Kampfgeist - angeboren oder anerzogen?

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  • darya
    • 20.02.2005
    • 3261

    #21
    Es gibt durchaus Leistungsverweigerer, bei denen das in meinen Augen klar genetisch begründet ist. Dabei zeichnen sich diese Pferde durch eine gute Veranlagung aus, die man aber nicht nutzen kann, da den Pferden jegliche Einstellung fehlt. Da kann man noch soviel Grips investieren. Eine Linie, die mir ganz spontan dazu einfällt ist Glorieux...

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    • Irislucia
      • 22.11.2008
      • 2519

      #22
      Habe schon viele Pferde gesehen, denen ein "Mangel an Einstellung" nachgesagt wurde und mit einem anderen Reiter klappte es dann plötzlich. Jeder hat seinen Typ Pferd - mir liegt der Übereifrige deutlich mehr als der Stoffel. Aber dem einen Reiter sein übereifrig, ist dem anderen sein Leistungsverweigerer, weil der dichtmacht, wenn man ihn (zu ruppig) anpackt. Die Argumentation geht also in beide Richtungen.
      Daher auch die Wortwahl "Kampfgeist", weil das meiner Meinung nach mehr das Aufleben unter harten Bedingungen, bzw. den Willen bis an die Grenzen zu geben, aufzeigt. Ein Pferd ohne Kampfgeist lässt sich tragen, bzw. lässt den Reiter in der Distanz verhungern, statt zu zünden.
      www.springblut.de - Aus Überzeugung mit Vollblut!

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      • darya
        • 20.02.2005
        • 3261

        #23
        Mit dieser Argumentation kann man fast alles relativieren. In meinen Augen gibt es schon Linien, die das durchschlagend mitgeben und die dann im Endeffekt "aussterben", weil sie nie oben im Sport ankommen (tw. gar nicht sporttauglich sind). Wieso wohl selektieren unsere Nachbarländer auf Leistung (wir ja irgendwie auch - wenn auch, na ja das ist ein anderes Thema...) und sind damit sehr erfolgreich? Die Leistung hat sehr viel mit Einstellung und Wollen (und auch Vermögen, aber nicht nur!!!!) zu tun und wird sehr wohl mitvererbt - ansonsten wäre diese Art der Selektion ja müßig und der Erfolg bliebe aus bzw. wäre Zufall einer Pferde-Reiter-Paarung! Das kann im Einzelfall so sein aber nicht in der breiten Masse!
        Mein RL hat damals gesagt, dass ihm ein Pferd mit Kampfwillen und Einstellung und weniger Vermögen lieber ist als einer mit unendlich Vermögen, der keine Einstellung (Kämpferherz) besitzt und einen im Stich lässt, wenn es drauf ankommt.
        Zuletzt geändert von darya; 06.04.2015, 12:22.

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        • Bohuslän
          • 26.03.2009
          • 2442

          #24
          Ich denke es ist egal ob man von Kampfgeist oder Arbeitseinstellung spricht. Mit dem falschen Reiter kann beides zugrunde gerichtet werden. Schlimmstenfalls wendet sich der Kampfgeist dann gegen den Reiter.
          Ein gutes Stück davon ist vererbt, einen Teil kann man durch gute Ausbildung und vernünftige Förderung schaffen.
          Die Position in der Herde sehe ich als nicht so entscheidend an. Selbstbewusstsein sehe ich als unabhängig von der Arbeitseinstellung an. Bestes Beispiel ist eine Stute von uns. In der Aufzucht war sie souverän die Chefin. Als es dann in die Arbeit ging und sie in die Gruppe der Reitpferde kam trat sie sehr dominant auf. Sie führte sich auf wie die Axt im Walde, so dass ich meinen Plan von der schonenden Integration in die Herde schnellstens verwarf und sie in die komplette Herde steckte. Die ersten beiden Tage trumpfte sie noch auf, aber dann wurde sie kontinuierlich von oben nach unten weiter gereicht. Inzwischen ist sie im unteren Mittelfeld angelangt.
          Unter dem Sattel hat sie unabhängig davon vom ersten Tag an eine fabelhafte Arbeitseinstellung. Sie gibt nie auf, auch wenn's schwer wird. Je mehr sie gefordert wird um so zufriedener wird sie. Sie ist ein Pferd das ohne Arbeit verblödet .
          http://www.reutenhof.de

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          • Maren
            • 08.08.2009
            • 823

            #25
            Die Frage finde ich interessant. Aber die Begriffe Kampfgeist und Mut in Verbindung mit Pferden sind für mich schwer einzuordnen.

            Ist Kampfgeist nicht eher die Duldungsfähigkeit?

            Ein Pferd, daß kämpft will doch eher seine eigenen Interessen wahren (fressen, schlafen, rumlatschen). Also sagt es dem Reiter "mach deinen Sch... alleine, ich geh schon mal nach Hause".

            Ein Pferd, welches duldungsfähig ist, macht für den Reiter alles, auch wenns anstrengend wird.
            Und ich hätte gedacht, daß bei Rennpferden der Sieger derjenige ist, der der größte Feigling ist, der flüchtet am schnellsten...

            Lg Maren

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            • Peanut
              • 06.08.2007
              • 2899

              #26
              Mir ist das auch zu viel Durcheinander hier. Ich würde mir wünschen, dass die unterschiedlichen Begriffe, über die diskutiert werden soll erst Mal genau definiert werden: Selbstbewusstsein, Kampfgeist, Mut, Biss...

              Ein Pferd bleibt in erster Linie ein Fluchttier. Schon allein deshalb wirkt der Begriff "Kampfgeist" in diesem Zusammenhang etwas seltsam - kein Pferd dieser Welt mutiert zum Raubtier. Bei Hunden spricht man von "Triebstärke". Ein Exemplar mit ausgeprägterem Trieb wird seine Ziele mit stärkerer Vehemenz und Intensität verfolgen (und auf dem Weg dorthin mehr in Kauf nehmen) als ein eher triebarmes Exemplar. Das wiederum ist unabhängig vom restlichen Grundcharakter (die können beide genau so verschmust, lieb und putzig sein...). Grundvoraussetzung dafür beim Hund ist allerdings ein gewisses Maß an Mut und Selbstvertrauen, denn Angst blockiert das Triebverhalten.

              Unter Kampfgeist stelle ich mir persönlich schon etwas Anderes vor als alleinige "Duldungsfähigkeit". Ein Pferd mit Kampfgeist ist für mich ein wenig vergleichbar mit einem auffallend triebstarken Hund. Es weiß genau was es möchte (und auch was es nicht möchte) und wird sein Ziel mit allen Möglichkeiten erreichen wollen....selbst wenn's die Lunge schon halb zerreißt, wird nochmal auf die Tube gedrückt und auch wenn der Sprung noch höher erscheint als die vorherigen, werden erst recht nochmal alle letzten Kräfte mobilisiert. Es zeichnet sich durch enorme Willenstärke aus. Angst wiederum hemmt den Kampfgeist. Mut und Selbstvertrauen sind förderlich bzw. nötig, um den "steinigen" Weg zum Ziel zu bestreiten.

              Meinem Empfinden nach sind Pferde mit echtem Kampfgeist eben nicht unbedingt jene, die mit der größten "Geduld" oder hoher Reizschwelle gesegnet sind. Wenn man so einem auf den Weg zum Sprung reinpfuscht, es versucht im Viereck in eine unangebrachte Form zu pressen oder ungerecht behandelt, kann sich der "Kampf" ganz schnell gegen den Reiter richten (der dann automatisch zum "Störfaktor" auf dem Weg zum Ziel wird). In meinen Augen ist das die Sorte, die wirklich 200% für eine gemeinsame Sache gibt (und zur Not auch durchs Feuer gehen würden), aber eben nur dann wenn man sie auf seiner Seite hat bzw. als Team funktioniert. Nach dem Motto: ganz oder gar nicht. Funktioniert bei solchen Kandidaten das Reiter-Pferd-Tema nicht, kann es sehr anstrengend werden und das ist dann meist auch nichts mehr für Lieschen Müller von nebenan...

              Ein Pferd, das jeden Reiterfehler hin nimmt/duldet und zum Beispiel in der Funktion als Schulpferd brav die Kinder durch einen E-Parcours schaukelt, ist wunderbar...vermutlich mit großer Rittigkeit ausgestattet, kooperativ, klar im Kopf, kein Angsthase/souverän...alles supi, aber das sagt nicht automatisch aus, dass das Tier Kampfgeist und Biss mitbringt. Und ich behaupte mal ganz frech, dass 80-90% der Reiter besser mit einem Pferd ohne ausgeprägten Kampfgeist bedient sein dürften. Diesen braucht das Pferd sicherlich in gewissem Maß für den "großen Sport", aber den 0-8-15 Reiter kann das vor ungeahnte Schwierigkeiten stellen. Und da besteht dann wiederum die Gefahr, dass so Exemplar in den falschen Händen vorschnell den Stempel "Leistungsverweigerer" auf die Stirn geklatscht bekommt.

              Wobei wir schon wieder beim nächsten Begriff werden....was genau ist denn eigentlich ein Leistungsverweigerer?

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              • Frufru
                • 17.01.2005
                • 4649

                #27
                Kampfgeist ist für mich das was z.B. Lambrasco, Libero H oder Ratina im Parcours gezeigt haben. Ich denke nicht, dass man diese Einstellung anerziehen kann, entweder haben sie die oder eben nicht. Nehmen kann man den Pferden im Parcours aber schon den Kampfgeist, wenn man sie zu oft alleine läßt
                www.sportpferdezucht-haygis.de
                Springpferdezucht

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                • Manolito
                  • 22.11.2006
                  • 203

                  #28
                  Peanut, schön gesagt! Genau so empfinde ich das auch: es sind mit Sicherheit nicht die einfach zu bedienenden Pferde, die am besten sind! Gerade die extrem anspruchsvollen - sowohl beim Reiten als auch im Umgang, sind m.E. die, die es am meisten danken und zu schätzen wissen, wenn man sie versteht. Und das sind auch leider die Pferde, wenn sie in unverständige Hände geraten, die am schlimmsten leiden und entsprechend rebellieren. Aber hast du diese Pferde auf Deiner Seite, tun sie alles für Dich. Aber wie du schon gesagt hast, es muss 100% passen, sonst wird es eher schlimm. Ich habe an unserer Stute, die ein solches Modell durch und durch ist, erst im hohen Alter richtig reiten gelernt, sie verzeiht keine Reiterfehler, keine schlechte Laune, keine mangelnde Konzentration, bin ich schlecht drauf, brauche ich mich da nicht drauf setzen! Aber sie würde für mich durchs Feuer gehen, wenn ich selbst es wirklich wollen würde!

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                  • Bohuslän
                    • 26.03.2009
                    • 2442

                    #29
                    Zitat von Peanut:
                    Ein Pferd bleibt in erster Linie ein Fluchttier. Schon allein deshalb wirkt der Begriff "Kampfgeist" in diesem Zusammenhang etwas seltsam - kein Pferd dieser Welt mutiert zum Raubtier. Bei Hunden spricht man von "Triebstärke". Ein Exemplar mit ausgeprägterem Trieb wird seine Ziele mit stärkerer Vehemenz und Intensität verfolgen (und auf dem Weg dorthin mehr in Kauf nehmen) als ein eher triebarmes Exemplar. Das wiederum ist unabhängig vom restlichen Grundcharakter (die können beide genau so verschmust, lieb und putzig sein...). Grundvoraussetzung dafür beim Hund ist allerdings ein gewisses Maß an Mut und Selbstvertrauen, denn Angst blockiert das Triebverhalten.
                    Ich glaube das ist beim Hund nicht anders als beim Pferd: ein souveräner Führer/Reiter kann einen Hund/Pferd stärken so dass er selbstbewusster erscheint als er eigentlich ist. Beim Pferd evtl sogar noch ein bisschen mehr, weil das Pferd nur in direkter Verbindung mit dem Reiter agiert.

                    Im Springsport wird heute ein mutiges, vorsichtiges, wendiges und schnelles Pferd gefragt, das eine gewisse Intelligenz am Sprung hat. Erfolg wird der Reiter haben, der mit diesen Eigenschaften umgehen kann. Unter dem Sattel und im täglichen Umgang.

                    Im Dressursport erfolgreiche Pferde benötigen auch eine gute Arbeitseinstellung, aber mit deutlich weniger Eigeninitiative seitens des Pferdes. Gefragt sind ein hohes Maß an Konzentrationsfähigkeit, Freude an der Bewegung und so was wie Showtalent. Wache, intelligente Pferde lernen schneller was von ihnen verlangt wird, sind aber schneller ablenkbar, langweilen sich auch schneller und entwickeln dann Eigeninitiative, die weniger gefragt ist.

                    Arbeitseinstellung, Kampfgeist oder wie auch immer man es nennen mag beinhaltet in jeder Disziplin andere Qualitäten. Grundsätzlich entscheidend ist der Wille des Pferdes mit dem Reiter zusammen zu arbeiten und ihm zu Vertrauen. Teamarbeit eben!
                    http://www.reutenhof.de

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                    • CoFan
                      • 02.03.2008
                      • 15252

                      #30
                      Meiner Meinung nach müsste man die Eigenschaften der Pferde ohne menschliche Einwirkung (zumindest keine direkte) beurteilen. Denn nur so sehen wir die Eigenschaften vom Pferd - und nicht die Ergebnisse des Zusammenspiels von Mensch und Tier.

                      Wenn man dann richtigerweise vorher noch definiert, was man unter Kampfgeist etc beim Pferd versteht, wird dann auch in einer Diskussion ein Schuh daraus. Das sind ja sehr menschlich geprägte Begriffe, die jeder noch dazu sehr individuell definiert.

                      Aber wenn ich es im Zusammenhang mit Zucht betrachte, nutzen mir die reinen Eigenschaften des Pferdes allerdings nur begrenzt - denn letztendlich wird das Pferd ja für das Zusammenspiel mit dem Menschen gezüchtet. Dann kommt noch der Faktor Mensch mit seinen individuellen Eigenschaften ins Spiel, und schon wird's richtig kompliziert.

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                      • Bohuslän
                        • 26.03.2009
                        • 2442

                        #31
                        Ohne menschliche Einwirkung.... dann muss man auf Mustangs o.ä. zurückgreifen. Oder neugeborene Fohlen betrachten. Wer den größten Terz beim ersten Einlauf macht ... aber ich will keine Wildpferde züchten.

                        Ich gebe CoFan recht. Es ist kompliziert! Sobald die Spezies Mensch aktiv eingreift vervielfachen sich die Komplikationen .
                        http://www.reutenhof.de

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                        • CoFan
                          • 02.03.2008
                          • 15252

                          #32
                          Ich meinte eher die Pferde zu beurteilen, wenn sie Aufgaben ohne menschliche Einwirkung lösen.

                          (Hätt ich ja auch gleich so schreiben können )

                          Denn wenn sie Aufgaben alleine bewältigen (oder auch nicht), kann ich ja sehen, wie sie an die Sache rangehen, ob sie sich schnell entmutigen lassen, sich trauen etc.

                          edit: Aber das sagt meiner Meinung nach nicht viel darüber aus, wie es dann im Zusammenspiel mit dem Menschen aussieht. Denn da ist dann - wie Du auch geschrieben hast, Bohuslän - besonders wichtig, dass sie mit dem Menschen zusammen arbeiten wollen und das Vertrauen dazu aufbringen.
                          Zuletzt geändert von CoFan; 06.04.2015, 18:59.

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                          • Bohuslän
                            • 26.03.2009
                            • 2442

                            #33
                            So is et .... schön wenn wir uns einig sind !
                            http://www.reutenhof.de

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                            • Peanut
                              • 06.08.2007
                              • 2899

                              #34
                              Um nochmal zum EP zurückzukommen - für mich sind formbare/beeinflusse Attribute folgende: Mut, Selbstvertrauen und in gewissen Maßen lässt sich auch an der Geduld, Konzentrationsfähigkeit und Reizschwelle arbeiten.

                              Wo ich nur begrenzte Einflussmöglichkeiten sehe: Kampfgeist (oder beim Hund die angeborene Triebstärke); das Temperament; die Stabilität des Nervenkostüms (zumindest die Grundtendenz) und die Kooperationsbereitschaft/Arbeitseinstellung/der "will to please" (-> das lässt sich ganz gut "zerstören", aber einer, der das noch nie mitgebracht hat, wird das auch nicht mehr an den Tag legen).

                              Wobei auch hier wieder das Problem besteht: Wer soll diese Attribute objektiv bewerten? Im Endeffekt kann das ja auch nur wieder der Mensch und sobald der mit dem Pferd in irgendeiner Form Kontakt aufnimmt, beeinflusst er das Ganze unweigerlich. Es lässt sich also nicht mehr ohne Weiteres unterscheiden zwischen "anerzogen"/"antrainiert" oder "angeboren" und es stellt sich auch die Frage nach der generellen Beurteilbarkeit. Reiter A empfindet das Pferd vllt. als widersetzlich während Reiter B sich daran erfreut, dass das Tier sich mit äußerst feinen Hilfen reiten lässt...und was Reiter B zu dümmlich-büffelig erscheint, empfindet Reiter A genau richtig. Zusätzlich kommen noch weitere Einflussfaktoren/Störfaktoren ins Spiel, die eine möglichst objektive Bewertung erschweren (Gesundheitszustand des Pferdes, Sitz der Ausrüstung....es gibt viele Ursachen, die ein bestimmtes Verhalten begründen können und das Bild verzerren).

                              Mal abgesehen von wenigen Ausnahmen (es gibt sicherlich Pferde, die tatsächlich als echte "Charakterschweine" geboren werden - mir ist noch keines begegnet, aber man hört das oft genug), lässt sich das Ganze aus meiner Sicht jedenfalls nicht ohne Weiteres in klar abgrenzbare Schubladen stecken (Charakter "gut", Charakter "schlecht" -> striktes Schwarz oder Weiß gibt's da wohl nicht).

                              Einig sind wir uns alle vermutlich in einem Punkt: Am Ende macht es immer die Kombination aus Reiter und Pferd. Wenn der Deckel zum Topf passt, werden vermeintliche Schwächen bestenfalls sogar zu Stärken.

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                              • CoFan
                                • 02.03.2008
                                • 15252

                                #35
                                Also ich bin da tatsächlich mit Dir einig, nicht nur im letzten Satz.

                                Wobei ich glaube, dass es keine geborenen Verbrecher-Pferde gibt. Ich glaube, dass wir solche Tiere nicht verstehen, sie nicht in unser Schema passen, unsere Standard-Umgangsweisen deshalb nicht funktionieren und als Wirkung etwas "schief" läuft zwischen Mensch und Pferd.

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                                • steffie1910
                                  • 30.06.2011
                                  • 2720

                                  #36
                                  Viele Pferde werden aber auch einfach falsch eingeschätzt meine Stute z.b:-) erfolgreich mit nem schlechten Jockey bis s*! Hier im Umkreis ist sie relativ bekannt. Sie galt als kaum zu handelndes Profi Pferd. Schwer zu bedienen greift aber alles an. Sie ließ sich nie durch stellen Kopf so hoch dass ich beim ersten mal springen den Sprung gar nicht gesehen habe, danach fü r mich nicht zu bremsen:-) normales Gebiss und ich 47 kilo. Es ist wirklich so, sie springt drüber egal mit wem wann und wo, aber mittlerweile kann ich mit Gewissheit sagen, sie hat ihr heil in der Flucht nach vorne gefunden. Das ist bei ihr nicht Ehrgeiz Kampfgeist oder sonstwas gewesen sondern wirklich Flucht.
                                  Mittlerweile macht sie ihren job ohne Angst,... Aber es ist schon interessant wie unterschiedlich Außenwirkung und Realität sind.
                                  Ich reite das nicht zu bedienende Profi Pferd mit Halsring ohne Sattel durchs Dorf. ...sie ist ein Goldstück!
                                  Wenn ich dass auf peanuts Hunde Beispiel übertrage fällt mir der Begriff angstbeißer ein.
                                  Will sagen oft ist es nicht so wie es scheint. Ich kann auch mit diesem aufgrund Abstammung Leistungsverweigerer nicht viel anfangen. Für mich ist weiterhin der Reiter dafür verantwortlich dem Pferd die Möglichkeit zu geben seine volle Leistungsfähigkeit zu entfalten. Ein Pferd dass gelernt hat was es leisten kann, wird dieses gerne abrufen wenn man es nur lässt!

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                                  • CoFan
                                    • 02.03.2008
                                    • 15252

                                    #37
                                    Eben. Diese Stute hat nicht ins Schema der Vorgänger gepasst, wurde mit den falschen Ansätzen (Angst) ausgebildet. Das muss ja nicht bewusst gewesen sein, aber viele kennen nur dieses Schema.

                                    Ein ganz klassisches, trauriges Beispiel.

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                                    • Suomi
                                      • 04.12.2009
                                      • 4285

                                      #38
                                      ich habe meinen Wallach damals 4-jährig von einem großen Gestüt erworben. Er war das erste Jahr extrem schreckhaft und ängstlich gegenüber fremden Personen. Hingegen hatte er vor den wenigsten Dinge Angst. Mir wurde gesagt, dass er eine feste Bezugsperson braucht, und das stimmt auch. Wie er als Fohlen war, weiß ich leider nicht.

                                      Jetzt, 5 Jahre später, ist er so, wie man sich ein Pferd wünscht. Die Schreckhaftigkeit ist verschwunden, ängstlich ist er auch nicht mehr... jedoch gegenüber Menschen die er nicht kennt, sehr reserviert.

                                      Im Sport (Dressur, Springen, Vielseitigkeit, bis L) gibt er alles. Im Springen nicht das letzte Vermögen, aber er will immer drüber. Verweigern gibt es bei ihm nicht. Im Busch ist er ganz in seinem Element, und wenn man "mehr" fordert, dann zieht er nochmal an, hat aber schon von vorne herein genügend "Biss", der will einfach. In der Dressur ist er auch willig, allerdings kann er dann schon mal kurz stinkig werden, wenn er denkt, dass er weiß, was als nächstes kommt, und dann gestraft (hinstehen lassen) wird, weil er es dem Reiter vorweg genommen hat, weil er übereifrig ist.

                                      Ich denke nicht, dass man so was anerziehen kann. Wohl aber positiv oder negativ beeinflussen.

                                      Und dann sehe ich Pferde (aktuell beim Geländetraining gesehen), die springen zwei, drei Mal super über einen Sprung, dann ist Ende. Da wird geblockt, gebockt und ausgeschlagen. Da fehlt dann einfach der Wille weiter mitzumachen, die Einstellung. Und ich glaube, auf so ein Pferd kann man sich auch nicht verlassen, wenn's mal schwerer (anstrengender) wird. Ich glaube solche, die lassen einen dann im Stich...

                                      Kommentar

                                      • fanniemae
                                        • 19.05.2007
                                        • 3294

                                        #39
                                        vieles ist eine simple frage der geschlechter. mut ist bei stuten m.e. stärker ausgeprägt.
                                        simples beispiel wasser.
                                        und das hat nichts mit wasserscheu zu tun - dummes zeug. pferde sind i.d.r. nicht wasserscheu. sie erkennen aber eine schimmernde oberfläche nicht als wasser sondern als schimmernde oberfläche. das macht immer erstmal skeptisch, egal ob pfütze, künstl angelegtes wasser, meer oder fluss.

                                        ich reite alle meine jungen pferde ins wasser. selbst 3jrg stuten gehen da unerschrockener ran als jeder wallach. selbst mein erfahrenes buschpferd (wallach) war immer skeptisch bei wasser. mein wallach heute, der zwar kein buschpferd ist aber wirklich alles gesehen hat, was pferde in ihrem leben sehen können, ist stets skeptisch vor fremder (wasser)oberfläche. bis er dann drinsteht, dann ist alles gut. dann erst erkennt ein pferd es als wasser.
                                        ich hab zahlreiche stuten geritten, darunter die meisten roh u 3jrg, die hatten nach ersten rudimentären erfahrungen stets weniger skepsis und marschierten z.t. völlig unerfahren selbst in fremdes (fliessendes) wasser vorweg - und die wussten sicher nicht dass das "wasser" war weil "fliessende oberfläche" auch nur selten geboten wird.

                                        das selbe bei tiefsprüngen, treppen, alles was mit abwärts und "loch" / tiefe zu tun hat.
                                        ein dem natürlichen instinkt des pferdes zuwiderlaufendes weil bedrohliches phänomen. fluchttier pferd ist lieber oben mit übersicht als unten im unübersichtlich bedrohlichen. die skepsis ist verständlich und angeboren. mit beiden wallachen (u der erste war erfahren in jeder art von VS) immer wieder ein problem. im training mit beiden z.t. nur mit absteigen und vorwegklettern machbar.
                                        mit einer ausnahme (u die war wirklich "langsam " im kopf, um nicht zu sagen etwas dumm...) hat keine der zahlreichen stuten je so viel skepsis gezeigt u selbst mit 3jrg stuten waren treppe-abwärts situationen spontan oder nach etwas übung gangbar, die mit jedem der wallache eine grössere herausforderung waren.

                                        das selbe gilt für trockengräben, assoziation "loch".
                                        beide wallache sind/waren deutlich skeptischer u überspringen sich deutlich langanhaltender am selben graben. die jungen stuten waren da i.d.r schnell mit fertig u haben begriffen, dass da wenig gefahr droht.
                                        bei meiner fabrice, die ich als junges pferd mit weit weniger erfahrung alle möglichen geländekurse geritten habe, kam ich stets weit weniger verschwitzt aus dem sattel als bei dem erfahrenen buschwallach - das war echte arbeit u dransitzen u hinreiten.
                                        das selbe leichtlaufverhalten in basiskursen u fremden herausforderungen zeichnete später auch ihre tochter aus, die wahrlich kaum erfahrung hatte u ganz sicher kein springpferd ist.

                                        skepsis überwinden ist eine frage von mut (u vertrauen zum reiter, aber der faktor ist austauschbar da er bei den wallachen identisch war). stuten sind da sehr viel "mutiger".
                                        macht sinn, es heisst nicht umsonst freilebende herden richten sich nach einer leitstute. der hengst ist lediglich begattendes beiwerk. (..verkneift sich zu sagen "ganz wie im echten leben"... )

                                        an dem gern genommenen klischee "hast du eine stute erstmal auf deiner seite tut sie alles für dich" ist m.e. was dran.

                                        "kampfgeist" ist schlicht dummes zeug.
                                        fluchttiere pflegen keinen kampfgeist. wenn überhaupt nur in form von futterneid u da stellt meine brut in der tat auch alles in den schatten was sonst noch so bei uns gross wird... und das ist ganz klar angeboren u in der mutterlinie manifestiert, meine nachzucht erkennt man leicht am "kampfgeist" beim futterverhalten in der herde oder laufstall.
                                        das ist reines herdenverhalten unter artgenossen u hat nichts mit verhalten ggüb menschen zu tun, im späteren handling gibts auch unter solchen forsche und skeptiker. eine frage des vertrauens u des umgangs.
                                        und all das hat auch nichts mit späterem sattelverhalten oder rittigkeit zu tun. die stärkste draufgängerin aus meiner zucht war unter dem sattel ein geradezu devotes pferd. die zutraulichste elfe ist heute die grösste skeptikerin und die grösste skeptikerin von allen im handling wurde unterm sattel ein sehr unerschrockenes pferd.

                                        man muss die töpfe schon stark differenzieren:
                                        herdenverhalten/artgenossen
                                        mensch/handling
                                        sattelverhalten

                                        rittigkeit steht auf einem ganz anderen blatt und hat mit naturgegebenen voraussetzungen wie physis und sicher auch mit geist i.s. von saft aber nicht mit mut zu tun.
                                        www.muensterland-pferde.de

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                                        • Feuerfunke
                                          • 05.02.2015
                                          • 73

                                          #40
                                          Ich kannte (und liebte) eine Stute (v. Landstreicher), die hatte das, was viele hier und ich damals auch als Kampfgeist bezeichnet nhätten. Heute würde ich es - mit erweitertem Wortschatz - als "will to please" und auch Angst ausdrücken. Die Stute war sensibel, willig und immer vorne. Wir haben im Schritt langsam trabende Pferde überholt, weil sie so marschiert ist. Sie war da zur Turniervorstellung und Korrektur. Denn leider riss sie voller Angst den Kopf hoch und drückte den Rücken weg, sobald man sie vorne anfasste. Anfangs forderte es bis zu 2h Arbeit, bis sie mal anchgab, sich streckte und endlich mal vertrauensvoll am Zügel ging. Nach anderthalb Jahren waren es noch 40Minuten.
                                          Teils arbeiteten wir bei 30Grad im Schatten draußen auf dem Platz. Aber bis zur letzten Minute war sie voll da und lief und lief und lief.
                                          Ich habe immer bedauert, dass diese tolle Stute mal so hart geritten worden war, denn wo wäre sie mit ihrem Mut, ihrer Sensibilität, ihrer Arbeitseinstellung, wenn sie nicht gelernt hätte, dass der Mensch auf dem Rücken Schmerz bedeutet.

                                          Zum Thema Arbeitseinstellung habe ich noch ein nettes Beispiel.
                                          Zwei Pferde, unterschiedliches Alter, unterschiedliche Statur, gleicher Vater (Kolibri). Beide sind bis S-Springen gegangen.
                                          Der eine kam grad so drüber. Teils drübergewunden, geschummelt aber irgendwie immer und oft oft siegreich. Ein Kämpfer, der drüber wollte! Und es war nicht so, dass - wie es mehrfach hier anklang - aus Angst geschah. Dieses Pferd schlug mit seinen 18Jahren, als er in Altersteilzeit ging, die halbe Box kaputt als der LKW ohne ihn losfuhr...
                                          Der andere Hengst hatte deutliches Potential für mehr. Bildschönes Tier, bemuskelt, kräftig, ein Bilderbuchhengst (der andere war übrigens ein Wallach). Aber unvorsichtig. Und blieb auchmal stehen, wenn man ihn nicht vorne und hinten umrahmt hatte. Er konnte, wenn er wollte, wollte aber leider nur, wenn der Reiter ihn wirklich dranhatte und er nicht rauskam.
                                          Er riss auchmal im A-Springen oder im E-Springen, weil es ihm nicht wichtig war.
                                          Ich hatte viele Stürze mit dem Pferd (der mit mir bis L lief) und habe von ihm unfassbar viel gelernt. Nach einem halben Jahr mit vielen Stürzen hatte ich es raus und war mit ihm dann immer(!) mindestens platziert.

                                          Das erste wäre für mich der Wille, den man für den großen Sport braucht. Das zweite eine "Ist mir egal"-Einstellung, mit der man als Amateur (wenn man nicht grad durch Kombis will ;PP) gut zurechtkommt. Der erste Wallach hatte im Parcour nämlich auch seinen eigenen Dickschädel

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