NI - Neonatale Isoerythrolyse

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  • sinja
    • 25.01.2005
    • 757

    NI - Neonatale Isoerythrolyse

    Aus gegebenem Anlass habe ich folgenden Artikel, den ich für sehr verständlich halte und in der neuen Pferdeforum gefunden haben, mal eingetickert.
    Ich habe vor zwei Jahren selbst daneben gestanden, wie ein solches Fohlen elendig eingegangen ist. Daran schuld war die Unwissenheit des Züchters - "das ist ein dummes Fohlen....".
  • sinja
    • 25.01.2005
    • 757

    #2
    Aus der Pferdeforum (Oldenburg/Weser-Ems) April 2006

    Antikörper
    Gefahr in der ersten Stutenmilch
    Von Dr.habil. Ines von Butler-Wemken


    Antikörper in der Stutenmilch können schon nach wenigen Tagen zum Tod eines neugeborenen Fohlens führen.

    Ursache ist ein Blutgruppen-Unverträglichkeit zwischen dem Fohlen und seiner Mutter. Blutantikörper im Serum der Mutterstute können in den letzten Trächtigkeitswochen sicher getestet werden. Bei einem Befund darf das Fohlen in den ersten vier Tagen nach der Geburt keine Milch von seiner Mutterstute erhalten.

    Immunsystemreaktion
    Zum Ende der Tragezeit wird die Plazenta, die das Fohlen im Mutterleib umgibt, oft durchlässig. Damit kann auch Fohlenblut in den Blutkreislauf der Mutterstute gelangen. Stimmt das Blut des Fohlens dann nicht mit dem Blut der Mutter überein, reagiert das Immunsystem der Mutter. Es werden Antikörper gegen die eindringenden fremden Blutfaktoren aufgebaut, die das Fohlen von seinem Vater geerbt hat. Dies ist ein normaler natürlicher Schutzmechanismus. Die mütterlichen Antikörper sind relativ groß und können daher nicht durch die Plazenta hindurch in den Blutkreislauf des Fohlens zurück. So bleibt das Fohlen  bis zu seiner Geburt geschützt.

    Biestmilch
    Gemeinsam mit vielen andern natürlichen Abwehrstoffen gelangen die Blutantikörper aber in die erste Stutenmilch, die man auch Biestmilch nennt. Gerade die Biestmilch ist ja mit ihrem hohen Gehalt an natürlichen Schutzstoffen für das neugeborene Fohlen besonders wichtig. Das Neugeborene soll möglichst schnell und viel Biestmilch von der Mutterstute aufnehmen. Nur in den ersten 24 Stunden nach der Geburt kann das Fohlen die wertvollen natürlichen Schutzstoffe aus der Muttermilch optimal verarbeiten.

    Neonatale Isoerythrolyse
    Nimmt das neugeborene Fohlen nun aber Muttermilch mit Abwehrstoffen auch gegen seine eigenen Blutzellen auf,  kann die zu einem dramatischen Krankheitsausbruch führen. Die mütterlichen Antikörper brechen die Blutzellenwände des Fohlens auf, was zu einem massiven Blutverlust führt. Das betroffene Fohlen reagiert mit einem Kreislaufzusammenbruch und mit Gelbsucht. Einige Fohlen können mit sofortiger Bluttransfusion überleben, doch viele Fohlen sterben in den ersten zwei bis fünf Lebenstagen. Das Krankheitsbild wird als Neonatale Isoerythrolyse, kurz NI, bezeichnet.

    Blutgruppen
    Ausbruch und Krankheitsverlauf hängen von dem betroffenen Blutgruppenfaktor, von der Antikörper-Konzentration in der Stutenmilch und von der aufgenommenen Biestmilchmenge ab. Man kann davon ausgehen, daß die Mutterstute vor allem in der ersten trächtigkeit zunächst noch relativ wenige Antikörper gegen körperfremde Blutzellen aufgebaut und ein noch erstes Fohlen damit noch wenig  gefährdet ist. Betroffene Jungtiere zeigen dann mit der Biestmilchaufnahme meist nur relativ leichte Krankheitsanzeichen, wie erhöhten Puls und Atmung sowie ein erhöhtes Schlafbedürfnis. Nach ein bis drei Trächtigkeiten erhöht sich das Sterberisiko der Neugeborenen dann aber dramatisch, wenn man wieder mit einem Zuchthengst verpaart, dessen Blutgruppe keine Übereinstimmung mit der Blutgruppe der Mutterstute hat.

    Kommentar

    • sinja
      • 25.01.2005
      • 757

      #3
      Bluttests
      Pferde haben acht verschiedene Blutgruppensysteme mit zahlreichen Untergruppen. Einige Systeme und Untergruppen sind häufiger mit dem NI Krankheitsbild verbunden, doch nicht alle betroffene Stuten bilden Antikörper aus. Weltweit gibt es über 40 Labors, die auf Blutgruppentests beim Pferd spezialisiert sind und solche Antikörper auch testen. Im Blutgruppenlabor der US Universität Kalifornien wird NI beim Pferd schon seit mehreren Jahren intensiv untersucht. Auf der Homepage des Instituts (http://www.vgl.ucdavis.edu) erhält man weiter interessante Informationen.

      Alle Pferderassen
      Bei allen Pferderassen gibt es NI, dies jedoch meist in sehr geringer Frequenz. In den USA tritt die seltene Blutgruppenunverträglichkeit meist aber dann gehäuft im arabischen Vollblut, im englischen Vollblut, im Quarter Horse, bei den Morgans und in einigen Kleinpferderassen auf. Den Mutterstuten fehlt hier, im Vergleich zu den ausgewählten Zuchthengsten, oft der Blutgruppenfaktor Aa, Qb oder Qa. Eine relativ hohe Wahrscheinlichkeit für NI entsteht immer mit der Verpaarung von Pferdestute mit Eselhengst. Bei gute zehn Prozent der Abfohlungen wird hier NI beobachtet.

      Schnelltestverfahren
      Blutantikörper im Serum der Stute können heute sehr sicher getestet werden. Dies ist immer dann zu empfehlen, wenn bereits ein Fohlen mit NI aufgefallen ist. Frühestens drei Wochen vor dem erwarteten Abfohltermin wird das Blut der Mutterstute auf Antikörper untersucht. Fällt das Ergebnis positiv aus, dann darf das Fohlen in den ersten 36 bis 48 Stunden nach der Geburt keine Biestmilch von seiner Mutter erhalten. Es gibt auch Schnelltestverfahren, die man bereits im Abfohlstall zur Prüfung der Biestmilch einsetzen kann. Doch diese Verfahren decken nach den Informationen der Uni Kalifornien nicht alle Fälle immer sicher ab. Eine mehr theoretische Möglichkeit zur Vermeidung von NI besteht auch darin, die Blutgruppen von Zuchtstute und Zuchthengst vor einer ersten Verpaarung zu vergleichen. Dieses Verfahren erscheint aber nur in Ausnahmefällen angebracht. Hat eine Stute aus früheren Trächtigkeiten aber bereits Antikörper, zum Beispiel gegen den Faktor Aa aufgebaut, so müßte zur Vermeidung von NI dann fortan immer ein Zuchthengst ohne den Faktor Aa ausgewählt werden.

      Test kurz vor Abfohltermin
      Weit praxisgerechter ist es, das Blut einer fraglichen Stute kurz vor dem erwarteten Abfohltermin testen zu lassen und dem Fohlen dann bei einem Befunde in den ersten drei bis vier Tagen keine Milch seiner Mutter zu geben. Ist die Blutgruppenkarte der Zuchtstute schon bekannt, dann sollten Stuten besonders beachtet werden, wenn sie die Blutgruppen Aa, Qa oder Qb nicht haben. Immer ist der Test zu empfehlen, wenn bei früheren Trächtigkeiten bereits Fohlen mit NI Krankheitsanzeichen aufgetreten sind. Auch beim Zukauf einer Zuchtstute sollten daher alle bereits aufgetretenen Fohlenerkrankungen und Fohlenverluste, vor allem in den ersten Tage nach der Geburt, sorgfältig abgefragt werden.

      Kommentar

      • Tati2210
        • 16.03.2006
        • 1576

        #4
        SUPER! Toll .Sehr hilfreich.

        Kommentar

        • Geisha
          • 26.08.2002
          • 2684

          #5
          Okay -- super
          aber jetzt eine für BRD sehr dumme Frage, für mich hier in Hinterhupfingen aber sehr wichtig:

          wenn Fohli nicht Mamis Biestmilch nuckeln kann... und ich keine andere Stute habe --
          was mach ich dann??

          info: hier in Spanien gibt es meines Wissens keinen Fohlen notdienst oder Biestmilchreservoir
          Was mach ich dann??
          ( Bitte schmeisst mir keine Steine an den Kopf, auch Deutsche Futtermarken helfen wenig )
          Es gibt nur 2 unendlich grosse Dinge:
          das Universum und die menschliche Dummheit, und bei dem ersten bin ich mir gar nicht so sicher ( Albert Einstein)

          Kommentar

          • Malou
            • 22.01.2005
            • 539

            #6
            Danke sinja

            Beim Menschen gibts das so ähnlich auch:




            Aber da wird schon in der SS getestet und immunisiert, nach der Geburt auch noch mal.
            Mein Mann und ich wurden auch getestet, hat aber alles gepasst.
            (Zahlt ja alles die KK...)


            Zu den Tests:
            Da steht, man solle erst testen,wenn die Stute schon mal aufgefallen ist, und daß die Chance auf diese Blutgruppenunverträglichkeit insgesamt sehr gering sei.

            Aber bis die Stute mit gestorbenen Fohlen auffällt, ist ja mal mindestens eines nun eben schon tot .

            Wie aufwändig und teuer sind denn diese Untersuchungen, daß sie sich erst im "bewiesenen" Falle lohnen?

            lg!
            Ein Pferd ist mehr wert als Reichtümer.

            Avatar: Dalan von Don Laurie - Mangan - Wörmann

            Kommentar

            • Tati2210
              • 16.03.2006
              • 1576

              #7
              Bluttest war in 2001 im Labor 100DM. Die Röhrchen haben wir von denen aus München zugeschickt bekommen.Blut hat dann Doc abgenommen .

              Kommentar

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