jahren anreiten. In dem Moment, wo ich die Stute besame, übernehme ich die Verantwortung für das hier neu entstehende Leben - und das sollte den möglichst besten Start bekommen...
    @ Lindenhof
    Sehr gut geschrieben. Leider konnte ich die Füße dieses Jahr mal wieder nicht still halten und habe wieder gedeckt. Nächstes Jahr wird mein Mann mich festbinden müssen.

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    • Waltess
      • 31.12.2006
      • 2107

      #62
      Ich schließe mich meinen beiden Vorschreibern an. Sobald die Stuten rossen, werde ich unruhig, es ist eine Sucht! Aber ich war dies Jahr auch eisern und habe nur!! zwei Stuten decken lassen. Aber für nächstes Jahr stehen schon zwei Zweijährige in den Startlöchern.
      Leute mit Pferden
      haben das Glück auf Erden
      doch wenn sie sterben, gibt es nichts zu erben.

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      • Greta
        • 30.06.2009
        • 3879

        #63
        Zitat von Lindenhof Beitrag anzeigen
        Der springende Punkt ist: Entweder macht man auf "Geiz-ist-Geil-Mentalität" bei der Fohlenaufzucht und eventuell beim Beritt. Beides geht auf Kosten des Pferdes, schont aber den Geldbeutel des Züchters... Oder man macht es mit Herz, Hirn und macht alles, was dem Nachwuchs gut tut... aber das zahlt in den seltensten Fällen ein Käufer (man kommt dann nicht mit der eingangs erwähnten Kostenaufstellung durch!!!!). Und hat einer dann keinen perfekten TÜV, schlägt das auch zu Buche... Wer soll das alles bezahlen? Der Züchter?!!! Dann viel Spaß!!!! Nicht umsonst gab es schon vor vielen Jahren den berühmten Spruch: "Wer ein kleines Vermögen mit Pferden machen will, muss vorher ein großes Vermögen gehabt haben!"... Da war die Marktsituation eindeutig besser. Der Markt ist voll - das Angebot muss sich erst gesundschrumpfen.

        Wir setzen aktuell mit dem Züchten aus. Wir haben gute Stuten, die sich auch entsprechend vererben. Aber ehrlich gesagt, ist mir der Spaß vergangen. Als Fohlen vermarkten macht am meisten Sinn - wenn der Preis passt, weg damit! Aber wenn man mit Herz züchtet, dann fällt das oft schwer und man zieht (wie in unserem Falle) lieber auf, um zu sehen, wohin die Reise (oder das tatsächliche Talent) des Pferdes geht - Charakter, Größe usw.... dann hat man eher die Chance, den passenden Käufer zu finden, bei dem das Pferd alt werden darf. ABER: Dann kommen die ganzen TÜV's und Mäkeleien der Käufer auf einen zu, dazu meist noch der Beritt, der ja selten mit drei Monaten abgetan ist. In der Zeit trägt man das volle Risiko für den "Untergang" und die Kosten des Pferdes....

        Wir haben unsere Stuten noch (die alten bekommen das Gnadenbrot, die jüngeren haben eine Auszeit) - und dieses Jahr haben wir sogar noch ein Fohlen. Nächstes Jahr sind wir zum ersten Mal in unserem (Züchter-)Leben fohlenlos. Wir züchten bei der derzeitigen Marktsituation nur noch auf Bestellung oder für den Eigenbedarf (ist das Fohlen für mich, sind mir die tatsächlichen Kosten egal - die scheren mich ja auch nicht für mein Reitpferd). NICHT wirtschaftlich zu denken, bricht einem auf Dauer das Genick - und ehrlich gesagt, bevor ich Geld in ein zukünftiges Fohlen/Aufzuchtpferd stecke (und das sind mehrere tausend Euro, die meist weg sind in den drei bis vier Jahren, die nicht mehr reinkommen), tue ich mir und meiner Familie was Gutes und gönne uns mal endlich einen verdienten Urlaub, der die letzten fünfzehn Jahre nicht drin war, weil alle Zeit und Geld in die Pferde gesteckt wurden. Nicht umsonst gehen viele Beziehungen und Familien im Pferdebereich den Bach runter - es müssen viel Zeit und Geld investiert werden - und wird das zuviel, dann kracht es eben. Warum also in einen unwirtschaftlichen Bereich stecken?

        Versteht mich nicht falsch: Ich züchte für MEIN LEBEN GERN! Es fällt mir schwer, an meinen rossenden Stuten vorbeizulaufen und nicht Sperma zu bestellen und zu besamen... Es macht viel Spaß, den Nachwuchs aufwachsen zu sehen und zu sehen, wie er sich entwickelt! Es macht Spaß, wenn der richtige Käufer kommt und er und das Pferd die kommenden Jahre glücklich miteinander verbringen! DAFÜR lebt man als Züchter. Aber ich bin Züchter und nicht Reitsportsponsor eines Fremden... Solange die Marktsituation so ist, werde ich mich zwingen, vernünftig zu sein. Ich werde nicht dem Markt zuliebe gegen meine 100-Prozent-Mentalität angehen und die Jungpferde schlecht aufziehen bzw. schon vor oder mit gerade drei Jahren anreiten. In dem Moment, wo ich die Stute besame, übernehme ich die Verantwortung für das hier neu entstehende Leben - und das sollte den möglichst besten Start bekommen...

        So komme ich wenigstens in Zukunft wieder dazu, auch mal selbst an Reitkursen teilzunehmen und mal wieder auf einem Turnier zu starten. Meine eigenen Pferde mussten immer zu Gunsten derer, die verkauft werden sollen, zurückstehen...

        So schoen geschrieben!!!! Ich entdecke grade, es lohnt sich mit Zuechten aufzuhoeren!!! Ich hab heute nach ueber 10 Jahren mal wieder auf einem Turnier eine A Dressur geritten und tatsaechlich mit 6.7 den 3. Platz bekommen!!! Das macht jedenfalls mehr Spass, als irgenteinen Kaeufer zu sponsorn.....
        Allegra von Flake aus der Amica

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        • Polanegri
          • 29.08.2009
          • 1640

          #64
          Sehr schön ! Würde den Text von Lindenhof als passendes Schlusswort betrachten.

          Kommentar


          • #65
            Zitat von Polanegri Beitrag anzeigen
            Sehr schön ! Würde den Text von Lindenhof als passendes Schlusswort betrachten.
            Wirklich super gut geschrieben, auch im Namen vieler kleinerer Züchter.

            Aber, das klingt doch irgendwie nach Resignation. Echt schade um viele gute Zuchstuten und ihre um sie wirklich wissenden Besitzer und Betreuer. Da gehen sicherlich einige wertvolle Zuchtlinien verloren.

            Heute hatte ich einen Bericht über Trakehnen gelesen, aus dem Jahr 1922 ungefähr. Trakehnen war damals DAS größte und wichtigste Gestüt, welches sich allerdings über die lange Zeit dazu entwickelt hatte.
            In dem damaligen Trakehnen gehörten 24.000 Morgen Weideland und Acker zum Gestüt. Es gab 20 Hauptbeschäler und 350 Mutterstuten, je über 200 Absetzer,Jährlinge und Zweijährige. Von diesen wurden jährlich einige gekört, bzw.in die Mutterstutenherde eingereiht. Gut 100 Pferde wurden jährlich antrainiert und dann verkauft. Im Hauptgestüt gab es rund 200 Mann Personal, in den Vorwerken bzw. den dazu gehörigen riesigen Wirtschaftsbetrieben arbeiteten an die 900 Leute. Es mußten noch 450 Gespannpferde,195 Zugochsen-insgesamt ca.1000 Stück Rindvieh unterhalten werden. Dieser für damalige Verhältnisse riesige und einmalige Betrieb gehörte der preussischen Gestütsverwaltung=staatlich. Diese Aufstellung möchte ich nur mal zum Nachdenken hier einstellen.
            In diesen Jahren wurden sehr viele Pferde als Gespannpferde-Arbeitspferde gebraucht, was heutzutage wirklich nicht mehr gegeben ist. Und ich kenne die Zahlen der damaligen Zuchtstuten und Pferde überhaupt für Gesamtdeutschland wirklich nicht.

            Ich lese aber immer wieder, daß es in D seit etlichen Jahren einen Großzüchter gibt, der ausschließlich Reitpferde züchtet, das mit ca. doppelt sovielen Stuten wie im damaligen Trakehnen, man liest auch von über 50 Hengsten. Zu diesen Hengsten rennen viele Stutenbesitzer hin. Auch die Leute mit nur 2-3 Stuten unterstützen auf diese Weise diesen Großbetrieb, wundern sich dann wenn viele kleine Züchter aufhören(müssen). Ziel dieses Großzüchters ist sicherlich nicht darin begründet die Landespferdezucht-bäuerliche Zucht zu verbessern, wie es damals die staatliche Gestütsverwaltung vorsah. Da wird höchstwahrscheinlich nur an kurz, höchstens mittelfristigen Reibach gedacht.Und nur darum geht es !
            Und es geht vor allem darum die vielen kleinen-mittleren Züchter niederzuzwingen. Wenn diese sich aber oft so blenden lassen, weiterhin diese Hengste nutzen, wird es langfristig ihr Untergang sein. Was eindeutig so gewollt ist. Und wenn die Kundenberater auch noch so freundlich sind, es geht letztendlich nur darum die kleinen Züchter abhängig zu machen.

            Viele Grüße von Nachdenklich

            Kommentar

            • wilabi
              • 21.05.2008
              • 2319

              #66
              Zitat von Annemarie Beitrag anzeigen
              Wirklich super gut geschrieben, auch im Namen vieler kleinerer Züchter.

              Ich lese aber immer wieder, daß es in D seit etlichen Jahren einen Großzüchter gibt, der ausschließlich Reitpferde züchtet, das mit ca. doppelt sovielen Stuten wie im damaligen Trakehnen, man liest auch von über 50 Hengsten. Zu diesen Hengsten rennen viele Stutenbesitzer hin. Auch die Leute mit nur 2-3 Stuten unterstützen auf diese Weise diesen Großbetrieb, wundern sich dann wenn viele kleine Züchter aufhören(müssen). Ziel dieses Großzüchters ist sicherlich nicht darin begründet die Landespferdezucht-bäuerliche Zucht zu verbessern, wie es damals die staatliche Gestütsverwaltung vorsah. Da wird höchstwahrscheinlich nur an kurz, höchstens mittelfristigen Reibach gedacht.Und nur darum geht es !
              Und es geht vor allem darum die vielen kleinen-mittleren Züchter niederzuzwingen. Wenn diese sich aber oft so blenden lassen, weiterhin diese Hengste nutzen, wird es langfristig ihr Untergang sein. Was eindeutig so gewollt ist. Und wenn die Kundenberater auch noch so freundlich sind, es geht letztendlich nur darum die kleinen Züchter abhängig zu machen.

              Viele Grüße von Nachdenklich
              ....das denke ich auch oft. Du schreibst mir aus der Seele.

              Es ist erschreckend, zu beobachten, wie hier durch Marketing ein Hype nach dem Anderen gepusht wird.
              Schöne, schwarze Hengste, viel tam tam ohne Nachhalitigkeit. Einige spektakuläre Auktionsverkäufe von Fohlen, die z.T. "gemanaged" werden und alle rennen hinterher.
              Später - bei der Vermarktung der Reitpferden- lassen Sie alle im Stich. Da ziehen seine Aufkäufer sogar als Schnäppchenjäger durch die Lande, um mit "Geiz ist Geil-Mentalität" für die eigene Ausbildungs- und Vermarktungsmaschinerie (u.a. PSI) beim Normalzüchter gut einzukaufen. Und dann ist es übrigens egal, ob
              es Nachkommen ihrer Hengste sind oder aus Langestüten.
              Mich würde mal die eingangs aufgeführte Kalkulation des Gestüts Lewitz interessieren. ca. 850 Fohlen jährlich.Ob sich das hochprofessionelle Management dort rechnet ?

              Oder wird das kompensiert durch die schönen, schwarzen und um ihr Leben strampelnden/springenden Hengste ?
              Zuletzt geändert von wilabi; 23.07.2012, 01:55.

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              • #67
                Sag ich ja immer schon, den "mündigen Züchter" gibt es nicht.

                "Das züchterische Lebenswerk von Friedrich Butt lehrt, daß nur der, der gegen den Strom schwimmt die Möglichkeit hat, dem unendlichen Ozean der Mittelmässigkeit zu entrinnen."
                Zitat hg 31.10.2008

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                • Pani
                  • 22.07.2008
                  • 1367

                  #68
                  Lindenhof sagt eigentlich schon alles und so trifft es auch bei uns zu.
                  Ich habe "nur" 3 Zuchtstuten wobei heuer eine aus der Zucht geschieden ist.
                  Also aktuell 2 Stuten und nächstes noch eine 3 jährige dazu.

                  Am Hof haben wir 10 Pferde stehen.
                  Senioren,Jungpferde und die Stuten.

                  Heuer gab es keine Fohlen und nächstes Jahr auch nicht.
                  Das habe ich bewußt entschieden,um in keine "Überproduktion" zu kommen mit darauffolgenden Folgen die alle kennen.
                  Eine meiner Stuten ist schon 17 Jahre und hat bisher 2 gute Söhne gebracht (einer davon Fohlenbundeschampion).
                  Wenn die Stute rosst,denk ich auch immer wieder übers Decken nach,trotzdem lass ich´s lieber obwohl die Zeit verrinnt und die Pferde nicht jünger werden.
                  Bei uns in Österreich ist die Besamerei um einiges kostspieliger als in Deutschland.
                  Man kann schon sehr viel Geld für nichts ausgeben,das verstehen nur Pferdeleute alle anderen würden sich eine schöne Schiffskreuzfahrt leisten usw....

                  Ich möchte meine Pferde nicht herschenken müssen weil es nicht mehr anders geht,lieber früher einbremsen und sich um das gut kümmern was man hat.
                  Ich muß noch dazu sagen,unsere Zucht ist ein Hobby,wo nicht der Anspruch besteht Geld zu verdienen.
                  Vielmehr gehören die Pferde zum Leben,Passion - Leidenschaft eben.
                  www.pferdevonTroestlberg.at

                  Kommentar


                  • #69
                    Leute... wenn man Eure Rechnung mal fortführt, müsste jedes 5-jährige Pferd 20.000 und jedes 8-jährige Pferd 40.000 Euro kosten. Wo soll das denn hinführen?


                    Wenn einem Bäcker die Brötchen nicht gelingen, kann er sie auch nicht verkaufen. So ist das eben, wenn viele Zufallsfaktoren mitspielen. Ein hohes Risiko und das sollte jedem bewusst sein!

                    Wer glaubt denn ernsthaft daran, mit Pferden sein Geld verdienen zu können?

                    Ich kann auf einer Körung tolle Junghengste für 10.000 Euro zum Zweck der Ausbildung und Weitervermarktung kaufen.
                    Und was tun, wenn die sich unter dem Sattel nicht so zeigen wie erhofft? Dann kann ich beim 5-jährigen auch nicht sagen, sorry aber meine Unkosten waren bis jetzt 25.000 Euro + MwSt.

                    Von daher finde ich das Risiko, das der Züchter auf sich nimmt, noch relativ gering!

                    Und ganz zum Schluss: wenn ich mir teilweise Eure Websites und Anzeigen anschaue... ja wer soll denn da überhaupt Interesse für Eure Pferde haben?
                    Und wenn Ihr Euch nicht mal ein paar Stunden Zeit für ordentliche Fotos nehmt - warum soll es der Interessent machen und zig hundert Kilometer ins Blaue fahren?

                    Und wer jetzt glaubt, ich spreche von mir als Interessent... nein, ich bin jemand, der bereits 15.000 und mehr Miese mit einem Pferd gemacht hat. Und es war gerechtfertigt und ich war selbst Schuld. Ich hätte einfach etwas schneller die Reißleine ziehen müssen!

                    Kommentar

                    • Polanegri
                      • 29.08.2009
                      • 1640

                      #70
                      Auch wenn eine Pferdezucht "nur" ein Hobby ist- im Gegensatz zu anderen Hobbies kann man seine Pferde nicht von heut auf Morgen an den Nagel hängen (oder an den Haken ?), wenn Gesundheit oder andere Lebensumstände sich plötzlich ändern. Wohin mit Stuten, die kaum geritten sind oder liebgewonnene Oldies ?

                      Kommentar

                      • Suomi
                        • 04.12.2009
                        • 4240

                        #71
                        Zitat von ohle Beitrag anzeigen
                        Und ganz zum Schluss: wenn ich mir teilweise Eure Websites und Anzeigen anschaue... ja wer soll denn da überhaupt Interesse für Eure Pferde haben?
                        Und wenn Ihr Euch nicht mal ein paar Stunden Zeit für ordentliche Fotos nehmt - warum soll es der Interessent machen und zig hundert Kilometer ins Blaue fahren?
                        Ich denke, daß Pferdeleute oft nicht die geborenen Verkäufer sind. Jeder ist natürlich von sich überzeugt, DAS beste Pferd überhaupt gezüchtet zu haben. Nur an der Umsetzung, wie man das dem potentiellen Käufer schmackhaft macht, da hapert es oft gewaltig. Bei dem Überangebot das wir heute haben, muß man sich von der breiten Masse abheben.

                        Ich habe mal letztens spasseshalber (nein, ich suche kein Pferd!) im Internet geschaut: Wow, war das eine Reizüberflutung! Auf den ersten Blick viele nette Pferde. Wenn ich wirklich eins gesucht hätte... wo anfangen? Nach welchem Schema die potentiellen Kandidaten sortieren?

                        Ich kann mich erinnern als ich vor 16 Jahren meinen heutigen Oldie gekauft habe. 3-jährig war er da. Ich hab' im Landwirtschaftlichen Wochenblatt 4 Anzeigen angestrichen (auf die Worte Wallach, blütig, xx, da springe ich an!) OHNE Fotos, ANGERUFEN und Termin vereinbart, 4 Pferde angesehen/probegeritten und das letzte sofort PER HANDSCHLAG (gibt's das heut noch?) gekauft. Pferde standen im Umkreis von etwa 100 km. Ich hatte mir vorher überlegt, was ich für mein Pferd ausgeben wollte. Und als ich "mein" Pferd sah und wußte, daß ich den haben wollte, einigte ich mich relativ schnell mit dem Züchter auf den Preis. Ich denke, er hat an mir verdient, aber ich hatte mein Traumpferd gefunden. Ein ziemlich fairer Tausch, wie mir scheint.

                        So wie es aussieht, ist Pferde KAUFEN und VERKAUFEN heutzutage viel schwieriger. Die neuen Medien haben ihre Vorteile, ABER auch ihre Nachteile. Wenn früher noch ein paar dürre Zeilen im Landwirschaftlichen Wochenblatt reichten um ein Pferd zu verkaufen, dann muß es heutzutage schon eine ansprechende Internetpräsentation mit einem professionellen Video sein.

                        Wie heißt noch dieses Sprichwort? "Wer nicht geht mit der Zeit, der geht mit der Zeit"

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                        • Valioso
                          • 26.02.2010
                          • 247

                          #72
                          Ich finde dieses Thema mega interessant. iIch sehe nur einen Haken - wenn ich die Kosten der Zucht sparen möchte muß ich auch die Stuten abgeben. Sonst fressen die mir die Haare vom Kopf ohne evtl. Einnahmen aus Verkäufen.
                          Und ich verkaufe meinen Nachwuchs gern schon im Fohlenalter. Weniger Risiko, weniger Kosten, weniger Arbeit usw. Natürlich ist das nicht immer möglich und der ein oder andere bleibt zur Aufzucht.
                          Ich bin aber trotzdem davon überzeugt das sich der Markt in den nächsten Jahren "gesundschrumpfen" wird. Und entweder hat man den Biss und den finaziellen Rückhalt das auszusitzen bis es wieder aufwärts geht oder man hört auf.
                          Ich versuche ersteres und hoffe das es klappt.
                          Und das soll nun kein Angriff oder eine Geringschätzung sein für die Züchter die aufhören. Das muß jeder für sich selbst entscheiden.

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                          • Pani
                            • 22.07.2008
                            • 1367

                            #73
                            Der Züchter hat meiner Meinung nach immer das größte Risiko.
                            Angefangen bei der Besamung,Trächtigkeit,Geburt,Aufzucht.....

                            Der Händler bei weitem nicht.
                            www.pferdevonTroestlberg.at

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                            • Santica
                              • 16.02.2009
                              • 2216

                              #74
                              Ich glaube nicht, daß der Markt sich in den nächsten Jahren "gesund schrumpfen" wird. Es kommen wesentlich weniger Reiter nach. Ich denke, daß der Markt weiter schrumpfen wird.

                              Hauptgrund ist sicher der finanzielle Aspekt. Die Unterhaltskosten werden in den nächsten Jahren weiter steigen. Immer mehr Flächen werden für Biogasanlagen genutzt, folglich wird weniger Heu und Stroh angebaut. Des weiteren kommt kein Nachwuchs nach. Abitur in der 12. Klasse, wesentlich höhere Anforderungen im Studium etc., etc.. Warum klagen denn soviele Vereine über Nachwuchssorgen. Wenn ich keine Leute habe, die reiten, dann kann ich auch nix verkaufen.

                              In einem anderen Thread wurde geschrieben, daß man halt in die Pferdezucht und in den -verkauf viel Zeit, Geld und Arbeit stecken muss. Zeit und Geld habe ich zu wenig, Arbeit zuviel.

                              Es ist ganz klar eine Form von Resignation - wie Lindenhof es so schön schrieb: "Ich bin nicht der Sponsor anderer Reiter".

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                              • Coolness
                                • 23.08.2005
                                • 2009

                                #75
                                @Santica
                                Ich hingegen glaube schon das der Markt sich bereinigen wird. Man darf ja nicht nur den Markt in Deutschland sehen sondern weltweit, was den Markt in Deutschland betrifft magst du mit deiner Argumentation recht haben, das gilt aber nicht weltweit, man denke nur an Asien z.B., das Problem als Züchter ist nur dahin KOntake zu bekommen, deswegen bekommen mal wieder den größten Kuchen davon die Händler ab....

                                Übrigens geht hier inS.-H. die Bedeckungszahlen des Holsteiner Verbandes angeblich dieses Jahr um ca. 25 % zurück, das wird bei anderen Verbänden nicht viel anders aussehen, ich finde das eine Menge und letztes JAhr war ja auch schon ein erheblicher Rückgäng an Bedeckungen....
                                Zuletzt geändert von Coolness; 23.07.2012, 14:22.
                                www.hof-bargenkoppel.de

                                Kommentar

                                • freestyle
                                  • 05.02.2012
                                  • 130

                                  #76
                                  Es war doch nicht erst seit ein oder zwei Jahren abzusehen wo die Reise hingeht, insofern hat jeder verantwortungsvolle Züchter bewusst seine Stute wieder belegen lassen, mit dem Wissen sehr wahrscheinlich seine Kosten nicht wieder heraus zu bekommen.

                                  In sofern darf man den Käufern doch nicht, ich nenne es mal, unmoralisches Verhalten vorwerfen, wenn sie nicht kostendeckende Preise zahlen.

                                  Als Käufer war ich in der Vergangenheit immer bereit der Qualität (und das beinhaltet für mich auch die Aufzucht) entsprechend zu bezahlen, aber doch nicht mehr wie notwendig.

                                  Wer von euch würde denn den Betrag oben drauf legen, damit für den Verkäufer die Rechnung aufgeht?

                                  Wenn ich mir jetzt ein Fohlen kaufen würde, dann wäre es in erster Linie Hoffnung die ich kaufe. Und was ist wenn sich diese Hoffnung dann in 2 oder 3 Jahren nicht erfüllt? Von wem von euch bekomme ich dann trotzdem einen Kosten deckenden Preis?

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                                  • Calt
                                    • 02.12.2011
                                    • 2163

                                    #77
                                    Ich denke auch, das sich der Markt bereinigen wird. Wenn man sich mal umschaut, sind doch fast alle älteren Züchter raus aus dem Geschäft. Viele haben die Zucht aufgegeben, und keiner will es weiter führen. Es wird sicher nicht mehr so werden, wie es in den 90er Jahren mal war. Und es sind auch viele "billig" Pferde hierher in den letzten 15 jahren importiert worden, die zum Teil noch über die Weiden hier traben. Auch wenn Bedarf und Nachfrage weniger werden, das Angebot geht noch mehr zurück.

                                    Vor zwei Jahren wurde hier eine LKW Ladung Warmblut Fohlen vom Händler von einem großen Züchter für eine pauschal Summe gekauft. Genau von dem Züchter, der selber auch das große Schwarze Pferd mit dem holländischen Akzent zuvor gekauft hat. Fohlen wurden dann hier weiter regelrecht verramscht. Das macht mich sauer.

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                                    • #78
                                      Zitat von Calt Beitrag anzeigen

                                      Vor zwei Jahren wurde hier eine LKW Ladung Warmblut Fohlen vom Händler von einem großen Züchter für eine pauschal Summe gekauft. Genau von dem Züchter, der selber auch das große Schwarze Pferd mit dem holländischen Akzent zuvor gekauft hat. Fohlen wurden dann hier weiter regelrecht verramscht. Das macht mich sauer.
                                      Und viele kleine Züchtern fördern sowas auch noch, indem sie die Hengste nutzen.

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                                      • Greta
                                        • 30.06.2009
                                        • 3879

                                        #79
                                        Man braucht sich wirklich nicht mehr drueber aufregen... Es werden eben nur noch wenige uebrig bleiben... Und zwar die die Massenzuechter und die mit super Beziehungen.....
                                        Mir ist es egal... Ich kann mir jederzeit einen Nachwuchs ziehen wenn ich Bedarf habe.... (das ist ein imenser Vorteil meiner Zuechterlaufbahn.... ich weiss jetzt was ich habe und was ich tun muss...) und ansonsten kann ich meine Stuten einfach reiten, bis ich nicht mehr will....
                                        Alle anderen werden in ein paar Jahren eben zu unserem Deutschen Grosszuechter gehen, wenn sie ein Pferd wollen... Der wird sein Vermarktungssystem dann noch ein wenig dem Bedarf anpassen, vielleicht gibt es dann noch mehr Vermarktungsveranstaltungen fuer die verschiedenen Kaeufersegmente...
                                        Wir kaufen ja schliesslich auch nicht mehr im Tante Emma Laden sondern im Real ein... und unsere Klamotten kommen alle aus China.. Warum sollte es bei Pferden anders sein...
                                        Das ist der Lauf der Dinge...
                                        Allegra von Flake aus der Amica

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                                        • Tiger
                                          • 10.12.2009
                                          • 1775

                                          #80
                                          Ich denke, das Problem liegt woanders.
                                          Wenn ich mir die Abstammungen der aktuell angebotenen Pferde anschaue, sind sie oft nahezu identisch.
                                          Alle züchten mit "Dressurblut", am liebsten wird ein Produkt erzielt: "Langbeinig, modern, mit viel Gummi".
                                          Es traut sich kaum einer noch an Blut,, die Pedigrees werden immer blutleerer und man findet doch kaum noch gutes altes Blut wie das von Grande, Semper Idem, Duellant, Frühling, Pilot usw.- gut, die Zeiten mögen vorbei sein, aber alle sind auf den Modehengsthype abgefahren und diese Pferde gibt es nun an jeder Straßenecke, es ist nichts besonderes, außergewöhnliches mehr dabei.
                                          Das drückt den Preis sicher auch.

                                          Im FB habe ich eine Stute gesehen- der Vater (leider auch mit SH- Modeblut) San Amour x Ferragamo x Traumdeuter/T. -aber hintenraus sehr interessant gezogen (San Amour auch über Plaisir d´Amour interessant), so etwas paßt doch!

                                          Für diese Stute wäre ich bereit (wenn ich sie hätte, durchaus 20- 25.000 Euro auszugeben).

                                          Oder was ist mit einem Starway für die Trakehner (den Landeszuchten täte das auch gut!), mit einem Samos (Schampus XX x Capitol), Mighty Magic oder, ganz anders, dem kürzlich verstorbenen Fantomas Farouche- man muß schon ein wenig experimentieren, damit man interessante Zuchtprodukte erstellt, oft sind ja die besten Pferde aus Outcrossanpaarungen herausgekommen.

                                          Ein weiteres interessantes Objekt (Mutter kannte ich sehr gut):


                                          Das ist nur meine Meinung, die sich durch jahrelange Beobachtungen gebildet hat.
                                          Zuletzt geändert von Tiger; 23.07.2012, 18:14.

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