Deutschland vs. Belgien oder Springwunder vs. Exterieurkorrektheit

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  • Cordalmé
    • 24.09.2012
    • 1878

    Deutschland vs. Belgien oder Springwunder vs. Exterieurkorrektheit

    In diesem Thread soll es vor allem um die unterschiedliche Ausrichtung der Zucht, also der Zucht- Philosophie gehen. Die Einzelgenetik, sprich die eingesetzten Hengste spielen hierbei eine untergeordnete Rolle.

    Seit kurzem steht uns Züchtern, mit dem Horsetelex Ranking ein weiteres Analyse Tool zur Verfügung, welches durchaus interessante Rückschlüsse zur Interpretation zulässt. Im Gegensatz zum bekannten WBFSH Ranking, welches sich nur auf die besten 6 Pferde eines Verbandes fokussiert, ist das IPV/ISV Verfahren von Horsetelex deutlich breiter aufgestellt. Fallstricke gibt aber auch hier und so ist hier der ein oder andere Blick in die Tiefe notwendig.

    Beim Ranking 1,60 m Springen, werden mindestens 50 Pferde auf dem Niveau benötigt. Zur Berechnung fließen aber alle aktiven Pferde eines jeden Verbandes auf diesem Level ein. Erlangte Punkte werden durch die Anzahl der aktiven Pferde dividiert und bilden somit einen Durchschnittswert pro Population. Je höher der Durchschnittswert, desto höher die Platzierung im Verbänderanking.

    Das hat zur Folge, daß kleine Verbände mit prozentualen Bedeckungen mit größeren Verbänden besser verglichen werden können. In allen Verbänden finden sich Pferde mit teilweise nur einem einzigen Start mit Platzierung auf 1,60m Level und Pferde mit regelmäßigen Platzierungen. Auch hier wird ein Durchschnittswert (Starts/Punkte) ermittelt. Dadurch kann ein Pferd mit nur einem Start und Top- Platzierung einen höheren Durchschnitt haben, als ein Pferd, welches regelmäßig auf diesem Niveau unterwegs ist.

    Doch wie gesagt- das betrifft auch alle Verbände. Keine Berücksichtigung findet statt zu typischen Hallen- oder Freiland- Spezialisten unter den Pferden und Pferden die auf ein bestimmtes Event, wie zum Beispiel WM nur schonend eingesetzt werden. Dies spielt bei der dynamischen also gleitenden Berechnung eine nicht unerhebliche Rolle.

    Interessanter Weise finden sich im benannten Ranking gleich 3 !!! Belgische Verbände/Stutbuch in den Top 5...

    Das wirft die oben genannte Frage auf "Belgien vs. Deutschland"
    Konzentrieren wir uns zu sehr in der Selektion auf Exterieur und zu wenig am Sport?

    Natürlich folgt die Funktion einzelner Körperbereiche einem "gedachtem Ideal des Exterieurs" und steigert "theoretisch" auch die Haltbarkeit. Ich schreibe mit Absicht "theoretisch", denn letztlich ist der größte Killer in Sachen Haltbarkeit immer noch die Reitweise des Reiters.
    Hierbei scheint mir wahrscheinlicher, das ein auf Spitzensport ausgerichtetes Zuchtprodukt auch zu einer höheren Wahrscheinlichkeit in "bessere" Hände gelangt und damit auch weniger anatomisch "fehlerhaft" belastet wird.

    Bisweilen scheinen deutsche Züchter recht arrogant mit ihrem Blick nach Belgien zu sein und dies vor allem wegen Exterieur- Problemen...

    Aber

    Wer bis 1,60m kommt, scheint kein Haltbarkeitsproblem trotz schlechterem Exterieur zu haben.

    Die ganze Geschichte hat auch in sofern aus meiner Sicht Markt- Relevanz, weil fasst jeder Züchter bestrebt ist, sein Zuchtprodukt zum frühst möglichen Gewinnzeitpunkt zu veräußern. Während hier zu Lande die Fohlenverkäufe doch stark rückläufig waren, ist man bei unseren Nachbarn bereits mit Embryo- Auktionen recht erfolgreich.

    Ferner gibt es kein Land der Welt, welches derartig hohe Zahlen von Junghengstennutzung aufzuweisen hat, wie Deutschland. In Belgien nutzt man vorrangig Sporthengste die international erfolgreich sind.
    Viele belgische Züchter verfahren nach dem Motto "alte vererbungssichere Stuten zum Junghengst und die jüngeren Stuten zu Sporthengsten- dann habe alle was davon und bringt die Zucht auch weiter"

    Es darf gern hitzig diskutiert werden.



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  • Benny
    • 25.01.2011
    • 1673

    #2
    Ich denke, dein Beitrag ist ziemlich Schwarz/weis gestrickt. Es ist ja nun beileibe nicht so, dass in Deutschland die ultrakorrekten Nichtskönner gezüchtet werden und in Belgien die Überflieger, die sich keiner anschauen kann/will, weil zu verbaut. Horsetelex ist eine sehr schöne Sache, vorallem wenn man mal nachschaut, wie viele Nachkommen es von bestimmten erfolgreichen Hengsten/Stuten gibt, die keine Turniererfolge haben. Fazit: Auch in Belgien wird nur mit Wasser gekocht. Im Gegenzug sehe ich auch in D reichlichst Pferde mit zum Teil gravierenden Exterieurproblemen. Der Hengst alleine (und nur dort haben irgendwelche Kommissionen eine Handhabe) bringt es auch nicht. Zur Zucht gehören die Stuten nunmal dazu. In Belgien ist es das Ziel, Springpferde für den gehobenen Sektor zu züchten und diese international zu vermarkten. In Deutschland bekommst du für jede Reit-,Fahr-, Zucht- oder Führrichtung (früher gingen die Leute mit Hunden spazieren, heute haben sie dafür ein Pferd) das passende , im Land gezüchtete, Pferd. Ich glaube auch nicht, dass die Zucht von Pferden in Belgien kostendeckender ist als in Deutschland. Das Geschäft machen in Belgien nur einige wenige. Auf der belgischen Körung gibt es erstklassig gezogene und springende Hengste zu Preisen, dafür kaufen in D die Besitzer ihre ungekörten Mukkels selber zurück.
    Mein Fazit: Springpferde die über 1,60m laufen sind das persönliche Highligt eines jeden sportambitionierten Züchters, müssen aber aus betriebswirtschaftlicher Sicht nicht immer die beste Lösung sein.

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    • Cordalmé
      • 24.09.2012
      • 1878

      #3
      @Benny: in deinem Satz "Zur Zucht gehören nun mal die Stuten dazu" liegt aus meiner Sicht der Schlüssel dieser oben abgebildeten Statistik. Wenn man sich siehe Hannoveraner über Jahrzehnte mehr und mehr bei der Zucht- Philosophie vom Spitzensport Sport entfernt- hin zu immer schnelleren Generationenwechsel, wird die daraus resultierende "neue Stutenbasis" mit der das auch wieder betrieben wird nicht besser, sondern schlechter. Man tut ja aus dem Betrachtungswinkel auch den Junghengsten keinen gefallen in Sachen Vererbung, da deren Söhne ja in der Masse durch dieses Prinzip auch nicht besser werden. Das ist auch der Grund warum in der Statistik lediglich 75 !!! Hannoveraner auftauchen. Setzt man Bedeckungszahlen SBS und Hannoveraner hier ins Verhältnis, ist das ein besorgniserregend Wert.
      Bei den Holsteinern sind zwar 207 aktive Pferde letztes Jahr auf dem Level gewesen aber offensichtlich sind sie nicht so erfolgreich gewesen, wie man subjektiv vielleicht gedacht hätte.
      Beim WBFSH RANKING tauchen 3 Casall Kinder und der Vater selbst unter den 6 besten Pferden auf. Auch das ein absolutes Alarmsignal wie ich finde.
      Natürlich gebe ich deinem Schluss- Fazit recht- aber...In einem global zu betrachtem Pferdemarkt für den Sport, werden wir weiter an Boden verlieren, wenn wir nix ändern.
      Ohne Erfolge in der "Champions League" des Springsportes, wird auch das Interesse an der Kategorie darunter international sinken und zu weiteren finanziellen Einschnitten bei den Züchtern führen.
      Schon jetzt setzen zahlreiche deutsche Reiter auf Belgier.



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      • Benny
        • 25.01.2011
        • 1673

        #4
        Das sehe ich nicht ganz so dramatisch. Am Ende kauft der Kunde das Pferd und nicht das Stutbuch. Spitzenpferde werden auch weiterhin ihre Abnehmer finden, egal welches Studbuch dahinter steht. Dass die 6 Pferde Berechnung des WBSFH nur Augenwischerei ist, habe ich ja schon öfter zum Ausdruck gebracht. In Holstein ist es Casall, in Westfalen Cornet. Wenn man sich im WBFSH Stutbuchranking die Punkte der ersten 6 Pferde angeschaut, war oft eine überragende Nummer 1 das Entscheidende für die Platzierung. Ich denke, jeder Züchter muss seinen Weg finden, seine Zuchtprodukte zu vermarkten. Auch wenn es sonst vernünftig ist, über den Tellerrand hinwegzuschauen, muss man (betriebswirtschaftlich gesehen) die Zucht von Spitzenspringpferden nicht zu hoch hängen. Der Weg ist weit und das Risiko, dass irgendwas dazwischenkommt, ist groß.

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        • schnuff
          • 09.08.2010
          • 4293

          #5
          ich sehe da durchaus ähnliche Ansätze wie cordalme, irgendwie entwickeln wir uns insgesamt rückwärts. Das fiel mir spontan bei bennys Satz: Führpferde... ein.
          Schließlich haben wir auch in der Ausbildung der Pferdewirte eine "Rolle Rückwärts" gemacht.
          Ja, schlagt mich! Nennt es von mir aus Spezialisierung.
          Aber die Ausbildungsrichtung Service und Pflege, sagt das in etwa für mich aus.
          Hochspezialisierte Tüddel und Ausmistkräfte.
          Reiten muss man nicht zwingend können, bösartig gesagt. Ausgerichtet auf die Pferdezucht kann man (nee, ich sage das) das getrost erweitern

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          • CoFan
            • 02.03.2008
            • 15252

            #6
            Hmmm, diese Statistik sagt doch aber auch: KWPN hat die meisten Pferde in der 160er Klasse. Der relativ kleine Holsteiner-Verband hat auch über 200. Die Westfalen und SBS haben nicht so viele, die scheinen aber besser beritten oder aktiver im Sinne von mehr im Einsatz zu sein.



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            • Cordalmé
              • 24.09.2012
              • 1878

              #7
              @CoFan: jedes einzelne Pferd (unabhängig vom Verband) wird ins Verhältnis Starts zu Erfolg gesetzt. Diese Durchschnittswerte werden summiert und durch die gesamte Anzahl der Pferde auf dem Niveau pro Verband gesetzt. So begradigt man auch innerhalb einer Population die Leistungsspitzen zum Rest.
              Ableitend kann man da rein interpretieren, das zwar die Holländer die meisten Pferde im 1,60m Springen haben aber die Wahrscheinlichkeit von Siegen und Platzierungen niedriger sind.
              Wäre ich von der Zuchtleitung von den Hannoveranern, würden bei mir alle Alarmglocken läuten. Da ja in der oben abgebildeten Statistik alle Jahrgänge (die auf dem Level laufen dürfen) einfließen, sind 75 !!! Pferde ein hundsmieserabler Wert, weil man ja hier locker die Springfohlen von 5- 8 Jahren nehmen kann...Also theoretisch von 2008 minus 8 Jahre...Keine Ahnung wieviele Springfohlen in diesem Zeitraum gefallen sind.



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              • Cordalmé
                • 24.09.2012
                • 1878

                #8

                statistische Auswertung "Gruppe 1"
                also Springen 1,50m ; 1,55m und 1,60m

                sieht für uns nicht besser aus



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                • Cordalmé
                  • 24.09.2012
                  • 1878

                  #9
                  Gruppe 2
                  1,40m und 1,45m Springen




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                  • Cordalmé
                    • 24.09.2012
                    • 1878

                    #10
                    Gruppe 3
                    Springen der Klasse 1,30m und 1,35m




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                    • Cordalmé
                      • 24.09.2012
                      • 1878

                      #11
                      Natürlich gibt es in den Gruppe 3 und 2 und 1 sicher Doppelregistrierung einiger Pferde...In der Masse allerdings lässt sich denke ich gut ableiten, fürs BuCha reicht es- als Zuchtziel- für Lanakan aber schon nicht mehr und ganz oben kommt im Verhältnis zur gesamten Anzahl der deutschen Springpferdezucht deutlich zu wenig an.
                      Natürlich ist für den Einzelzüchter ein Bucha- Teilnehmer unter Umständen ein riesen Erfolg...Das will ich gar nicht in Abrede stellen...Aber in Summe ist das international zu wenig um auch zukünftig eine Rolle zu spielen...Das BESSERE ist immer der Tod des Guten.



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                      • CoFan
                        • 02.03.2008
                        • 15252

                        #12
                        Zitat von Cordalmé Beitrag anzeigen
                        @CoFan: jedes einzelne Pferd (unabhängig vom Verband) wird ins Verhältnis Starts zu Erfolg gesetzt. Diese Durchschnittswerte werden summiert und durch die gesamte Anzahl der Pferde auf dem Niveau pro Verband gesetzt. So begradigt man auch innerhalb einer Population die Leistungsspitzen zum Rest.
                        Ableitend kann man da rein interpretieren, das zwar die Holländer die meisten Pferde im 1,60m Springen haben aber die Wahrscheinlichkeit von Siegen und Platzierungen niedriger sind.
                        Wäre ich von der Zuchtleitung von den Hannoveranern, würden bei mir alle Alarmglocken läuten. Da ja in der oben abgebildeten Statistik alle Jahrgänge (die auf dem Level laufen dürfen) einfließen, sind 75 !!! Pferde ein hundsmieserabler Wert, weil man ja hier locker die Springfohlen von 5- 8 Jahren nehmen kann...Also theoretisch von 2008 minus 8 Jahre...Keine Ahnung wieviele Springfohlen in diesem Zeitraum gefallen sind.



                        https://www.facebook.com/Hannoverane...7270104109566/
                        Aber gerade in der 160er Klasse macht die Qualität des Beritts sehr viel aus, was die Wahrscheinlichkeit auf Platzierungen und Siege anbelangt. Ich würde das nicht als Rückschluss auf die Qualität der Pferde ziehen. In niedrigeren Klassen wird das meiner Meinung nach aufgrund der größeren Zahlen eher ausgemittelt.

                        Werden dort eigentlich die Pferde eindeutig einer Gruppe zugeordnet? edit: Schon beantwortet ;-)

                        Was die Hannoveraner anbelangt ist das doch wirklich keine Neuigkeit mehr, dass sie im Springen massiv abgefallen sind.

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                        • CoFan
                          • 02.03.2008
                          • 15252

                          #13
                          Aber Deine Rückschlüsse auf Exterieur und Bundeschampionats-Teilnehmer finde ich in diesen Zahlen ehrlich gesagt nicht begründet. Wie leitest Du das ab?

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                          • Cordalmé
                            • 24.09.2012
                            • 1878

                            #14
                            @CoFan: die Formulierung ist ein wenig ein Seitenhieb für einige hier gedacht, die im Bezug auf die Erfolge der Belgier mit der fehlenden Korrektheit um die Ecke kamen.
                            Zu deiner anderen Aussage...Klar ist es wahrscheinlich, das die 1,60m springenden Pferde auch in den dazu richtigen Händen sind...Aber umgekehrt kann man auch feststellen, daß Reiter die auf dem Level unterwegs sind, sich nicht mit der Masse der zur Verfügung stehenden Genetik eindecken würden...Das eine hat das andere ja zwangsläufig zur Folge...Ein Pferd was "nur" M** drin hat, wird auch unter Ahlmann nicht 4**** gehen.



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                            • CoFan
                              • 02.03.2008
                              • 15252

                              #15
                              Zitat von Cordalmé Beitrag anzeigen
                              @CoFan: die Formulierung ist ein wenig ein Seitenhieb für einige hier gedacht, die im Bezug auf die Erfolge der Belgier mit der fehlenden Korrektheit um die Ecke kamen.
                              Zu deiner anderen Aussage...Klar ist es wahrscheinlich, das die 1,60m springenden Pferde auch in den dazu richtigen Händen sind...Aber umgekehrt kann man auch feststellen, daß Reiter die auf dem Level unterwegs sind, sich nicht mit der Masse der zur Verfügung stehenden Genetik eindecken würden...Das eine hat das andere ja zwangsläufig zur Folge...Ein Pferd was "nur" M** drin hat, wird auch unter Ahlmann nicht 4**** gehen.



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                              Seitenhiebe mit Statistiken zu verbinden ist halt doch gewagt ^^

                              Ich glaube ehrlich gesagt nicht, dass die Kauf-Selektion der Gruppe 1 Reiter über den Brand geschieht. Das ist mit ziemlicher Sicherheit eine genaue Einzelfallprüfung der Fähigkeiten des Pferdes.
                              Und auch in der Gesamtheit der 160fähigen Reiter gibt es noch große Qualitätsunterschiede. Es ist schon ein Unterschied ob ein talentiertes Pferd z.B. im Stall Beerbaum läuft (da bleiben einige der richtig Guten auch dank vorhandenem Sponsor) oder etwa an ein "reiches Töchterchen" verkauft wird, die zwar Geld hat, aber nur "mit reitet".

                              Natürlich werden sich auf Jungpferdeauktionen der erfolgreichen Zuchtverbände mehr potentielle Interessenten tummeln als auf denen der nicht erfolgreichen Zuchtverbände. Aber nicht alle top Pferde sind jemals über Auktionen gelaufen, da gibt es parallel noch einen Markt, der unabhängig von den Zuchtverbänden und dem Brand eines Pferdes funktioniert. An den aber der Otto-Normal-Züchter normalerweise gar nicht rankommt.


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                              • Cordalmé
                                • 24.09.2012
                                • 1878

                                #16
                                Zitat von CoFan Beitrag anzeigen
                                Ich glaube ehrlich gesagt nicht, dass die Kauf-Selektion der Gruppe 1 Reiter über den Brand geschieht. Das ist mit ziemlicher Sicherheit eine genaue Einzelfallprüfung der Fähigkeiten des Pferdes.
                                Absolut richtig aber letztendlich weiß ich als potentieller Käufer für diese Kategorie von Pferden entweder selber, bei welchem Verband es am wahrscheinlichsten ist, ein solches Pferd zu finden...Oder ich habe die von dir ebenso erwähnten Kaufberater die noch besser wissen, wo diese Pferde zu finden sind. Interessanter Weise, wenn ich mich mit meinen belgischen Züchtern, mit denen ich in Kontakt stehe unterhalte, haben die auch deutlich weniger Mühe gute Pferde ab Hof direkt an gute Sport Reiter zu verkaufen...hierbei würde mich als Züchter doch auch nicht die Bohne interessieren, ob Beerbaum oder das Töchterlein eines besser gestellten Papa´sbei mir kaufen.

                                Zitat von CoFan Beitrag anzeigen
                                Natürlich werden sich auf Jungpferdeauktionen der erfolgreichen Zuchtverbände mehr potentielle Interessenten tummeln als auf denen der nicht erfolgreichen Zuchtverbände. Aber nicht alle top Pferde sind jemals über Auktionen gelaufen, da gibt es parallel noch einen Markt, der unabhängig von den Zuchtverbänden und dem Brand eines Pferdes funktioniert. An den aber der Otto-Normal-Züchter normalerweise gar nicht ran kommt.
                                genau da liegt die Gretchen- Frage: die überwiegende Mehrheit möchte so früh wie nur irgend möglich seine Zuchtprodukte, möglichst gewinnbringend veräußern. Klappt das nicht im Fohlenalter, dann nach dem anreiten...klappt das nicht, dann nach den ersten Springpferdeprüfungen...klappt das nicht, dann hoffentlich auf dem Weg zur Qualifizierung für´s Bucha...auf diesem Weg hat div. Züchter das Kostenmonster längst eingeholt. Wie man aus der Statistik ablesen kann, wird der nächste Schritt im Sport für die Meisten Pferde nicht mehr machbar...das ist der Stand den wir heute haben...daraus resultiert ein Überangebot an qualitativ anständigen Pferden auf bis zu M** Niveau- Angebot- Nachfrage- Überangebot- geringes Preisniveau...Punkt
                                die logische Konsequenz hast du ja bereits selber geschrieben- unsere Märkte verlieren an die Konkurrenz, genau die Käuferschicht, die viel Geld bezahlt.

                                Hier haben mehrere Verbände bereits den Kontakt zu dieser Käuferschicht verloren und erst den Markt der Zwischenhändler erst stark gemacht...vor allem die internationale Käuferschicht, die die Toppferde aus dem Fernseher kennen, werden mehr und mehr abwandern.

                                Parallel wird es ja logischerweise schwerer, das Ruder rumzureißen und wieder sportorientierter zu züchten, weil irgendwann schlicht die Stutenbasis dazu fehlt, die das überhaupt möglich machen würde.

                                Das Ausland hat auch schon längst verstanden, das sich der Markt vom jetzig vorhandenen Hengtsmarkt, hin zum Stutenmarkt bewegt. Man sollte mal recherchieren, wie viele ehemaligen Top-Sportstuten bereits in ausländischen Besitz sind und über ET in der Zucht sind.

                                Zitat von CoFan Beitrag anzeigen
                                ...Und auch in der Gesamtheit der 160fähigen Reiter gibt es noch große Qualitätsunterschiede. Es ist schon ein Unterschied ob ein talentiertes Pferd z.B. im Stall Beerbaum läuft (da bleiben einige der richtig Guten auch dank vorhandenem Sponsor) oder etwa an ein "reiches Töchterchen" verkauft wird, die zwar Geld hat, aber nur "mit reitet".
                                das betrifft ja in dieser Statistik auch wieder alle Verbände...NOCH !!!...die Tendenz ist hierbei entscheidend...wenn die Top- Reiter zukünftig eher in Belgien kaufen, wird das zu einem statistischen Ungleichgewicht führen und damit den Abstand zu anderen Verbänden perspektivisch sogar noch vergrößern. Was das für das Preisgefüge hierzulande bedeuten würde, kann sich Jeder ausmalen-oder?

                                auch wenn die Verbände nicht Müde werden, zu betonen, das die Zucht die ganze Bandbreite abdecken soll und muss- was ja richtig ist- aber eben nur auf Dauer wirtschaftlich funktionieren kann, wenn man eben auch Aushängeschilder im Spitzensport hat- denn auch dieser Teil gehört zur "ganzen Bandbreite" und darf überhaupt nicht fehlen...

                                genau hier scheinen sowohl viel Züchter als auch Verbände bereits kapituliert zu haben.

                                Das führt zwangsläufig früher oder später, zu oben benanntem Szenario.

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                                • CoFan
                                  • 02.03.2008
                                  • 15252

                                  #17
                                  Ich habe nicht geschrieben, dass unsere Märkte in ihrer Gesamtheit an die Konkurrenz verlieren. Die Jungpferdeauktionen sind nur ein Teil des Marktes, insbesondere wenn es um die internationalen Spitzen geht. Gibt es da überhaupt einen gesicherten Zusammenhang in Form von: Spitze in der Auktion später Spitze im Sport Dressur/Springen?

                                  Das reiche Töchterlein wird aber im Schnitt weniger Platzierungen und Siege einfahren als ein Profi aus dem Hause Beerbaum und damit die Statistik beeinflussen. Mit ihr startet das 160er Potential-Pferd vielleicht sogar nur erfolgreich in Gruppe 2, in Gruppe 1 ist sie vielleicht nur Zählkandidatin. Ich bezweifle, dass die Grundmenge der Gruppe 1 Zahlen so groß ist, dass die Qualität des "Piloten" im statistischen Rauschen untergeht. Deshalb interpretiere ich die Platzierungen in diesem Ranking anders als Du. Natürlich sind sie aber insgesamt belastbarer als das WBFSH Ranking mit den top 6 Pferden.

                                  Dass ein Verkäufer das alles noch einmal anders beurteilt, weil für ihn Prio hat, dass das Pferd entsprechend verkauft ist, steht ja auf einem ganz anderen Blatt.

                                  die überwiegende Mehrheit möchte so früh wie nur irgend möglich seine Zuchtprodukte, möglichst gewinnbringend veräußern. Klappt das nicht im Fohlenalter, dann nach dem anreiten...klappt das nicht, dann nach den ersten Springpferdeprüfungen...klappt das nicht, dann hoffentlich auf dem Weg zur Qualifizierung für´s Bucha...auf diesem Weg hat div. Züchter das Kostenmonster längst eingeholt. Wie man aus der Statistik ablesen kann, wird der nächste Schritt im Sport für die Meisten Pferde nicht mehr machbar...
                                  Wie liest Du denn DAS aus dieser Statistik? Ich finde in dem Zahlenmaterial keine logische Verbindung zum BuCha oder überhaupt zu Springpferdeprüfungen.

                                  Deine These, dass der Mittelbau-Absatz nur funktioniert, wenn man auch in der Gruppe 1 Spitze präsent ist, überzeugt mich für den Reitsport nicht. Dazu ist er besonders in der Mitte viel zu kleinteilig und regional, was ja auch oft zu den Absatzproblemen von Züchtern führt, die nicht in den Kernzuchtgebieten (=mehr Pferdesport) lokalisiert oder gut in den Markt vernetzt sind.

                                  Kommentar

                                  • Cordalmé
                                    • 24.09.2012
                                    • 1878

                                    #18
                                    Zitat von CoFan Beitrag anzeigen
                                    Ich habe nicht geschrieben, dass unsere Märkte in ihrer Gesamtheit an die Konkurrenz verlieren. Die Jungpferdeauktionen sind nur ein Teil des Marktes, insbesondere wenn es um die internationalen Spitzen geht. Gibt es da überhaupt einen gesicherten Zusammenhang in Form von: Spitze in der Auktion später Spitze im Sport Dressur/Springen?
                                    JEDER Preis in JEDEM Markt, stellt die Wahrscheinlichkeit des zukünftigen Erfolges dar- bei uns die genetische Wahrscheinlichkeit auf Erfolge bis hin zu Gruppe 1 !!!

                                    Hier steht außer Frage, das diverse Hengste als Vererber von vornherein ungeeignet sind, um eine hohe Wahrscheinlichkeit von Nachkommen für Gruppe 1 zu stellen.
                                    Wenn ich mir dann anschaue was für eine große Anzahl an Nachkommen in einzelnen Verbänden von genau solchen Hengsten fallen, muss ich mich als Verband perspektivisch nicht wundern, wenn meine Gesamtstatistik schlecher wird...oder wie aktuell in der Statistik zu interpretieren was für Fehler in der Vergangenheit gemacht wurden und wer es besser gemacht hat.
                                    Gerade der Zusammenhang Belgien vs. Hannoveraner ist ja geschichtlich gesehen extrem interessant, da ja zum Großteil die gleiche Basis...
                                    Finde den Fehler...

                                    Daraus folgt, das div. Züchter und Verbände das Bucha zum maximalen Focus ihrer züchterischen Überlegungen gesetzt haben- für danach kommt fasst nix mehr...

                                    Zitat von CoFan Beitrag anzeigen
                                    Wie liest Du denn DAS aus dieser Statistik? Ich finde in dem Zahlenmaterial keine logische Verbindung zum BuCha oder überhaupt zu Springpferdeprüfungen.
                                    und genau das sieht man sehr deutlich an den abstürzenden Anzahl der aktiven Pferde...das es nach oben weniger werden ist logisch und natürlich...doch manche stürzen hier sehr deutlich ab. Im Großen Sport spielen z.B. Manier u.s.w. eine untergeordnete Rolle...da haben ganz andere Attribute eine weitaus höheren Stellenwert.

                                    Zitat von CoFan Beitrag anzeigen
                                    Deine These, dass der Mittelbau-Absatz nur funktioniert, wenn man auch in der Gruppe 1 Spitze präsent ist, überzeugt mich für den Reitsport nicht. Dazu ist er besonders in der Mitte viel zu kleinteilig und regional, was ja auch oft zu den Absatzproblemen von Züchtern führt, die nicht in den Kernzuchtgebieten (=mehr Pferdesport) lokalisiert oder gut in den Markt vernetzt sind.
                                    Der Pferdemarkt ist längst global zu betrachten- regional bekomme ich auch hier in Sachsen ein Pferd das es Wert ist und was die Qualität dafür hat, für 250 000 Euro verkauft...denn ausschlaggebend ist ausschließlich die Qualität des Pferdes...ein Addidas Schuh wird überall mehr bezahlt, als ein Victory Schuh...um mal keine Hengstnamen in die Runde zu werfen.

                                    im mitteleren Preis- Segment finde ich in jeder Region etwas und durch das vorhandene Überangebot, leistet sich der Kaufinteressent auch bei seiner Beschreibung den Luxus "PLZ bis max. 200km Umkreis"...das in Mecklenburg die Anzahl der möglichen Käuferanzahl geringer ist, als in Westfalen ist ebenfalls logisch...
                                    All das weiß ich als Züchter aber auch vorher und kann keine Ausrede sein.
                                    ...und für sein Netzwerk, ist jeder selber verantwortlich...
                                    .


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                                    • schnuff
                                      • 09.08.2010
                                      • 4293

                                      #20
                                      eine Menge Lesefutter, ich denke aber, dass passt ganz gut zu dem von Dir besprochenen Thema, cordalme
                                      Die Gedanken dazu sind nicht neu, nur zeitweilig ein wenig verdrängt, weil es immer wieder andere Prioritäten jedes einzelnen gibt...

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