berufsbedingt bin ich der virtuellen pferdewelt schon länger untreu geworden, doch diese erlebnisse möchte ich dann doch festhalten, da sie - denke ich - dokumentieren, dass sich in der pferdewelt vieles geändert hat.
anlass: meine nichte (inzwischen solides a-l-niveau mit platzierungen usw.) soll ein eigenes pferd bekommen.
ziel: ein rittiges, gesundes pferd mit perspektive für ländlich m im ostdeutschen raum. farbe und geschlecht egal, alter 3-4, größe um die 170, rasse hannoveranisch oder oldenburgisch, preis 15 tsd. einzige einschränkung: kein sandro hit (entspricht nicht meinen vorstellungen, aber wollen die eben so, weil der trainer rigoros von dieser linie abrät).
vorgehen: man bitte die tante, die selbst im dressursattel aktiv war und in der zucht engangiert ist und inzwischen durch ihren umzug nach frankreich von der deutschen pferdeszene nicht mehr viel mitbekommt, um mithilfe. selbige, also ich, schlägt vor in den sommerferien mal urlaub in niedersachsen zu machen und bekannte züchter und verkaufsställe zu besuchen. das letzte mal, das ich auf diese weise ein pferd gekauft habe, ist freilich 12 jahre her.
vorerfahrungen:
die bekannten namen gibt es immer noch. prima. angerufen, daten durchgegeben, termine gemacht. inzwischen gibt es sogar videos, die man per mail geschickt bekommt. noch besser. einige nicht bekannte namen werden auch kontaktiert, auch hier gibt es videos, freundlicher umgangston am telefon. die zeiten, in denen man als nicht-niedersachse wie ein bittsteller am hörer behandelt wurde, scheinen gott sei dank vorbei. so etwas wie kundenservice existiert, die internetauftritte sind professionell und aussagekräftig. wir sind freudig gespannt.
erfahrungen in der heißen phase:
inzwischen sind die videos eingetrudelt. stundelanges herunterladen von dateien bis zu 12mb. stundenlanges sichten von pferden in reithallen, wahlweise zu verzerrten kommentaren der menschen um die kamera oder fetziger keyboardmusik aus der konserve. gsd kann man den ton unterdrücken. videos mit musik sind die der professionellen sorte, soll heißen das pferd ist geputzt, der reiter akzeptabel und die kamera stets so ausgerichtet, dass sie keine parallele zum boden liefert, sondern das pferd bergauf klettern muss. mit hilfe meines findigen mannes lässt sich diese fehlende medienkompetenz der kameraleute schnell beheben und die pferde dürfen wieder auf ebenem boden traben. da es in niedersachsen keine berge gibt, erscheint das plausibel.
wichtige erfahrung no. 1: wenn ich sage, dass ich 15tsd euro ausgeben will, bekomme ich trotzdem pferde für 20tsd. gezeigt und höchstens eines in meiner preisklasse.
wichtige erfahrung no. 2: die pferde sind typmäßig viel ansehnlicher geworden.
wichtige erfahrung no. 3: die pferde haben alle!!! keinen schritt. wird der weggezüchtet? gibt es den erst ab 25tsd?
wichtige erfahrung no. 4: für 20tsd euro können die pferde traben, darunter nicht.
wichtige erfahrung no. 5: die pferde sind oft überteuert. wenn die marktlage so schlecht ist, wie alle behaupten, kann man bei den meisten ein drittel des kaufpreises abziehen, um zu einem reellen preisrahmen zu gelangen. überschätzen die züchter ihre produkte so sehr? sind die käufer so naiv geworden?
ich bin betriebswirtin, ich weiß, dass man nicht denken darf: vor 10 Jahren habe ich für 30000 Mark M-Pferde bekommen. aber ich kann kaum glauben, dass die pferdezucht keine pferde mehr züchten kann, die der amateur/ nachwuchsreiter benötigt und die den obigen anforderungen entsprechen. erst recht nicht, wenn ich in der fachpresse oder auf pferdeveranstaltungen die klage höre, dass man im mittelklassesegment nichts mehr verkaufen kann und viele züchter aufgeben.
stark desillusioniert werden wir nun in fünf wochen losziehen, aber ich rechne nun mit plan b.
zwischenfazit: die zeiten, als man im norden gute perde für faires (ich rede nicht von billig!) geld bekam, mit denen man in den entwicklungsländern im süden und osten in den oberen klassen gut mitreiten konnte, sind wohl vorbei. entweder, weil der norden diese guten pferde nicht mehr hat oder weil man dort die mittelklasse, die in der eigenen heimat früher nicht genug für die ländliche a-dressur war, teuer an menschen mit wenig sachverstand verkaufen kann. allein die schrittproblematik legt nahe, dass beides zutreffen könnte.
anlass: meine nichte (inzwischen solides a-l-niveau mit platzierungen usw.) soll ein eigenes pferd bekommen.
ziel: ein rittiges, gesundes pferd mit perspektive für ländlich m im ostdeutschen raum. farbe und geschlecht egal, alter 3-4, größe um die 170, rasse hannoveranisch oder oldenburgisch, preis 15 tsd. einzige einschränkung: kein sandro hit (entspricht nicht meinen vorstellungen, aber wollen die eben so, weil der trainer rigoros von dieser linie abrät).
vorgehen: man bitte die tante, die selbst im dressursattel aktiv war und in der zucht engangiert ist und inzwischen durch ihren umzug nach frankreich von der deutschen pferdeszene nicht mehr viel mitbekommt, um mithilfe. selbige, also ich, schlägt vor in den sommerferien mal urlaub in niedersachsen zu machen und bekannte züchter und verkaufsställe zu besuchen. das letzte mal, das ich auf diese weise ein pferd gekauft habe, ist freilich 12 jahre her.
vorerfahrungen:
die bekannten namen gibt es immer noch. prima. angerufen, daten durchgegeben, termine gemacht. inzwischen gibt es sogar videos, die man per mail geschickt bekommt. noch besser. einige nicht bekannte namen werden auch kontaktiert, auch hier gibt es videos, freundlicher umgangston am telefon. die zeiten, in denen man als nicht-niedersachse wie ein bittsteller am hörer behandelt wurde, scheinen gott sei dank vorbei. so etwas wie kundenservice existiert, die internetauftritte sind professionell und aussagekräftig. wir sind freudig gespannt.
erfahrungen in der heißen phase:
inzwischen sind die videos eingetrudelt. stundelanges herunterladen von dateien bis zu 12mb. stundenlanges sichten von pferden in reithallen, wahlweise zu verzerrten kommentaren der menschen um die kamera oder fetziger keyboardmusik aus der konserve. gsd kann man den ton unterdrücken. videos mit musik sind die der professionellen sorte, soll heißen das pferd ist geputzt, der reiter akzeptabel und die kamera stets so ausgerichtet, dass sie keine parallele zum boden liefert, sondern das pferd bergauf klettern muss. mit hilfe meines findigen mannes lässt sich diese fehlende medienkompetenz der kameraleute schnell beheben und die pferde dürfen wieder auf ebenem boden traben. da es in niedersachsen keine berge gibt, erscheint das plausibel.
wichtige erfahrung no. 1: wenn ich sage, dass ich 15tsd euro ausgeben will, bekomme ich trotzdem pferde für 20tsd. gezeigt und höchstens eines in meiner preisklasse.
wichtige erfahrung no. 2: die pferde sind typmäßig viel ansehnlicher geworden.
wichtige erfahrung no. 3: die pferde haben alle!!! keinen schritt. wird der weggezüchtet? gibt es den erst ab 25tsd?
wichtige erfahrung no. 4: für 20tsd euro können die pferde traben, darunter nicht.
wichtige erfahrung no. 5: die pferde sind oft überteuert. wenn die marktlage so schlecht ist, wie alle behaupten, kann man bei den meisten ein drittel des kaufpreises abziehen, um zu einem reellen preisrahmen zu gelangen. überschätzen die züchter ihre produkte so sehr? sind die käufer so naiv geworden?
ich bin betriebswirtin, ich weiß, dass man nicht denken darf: vor 10 Jahren habe ich für 30000 Mark M-Pferde bekommen. aber ich kann kaum glauben, dass die pferdezucht keine pferde mehr züchten kann, die der amateur/ nachwuchsreiter benötigt und die den obigen anforderungen entsprechen. erst recht nicht, wenn ich in der fachpresse oder auf pferdeveranstaltungen die klage höre, dass man im mittelklassesegment nichts mehr verkaufen kann und viele züchter aufgeben.
stark desillusioniert werden wir nun in fünf wochen losziehen, aber ich rechne nun mit plan b.
zwischenfazit: die zeiten, als man im norden gute perde für faires (ich rede nicht von billig!) geld bekam, mit denen man in den entwicklungsländern im süden und osten in den oberen klassen gut mitreiten konnte, sind wohl vorbei. entweder, weil der norden diese guten pferde nicht mehr hat oder weil man dort die mittelklasse, die in der eigenen heimat früher nicht genug für die ländliche a-dressur war, teuer an menschen mit wenig sachverstand verkaufen kann. allein die schrittproblematik legt nahe, dass beides zutreffen könnte.
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