... je suis Charlie ...

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  • aurusfarm
    • 25.07.2009
    • 2806

    #21
    Zitat von Korney Beitrag anzeigen
    Natürlich ging das nicht gegen den Polizisten. Aber in diesem Fall liegen die Gründe für das Verhalten auf der Hand. Ob man es als Akt von Terror bezeichnet oder wie auch immer, ist erstmal egal.

    Letztenendes hat eine Partei mit diesem Verhalten ihre Kontrolle zurückgefordert bzw. bewiesen, dass sie durch die Karikaturen Kontrollverlust erlebt habt, sich damit einhergehend machtlos empfunden hat. Es ist nicht nur allein Rache, es geht um das Zurückschlagen, und diese Personen die getroffen werden sollten, wurden gezielt ausgewählt.
    Mag sein das sie geziehlt ausgesucht waren. Aber so ein Akt wird nicht Übernacht geplant und ausgeführt.

    Ich erinnere mich an London, Madrid, jetzt Paris, geschweigetem New York. Und in Deutschland vor einigen Jahren gabs auch den massiven Befund an der Garage..

    Es bleibt nur zu hoffen das unsere Schützer und Einsatzkräfte weiterhin gute Arbeit leisten können. Es kann jeden treffen, in dem Sinne ja; Je suis Charlie.

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    • OBdB
      • 05.11.2008
      • 2372

      #22
      Zitat von St.Pr.St Beitrag anzeigen
      Alles sehr furchtbar !!! Aber woanders ist es noch schlimmer !!! Bei weitem noch dramatischer !!!



      2000 Tote :-(
      man kann nicht vergleichen, was nicht vergleichbar ist !

      man findet immer IMMER Situation die schlimmer sind als die, die man gerade diskutiert !


      Die Symbolik des Attentates in Paris ist ... sind nicht die 12 Toten (bzw 16 + die 3 Attentäter). Den angegriffen wurde eine der Basen unserer Freiheit, unserer Demokratie, einer der Grundsteine unseres Zusammenlebens.

      Charlie-Hebdo hat nur getan, was unsere Verfassung erlaubte, nicht mehr nicht weniger. Dass die Muslims sich auf den Schlips getreten fühlten ... ja, verstehe ich nicht aber kann einleuchten (es handelt sich ... nur ... um Religion, als eine abstrakte Denkweise).

      Und sie (die Muslims) wollen nicht einsehen, dass sie wenn sie in Frankreich leben auch die franz Regeln beachten müssen. Sie können versuchen diese von innen heraus auf dem 'normalen' Weg zu ändern, kein Thema dies ist ihr Recht. Aber Wut, Drohungen, verbale Ausschreitungen und letztendliches dieses sind sicher nicht der richtige Weg.

      Und bei den Muslims geht es letztenendes genauso wie bei den Christen, es gibt solche und solche. es sind die Fundis, die nicht verstehen wollen und die gibt es überall. Also nicht in den Aberglauben verfallen, dass alle Muslim so vergehen (würden).
      Otmar

      HP :
      http://obdb.free.fr
      http://otmar.free.fr

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      • St.Pr.St
        • 06.03.2009
        • 5224

        #23
        ... kann man irgendwie schon vergleichen... denn es ist egal wo ein Mensch ungerecht zu Tode kommt .... schon ein Mensch zuviel !!! 1, 3, 16 , 200, 2000
        http://www.christianwoeber.com

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        • CoFan
          • 02.03.2008
          • 15238

          #24
          Zitat von aurusfarm Beitrag anzeigen
          Ich denke es geht nie um den Einzelnen. Der Polizist der sein Dienst in Frankreich getan hat und dabei ums Leben kam hat sicherlich nie etwas gegen Islam getan/gesagt/geschrieben. Das ist eben Terror. Willkürlich

          Aber ich denke das es irgendwann auch in Deutschland brennen wird. Ob es in einem halben Jahr ist oder in zwei-fünf Jahren? Vielleicht sollte man wirklich sein Leben immer so leben ob es der letzte Tag sein könnte.

          Dieser Polizist, der so öffentlich hingerichtet wurde, war selbst Muslim!

          Viele gedenken der getöteten Zeichner und Journalisten. Doch auch zwei Polizisten verloren ihre Leben, weil sie ihre Pflicht taten. Einer davon war muslimischen Glaubens – wie die Attentäter.


          Dazu gibt es auch einen sehr passenden Beitrag auf Twitter:



          Ich finde dieser traurige Zufall zeigt doch ganz klar, es geht nicht darum dass Moslems gegen Christen oder Juden kämpfen. Es geht darum, die Freiheit durch Schreckensherrschaft einzuschränken. Egal ob bei uns oder in Afrika.

          Egal wo Menschen durch Terroristen umkommen, verletzt oder traumatisiert werden - jede einzelne Tat ist unfassbar, grausam und unmenschlich. Denn nichts kann so etwas rechtfertigen. Keine Religion, kein Klassenkampf (RAF und Co) oder was auch immer als Rechtfertigung herhalten muss.

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          • CoFan
            • 02.03.2008
            • 15238

            #25
            OBdB hat schon Recht - dieser Anschlag wurde ganz gezielt in Frankreich ausgeführt, ganz bewusst bei Charlie Hebdo. Damit wollten sie ihren "Kampf" auch zu uns bringen. Etwas was als Drohung schon lange im Raum steht, seit dem Zeitpunkt nämlich, als die internationale Allianz in Syrien eingegriffen hat.

            @St.Pr.St Jedes Opfer ist schlimm, aber eine Rangfolge von schlimm bis schlimmer verbietet sich auch nach meiner Meinung.

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            • ditschi
              • 10.04.2002
              • 2200

              #26
              Von Helmut Heinen Das abscheuliche Attentat von Paris war ein gezielter Anschlag auf das Satireblatt „Charlie Hebdo“ und seine Mitarbeiter. Aber es war zugleich ein Anschlag auf die westliche Welt, auf die Grundlagen und Werte einer offenen Gesellschaft. In herausragender Solidarität berichten freie Medien weltweit seit Tagen über dieses unmenschliche Verbrechen und die verquere Ideologie, die junge Muslime erst zu religiösen Fanatikern und dann zu Mördern macht. Der einhellige Appell: Presse- und Meinungsfreiheit sind unteilbar. Unsere Werkzeuge sind Worte und Bilder. Satire, Tabubruch, auch Blasphemie muss unsere Gesellschaft aushalten. Sie gehören zum Dialog über streitige Themen, selbst wenn dies dem Einzelnen nicht gefällt. Die Medien und gerade auch die Zeitungen tragen durch Kommentare und Hintergrundberichte zur Reflexion über unsere zivilen Standards bei. Sie sind, mit allen Fehlern und Schwächen, mit ihren Stärken und Vorzügen, eine Errungenschaft unserer Demokratie, die wir stets aufs Neue verteidigen müssen. Das zeigt nicht nur der Anschlag auf „Charlie Hebdo“. Das zeigen auch Nazi-Schmierereien an den Wänden deutscher Verlagshäuser oder das dumpfe Verunglimpfen der „Lügenpresse“ durch die Pegida-Anhänger. „Lügenpresse“ - das ist ein Kampfbegriff aus Deutschlands dunkelster Vergangenheit. Perfide Propaganda der Pegida-Anführer, Ignoranz und unklare Ängste drohen hier, eine üble Allianz einzugehen. Sie versprechen einfache Antworten auf komplexe Fragen. In unserer globalisierten Welt gibt es diese einfachen Antworten nicht. Wehren wir uns. Beharren wir, Zeitungen und Leser gemeinsam, auch weiterhin selbstbewusst auf der Pluralität der Meinungen und der Freiheit, sie zu äußern. Bieten wir so allen Eiferern die Stirn, die im Namen von Religionen oder Ideologien pöbeln, Angst verbreiten und am Ende sogar morden.

              Helmut Heinen ist der Präsident des Bundesverbandes Deutscher Zeitungsverleger.
              sigpic

              "Können bitte alle, die 'nichts zu verbergen' haben, ihren Namen, Adresse, Jahreseinkommen und ihre sexuellen Vorlieben hier öffentlich posten? Danke!"

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              • greyrodent
                • 04.08.2013
                • 1274

                #27
                Ich mag die Kampagne nicht. Ich verstehe, daß Menschen ihre Solidarität ausdrücken möchten, ihre Trauer, ihre Wut.
                Aber in Anspruch zu nehmen, man hätte den gleichen Mut, sich unbeliebt zu machen wie die Redaktion von Charlie Hebdo...?

                Wenn nur die Hälfte derer, die in diesen Tagen diesen Slogan auch nur ein einziges Mal gedacht, geschrieben, gesagt, ausgedruckt haben, in Zukunft den Mund auch dann aufmachen, wenn es unbequem wird, dann wird die Welt ein besserer Ort sein.

                Und wer von den ganzen Charlies ist eigentlich Ahmed? Der Polizist und Moslem, der sein Leben vor der Tür von Charlie Hebdo gegeben hat um die Freiheit der Presse zu schützen, obwohl auch er die Mohammed-Karikaturen sicher nicht besonders gemocht hat?

                In diesem Sinne:

                Je ne suis pas Charlie.

                Je suis Ulrike.


                I disapprove of what you say, but I will defend to the death your right to say it.
                (Evelyn Beatrice Hall)

                Le droit de dire et d’imprimer ce que nous pensons est le droit de tout homme libre, dont on ne saurait le priver sans exercer la tyrannie la plus odieuse.
                (Voltaire)



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                • Arielle
                  • 23.08.2010
                  • 2838

                  #28
                  Zitat von greyrodent Beitrag anzeigen
                  Ich mag die Kampagne nicht. Ich verstehe, daß Menschen ihre Solidarität ausdrücken möchten, ihre Trauer, ihre Wut.
                  Aber in Anspruch zu nehmen, man hätte den gleichen Mut, sich unbeliebt zu machen wie die Redaktion von Charlie Hebdo...?
                  Unterschätz die Entschlossenheit vieler Journalisten, Verleger und Fernsehmacher nicht mit größter Entschlossenheit und auch mit dem Mut durch Einsatz für die Pressefreiheit auch ihr eigenes Leben in Gefahr zu bringen. Salman Rushdies Karikaturen wurden in manchen Zeitungen (Dänemark) und ebenso sein Buch auch dann noch publiziert, als die Todesdrohungen gegen Medienmacher längst veröffentlicht waren.

                  Helmut Heinen alsPräsident des Bundesverbandes Deutscher Zeitungsverleger hat sehr wohl auch das moralische Recht zu sagen was er oben gesagt hat.

                  Mich stimmt es zuversichtlich, dass nicht nur Hosenscheißer diesen Planeten bevölkern.
                  http://www.zuechtergewerkschaft.com/

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                  • greyrodent
                    • 04.08.2013
                    • 1274

                    #29
                    Liebe Arielle, Du hast mich, so scheint's, doch ziemlich mißverstanden.

                    An welcher Stelle hätte ich die Entschlossenheit Vieler (insbesondere vieler Medienmenschen) in Frage gestellt oder Herrn Heinen das Recht, seine Meinung zu sagen, abgesprochen?

                    Ich sprach über die inflationäre Inanspruchname eines Namens. Damit war in keinster Weise Herr Heinen gemeint, der seine Position klar und deutlich ausdrückt und dafür kein "ich bin/wir sind...*" braucht, sondern das ganz prima mit eigenen Worten und unter eigenem Namen tut.

                    Ich sag's noch mal:
                    Ich bin ich und ich stehe dafür ein, daß jeder, der eine Meinung hat, diese auch äußern darf. Und dieses Recht endet - unter Berücksichtigung des kategorischen Imperativs, der Freiheit der Andersdenkenden, der Leitsätze der französischen Revolution und des deutschen Grundgesetzes, insbesondere seiner Artikel 1 bis 5 - erst dort, wo die vitalen Interessen anderer Menschen in Frage gestellt werden.

                    Und um dies zu tun, muß ich nicht irgendwer anders sein, sondern im Gegenteil: diese Position hat erst dann einen Wert, wenn sie wirklich die eigene ist.
                    Die Kampagne hätte mir weitaus mehr gefallen, wenn jeder "Charlie" durch seinen eigenen Namen ersetzt hätte. "Je suis Volker" wäre eine wunderbare Gegenposition zur mißbräuchlichen Verwendung von "Wir sind das Volk" gewesen. "Nous sommes Der Spiegel" oder "Nous sommes BILD" untermalt mit einer passenden Karikatur wäre eine tolle Hommage an die toten Journalisten gewesen, statt diese - nachdem man sich selber bislang nicht getraut hat, ähnliche Karikaturen** zu veröffentlichen - durch "je suis Charlie" für sich zu requirieren.

                    Chance verpaßt.

                    *wahlweise bitte einsetzen:
                    - Papst
                    - Weltmeister
                    - Charlie
                    - ein Schaf
                    - Deutscher/Franzose/Äquatorialguineaner/Christ/Moslem/Jude/Buddhist/Ungläubiger/...
                    - das Volk

                    ** ich bin übrigens durchaus der Meinung, daß Charlie Hebdo mit manchen Zeichnungen schon mal auch ziemlich an der Grenze des schlechten Geschmacks gekratzt hat. Und ich möchte nicht so genau wissen, wie viele der Leute, die hier in Deutschland jetzt behaupten Charlie zu sein, vorher noch nie im Leben überhaupt von Charlie Hebdo gehört haben, geschweige denn die Karikaturen kannten bzw. sie (mangels Sprachkompetenz) verstanden haben.
                    Zuletzt geändert von greyrodent; 10.01.2015, 11:34.

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                    • Arielle
                      • 23.08.2010
                      • 2838

                      #30
                      Ja, vielleicht haben wir uns missverstanden!

                      Obwohl der französischen Sprache nicht mächtig, verstehe ich das Je suis und das Trage der Bleistifte nicht im Sinne von "Wir sind Papst" sondern im Sinne Kennedys "Ich bin ein Berliner".

                      Bezüglich des "Guten Geschmacks" der ist ja bekanntlich unterschiedlich. Karikaturen die die religiösen Gefühle anderer verletzen, wären bei mir nie publiziert worden. Trotzdem muss jeder der so etwas veröffentlichen will, dies auch dürfen! Da bin ich Charlie.
                      http://www.zuechtergewerkschaft.com/

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                      • Dark-Angel
                        • 04.12.2008
                        • 1404

                        #31
                        Traurig an der ganzen Sache ist doch, dass fast 90 % aller Kriege Glaubenskriege sind. Meine Meinung: Der Koran, die Bibel usw. ist doch alles der selbe Schei.. Jesus, Mohammed, Buddha usw. waren alles Klasse Verkäufer...Keine Religion ist gut. Im Namen irgendeines Gottes sterben Menschen, Tiere und auch die Natur. Im Namen der Religion werden Kinder misshandelt und als Kriegssoldaten ausgebildet, Frauen geschändet und unschuldige Menschen abgeschlachtet. Es ist traurig zu sehen wie sehr sich die Menschheit für dumm verkaufen lässt. Es ist traurig zu sehen wie die Menschheit sich nicht weiterentwickelt hat.. Bei den Römern wurden die Haiden abgeschlachtet, in China die Uiguren usw... Ich freue mich auf den Tag, an dem die Menschheit beweisen kann, dass es keine Götter gibt und dann einige Leute aus dem Fenster hüpfen weil sie sich von der Bibel, dem Koran, der heilige Schrift oder sonst irgend einem 2000 Jahre alten mittelmäßigen Bestseller verarscht fühlen. Wir selber haben es in der Hand und können mit gesundem Menschenverstand so viel verändern.

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                        • Korney
                          • 05.03.2009
                          • 3512

                          #32
                          Grey rodent: ich könnte auch schreiben "je suis Andreas".. aber ich bin im Zusammenhang mit diesen Anschlägen genauso unwichtig wie Du, tut mir Leid. Es geht im Moment um die Opfer dieses Terroranschlages, nicht um mich, nicht um dich oder um sonstwen!

                          "Je suis charlie" ist Solidarität auf einem höheren Abstraktionsniveau, bzw. definitiv nicht auf der Mikroebene. Wir bewegen uns mit diesem Statement irgendwo zwischen Meso- und Makroebene, weit weg von meiner individuellen Wenigkeit.

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                          • greyrodent
                            • 04.08.2013
                            • 1274

                            #33
                            Trotzdem muss jeder der so etwas veröffentlichen will, dies auch dürfen!
                            Auch das, Arielle, habe ich nie in Abrede gestellt - im Gegenteil.

                            Und auch JFKs medienwirksamen Spruch betrachte ich vor dem Hintergrund seiner Sozialisation in einer reichen US-amerikanischen Familie mit einer gewissen Skepsis.

                            Da halte ich es doch lieber mit "Hier stehe ich und kann nicht anders" und "Und sie bewegt sich doch!"

                            Ich schätze, diese Hommage eines Karikaturisten, der gegenüber Charlie Hebdo und seinen Protagonisten durchaus auch eine differenzierte Meinung hat, trifft's ziemlich gut:

                            (wer kein Französisch kann: Cabu (im Vordergrund): "Es ist hart, von Idioten geliebt zu werden", Wolinski (dahinter): "Messen?? Die Marseillaise??? Für UNS?!?" - in Anlehnung an das CH-Titelbild mit Mohammed, der sein Gesicht in den Händen vergräbt und sagt "Es ist hart, von Idioten geliebt zu werden" und daneben steht "Mohammed überschwemmt von Fundamentalisten")

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                            • greyrodent
                              • 04.08.2013
                              • 1274

                              #34
                              Korney und ich sehe es schlicht und ergreifend so, daß es viel einfacher ist, sich einem Slogan anzuschließen, als eine eigene Position differenziert, dezidiert und vor allem kontinuierlich auch öffentlich zu vertreten.
                              Erst wenn es wirklich in den Köpfen angekommen ist, daß es nicht darum geht, heute "ich bin das Volk" und morgen "ich bin Charlie" zu sagen, sondern darum, heute, morgen und auch übermorgen noch die Position zu vertreten "ich bin einer von ganz vielen Menschen, die in Frieden und Freiheit leben möchten und ich bin bereit, diese Rechte und Werte auch dann zu verteidigen, wenn ich mit der Position meines Gegenübers NICHT d'accord bin".
                              Das ist genau das, was eine freiheitliche Zivilgesellschaft ausmachen sollte. Nicht das gemeinsame und freiwillige Sich-Unterwerfen vieler Menschen unter einen Slogan.

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                              • Korney
                                • 05.03.2009
                                • 3512

                                #35
                                Wenn du diese Form der Solidarität wirklich so extrem (auf einem Kontinuum wovon eine Seite weiß und die andere Seite schwarz ist) sehen willst, dann tu es!

                                Ich mache das nicht. Ich kann nur für mich und von meiner dezidiert in freien Stücken gebildete Meinung sprechen: ich finde das anmaßend.

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                                • greyrodent
                                  • 04.08.2013
                                  • 1274

                                  #36
                                  Korney, ich bin dafür, daß Du mich anmaßend finden und das auch öffentlich schreiben darfst.

                                  Dennoch - und damit sind wir beim Abstraktionsniveau - möchte ich Dir widersprechen.
                                  Bereits im ersten Beitrag habe ich geschrieben, daß ich es verständlich finde, daß viele Menschen ihre Gefühle angesichts dieses Anschlags auf die Meinungsfreiheit (und nichts anderes war es ja) ausdrücken, indem sie verdeutlichen möchten, daß damit auch auf sie selber geschossen wurde.

                                  Es hat aber niemand auf sie geschossen. Weil keiner von ihnen den Mut hatte, sich öffentlich so weit aus dem Fenster zu lehnen wie Charlie Hebdo. Eine Abstraktionsebene weiter wird also mit dieser Aussage etwas für einen selber reklamiert, was man gar nicht geleistet hat. Das hat nichts mit schwarz/weiß zu tun - ich hätte es nur gerne, wenn man noch einen Schritt weiterginge, sich selber nicht nur als ein Opfer betrachtete, das man gar nicht ist, sondern im Gegenteil zum "Täter" im positiven Sinne würde. Zu jemandem, der nicht nur diese Opferrolle für sich reklamiert, sondern dann bitte auch morgen dafür eintritt, daß nicht "die Ausländer", "die Muslime", "die Türken" oder "die Araber" zu Schuldigen gemacht werden, sondern laut und deutlich artikuliert "wer das getan hat, war ein Arschloch, egal welcher Religion er anhing".

                                  Ich wünsche mir sehr, daß alle die, die heute Charlie sind, auch morgen das Recht meiner Nachbarn, frei und offen in ihre Kirche, Moschee oder Synagoge zu gehen, das Recht der Pegida auf eine Demo und das der NPD, eine Wahlveranstaltung abzuhalten, das Recht eines Flüchtlings auf eine menschenwürdige Behandlung und Unterkunft, das Recht Schackeline aus dem Märkischen Viertel oder Yalcin aus dem Wedding zu heißen und trotzdem zu studieren etc. pp. achten und verteidigen. Und zwar laut, deutlich und unüberhörbar.

                                  Angesichts der Zahlen, daß 57% der Deutschen den Islam als Bedrohung wahrnehmen, ca. 37% es gerne hätten, wenn Muslimen generell die Zuwanderung nach Deutschland untersagt würde, die Hälfte Sinti und Roma prinzipiell für kriminell halten und ihnen gerne ein Betretungsverbot für Innenstädte erteilen würden, knapp 20% generell ausländerfeindliche Thesen unterstützen, 5% offene Antisemiten sind*, ... fürchte ich allerdings, daß das mit der Verteidigung der Presse- und Meinungs- und Religionsfreiheit eine ziemlich relative Sache ist.

                                  Worum wetten wir, daß die knapp 20.000 guten Sachsen, die am Montag wieder gegen die Überfremdung durch ihre 4000 Muslime demonstrieren, neben ihrem "Wir sind das Volk"-Slogan und dem durch die "Führung" angemahnten Trauerflor auch diverse "je suis Charlie"-Schilder dabeihaben werden? Welch ein Hohn angesichts der von den Ermordeten vertretenen freiheitlichen Werte auf der einen und des Pegida-Chauvinismus auf der anderen Seite!

                                  Ich bleibe dabei: ich hoffe sehr, daß jeder, der heute für sich reklamiert, Charlie zu sein, auch in Zukunft immer und überall die Freiheit verteidigt. Im Handeln, mit spitzer Feder und im Wort - und auch dann noch, wenn die Mehrheit lieber einen Führer hätte, der das Glaubensbekenntnis vorgibt.

                                  *...und das sind ja bloß Ergebnisse aus Umfragen, in denen die Leute sich vermutlich vorher noch überlegt haben, was sie antworten.
                                  Zuletzt geändert von greyrodent; 10.01.2015, 14:19.

                                  Kommentar

                                  • Korney
                                    • 05.03.2009
                                    • 3512

                                    #37
                                    Mir geht es aber nicht darum, dass ich durch "je suis charlie" so tue als ob ich das Opfer gewesen bin. Auf mich hat niemand geschossen, und das bleibt hoffentlich auch noch lange so - 3 Mal auf Holz klopf!

                                    Mir geht es um den solidarischen Akt, einen Akt durch den geschützt wird, was schützenswert ist - freie Meinungsäußerung. Außerdem geht es um 2 Parteien, die einen Konflikt ausgetragen haben. Die eine heißt Charlie Hebdo, die andere nennen sie wir am Ende des Tages doch Terror.
                                    Mit "je suis charlie" entscheidet man sich für einen der beiden Stühle und grenzt sich von der Gegenpartei ab.

                                    Mehr ist meiner Meinung nach "je suis charlie" nicht.

                                    Es ist natürlich gedanklich schwer zu fassen, dass auf der einen Seite eine Satirezeitschrift steht. Darunter kann man sich ein Unternehmen vorstellen, hat dazu Bilder im Kopf und Arbeiter, die jeden Tag ein und aus gehen. Auf der anderen Seite steht ein abstraktes Konstrukt, undurchschaubar, gewalttätig, wütend, nicht einschätzbar. Das wird jetzt noch mit Islam vermischt und bekommt die Bezeichnung "Terror". Diese Gegenüberstellung fällt nicht leicht!

                                    Ich denke, wir dürfen nicht alle "je suis charlie"-hochhalter über einen Kamm scheren und ihnen dieselbe Meinung bzw. denselben gedanklichen Prozess, der zum Hochhalten des Schildes geführt hat, unterstellen.

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                                    • greyrodent
                                      • 04.08.2013
                                      • 1274

                                      #38
                                      Ich habe auch nicht vor, alle Charlies über einen Kamm zu scheren. Ich gebe lediglich zu bedenken, daß - bei allem Verständnis und mit allem Respekt denen gegenüber, die hiermit ihre Verbundenheit und Solidarität demonstrieren möchten - ein "Charlie" nur der sein kann, der bereit ist, im Fall des Falles seinen Kopf auch für die Freiheit des Andersdenkenden hinzuhalten.

                                      So verneige ich mich nicht nur vor denen, die mit - manchmal auch gut am eigenen Weltbild kratzendem - Humor die Freiheit des Geistes hochgehalten haben, sondern auch vor denen, die ihr Recht, das zu tun, verteidigt haben.
                                      Danke! Ich hoffe, daß ich immer zumindest ein bißchen von dem Mut haben werde, den Ihr unter Beweis gestellt habt!

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                                      • Furioso-Fan
                                        • 12.08.2004
                                        • 10940

                                        #39
                                        Da sieht man, wie unterschiedlich die Assoziationen sind, die sich mit "Je suis Charlie" verbinden.
                                        Für mich ist Charlie ein Synonym, ein kritischer, gegen den Islamismusgewandter politischer Mensch, der seine Meinung kundtut. So habe ich das "Ich bin" verstanden, im Sinne von einer gemeinsamen geistigen Haltung, wenn auch nicht konkreten politischen Handlung im Sinne von Karikaturen ersinnen. Und das gemeinsame Feindbild, was man für die Islamisten ist, als aufgeklärter Mensch und in meinem Falle auch noch als politisch wache Frau.
                                        Zuletzt geändert von Furioso-Fan; 10.01.2015, 16:30.

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                                        • Mondnacht
                                          • 01.12.2009
                                          • 2459

                                          #40
                                          Ich habe jetzt länger darüber nachgedacht, ob ich so mutig wäre, auch bei einer konkreten Bedrohung zu meiner Meinung zu stehen. Ich kann da als Jurist nur sagen: Es kommt darauf an...
                                          Freie Meinungsäußerung in einem Land, wo die freie Meinungsäußerung erlaubt ist ist einfacher, auch wenn man dabei Gefühle anders denkender verletzt, aber zumindest kann der Staat versuchen, dich zu schützen. Freie Meinungsäußerung in einer Diktatur ist da anders, weil man sich gegen den Staat äußert.
                                          Ich persönlich sage und schreibe was ich denke und bin damit auch schon mehrfach angeeckt. Das mache ich auch, wenn die Mehrheit eine andere Meinung vertritt, allerdings bin ich noch nie bedroht worden. Hoffentlich könnte ich das aushalten.
                                          Wie die Geschwister Scholl aber auch im Angesicht des Todes zu ihren überzeugungen gestanden haben finde ich bewundernswert und ich fürchte, dafür wäre ich zu feige... Nicht das ich darauf stolz bin, aber wenn ich so ganz in mich gehe, sehe ich in mir leichte Feigheit.

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