... je suis Charlie ...

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  • CoFan
    • 02.03.2008
    • 15238

    #41
    Also ich tue mich etwas schwer damit, diesen Slogan "eng" zu interpretieren. Er entstand ja konkret aus der Redaktion selbst, bei mir ist das so angekommen: das war nicht nur ein Angriff auf eine "kleine Satireredaktion" sondern auf die Meinungsfreiheit - und damit auf uns alle. Und dazu stehe ich.

    "Je suis Ahmed" ist erst später entstanden, in Folge auf einige Reaktionen auf dieses Attentat, bei denen Muslime bzw deren Geschäfte oder Gebetsräume betroffen waren. Einfach um klarzustellen, dass es nicht Islam gegen Meinungsfreiheit ist, eben weil auch Muslime diese Meinungsfreiheit verteidigen - wie von Ahmed geschehen und teuer bezahlt.

    Für mich selbst hat von Anfang an "Je suis Charlie" auch eine Beileidsbekundung für jeden einzelnen Toten dieses Attentates beinhaltet. Egal ob Redakteur, Polizist oder Reinigungskraft. Das ist für mich persönlich wichtig: Gleichberechtigt den Einzelnen hinter dem Anschlag auf die Meinungsfreiheit zu sehen.

    Heute schliesse ich auch die jüdischen Opfer im Supermarkt mit ein. Und sehe den Slogan eher deshalb "kritisch", weil er diese Entwicklungen nicht berücksichtigt bzw. gar nicht berücksichtigen konnte.

    Das Zitat von Evelyn B. Hall wird übrigens morgen "perfekt symbolisch umgesetzt". Es werden bevorzugte Ziele von Charlie Hebdo und Kollegen (Hollande, Merkel etc - beispielhaft Charlie Hebdo Cartoon von Hollande) an dem Solidaritätsmarsch teilnehmen. Und ich frage mich, warum zur Zeit in der (selektiven) Wahrnehmung nur die islamkritischen Karikaturen ein Rolle spielen?

    Le Pen sagt übrigens (sinngemäß) "Ich bin nicht Charlie, identifiziere mich nicht mit deren Inhalte" - was sagt uns das? Ich hoffe, dass viele diese Botschaft verstehen. Denn wenn jeder, der "je suis Charlie" sagt, sich damit von Le Pen und Kollegen distanziert, ist ja schon einiges gewonnen.

    @Mondnacht: Solche Gedankenspiele "Wie hätte ich mich verhalten in Situation X" habe ich aufgegeben. Ich komme immer zu dem Ergebnis, dass ich es nicht weiß - denn meine Biografie und Sozialisierung lässt sich nicht in andere Zeiten übertragen.

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    • IceCream
      • 06.08.2011
      • 639

      #42
      Was mich tatsächlich nachdenklich stimmt ist, dass der Koran in vielen Suren wirklich kriegerisch ist und es im Vergleich zum Christentum kein "neues Testament" gibt. (liebe deinen Feind...etc) Eine Art Reformation des Islams ist aus meiner Sicht nötig. Da der Koran aber anders als die Bibel das WORT Gottes ist, gilt er als NICHT interpretierbar...bzw. reformierbar. Das stimmt mich nicht gerade positiv....:-/
      Zuletzt geändert von IceCream; 10.01.2015, 22:51.

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      • Ramzes
        • 15.03.2006
        • 14562

        #43
        Zitat von IceCream Beitrag anzeigen
        Was mich tatsächlich nachdenklich stimmt ist, dass der Koran in vielen Suren wirklich kriegerisch ist und es im Vergleich zum Christentum kein "neues Testament" gibt. (liebe deinen Feind...etc) Eine Art Reformation des Islams ist aus meiner Sicht nötig. Da der Koran aber anders als die Bibel das WORT Gottes ist, gilt er als NICHT interpretierbar...bzw. reformierbar. Das stimmt mich nicht gerade positiv....:-/



        s.letzter Satz

        Der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann fordert Selbstreinigung von menschenrechtsfeindlichen Strömungen und regt Einführung eines islamischen Religionsunterrichts an. Außerdem ruft er zum Dialog mit den Pegida-Anhängern auf.


        Der innenpolitische Sprecher der Grünen-Bundestagsfraktion, Volker Beck, hat sich dafür ausgesprochen, den Islam staatlich als Religionsgemeinschaft anzuerkennen und damit rechtlich den christlichen Kirchen




        je suis homme ? !!
        Zuletzt geändert von Ramzes; 13.01.2015, 15:23.

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        • Arielle
          • 23.08.2010
          • 2838

          #44
          Zitat von greyrodent Beitrag anzeigen
          Ich habe auch nicht vor, alle Charlies über einen Kamm zu scheren. Ich gebe lediglich zu bedenken, daß - bei allem Verständnis und mit allem Respekt denen gegenüber, die hiermit ihre Verbundenheit und Solidarität demonstrieren möchten - ein "Charlie" nur der sein kann, der bereit ist, im Fall des Falles seinen Kopf auch für die Freiheit des Andersdenkenden hinzuhalten.

          So verneige ich mich nicht nur vor denen, die mit - manchmal auch gut am eigenen Weltbild kratzendem - Humor die Freiheit des Geistes hochgehalten haben, sondern auch vor denen, die ihr Recht, das zu tun, verteidigt haben.
          Danke! Ich hoffe, daß ich immer zumindest ein bißchen von dem Mut haben werde, den Ihr unter Beweis gestellt habt!
          http://oumma.com/sites/default/files...hoto_crime.jpg
          Und es gibt sie, die mutigen Menschen auch im Islam:

          http://www.zuechtergewerkschaft.com/

          Kommentar

          • OBdB
            • 05.11.2008
            • 2372

            #45
            Zitat von IceCream Beitrag anzeigen
            Was mich tatsächlich nachdenklich stimmt ist, dass der Koran in vielen Suren wirklich kriegerisch ist und es im Vergleich zum Christentum kein "neues Testament" gibt. (liebe deinen Feind...etc) Eine Art Reformation des Islams ist aus meiner Sicht nötig. Da der Koran aber anders als die Bibel das WORT Gottes ist, gilt er als NICHT interpretierbar...bzw. reformierbar. Das stimmt mich nicht gerade positiv....:-/
            das ist so einfach nicht (die Reformierung des Islam), da es keine 'oberste Behörde' gibt wie bei den Katholiken der Papst.

            Trotzallem muss dieser Standpunkt sehr sehr kritisch betrachtet werden, da auch die christl Fundis sich nie auf das Neue Testament, sondern nur auf das Alte Testament berufen. Gerade die pentecotalistischen Kirchen, und 'Wiedergeborene' stehen in ihren Ansichten und der Durchsetzung ihrer Ansichten nicht hinter den Islamisten (= islam. Fundis) zurück.
            Dies sehen wir hier in Europa weniger, ist aber sehr ausgeprägt in den Staaten : Westboro und deren proteste bei Begräbnissen von Soldaten (und deren Begründung !!!!!) um ur dieses Beispiel zu nennen.

            Die schlimmsten Ausschreitungen in Europa sah man in Frankreich zum Anlass der Gesetzänderung 'Mariage pour tous' (Heirat für alle), die den Schwulen fast die matrimoniale Gleichstellung mit den Heterosexuellen brachte : verbale Ausschreitungen (Homosexualität = Bestialität), 'alle Schwulen sind Kinderschänder' (frei übersetzt), etc aber auch körperliche Angriffe. So sind mehrere Päarchen angegriffen und zusammengeschlagen worden und eins wurde sogar angesteckt (wenn ich mich richtig erinnere).
            Und wenn man sich die Gegner dieses Gesetzentwurfes 'mal genauer anschaut, dann sieht man, dass sie alle 'religiôse' Argumente angeben, die direkt aus dem AT stammen ...
            Otmar

            HP :
            http://obdb.free.fr
            http://otmar.free.fr

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            • greyrodent
              • 04.08.2013
              • 1274

              #46
              Zitat von IceCream Beitrag anzeigen
              Da der Koran aber anders als die Bibel das WORT Gottes ist, gilt er als NICHT interpretierbar...bzw. reformierbar. Das stimmt mich nicht gerade positiv....:-/
              Das ist so richtig wie es falsch ist.
              Richtig ist: Der Koran darf nicht interpretiert werden (weshalb es lange keine Übersetzungen gab, da eine Übersetzung notwendigerweise eine Interpretation ist - es ist schon schwierig genug, einen Text ohne Bedeutungsverlust von einer romanischen in eine germanische Sprache zu übertragen, noch weitaus schwieriger ist das bei Sprachen, die eine völlig unterschiedliche Struktur und einen stark abweichenden kulturellen Kontext haben).

              Richtig (und wohl jedem bekannt) ist aber auch: es gibt sehr unterschiedliche Auslegungen und "Lebensformen" innerhalb des Islam, die sich jedoch in erster Linie auf die Ahadith, die (angeblichen) Episoden aus dem Leben Mohammeds gründen. Deren jeweilige Relevanz und Authentizität wird von verschiedenen Leuten sehr unterschiedlich bewertet - bis hin zu denen, die sagen: die Ahadith haben - unter Bezugnahme auf Sure II,2 (Dies ist ein vollkommenes Buch; es ist kein Zweifel darin: eine Richtschnur für die Rechtschaffenen) und weil die Ahadith erst einmal mündliche Überlieferungen waren, die erst später schriftlich verfaßt wurden - überhaupt keine Existenzberechtigung, da der Koran als die ursprüngliche Schrift bereits vollkommen ist.

              Bestes und plakatives Beispiel: die Verschleierung der Frau. Da gibt es Spielarten von "Muslima, aber unverschleiert und ohne Kopftuch" bis hin zu Hijab und Burka.
              Dabei ist im Koran nur davon die Rede, die Frau solle ihr Tuch (das im Kontext nicht explizit als Kopftuch bezeichnet wird, sondern einfach nur ein Tuch ganz generell - ein Tuch zu tragen war nicht nur im Orient, sondern auch in Europa gang und gäbe, denn es schützte vor Witterungseinflüssen) herabziehen und ihre Zierde bedecken - und die Zierde sind die Brüste. Die (und das ausgeschnittene Dekolleté) soll sie also nicht in der Öffentlichkeit zur Schau stellen - etwas, das auch in unserem Kulturkreis je nach Zeitgeist mal mehr, mal weniger toleriert wird. Insofern finde ich eine solche Vorschrift keinen Grund zur Aufregung, insbesondere, wenn sie 1400 Jahre alt ist (und sofern doch ein KOPFtuch gemeint sein sollte: das findet sich schon in der Bibel, Neues Testament übrigens, nämlich I. Korinther 11,2ff.: die Frau darf nicht mit unbedecktem Haupt beten, sonst soll man ihr die Haare scheren. Und weil eine Frau mit geschorenem Haar Mist ist, soll sie mal lieber 'n Kopftuch anziehen... um der Ehre des Mannes willen - is' ja nicht so, daß der Koran das einzige Buch wäre, in dem seltsame Dinge drinstehen).

              Alles, was darüber hinausgeht, insbesondere die Gesichtsschleier, ist Tradition und Interpretation, NICHT das, was im Koran steht, sondern Dinge, die aus dem sozialen Umfeld "geboren" und angeblich vom Propheten gesagt wurden. Im Koran findet sich übrigens auch kein generelles Bilderverbot, sondern nur das Verbot, Bilder (= Götzen) anzubeten - und das steht auch schon in der Bibel.

              Tja. Und nu' kommt der von OBdB genannte Punkt: es gibt (außer dem Koran selber) keine Zentralinstanz, die da "Ordnung schaffen" könnte. In dem Moment, wo die Ahadith als irgendwie verbindlich betrachtet werden, ist also der Interpretation Tür und Tor geöffnet. Diese findet ganz unzweifelhaft statt und wird von vielen Menschen nicht einmal als solche erkannt, da diese den Originaltext mangels Sprachkenntnissen nicht lesen können und denen man dann alles mögliche erzählen kann (Beispiel: hat hier ja auch niemanden gestört, daß ich einen der französischen Sätze zwar prinzipiell korrekt, aber im Kontext nicht ganz treffend übersetzt habe. Ich hatte als Übersetzung für "Mahomet débordé par les intégristes" angeboten "Mohammed überschwemmt von Islamisten". Ist so nicht korrekt, fiel mir aber auch erst hinterher auf: im Kontext wäre eine Übersetzung wie "hat die Schnauze voll" wesentlich treffender, da déborder insbesondere auch im Sinne von "das Faß zum Überlaufen bringen" benutzt wird. Beide Interpretationen sind möglich, je nach dem, ob man darstellen möchte, daß Mohammed (als Repräsentant des Islam) kaum noch eine Chance gegen die Verdrehung seiner Worte durch die Islamisten hat oder eher daß er schlicht und ergreifend die Faxen dicke hat - OBdB, alter Franzose, was sagst DU dazu? Immerhin war das ja eine der meistdiskutierten Propheten-Karikaturen...).

              Ich postuliere jetzt einfach mal, daß die "Guten" in allen Weltanschauungen und Religionen genau so statistisch verteilt sind wie die "Bösen" und daß jeder Mensch zwar einerseits eine Entscheidungsfreiheit hat, diese aber aufgrund von Sozialisation und Umfeld nicht allumfassend, sondern kulturabhängig ist.

              Und: der Koran WIRD interpretiert. Mit Hilfe der Ahadith. Und insofern - das hoffe ich zumindest sehr - sollte auch eine wesentlich freiheitlichere Interpretation als die der Hardliner möglich sein.

              Hierzu eine (individuelle wie auch gesellschaftliche) Position zu finden, braucht weitaus mehr als ein paar Pegida-Parolen, Sarrazin-Pamphlete oder AfD-Geschwurbel, sondern einerseits klare Regeln ("hier ist Europa, hier werden keine Hände abgehackt, wer seine Schwester wegen der Ehre umbringt, kriegt keine mildernden Umstände, sondern lebenslänglich wegen Vorsatz und niederen Beweggründen und Kopftücher könnt Ihr gerne tragen, aber ein Gesichtsschleier ist hierzulande genauso ein kulturelles NoGo wie Miniröcke in Saudi-Arabien") und andererseits eine reale inhaltliche Auseinandersetzung mit dem jeweils "anderen", um eben auch Positionen wie die von IceCream entkräften zu können, die - zuendegedacht - der Akzeptanz genau so wenig förderlich sind wie eine Forderung nach Gleichstellung des Islam neben das Christentum. Der Zeit und Lebensrealität in Deutschland angemessen wäre wohl eher eine Forderung nach Verankerung des Laizismus in Grundgesetz und untergeordneter Gesetzgebung (dann würde sich auch die Frage nach religiösen Symbolen in Schule und öffentlichem Dienst von selber miterledigen).

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