Reiter Revue 12/2005
künstliche besamung
falsche väter
vaterschaftsklagen gibt es auch bei pferden. In diesem fall mit dem landgestüt celle geht es aber nicht um die „wer war es“ frage, sondern darum, ob der züchter für ein „versehen“ entschädigt wird.
heinrich heinen aus schüttorf in niedersachsen ist ein kleiner züchter und bisher durch überdurchschnittliche erfolge nicht aufgefallen. jetzt wollte er seiner stute bermuda etwas gutes tun und bestellte beim celler landgestüt samen des hengstes re primeur FRH, einem viereck-traum von pferd, das bei der prüfung in adelheidsdorf mit 149,82 punkten den bestern dressurindex ablieferte und in der gesamtwertung das zweitbeste ergebnis von 39 hengsten erreichte. heinrich heinen hatte glück: seine stute wurde trächtig und brachte nachwuchs zur welt, der sogar sieger bei der fohlenschau wurde. doch das glück, das heinrich heinen zu haben glaubte, stellte sicha ls trugschluss heraus, denn re primeur konnte gar keine fohlen zeugen – der hengst war unfruchtbar, wie untersuchungen später ergaben. per DNA-test bei der routine mäßigen abstammungsüberprüfung kam heraus, wer der wirkliche vater des fohlens von bermuda war: es handelte sich um den ebenfalls vom landgestüt celle angebotenen hengst londonderry. So gesehen hatte heinrich heinen kein glück, sondern doppeltes pech: erstens bekam er kein fohlen von re primeur, und zweitens wurde auf noch ungeklärte weise die samenlieferung vertauscht und ein ganz anderer als der gewünschte hengst zum partner seiner stute und vater seines fohlens. oder sollte man es so sehen, dass der züchter heinen glück im unglück hatte? Wie es zu der samenverwechslung kam, ist unklar. Das landgestüt bestreitet, dass einer seiner beamten nicht aufgepasst und eine falsche lieferung das gestüt verlassen hat. überhaupt scheinen solche fälle höchst selten vorzukommen. dr. axel brockmann in celle spricht von „drei oder vier“ verwechslungen in diesem jahr – bei einer zahl von fast 30000 verschickten lieferungen. Er hält es auch für möglich, dass der samen bei den tierärzten vertauscht wird. Bisher hat sich das landgestüt mit den besitzern falsch besamter stuten immer gütlich geeinigt, zum beispiel wurde eine freibesamung vereinbart. doch damit will sich heinen nicht zufrieden geban: er fordert, dass das landgestüt ihm das „falsche“ fohlen abkauft und zwar am liebsten zu dem preis von 12000 €, der ihm angeblich von einem anderen interessenten zugesichert war – wenn das fohlen von re primeur gewesen wäre.
darauf lässt sich das landgestüt aber nicht ein. Es hat dem schüttorfer züchter maximal 5000 € für das londonderry fohlen geboten, wohl wissend, dass fohlen laut aussage von dr. brockmann derzeit mit durchschnittlich 2000 € gehandelt werden. für hengstanwärter hat das landgestüt in diesem jahr 4500 € gezahlt. In celle vertritt man die meinung: wäre es nicht zu der unerklärlichen samenverwechslung gekommen, dann hätte heinrich heinen in diesem jahr überhaupt kein fohlen aus seiner stute bermuda bekommen. ein schaden sei also gar nicht entstanden. re primeur ist mittlerweile aus dem deckgeschäft komplett herausgenommen worden. der hengst hat in seiner kurzen besamungskarriere nicht ein einziges fohlen gezeugt. Keine der mit seinem samen belieferten stuten ist tragend geworden. das landgestüt hat re primeur jetzt 5 jährig verkauft. er steht im stall der familie von platen in wietze und wird dort, nach einer krankheitsbedingten pause, auf seine weitere karriere als dressurpferd vorbereitet.
der juristische streit zwischen dem züchter heinrich heinen, vertreten von pferdebesitzer und rechtsanwalt arnd deters und dem landgestüt celle hat mittlerweile zu einem ersten urteil geführt: die klage heinens gegen das landgestüt auf abkauf seines fohlens für 12000 € ist abgewiesen worden. begründung: ihm sei kein schaden entstanden. rechtsanwalt deters überlegt jetzt mit seinem mandanten in die berufung zu gehen. Er ärgert sich über die art und weise, wie das landgestüt argumentiert: „das ist so, als würden sie sagen: sie haben zwar einen porsche bestellt, aber seien sie froh, dass sie einen golf bekommen haben!“
Extrabox:
Der verband hannoverscher warmblutzüchter in verden möchte auf anfrage keine angaben machen, wie oft bei der abstammungsüberprüfung vaterschaftsunstimmigkeiten aufgedeckt werden. uli hahne vom verband räumt allerdings ein, dass der grund für die seit 2005 durchgeführte komplette überprüfung des gesamten fohlenbestands die tatsache war, dass es zu viele „falsche väter“ gab. 7500 bis 8000 hannoveraner-fohlen werden jetzt gentechnisch unter die lupe genommen. Die untersuchungen nimmt für den verband das unternehmen gene-control in grub bei münchen vor. die kosten dafür teilen sich hengsthalter und züchter. hinter vorgehaltener hand erfährt man im landgestüt, dass in der vergangenheit deckstationen des öfteren auf die idee kamen, klammheimlich samen von anderen hengsten zu verschicken, wenn das angebot eines mode-beschälers die exorbitant gestiegene nachfrage nicht mehr decken konnte. ganze abstammungslinien müssten eigentlich neu geschrieben werden, sagen zuchtexperten.
......auch früher ist ja sowas schon vorgekommen und man munkelt über die Abstammung mancher Hengste.....wird das jetzt ein größeres Ausmaß annehmen ?
künstliche besamung
falsche väter
vaterschaftsklagen gibt es auch bei pferden. In diesem fall mit dem landgestüt celle geht es aber nicht um die „wer war es“ frage, sondern darum, ob der züchter für ein „versehen“ entschädigt wird.
heinrich heinen aus schüttorf in niedersachsen ist ein kleiner züchter und bisher durch überdurchschnittliche erfolge nicht aufgefallen. jetzt wollte er seiner stute bermuda etwas gutes tun und bestellte beim celler landgestüt samen des hengstes re primeur FRH, einem viereck-traum von pferd, das bei der prüfung in adelheidsdorf mit 149,82 punkten den bestern dressurindex ablieferte und in der gesamtwertung das zweitbeste ergebnis von 39 hengsten erreichte. heinrich heinen hatte glück: seine stute wurde trächtig und brachte nachwuchs zur welt, der sogar sieger bei der fohlenschau wurde. doch das glück, das heinrich heinen zu haben glaubte, stellte sicha ls trugschluss heraus, denn re primeur konnte gar keine fohlen zeugen – der hengst war unfruchtbar, wie untersuchungen später ergaben. per DNA-test bei der routine mäßigen abstammungsüberprüfung kam heraus, wer der wirkliche vater des fohlens von bermuda war: es handelte sich um den ebenfalls vom landgestüt celle angebotenen hengst londonderry. So gesehen hatte heinrich heinen kein glück, sondern doppeltes pech: erstens bekam er kein fohlen von re primeur, und zweitens wurde auf noch ungeklärte weise die samenlieferung vertauscht und ein ganz anderer als der gewünschte hengst zum partner seiner stute und vater seines fohlens. oder sollte man es so sehen, dass der züchter heinen glück im unglück hatte? Wie es zu der samenverwechslung kam, ist unklar. Das landgestüt bestreitet, dass einer seiner beamten nicht aufgepasst und eine falsche lieferung das gestüt verlassen hat. überhaupt scheinen solche fälle höchst selten vorzukommen. dr. axel brockmann in celle spricht von „drei oder vier“ verwechslungen in diesem jahr – bei einer zahl von fast 30000 verschickten lieferungen. Er hält es auch für möglich, dass der samen bei den tierärzten vertauscht wird. Bisher hat sich das landgestüt mit den besitzern falsch besamter stuten immer gütlich geeinigt, zum beispiel wurde eine freibesamung vereinbart. doch damit will sich heinen nicht zufrieden geban: er fordert, dass das landgestüt ihm das „falsche“ fohlen abkauft und zwar am liebsten zu dem preis von 12000 €, der ihm angeblich von einem anderen interessenten zugesichert war – wenn das fohlen von re primeur gewesen wäre.
darauf lässt sich das landgestüt aber nicht ein. Es hat dem schüttorfer züchter maximal 5000 € für das londonderry fohlen geboten, wohl wissend, dass fohlen laut aussage von dr. brockmann derzeit mit durchschnittlich 2000 € gehandelt werden. für hengstanwärter hat das landgestüt in diesem jahr 4500 € gezahlt. In celle vertritt man die meinung: wäre es nicht zu der unerklärlichen samenverwechslung gekommen, dann hätte heinrich heinen in diesem jahr überhaupt kein fohlen aus seiner stute bermuda bekommen. ein schaden sei also gar nicht entstanden. re primeur ist mittlerweile aus dem deckgeschäft komplett herausgenommen worden. der hengst hat in seiner kurzen besamungskarriere nicht ein einziges fohlen gezeugt. Keine der mit seinem samen belieferten stuten ist tragend geworden. das landgestüt hat re primeur jetzt 5 jährig verkauft. er steht im stall der familie von platen in wietze und wird dort, nach einer krankheitsbedingten pause, auf seine weitere karriere als dressurpferd vorbereitet.
der juristische streit zwischen dem züchter heinrich heinen, vertreten von pferdebesitzer und rechtsanwalt arnd deters und dem landgestüt celle hat mittlerweile zu einem ersten urteil geführt: die klage heinens gegen das landgestüt auf abkauf seines fohlens für 12000 € ist abgewiesen worden. begründung: ihm sei kein schaden entstanden. rechtsanwalt deters überlegt jetzt mit seinem mandanten in die berufung zu gehen. Er ärgert sich über die art und weise, wie das landgestüt argumentiert: „das ist so, als würden sie sagen: sie haben zwar einen porsche bestellt, aber seien sie froh, dass sie einen golf bekommen haben!“
Extrabox:
Der verband hannoverscher warmblutzüchter in verden möchte auf anfrage keine angaben machen, wie oft bei der abstammungsüberprüfung vaterschaftsunstimmigkeiten aufgedeckt werden. uli hahne vom verband räumt allerdings ein, dass der grund für die seit 2005 durchgeführte komplette überprüfung des gesamten fohlenbestands die tatsache war, dass es zu viele „falsche väter“ gab. 7500 bis 8000 hannoveraner-fohlen werden jetzt gentechnisch unter die lupe genommen. Die untersuchungen nimmt für den verband das unternehmen gene-control in grub bei münchen vor. die kosten dafür teilen sich hengsthalter und züchter. hinter vorgehaltener hand erfährt man im landgestüt, dass in der vergangenheit deckstationen des öfteren auf die idee kamen, klammheimlich samen von anderen hengsten zu verschicken, wenn das angebot eines mode-beschälers die exorbitant gestiegene nachfrage nicht mehr decken konnte. ganze abstammungslinien müssten eigentlich neu geschrieben werden, sagen zuchtexperten.
......auch früher ist ja sowas schon vorgekommen und man munkelt über die Abstammung mancher Hengste.....wird das jetzt ein größeres Ausmaß annehmen ?

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