Qualität deutscher Reitschulen

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  • Sabine2005
    • 17.06.2005
    • 7791

    Qualität deutscher Reitschulen

    Ich möchte gerne mal wissen, wie Ihr in Eurer Umgebung die Qualität der Reitschulen bezeichnen würdet - grade im Bereich für absolute Anfänger allen Alters, die auf Schulpferde angewiesen sind.

    Ich bin aktuell auf Reitbeteiligungssuche für meine Stute und habe meine Suchanzeige eigentlich sehr klar ausgedrückt inkl. Angaben, was ich NICHT suche. So habe ich unter anderem deutlich geschrieben, daß sich mein Pferd nicht als erstes Reitbeteiligungspferd eignet, eben weil sie auch spritzig werden kann.

    Eigentlich hatte ich gedacht, ich würde mir mit der Aussage absolutes Anfängervolk automatisch vom Hals halten....

    Tja, und dann kam es anders:


    So hatte ich vor ein paar Tagen eine Mitte zwanzigerin zu Besuch, die sich dann auf dem Pferd sitzend als wirkliche Anfängerin herausstellte. Also Leichttraben war schon ein Problem. Ich mache 100 Kreuze, daß mein Pferd derzmaßen irritiert von ihr war, das die kaum mehr als 3 m traben wollte und automatisch stehen geblieben ist, mich fragend anschauend, ob sie denn wirklich weiterlaufen soll (ehrlich, ich hätte bei sowas eher darauf getippt, daß meine losflitzt und dem Reiter erst mal Angst macht).

    Wir haben das ganze nach wenigen Runden beendet und aus mir wäre beinahe wirklich rausgeplatzt, wie verarscht ich mich von ihr fühle und was an meiner Suchanzeige sie denn nicht kapiert hätte.

    Jetzt muß ich dazu sagen, das sie einfach wirklich megamäßig nett war. Von ihrer Art hätte sie wirklich super in unsere Stallgemeinschaft gepaßt.

    In der Stallgasse erzählte sie mir dann, in welchen Reitschulen sie schon war (und über welche Zeiträume) - und ehrlich: In dem Moment verflog mein unterdrückter Ärger und sie tat mir einfach leid!

    Ehrlich, sie tat mir leid!

    Ergebniss war nämlich, das sie die letzten zwei Jahre in diversen Reitschulen war, dort ihre 10 Karten zumindest abgeritten hat.....

    ....und jetzt immer noch nicht leichttraben kann.

    Ich weiß, das hier in Münster in den letzten 20 Jahren ein Reitschulsterben stattgefunden hat und die Auswahl an Reitschulen mit Schulpferden nicht mehr sooooo riesig ist und die Auswahl da arg eingeschränkt ist.

    Sie erzählte, daß ihre Longenstunden bereits nach wenigen Stunden beendet waren und ihre Longierlehrer vermutlich wohl doch eher Azubis waren, die wohl meist dazu "verdammt" waren, den Longenunterricht zu machen - dabei aber weniger motiviert waren.

    Danach ging es - auf unterschiedlichen Ausbildungsstätten - in Reitgruppen, wo natürlich alle unterschiedlichen Reitniveaus aufeinander trafen und wo die Reiter auf eigenen Pferden intensiver betreut wurden, bzw. wo auf Kaufintessenten in den selben Stunden "den Hintern gepampert" bekamen, eben im Eigentinteresse des Reitlehrers - eben dieses Pferd zu verkaufen.

    Mir tat sich echt Leid, daß sie nun seit 2 Jahren reiten lernen will (und auch zahlungswillig dafür ist!), sie aber offentsichtlich immer nur "eine zahlende Person mehr" in der jeweiligen Stunde war.

    Einige Ställe davon kannte ich selber sehr gut, weil ich dort selber jahrelanger Einstaller war und ich war erschrocken, wie es sich dort verändert hat.


    Ich bin selber kein grandioser Reiter - keiner hier würde vor Neid über ich erblassen: Keine Sorge!

    Aber das mir in meiner Jugend bekannte "System":

    - gut ein Jahr Longe
    - Dann eine Anfängergruppe für Reiter, die von der Longe grade weg sind
    - Fortführende Gruppe, die auf Reiter WB bzw. E-Niveau Turnierfertig gemacht werden
    - Leistungszirkel mit Turnierteilnahme bis A Niveau

    (und die Gruppen dann sogar noch "gleichaltrig" gehalten).

    ............. das scheint es wohl gar nicht mehr zu geben (?)


    Mir fällt ja auch auf, wenn ich mal auf anderen Anlagen bin: Da sind die Betreiber froh, wenn sie mal 7 Leute zusammenbekommen, die gleichzeitig reiten können (zugegeben: es lohnt sich auch nicht, x mal die Woche die Halle zu blockieren, wenn da nur einer oder zwei Reiter drin sind - macht nur die Privatreiter sauer!).

    Diese 7 Reiter könnten aber unterschiedlicher im Niveau nicht sein - und in der Altersklasse! Da sieht man dann Reitunterricht wo 8 jährige mit 40 jährigen zusammen sind.

    Tja, und da herrscht dann entweder die Problematik, daß man sich dem schlechtesten Anpaßt - und wenn diese Angst vorm Galopp hat, dann galoppiert eben die Truppe mehrere Woche nicht (was den Erfahreneren die Lust am reiten nimmt)

    oder

    Die Besseren werden zwar gefördert, die schlechteren gehen aber einfach gnadenlos unter (und verlieren die Lust).


    Bei diesem Teufelskreis frage ich mich: Wo sollen denn die Reiter der Zukunft herkommen?
  • max-und-moritz
    • 04.06.2006
    • 3441

    #2
    Zitat von Sabine2005 Beitrag anzeigen
    Mir tat sich echt Leid, daß sie nun seit 2 Jahren reiten lernen will (und auch zahlungswillig dafür ist!), sie aber offentsichtlich immer nur "eine zahlende Person mehr" in der jeweiligen Stunde war.
    Sabine, mag die Reitschul-Situation bei Euch auch noch so übel sein - sei mir nicht bös, aber wenn die Frau 2 Jahre immer mal wieder auf einem Pferd sitzt und immer noch nicht leichttraben kann, dann stimmt mit der was nicht.

    Ich hab mir grad so die Leute (Kinder und Erwachsene) durch den Kopf gehen lassen, die unbedingt "Mal so zum Spaß auf einem Pferd sitzen wollten". Das ist gut 25 Jahre her, die habe ich dann auf meinen alten, grottenbraven Wallach gesetzt und mit ihnen ein bißchen rumgemacht.

    Also das war weiß Gott nichts, was irgendwie mit Unterricht im Sinne von Unterricht zu tun hatte, die wollten auch gar nicht "richtig" Reiten lernen, das war eher - hm, wie sag ich das - draufsitzen und sich durch die Gegend tragen lassen am Sonntag Vormittag, mit mir ein Bißchen ratschen und sich die Landschaft anschauen? - Ja, das trifft es vielleicht.

    So, dann hab ich die auf den Zossen gesetzt, ihnen das Nötigste erklärt und ein paar Runden an der Longe laufen lassen, erst im Schritt und ganz sicher am gleichen Tag auch im Trab. - Ja ich bin da recht rustikal, und die haben es alle ausgehalten ohne runter zu fallen!

    Natürlich habe ich erklärt was es mit dem Leichttraben auf sich hat, wie das funktioniert und im Schritt gezeigt bzw. geübt. Wenn es die Kandidaten dann lang genug durchgeschüttelt hat haben die es superschnell kapiert wie das ist mit dem Rhythmus

    Da war KEINER dabei, der nicht allerspätestens bei der zweiten ich nenne es mal Folterstunde kapiert hat wie man Leichttrabt... Auch mein Mann hat das ruck-zuck geschnallt, und der war zu dieser Zeit noch aktiver Fußballer

    Viele Grüße, max-und-moritz
    Wer neue Wege scheut, muß alte Übel dulden.

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    • silas
      • 13.01.2011
      • 4024

      #3
      Für die klassische Reitschule gibt es kaum noch die Möglichkeit, zu überleben. Rechnet einfach mal nach: Ankaufspreis eines gut ausgebildeten Schulpferdes, Haltungskosten, Ausrüstung, Pflege der Reitanlage und all das auch noch "ethisch" verträglich.

      Gerade der letzte Punkt wird bei dem nachwachsenden Klientel zunehmend wichtiger.

      Für einen Anlagenbetreiber / Pferdewirtschaftsmeister bleibt nur eine gesunde Mischkalkulation - die Reitschule wird nur ein Betriebszweig sein.

      Ich erlebe diejenigen, die den Nachwuchs wenig fördern und wo der Schüler seit Jahren auf demselben Pferd unterrichtet wird, da sind die reiterlichen Fortschritte auch nur begrenzt. Es gibt aber auch die anderen Betriebe, die fördern, gute Schulpferde halten, beschaffen und sich viele Gedanken machen, wie sie den Nachwuchs bei der Stange halten. Da gibt es gemeinsame Turnierbesuche, auch nur zum Gucken und man lernt mal, wie so etwas abläuft - lernt sich zu entscheiden, will ich auch mal ein Turnier reiten, oder nicht?
      Da wird viel Wert darauf gelegt, auch diejenigen angemessen zu fördern, die sich bewusst gegen Turnierreiterei entscheiden, man lernt viel über die Gesundheit der Pferde, über Haltung und wird auch beim ersten eigenen Pferdekauf beraten.

      Jedem Anfänger würde ich dringend raten, sich mit anderen Schülern auszutauschen, sich von reitenden Freunden beobachten zu lassen und um Feedback zu bitten und auch mal eine andere Reitschule auszuprobieren.

      Nach meiner ganz persönlichen Erfahrung braucht es viele unterschiedliche Pferde und mehrere Reitlehrer, um sich selber reiterlich zu entwickeln - ohne einen eigenen Anspruch wird das nichts.
      Silas, die ihre Freizeit aktiv mit ihren Pferden, ihrer reiterlichen Ausbildung und vielen Kontakten über den Tellerrand hinaus verbringt.

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      • #4
        Ich schließe mich da ganz max-und-moritz an. Wer nach 10 Longenstunden nicht leichttraben kann, dem fehlt es sicherlich an ausreichendem Talent, egal wie unengagiert der Longenführer war
        Ähnliche Situation habe ich bei der Tochter eines Kollegen beobachtet. 2 Jahre Unterricht (Longe und Abteilungsgezockel), kann nicht sicher leichttraben, galoppieren überhaupt nicht und fängt an zu heulen, wenn das Pferd sich mal selbständig bewegt statt scheintot daherzutrotten (konkret war es ein Kopfzucken, weil das Vorderpferd getreten hat).
        Da habe ich dem Vater doch sehr eindringlich geraten, eine andere Sportart für das Kind zu suchen. Der fehlt es einfach an Talent, Willen und Biss.

        1 Jahr Longe? Da hätten bei uns schon alle das Handtuch geworfen.
        Ich selbst hab z. B. überhaupt keine Longenstunde gehabt (bzw. erst später zur Sitzschulung, aber das war schon nach dem Reiterabzeichen). 5 Tage im Urlaub an der Nordsee auf braven Schulpferden in der Abteilung herumgezockelt, fleissig im Schritt "leichttraben" geübt, im Trab so lange durchgeschüttelt worden bis es klappte und an Tag 6 der erste Ausritt am Strand (ohne Galopp... wenn die Pferde nicht gerade durchgingen ).
        Da standen allerdings auch immer mind. zwei Leute in der Bahn, Reitlehrer und Helfer, der die Pferde bei Bedarf zum Abteilungsmarschieren motivierte und ggf. auch nebenherlief und Einzelnachhilfe erteilte, wenn es anfangs bei jemandem so gar nicht klappen wollte.

        Für's Galoppieren wurde dann in Woche 2 auf dem Weg zum Strand der leichte Sitz erklärt und geübt - konnte man ohnehin schon halbwegs, weil beim Dünen-Bergaufreiten auch der Popo aus dem Sattel genommen wurde - und dann hieß es Hände in den Halsriemen und es wurde galoppiert.

        Später im Studium hab ich in den Semesterferien dort mein Geld mit Reitunterricht und Leitung der Ausritte verdient und selbst nach dem gleichen Prinzip unterrichtet. Kaum einer hat es nicht geschafft, nach den fünf Tagen den ersten Ausritt inkl. Leichttraben sehr gut zu meistern. Und ganz erstaunlich selten fielen mal Leute vom Pferd.

        Natürlich haben wir immer gepredigt, dass wenn sie zuhause weiterreiten möchten, erstmal Sitzlonge etc. angesagt ist.
        Und fast alle wollten weiterreiten, die schnellen Erfolgserlebnisse geben Selbstvertrauen und motivieren zum Weitermachen.

        Hier schließt sich dann der Kreis zur Qualität der Reitschulen "zuhause": Ich wüsste tatsächlich heute auch keine einzige mehr in der ganzen Umgebung, die ich für gut und anfängergeeignet halten würde. Fast alle Ställe sind auf Privatreiter ausgerichtet, maximal noch auf Kinderunterricht.
        Bei uns führte damals der ehemalige Leiter der Polizeireiterstaffel den Unterricht, da lernte man richtig reiten. Und der Cavalettisprung nach dem Unterricht war obligatorisch.

        Und es gab auch die von Dir genannte Teilung, jeweils eine Nachmittags- und Abendstunde für Anfänger (sicheres Leichttraben wurde vorausgesetzt, galoppieren so lala, immer eine Freude der Lektion "einzeln angaloppieren" zuzuschauen ) und das gleiche dann nochmal für die Fortgeschrittenen.
        Was glaube ich auch anders war als heute: Es gab keine strikte Trennung von Schulpferdestunden und Privatreiterstunden. Wir gingen mit unseren Pferden in die ganz normalen Schulstunden, war also immer eine Mischung aus Privat- und Schulreitern. Was der Qualität glaub ich durchaus gutgetan hat, weil so immer ein brauchbarer Tetenreiter dabei war
        Zuletzt geändert von Gast; 03.10.2016, 10:28.

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        • hufschlag
          • 30.07.2012
          • 4143

          #5
          Schließe mich an, klingt talentfrei
          Hab vor 20 Jahren Schulunterricht gegeben. Zwischen 5 und 10 longenstd waren normal, dann kommt die Schüler zumindest leichttraben, natürlich noch nicht auf dem " richtigen Fuß"....

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          • Sabine2005
            • 17.06.2005
            • 7791

            #6
            Wie unterschiedliche unsere Meinungen zum Longenunterricht sind. Ich finde 5 mal wirklich zu wenig - da hat sich ja noch nicht mal die Muskulatur des Menschens aufs reiten "umgewandelt". Da wundert es mich nicht, das manche Eltern es als "Schande" ansehen, das das Töchterchen noch eine zweite 10er Karte an der Longe bleiben soll.....

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            • copine001
              • 01.08.2005
              • 911

              #7
              Ouha, so übel sieht es mittlerweile aus hier im Münsterland mit Basisunterricht??
              Das überrascht mich jetzt wirklich.
              Ich geb momentan als Trainerin B stundenweise Unterricht in einer kleinen privaten Reitschule, wo das Wort "Schule" ziemlich groß geschrieben wird. Die Pferde - 5 an der Zahl - sind sehr gut ausgelastet. Die Klientel sind überwiegend Kinder und Jugendliche, die zum größten Teil hochmotiviert sind und sich wie Bolle auf die wöchentliche Reitstunde freuen und hier gibt es sogar noch die Mädels, die gerne im Stall helfen und begeisterte Schulpferdepflegerinnen sind.
              Unterricht an der Longe gibt es für SchülerInnen ohne bisherige Erfahrung jeden Alters nach Bedarf, durchschnittlich sind so zwischen 20 und 35 Stunden nötig. Es gibt sogar eine kleine Voltigruppe ab 5 Jahren, deren Muttis auch gerne nochmal voltigieren wollen, da geht auch spontan in den Ferien was, wenn die Pferde nicht so ausgelastet sind.
              Wir vermitteln den SchülerInnen spielerisch, aber auch mit Disziplin und Anspruch sowohl den Umgang mit dem Pferd als auch die pferdegerechte Reitausbildung, wobei der Spaß am Reiten im Vordergrund steht. Nichtsdestotrotz kommt keiner von der Longenstunde weg, der nicht frei leichttraben (auf dem richtigen Fuss) kann und den ausbalancierten Sitz und die Hilfengebung schon einigermaßen verinnerlicht hat. Unsere Pferde sind vom Temperament durchgemischt, sie stehen im Offenstall und sind dadurch meistens ausgeglichen und zufrieden mit der Welt. Es gibt keine Ausbinder, dafür wird viel mit Stangen und Pylonen gearbeitet und jetzt gerade erlebe ich, wie aus meiner anfangs recht ängstlichen Anfängergruppe nach nun gut einem Jahr eine aufgeschlossene, fröhliche und selbstbewusste Truppe geworden ist, die so leicht nichts mehr aus dem Sattel haut. Das macht mich wiederum froh und stolz und macht mir richtig Spaß.

              Schade, dass es nicht überall so sein kann.
              Zuletzt geändert von copine001; 03.10.2016, 10:53.
              Immer ruhig mit den jungen Pferden!

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              • feuerteufelchen
                PREMIUM-Mitglied
                • 15.10.2006
                • 977

                #8
                Leute, es gibt genug Reitschulen, wo das Leichttraben nie beigebracht wird! und da gibt es auch keine Longenstunden. ich habe auch in so einer "Reitschule" angefangen. Meine Eltern wussten es nicht besser. Von einer Kollegin das Kind war auch in so einer "Reitschule". Sie hatte dort ich glaube bereits 6 Jahre Unterricht. Dort wurde nie ausgesessen oder leicht getrabt. Nur Entlastungssitz. Und sie ist in den 6 Jahren noch nie (!!!!!!!) einen Zirkel galoppiert. Ich habe sie woanders hingebracht. Sie hat dort in zwei Stunden mehr gelernt als in den letzten Jahren.

                Eine Reitschule in der man auf A-Niveau reiten kann fällt mir hier im Umkreis von 30-50 km z. B. nicht ein.

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                • wilabi
                  • 21.05.2008
                  • 2338

                  #9
                  Wenn jemand nach 5 Longenstunden nicht leichttraben kann, hat das weniger mit Talentfeiheit zu tun, sondern eher mit Unsportlichkeit.

                  Und da muss ich feststellen, dass vor allem die jüngere Generation tw. grundlegende körperliche Anforderungen für das Reiten nicht erfüllt.
                  Das hängst schon mit der Entwicklung im frühen Kindesalter zusammen. Wir waren schon im Vorschul- und Grundschulalter jeden Tag auf dem Bolzplatz und hatten dann in der Schule Sport in einer Intensität, die heute gar nicht mehr umzusetzen ist.
                  Dabei geht es nicht nur um Muskel- und Kraftaufbau, sondern auch um Gleichgewichts- und Koordinationsfähigkeiten. Jeder ältere Sportlehrer kann ein Lied davon singen. Für den Reitsport sind alle Kriterien im Zusammenspiel wichtig, daher treten die Defizite hier auch ganz besonders krass zu Tage. Gerade gestern mit einer erfahrenden Pferdewirtschaftmeisterin diskutiert, die die Hälfte der für einen Reitabzeichenlehrgang angemeldeten Kinder wieder nach Hause schicken will.

                  Um den Gefahren des Lehrgangs zu begegnen, kommen die Kinder tw. mit Sicherheitswesten, weil sie aufgrund fehlender körperlicher Voraussetzungen auch relgelmässig in den Sand gehen. Und wenn man keine Koordination hat, passiert dabei auch immer öfter was.

                  Der rustikale Unterricht, den meine Generation "genossen" hat, kann gar nicht mehr stattfinden.

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                  • copine001
                    • 01.08.2005
                    • 911

                    #10
                    Na, unter den ganzen "hochbegabten" Kiddies wird sich doch noch das eine oder andere finden, was ruckzuck leichttraben lernt?

                    Das, was feuerteufelchen und auch wilabi berichten, ist wirklich erschütternd. Da wird Geld kassiert und Bimmelbahn auf Ponys und Pferden gespielt, deren Zustand ich lieber nicht kennen möchte.
                    Und ein RA-Lehrgang, wo die Hälfte zwar gut verpackt ist, aber nicht wirklich zur Prüfung zugelassen werden kann, ist auch Mist.
                    Wir waren eine ganz andere Generation, wilabi, die ohne Internet und Smartphone klargekommen ist und dafür ganz andere Grundlagen haben als die Jüngeren. Das kann man beinahe gar nicht mehr vergleichen. Wie haben wir da bloß überleben können?
                    Zuletzt geändert von copine001; 03.10.2016, 16:37.
                    Immer ruhig mit den jungen Pferden!

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                    • dissens
                      • 01.11.2010
                      • 4063

                      #11
                      Zitat von copine001 Beitrag anzeigen
                      Wie haben wir da bloß überleben können?
                      INDEM ihr überlebt habt - wie ich auch.

                      Ganz ehrlich? Zuweilen geht mir dieses "Früher war alles besser, weil wir so viel robuster aufgewachsen sind" ziemlich auf die Nuss.
                      Und ich wette, all die Eltern, die damals ihre Kinder begraben oder auf Nimmerwiedersprechen in die Intenivpflege geben durften, eben weil die Sicherheitsstandards andere waren, sehen das ähnlich.

                      Kommentar

                      • Billie Jean
                        • 26.06.2010
                        • 496

                        #12
                        Es ist leider so, daß unter den heutigen Kids sehr viele Bewegungslegastheniker sind. Und das liegt in der Regel nicht an den Kindern, sondern daran wie sie groß werden..
                        Heutzutage müssen alle Kinder Schwimmkurse machen. Die lernen sonst nicht schwimmen. Und warum? Weil die Eltern nicht mit ihnen schwimmen gehen!
                        Es gibt immer mehr Kids, die in der Grundschule noch gar nicht schwimmen können.
                        Fahrradfahren ist auch nicht mehr sooo selbstverständlich..

                        Warum sollten diese Kinder sich beim Reiten besser anstellen?

                        Entweder die haben es drauf ( sprich Talent), oder sie quälen sich ewig lang mit den Basics herum und reiten nach Jahren immer noch mehr schlecht als recht im Kreis. Die Kinder/ Jugendlichen mit Talent haben oft auch Biss und kriegen mit ein bißchen Glück ein Reitbeteiligungspferd, mit dem sie sich besser weiterentwickeln können.

                        So habe ich es in den Pensionspferdeställen mit Schulbetrieb erlebt.

                        Die Qualität der deutschen Reitschulen möchte ich nicht beurteilen. Da gibt es solche und solche. Ich finde, daß die Menge der Reitschulen immer weniger wird.

                        Kommentar

                        • hufschlag
                          • 30.07.2012
                          • 4143

                          #13
                          Ob besser oder nicht, anders war, das man nicht verklagt wurde, wenn ein Schüler vom Pferd gefallen ist

                          Kommentar

                          • Calt
                            • 02.12.2011
                            • 2171

                            #14
                            Vor allem bin ich früher zu Fuß, oder mit dem Rad gut 30min zum Reitstall gelaufen bzw geradelt. Um dann erst mal alle Schulpferde von der Weide rein zu hole, zu putzen und für die Vorgruppe zu Satteln. Die Belohnung war dann das Trockenreiten von einem Privatpferd, am Ende der Stunde :-)

                            allerdings haben wir auf diesen groben Pferden, das reiten gelernt. Solche Modelle ließen sich auf Grund ihres Exterieurs und Interieurs nur schwerlich "rund" reiten.
                            Heute sind die Pferde überwiegend so konstruiert, das reiten wirklich Spaß machen kann und nix mehr mit großem Aufwand zu tun hat.
                            Dennoch rollen sich mir, bei gut 80% unserer Nachwuchsreiter, die Fußnägel auf. Wenn ich die reiten sehe. Fast alle Pferde haben mehr Potential für Dressur oder Springen, als ihr Pilot oben drauf.

                            Und dann Touren noch überall Trainer C / Basissport übers Land und erteilen Unterricht. Der Hälfte von denen traue ich nicht zu, das sie eine Prüfung fehlerfrei vorlesen können. Die hängen ja noch die Buchstaben an der Bande, in alphabetischer Reihenfolge auf, wenn man sie lässt.
                            Es gibt auch die Nadel im Heuhaufen, auf Seiten der Ausbilder und der Schüler, die gilt es zu finden, bevor sie Betriebsmüde werden.

                            Kommentar

                            • Calt
                              • 02.12.2011
                              • 2171

                              #15
                              Bei mir hat diese Erfahrung dazu geführt, das ich keine Pferde mehr jüngeren Reitern zur Verfügung stelle. Eigentlich schade drum, denn man hat ja irgendwann selber mal so angefangen.

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                              • Ramzes
                                • 15.03.2006
                                • 14694

                                #16
                                Zitat von dissens Beitrag anzeigen
                                INDEM ihr überlebt habt - wie ich auch.

                                Ganz ehrlich? Zuweilen geht mir dieses "Früher war alles besser, weil wir so viel robuster aufgewachsen sind" ziemlich auf die Nuss.
                                Und ich wette, all die Eltern, die damals ihre Kinder begraben oder auf Nimmerwiedersprechen in die Intenivpflege geben durften, eben weil die Sicherheitsstandards andere waren, sehen das ähnlich.
                                Sorry , aber das passiert Eltern heute auch , ...völlig unabhängig
                                vom Reitsport !
                                Heute sind sie mit 16 selten / nie am WE pünktlich um 22.00
                                zu Hause , haben eine Fahrgemeinschaft mit frischem FS- Inhaber ,
                                entsprechend geigeln sie 50 km und mehr im Umkreis auf der Suche
                                nach Party . Falls sie mal zu Fuß unterwegs sind , kann man nur hoffen ,
                                daß sie im Dunkeln wenigstens die linke Fahrbahnseite benutzen .

                                Kommentar

                                • Sabine2005
                                  • 17.06.2005
                                  • 7791

                                  #17
                                  Wie schaut es bei Euch aus für Ü40 Einsteiger?

                                  Kommentar


                                  • #18
                                    Hm... da fällt mir genau ein Reitverein zu ein, wo ich Interessenten zumindest mal zum Anschauen hinschicken würde. Allerdings ist da nur sonntags Longenunterricht für absolute Anfänger, Mo - Fr sind Unterrichtsstunden (gemischt Schul- und Privatreiter) für halbwegs sichere Reiter.
                                    Hat natürlich wiederum den Vorteil, dass auch Berufstätige das terminlich hinkriegen können, im Gegensatz zu den obligatorischen 15-Uhr-Longenstunden in den anderen mir bekannten Schulbetrieben.

                                    Reiten kann man da wohl lernen, nur die Theorie muss man sich selbst beibringen.

                                    Das war dort aber schon früher so, ich erinnere mich an meine ersten Reitstunden dort. Reiterlich "sicher" auf dem Pferd war ich nach dem Urlaubskurs, lenken, leichttraben und einfache Bahnfiguren kein Problem. Also ging es direkt in die Gruppe der fortgeschrittenen Anfänger, wo auch durcheinander geritten wurde - kannte ich natürlich nicht, demzufolge waren mir auch Bahnregeln weitgehend unbekannt. Das meiste lernte man ja schnell, wenn man einmal angebrüllt worden war, aber es hat mehrere Reitstunden gedauert bis ich kapiert hatte, dass "Handwechsel" nicht bedeutet, die Gerte auf die andere Seite zu nehmen

                                    Kommentar

                                    • Milk & Sugar
                                      • 21.03.2014
                                      • 153

                                      #19
                                      Unterricht für Ü-40 Einsteiger....furchtbar....

                                      Mein Mann wollte auch gerne reiten lernen mit dem Ziel, dass wir dann gemeinsam ausreiten können. Also keinerlei Turnierambitionen o.Ä. Unsere bereits vorhandenen Pferde kamen nicht in Frage, weil zu klein (mein Mann ist 1,95 m), zu jung, zu sensibel etc.

                                      Also Termin gemacht bei der Reitschule bei uns im Ort für Ü-40 Anfänger. Wir kommen an und es wartet ein bereits gesatteltes, großes Schulpferd Typ "Alter Hase" an der Longe auf uns. Grundsätzlich nicht schlecht... ABER: um uns herum bestimmt 15 Pony/Kind Kombis, die gleichzeitig in der Halle Unterricht bekommen sollten, inkl. dazugehöriger Eltern. Mein Mann hat gleich wieder kehrt gemacht...

                                      Nächste Anfrage bei einem Stall mit gutem Ruf. Unterricht sehr gerne, leider haben sie aber kein passendes, großes Schulpferd da.

                                      Mein Mann war ziemlich gefrustet, weil er nicht nachvollziehen konnte, warum das alles so kompliziert ist... Die Lösung war dann, dass wir uns ein passendes Pferd gekauft haben. Mir fiel ein Züchter ein, bei dem ich mir mal ein Pferd angesehen hatte. Den Züchter kannte ich bestimmt schon 20 Jahre und die Pferde dort sind immer reell. Die Schwiegertochter kam während der Besichtigung auf einem riesigen Fuchs dazu. Und der Fuchs stand und stand und stand und rührte sich keinen Millimeter. Er war beim Züchter "übrig" geblieben, weil zu groß und Fuchs. Er war gut angeritten, konnte aber eigentlich nichts außer komplett unerschrocken und furchtlos durch den Wald zu laufen. Unser Pferd! Mein Mann war sofort angetan von "seinem" Fuchs und wir haben ihn - ohne Probereiten - mit kleiner AKU sofort mitgenommen.

                                      Nachdem ein passender Sattel beschafft war, ist mein Mann einmal auf der Koppel herumgeritten, ich habe kurz erklärt wie Gas, Bremse und lenken funktioniert und dann sind wir los in den Wald. Mein Mann nimmt jetzt Unterricht bei der oben genannten "guten" Reitschule, halt mit dem Ziel, sicher in allen drei Gängen durch den Wald zu kommen. Wenn ich das machen würde, würden wir uns wohl nur in die Haare kriegen.

                                      Fazit: mit eigenem Pferd, einer gewissen Fitness und realistischen Ansprüchen ist das ok. Ansonsten ist das Angebot für Ü-40 Einsteiger hier echt schlecht. Und wir wären gerne bereit gewesen auch "gutes" Geld zu bezahlen.
                                      Zuletzt geändert von Milk & Sugar; 04.10.2016, 12:12. Grund: Rechtschreibung

                                      Kommentar

                                      • dissens
                                        • 01.11.2010
                                        • 4063

                                        #20
                                        Zitat von Sabine2005 Beitrag anzeigen
                                        Wie schaut es bei Euch aus für Ü40 Einsteiger?
                                        Ich hab's dem Gatten, der damals fast 40 war, selbst beigebracht. Hatte aber auch das richtige Pferd dazu, das zu Anfängern ein absoluter Schatz war. Dazu ein Stoppelacker und eine Longe.

                                        Für nicht unerhebliche psychologische Sicherheit haben ein spanischer Sattel (kann man fast nicht rausfallen) und - lacht nicht! - ein Suspensorium gesorgt.

                                        Gefallen ist er später natürlich trotzdem, dabeigeblieben aber auch.

                                        Kommentar

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