Zugezogen 'auf dem Dorf' - Noch wer hier?

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  • Syrah
    • 01.05.2009
    • 1735

    Zugezogen 'auf dem Dorf' - Noch wer hier?

    Manchmal kriege ich hier echt die Krise. Ich bin 2006 in das Dorf gezogen, in dem ich jetzt wohne. Ich wäre hier nie im Leben freiwillig hingezogen, hatte aber hier hingeheiratet. Ich habe zwar Glück mit meinen Nachbarn, aber man merkt trotzdem überall deutlich, dass man nicht 'dazu gehört'. Leider wird das auch auf meinen Sohn übertragen, da die hiesige 'Klickenwirtschaft' scheinbar schon im Kindergarten anfängt (er ist im Nachbardorf zum Kindergarten gegangen, weil wir direkt auf der Grenze zw. zwei Dörfern wohnen und meine Nachbarn gemeindetechnisch eben zum anderen Dorf gehören, und damit auch deren Kinder, mit denen er spielt; ziemlich kompliziert...).

    Geht das hier noch wem so?? Ändert sich das jemals? Hier gibt es doch auch Ausländer im Forum, die wegen der Pferde sicher auch ländlich wohnen, vermute ich. Wie ist es für die? Genauso? Oder noch schlimmer? Ist das abhängig von der Gegend?
    Of course, they say every atom in our bodies was once part of a star. Maybe I'm not leaving... maybe I'm going home.
    www.gestuet-hilken.de
  • Nixe
    • 21.05.2012
    • 381

    #2
    Nein, nicht von der Gegend. Ich würde sagen, vom Bundesland. Über die Kinder an die Eltern und so versuchen neue Kontakte zu knüpfen. Viel Glück und die Ohren steif halten.

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    • Calippo
      • 24.06.2007
      • 581

      #3
      Hallo Syrah, ebenfalls nette Grüße aus dem Emsland! Bei mir ist es aber schon über 30 Jahre her, dass ich diesen Kulturschock verdauen musste! Aus der "Großstadt" Osnabrück in ein Dorf mit 150 Seelen!

      Anfangs war ich hier der Exot schlechthin - eine Frau, die lieber auf dem Pferd saß als in der Kirche, für die das Schützenfest nicht das Highlight des Jahres war und der Pastor nicht der Stellvertreter Gottes auf Erden! Die Sonntags Wäsche auf der Leine hatte und und und. Aber ... mir hat das Leben auf dem Lande sehr gefallen, von Anfang an! Was mich so ein wenig stutzig macht, ist deine Aussage, dass du "nie im Leben freiwillig in das Dorf" gezogen wärst. Kann es sein, dass du deine inneren Vorbehalte den Dörflern gegenüber vielleicht noch nicht überwunden hast?

      Unsere Kinder jedenfalls hatten keine Probleme (Kunststück, es gab immer nur ein oder zwei Kinder eines Jahrgangs im Dorf, mittlerweile verstehe ich auch sehr gut Plattdeutsch und mache auch die dörflichen Aktivitäten mit. Aber ich glaube trotzdem, dass ich immer noch als so eine Art komischer Vogel angesehen werde. Mir ist es egal, auch die jetzigen jüngeren Frauen im Ort sind ganz anders und offener wie die damalige Riege von Dragonern. Es sind jetzt auch noch ein paar "Neuzugezogene" und die machen am sonntag noch ganz andere Dinge als Wäsche raus hängen, von da her finde ich, dass es hier merklich toleranter zugeht als früher.

      Wo genau sind denn deine Probleme mit den Leuten im Dorf? Oder geht es nur um deinen Sohn? Wie sieht es denn bei deinem Mann aus? So wie ich es verstehe, ist es doch sein Heimatdorf, was sagt er denn zu deinen Problemen? Was genau werfen dir denn die Leute sozusagen vor, dass du meinst, nicht dazu zu gehören?

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      • Mona88
        • 01.01.2004
        • 508

        #4
        Ich würde das nicht auf das Bundesland beschränken. Das soziale Gefüge erinnert mich auch hier irgendwie immer an eine klassische Tierherde: Es gibt einen Leithengst (meist männlich, meist der Bürgermeister oder ein größerer Unternehmer) und eine Leitstute (meist die Frau von). Der Rest gliedert sich nach Abstammung und persönlichen Ambitionen.

        Ja, es ändert sich. Schon, weil immer mehr Dorfbewohner über ihren Dorfrand hinaus schauen (müssen).

        Wart mal ab, dein Sohn wird seinen Platz finden. Und du auch. Hast du denn so gar keinen Anschluss gefunden über "Guten Tag" hinaus?

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        • #5
          Bei mir ist's auch so, dass ich zugezogen bin. Dazu kommt aber, dass mein Freund/seine Familie eh ein wenig aussen vor ist...die sind nach den Kriegsjahren selbst zugezogen und mein Schwiegervater hatte als intellektueller Dr. der Agrarwissenschaften nicht unbedingt die Sympathien der Dorfbevölkerung auf seiner Seite. Und unser Dorf ist langezogen, d.h. direkt um mich herum sind eigentlich nur 18 Einwohner verteilt auf 5 Haushalte und zwei miteinander verwandt und verschwägerte Familien, der Rest ist mindesten einen Kilometer entfernt im "Hauptdorf"...und tendenziell auch nicht wirklich mein Alter.

          Man verliert schon schnell den Anschluss, wenn man nicht gerade die komplette Jugend hier verbracht hat oder stringend bei Schützenvereinen, Landfrauen o.ä. beteiligt ist....

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          • lula
            • 10.01.2011
            • 2233

            #6
            Ach Syrah, des wird schon!
            Als ich vor ein paar Jahren mit meinen Mädels ohne Mann hier gebaut habe, haben sich hier auch alle die Hälse verrenkt u d getuschelt. .... Die Haben ca. 1 Jahr gebraucht um zu verstehen, warum der Vater der Kinder nur an den Wochenenden kommt um mit Ihnen woandershin zu fahren,...

            Die Herren waren öfter mal anzüglich, die Damen haben oftmals garnicht erst gegrüßt. Und als der neue Mann hier regelmäßig aufschlug und die Beschreibung, je nach der Sehkraft des Beobachters variierte,...

            Mittlerweile ist es ruhig, ich ignoriere die gelegentlich immer noch aufkommende Neugier weiterhin. Die Mädels hatten recht schnell Anschluss gefunden ,... Mittlerweile haben sie die Dorfschule verlassen, dort war es grässlich nach "Kasten" sortiert, wie von Mona beschrieben. (Nur bestimmte Kinder durften die Hauptrollen n den Aufführungen spielen,...die Plätze in der ersten Reihe war für die Dorfprominenz reserviert,...)

            zieh Dein Ding durch, irgendwann kommen die schlaueren Leute an und interessieren sich wirklich für Dich. Alle anderen Leute können bleiben wo der
            Pfeffer wächst,...

            Liebe Grüsse
            Lula
            Zuletzt geändert von lula; 08.08.2013, 15:27.

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            • aha
              • 13.12.2008
              • 634

              #7
              Ich bin auch heiratsbedingt aufs Dorf gezogen, habe aber recht schnell Anschluss gefunden - manchmal mehr als mir lieb war ;-). Meine Schwiegereltern betreiben das örtliche Bestattungsunternehmen und sind daher recht angesehen, mein Mann als Tierarzt zählt auch zur "Prominenz".

              Was mich eher nervt ist die Engstirnigkeit und Intoleranz vieler Dorfbewohner. Das fängt mit Vorbehalten gegen Schwule an und hört bei bösen Blicken der Nachbarin, weil ich ihr vor 5 Jahren meinen Pferdehänger nicht geliehen habe, noch lange nicht auf... trotzdem möchte ich auf keinen Fall wieder in der Stadt wohnen.

              In Kürze ziehen wir um, in ein anderes Dorf, 50 km weit weg. Ich bin gespannt, wie es uns dort ergehen wird. Aber da ich eigentlich recht offen und kontaktfreudig bin, mache ich mir da keine großen Sorgen.

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              • satania
                • 11.05.2010
                • 6293

                #8
                Bin vor 19 Jahren auch von der Kreisstadt aufs Dorf gezogen. Habe aber Glück gehabt. Alle waren von Anfang an nett und hilfsbereit. Manchmal gibts dann kleine Skandale, die an "Königlich-bayrisches Amtsgericht" erinnern. Mein Mann und ich haben uns von Anfang an ins Dorfleben geschmissen, und jede Veranstaltung (bei Gelegenheit auch mit Pferd) mitgemacht. Sind aber auch liebe Menschen hier. Komme mir manchmal wie in einem Pilcher-Roman vor.

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                • Browny
                  • 13.11.2009
                  • 2630

                  #9
                  die Eltern meines Ex-Freundes sind auch aufs Dorf gezogen... katholisch, knapp 300 Einwohner... und jetzt kommts: ER hat sich um die Kinder gekümmert, während sie gearbeitet hat...

                  die hatten richtig Probleme.... aber inzwischen haben sie auch Anschluss gefunden, auch wenn ein großer Teil der Dorfbewohner noch tuschelt

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                  • Fusseltier
                    • 21.10.2009
                    • 262

                    #10
                    Ich bin hier im Dorf aufgewachsen und dann mit 18 weg gezogen. Mit 35 kam ich dann zurück. Im Grunde ist das aber wie Fremd, die Alten Leute kennen einen, die jüngeren nicht und sind zum Teil auch zugezogen. Allerdings bildet man sich in dieser Bevölkerungsgruppe tatsächlich ein das man was besseres ist.
                    Und ich mit inzwischen 37, Alleinerziehend mit einem 6 Jährigen, einem Pferd und 7 Katzen und mit roten Haaren passe da nicht so wirklich ins Bild. Viele Freundschaften habe ich hier im Ort daher nicht, bin wohl zu unangepasst oder so.
                    Aber aus Erfahrung: Passt man sich an, tritt Vereinen bei usw. ist man meist sehr schnell integriert.

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                    • Farbenfroh
                      • 27.03.2003
                      • 1049

                      #11
                      Für uns war es auch schlimm. Meinem Sohn wurde Cola von hinten in den Schulranzen gekippt und er wurde in der Toilette von mehreren verprügelt sodass er sich nicht mehr traute in die Toilette zu gehen und es immer nur noch gerade nach Hause schaffte. Auch wurde er einmal mitsamt Ranzen aus dem Bus geworfen und musste ins Krankenhaus weil er im Knie eine schwere Bursitis hatte. Kinder können furchtbar grausam sein. Seine Schulnoten wurden immer schlechter und er wollte nicht mehr zur Schule gehen. Wir haben ihn dann auf ein Internat geschickt und binnen einem Jahr sind seine Noten wieder nach oben geschnellt. Er hat sein Fachabi gemacht, dann wurde er Zeitsoldat und nun ist er beim Axel Springer Verlag. Er musste nur zwei Bewerbungen schreiben und beide wollten ihn haben, er hat sich aber gegen die Bank und für den Verlag entschieden. Ist heute 30 Jahre alt und seit letztem August glücklich verheiratet.
                      Zuletzt geändert von Farbenfroh; 09.08.2013, 07:27.

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                      • max-und-moritz
                        • 04.06.2006
                        • 3433

                        #12
                        Ich bin "von hier", mein Mann hat eingeheiratet, sein Heimatdorf ist nicht weit weg.

                        Bis vor ein paar Jahren war er meist "daheim" unterwegs, Vereine, Freunde, etc., und nur ganz wenig "hier". Er hat den Kontakt gar nicht gesucht.

                        Aaaaber: seit etwa 6 oder 7 Jahren ist er voll dabei im Dorf, er ist dem Eisstockverein beigetreten und das ist der am meisten expandierende Verein im Dorf. Nun ist er mir manchmal schon fast ZU ingegriert, da brauchen sie ihn und da soll er mitmachen usw.

                        Von anderen Zugezogenen weiß ich: wenn man will "darf man mitspielen", auch ohne sich all zu sehr anzupassen. Ne Bekannte ist bei den Schützen und bei der Feuerwehr, voll dabei.

                        Viele Grüße, max-und-moritz
                        Wer neue Wege scheut, muß alte Übel dulden.

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                        • NiLi
                          • 26.10.2011
                          • 167

                          #13
                          Also ich komme selbst vom Dorf und kann mal aus Sicht der Einheimischen sprechen.. In den letzten Jahren sind die Dorfmenschen denke ich sehr viel offener gegenüber Zugezogenen geworden. Natürlich gibt es noch die alten und konservativen Dorfbewohner, die reden und tuscheln usw. DIe jüngeren Generationen sehen das alles nicht mehr so eng und nehmen "Neue" auch herzlich auf - wenn die Neuen denn ein Interesse daran zeigen. Ich kenne viele Zugezogene (weil geheiratet o.ä.), die vom ersten Tag an aufgeschlossen gegenüber den Dorfbewohnern aufgetreten sind. Da gab es gar keinen Grund zu tuscheln - die haben dann einfach dazu gehört. Dann gibt es aber auch diejenigen, die ziemlich Eigenbrödlerisch sind und nicht mal ein "Hallo" aus dem Mund bekommen, wenn sie an jemandem vorbeigehen. Das ist auf dem Dorf eben ein "No go" - also Grüßen ist das Mindeste, was man tun sollte. Über solche Leute und deren Benehmen wird eben auch mal getuschelt. Gerade ist wieder eine Familie mit Kind zugezogen - durch meine Reitschülerinnen weiß ich bereits alles über das neue Mädchen und sie wurde von den anderen Kindern auch gut aufgenommen. Die Mutter ist sehr nett und aufgeschlossen u es gibt überhaupt keine Probleme. Es sind also nicht alle Dörfer oder Dorfbewohner von Grund auf "böse", sondern es kommt zu 80 % auf den "Neuen" an. Möglicherweise gibt es da wirklich regionale Unterschiede. Ich kann mir jedenfalls kein besseres Leben als auf dem Dorf vorstellen. :-)

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                          • Jule89
                            • 26.04.2010
                            • 1173

                            #14
                            Als ich geboren wurde, haben meine Eltern noch studiert. Nach Beendigung des Studiums und dem Beginn der Arbeit sind wir auf`s Dorf gezogen, da war ich 5 oder 6 Jahre alt. Ich selbst bin ja dann mit den Dorfkindern zur Schule gegangen, habe schnell enge Freundschaften geschlossen, die auch heute noch halten, obwohl ich nun nicht mehr "Zuhause" wohne. Auch meine Eltern haben gute Freunde im Dorf gefunden, viel hat auch über mich und meine Schwestern bzw. unsere Freunde und deren Eltern angefangen. Meine Schwester ist auch aktiv im Karnevalsverein, die andere im Fußballverein, ich selbst bin durch die Pferde per Du mit den Bauern und alten Opi`s im Dorf

                            Jetzt bin ich vor einigen Monaten auch in die Fremde gezogen, in die Heimat meines Freundes. Wir wohnen zwar nicht direkt in seinem Heimatdorf, aber auf dem Hof seiner Großeltern in einem Dorf in der näheren Umgebung. Ich finde es eigentlich gut, dass die Leute hier im Dorf mit seinem Namen was anfangen können und uns einordnen können. Das erleichtert die Kontaktaufnahme ungemein. Über die Pferde haben wir auch schon junge Leute in unserem Alter kennen gelernt, die wohnen gleich gegenüber und SIE hat auch Pferde Wir haben uns schon ausgemacht, zusammen zum Reitunterricht ins Nachbardorf zu reiten. Ich bin absoluter Dorfmensch, nie und nimmer könnte ich zeit meines Lebens in der Stadt leben. Wenn man offen und kontakfreudig ist, wird man in jedem Dorf an irgendjemanden Anschluss finden! Sicher versteht man sich nicht mit jedem, und es gibt immer irgendwelche Nörgler, die der Meinung sind, alles kommentieren zu müssen, was du so treibst; und dann noch die ollen Waschweiber, die den ganzen Tag auf dem Fensterbrett hängen und "Wachposten" spielen Aber das gehört doch irgendwie dazu. Auf dem Dorf ist das halt eine persönlichere Gemeinschaft, da kennt jeder jeden und alle wissen, dass du es gewagt hast, letztes Jahr am 10.08. sonntag mittag den Rasen zu mähen! Entweder man kann damit umgehen und das an sich abprallen lassen oder man zieht in die Stadt. Da interessiert es keinen, was du treibst, aber es interessiert sich auch keiner für dich und fragt mal, wie es dir geht, oder hilft einem in Notsituationen oder füttert mal das Viehzeug im Urlaub oder, oder, oder....

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                            • Suomi
                              • 04.12.2009
                              • 4240

                              #15
                              also wenn man manche Beiträge hier so liest, dann meint man, die Dorfbevölkerung bestünde aus rückständigen Neandertalern

                              Ich wohne zeitlebens auf dem Dorf - bin vor einiger Zeit von meinem Heimatdorf umgezogen ins Nachbardorf...

                              Ich würde mal meinen, dass es einem Städter schwerer fällt, im Dorf integriert zu werden, als jemandem der sowieso schon immer auf einem Dorf gelebt hat. Ich glaube, das sind einfach unterschiedliche Mentalitäten. Ich habe eine gute Bekannte, die lebt in der Stadt, hat aber seit Ewigkeiten ein Pferd.

                              Aber manchmal kann ich nur den Kopf schütteln über ihre Ansichten... ich glaube das hängt damit zusammen, dass man auf dem Land einfach erdverbundener ist, als in der Stadt. Wenn Erntezeit ist, dann ist das halt so. Da fahren die Mähdrescher auch schon mal die ganze Nacht oder Traktoren zuckeln über die Landstraße. Oder dass es mal stinkt, wenn Gülle gefahren wird, usw... oder dass es nicht funktioniert wenn man im Sommer die Koppel einsät und meint, dass da Gras wächst ... da könnte ich noch viel mehr Stories erzählen, ich mag sie ja wirklich gern, aber manchmal bin ich schon etwas baff bezüglich ihrer Ansichten.

                              Meine Familie hat seit fast 30 Jahren ein Ferienhaus ganz oben in Norddeutschland auf dem platten Land, fast Dänemark. Obwohl die Mentalitäten von Nord- und Süddeutschen schon anders sind, sind wir da gut integriert und werden nicht als "Fremde" behandelt. Einfach weil um uns rum nur Bauernhöfe sind, und wir auch einen landwirtschaftlichen Background haben... das verbindet und der eine weiß wovon der andere spricht.

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                              • Syrah
                                • 01.05.2009
                                • 1735

                                #16
                                Also, mal so nebenbei, hier gibt es keinen Mann mehr (es sei denn, man zählt meinen 8-jährigen Sohn mit...). Ich hatte 'hierher geheiratet', aber da der Hof mir gehört, blieb ich nach der Trennung hier.

                                Mit meinen Nachbarn komme ich hervorragend aus, auch mit vielen anderen Leuten. Die Pferde haben viele Türen geöffnet. Aber insbesondere das Dorf, wo mein Sohn zur Schule geht, ist eine Sache für sich. Ich gebe auch ehrlich zu, dass ich mit den Leuten dort nicht viel gemeinsam habe. Ein völlig anderer Background und völlig andere Vorstellungen davon, wie das Leben so auszusehen hat. Das betrifft natürlich auch meinen Sohn. Die Jungs aus seiner Klasse kriegen einen hysterischen Anfall, wenn ein Mähdrescher die Straße lang fährt (jeder will der erste sein, der's merkt und der erste, der die Marke erkennt...). Interessiert meinen Sohn nur begrenzt. Er will reisen, je weiter weg, desto besser. Und so weiter. Außer Fußball und Schützenfesten (beides ein Anlaß für Sauferien, wahrscheinlich muß man sich das hier schönsaufen) gibt's hier nichts. Ach so, klar, Kirche. Gehen wir auch nicht hin und mein Sohn ist wahrscheinlich seit gefühlten 500 Jahren das erste Kind, das nicht am Religionsunterricht teilnimmt. Will er nach wie vor nicht, was ich gut finde.

                                Ich mag meine Pferde, klar, und die kann ich nicht in der Stadt halten. Mir gefällt es auch, dass ich keinen Pieps höre, selbst, wenn meine Nachbarn eine wüste Party veranstalten würden, eben weil sie weit genug weg wohnen. Aber irgendwie habe ich gerade einen Dorfkoller. Von der Firma aus hätte ich eigentlich gerade in Rio und Sao Paulo sein dürfen, weil wegen Messe. Aber leider hat mein Sohn Schule. Ich könnte heulen. Beurlaubung meines Sohnes direkt im Anschluß an Ferien hätte ich viel länger vorher beantragen müssen, also habe ich es dann direkt gelassen.

                                Ich glaube auch, dass für mich irgendwann der Tag kommt, wo die Pferde verkauft werden und ich wieder in der Stadt wohne, zumindest nicht mehr am A... der Welt, wo man eine Stunde Auto fahren muß, um die nächste Sushibude zu finden. Wo man nicht den ganzen Tag einen aussichtslosen Kampf gegen alles mögliche Viehzeugs führt, mit vier Beinen aufwärts. Wo die Wäsche wieder auf die Wäscheleine kann und nicht mehr in den Trockner muß (nein, nicht wegen Regen, sondern weil sie sonst nach den elenden Schweinen stinkt). Ich bin's leid, mit Biogasanlagen um mein Weideland zu konkurrieren, ich bin's leid, dass mein Sohn diesen blöden Dorft.....n ausgesetzt ist, deren Horizont im Nachbardorf oder in der Kirche oder am nächsten Fußballplatz endet, ich bin's leid, dass der dämliche Lohnunternehmer (der EX-Lohnunternehmer, muß ich dazu sagen, genug ist genug, ich will nie wieder einen Mann und schon gar nicht den!) mir dauernd an den Allerwertesten packt und ich bin Asthmaanfälle wegen der sch... Schweine leid.

                                Und ich bin gerade nicht in der Stimmung, die Vorzüge der 'Außenlage' sehen zu wollen. Heute nicht!
                                Of course, they say every atom in our bodies was once part of a star. Maybe I'm not leaving... maybe I'm going home.
                                www.gestuet-hilken.de

                                Kommentar

                                • lula
                                  • 10.01.2011
                                  • 2233

                                  #17
                                  Oha, Du hörst Dich an, als könntest Du eine Auszeit gebrauchen :-) Gönn Dir Irgendetwas Nettes, ein Abendessen mit Freudin, einen Städtetripp mit einer Übernachtung, einen Kinoabend,..... Shoppen,... irgendwas was nicht mit PFerden oder Deinem Dorf zu tun hat. Schleunigst, dann kriegst Du auch wieder ein besseres Gefühl und eine andere Energie. Los los, raus aus´m Dorf, für ein paar Stunden wenigstens!

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                                  • Monemondenkind
                                    • 13.07.2011
                                    • 2278

                                    #18
                                    Jo, das klingt alles ziemlich nach Dorfkoller.
                                    Vielleicht hilft ein ausgedehnter Urlaub in den Herbstferien?

                                    Ich wohne auch in einem recht kleinen Dorf (ca. 200 Leute) eigentlich eine Siedlung die auch erst nach dem Krieg entstanden ist. Die meisten Landwirte (abgesehen von meinem Onkel) haben aufgehört und ihre Höfe verkauft. Wir haben viele "Zugezogene" aus der "Stadt".
                                    Nächste größere Stadt ist knapp 20 km entfernt, nach FfM benötige ich 45 min. So hält sich der Dorfkoller in Grenzen, zumal wir eben keine typischen Landeier sind

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                                    • Jule89
                                      • 26.04.2010
                                      • 1173

                                      #19
                                      Zitat von Syrah Beitrag anzeigen
                                      Außer Fußball und Schützenfesten (beides ein Anlaß für Sauferien, wahrscheinlich muß man sich das hier schönsaufen) gibt's hier nichts. Ach so, klar, Kirche. Gehen wir auch nicht hin und mein Sohn ist wahrscheinlich seit gefühlten 500 Jahren das erste Kind, das nicht am Religionsunterricht teilnimmt. Will er nach wie vor nicht, was ich gut finde.

                                      ...

                                      Ich glaube auch, dass für mich irgendwann der Tag kommt, wo die Pferde verkauft werden und ich wieder in der Stadt wohne, zumindest nicht mehr am A... der Welt, wo man eine Stunde Auto fahren muß, um die nächste Sushibude zu finden. Wo man nicht den ganzen Tag einen aussichtslosen Kampf gegen alles mögliche Viehzeugs führt, mit vier Beinen aufwärts. Wo die Wäsche wieder auf die Wäscheleine kann und nicht mehr in den Trockner muß (nein, nicht wegen Regen, sondern weil sie sonst nach den elenden Schweinen stinkt). Ich bin's leid, mit Biogasanlagen um mein Weideland zu konkurrieren, ich bin's leid, dass mein Sohn diesen blöden Dorft.....n ausgesetzt ist, deren Horizont im Nachbardorf oder in der Kirche oder am nächsten Fußballplatz endet, ich bin's leid, dass der dämliche Lohnunternehmer (der EX-Lohnunternehmer, muß ich dazu sagen, genug ist genug, ich will nie wieder einen Mann und schon gar nicht den!) mir dauernd an den Allerwertesten packt und ich bin Asthmaanfälle wegen der sch... Schweine leid.

                                      Und ich bin gerade nicht in der Stimmung, die Vorzüge der 'Außenlage' sehen zu wollen. Heute nicht!
                                      Ich kann verstehen, wenn man mal frustriert ist, aber meinst du nicht, du scherst hier alle über einen Kamm? Es gibt auf dem Dorf genauso viele Trottel wie in der Stadt. Und das Schützenfeste feucht-fröhlich zugehen, dass wusstest du doch bestimmt auch bevor du aufs Dorf gezogen bist! Und der Geruch von den Schweinen - habt ihr eine Mastanlage direkt neben eurem Garten? Einige wenige Schweine riechen eigentlich nicht stark, und große Anlagen dürfen in Wohngebieten gar nicht errichtet werden. Auf dem Dorf riechts nunmal nach Tieren. Das klingt für mich ein bisschen wie die Leute aus unserm Dorf, die das Ordnungsamt rufen, weil in der Ernte mal ein paar Halme Stroh vom Hänger auf die Dorfstraße gefallen sind...

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                                      • Calippo
                                        • 24.06.2007
                                        • 581

                                        #20
                                        Oh Gott, Syrah, ich hoffe, dass das nur ein vorübergehender Anfall von Dorfkoller ist. Oder geht es dir hauptsächlich so, dass du hier alles blöd findest? Das hoffe ich mal nicht, denn das würde dir und vor allen Dingen deinem Jungen das Leben nur noch schwerer machen.

                                        Hat er denn so gar keine Freunde in seiner Schule gefunden? Für welche Dinge interessiert er sich denn, was würde er denn gerne machen? Man muss nicht zwangsläufig Fußball spielen oder Treckerverrückt sein (für Jungs, das ist hier in der Gegend tatsächlich ein Phänomen!), mittlerweile wird für Kinder hier auch schon einiges mehr geboten, es muss nur jemand mit einem Auto parat stehen und Fahrdienste leisten

                                        Und ich hoffe nicht, dass du dich in Gegenwart der Dörfler öfter mal so "auskotzt" wie hier (Dorftrottel, Horizont bis zum Fußballplatz etc.), denn so rückständig sind die Menschen hier nun auch wieder nicht und solche Bezeichnungen werden dann auch nicht so schnell vergessen.

                                        Die üblichen anderen ländlichen Erscheinungen wie stinkende Schweine- und Hühnerställe, Güllefelder und Maiswüsten, na ja, das ist nicht erst seit gestern da. Das Paradies ohne Haken gibt es wahrscheinlich nur in den Freitag-Abend-Fernsehfilmen.

                                        Ich habe so ein wenig das Gefühl, das hier der Spruch: "Wie man in den Wald hineinruft, so schallt es heraus " zutrifft. Versuch doch einfach, deine Verachtung für Schützenfeste, Fußball und Kirche nicht so raushängen zu lassen und mache doch mal mit! Im stillen kannst du nachher dann drüber lachen.

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