Relevanz des GAG für die WB-Zucht

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  • Suomi
    • 04.12.2009
    • 4284

    #61
    @ Eisenschimmel - Ja ich weiß!

    ABER trotzdem weiß ich dann nicht, was das mit dem GAG soll. Könnte es sein, daß ich davon einfach eine falsche Definition im Kopf habe? GAG bedeutet ja Gesamtausgleichsgewicht. Heißt das "virtuelle" Gewicht das ein Pferd im Rennen tragen muß. Und DAS gibt ja nur Aufschluß darüber, wie erfolgreich ein Rennpferd ist. Also plump gesagt: wie schnell es rennen kann. Und DAS ist für mich in der Warmblutzucht ja irrelevant. Oder gibt es noch über etwas anderes Auskunft, von dem ich nichts weiß? Oder meinst du mit GAG die Anzahl der gelaufenen Rennen, die Zahl der Jahre die das Pferd auf der Bahn war usw?

    Aber wenn ich mir das Gesamtbild betrachte (da bin ich ja völlig deiner Meinung! Ich vermisse die Beiträge von Carlo echt, der hat das immer so schön ausführlich und anschaulich erklärt) dann kann ich das GAG doch außen vor lassen? Aber warum meinst du, daß man das GAG als einen TEIL des GESAMTBILDES betrachten soll. Was liest DU also am GAG ab, das für das Gesamtbild wichtig ist? Denn DAS kapiere ich nicht. Oder meinen wir beide das Gleiche, und defininieren den Begriff "GAG" einfach nur unterschiedlich?

    PS. - und Eisenschimmel, ich hoffe daß ich dir damit nicht auf die Nerven gehe

    PPS - Hej Ramzes, schön daß du auch wieder von dir hören läßt. Hab mich schon gewundert, wo du steckst. Urlaub?

    Kommentar

    • cps5
      • 07.07.2009
      • 1607

      #62
      GAG = Generalausgleichsgewicht (wenn sich der Begriff nicht geändert hat - bin zugegebenermaßen im Moment etwas raus aus den Regeln; wird sich im nächsten Jahr aber wieder ändern).

      Es heißt nicht unbedingt, dass ein Pferd schneller rennen kann. Vergleich:

      Ein Pferd hat ein GAG von 61 kg.
      Ein zweites Pferd hat ein GAG von 85 kg.

      Das heißt, dass - rein mathematisch betrachtet - das erste Pferd 61 kg und das zweite Pferd 85 kg zu tragen hat, damit beide gleichzeitig im Ziel ankommen, wobei man davon ausgeht, daß 1 kg in etwa eine Länge entspricht. (Wobei mir noch nicht ganz klar geworden ist, auf welche Distanz sich die Länge beziehen soll.)

      Natürlich haut das in der Praxis nicht hin - soll es auch gar nicht. Das Pferd, das hier 24 kg weniger zu schleppen hat, wird immer im Vorteil sein und das Rennen gewinnen. Also muss das bessere und höher gewichtete Pferd einen anderen Weg gehen, um eine Chance zu haben. Das heißt, es steigt in die bessere Rennklasse auf. Da läuft es dann gegen bessere Konkurrenz, hat aber eine faire Chance. Wenn es dann irgendwann mit seinem Gewicht überfordert ist, weil es keinen Erfolg mehr hat, wird es wieder geringer eingestuft. Die Fachleute sagen dann, es hat sich wieder runtergelaufen und kann dann zu faireren Bedingungen auch wieder gegen schwächere Pferde starten usw.

      Dass die besseren Rennpferde natürlich auch schnellere Zeiten laufen können, ist klar. Aber zum Siegen braucht es dann doch mehr. Kann man das Pferd einer Renntaktik anpassen, es also in einem Rennen regelrecht reiten? Oder ist es vom Rennverlauf abhängig? Regt es sich schnell auf? Wie ist das mit den Bodenverhältnissen - bekommt es gesundheitlich Schwierigkeiten mit den Beinen, wenn der Boden zu schwer oder zu trocken ist? Ist es ein Siegertyp, der vorbei gehen bzw. vorne bleiben will? Ist es mutig, d. h. geht es durch eine enge Lücke zwischen zwei Pferden durch, um nach vorn zu kommen? Oder ist es eher phlegmatisch und bleibt trotz aller Jockey-Bemühungen hinter einem anderen Pferd, obwohl es eigentlich besser galoppiert und vorbeigehen könnte?

      Das alles macht ein Rennpferd aus. Viel und schnell galoppieren zu können, ist halt nur die Grundvoraussetzung. Der Rest macht den Unterschied.

      Und jetzt kann der Züchter überlegen, welche Eigenschaften er für seine Stute als wünschenswert erachtet. Dass ein weniger gutes Rennpferd ein sehr gutes Reitpferd werden kann - keine Frage! Aber für die Zucht (d. h. Verbesserung der bestehenden breiten Stutenbasis) ist doch etwas mehr an Qualität gefragt. Unter diesem Aspekt ist das GAG interessant, weil es die gesamte Palette (Manövrierfähigkeit, Kampfkraft, Galoppiervermögen, Stressverträglichkeit u. a.) abruft, die für den Erfolg eines Rennpferdes wichtig sind - aber eben auch keine Formel, dauf die man sich allein verlassen sollte.
      Zuletzt geändert von cps5; 13.10.2011, 11:55.

      Kommentar

      • hannoveraner
        • 11.06.2003
        • 3273

        #63
        sicherlich zu simpel ausgedrückt: Spitzenleistungen egal in welcher sportart schaffen im schnitt am besten diejenigen, die relativ gut im inneren und äusseren Gleichgewicht sind (Fohlenschauen und Reitpferdeprüfungen sind nicht so gemeint)
        auch wenn ich mal was kritisches schreibe, ich meine es nicht persönlich  

        Kommentar

        • Suomi
          • 04.12.2009
          • 4284

          #64
          cps5 - danke, das klingt einleuchtend. Also ist das GAG ein winziger Aspekt, wenn man das Gesamtbild betrachtet. Bloß wer von den Züchtern macht sich die Mühe, das Gesamtbild anzuschauen (hat Eisenschimmel? bereits weiter vorne geschrieben). Und Carlo hat's in einem seiner zahlreichen Vollblut Threads auch immer wieder aufgegriffen, wie wichtig es ist, nicht nur DEN Hengst anzuschauen, sondern die ganze "Familie" in Punkto Zucht zu betrachten.

          Insofern sollte die Eingangsfrage eher lauten: Wer betrachtet im Hinblick auf die Benutzung eines Vollbluthengstes nicht nur den Hengst selbst und eventuelle Nachzucht, sondern beschäftigt sich auch mit den Verwandten des Hengstes. Inwiefern spielt das für die Warmblutzüchter eine Rolle?

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          • ditschi
            • 10.04.2002
            • 2224

            #65
            Zitat von Suomi Beitrag anzeigen
            wie wichtig es ist, nicht nur DEN Hengst anzuschauen, sondern die ganze "Familie" in Punkto Zucht zu betrachten.
            Mal am Rande bemerkt - diese Aussage ist alt wie Methusalem und keine Aussage, welche nur für die Vollblüter gilt.

            Was meinst, warum wir Holsteiner so "Stammversessen" sind?

            Die Oldenburger kennen auch die Stutenfamilie der xxxx, die Trakies und andere Populationen doch auch.
            sigpic

            "Können bitte alle, die 'nichts zu verbergen' haben, ihren Namen, Adresse, Jahreseinkommen und ihre sexuellen Vorlieben hier öffentlich posten? Danke!"

            Kommentar

            • Eisenschimmel
              • 31.12.2004
              • 2042

              #66
              Danke an cps5, gut erklärt, dem hätte ich nichts hinzuzufügen.

              Zitat von Suomi Beitrag anzeigen
              Insofern sollte die Eingangsfrage eher lauten: Wer betrachtet im Hinblick auf die Benutzung eines Vollbluthengstes nicht nur den Hengst selbst und eventuelle Nachzucht, sondern beschäftigt sich auch mit den Verwandten des Hengstes. Inwiefern spielt das für die Warmblutzüchter eine Rolle?
              Diese Frage habe ich weiter oben schon beantwortet: "Das große Problem ist heute nur, dass das kaum jemand macht, bzw. das auch kann bzw. will..."
              Und das ist eines der großen Crux heute!

              Gruß vom Eisenschimmel

              Kommentar

              • cps5
                • 07.07.2009
                • 1607

                #67
                Das scheint aber eine grundsätzliche - wie soll man es sagen - Kommunikationsschwierigkeit zwischen Reitern und Züchtern zu sein. Der Reiter sucht ein Pferd mit speziellen Eigenschaften für sich und hat in den meisten Fällen nicht den Spitzensport im Kopf. Angesichts der vielen reitbaren Pferde, die es gibt, ist es schwer zu vermitteln, warum nun ein Züchter so sehr auf den Stamm einer Stute "herumreitet", die vor 100 oder 150 Jahren mal gelebt hat, weil er (der Reiter) denkt, diese könnte für die Vererbung heute kaum mehr eine Rolle spielen, und genau das ist falsch gedacht.

                Es gab in der damaligen Zeit eben nur berufsmäßige Pferdezüchter, keine Leute, die eben mal so auf den Gedanken kamen, mit einer Stute zu züchten. Der Züchter, der die Stute hat (und nicht den Hengst, der passend dafür gesucht werden muss), wollte natürlich gute Eigenschaften erhalten und schwächere verbessern. Da für die Zucht nur möglichst gute Stuten (natürlich immer in Relation zur Population, die zu der entsprechenden Zeit gerade vorhanden war) in Frage kamen, überwogen die guten Eigenschaften, die es unbedingt zu erhalten galt. Denn diese Eigenschaften der Stute sind die verlässliche Komponente in der Zucht, weil sie - je nach Familie und deren spezifische Eigenschaften - schon immer von den Züchtern so gepflegt wurden. Diese Eigenschaften wurden gewollt und deswegen gepflegt - über viele Jahrzehnte. Und die weniger wünschenswerten Eigenschaften sollten durch entsprechend ausgewählte Hengste zurückgedrängt werden. Da natürlich auch der Hengst einer Familie entstammt, die genauso ihre Vorzüge und Nachteile hat wie die Familie der Stute, haben es gute Züchter immer verstanden, die Stärken ihrer Stute zu konsolidieren und die Schwächen zurückzudrängen. So dass mit jeder nachfolgenden weiblichen Generation eine Verbesserung des gesamten Pferdes eintrat, bis es nur noch auf Nuancen ankam.

                Das hat sich dann leider insofern verselbständigt, als jetzt eine Menge überdurchschnittlicher und guter Stuten auf den Markt sind, die man mit dem sprichwörtlichen bunten Ochsen bedecken kann, und es kommt immer noch ein gutes Fohlen dabei heraus. Soll heißen: Es ist wirklich leicht, ein einigermaßen gutes Reitpferd zu züchten - schwierig ist der Absatz, weil es jetzt so viele einigermaßen gute Reitpferde gibt (die so leicht zu züchten waren), so dass Dumpingpreise entstehen. Es ist schon ein Unterschied, ob man 3.000,-- Euro für ein Pferd erhält, das halt nicht mehr hergibt, oder ob man sie für ein durchgezüchtetes Pferd mit guten Anlagen erhält, für das wegen der anderen eben nicht so viel ausgegeben wird, weil 80 % aller Reiter kein "besonderes" Pferd brauchen, wenn sie mit dem Durchschnitt, der mittlerweile eine beachtliche Qualität hat, zufrieden sein können.

                Das Problem tritt dann erst einige Generationen später auf, wenn ein Teil der Züchter gar nicht mehr weiß, was er eigentlich angepaart hat, sich also auf die Vererbungskraft seiner Stute nicht mehr verlassen kann, weil er entweder nur auf vermarktbare Abstammung geachtet hat. Oder im günstigeren Fall wenigstens einen Hengst gesucht hat, der zwar die Stute in einem gewissen Punkt verbesser hat, aber dabei nicht beachtet wurde, ob er vielleicht dabei gleichzeitig gegen eine ihrer Stärken angepaart wurde, so dass die Stabilität in diesem Stamm nicht mehr gegeben ist. Dann entsteht eben irgendwann ein "Einheitsbrei", der zwar, wie gesagt, eine gewisse Qualität hat. Der dann aber immer mehr zum Hangeln von Generation zu Generation und einer Gleichung mit immer mehr Unbekannten wird. Und der nur deswegen diese Qualität hat, weil mehrere Generationen von wirklich fähigen Züchtern für diese gesorgt haben.

                Ich gebe zu, dass einem Reiter, der nur ein Pferd zu seiner Entspannung (oder auch für mehr) sucht, die Familie einer Stute egal sein kann. Leider führt dies dazu, dass der Züchter, der dies weiß und an seinem Geldbeutel spürt, nur noch auf die altbekannten (aber immerhin bewährten) und - schlimmer - einige gehypte Hengste und Hengstlinien zurückgreift, ohne im Mindesten das, was über Generationen die Klasse des einzelnen Pferdes ausmachte (nämlich die Stärke der Mutterfamilie, ergänzt und verbessert, aber niemals verschlechtert durch den Hengst), zu berücksichtigen. Irgendwann gehen auch noch so verankerte Eigenschaften verloren. Ich fürchte, dass es jetzt bereits einige Züchter gibt, die nicht wissen, welches die herausstechenden Eigenschaften der Familien ihrer Stuten sind, und damit auch nicht wissen, welche positiven Eigenschaften am sichersten zu pflegen sind.

                Kommentar

                • Osterlerche
                  • 16.09.2009
                  • 2243

                  #68
                  Genau so ist es und richtig reagiert ditschi,denn nach wie vor sind die Holsteiner die Population mit dem höchsten xx Anteil in den Abstammungen und auch mit ganz hervorragenden Mutterlinien.Leider schauen heute viele Amateurzüchter nicht mehr auf die Stutenfamilien und züchten nach Marktlage und sie wissen auch selten etwas vom GAG,da fragen sie dann was das wäre.(mal hart ausgedrückt

                  Kommentar

                  • Suomi
                    • 04.12.2009
                    • 4284

                    #69
                    Kommt es mir nur so vor, oder werden Vollbluthengste und Warmbluthengste in Punkto Vererbung hier unterschiedlich kritisch unter die Lupe genommen? Vom Blüter erwartet man Härte... klar. Aber selbst wenn ein Vollblüter lediglich ein Jahr lang auf der Bahn war, das gesundheitlich unbeschadet überstanden hat, ist dieses Pferd doch in Punkto Gesundheit 100 Mal härter geprüft als ein vier, fünf oder sechsjähriger Warmbluthengst der "nur" seine Hengstleistungsprüfung absolviert hat und anschließend in Dressur- und Springpferdeprüfungen eingesetzt wird (wenn überhaupt).

                    Kommentar

                    • Alfons
                      • 03.01.2009
                      • 2586

                      #70
                      das kann man wohl so sagen - für uns ist es jedenfalls das Kernkriterium - würden das bei den Halbblütern auch gerne machen - wenn das sich von den Kosten und Perspektiven her nicht von selbst verbieten würde, und der Hürdenrennsport nicht so am Sterben wäre.

                      Kommentar

                      • xxfreak
                        • 15.02.2011
                        • 150

                        #71
                        Seh ich auch so. Wie ich schon schrieb: wenn ich eine Stute von der Bahn hole, ist für mich nicht so entscheidend, wie hoch das GAG ist, sondern, daß eines über einen längeren Zeitraum erworben wurde.

                        Insofern verstehe ich nicht, daß in der WB-Zucht xx-Hengste aufgestellt werden, die nie eine Bahn gesehen haben. Wo liegt da der Sinn? Ich würde auch zum Veredeln keinen Vollbluthengst nehmen, der sich nicht im Rennalltag bewährt hat.

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