Korrektheit - angeboren vs. erworben

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  • Irislucia
    • 22.11.2008
    • 2519

    Korrektheit - angeboren vs. erworben

    Jedem Züchter dürfte bekannt sein, dass krumme Fohlen mit sorgfältiger Hufpflege zu begradigen sind. Umgekehrt waren bei der OS Vorauswahl aktuell wieder ein paar Kandidaten auf dem Pflaster dabei, wo man nur mit dem Kopf schütteln kann, weil ein paar Raspelstriche zur richtigen Zeit am richtigen Ort hätten Wunder bewirken können.

    Ist Hufpflege (insbesondere bei den Youngstern in den Sommermonaten) wirklich zu viel verlangt, um optimale Voraussetzungen zu schaffen? Hat es nicht umgekehrt ein bisschen was von einer Pseudo-Selektion, wenn (ähnlich den Chip-OPs) alles entfernt wird, was Aufschluss geben könnte?

    Wie behandelt ihr Korrektheit in der Zuchtslektion? Dass eine (hohe?) Erblichkeit besteht, setze ich mal als gegeben voraus. Gibt ja genug Hengste mit eindeutigen Vererbungstendenzen, manchmal sogar beschränkt auf bestimmte Hufe. Wie ist das vom Erbgang her überhaupt zu erklären?

    Gibt es umgekehrt Hengste, die für die Vererbung eines perfekten Fundaments stehen? Welche?

    Bin gespannt auf eure Antworten.
    www.springblut.de - Aus Überzeugung mit Vollblut!
  • monka
    • 22.02.2010
    • 2539

    #2
    @ irislucia

    man sollte auch die Stuten berücksichtigen- habe das Gefühl, daß es bei älteren Stuten 12-15 + öfter mal Fohlen gibt, die bei der Geburt steil/ bis Sehnenstelzfuß stehen. Gibt sich durch Raspeln und Bewegung in den ersten 3 Monaten. Und Hufpflege bei den Youngstern? Bei den Pferden die bei 'unserem' Bauern an der See laufen, bin ich glaub ich die einzige die zwischendrin mit Wurmkur und Schmied kommt. Aber ich laß auch zuhause kein Pferd von Mai bis Oktober ohne laufen

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    • Jule89
      • 26.04.2010
      • 1217

      #3
      Man müsste wissen, wodurch Fehlstellungen bzw. Korrektheit des Fundaments beeinflusst wird. Da gibt es mehrere Herangehensweisen bzw. Möglichkeiten:

      a) Genetik: polygenische Effekte: Ob die Beine eines Pferdes krumm oder gerade sind, wird durch eine Vielzahl von Genen beeinflusst und kann somit schwer bearbeitet werden, da viele Einflussfaktoren eine Rolle spielen bzw. das Merkmal beeinflussen. Möglichkeiten, um solche Gene zu finden: GWA-Studien, bei denen das gesamte Genom vieler! Pferde sequenziert wird und verglichen. Tauchen dabei bestimmte Sequenzen oder SNPs auf, die z.B. Pferde mit einer Verdrehung des linken Karpalgelenks gemeinsam haben, kann man mglicherweise davon ausgehen, dass diese Genregion an der Korrektheit des Fundaments beteiligt ist. Allerdings ist es meistens der Fall, dass so viele Gene einen Einfluss auf ein bestimmtes Merkmal haben, dass man nicht ein einzelnes Gen als signifikant herausstellen kann. Weiterhin bräuchte man eine umfassende Stichprobe - also sehr sehr viele Pferde - und bei dieser Studie hat man noch nicht mal andere Einflussfaktoren berücksichtigt wie z.B. maternale Effekte! Ergo: ein Riesenaufwand und man kann noch nicht mal mit Sicherheit sagen, dass dabei was rauskommt.

      b) weitere Einflussfaktoren wie Haltung und Fütterung der tragenden Stute oder des Fohlens bzw. Hufbearbeitung! Wenn ein Hengst Fehlstellungen aufweist, muss dass ja noch lange nicht heißen, dass er diese auch vererbt. Genauso kann ein Hengst mit korrektem Fundament Fohlen mit Fehlstellungen haben....

      GWA-Studien wie oben erwähnt könnten durch Universitäten und Forschungseinrichtungen durchgeführt werden - z.B. als Bachelor- oder Masterarbeiten. Würde ich auch sehr interessant finden, was dabei herauskommt.

      Für mich als Züchter bedeutet dass in der Praxis, dass ich dennoch meine Stuten dahingehend auswähle, dass sie keine gravierenden Mängel im Fundament aufweisen und die Hufqualität einigermaßen o.k. ist. Auch bei den Hengsten sollte man da schon drauf Acht geben. Was man teilweise bei Hengsten für abenteuerliche Beschläge sieht.... Nur viele schauen auch bei Hengstpräsentationen nicht wirklich auf die Hufe - hauptsache, der Hengst ist schwarz und strampelt schön ...ihr wisst was ich meine...dann braucht man sich über spätere Fehlstellungen der Fohlen auch nicht wundern

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      • Paradox4life
        • 01.09.2008
        • 2468

        #4
        Zu berücksichtigen ist ebenfalls, dass nicht alle fehlstellungen ganz einfach mal eben zu korrigieren sind, auch im jungen alter.
        Zudem gibt es auch Fälle(selbst erlebt) die man als Fohlen immer korrekt hingestellt hat und auf einmal 1 1/2 jährig drehen sich die Füßlein wieder genau in die Ausgangsposition...
        www.schulze-lefert-pfer.de

        Kommentar

        • Jule89
          • 26.04.2010
          • 1217

          #5
          Ja, so einen Fall kenne ich auch....

          Kommentar

          • Polanegri
            • 29.08.2009
            • 1658

            #6
            Ich bezweifle mal, dass man wirklich alle Fehlstellungen restlos korrigieren kann, eine gewisse Neigung zu zehenenger/weiter Stellung oder Bockhufigkeit z.B. kann sehr hartnäckig sein. Und ob es wirklich gut für die gelenke ist, wenn man zu stark an den Füßen herumschnippelt ? Ich stelle mir o.g. Fragen auch immer wieder,
            aber vielleicht muß man bei der Hengstwahl einfach abwägen, was man in Kauf nimmt im Gegenzug zu vielleicht hervorragenden Rittigkeitsmerkmalen. Generell neigen wir heute ja dazu, dass alles perfekt sein soll, mit Langzeit-Gesundheitsgarantie und notfalls einer Schönheits-OP !

            Kommentar

            • Jule89
              • 26.04.2010
              • 1217

              #7
              deshalb schrieb ich auch: keine gravierenden Mängel!

              Kleinere Mängel sind wohl zu tolerieren, wenn das Pferd sonst sehr gute Attribute aufweisen kann.

              Kommentar

              • Sabine2005
                • 17.06.2005
                • 7790

                #8
                Immerhin konnte bis jetzt die Evolution die Beine der Wildpferde auch nicht perfektionieren.

                Oder Mutter Natur war so perfekt, diese Fehler irgendwie zu kompensieren, so daß sie nicht lebensbeeinträchtigend sind.

                Aufs Reitpferd betrachtet, was ja hier eine Funktion als solches ausübt und dadurch nicht verschleißen soll, muß eben mehr auf die erworbene Korrektheit acht gegeben werden.

                ...aber auch hier kann einen Mutter Natur einen Strich durch die Rechnung machen.
                Zuletzt geändert von Sabine2005; 13.10.2012, 09:45.

                Kommentar

                • Calt
                  • 02.12.2011
                  • 2171

                  #9
                  Also ich achte da schon sehr drauf, das nicht nur die Hufe gerade auf dem Boden stehen, sondern auch beim laufen, ein gerades Abfusen da ist, vorne und hinten. Das die sich in den Gelenken ordentlich beugen von oben runter schon. Und nicht erst unten, wenn der Huf auf den Boden kommt. Das gilt für Stute und für Hengst. Der ganze Ablauf muss stimmen, dann hat der Huf unten drunter auch eine Chance sich nicht standig schief abzulaufen, und somit dann zu drehen in der zehenachse. Auch achte ich darauf, das der Huf als solches groß genug ist und nicht zu eng.
                  Obwohl eines meiner Fohlen jetzt einen kleinen Huf hat und wahrscheinlich auch behalten wird. Da muss ich wohl mit Leben jetzt. Groeser kann der Schmied ihn nicht machen. In dem Fall kommt das schlanke Fesselgelenk und der Huf wahrscheinlich vom Vollblut Großvater, der sich da durchschlägt. Gerade und korrekt ist es dabei.

                  Kommentar

                  • Osterlerche
                    • 16.09.2009
                    • 2243

                    #10
                    Wenn man bei den Fohlen immer wieder von Geburt an korrigiert,kommt es in der Generationsfolge wieder zu Unkorrektheit.Man weiß dann nicht ,wenn man eine Zuchtstute kauft ,wie die Fohlen ausfallen.

                    Kommentar

                    • Benjie
                      • 02.06.2003
                      • 3249

                      #11
                      mal eine frage: wie viele pferde kennt ihr denn, die aufgrund von fehlstellungen, vorzeitig aus dem sport mussten?
                      ich kenne nicht so viele und bei leichten fehlstellungen gar keine.
                      die grosse gefahr bei der sache ist doch die, das man das pferd/fohlen, nur nach der korrektheit des fundamentes beurteilt und der rest dann zweitrangig wird. dann ist man nämlich ruck zuck beim fehlergucken.
                      ...ich rate euch vor allem, die Zuchtstuten in Ehren zu halten;
                      ihr Rücken ist ein Thron der Ehre und ihr Unterleib ein unerschöpflicher Schatz.
                      (100.Koransure)
                      http://www.arcor.de/palb/thumbs_publ...lbumID=4094841
                      http://www.arcor.de/palb/thumbs_publ...lbumID=4095145

                      Kommentar

                      • Super Pony
                        • 05.11.2011
                        • 5012

                        #12
                        Zitat von Osterlerche Beitrag anzeigen
                        Wenn man bei den Fohlen immer wieder von Geburt an korrigiert,kommt es in der Generationsfolge wieder zu Unkorrektheit.Man weiß dann nicht ,wenn man eine Zuchtstute kauft ,wie die Fohlen ausfallen.
                        100% weiß man das doch nie, denn Zucht ist wie nen Bus voller Verwanter, man weiß nie wer aussteigt
                        Und ob die Mutter/ Großmutter von der Zuchtstute die du kaufst oder von dem Hengst den du nimmst irgend nen krummen Fuß hat weißt du auch nicht
                        http://www.super-pony.de

                        Kommentar

                        • Osterlerche
                          • 16.09.2009
                          • 2243

                          #13
                          Die Pferde die ich habe und mit denen ich züchte,da kenne ich die Verwandtschaft in bis ,naja das vierte Glied.Und ich kaufe auch oft nur nach Papier,aber nicht aus den Abstammungen die gerade modern sind.Da wird in der Aufzucht oft so viel moderne Tierheilkunde eingesetzt und dann kommt das Erwachen (teilweise recht böse).

                          Kommentar

                          • hike
                            • 03.12.2002
                            • 6721

                            #14
                            War mal bei einem Vortrag, bei dem es um die Heritabilität von Exterieurmerkmalen ging. Eine Fehlstellung wird unter 4% vererbt, die Länge des Halses lag dagegen bei fast 60%. Fand ich ganz interessant!

                            Heißt also, dass ich mit meinem Mineralfutter und Hufschmiede"fimmel" (Fohlen am Anfang alle 3, dann 6 Wochen) doch richtig liege.
                            Jede Reise fängt mit einem ersten Schritt an!

                            Kommentar

                            • Super Pony
                              • 05.11.2011
                              • 5012

                              #15
                              Bei 3%???
                              Dann waren genau diese 3 Stuten des einen Hengstes dies Jahr auf der Eliteschau!!
                              Wurde bei allen 3 der gleiche Bereich des Körpers ( leicht) bemängelt
                              Will hier niemand schlecht machen, eine war meine
                              http://www.super-pony.de

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                              • Irislucia
                                • 22.11.2008
                                • 2519

                                #16
                                Da scheint es unterschiedliche Meinungen zu geben bezüglich Erblichkeit: http://www.drstamp.de/links/dissertation.html

                                (ab Seite 15)

                                Edit: Einig ist die Literatur sich, dass es eine niedrige Erblichkeit im Verhältnis zu anderen Parametern ist. Überrascht mich ehrlich gesagt.
                                Zuletzt geändert von Irislucia; 13.10.2012, 14:05.
                                www.springblut.de - Aus Überzeugung mit Vollblut!

                                Kommentar

                                • Osterlerche
                                  • 16.09.2009
                                  • 2243

                                  #17
                                  Danke ,das ist ja eine interessante Einsicht.

                                  Kommentar

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