Inzestzucht - was ist davon zu halten?

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  • Ginella NB

    Inzestzucht - was ist davon zu halten?

    Ein Züchter aus meinem Nachbarort (aus dem Trakehnerlager) hat letztes Jahr doch tatsächlich zwei seiner Stuten wieder mit deren eigenem Vater gedeckt.

    Was haltet ihr davon?
    Inzucht gut und schön - aber direkten Inzest finde ich persönlich dann doch etwas pervers.....


    Die Fohlen wurden vom Zuchtverband allerdings als besonders qualitätvoll herausgestellt.
  • verhuelsdonk
    • 08.06.2007
    • 806

    #2
    eine in der tierzucht allgemein anerkannte methode, gegen die grundsätzlich nichts spricht, WENN man die möglichen negativen Auswirkungen (eben auch verstärkung der negativen eigenschaften) bedenkt.

    und in der natur ist das eh usus

    T.

    Kommentar


    • #3
      verhuelsdonk, die Aussage ist aber nur teilweise richtig. Ja, natürlich kommt so etwas in der Natur vor. Und es schadet auch nicht, denn jeder inzuchtgeschädigte Nachkomme wird im Nullkommanichts durch irgendeinen Selektionsfaktor eliminiert. So bleiben höchstens positive Faktoren der Inzucht erhalten, sprich: für den gegebenen Lebensraum vorteilhafte Gene setzen sich schneller durch. Das führt allerdings zu einer verminderten Anpassungsfähigkeit an neue Umweltbedingungen - kann im Falle einer erneuten Eiszeit oder der Einwanderung eines vorher nicht dagewesenen Raubtieres fatal sein.

      Aus diesem Grund gibt es bei fast allen Tierarten Mechanismen die helfen, starke Inzucht zu vermeiden. Klassisches Beispiel ist die Auswanderung männlicher Jungtiere - das passiert auch bei Pferden.

      Nun ist aber die Selektion durch den Menschen lange nicht so konsequent wie "draußen", d. h. (für uns) verborgene Schwächen z. B. am Bewegungsapparat oder im Bereich Stoffwechsel setzen sich auch schneller durch. Ein Wolfsrudel kriegt aber jedes Tier, das nur minimal weniger fit ist als der Rest der Population.

      Deshalb möchte ich die Aussage "das ist in der Natur eh usus" nicht so stehenlassen. Ist es nicht - und das aus gutem Grund.
      Dessenungeachtet kann man natürlich bei sehr gezieltem, gut überdachtem und vor allem seltenem Einsatz dieses Mittels eine gewünschte Eigenschaft gut in der Zuchtpopulation festigen.

      P.S.: 'Pervers' ist den Pferden dabei allerdings wohl ziemlich egal.
      Zuletzt geändert von Gast; 26.09.2007, 19:32.

      Kommentar

      • Radina
        • 27.10.2002
        • 3529

        #4
        ...

        Bei einem Bekannten war ein Weideunfall passiert Hengst über Zaun Tochter gedeckt.
        Was da rauskam habe ich später mal geschenkt bekommen und als Beisteller bewußt ohne Papiere abgegeben.
        Aus heutiger Sicht hätte ich sie schlachten lassen.
        Grauenhaft war das Tier und nicht in Ordnung.
        Nachwuchspferde vom Züchter: 3JRappstute von Hochstern roh
        4 J Stute braun 162 cm, roh Doppeltveranlagt ,Fohlen von Genesis 01722795784

        Kommentar

        • aletheia
          • 14.01.2004
          • 318

          #5
          Ich finde das einfach restlos daneben.

          Ginella - wir scheinen übrigens wirklich GANZ in der Nachbarschaft zu leben, wenn der Züchter aus einem Nachbarort von dir stammt.

          Kommentar

          • Martina62
            • 30.12.2004
            • 1052

            #6
            Inzucht

            Wobei das in der Araberzucht wohl sehr häufig praktiziert wird.

            Ich kann mich an einen Bericht über das Gestüt erinnern, auf dem früher El Shaklan stand. Da hat man fleissig Mütter mit Söhnen, Väter mit Töchtern und Vollgeschwister verpaart und etliche Sieger gezüchtet.

            Kommentar

            • Titania
              • 22.04.2006
              • 4374

              #7
              Eines der besten Zuchtprodukte der Shagya-Araber Zucht ist eine Vollgeschwisteranpaarung:
              Bajar, zahlreiche gekörte Söhne auch in anderen Zuchten. Großer Springpferde und Rittigkeitsvererber, heute auch noch in vielen Holsteinern vertreten (z.B. seine gekörten Söhne Baldini I und II). Seine Shagya-Araber Nachkommen wie die Elitehengste Pamino und O'Bajar z.B. haben selber viele gekörte Nachkommen und Elite- und Prämienstuten hinterlassen. Interessant ist, daß die Vererbungskraft über Generationen anhält.
              Selektion ist natürlich das A und O bei so etwas. Mir wäre es zu heikel, Linienzucht ist in Ordnung.
              "Quickmarie" (Quicksilber/Pamino ShA) im Alter von 2 Jahren

              www.gestuet-reichshof.de

              Kommentar

              • Veracruz9
                • 26.03.2002
                • 3848

                #8
                Auch in der Warmblutzucht ist Inzestzucht nicht wenig verbreitet und nicht unbedingt erfolglos.

                Harli Seiferts Erfolgszucht basierend auf der Stute Rudilore II basiert auf einer Halbgeschwisterpaarung.
                Drehe dich in den Wind damit er dir die Haare aus den Augen wehen kann

                Kommentar

                • monti
                  • 13.10.2003
                  • 11758

                  #9
                  Halbgeschwister finde ich noch in Ordnung - Vollgeschwister nicht und auch nicht Vater/Tochter-Mutter/Sohn-Bedeckungen.....weil es das ist was die Natur auch versucht zu vermeiden.....

                  kenne eine Mutter/Sohn-Bedeckung (ungewollt) - der Nachwuchs hatte einen Herzfehler und war noch kleiner/kürzer im Rahmen als die Mutter....
                  Der Optimist irrt sich genauso oft wie der Pessimist. Aber er hat viel mehr Spass dabei!

                  Kommentar

                  • max-und-moritz
                    • 04.06.2006
                    • 3441

                    #10
                    Hallo,

                    leider ist es so daß nur über gelungene Inzest-Anpaarungen gesprochen oder geschrieben wird und nicht über die Fehlschläge - da halten sich alle schön zurück und schweigen... Ich mein - ich würde auch nicht grad damit angeben wenn ich die Tochter vom Vater decken lasse und es kommt ein verkrüppeltes Fohlen dabei raus!

                    Ich vermute eine große Dunkelziffer an nicht so toll geglückten Inzest-Anpaarungen.

                    Das Argument "Ist in der Natur auch so" kann ich wie die Ratte nicht akzeptieren weil die Pferde des 3. Jahrtausends halt nicht mehr in der Natur leben.

                    Frage: wer von den Züchtern würde im Fall von Schief-Gehen dieses einsehen UND den Part der Natur übernehmen? Also ein Fohlen / Jungpferd mit erheblichen körperlichen und / oder charakterlichen Mängeln "fressen"?

                    Viele Grüße, max-und-moritz
                    Wer neue Wege scheut, muß alte Übel dulden.

                    Kommentar

                    • monti
                      • 13.10.2003
                      • 11758

                      #11
                      @Max und Moritz

                      .....auch die Natur versucht Inzest zu vermeiden !
                      Der Optimist irrt sich genauso oft wie der Pessimist. Aber er hat viel mehr Spass dabei!

                      Kommentar

                      • verhuelsdonk
                        • 08.06.2007
                        • 806

                        #12
                        lol...

                        ich plädiere ja schon seit jahren für den schutz der wölfe im osten und fände es sehr spannend, diese die selektion unserer pferde übernehmen zu lassen...hi hi.
                        nein, im ernst. Ich habe kein Problem damit, den Selektionsprozess zu übernehmen und auch ein Fohlen schlachten zu lassen, betriebswirtschaftlich, moralisch und wie auch immer kann ich das voll vertreten.

                        in anderen zuchten mit schnelleren reproduktionsraten wie in der schweinezucht (vor allem in der hybridzucht), oder bei geflügel, selbst in der rinderzucht wird das tagtäglich praktiziert.

                        ein befreundeter islandpferde züchter hat das in der vergangenheit mehrfach praktiziert, und zwar in allen möglichen varianten wie Vollgeschwister - vater/ tochter etc. und das in größerem Stil (u.a. auch mit american saddlebred horses). dort wurden über jahre immer etwa 10-15 fohlen geboren, also mehr als die meisten hier in ihrem leben gezüchtet haben. es gab weder ein erhöhte mortalitätsrate noch eine verminderte fruchtbarkeit (wobei hier in der herde gedeckt wird und die trächtigkeits- und abfohlrate extrem hoch ist, selbst bei sehr alten stuten >20 Jahre). Ich selbst konnte in den mehr als 10 Jahren in denen ich den Betrieb kenne und begleitet habe, auch kein einziges missgestaltetes Fohlen beobachten. Sicher kann man das bei den geringen Zahlen auch als Glück abtun, nichts desto trotz. Die besten Pferde sind sehr eng auf einen bestimmten Hengst gezogen und sind von extrem guter Qualität. Hier hat es also funktioniert.

                        Ich kenne noch einige Beispiele aus dem Warmblutbereich, die ebenfalls sehr erfolgreich waren.

                        Ich denke als, das man es wie in meinem ersten Beitrag zu lesen, sehr genau für sich selbst prüfen sollte. Sicher haben viele Menschen mit dem Wort Inzest ein Problem, weil er eng mit Mißbrauch gekoppelt ist. Davon sollte man sich ind er Tierzucht frei machen.

                        T.

                        Kommentar

                        • moonlight
                          • 04.06.2002
                          • 4269

                          #13
                          Dass der Vater die Tochtter deckt, ist aber sicher in der freien Natur kein Einzelfall, oder?

                          Kommentar


                          • #14
                            verhuelsdonk, Isis sind sehr inzuchtresistent, weil sie schon so lange eine relativ kleine, abgeschlossene Population bilden, halbwild leben und die (menschlichen) Isländer schnell mit dem Kochtopf bei der Hand sind. D. h., alles, was nicht sehr gut war, hat nicht lange überlebt.

                            Ein Raubtier selektiert härter als der härteste Mensch. Bei Wölfen z. B. ist es nachgewiesen, daß sie Bewegungsanomalien optisch und Stoffwechselprobleme olfaktorisch wahrnehmen können, die ein Mensch im Leben nicht erkennen könnte.
                            Alle diese kleinen Problemchen an Hufrollen, Rückenwirbeln, Sprunggelenken, Fesselträgern, Lungen, Lebern und allen möglichen anderen Organen, die den Tierärzten ihr Überleben sichern, wären Schnee von gestern, wenn nicht der Mensch, sondern der Räuber selektieren würde. Mit In-, Inzest- und Linienzucht festigen wir aber - wenn wir die Elterntiere nur nach "schmeißt aber schön die Beinchen" und "schön dunkel" auswählen - das Vorkommen zugrundeliegender genetischer Faktoren

                            Ich würde was-weiß-ich darauf verwetten, daß weniger als 20 Prozent der deutschen Reitpferdepopulation unter Wildnisbedingungen überleben würde.

                            moonlight, dadurch, daß die Junghengste aus der Herde vertrieben werden und sich ihr eigenes Auskommen suchen müssen, versucht die Natur, das Problem einzugrenzen. Und auch ein Leithengst dankt nach einigen Jahren ab, weil ein stärkerer Konkurrent ihm die Stuten abknöpft. Kurz: klar kommt es vor, aber eben in begrenztem Rahmen, über einen kurzen Zeitraum und mit sehr starker Selektion der Nachkommen.
                            Zuletzt geändert von Gast; 27.09.2007, 08:52.

                            Kommentar

                            • monti
                              • 13.10.2003
                              • 11758

                              #15
                              @moonlight

                              nicht sehr häufig....die jungen Stuten werden aus der Herde geklaut.....der Alte hat Last seine "Stammstuten" zu behalten (vor allem dann, wenn sie so ziemlich alle gleichzeitig rossig werden).....

                              ....seine jungen Hengste drückt der Alte raus, damit sie ihm von seinen Stuten wegbleiben....die jungen Hengste schließen sich dann zu Junggesellenherden zusammen bis sie stark oder clever genug sind um sich selber eine Stute zu angeln....wenn sie stark sind, kämpfen sie mit dem Althengst um die Stute....und wenn sie mehr clever als stark sind, warten sie bis der Alte mit seinen "Stammstuten" beschäftigt ist und verschwinden dann schnell mit der Jungstute in die Büsche.....das nennt man dann die "Heckenspringer"....
                              so haben in der Natur beide eine Chance sich zu vererben: die starken UND die cleveren.....
                              Der Optimist irrt sich genauso oft wie der Pessimist. Aber er hat viel mehr Spass dabei!

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                              • Britta
                                • 17.07.2007
                                • 3711

                                #16
                                Liebe Ginella,

                                das wäre für mich absolut indiskutabel, so würde ich keinesfalls auf einen Zuchtfortschritt hoffen.
                                Wir hatten vor kurzem eine Diskussion über Inzucht auf Sandro und Kareen hatte einen schönen Beitrag, der mir aus dem Herzen gesprochen hat, wobei es hier "nur" um Linienzucht ging:
                                Zitat Kareen:
                                "Platt gesprochen: Die Gene 'wissen' ja nicht, dass man zwar ein exorbitantes Springvermögen haben möchte aber bitte keine krummen Füße oder fehlenden Enddärme. Da mein Zuchtansatz der ist, dass möglichst auch die Nicht-Superknaller noch gut zu vermarkten sein sollen. Das geht nicht, wenn sie irgendwelche 'no-go'-Macken haben und davon bekommt man halt ganz sachlich betrachtet genau so viele gratis mitverstärkt wie von den erwünschten Ausreißern nach oben."

                                Es hat auch keinesfalls mit moralischen Bedenken zu tun, sondern ich würde vor der Anhäufung bestimmter Erbanlagen zurückschrecken. Die Frage ist, ob wirklich die Vermehrung der guten Anlagen die Anhäufung der schlechten rechtfertigt. Weiterhin glaube ich nicht, daß jeder, der diese Zuchtvariante wählt, dann auch konsequent selektiert.
                                LG
                                sind wir nicht alle ein bißchen wendy?

                                Kommentar

                                • banana
                                  • 07.11.2006
                                  • 3311

                                  #17
                                  ich glaube in Zangerseide gibts auch nen Sohn von der Ratina z und der ist von ramiro z oder gar vom vollbruder zu ratina z. (ich glaub das tier heißt rex, und der vollbruder vn der rebel????
                                  Naja.. ich find das ist irgendwie moralisch auch furchtbar, ... mal abgesehen von dem zuchtprodukt was bei rauskommt.. egal ob gut oder schlecht

                                  Kommentar

                                  • :) sarah :)
                                    • 26.01.2005
                                    • 2401

                                    #18
                                    ist nicht lebenswichtig, aber die Baldinis sind keine Bajar Söhne

                                    Kommentar

                                    • Birdy
                                      • 02.01.2006
                                      • 1427

                                      #19
                                      Wenn man richtig Ahnung hat können da verdammt gute Pferde raukommen.
                                      Wir hatten mal eine Stute die aus einer Inzestpaarung stammte (Polydor x irgendein F, glaube Fröhlich linie), die stute hatte ein enormes Talent über dem Sprung, nicht ganz einfach zu Reiten und hässlich wie die Nacht (mag beides vom Vater kommen, jedenfalls die Kopfform). Hat bei uns 2 sehr gute Fohlen gebracht.

                                      Allerdings habe ich auch schon negatives gesehen, Ponyhengst auf die Vollschwester rauf, heraus kam ein Fohlen das nach 3 tagen jämmerlich krepiert war (wahrscheinlich blind, deformierte beine) einen TA hat er natürlich nicht geholt, wozu auch, man hat ja ahnung von sowas ("der steht schon irgendwann auf").

                                      Mit der richtigen anpaarung, von mir aus gerne
                                      Denny Crane, Ich war mal Kapitän meines eigenen Raumschiffs

                                      Hey, hey Cornflakestime, Cornflakestime, wir wollen nie wieder Haferschleim

                                      Kommentar

                                      • Titania
                                        • 22.04.2006
                                        • 4374

                                        #20
                                        @Sarah
                                        Nein, keine direkten Söhne, die Baldinis (von Bachus) sind Enkel von Bajar. Habe das wahrscheinlich nicht richtig ausgedrückt.
                                        "Quickmarie" (Quicksilber/Pamino ShA) im Alter von 2 Jahren

                                        www.gestuet-reichshof.de

                                        Kommentar

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