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  • Greta
    • 30.06.2009
    • 3879

    Zitat von Ramzes Beitrag anzeigen
    Kannst Du doch auch , wenn Du das für Dich so entschieden hast .
    Kühe in Eigenregie zu halten , bedeutet aber nicht automatisch , daß es
    denen nun besser geht als auf einem spezialisiertem Milchviehbetrieb .

    Klar das dann Aufstellungen und links " stören " .
    Coyana , konsequent ist der Verbraucher im allgemeinem nur
    in einem Punkt : preisgünstig
    Mich stören Aufstellungen und Links überhaupt nicht, bin ich ein riesen Fan von, was ich allerdings goldig finde, ist das DU grade meine Meinung bestätigst... Nicht die Veganer sind agressiv sondern die andere seite.....
    Allegra von Flake aus der Amica

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    • Coyana_78
      • 18.05.2007
      • 8335

      Eben "nicht kaufen". Mache ich ja auch so. Nur halt evtl bei anderen Sachen.

      Greta, wie Du weißt, hab uch auch jahrelang Fohlen aufgezogen (der Schwarze hat übrigens eine erstaunliche Entwicklung durchlaufen, ist aber definitiv kein Kinderpony), aber ebenso bin ich mit Milchviehhaltung aufgewachsen.
      Kälber sind für mich was anderes als Fohlen. Ist subjektiv, aber ich bin nunmal so geprägt.

      Aber ich kenne auch überaus militante Veganer. Denke aber, die vermeintliche Anonymität des Internets sorgt da für Hemmungslosigkeit.

      Kommentar

      • Bohuslän
        • 26.03.2009
        • 2424

        Was mich richtig ärgert ist, dass die Qualitätsstandards unserer Lebensmittel immer höher werden, die Auflagen immer krasser und (ein nicht kleiner Teil) der Verbraucher immer kritischer und unzufriedener. Und das nicht gegenüber der Lebensmittelindustrie, die immer weiter Blüten treibt, sondern gegenüber den Produzenten, die sich den Axxx aufreißen um zu überleben!

        Ein Beispiel: Vor 20 Jahren noch sind wir mit der Milchkanne los gezogen und haben täglich frisch die Milch beim Bauern abgeholt. Inzwischen gibt es bei uns im Ort keinen einzigen Bauern der noch ab Hof Milch verkauft. Die trauen sich alle nicht mehr wegen den sehr engen Toleranzen bezüglich Keimzahl usw.
        Zu der Zeit gab es auch den - zugegeben schlechten - Witz: "was ist schwarz und hängt an der Wand?"... "die Kälber voller Fliegen".. angekettet an die Stallwand. Dafür geraten jetzt die Kälber-Iglus in Verruf.

        Vor 10 Jahren versuchte sich eine engagierte Bäuerin hier mit einem Hofladen. Milch täglich frisch aus der stählernen Kuh, div. Frischkäse, Joghurt, Quark, alles von erstklassiger Qualität zu großzügigen Öffnungszeiten. Die haben damals richtig investiert in Kühlräume, Käserei, Verkaufsraum. Die vorbildliche Haltung der Kühe, Kälber und auch Ziegen sah man gleich wenn man den Hof betrat. Es war mit unendlich Arbeit verbunden und nach 5 Jahren wurde der Laden dicht gemacht.... lohnt nicht.

        Fast zeitgleich zum Ende des Einen startete im Nachbarort ein anderer Betrieb mit Milchziegen. Moderne Haltung, Schlachträume nach den neuesten Auflagen, Verarbeitungsräume, Käserei... es wurde ordentlich investiert auf Naturland-Niveau. Die Frau des Hauses übernahm die Vermarktung. Der Ab-Hof-Verkauf war stark eingeschränkt, dafür gab es aber einen Verkaufsstand auf den Wochenmärkten. 4 Tage der Woche war sie mit dem Wagen unterwegs. Im letzten Jahr wurde die Direktvermarktung aufgegeben... lohnt nicht.

        Beide Frauen wollten damals nicht reich werden. Sie wollten "nur" ihre Arbeitsleistung einigermaßen honoriert haben und zum Einkommen der Familie beitragen und sind gescheitert.

        Bereits vor knapp 30 Jahren waren wir annähernd Selbstversorger. Ich hielt Hühner, zog Schlachthähnchen groß, jeden Sommer ca 15 Puten (alles in Freilandhaltung ohne industrielle Futtermittel), wir hatten Damwild, Forellen im Teich, Milchziegen, die uns selbstgemachten Joghurt, Quark und Frischkäse bescherten. Im kleinen Stil verkaufte ich den "Produktionsüberschuss" an Freunde und Bekannte. Bis uns die Reglementierungswut der EU mit voller Wucht traf.Es war frustrierend und ernüchternd. Ein erster Entwurf der entstehenden Kosten machte mir sehr schnell klar, dass ich die Investitionssumme nie mehr im Leben "erwirtschaftet" bekomme. Es lohnte nicht.

        Für mich ist es wirklich bitter hier zu lesen, dass es Menschen gibt, für die es aus ethnischen Gründen leichter ist vegan zu leben, als sich die Mühe zu machen nach Quellen für verantwortungsvoll produzierte Lebensmittel tierischer Herkunft zu suchen. Die es für besser empfinden industriell hoch aufbereitete Ersatzprodukte zu essen und der Lebensmittelindustrie mehr Vertrauen entgegen bringen als den Bauern.

        By the way ... TK-Pizza finde ich ober-gruslig! Der einzig einigermaßen akzeptable Kompromiss ist der Fertig-Hefeteig aus dem Kühlregal. Abgesehen vom Lieferservice des Vertrauens.
        http://www.reutenhof.de

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        • Coyana_78
          • 18.05.2007
          • 8335

          Bohuslän, Wahnsinn, was die EU für Auflagen mit sich brachte, oder?
          Alles wird reglementiert, kontrolliert oder gleich verboten. Und die Industrie sorgt weiter für Abhängigkeit und Volksverblödung.

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          • Bolaika2
            • 22.03.2011
            • 4384

            Danke, Bohuslän.

            Sind jetzt noch Fragen zum Thema Kälberiglu oder waren Ramses Ausschweifungen informativ genug? Immerhin könnt ihr jetzt mal jemanden aus der Praxis fragen . Allerdings muss ich jetzt noch schnell Kälber füttern. Mit 50/50 Vollmilch und Austauscher, ohne Mutter, dafür gesund und mit Nuckeleimer.

            Kommentar

            • Ramzes
              • 15.03.2006
              • 14562

              Zitat von Bolaika2 Beitrag anzeigen
              Danke, Bohuslän.

              Sind jetzt noch Fragen zum Thema Kälberiglu oder waren Ramses Ausschweifungen informativ genug? Immerhin könnt ihr jetzt mal jemanden aus der Praxis fragen . Allerdings muss ich jetzt noch schnell Kälber füttern. Mit 50/50 Vollmilch und Austauscher, ohne Mutter, dafür gesund und mit Nuckeleimer.
              Na ? Bist Du vor lauter Fragen zum Kälberfüttern gekommen ?

              Kommentar

              • Bolaika2
                • 22.03.2011
                • 4384

                Knapp .

                Kommentar

                • max-und-moritz
                  • 04.06.2006
                  • 3433

                  Zitat von Greta Beitrag anzeigen
                  Ich möchte mal einen Landwirt von vor 200 Jahren sehen, dem man sagt man shreddert Küken.... Aber der Verbraucher hat das akzeptiert und dann wurde das eben gemacht.
                  ...da brauchste gar nicht so weit zurück gehen, 60 Jahre reichen.

                  Aaaaber: bitte dran denken, was Lebensmittel Ende der 50er gekostet haben: die Hälfte des Haushaltseinkommens wurde dafür ausgegeben. Da hat es sich noch GERECHNET, ein Küken etwas länger zu mästen, heute zahlt das keiner mehr.

                  Derzeit sind es noch 10 % des Einkommens, das für Lebensmittel ausgegeben wird - *grübel-grübel* - wo gehen die 90 % hin? Miete, klar, Wohnen ist teuer geworden, aber der Rest geht in den Luxus.

                  Würden Lebensmittel 25 % des Haushaltseinkommens kosten, würden viele Sachen in den Regalen, Autos auf Halde und noch mehr Flieger am Boden bleiben...

                  Der Verbraucher hat die heutigen Zustäne nicht akzeptiert, der Verbraucher hat seine Wünsche ausgesprochen, so schaut es doch aus.

                  @ Bohuslän:
                  Wer neue Wege scheut, muß alte Übel dulden.

                  Kommentar

                  • Furioso-Fan
                    • 12.08.2004
                    • 10940

                    Bei den Berechnungen würde ich die Energiekosten mal satt zu Buche schlagen lassen. Genauso Mobilität.
                    Das wäre jetzt für mich kein Luxus. Wenn ich mir überlege, was ich neben der Miete für Strom, Wasser und vor allem Heizung zahle.
                    Ohne Auto käme ich hier auf dem Land nicht weit. Klar, das man irgendwo sparen muss. Ich spar eher an der Kleidung, als am Essen, oder am abends weggehen. Urlaub ist eh nicht.
                    Ich hätte gerne einen Garten, hätte aber nicht mal Zeit, ihn sinnvoll zu bewirtschaften.
                    Ich habe um Weihnachten aus gegebener Veranlassung mal vier Wochen auf Kaffee und weitgehend Fleisch und Wurstprodukte verzichtet. Alkohol wird ohnehin nur zum Kochen verwendet. Hat mir sehr gut getan. Man merkt einfach, dass man auf Fleisch immer weniger Verlangen hat. Anstelle der heissgeliebten Frikadelle (mit Fleisch vom Metzger aus der Region) gabs eher mal einen Gemüsebratling.
                    Mein Bauer findet das aber nicht so gut, da ich immer ein regelmässiger Abnehmer seiner Weideochsen war...

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                    • dissens
                      • 01.11.2010
                      • 4060

                      Nur so am Rande: DAS hier war die Frage ...
                      Zitat von ainosweet Beitrag anzeigen
                      Ich habe keine Ahnung, ob es überhaupt jmd. (Außer mir) interessiert, aber wie ernährt ihr euch? Achtet ihr auf etwas bestimmtes? Oder einfach das, was da ist?
                      Vegan?
                      Vegetarisch?
                      Low carb?
                      Glutenfrei?
                      Saisonal?
                      Regional?
                      Bio?
                      Wann esst ihr?
                      Wie haltet ihr euer Gewicht?
                      Was haltet ihr von diesen ganzen Konzepten, Diäten blablabla

                      Wäre schön, wenn einige von euch einfach mal erzählen würden?[emoji4]

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                      • Browny
                        • 13.11.2009
                        • 2630

                        ich bin Vegetarierin seit ich 4 bin (bevor es einen Aufschrei gibt: meine Eltern essen Fleisch und haben mich nicht dazu gezwungen - im Gegenteil ). Milchprodukte und Eier esse ich, allerdings nicht in Unmengen, sondern sehr bewusst (bis auf Schokolade *seufz*).

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                        • May
                          • 07.05.2010
                          • 1548

                          Hmm...mein Freund erklärt immer ich sei Flexitarier [emoji1]
                          Ich ernähre mich seit ich 6 oder 7 bin überwiegend vegetarisch, ich esse ab und zu mal Wurst und Fisch (auf ab und zu Fisch hat meine Mutter damals bestanden). Eier mag ich schlichterdings nicht, Milch trinke ich sehr wenig da ich weder Milchfett noch Laktose gut vertrage...bin aber auch nicht der große Fan von Milch.
                          Steak, Schnitzel etc esse ich nicht weil ich es einfach nicht mag [emoji1]
                          Dafür kommt die Weihnachtsgans für Mama und Besuch hier aus dem Dorf, die gute Frau zieht auch nur so viele Gänse auf wie bestellt werden.
                          Eier (zum backen, für Mamas Frühstücksei) gibt's vom Nachbarn, deren Hühner haben da ein langes Leben.
                          Käse und Wurst kaufen wir gerne von einem örtlichen Hersteller

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                          • ainosweet
                            • 28.02.2016
                            • 124

                            Sind hier eig auch Leute, die eine bestimme Diät, wie zb low carb machen? Das scheint ja momentan sehr im kommen zu sein

                            Kommentar

                            • dissens
                              • 01.11.2010
                              • 4060

                              Wir "Alten" (Üfüs) leben derzeit eine Art "lower carb", versuchen also unsere Kohlenhydratzufuhr runterfahren, v.a. abends. Es gibt Stimmen, die sagen, dass ab einem bestimmten Alter die Kohlenhydrate besonders gut auf den Hüften kleben bleiben (das leuchtet mir, die ich jahrzehntelang ALLES völlig folgenlos fressen konnte, seit Kurzem unmittelbar ein) und es gibt Stimmen, die sagen, dass sie nochmal besser kleben bleiben, wenn man sie abends zu sich nimmt. Ob DAS nun stimmt, ... ich weiß es nicht.

                              Aber abends halt nur Steak oder Fisch oder Geflügel mit bisl Salat zu essen und die "Sättschungsbeiloooche" wegzulassen, schadet auch nicht. Das (große, aber im Gegensatz zu uns untergewichtige) "Kind" macht sich derweil halt high-carb, high-fat und vor allem high-energy TK-Pizza ...

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                              • Candessa
                                • 20.05.2012
                                • 564

                                Ja bolaika bitte ich möchte es aus erster ✋, ganz nüchtern und ohne Link flut

                                Gesendet von meinem SM-G900F mit Tapatalk

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                                • Bolaika2
                                  • 22.03.2011
                                  • 4384

                                  Zitat von Candessa Beitrag anzeigen
                                  Ja bolaika bitte ich möchte es aus erster ✋, ganz nüchtern und ohne Link flut

                                  Gesendet von meinem SM-G900F mit Tapatalk
                                  Allgemein oder hast du bestimmte Fragen? Allgemein wird aber lang, wenn auch ohne Links ...

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                                  • Candessa
                                    • 20.05.2012
                                    • 564

                                    Allgemein, und gerne lang

                                    Gesendet von meinem SM-G900F mit Tapatalk

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                                    • Allo
                                      • 07.02.2016
                                      • 116

                                      Zitat von max-und-moritz Beitrag anzeigen
                                      ...da brauchste gar nicht so weit zurück gehen, 60 Jahre reichen.

                                      Aaaaber: bitte dran denken, was Lebensmittel Ende der 50er gekostet haben: die Hälfte des Haushaltseinkommens wurde dafür ausgegeben. Da hat es sich noch GERECHNET, ein Küken etwas länger zu mästen, heute zahlt das keiner mehr.

                                      Derzeit sind es noch 10 % des Einkommens, das für Lebensmittel ausgegeben wird - *grübel-grübel* - wo gehen die 90 % hin? Miete, klar, Wohnen ist teuer geworden, aber der Rest geht in den Luxus.

                                      Würden Lebensmittel 25 % des Haushaltseinkommens kosten, würden viele Sachen in den Regalen, Autos auf Halde und noch mehr Flieger am Boden bleiben...

                                      Der Verbraucher hat die heutigen Zustäne nicht akzeptiert, der Verbraucher hat seine Wünsche ausgesprochen, so schaut es doch aus.

                                      @ Bohuslän:
                                      Neeeeeein die Industrie hat natürlich gar keine Angstrengungen betrieben die vitalstoffarmen, billigen und hochkalorischen Nahrungsmittel unters Volk zu bringen... Marketing wirkt, sonst würde dafür nicht Unsummen ausgegeben... Und teilweise schafft auch das Angebot die Nachfrage, denke ich immer wieder, wenn ich im Winter an den "frischen" Beeren virbeilaufe

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                                      • Bolaika2
                                        • 22.03.2011
                                        • 4384

                                        Zitat von Candessa Beitrag anzeigen
                                        Allgemein, und gerne lang

                                        Gesendet von meinem SM-G900F mit Tapatalk
                                        Nachzucht und Aufzucht.

                                        Vorab: alle Herangehensweisen beziehen sich auf UNSEREN Betrieb. Wobei es bei den Betrieben, die wir in unserem Bekanntenkreis haben, überwiegend ähnlich abläuft.
                                        Es handelt sich um Milchviehbetriebe. Wir sind allerdings zudem noch "Hochzüchter", Verrückte, die Schauen und Auktionen beschicken und ganz gelegentlich Bullen an Besamungsstationen verkaufen. Wir kaufen auch gern mal neue Genetik, meistens (teure) weibliche Zuchtkälber.


                                        Also:
                                        Nach erfolgreicher Befruchtung (üblicherweise künstliche Besamung (Preisspanne zwischen 15-ca. 75€ bei gesextem Samen), manchmal Embryotransfer, selten Deckbulle) kommt im Normalfall nach 9 Monaten Tragzeit ein Kalb zur Welt. Gelegentlich hat man mal Zwillinge, was aber unerwünscht ist. Zwar tragen Rinder Zwillinge meistens voll aus, aber oft kommt es bei der Geburt zu Komplikationen( ein Kalb oder auch beide tot), gerne kommen auch Pärchen zur Welt (das Kuhkalb ist dann zu 95% ein Zwitter und quasi wertlos, taugen nur für die Mast). Zwillinge sind meistens kleiner als Einzelkälber, somit brauchen sie länger für die Entwicklung und sind außerdem krankheitsanfälliger.
                                        So, die Geburt ist geschafft (kann gut und gerne von den ersten Symptomen bis zur Geburt von 3-15 Stunden dauern, die möglichen und gar nicht so seltenen Komplikationen und Fehllagen erspare ich euch jetzt mal). Idealerweise musste ich außer Nabeldesinfektion nichts unternehmen. Das Kalb sollte stabil auf der Brust liegen können und innerhalb 2 Stunden mal aufstehen. Wir lassen, je nach "Andrang" in der Abkalbebox, das Kalb bis zu 3 Tage bei der Mutter. Im Idealfall leckt die Mutter ihr Kalb trocken und regt so den Kreislauf an. Tut sie das nicht, beobachten wir: wird das Kalb nur ignoriert, wird es sogar angegriffen? Ist die Kuh schwach (Milchfieber), muss eingegriffen werden: schwache und auch unruhige Tiere treten gerne mal aufs Kalb. Und so ein Beinchen ist schnell durch... Ein Tritt in den Bauchraum ist auch nicht schön, die sterben ganz schön lange.
                                        Idealerweise spaziert das Kalb also von selbst ans Euter. Die meisten sind dafür allerdings zu blöd, daher wird die Biestmilch abgemolken und per Flasche und bei Härtefällen per Magensonde verabreicht. Wenn die Kälber von selbst trinken, gibt es soviel Milch, wie sie mögen. Kann auch mal 4 Liter sein, obwohl der Labmagen nur 2 Liter fasst.
                                        Warum lassen wir die Kälber nur 3-4 Tage saugen: so lange darf die Biestmilch nicht abgeliefert werden und wird sowieso verfüttert. Danach geht es in die Iglus.


                                        Warum lassen wir die Kälber nicht bei den Müttern: eine frische Färse (erstes Kalb) gibt zum Laktationsstart zwischen 25-35 Liter Milch am Tag. Ein Kalb (Rasse Holstein bzw Red Holstein) schafft im besten Fall zwischen 10-16 Liter am Tag, wobei um 12 Liter der Normalfall ist. Was passiert also mit der überschüssigen Milch? A) die Kuh entwickelt eine Euterentzündung. Schmerzhaft, ärgerlich, teuer, ggf Totalausfall. B) die Kuh reguliert ihre Milchmenge und drosselt quasi die Produktion. Macht verständlicherweise für einen Milchviehbetrieb wenig Sinn (Mutterkuh-Rassen haben von Haus aus deutlich weniger Milch!). Ältere Kühe produzieren noch mehr Milch, bei uns im Idealfall zwischen 45 bis zu 60 Liter (und nein, das sind keine ausgemergelten Kreaturen mit Schleudereuter).
                                        Im übrigen plärren Kälber nach der Trennung nicht nächtelang, wie ja immer behauptet wird. Kälber plärren nur aus einem einzigen Grund: Hunger. Gelegentlich rufen Kühe, aber längst nicht alle. Höchstens die ganz mütterlichen, die, die auch in der Weide geborenen Kälber einkassieren.
                                        Zweiter Grund der Trennung: Krankheiten. Man hat einfach in Einzelhaltung die ersten kritischen 14 Tage eine viel bessere Kontrolle über den Gesundheitszustand. Kälber bekommen gerne Durchfall (Rota-Corona, Kryptospyridien und andere schöne Sachen). 2 Tage unbehandelter schwerer Durchfall, dann ist so ein Kalb tot. Lungenentzündung ist nicht zwingend sofort tödlich, aber wer mal gesehen hat, wie lange es dauert, bis ein Kalb mit so einer kaputten Lunge verhungert ist (die sind dann mit atmen so beschäftigt, dass fürs fressen keine Zeit mehr bleibt), der passt auf wie ein Luchs.
                                        In der Mutterkuhhaltung liegen die Aufzuchtverluste bei bis zu 30%, nur mal so. Hier hätte ich dann gerne nen Link ...
                                        Ach ja, innerhalb der ersten 7 Lebenstage muss das Kalb angemeldet werden. Heutzutage bequem übers Internet, mit Angabe von Ohrmarkennummer, Nummer der Mutter, Geburtsdatum, Rasse, vorgesehener Verbleib (Mast, Zucht etc), Geburtsverlauf etc. Dann muss es Ohrmarken bekommen. Heutzutage macht man das mit Stanzohrmarken, dabei wird quasi ein kleiner Tunnel beim Einkneifen der Ohrmarken gestanzt. Die so entstandene Gewebeprobe wird eingeschickt und auf BVD untersucht (Bovine Virus Diarrhöe). Sind die Kälber positiv, müssen sie umgehend euthanasiert werden. Die Kälber sind meistens augenscheinlich gesund, tragen allerdings den Erreger. Das ist ganz und gar nicht schön, wenn vitale, muntere Kälber getötet werden. Und auch furchtbar sinnlos, denn sie dürfen nicht verwertet werden, nicht mal als Hundefutter.


                                        Unser Kalb ist jetzt 14 Tage alt, war idealerweise nicht krank. Bullkälber werden jetzt nach Zweck selektiert: sind die vom Exterieur und Pedigree gut genug, um gekört werden zu können? Wenn ja, werden sie bis zum Alter von 12 Monaten aufgezogen, gekört und als Deckbullen verkauft. Wenn nein, werden die als Mastkälber verkauft. Unsere Kälber gehen über unseren Viehhändler im Alter von 12-15 Tagen an einen Mastbetrieb, der auf Kalbfleisch spezialisiert wird (es ist übrigens Unsinn, dass Kälber dann ausschließlich mit Milch gefüttert werden. Ist physiologisch gar nicht möglich, macht die Verdauung nicht mit). So ein Bullkalb bringt zwischen 70-100 Euro. Zwillinge, unterentwickelte Kälber und Zwitter bringen deutlich weniger, oft werden die aus Gefälligkeit umsonst oder für 20€ mitgenommen. Also: immer schön aufpassen, dass so ein Kalb nicht krank wird!
                                        Kuhkälber werden alle aufgezogen. Die Kälber ziehen jetzt um in Kleingruppen. Sie werden jetzt auch schon unter Betäubung enthornt. Enthornen ist sehr wichtig, behörnte Tiere verursachen bei Mensch und Tier unschöne und sehr gefährliche Verletzungen. Rangkämpfe unter Kühen sind nicht ohne! Und ein Deckbulle mit Hörnern ist schlicht lebensgefährlich.
                                        Wenn es interessiert: wir füttern so ein "ad-lib-Zwischending". Jedes Kalb bekommt die ersten 2 Wochen einen Nuckeleimer, der wird an den ersten 3-4 Tagen mit 4-5 Litern frischer Vollmilch befüllt, 2 mal täglich. Danach steigern wir auf bis zu 8 Liter. Nach 8-10 Wochen tränken wir ab (DANN haben wir übrigens das Gebrüll! ). Die Kälber fressen dann Rauhfutter, Silage, Mais und Kälberstarter (wurde schon alles während der Tränkephase angeboten).
                                        Weidegang gibt es erst im Alter von frühestens 6 Monaten.
                                        Im Alter von 16 Monaten werden die Jungrinder dann das erste mal besamt. Idealerweise kalben sie mit 24-26 Monaten ab.
                                        Überschüssige Erstkalbende ("Färsen") verkaufen wir auf Auktionen, die bringen je nach Qualität und Marktlage zwischen 1400-2200€ ein. Bullen bringen zwischen 1200-1900€, selten mal über 3000€ (im Alter von 12 Monaten).
                                        Also: ein Kalb, was bei Mama bleibt und sich ein Bein bricht (was nicht selten vorkommt) oder an Durchfall verreckt, weil man bei Saugkälbern fast immer zu spät merkt, dass es nicht ordentlich bei der Mutter trinkt, ist im Normalfall ein Schaden zwischen 1200-2000 €. Ist bei einem Milchpreis von (noch) 25 ct (kostendeckend wäre übrigens 35 ct) also absolute Katastrophe.


                                        Im übrigen, als kleine Anekdote: ein lieber Freund hatte vorletztes Jahr eine "First Choice" aus einigen Trächtigkeiten (Embryotransfer) einer hochinteressanten, hochgenomischen Anpaarung auf einer Auktion verkauft. Brachte 26.000€, für die erste Wahl aus noch nicht geborenen Kälbern. Und dann noch mal schön ne Durchfall-Welle durch die Neugeborenen... Herzlichen Glückwunsch.

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                                        • Candessa
                                          • 20.05.2012
                                          • 564

                                          Vielen Dank bolaika.wie immer (bei deinen berichten) nah am Leben und informativ !

                                          Gesendet von meinem SM-G900F mit Tapatalk

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