Inzestzucht - was ist davon zu halten?

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  • Sentano S
    Gesperrt
    • 30.05.2005
    • 5277

    #21
    Zitat von :) sarah :) Beitrag anzeigen
    ist nicht lebenswichtig, aber die Baldinis sind keine Bajar Söhne

    Doch, in gewisser Weise: deren Papa Bachus ist ein Bajar, also Enkelsöhne!

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    • Springnachwuchs
      • 20.12.2003
      • 847

      #22
      Inzestzucht ist in der Kleintierzucht mit großem Erfolg gang und gebe

      Hier wird zuviel Aufhebens darum gemacht. Die Vorteile sowie die Nachteile sind klar bekannt.

      Das wichtigste ist die Selektion.
      Sicher ist das keine Zuchtmethode für den Ottonormalverbraucher aber sie kann sehr effizent sein für den Spezialisten, der auch bereit ist einen Fehlschlag einzustecken.
      Wichtigste Voraussetzung für die Inzestzucht ist das genaue kennen der Vererbungsmerkmale der zu verpaarenden Tiere.

      Im übrigen ist Inzest bei Rudel-Tieren in der Natur weiter verbreitet als hier angenommen.
      http://www.springnachwuchs.de

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      • #23
        Mit Verlaub, es ist weder in der Kleintierzucht (zumindest hierzulande) noch überhaupt irgendwo eine anerkannte Zuchtmethode sondern eine ethisch fragwürdige Praxis, da sie nachweislich zu einem erhöhten Auftreten von genetischen Defekten führt und daher schon aus Tierschutzgründen abzulehnen ist. Wer wissentlich inkauf nimmt, dass seine Zuchtprodukte vermehrt mit gesundheitlichen Problemen behaftet sind, handelt meiner Ansicht nach zumindest verantwortungslos. Da spielt es überhaupt keine Rolle, ob jemand zwei Tiere hat und 'nur' aus Nachlässigkeit eine solche Anpaarung zustandekommt oder ob jemand meint, aus irgendwelchen übergeordneten Beweggründen absichtlich so etwas tun zu müssen. Es hat seine Gründe, dass solche Vorgänge beim Menschen verboten sind. Oder salopp gesagt: Wer für den Kochtopf produzieren möchte, soll das meinetwegen tun. Dann aber doch bitte auch keine 'Zuchtpassion' oder die züchterische Verbesserung. Ich sehe jeden Tag Inzuchtprodukte in der Kleintierpraxis und bin es ehrlich leid, von den angeblichen Segnungen zu hören. Es ist mir dann auch wirklich egal ob vielleicht irgendwann man ein Superknaller aus so einer Verpaarung entstanden ist. Die Zahlen sprechen klar dagegen und warum sollen mehr Jungpferde 'über die Klinge springen' als unbedingt unvermeidbar?

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        • Springnachwuchs
          • 20.12.2003
          • 847

          #24
          Zitat von Kareen Beitrag anzeigen
          Mit Verlaub, es ist weder in der Kleintierzucht (zumindest hierzulande) noch überhaupt irgendwo eine anerkannte Zuchtmethode
          Da ich viele Jahre sehr erfolgreich die Kleintierzucht betrieben habe, kenne ich die Praktiken dort sehr genau. Die Inzestzucht gehört bei den erfolgreichen Züchter zum Zuchtprogramm.
          Vor- und Nachteile werden regelmäßig in Versammlunge konstruktiv dikutiert. Kleintierzüchter treffen sich in ganz Deutschland jeden Monat in den Ortsvereinen um anliegende Probleme zu diskutieren. Hier kommen auch "Jungzüchter" sehr schnell in den Genuss von Informationen und Techniken. Darüber hinaus treffen sich Kleintierzüchter fast jedes viertel Jahr in ihren Rasse-Clubs um die speziellen Zucht- u. Haltungsprobleme ihrer gemeinsamen Rasse zu diskutieren.
          Allein Aufgrund dieser Strukturen kann man sich vorstellen was da an züchterischer Erfahrung unter den Vereinsmitgliedern transportiert wird.

          Ich sage nicht das die Inzestzucht zum Standart-Zuchtmethode gehören soll oder darf (das tut sie auch nicht in der Kleintierzucht). Es ist eine Art der Zucht, die gute Genetik effizent festigen kann um mit dieser Genetik/Produkt beispielweise in die Linienzucht zurück zu kehren.

          Also bitte nicht so verstehen das hier nur noch Väter mit Töchter verpaart werden.

          Im übrigen ist im allgemeinen das Wissen der Kleintierzüchter, u.a. bedingt durch die hohe Anzahl an Jungtieren und der daraus resultierenden Selektionsmöglichkeiten, wesentlich weiter als das der meisten Pferdezüchter.
          Hier wird wirkliche Selektion betrieben.
          http://www.springnachwuchs.de

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          • laconya
            • 22.07.2006
            • 2843

            #25
            Was hast Du denn für Kleintiere gezüchtet? Hört sich so nach Kaninchen an...

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            • Springnachwuchs
              • 20.12.2003
              • 847

              #26
              nur der unwissende konnte tatsächlich diese Frage stellen??
              Es geht nicht darum ob jemand Mäuse Hunde oder Pferde züchtet. Einzig die Erfahrung zählt und die kommt schlussendlich durch das Ziel, die Jahre und den Durchsatz.
              Wer sich beispielsweise in der Kleintierzucht oder Hundezucht ein bisschen auskennt, weis das es auch dort einen Standart gibt. Das bedeutet das sehr klare Leistungs- und Exterieurvorgaben bestehen, die auf dem Richtertisch oder in der Prüfung beurteilt werden.
              Gerade bei Hunden ist beispielsweise der Schutz- oder Jagdhund eine züchterische Herausvorderung.

              Die Zucht andere Tiere/Rassen unterscheidet sich im Bezug auf Selektion und Zuchtmethoden nicht wesentlich von der Pferdezucht (natürlich verfolgt jeder seine individuellen Eigenschaften).
              Nur scheinen Pferdeleute, oder besser solche die es zu sein vorgeben, manchmal vom "hohen Ross" beispielsweise auf die Kleintierzüchter runter zu schauen.
              Das zeugt nicht von Größe
              Zuletzt geändert von Springnachwuchs; 28.09.2007, 16:31.
              http://www.springnachwuchs.de

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              • laconya
                • 22.07.2006
                • 2843

                #27
                Bin weder groß (161cm), noch Pferdezuchterfahren(bin aber lernfähig). Haben nur mal Hunde gezüchtet.....,aber nicht im großen Stil und mit allem PiPaPo.Kenne aber nur eigentlich Kaninchenzüchter,die sich regelmäßig zum Stammtisch treffen.Deswegen die Bemerkung

                Ich halt mich bei sowas raus,wobei mir der Gedanke nicht gefällt und ich ein solches Tier auch nicht kaufen würde.

                Und zu Bajar: zeigt mir einen,der keinen Knall hat und rittig ist.Das hat er doch sehr prägnant weitergegeben.
                Wie ist das denn überhaupt? Geben Inzuchtprodukte denn ihre Merkmale auch prägnanter weiter,als ein "Normalo"?

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                • Linaro3
                  • 28.09.2003
                  • 8068

                  #28
                  Zitat von laconya Beitrag anzeigen
                  Und zu Bajar: zeigt mir einen,der keinen Knall hat und rittig ist.Das hat er doch sehr prägnant weitergegeben.
                  Da kann ich die Hand heben! Ich habe lange Jahre einen direkten Sohn aus einer englischen VB Stute gehabt! Top-Sportpferd mit einer ganz, ganz tollen Einstellung, leistungsbereit und rittig ohne Ende! So einen täte ich sofort und direkt wieder nehmen! Immer her damit....
                  Avatar: Stutfohlen von Lord Z a.d. St.Pr.St. Actress von Acord II / Mytens xx (Stutenstamm der Platina), geb. 2009

                  www.pferdezucht-nordheide.de

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                  • :) sarah :)
                    • 26.01.2005
                    • 2401

                    #29
                    Zitat von Titania Beitrag anzeigen
                    Eines der besten Zuchtprodukte der Shagya-Araber Zucht ist eine Vollgeschwisteranpaarung:
                    Bajar, zahlreiche gekörte Söhne auch in anderen Zuchten. Großer Springpferde und Rittigkeitsvererber, heute auch noch in vielen Holsteinern vertreten (z.B. seine gekörten Söhne Baldini I und II).
                    daraus entnahm ich das du Sohn meintest. war aber auch nur als Anmerkung gedacht

                    Hier in Holstein gibts auch viele Ponys die dieses Blut führen.
                    Z.B. Aldan --> der ist Vater von Bundeschampion und Deutschen Meister Aron N

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                    • #30
                      Kann mir eigentlich mal eine/r der versierten Züchter/innen hier erklären, was ein Heterosiseffekt ist?

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                      • laconya
                        • 22.07.2006
                        • 2843

                        #31
                        @Linaro: o.k. ich gebs zu. -Einen ganz direkten kenn ich nur einen.Kenne viele wo das Blut aber durchschlägt in der zweiten und dritten Generation.Und dann aber irgendwie richtig. Haben so einen im Stall stehen.Eigentlich ein tolles Pferd.....,aber hat trotzdem irgendwie nicht alle Tassen im Schrank

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                        • :) sarah :)
                          • 26.01.2005
                          • 2401

                          #32
                          ich bin zwar kein Züchter aber :

                          der tritt auf wenn du zwei Inzuchtlinien miteinander kreuzt und dabei vitalere Nachkommen entstehen.
                          Das heißt das Produkt was du da rausbekommst ist z.b. leistungsfähiger, vitaler oder auch widerstandsfähiger als die Eltern.
                          Mit dem Effekt bezeichnet man also die besonders ausgrprägte Leistungsfähigkeit von sogenannten Hybriden.
                          Man nutzt das um die Merkmale zu steigern die schwerer vererblich sind
                          (z.b. Fruchtbarkeit)

                          Alle Angaben ohne Gewähr

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                          • donnerdinero
                            • 25.10.2002
                            • 1724

                            #33
                            [Und zu Bajar: zeigt mir einen,der keinen Knall hat und rittig ist.Das hat er doch sehr prägnant weitergegeben.
                            Wie ist das denn überhaupt? Geben Inzuchtprodukte denn ihre Merkmale auch prägnanter weiter,als ein "Normalo"?[/QUOTE]

                            hmmmm,,,lass mal überlegen hatte vor zig jahren meine traki stute von bazar decken lassen ,und der war soviel ich weiss super rittig,hatte ihn damal öfter mal live gesehen,,,,,!!leider hat meine stute zwillinge verfohlt,,,,,,meine damalige lehrchefin hatte ihre stute auch im gleichen jahr von bazar decken lassen und da kamen 2 gesunde zwillinge raus,,,,,,,und die beiden sind jetzt groß und beide super rittig!!
                            \"Bewegung ist das Element des Pferdes und alle Bewegung geht von der Hinterhand aus.\"

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                            • Pavarotti
                              • 20.05.2007
                              • 863

                              #34
                              Zitat von DieRatte Beitrag anzeigen
                              Kann mir eigentlich mal eine/r der versierten Züchter/innen hier erklären, was ein Heterosiseffekt ist?
                              Wenn ich mich richtig erinnere, bezeichnet der Heterosiseffekt die Erscheinung, dass bei Kreuzung zweier reinerbiger Eltern das "Produkt" in der F1-Generation in einem bestimmten Merkmal leistungsfähiger ist als die durchschnittliche Leistung der Eltern bei diesem Merkmal. Besonders bedeutend in der Hybridzucht (z.B. in der Schweinezucht). Merkmale z.B. Fruchtbarkeit, Fleischansatz, Resistenz gegen Krankheiten. Rezessiv ererbte Negativmerkmale der Reinrassen fallen dabei phänotypisch "unter den Tisch", was den Vorteil der Hybriden ausmacht.

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                              • Sallycat
                                • 05.05.2004
                                • 1301

                                #35
                                Zitat von Linaro3 Beitrag anzeigen
                                Da kann ich die Hand heben! Ich habe lange Jahre einen direkten Sohn aus einer englischen VB Stute gehabt! Top-Sportpferd mit einer ganz, ganz tollen Einstellung, leistungsbereit und rittig ohne Ende! So einen täte ich sofort und direkt wieder nehmen! Immer her damit....
                                Allerdings, auf Bajar lasse ich ebenfalls nichts kommen.

                                Meiner: Nix mit Knall; wach und echter Sportler. Der hatte vor nix Angst und machte alles mit. Bajar würde ich auch immer wieder nehmen!
                                Schöne Grüße

                                Sallycat

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                                • laconya
                                  • 22.07.2006
                                  • 2843

                                  #36
                                  hmmm........da scheine ich ja ne magische Anziehungskraft auf verrückte Pferde zu haben

                                  Gehen eure Bajars über am Boden liegende Stangen?

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                                  • Tambo
                                    • 23.07.2003
                                    • 1876

                                    #37
                                    Eine Freundin von mir züchtet Mäuse als Hobby, genauer gesagt Farbmäuse und bei denen wird um bestimmte Eigenschaften zu verstärken Farbe, Fellstruktur, Fellänge stark ingezogen. Sie selber hat es inzwischen aufgegeben direkt auf bestimmte Eigenschaften zu züchten, der Inzuchtgrad ist dabei so hoch, dass die meisten ganz früh an Schäden wie Schlaganfall und ständigen Entzündungen sterben. Man kann wunderschöne Mäuse z.B. Siam züchten die dann statt ca. 2 Jahre nur drei Monate alt werden.

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                                    • #38
                                      @Springnachwuchs mit Verlaub, was unter den Ausführenden anerkannt sein mag, muss noch lange nicht gut sein. Bei den Hell's Angels oder den Bandidos ist auch so einiges anerkannt was der Rest der Gesellschaft nicht so toll findet *LOL*. Ich weiß ja nicht was Du gezüchtet hast aber Du willst doch die Erkenntnis nicht in Abrede stellen, dass enge Inzucht zu mehr 'Ausschuss' führt oder? Das ist hinlänglich bewiesen und ich denke von der Mehrheit der Pferdezüchter wird es abgelehnt, eine Selektion in der Form durchzuführen, dass erhöhte Morbidität zur Erreichung irgendwelcher anderer Kriterien inkauf genommen wird. Das gros der Züchter (und ganz sicher nicht nur die weibliche Neuzüchterfraktion) wünscht sich denke ich in erster Linie gesunde Pferde und ist nicht bereit routinemäßig Fohlen schlachten zu lassen. Das verträgt sich auch weder mit dem von unserer Dachorganisation angestrebten Image ('Partner Pferd...') noch mit dem Bestreben neue Käuferkreise zu erschließen.

                                      Re. Heterosiseffekt der hat nun meines Wissens nach rein gar nichts mit Inzucht zu tun sondern besagt nur, dass ein bestimmtes Merkmal in der F1 Generation stärker ausgeprägt ist als das Mittel der Elterngeneration (quasi der Kern von Zuchtfortschritt). Allein dem Wortstamm (hetero=verschieden) ist zu entnehmen, dass er dort auftritt, wo unterschiedliche Gene aufeinandertreffen, nicht die gleichen. Es handelt sich also um einen Effekt, der bei geringstmöglicher Verwandtschaft der angepaarten Tiere am ehesten zu erwarten ist. Jedenfalls habe ich das so seinerzeit aus der Tierzuchtvorlesung mitgenommen und bin bislang noch auf niemanden getroffen, der nicht die gleiche Definition gehabt hätte.

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                                      • Tambo
                                        • 23.07.2003
                                        • 1876

                                        #39
                                        Mit der nächsten Generation verliert sich der Effekt aber wieder, die Engländer und Iren nützen ihn für die Jagdpferdezucht (Hunter). Mit diesen Pferden weiterzuzüchten macht nicht so viel Sinn, da in der nächsten Generation kräftig ausgemendelt und damit recht weit gestreut wird. Da macht eine Neuanpaarung von schwerem Warmblut mit Vollblut mehr Sinn und wird auch so gehandhabt.

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                                        • Springnachwuchs
                                          • 20.12.2003
                                          • 847

                                          #40
                                          Kleiner auszug aus der Vererbungslehre von Heinrich Niehaus, erschienen im Verlag Oertel + Spör, Reutlingen

                                          Inzucht

                                          Inzucht ist die Verpaarung von miteinander verwandten Tieren. Entsprechend der Enge der Verwandtschaft gibt es verschiedene Inzuchtgrade. im genetischen Sinne ist der Verwandtschaftsgrad von der Anzahl gleicher Gene bei den betreffenden Individuen abhängig. Die im folgenden aufgeführten von Löhner präzisierten Inzuchtgrade, sind nomineller Natur wie im folgenden erläutert werden soll.

                                          Inzuchtgrade


                                          Erster Grad:
                                          Eltern und ihre Kinder (gerade Linie)
                                          Zweiter Grad:
                                          Großeltern und ihre Enkel (gerade Linie) Geschwister (Seitenlinie)
                                          Dritter Grad:
                                          Urgroßeltern und ihre Urenkel (gerade Linie) Tante, Neffe, Onkel Nichten (Seitenlinie)
                                          Vierter Grad:
                                          Ururgroßeltern und Ururgroßenkel (gerade Linie) Vettern und Basen (Seitenlinie)
                                          Fünfter Grad:
                                          Urururgroßeltern und Urururgroßenkel (gerade Linie) Großonkel, Großnichte, Großtante, Großneffe (Seitenlinie)
                                          Sechster Grad:
                                          Ururururgroßeltern und Ururururenkel (gerade Linie Großnichten und Enkel eines Großonkels (Seitenlinie)

                                          Bei Paarungen von Tieren, deren Verwandtschaftsverhältnis über den sechsten Grad hinausgeht, wird im allgemeinen nicht mehr über Inzucht gesprochen.
                                          Am besten bekannt sind die genetischen Beziehungen zwischen den Eltern und ihren Kindern. Alle Kinder erhalten 50 % ihrer Erbanlagen vom Vater und 50 % von der Mutter. Der Verwandtschaftsgrad der Eltern zu ihren Kindern beträgt deshalb 50 %. Er kann aber auch höher sein, wenn der Vater und Mutter bereits genetisch miteinander verwand sind, d.h. gleiche Erbanlagen besitzen. Das verwandtschaftliche Verhältnis der Kinder untereinander kann dagegen recht unterschiedlich sein. In Extremfällen können einerseits Geschwister genetisch völlig identisch sein, wie das z.B. auch bei eineiigen Zwillingen der Fall ist. Anderseits ist es theoretisch auch denkbar, dass zwei Vollgeschwister überhaupt keine gleichen Gene besitzen. Diese Möglichkeit ist aber so unwahrscheinlich (1:7 Billionen), dass sie in der Praxis keine Rolle spielt. Die genetische Streuung ist umso geringer, je besser der betreffende Stamm durchgezüchtet ist.
                                          Paarungen von nahe miteinander verwandten Tieren bezeichnet man als enge Inzucht oder Inzestzucht. Dazu gehören die Inzuchtgrade eins und zwei. Enge Inzucht liegt bei Paarungen innerhalb des dritten und vierten Verwandtschaftsgrades, mäßige Inzucht bei Paarungen innerhalb des fünften und sechsten Grades vor.. Darüber hinaus gehende Verwandtschaft gilt im allgemeinen nicht mehr als Inzucht.
                                          Linienzucht ist eine besondere Form der Inzucht. Dabei könne grundsätzlich alle Grade der Inzucht verwendet werden. In den ersten Generationen wird so verfahren, dass Ausgangstiere - in erster Linie männliche - auf ihre Kinder und, soweit möglich, weiter auf ihre Enkel und Uhrenkel zurückgepaart werden. Der Zweck der Linienzucht besteht darin, das Erbgut der Ausgangstiere möglichst weitgehend bei den Nachkommen zu verankern. Linienzucht hat deshalb nur einen Sinn, wenn überragende Ausgangstiere zur Verfügung stehen und bei den Nachkommen aus Vater-Tochter- und oder Mutter-Sohn-Paarungen qualitative Verbesserungen bei den Nachkommen in Erscheinung treten.
                                          Man sollte bei dieser Züchtungsmethode spätestens dann blutfremde oder nicht eng verwandte Tiere einpaaren, wenn Inzuchtdepressionen bemerkbar werden.

                                          Wirkung der Inzucht


                                          Inzucht ist seit eh und je ein unentbehrliches Instrument in der Tierzucht bei der Herhauszucht gesunder, leistungsfähiger und schöner Einzeltiere und Populationen gewesen. Da Inzucht jedoch nicht nur erwünschte, sondern auch unerwünschte Wirkungen und gefahren mit sich bringt, darf man sie nicht wahllos anwenden. Umfang und gesundheitliche Beschaffenheit des Tiermaterials, die Kenntnisse und Erfahrungen des Züchters auf diesem Gebiet und die Zuchtziele spielen dabei eine wichtige Rolle.

                                          Erwünschte Wirkung der Inzucht


                                          1. Schaffung einheitlicher, konstant vererbender Stämme
                                          2. Ausmerzung unerwünschter rezessiver (überdeckbarer) Anlagen
                                          3. Eignung von Inzuchtstämmen für Kreuzungen

                                          Unerwünschte Wirkung der Inzucht

                                          1. Auftreten von Inzuchtdepressionen
                                          2. Genverarmung
                                          3. Rückgang des Selektionseffekts


                                          Wer Interesse hat das ganze Werk von Niehaus zu lesen, der kann es gerne im Verlagshaus Örtel und Spör in Reutlingen (ISBN 3-88627-014-9) bestellen.

                                          Im übrigen sei hier noch angemerkt, das ich nicht der Meinung bin, das man nach Niehaus 1 zu 1 in der Pferdezucht verfahren kann oder sollte, da die Gefahr der Verluste für den Züchter zu groß sein könnten. Dennoch kann im Einzelfall eine enge Verwandtschaft von hohem züchterischen Wert sein und sollte nicht grundsätzlich abgelehnt werden. Ich selber kenne einen hervorragenden und mehrfach international erfolgreichen Stutenstamm (WM/EURO und WC siegreich) der genau auf dieser Basis aufgebaut ist. Dieser mutige Züchter bekam vor knapp 20 Jahren verbale Prügel dafür, heute erntet er die Früchte seiner damaligen Vision.
                                          Zuletzt geändert von Springnachwuchs; 29.09.2007, 12:31.
                                          http://www.springnachwuchs.de

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