neue Gebührenordnung für Tierärzte

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  • Schimmeltier
    • 15.01.2019
    • 1101

    #21
    Kleiner Tipp, wenn ihr einen perfekten Tierarzt sucht: Nehmt einen Fach- Tierarzt für Pferde, der selber Pferde hält. Idealerweise züchtet er, ist in der Reiterei zuhause, oder kommt zumindest aus einer langjährigen Züchterfamilie . Solche TAs sind pragmatisch und kennen Alles !! rund ums Pferd.
    Arbeit an Sonn- und Feiertagen ist kein Thema wenn nötig, und wird gewuppt .
    Man kann auch in dem Beruf halt nicht alles haben; und wer das mit der Arbeitszeit nicht packt, hat vielleicht den falschen Job, bestimmt aber keine Pferde.

    Was sicherlich jedem geplagten TA den Job leichter macht, sind pünktlich zahlende Kunden . Der Rest vom Job ist eben Berufung.

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    • Hobbyzucht
      • 29.03.2014
      • 653

      #22
      Sicherlich haben Tierärzte einen anspruchsvollen Job, sowohl was die Ausbildung und das erforderliche Wissen angeht als auch körperlich, nicht zuletzt durch z.T. lange Arbeitszeiten. Dafür sollen sie auch gut verdienen, was sie aber wohl auch tun. Das sei ihnen selbstverständlich gegönnt und das ist gut und richtig so.
      Aber alle Zeiten nach 18 Uhr und vor 8 Uhr mit Nachtarbeit gleichzusetzen finde ich schon ganz schön übertrieben. Ich habe kein Problem damit, einen -auch deutlichen- Zuschlag zu zahlen, wenn ich den Doc nachts aus dem Bett klingeln muss. Das ist eine enorme Belastung und gehört daher auch anständig bezahlt. Kommt aber auch nicht ständig vor, wenn nur aus gutem Grund.
      Termine nach 18 Uhr sind aber etwas anderes, erstens kann jeder Tierarzt für sich entscheiden, ob er Routine- Termine zu diesen Zeiten vergibt oder auch nicht. Diese Freiheit hat er ja als Freiberufler, dafür kann er sich ja auch einzelne Tage oder Vormittage frei halten. Das ein Termin nach 18 Uhr grundsätzlich eine höhere Belastung darstellt und deswegen besser vergütet werden muß sehe ich überhaupt nicht so. Ebenso die Arbeit am Samstag.
      Aufwand und Ertrag müssen sich immer die Waage halten. Und da habe ich auch heute schon häufig Probleme mit, wenn ich Tierarztrechnungen erhalte. Gott sie Dank brauche ich den Tierarzt in der Regel nur für Besamungen und für die leidigen TÜV- Untersuchungen. Mein Tierarzt z.B. besamt nur in der Klinik, d.h. ich muss die Stuten hinbringen. Für einen Besamungszyklus komme ich dabei auf 300-500 Euro, das steht m.M. nach in keinem Verhältnis zum Aufwand. Erst Recht nicht im Verhältnis zu dem möglichen Erlös des Zuchtproduktes, aber das ist ja ein anderes Thema...
      Also, meiner Meinung nach ist man hier deutlich über das Ziel hinaus geschossen. Das Nachwuchsproblem wird durch mehr Geld eher auch nicht gelöst, die Bereitschaft, sich anzustrengen und Unannehmlichkeiten in Kauf zu nehmen sinkt generell in der Bevölkerung und wird mit steigendem Einkommen auch nicht größer.

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      • Schimmeltier
        • 15.01.2019
        • 1101

        #23
        Egoistischerweise geht es mir auch weniger um die Frage, was an Vorteil bzw. an Verbesserung könnte die neue Verordnung den Tierärzten bringen, als mehr darum, wie hart trifft die Neuerung uns Tierhalter?
        Es ist doch eigentlich ein zartes Konstrukt zwischen Tierarzt und Tierhalter. Da stört mich einfach dieser schnöde und unnötige politische Eingriff von der Bundesagrarministerin in diesen bislang durchaus funktionierenden Wirtschafts- bzw. Dienstleistungsbereich. Ob die Steuerung "von oben" was bringt ??
        Im Idealfall sieht es wohl so aus: viel Wirbel um nichts, es bleibt alles beim Alten .
        Ansonsten wächst mein Verdruss über die Politik mal wieder ein Stück weit ........

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        • CanCan
          PREMIUM-Mitglied
          • 01.05.2018
          • 187

          #24
          Also, die Vorstellung, dass eine Politikerin zur BTK geht, und so nach dem Motto sagt: "Hey TÄ, ich hab mal eure GOT durchgeschaut und ich finde ihr berechnet/arbeitet zu wenig/zu viel, da müssen wir mal was ändern, kommt her, ich versuche das für euch durchzusetzen..." ...geht das wirklich so...(?)....oder wird nicht das Ganze durch die Bundestierärztekammer angeschoben bzw. überhaupt in Gang gebracht (?).

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          • Schimmeltier
            • 15.01.2019
            • 1101

            #25
            Ach CanCan, auf welchem Mist die glorreiche Idee auch geboren wurde --- im Kern ist die Verordnung ja auf die ländlichen Tierarztpraxen und deren bäuerlichen Nutztierhalter- Klientel zugeschnitten. Die werden bald die säuerlichen Nutztierhalter- Klientel der ländlichen Praxen sein, weil sie als Landwirte eh schon arg gebeutelt sind ( auch durch allzu kreative politische Vorgaben wie sie zu produzieren haben), und die werden nicht unbedingtes Verständnis für "den ungestörten Feierabend" bzw. die verbesserte Arbeitsbedingungen der TAs aufbringen. Die Landwirte haben selbst nen harten Arbeitstag.
            Die Frage ist, wie lange kann sich ein Bauer über Wasser halten, wenn durch politische! Maßnahmen ihm Knüppel zwischen die Beine geworfen werden?

            Und dann, wenn der Landwirt aufgibt, hat sein Tierarzt ein größeres Problem als ein "versauter" Feierabend. Da verzichtet vielleicht der TA gerne auf einen geschenkten Feierabend- Zuschlag, wenn er dafür aber seinen Bauern als zahlenden Kunden behält. Der Eine ist abhängig vom Anderen.
            "Top-agrar" ist in erster Linie Info rund ums Rind , aber uns Pferdehalter betrifft es mehr oder weniger in dieser Sache auch.
            Bleibt zu hoffen, dass am Ende nicht kurzerhand am Tier, an der nötigen Behandlung für das Tier, gespart werden muß, weil das Geld beim Tierhalter nicht vorhanden ist.
            Aber unsere Politiker werden gegen dieses neue Elend dann bestimmt einen Plan in der Schublade haben .

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            • Kareen
              PREMIUM-Mitglied
              • 06.01.2001
              • 7463

              #26
              Das Problem ist dass mit dem was der durchschnittliche Nichtlandwirt sich unter Nutztierpraxis vorstellt wie er früher einmal war gar kein Geld mehr verdient werden kann weil die Erzeugerpreise es nicht hergeben. Ich denke da zB an Kaiserschnitte bei Sauen oder lang andauernde Panaritien beim Rind, wochenlange Kämpfe um Durchfallkälber die mal gewonnen und mal verloren wurden. Das alles war zu meiner Praktikumszeit üblich und kommt heute fast gar nicht mehr vor weil das Tier dann halt zeitig wegkommt. Nicht zu finanzieren. Der Landwirt darf sich dann noch dafür beschimpfen lassen dabei liegen diese Dinge nur sehr begrenzt in seinem Einflußbereich. Hat ja nicht jeder die passende Fruchtfolge (Kiesland gefolgt von Bauland...). Tierärzte und Landwirte sitzen demnach quasi im selben Boot, es ist ihnen nur nicht immer klar.
              Im Hobby- und 'Companion'-Tiersektor sind die Unterschiede zum Einzelhandel dann doch auch nicht so groß: Wenn heute irgend einem Pferdehalter auffällt, dass etwas mit Max oder Hilde nicht stimmen könnte geht er erstmal Dr. Google befragen, lässt dann vom THP eine Auspendelung machen und bemüht Resonanztherapie, wenn das nichts hilft kommt noch der Chiro, drei verschiedene Sattler (weil zwei gar nicht mehr zum zweiten Termin erscheinen und einer zwischenzeitlich auf die Kanaren verzogen ist) und irgendein Dentist dran. Zeitgleich werden noch Tante Navalis, Masterhorse und wie sie alle heißen durch bestellung von mehreren hundert Euro Pülverchen bedacht. Und wenn gar nichts mehr geht erstmal der Hufschmied befragt (wenn er noch mit ihnen spricht), denn der hat ja auch oft gute Ideen. Eventuell ruft er dann falls der Erfolg der Bemühungen ausbleibt einen TA an den er aber mit den Worten begrüßt: Also reinstecken tu ich da jetzt aber nichts mehr das hat jetzt schon sooo viel Geld gekostet. Antiparasitika kauft der Kunde von heute entweder in der Apotheke (sofern nicht verschreibungspflichtig) oder illegal über das Internet (stört ja auch keinen), Waldi und Fiffi kauft man nur noch aus dem Ausland (spart Kastrationskosten denn das machen vet med Studis ja umsonst in den Semesterferien weil sie es an den Unis nicht lernen), Mietze am liebsten auch beim Tierschutz denn da hat es irgendeine vermögende Dame bezahlt die dem Verein ihr Vermögen vererbt hat. Und so geht das weiter.
              Und dann wird sich gewundert warum keiner mehr Tierarzt werden (oder bleiben) möchte, der 365 Tage im Jahr Gewehr bei Fuss steht... Versteht mich nicht falsch, ich bin nicht betroffen, ich habe keine 'normale Praxis' und mir geht es gut auch wenn ich sicherlich nicht weniger arbeite als die meisten Kollegen. Das liegt aber nicht daran, dass die tierärztliche Tätigkeit so irrsinnig lukrativ ist sondern daran, dass ich mein Risiko und meine Arbeitsbelastung auf weitere Tätigkeiten verteilt habe. Selbstständige Tierärzte verdienen in D im Durchschnitt 2.700 Euro brutto im Monat bei Arbeitszeiten oft jenseits der 60 Stunden und ich kann Dir versichern, dass man unterhalb dessen heute auch keinen halbwegs praxistauglichen Assistenzarzt mehr hinter dem Ofen hervorlockt. Irgendwo in die Pampa und nachts bei Minusgraden herumbesamen will schon gleich gar keiner mehr, jedenfalls nicht zu Berufszwecken Sprich der/die selbstständige TA hat nicht nur Risiko, Arbeit und das Fehlen jeglicher für Angestellte selbstverständlicher sozialer Einrichtungen wie Mutterschutz, Arbeitsschutz oder diverser dringend notwendiger Therapien im Krankheitsfall zu schultern sondern arbeitet auch noch deutlich mehr für durchschnittlich weniger Stundenlohn als seine angestellten Kollegen. Das geht nicht dauerhaft gut... Wer noch nicht praxistauglich ist arbeitet darum entweder erstmal für fast gar nichts oder verdingt sich als Doktorand für Gotteslohn und um der Doktorwürde willen oder wandert entnervt ab ins Ausland wo größtenteils ganz andere Gehälter gezahlt werden. Schöne neue Welt. Wundert es da dass die zumeist weiblichen Absolventen sich lieber lukrativ verheiraten und eine etwas weniger anstrengende Kugel schieben? Also mich nicht. Ein Anatomieprof bei uns hat schon damals gesagt: Sie befinden sich im teuersten Hausfrauenbeschäftigungs-Studiengang der Welt. Zu Anwälten finde ich merkwürdigerweise auf den ersten Blick gar keine Angaben dazu was Selbstständige verdienen aber schon die angestellten Gehälter sind allen Veröffentlichungen zufolge im Schnitt deutlich höher und zwar im Schnitt rd. 5000 Euro im Monat wobei Männer interessanterweise immer noch rd. 9t Euro im Jahr mehr verdienen als Frauen. Umpf... Ich weiß nicht wer da die bessere Lobby hat aber es sieht nicht aus als sei es der Tierärztliche Berufsstand *lol*

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              • Hobbyzucht
                Hobbyzucht kommentierte
                Kommentar bearbeiten
                2700 Euro brutto? Wo kommt denn diese Zahl her? Also bei mir in der Gegend gibt es einige größere Praxen mit kleiner Klinik dabei und einige " Einzelkämpfer" Den Praxisinhabern geht es finanziell sicherlich nicht schlecht, es reicht zumindest für mehrere S- Pferde (u.a. 7j. gekört und S siegreich...) für die minderjährige Tochter und diverse Immobilien. Sei ihnen gegönnt, sie arbeiten auch ohne Frage viel. Die Einzelkämpfer machen z.T.nur Routine- Tätigkeiten wie impfen und Zahnbehandlungen etc., die nagen offensichtlich auch nicht am Hungertuch und haben einen geregelten Tagesablauf. Nachts und am Wochenende ist das Handy aus. Die angestellten Tierärzte haben sicherlich keinen leichten Job und werden vermutlich auch nicht gut bezahlt. Aber die machen das 1-2 Jahre und dann gehen die in die Selbstständigkeit... Also echte Bedürftigkeit kann ich hier nicht erkennen. Wenn man die Preise beim Tierarzt mit denen beim Humanmediziner vergleicht schlackern man schon z.T. mit den Ohren. Und die haben ganz andere Anforderungen an Dokumentation, Hygiene und ähnlichem zu wuppen. Und risikolos ist die Tätigkeit auch nicht wie man sieht, da reicht es schon, einen Vortrag zu halten....
                Aber wie gesagt, ich gönne den Tierärzten ein gutes Einkommen, aber hier geht es doch etwas weit. Man hat halt auch keine Chance sich zu wehren, wenn man weiter Tiere halten möchte...
            • peabody
              • 05.01.2011
              • 1480

              #27
              Ich kann bei der Neuerung der Gebührenverodnung nur mit dem Kopf schütteln.
              Selbst im wirklich spießigen öffentlichen Dienst ist klar geregelt, dass bis 20 Uhr kein Anspruch auf Zuschläge besteht, es sich also um die Rahmenarbeitszeit handelt.
              Zuletzt geändert von peabody; 25.11.2019, 10:36.

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              • Browny
                Browny kommentierte
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                jap... habe im ÖD Rahmenzeiten von 6-20 Uhr... und hier ist es auch nicht so, dass man immer 9 to 5 hat.... habe auch schon Notdienste gehabt. Reisezeit ist keine Arbeitszeit und die Km-Pauchale liegt bei 25 ct statt 3,50
            • diealtekitti
              • 04.07.2007
              • 541

              #28
              ich kann mir das so auch nicht vorstellen. Unser TA hat Praxis von 18 bis 19 Uhr. Anders passt es nicht in seine Tätigkeit bei den Landwirten vor Ort. Der wird dann also wahrscheinlich die Notdienstzulage erst ab 19 Uhr berechnen....
              Da wird ich ihn doch glatt mal fragen. Ansonsten wird halt alles teurer... ;-)

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              • Sabine2005
                • 17.06.2005
                • 7791

                #29
                Meinen bekommt man ab 17 Uhr gar nicht mehr persönlich ans Telefon und wird nur auf AB umgeleitet, auf der dann eine Notfallnr genannt wird falls ein Notfall ist.
                wobei mir klar ist, dass die Junge Dame nicht um 17.01 Uhr auf dem Sofa sitzt und Netlix schaut

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                • Kareen
                  PREMIUM-Mitglied
                  • 06.01.2001
                  • 7463

                  #30
                  Hobbyzucht, ist einem privatwirtschaftlichen Internetportal zu entnehmen (karista.de). Ich kann gern nochmal die berufsständischen Eigenberechnungen konsultieren aber ich bin ziemlich sicher dass ich vor einigen Jahren eine Veröffentlichung gelesen habe in der ähnlich „überraschende“ Zahlen präsentiert wurden. Den Einnahmen stehen einfach sehr hohe Kosten gegenüber um eine Praxis überhaupt zu betreiben, das geht bei der Haftpflichtversicherung los und hört bei den sündhaft teuren Gerätschaften noch lange nicht auf. Solche Kosten hat zB ein THP nicht weil die Ausstattung, Kontrolle und Beschränkungen gar nicht geregelt sind. Hinzu kommt dass im Gegensatz zu Humanmedizinern die Zahlungen den Kunden unmittelbar belasten wohingegen die Rechnungen der Humankollegen in der Regel von Versicherern beglichen werden sei es den privaten Krankenkassen oder den gesetzlichen. Eine Rechnung die sicher erstattet wird ist deutlich weniger schwierig durchzusetzen als eine die aus eigener Tasche berappt werden muss. Ähnlich den Pensionsstallbetreibern hat ein TA auch kaum Möglichkeit haben, sich vor säumigem oder vornherein zahlungsunfähigen oder -willigen Kunden zu schützen. Ein Pferd für das nicht gezahlt wird kann man weder einfach veräußern noch legal oder ethisch vertretbar an den nächsten Baum binden. Anwälte können ihre Forderungen logischerweise selbst rechtlich durchsetzen wenn irgend möglich. Jeder Nichtjurist (und da beziehe ich auch jeden Handwerker, Freiberufler und Dienstleister ein der sich auf das Wagnis Selbstständigkeit einlässt) steht absolut allein und relativ machtlos vor dem immer größer werdenden Heer von Zeitgenossen die gelernt haben dass sich in unserem Land ganz bequem auf Kosten anderer leben lässt und weidlich davon Gebrauch machen. Ich möchte gar nicht wissen wie groß der Flurschaden an zugrunde gegangenen Existenzen bei uns in den letzen 20 Jahren gewesen ist. Da wird mir schlecht ?

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                  • Hobbyzucht
                    • 29.03.2014
                    • 653

                    #31
                    Naja, auf diesem Portal haben die ja anscheinend so einige abenteuerliche Gehaltsangaben, das kann ich nicht ganz glauben. Zumal das zu versteuernde Einkommen bei Selbstständigen ja auch häufig eher von der Qualität des Steuerberaters abhängt als von den tatsächlichen Einnahmen
                    Sicherlich kann man Humanmediziner und Tiermediziner nicht direkt vergleichen, zumal es da ja bei beiden auch große Unterschiede gibt. Die Abrechnung mit KK aber als Vorteil zu sehen- ich weiß ja nicht. Bei den gesetzlichen ist die Erstattung ja ohnehin oft nicht einmal kostendeckend und die Regressgefahr lauert auch noch ständig. Da geht es gern auch um 6 stellige Summen, ohne das die Indikation der Verordnung in Frage gestellt wird. Und der Humanmediziner hat an der Medikation ja keinen Cent verdient ...
                    Aber ein Wettbewerb, wem gest es schlechter, hilft uns hier ja auch nicht weiter. Ich finde schlicht einen solchen Aufschlag für die hier angegebenen Zeiten und auch sonst einige Preise nicht mehr gerechtfertigt. Und das kann ja durchaus auch einigen Menschen, die von Tieren leben, die Existenz kosten.

                    Kommentar

                    • Kareen
                      PREMIUM-Mitglied
                      • 06.01.2001
                      • 7463

                      #32
                      Sprich dann lass lieber weitere Praxen über die Wupper gehen? Es gibt schon jetzt in einigen Gegenden einen erheblichen Versorgungsnotstand da zahlreiche lang bestehende und etablierte Kliniken ihre Klinikzulassung aufgrund abstruser Verschärfungen im Bereich Arbeitsschutz zurückgegeben bzw. nicht verlängert haben weil sich der Betrieb so nicht mehr rechnen kann. Notdienste entfallen daher bald flächendeckend.
                      Schon vergangenes Frühjahr musste ich feststellen, dass es dadurch zu tierschutzrelevanten Zuständen kommt. Komme (kein Fahrpraxisbetrieb!) sonntagsmorgens um 6 von einer Hochzeit und stelle fest dass am Vorabend um 11 eine Frau auf die Voicemail gesprochen hat, dass sie niemanden an ihre in Geburt befindliche Stute bekommt. Konnte ich mir nicht vorstellen, immerhin sind wir hier in einer Pferdezucht-Hochburg und es gibt nicht nur einige Praxen sondern auch mindestens 4 Kliniken die unter einer Stunde entfernt liegen. Tatsache war aber, dass sämtliche Kliniken niemanden rausschicken wollten, sie müsse aufladen und die Stute bringen. Das ging ja nun nicht mangels Zugfahrzeug (Zugezogene, wussten auch nicht wo sie sich nachts mal schnell ein Zugfahrzeug leihen sollten). Von den 9 TÄ die sie angerufen hat war keiner bereit, rauszufahren. Entweder schon selbst in Notfällen tätig oder nicht erreichbar. Resultat war um 7.30 der Auszug eines toten Fohlens nach über einer Stunde Plackerei. Mit viel Mühe hat die Stute es unbeschadet überstanden. Das arme Ding hatte sich aber meiner Ansicht nach vollkommen unnötig die ganze Nacht hindurch gequält und war völlig fertig. Das ist das direkte Resultat einer völlig verirrten Politik und hat weniger damit zu tun, dass sie Kollegen keine Lust hatten sondern schlicht damit dass die Berufsorganisation die eigentlich für die Erarbeitung eines funktionierenden Notdienstsystems zuständig wäre versagt und dass das was Selbstständige lt. Gesetz leisten sollen gar nicht zu leisten ist, jedenfalls nicht ohne mittelfristigen Schaden an Leib und Seele. Die Nachwuchssorgen werden auf jedem Sektor immer schlimmer, man bekommt einfach keine Leute die kompetent und gleichzeitig willens sind, noch zu arbeiten. Das betrifft selbstverständlich nicht nur die Tiermedizin sondern alle Branchen und wird zu einem Riesenproblem. Wohl dem, der noch einen Schmied hat der regelmäßig absprachegemäß erscheint und noch nicht völlig erschöpft ist...

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                      • Hobbyzucht
                        • 29.03.2014
                        • 653

                        #33
                        Ich will sicher nicht, das Praxen über die Wupper gehen, habe da aber ehrlich gesagt auch nicht so große Sorgen im Moment, zumindest nicht aus finanziellen Gründen und v.a. nicht bei Pferdepraxen.
                        Die von dir geschilderten Probleme lassen sich doch nicht durch höhere Gebühren beheben, schon gar nicht über eine Ausweitung der Nachtzuschläge. Wenn, wie du selbst sagst, die Berufsorganisation versagt, dann sollte man dort ansetzen und nicht die Kundschaft immer weiter zur Kasse bitten.
                        Nicht zahlende Kunden kennt wohl jeder Selbstständige, da gibt es aber ausreichend rechtliche Möglichkeiten, die natürlich auch jedem Tierarzt zur Verfügung stehen, von der tierärztl. Verrechnungsstelle über Rechtsanwälte und Gerichtsvollzieher. Wenn es wirklich nichts mehr zu holen gibt hat man halt mal Pech gehabt, das wird aber nicht so häufig sein, weil dann hat sich das Pferd meist schon ein anderer Gläubiger geholt.
                        Ich kenne keine (Pferde-) Praxis, die pleite gegangen wäre, aber viele Pferdezuchtbetriebe. Nach fest kommt ab, viele werden sich das nicht mehr leisten können, entweder weil es sich nicht mehr rechnet (Pferdezucht, s. Landwirtschaft) oder der normale Arbeitnehmer, für den allein die 50 Euro Gebühr häufig ein ganzer Tagesverdienst ist.
                        Die Nachwuchsprobleme werden sich auch nicht beheben lassen, die jungen Leute -von Ausnahmen abgesehen- wollen heute work-live-balance, chillen und sich nicht übermäßig anstrengen. Für viele ist ein guter Lebensstandard so selbstverständlich geworden, das vielen nicht klar ist, dass das erarbeitet werden muss. Diese Leute wirst du kaum leichter von nächtlicher Bereitschaft überzeugen können, wenn der volle Nachtzuschlag bereits ab 18 Uhr fällig wird.
                        Die Probleme der hohen Arbeitsbelastung liegt zumindest im Bereich der Pferdepraxen sicherlich nicht darin, das es weniger Tierärzte gibt, eher das Gegenteil ist wohl der Fall. Auch wird die Anzahl der Pferde eher nicht gestiegen sein sondern es wird einfach immer mehr gemacht. Und das haben sich die Tierärzte auch zu einem großen Teil selbst zuzuschreiben. Das fängt bei den leidigen Röntgen- TÜV- Untersuchungen an, für die es meines Wissens bis heute keinen Wirksamkeitsbeleg gibt, eher im Gegenteil, und geht bei vielen unnützen Therapien und medizisch unnötigen Impfungen weiter. Da wäre es Aufgabe der Mediziner, über Sinn und Machbares richtig zu informieren,dann könnten da viele Ressourcen gespart werden...

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                        • Ramzes
                          Ramzes kommentierte
                          Kommentar bearbeiten
                          Vielleicht sollte man aber auch mal darüber reden , dass auch so einiges in den Sand gesetzt wird, weil vorab " Schamanismus " mit Zuckerkuegelchen etc. betrieben wurde und dann der Tierarzt das inzwischen verschleppt verschlimmbesserte Krankheitsbild kurieren soll .
                          Auch kann man dem ein oder anderem Tierarzt *** mal ans Herz legen , offen und pragmatisch dem Tierhalter empfehlen , in bestimmten Fällen die "Sterbehilfe" für das Pferd zeitiger in Anspruch zu nehmen .
                          Für diesen Gesamtkomplex " Schamanismus " gibt es auch keine wissenschaftlichen Belege, ...
                          PS .... Heilpflanzen sind extra Thema , ... schließlich enthalten die medizinisch wirksame Bestandteile , allerdings nicht in normierten Gehalten , .... und auch mit Nebenwirkungen .

                          Über 85% der Tiermedizinstudenten sind weiblich. Auch in der Kleintierpraxis haben Frauen mit 64% die Mehrheit. Trotzdem ist es kein idealer Frauenberuf.
                          Zuletzt geändert von Ramzes; 27.11.2019, 08:06.
                      • Neuzüchter
                        • 09.04.2003
                        • 2159

                        #34
                        Tierhaltung in Deutschland hat das Problem dass sie nicht in 1 und 0 zu quetschen ist, das heißt aktionistische Gesetze werden halbherzig und unberechenbar durchgesetzt.
                        Kaum jemand rechnet nach GOT ab dafür wird auf Engagement gehofft. Wer sich aber engagiert bekommt Prügel.
                        Ich stehe immer noch für jede Geburt und jede Kolik auf, aber mit dem Wissen dass mein Chef von meinen unbezahlten Überstunden den dritten Sportwagen und die zweite Eigenjagd kauft, habe ich Verständnis für jeden der liegen bleibt.
                        Auch Freizeitpferde sin Profis!

                        Kommentar

                        • Kareen
                          PREMIUM-Mitglied
                          • 06.01.2001
                          • 7463

                          #35
                          Also der Vergleich mit anderen Freiberuflern und Medizinern hinkt gewaltig. Mir ist jedenfalls gar keine Allgemeinmedizinische Praxis bekannt die Samstags geöffnet hätte. Mittwochnachmittags geschlossen ist allerdings bei uns in der Gegend auch Serie und wenn außerhalb dieser Öffnungszeiten etwas ist, kann man sehen wie man im Notdienst im Krankenhaus drankommt (oft bis zu 6 Stunden Wartezeit weil sich dort Leute mit Schnupfen hinsetzen die keine Lust haben, unter der Woche zu gehen). Bei den Zahnärzten nicht anders. Ich habe auch noch nie erlebt, dass Gerichtstermine oder irgendwelche anderen juristischen Dates außerhalb der üblichen Bürozeiten gelegen hätten und auch noch nie einen Termin beim Anwalt oder Notar bekommen oder erfragt der einen Wochenend- oder Feierabendeinsatz erfordert hätte.
                          Was den öffenltichen Dienst angeht mag ja sein, dass man dort als Arbeitnehmer bis 20 Uhr keinen Anspruch auf Zuschlag hat, dem Leistungsempfänger wird aber lt. Gebührenordnung sofort eine substanzielle Zusatzgebühr abgenommen falls irgendetwas auch nur einen Hauch nach 16 Uhr oder vor 8 Uhr anfällt. Wer schon mal versucht hat, am Wochenende eine Ausfuhrabfertigung zu bekommen weiß, dass das geht wie Zähneziehen und leider hat man da eben keine Wahl und kann nicht zum nächsten Amt weiterziehen weil eben nur das eine zuständig ist. Da werden auch gern mal drei Tage Vorlauf verlangt während man selbst bitte am Tage 12 Stunden in Bereitschaft sitzen soll weil die Damen noch nicht mal am Morgen des angemeldeten Tages wissen, wann denn nun in etwa jemand zur Abfertigung kommt. Schön auch das Föderalprinzip in Sachen Beschaffung vorgeschriebener Dokumente. So zahlte eine Kollegin in Kiel für die Namensänderung nach Heirat auf ihrer Apothekenbescheinigung nach einem einfachen Telefonanruf und Ausfüllen einer Einzelseite Fragebogen ganze 20 Euro während bei uns in Niedersachsen für exakt denselben Vorgang nicht nur mehrere Telefonate notwendig sind um überhaupt die zuständige Stelle herauszufinden, sondern auch noch zwei umfangreiche Schriftwechsel (realpostalisch!) über einen Zeitraum von mehreren Wochen hinweg und Versendung der Original-Heiratsurkunde plus 80 Euro Gebühren weil in Niedersachsen so etwas behandelt wird wie eine Neuniederlassung. Die spaßeshalber der zustänigen Stelle in Rechnung gestellten 1.5 Stunden Bürozeitaufwand wurden selbstverständlich vom Amt nicht übernommen und wurden wegen Aussichtslosigkeit storniert, ansonsten hätten wir die Sache sicher noch weitere Wochen auf dem Tisch gehabt. In anderen Ländern wird so etwas automatisch ausgeführt (Heirat ist ja beim Meldeamt aktenkundig, wird an alle Urkundenausstellenden Behörden weitergeleitet die den Namen automatisch ändern und fertig).
                          Das Thema später anfangen beißt sich in den Schwanz weil man es ja mit einem heterogenen Klientel zu tun hat, das eben nicht nur aus Menschen besteht die von 8-16 Uhr arbeiten und vorher meistens nicht zu ihrem Pferd fahren sondern auch aus Landwirten die erstmals gegen 4 Uhr morgens in den Stall gehen und nach Möglichkeit versuchen, bis abends um 17 Uhr mit den voraussehbaren Arbeiten soweit durch zu sein. Und auch das gar nicht berufstätige Klientel will bedient sein das meistens kurz vor Mittag im Stall aufschlägt wenn die Brut sicher im Kindergarten oder Schulportal verwahrt und das Thema Einkauf antizyklisch abgefrühstückt ist wenn alle anderen irgendwo zur Arbeit sind. Und zu guterletzt gibt es dann auch noch Leute die Schicht arbeiten und ggf. gar nicht anders können als vomittags vor der Spätschicht. Denen kann man ja nicht sagen: Tut mir leid, aber wenn Sie Zeit haben liegen unsere meisten Kunden leider noch im Bett, wir machen erst um 11 auf...
                          Die Tiermedizin müsste überhaupt nicht so teuer sein wenn es einen echten Wettbewerb zwischen Medikamentenherstellern gäbe. Dieser findet genau so wenig statt wie unter Textilherstellern oder warum sonst kostet eine Jeans hier bei uns stets ca. das Doppelte von dem was man in anderen Ländern für exakt dasselbe Produkt bezahlen muss? Das sind so Fragen die sich doch im Zeitalter der Globalisierung gar nicht mehr stellen dürften - wenn - alles - mit - rechten - Dingen - zuginge. Tut es aber nicht und die hohen Kosten für tierärztliche Behandlungen ausgerechnet mit dem relativ geringen Anteil zu erklären der auf Tierärztlichen Verdienst entfällt ist einigermaßen unsachlich. Die Kosten verschwinden ganz woanders, nämlich in Geräten, Medikamenten- und völlig überzogenen Maßgaben für Dokumentation und Kontrollverfahren. Die hohe Ausfallquote im Berufsstand kommt auch nicht daher, dass der Beruf an sich die Leute überfordert sondern daher, dass Spannungsfeld zwischen dem was Vorschrift ist und dem was in praxi machbar (und eben auch bezahlbar) ist ist in den vergangenen 25 Jahren einfach zu groß geworden ist. An die wirklichen Stellschrauben will aber niemand dran weil viele der Illusion aufsitzen, dass mehr Kontrollen auch mehr Sicherheit bedeute. Dem ist aber nicht so, wie schon die zahlreichen Lebensmittelskandale und skandälchen belegen die wir trotz des ausgesprochen bürokratielastigen und umfangreichen Kontrollsystems ertragen müssen. Vielmehr drängt sich der Eindruck auf, dass nurmehr diejenigen durchkommen, die findig und dickfellig genug sind, die Kontrollinstanzen zu umgehen und sich einen Kehricht um die Vorschriften kümmern. Auf jeden Fall ensteht dieser Eindruck im Lebensmittelsektor. Da werden Hilfskräfte mit Fleischbeschau beauftragt, die zum Teil noch nicht mal Deutsch sprechen (davon dann auch noch viel zu wenig) und man wundert sich dass Eiterfleisch in die Nahrungskette gelangt und im Döner nicht das drin ist was der Verbraucher erwartet.
                          In der Tiermedizin ist es nicht viel anders. Wir haben inzwischen pro Pferdepasseintrag einen zeitlichen Mehraufwand von 2 Minuten (ich habe das tatsächlich im Rahmen einer Betriebsberatung mal erfasst, das ist keine geschätzte Zahl!) weil man Mühe hat die richtigen Seiten für die Impfungen in dem 37-65-Seiten klein bedruckten Sprach-Wust aufzufinden und die Dinger auch noch so unhandlich sind, dass man sich nicht vernünftig beschreiben kann ohne eine Hilfskrake dabei zu haben, die den Plastikmüll unter Kontrolle bringt. Die aktuell aufgestellten Pässe sind bei jedem Verband (und allein in D haben wir 25 davon!) anders aufgebaut, sprich beim einen Verband fängt Abschnitt 7 ( Influenzaimpfung) auf S.34 von 60 an, beim nächsten auf Seite 26 von 37, die Trakehner haben sie auf Seite 33 von 56, bei den Friesen sind sie teils noch zusammen mit allen anderen Impfungen, ältere Hannoveranerpässe auf S.24 von 52 usw. Schon innerhalb der Zuchtverbände kursieren auf diese Art und Weise im selben Zeitraum drei bis fünf verschiedene Modelle von Pässen. Schön einheitlich ist es nur bei den FEI-Pässen (Influenza=S.26 von 35), nur nützt einem das gar nichts weil die Impfungen meistens ja im Equiden- und nicht im FEI-Pass eingetragen werden, für einen Hannoveraner Jg. 2007 z.B. auf S. 28 von 54. Prokelst Du also auch beim FEI-Pass erstmal den alten Equidenpass hinten raus und das Gewühle geht wieder los. Jetzt nimm mal an, eine Praxis impft im Jahr 1800 Pferde, der Einfachheit halber tun wir so als werden sie nur Influenza geimpft das sind schon 3200 Vorgänge, Grundimmunisierung der Einfachheit halber auch noch außen vor gelassen. Mal zwei Minuten macht das schon über 106 Stunden aus die ein Tierarzt im Jahr damit zubringt, dämlich in den neuen Equidenpässen herumzusuchen. Das sind bei Angestellten geschlagene 13 Arbeitstage pro Jahr! Dann ist aber noch nicht ein einziger AuA-Beleg ausgefüllt, ausgegeben und abgeheftet. Das kann doch alles nicht gut sein?
                          Nun musst Du Dich mit den Dingern aber ja nicht alleine zur Impfdokumentation auseinandersetzen. Du musst auch noch sicherstellen, dass die alle auch einen Nicht-Schlachtpferdeeintrag haben, sonst setzt es ja erst recht unerwünschten Papierkrieg. Das musst Du - theoretisch - jedes Mal prüfen wenn Du einen Equiden zu Gesicht bekommst und irgend ein Medikament verabreichen willst für jedes einzelne Pferd prüfen, ganz egal ob der Kunde ohne Pferd in Deiner Praxis steht und nach der Wurmkur verlangt, die sowieso nur noch die Kunden mit ordentlicher Compliance über den TA beziehen, oder ob die Hälfte der Fohlen die Dir in einem Laufstall präsentiert werden und sich nicht anfassen lassen Husten hat und aus der Nase Rotz läuft. Sprich Chip auslesen, denn Braune ohne Abzeichen gibt es viele und wenn im Bestand mehr als 25 Pferde sind kennt man nur noch die Intensivpatienten persönlich, gern werden ja auch mal Pferde vorgestellt zu denen gar kein Pferdepass da ist weil er z.B. in irgendeinem Büro 100km weg liegt oder bei der FN, beim Verband oder oder oder. Um dem Gesetz Genüge zu tun dürfte man die alle gar nicht behandeln. Den Tierarzt möchte ich mal sehen, der eine Kolik abweist weil gerade kein Pferdepass da ist. Wie sollte man das auch berufsethisch vertreten? Ich könnte das nicht. Noch wilder wird es jetzt bei Fohlen vor der Registrierung. Für die darfst Du jetzt eine Art Aktionskaskade auf Dich nehmen die dazu dienen soll, dass kein Fohlen mehr medikamentös behandelt wird, das noch nicht gekennzeichnet ist. Dem zu früh geborenen Neonaten der sowieso schon schlechte Aussichten hat, die ersten 21 Lebenstage zu überstehen sollst Du nun auch noch als erstes mal einen Transponder setzen bevor der unter antibiotischen Schutz kann, nur damit irgend ein Kontrollhansel der wahrscheinlich seit 20 Jahren kein Pferd mehr aus der Nähe gesehen hat davon überzeugt ist, dass das Frühchen nicht auf irgendeinem menschlichen Teller landen kann (wobei ja der Beweis noch aussteht, dass gekennzeichnete Pferde es schwerer haben, in die Nahrungskette zu gelangen als eine eitriger Rindernacken in die Dönermasse). Wie sagen die Toxikologen immer so schön? "Verdünnen ist alles".

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                          • schnuff
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                            Und nochmal: danke für's auf den Punkt bringen.
                        • Ramzes
                          • 15.03.2006
                          • 14701

                          #36
                          https://www.wir-sind-tierarzt.de/201...n-der-hi-tier/
                          Kareen , .. seit 2017 ist die Notfallbehandlung von ungechipten Fohlen doch nun geregelt
                          Muss man da wieder ein Fass aufmachen ?

                          Abgesehen davon , duerfte es dem Notfallpatienten Fohlen mehr oder weniger egal sein , ob es zusätzlich zu den folgenden Katheter, Spritzen etc. den Transponder Piek bekommt .
                          Und diese Transponder Dienstleistungen stehen dann auch auf der Rechnung .

                          Zuletzt geändert von Ramzes; 04.12.2019, 18:05.

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                        • Ramzes
                          • 15.03.2006
                          • 14701

                          #37
                          Komisch , Kareen , noch nie hast du dich über
                          FAKE Organic, Organic Food Fraud , sprich Betrug und Betrugsserien
                          im Bereich Bio und Oeko echauffiert .
                          Komisch , interessiert auch die allgemeine Presselandschaft nicht
                          Agitation also nur in eine Richtung ?
                          https://bio-markt.info/kurzmeldungen...ie-lizenz.html

                          Wenn Ökobauern Regeln für den Biolandbau missachten, haben sie oft nur geringe Sanktionen zu befürchten. Das gilt auch beim Putenfleisch.




                          .. . oder zum Thema Dihydrogenmonoxid
                          Zuletzt geändert von Ramzes; 04.12.2019, 20:44.

                          Kommentar

                          • Ramzes
                            • 15.03.2006
                            • 14701

                            #38
                            Zitat von Kareen Beitrag anzeigen
                            Also der Vergleich mit anderen Freiberuflern und Medizinern hinkt gewaltig. Mir ist jedenfalls gar keine Allgemeinmedizinische Praxis bekannt die Samstags geöffnet hätte. Mittwochnachmittags geschlossen ist allerdings bei uns in der Gegend auch Serie und wenn außerhalb dieser Öffnungszeiten etwas ist, kann man sehen wie man im Notdienst im Krankenhaus drankommt (oft bis zu 6 Stunden Wartezeit weil sich dort Leute mit Schnupfen hinsetzen die keine Lust haben, unter der Woche zu gehen). Bei den Zahnärzten nicht anders. Ich habe auch noch nie erlebt, dass Gerichtstermine oder irgendwelche anderen juristischen Dates außerhalb der üblichen Bürozeiten gelegen hätten und auch noch nie einen Termin beim Anwalt oder Notar bekommen oder erfragt der einen Wochenend- oder Feierabendeinsatz erfordert hätte.
                            Was den öffenltichen Dienst angeht mag ja sein, dass man dort als Arbeitnehmer bis 20 Uhr keinen Anspruch auf Zuschlag hat, dem Leistungsempfänger wird aber lt. Gebührenordnung sofort eine substanzielle Zusatzgebühr abgenommen falls irgendetwas auch nur einen Hauch nach 16 Uhr oder vor 8 Uhr anfällt. Wer schon mal versucht hat, am Wochenende eine Ausfuhrabfertigung zu bekommen weiß, dass das geht wie Zähneziehen und leider hat man da eben keine Wahl und kann nicht zum nächsten Amt weiterziehen weil eben nur das eine zuständig ist. Da werden auch gern mal drei Tage Vorlauf verlangt während man selbst bitte am Tage 12 Stunden in Bereitschaft sitzen soll weil die Damen noch nicht mal am Morgen des angemeldeten Tages wissen, wann denn nun in etwa jemand zur Abfertigung kommt. Schön auch das Föderalprinzip in Sachen Beschaffung vorgeschriebener Dokumente. So zahlte eine Kollegin in Kiel für die Namensänderung nach Heirat auf ihrer Apothekenbescheinigung nach einem einfachen Telefonanruf und Ausfüllen einer Einzelseite Fragebogen ganze 20 Euro während bei uns in Niedersachsen für exakt denselben Vorgang nicht nur mehrere Telefonate notwendig sind um überhaupt die zuständige Stelle herauszufinden, sondern auch noch zwei umfangreiche Schriftwechsel (realpostalisch!) über einen Zeitraum von mehreren Wochen hinweg und Versendung der Original-Heiratsurkunde plus 80 Euro Gebühren weil in Niedersachsen so etwas behandelt wird wie eine Neuniederlassung. Die spaßeshalber der zustänigen Stelle in Rechnung gestellten 1.5 Stunden Bürozeitaufwand wurden selbstverständlich vom Amt nicht übernommen und wurden wegen Aussichtslosigkeit storniert, ansonsten hätten wir die Sache sicher noch weitere Wochen auf dem Tisch gehabt. In anderen Ländern wird so etwas automatisch ausgeführt (Heirat ist ja beim Meldeamt aktenkundig, wird an alle Urkundenausstellenden Behörden weitergeleitet die den Namen automatisch ändern und fertig).
                            Das Thema später anfangen beißt sich in den Schwanz weil man es ja mit einem heterogenen Klientel zu tun hat, das eben nicht nur aus Menschen besteht die von 8-16 Uhr arbeiten und vorher meistens nicht zu ihrem Pferd fahren sondern auch aus Landwirten die erstmals gegen 4 Uhr morgens in den Stall gehen und nach Möglichkeit versuchen, bis abends um 17 Uhr mit den voraussehbaren Arbeiten soweit durch zu sein. Und auch das gar nicht berufstätige Klientel will bedient sein das meistens kurz vor Mittag im Stall aufschlägt wenn die Brut sicher im Kindergarten oder Schulportal verwahrt und das Thema Einkauf antizyklisch abgefrühstückt ist wenn alle anderen irgendwo zur Arbeit sind. Und zu guterletzt gibt es dann auch noch Leute die Schicht arbeiten und ggf. gar nicht anders können als vomittags vor der Spätschicht. Denen kann man ja nicht sagen: Tut mir leid, aber wenn Sie Zeit haben liegen unsere meisten Kunden leider noch im Bett, wir machen erst um 11 auf...
                            Die Tiermedizin müsste überhaupt nicht so teuer sein wenn es einen echten Wettbewerb zwischen Medikamentenherstellern gäbe. Dieser findet genau so wenig statt wie unter Textilherstellern oder warum sonst kostet eine Jeans hier bei uns stets ca. das Doppelte von dem was man in anderen Ländern für exakt dasselbe Produkt bezahlen muss? Das sind so Fragen die sich doch im Zeitalter der Globalisierung gar nicht mehr stellen dürften - wenn - alles - mit - rechten - Dingen - zuginge. Tut es aber nicht und die hohen Kosten für tierärztliche Behandlungen ausgerechnet mit dem relativ geringen Anteil zu erklären der auf Tierärztlichen Verdienst entfällt ist einigermaßen unsachlich. Die Kosten verschwinden ganz woanders, nämlich in Geräten, Medikamenten- und völlig überzogenen Maßgaben für Dokumentation und Kontrollverfahren. Die hohe Ausfallquote im Berufsstand kommt auch nicht daher, dass der Beruf an sich die Leute überfordert sondern daher, dass Spannungsfeld zwischen dem was Vorschrift ist und dem was in praxi machbar (und eben auch bezahlbar) ist ist in den vergangenen 25 Jahren einfach zu groß geworden ist. An die wirklichen Stellschrauben will aber niemand dran weil viele der Illusion aufsitzen, dass mehr Kontrollen auch mehr Sicherheit bedeute. Dem ist aber nicht so, wie schon die zahlreichen Lebensmittelskandale und skandälchen belegen die wir trotz des ausgesprochen bürokratielastigen und umfangreichen Kontrollsystems ertragen müssen. Vielmehr drängt sich der Eindruck auf, dass nurmehr diejenigen durchkommen, die findig und dickfellig genug sind, die Kontrollinstanzen zu umgehen und sich einen Kehricht um die Vorschriften kümmern. Auf jeden Fall ensteht dieser Eindruck im Lebensmittelsektor. Da werden Hilfskräfte mit Fleischbeschau beauftragt, die zum Teil noch nicht mal Deutsch sprechen (davon dann auch noch viel zu wenig) und man wundert sich dass Eiterfleisch in die Nahrungskette gelangt und im Döner nicht das drin ist was der Verbraucher erwartet.
                            In der Tiermedizin ist es nicht viel anders. Wir haben inzwischen pro Pferdepasseintrag einen zeitlichen Mehraufwand von 2 Minuten (ich habe das tatsächlich im Rahmen einer Betriebsberatung mal erfasst, das ist keine geschätzte Zahl!) weil man Mühe hat die richtigen Seiten für die Impfungen in dem 37-65-Seiten klein bedruckten Sprach-Wust aufzufinden und die Dinger auch noch so unhandlich sind, dass man sich nicht vernünftig beschreiben kann ohne eine Hilfskrake dabei zu haben, die den Plastikmüll unter Kontrolle bringt. Die aktuell aufgestellten Pässe sind bei jedem Verband (und allein in D haben wir 25 davon!) anders aufgebaut, sprich beim einen Verband fängt Abschnitt 7 ( Influenzaimpfung) auf S.34 von 60 an, beim nächsten auf Seite 26 von 37, die Trakehner haben sie auf Seite 33 von 56, bei den Friesen sind sie teils noch zusammen mit allen anderen Impfungen, ältere Hannoveranerpässe auf S.24 von 52 usw. Schon innerhalb der Zuchtverbände kursieren auf diese Art und Weise im selben Zeitraum drei bis fünf verschiedene Modelle von Pässen. Schön einheitlich ist es nur bei den FEI-Pässen (Influenza=S.26 von 35), nur nützt einem das gar nichts weil die Impfungen meistens ja im Equiden- und nicht im FEI-Pass eingetragen werden, für einen Hannoveraner Jg. 2007 z.B. auf S. 28 von 54. Prokelst Du also auch beim FEI-Pass erstmal den alten Equidenpass hinten raus und das Gewühle geht wieder los. Jetzt nimm mal an, eine Praxis impft im Jahr 1800 Pferde, der Einfachheit halber tun wir so als werden sie nur Influenza geimpft das sind schon 3200 Vorgänge, Grundimmunisierung der Einfachheit halber auch noch außen vor gelassen. Mal zwei Minuten macht das schon über 106 Stunden aus die ein Tierarzt im Jahr damit zubringt, dämlich in den neuen Equidenpässen herumzusuchen. Das sind bei Angestellten geschlagene 13 Arbeitstage pro Jahr! Dann ist aber noch nicht ein einziger AuA-Beleg ausgefüllt, ausgegeben und abgeheftet. Das kann doch alles nicht gut sein?
                            Nun musst Du Dich mit den Dingern aber ja nicht alleine zur Impfdokumentation auseinandersetzen. Du musst auch noch sicherstellen, dass die alle auch einen Nicht-Schlachtpferdeeintrag haben, sonst setzt es ja erst recht unerwünschten Papierkrieg. Das musst Du - theoretisch - jedes Mal prüfen wenn Du einen Equiden zu Gesicht bekommst und irgend ein Medikament verabreichen willst für jedes einzelne Pferd prüfen, ganz egal ob der Kunde ohne Pferd in Deiner Praxis steht und nach der Wurmkur verlangt, die sowieso nur noch die Kunden mit ordentlicher Compliance über den TA beziehen, oder ob die Hälfte der Fohlen die Dir in einem Laufstall präsentiert werden und sich nicht anfassen lassen Husten hat und aus der Nase Rotz läuft. Sprich Chip auslesen, denn Braune ohne Abzeichen gibt es viele und wenn im Bestand mehr als 25 Pferde sind kennt man nur noch die Intensivpatienten persönlich, gern werden ja auch mal Pferde vorgestellt zu denen gar kein Pferdepass da ist weil er z.B. in irgendeinem Büro 100km weg liegt oder bei der FN, beim Verband oder oder oder. Um dem Gesetz Genüge zu tun dürfte man die alle gar nicht behandeln. Den Tierarzt möchte ich mal sehen, der eine Kolik abweist weil gerade kein Pferdepass da ist. Wie sollte man das auch berufsethisch vertreten? Ich könnte das nicht. Noch wilder wird es jetzt bei Fohlen vor der Registrierung. Für die darfst Du jetzt eine Art Aktionskaskade auf Dich nehmen die dazu dienen soll, dass kein Fohlen mehr medikamentös behandelt wird, das noch nicht gekennzeichnet ist. Dem zu früh geborenen Neonaten der sowieso schon schlechte Aussichten hat, die ersten 21 Lebenstage zu überstehen sollst Du nun auch noch als erstes mal einen Transponder setzen bevor der unter antibiotischen Schutz kann, nur damit irgend ein Kontrollhansel der wahrscheinlich seit 20 Jahren kein Pferd mehr aus der Nähe gesehen hat davon überzeugt ist, dass das Frühchen nicht auf irgendeinem menschlichen Teller landen kann (wobei ja der Beweis noch aussteht, dass gekennzeichnete Pferde es schwerer haben, in die Nahrungskette zu gelangen als eine eitriger Rindernacken in die Dönermasse). Wie sagen die Toxikologen immer so schön? "Verdünnen ist alles".
                            Also ging es eigentlich nur um das Lancieren von was eigentlich ?
                            Eiter verdünnen ???

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                            • CanCan
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                              • 01.05.2018
                              • 187

                              #39
                              Zitat von Kareen Beitrag anzeigen
                              Also der Vergleich mit anderen Freiberuflern und Medizinern hinkt gewaltig. ... und auch noch nie einen Termin beim Anwalt oder Notar bekommen oder erfragt der einen Wochenend- oder Feierabendeinsatz erfordert hätte...
                              Also, richtig ist hierbei, dass ein Kunde zwecks Besprechung des Falles zu regelmäßigen Bürozeiten erscheint. In der Regel werden allerdings die anzufertigenden Schriftstücke nach den Bürozeiten angefertigt, weil beides zusammen ---also gleichzeitig Gespräch mit Kunde und Schriftstück schreiben---- nicht machbar ist.
                              Bei Humanmedizinern kann sofort, während der Behandlungsvorstelligkeit, alles besprochen werden, bzw. weitergeleitet werden an Helferinnen oder andere Beteiligte. Der Arzt kann nach 10 Min. gleich zum nächsten Kunden übergehen. Während der Vorstelligkeit werden die Daten sofort in den PC eingepflegt, da die Rechnungsstellung i.d.R. von externen Abrechnungsstellen angefertigt werden. Der Kunde holt sich die sofort verordneten Dinge mit einem Rezept selbst in der Apo ab.

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