Rückengänger vs Schenkelgänger

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  • Paradox4life
    • 01.09.2008
    • 2468

    #41
    Zitat von Hannoveranero Beitrag anzeigen
    Was mir außerdem schon öfter aufgefallen ist; Rückengänger mit sehr sportlichem Trab/Galopp durch den Körper sehen teilweise auf Bildern enttäuschend unspektakulär aus. Die Qualität ist nur in der Bewegung zu beurteilen.


    So zum Beispiel?
    www.schulze-lefert-pfer.de

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    • Hannoveranero
      • 13.11.2012
      • 379

      #42
      Wansuelas Bewegungsablauf ist mir nicht mehr so vor augen mir ist das Phänomen schon häufig aufgefallen wenn ich restlos Begeistert von einem Pferd war und es dann auf einem Foto zeigen wollte, worauf dies dann aufgrund weniger spektakulärer Vorderbeinmechanik einfach nicht wirkte!!

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      • Roullier
        • 31.05.2009
        • 1147

        #43
        @ hannoverano:
        klick mich

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        • Paradox4life
          • 01.09.2008
          • 2468

          #44
          Zitat von Roullier Beitrag anzeigen
          @ hannoverano:
          klick mich
          man beachte den Kommentar von Herr Soestmeier bei 2:45 min
          www.schulze-lefert-pfer.de

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          • Fife
            • 06.02.2009
            • 4403

            #45
            Zitat von fanniemae Beitrag anzeigen
            sinnige Gegenüberstellung und nettes Lesewerk.
            mittlerweile stapeln sich (be)lehr-texte selbsternannter dressurgurus u entsprechender webseitenportale im netz, da freut man sich wenn man auch mal etwas angemessenes findet.

            http://www.feinehilfen.com/rueckenga...henkelgaenger/
            der Autor Thomas Ritter ist selbstverständlich auch nicht vom Himmel gefallen. Einer seiner Ausbilder veröffentlicht auch schon länger immer wieder was:

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            • fanniemae
              • 19.05.2007
              • 3294

              #46
              auf den vorhergegangen seiten wird diskutiert, ob pferde von natur aus dispositionen zum rücken- vs schenkelgänger mitbringen. dem möchte ich entschieden widersprechen.
              eine beziehung von natürlich gegebenen voraussetzungen zum schenkelgänger oder rückengänger existiert nicht.
              ein schenkelgänger wird gemacht u nicht geboren.
              ob ein pferd über den rücken geht oder nicht oder zum schenkelgägner wird, ist allein eine frage der reiterei. schenkelgang ist wie rückengang kein auschliessliches sondern durchaus auch ein temporäres phänomen. immer dann, wenn der rücken weg ist.

              auch heute in waf auf der sichtung schön zu sehen.
              kurz vor prüfungsbeginn nochmal angestochen, reiter in rückenlage, die schenkel weit vorn, das pferd stark beigezäumt - rücken weg, vorder beine fliegen, hintere beine weit raus, der pure schenkelgänger.
              zum einreiten u aufmarschieren setzt der reiter sich ins pferd, aufgrund der "professionellen" reitweise u ausbildung (reiten können sie durchaus) schliesst das pferd sich im rahmen seiner möglichkeiten u steht an den (durchaus korrekten) hilfen, während der aufgabe sind die schenkelgängersequenzen dann wieder in den tempoverstärkungen sichtbar, angestochen aus der ecke u das pferd gibt den totilas:
              vorn schaum, hinten ein durchgriff bis bestenfalls unters hintere knie.
              das pferd wurde zur WM in verden nominiert.

              diese reiterschenkelwegtreckundanstechreiterei ist auch im GP4eck prominent zu beobachten und schliesst diverse olympioniken mit ein.
              schenkellage AM GURT ist hierbei das sichtbar nicht erfüllte kriterium.
              das pferd reagiert auf schlüsselreize u nicht unter dem einfluss eines in sich ruhenden gerade im pferd sitzenden und einwrikenden reiters. idr befinden sich diese reiter in einer rückenlage.
              das fordert die natur u mit ihr die gesetze der balance:
              wer nicht gerade IM pferd sitzt sondern die unterschenkel vor dem gurt lose wegstreckt bedarf zum ausgleich des schwerpunkts unten (die schenkel) einer rückenlage oben.

              in der tempoverstörkung wird das am einfachsten offensichtlich.
              man muss einfach nur mal hingucken welche pferde bspweise die tempoverstärkung aus einem geschlossen gesetzten "rückwärts" in sicherem selbstbehalt entwickeln (betonung liegt auf "entwickeln" über die diagonale und nicht "losschiessen") und welche aus der ecke heraus losschiessen, idr bei nicht existenter dehnung. korrespondenz von vorder u hinterbein ist hierbei nie gegeben.

              diese art von reiterei "konditioniert" das pferd (wie der pawlowsche hund: schlüsselreiz, lossteppen. merke: auch pi&pa funtkionieren rein technisch durchaus auf schlüsselreiz, idr einhergehend mit sichtbarer beizäumung.) das hat wenig mit nachhaltiger lastaufnahme u schubentwicklung über den rücken u durch den körper zu tun.
              manch ein erfahrener olympionik hat sich diesen reitstil tendenziell angeeignet, die pferde kennen es nicht anders.
              lektionen sind in weiten teilen konditioniert u nicht von vorn nach hinten geritten.
              schenkelgänger.
              und das sind idr alles pferde von guter bis überdurchschnittlicher grundqualität.
              schenkelgänger und rückengänger hat absolut nichts mit grundqualität zu tun. aber eine menge mit dem mangel von öffentlicher wahrnehmung und richtern, die soetwas nicht nicht erkennen können oder wollen. weil der fokus seit zwanzig jahren ausschliesslich auf dem vorderbein liegt, das für den laien und sponsor am leichtesten erkennbare kriterium.

              eine gesund gerittene schubentwicklung fordert schon von sich aus die dehnung vorn proportional zur verstärkten lastaufnahme hinten. sicherlich im trabe am einfachsten zu erkennen, in der galoppade am schwersten. sichtbare hankenbeuge, gerade im galopp od pirouetten, ist anspruchsvoll.
              im schritt wird es dann etwas einfacher weil diese pferde, wenn sie denn den notwendigen viertakt räumend schreiten sollen, idr dabei nicht ans gebiss ziehen. der kompromiss ist dann der lose durchhängende zügel (was ausdrücklich NICHT das kriterium eines am LANGEN zügel schreitenden pferdes erfüllt) um das wackelige konstrukt aus annäherndem schreiten durch zügeleinwirkuing vorn nicht zu stören, wenn hinten schon kein antritt mehr da ist.
              der zug auf die uhr fehlt völlig.
              immer sehr gut sichtbar dann in der rückführung vom geforderten starken zum versammelten schritt, das sind die haspler und zappler weil die wissen was kommt:
              schlüsselreiz.
              Zuletzt geändert von fanniemae; 02.07.2014, 19:36.
              www.muensterland-pferde.de

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              • newbie
                • 27.02.2008
                • 2981

                #47
                @ fannimae: Was du geschrieben hast, finde ich ganz toll, nachvollziehbar und gut geschrieben. Fast allem stimme ich auch zu.
                Nur eine Sache sehe ich etwas anders: Ein Pferd, das es anbietet über den Rücken zu gehen, dass schon früh in den Verstärkungen fast mühelos Takt hält und ein über den Rücken schwingen ohne Taktverlust anbietet, das wird man nicht so leicht anders versuchen zu formen - eben mit diesem Anstechen und los gehts.

                Welche die sich von Natur aus eher festhalten, bei denen geht man dann oft diesen nicht so schönen Weg.
                Avatar: Evil Kid v. Elimcalxx a.d. Mona v. Mariner/Woerlin

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                • Browny
                  • 13.11.2009
                  • 2640

                  #48
                  und dann würde ich noch unterscheiden wollen zwischen "freiwilligem" ohne Rücken reiten und dem, was entsteht aus einer Mischung aus dem Exterieur/Interieur des Pferdes (welches ggf. dazu neigt, sich im Rücken fest zu machen) und dem Mangel an reiterlichen Fähigkeit, die Rückentätigkeit positiv zu beeinflussen. Dass wir in diesem Falle i.d.R. nicht von Olympiareitern sprechen, dürfte klar sein ;-)

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                  • lusitanoa
                    • 26.10.2012
                    • 347

                    #49
                    Zitat von fanniemae Beitrag anzeigen
                    auf den vorhergegangen seiten wird diskutiert, ob pferde von natur aus dispositionen zum rücken- vs schenkelgänger mitbringen. dem möchte ich entschieden widersprechen.
                    eine beziehung von natürlich gegebenen voraussetzungen zum schenkelgänger oder rückengänger existiert nicht.
                    ein schenkelgänger wird gemacht u nicht geboren.

                    ob ein pferd über den rücken geht oder nicht oder zum schenkelgägner wird, ist allein eine frage der reiterei. schenkelgang ist wie rückengang kein auschliessliches sondern durchaus auch ein temporäres phänomen. immer dann, wenn der rücken weg ist.

                    auch heute in waf auf der sichtung schön zu sehen.
                    kurz vor prüfungsbeginn nochmal angestochen, reiter in rückenlage, die schenkel weit vorn, das pferd stark beigezäumt - rücken weg, vorder beine fliegen, hintere beine weit raus, der pure schenkelgänger.
                    zum einreiten u aufmarschieren setzt der reiter sich ins pferd, aufgrund der "professionellen" reitweise u ausbildung (reiten können sie durchaus) schliesst das pferd sich im rahmen seiner möglichkeiten u steht an den (durchaus korrekten) hilfen, während der aufgabe sind die schenkelgängersequenzen dann wieder in den tempoverstärkungen sichtbar, angestochen aus der ecke u das pferd gibt den totilas:
                    vorn schaum, hinten ein durchgriff bis bestenfalls unters hintere knie.
                    das pferd wurde zur WM in verden nominiert.

                    diese reiterschenkelwegtreckundanstechreiterei ist auch im GP4eck prominent zu beobachten und schliesst diverse olympioniken mit ein.
                    schenkellage AM GURT ist hierbei das sichtbar nicht erfüllte kriterium.
                    das pferd reagiert auf schlüsselreize u nicht unter dem einfluss eines in sich ruhenden gerade im pferd sitzenden und einwrikenden reiters. idr befinden sich diese reiter in einer rückenlage.
                    das fordert die natur u mit ihr die gesetze der balance:
                    wer nicht gerade IM pferd sitzt sondern die unterschenkel vor dem gurt lose wegstreckt bedarf zum ausgleich des schwerpunkts unten (die schenkel) einer rückenlage oben.

                    in der tempoverstörkung wird das am einfachsten offensichtlich.
                    man muss einfach nur mal hingucken welche pferde bspweise die tempoverstärkung aus einem geschlossen gesetzten "rückwärts" in sicherem selbstbehalt entwickeln (betonung liegt auf "entwickeln" über die diagonale und nicht "losschiessen") und welche aus der ecke heraus losschiessen, idr bei nicht existenter dehnung. korrespondenz von vorder u hinterbein ist hierbei nie gegeben.

                    diese art von reiterei "konditioniert" das pferd (wie der pawlowsche hund: schlüsselreiz, lossteppen. merke: auch pi&pa funtkionieren rein technisch durchaus auf schlüsselreiz, idr einhergehend mit sichtbarer beizäumung.) das hat wenig mit nachhaltiger lastaufnahme u schubentwicklung über den rücken u durch den körper zu tun.
                    manch ein erfahrener olympionik hat sich diesen reitstil tendenziell angeeignet, die pferde kennen es nicht anders.
                    lektionen sind in weiten teilen konditioniert u nicht von vorn nach hinten geritten.
                    schenkelgänger.
                    und das sind idr alles pferde von guter bis überdurchschnittlicher grundqualität.
                    schenkelgänger und rückengänger hat absolut nichts mit grundqualität zu tun. aber eine menge mit dem mangel von öffentlicher wahrnehmung und richtern, die soetwas nicht nicht erkennen können oder wollen. weil der fokus seit zwanzig jahren ausschliesslich auf dem vorderbein liegt, das für den laien und sponsor am leichtesten erkennbare kriterium.

                    eine gesund gerittene schubentwicklung fordert schon von sich aus die dehnung vorn proportional zur verstärkten lastaufnahme hinten. sicherlich im trabe am einfachsten zu erkennen, in der galoppade am schwersten. sichtbare hankenbeuge, gerade im galopp od pirouetten, ist anspruchsvoll.
                    im schritt wird es dann etwas einfacher weil diese pferde, wenn sie denn den notwendigen viertakt räumend schreiten sollen, idr dabei nicht ans gebiss ziehen. der kompromiss ist dann der lose durchhängende zügel (was ausdrücklich NICHT das kriterium eines am LANGEN zügel schreitenden pferdes erfüllt) um das wackelige konstrukt aus annäherndem schreiten durch zügeleinwirkuing vorn nicht zu stören, wenn hinten schon kein antritt mehr da ist.
                    der zug auf die uhr fehlt völlig.
                    immer sehr gut sichtbar dann in der rückführung vom geforderten starken zum versammelten schritt, das sind die haspler und zappler weil die wissen was kommt:
                    schlüsselreiz.
                    Danke, fanniemae

                    Kommentar

                    • schlendrian
                      • 28.07.2008
                      • 292

                      #50
                      Ich bin ganz bei Browny und newbie und denke, dass es grad in WAF ein schönes Beispiel gab für ein Pferd, dass es dem Reiter einfach macht. Selbst wenn es durch Schaum an/in den Nüstern abgelenkt wird:

                      Kommentar

                      • lusitanoa
                        • 26.10.2012
                        • 347

                        #51
                        Auch weniger "begnadete" Pferde (was Exterieur und vielleicht auch Interieur angeht) werden doch nicht automatisch zum Schenkelgänger!

                        Vielleicht unterscheidet sich die Ausbildung ein wenig bzw. der Weg ist etwas länger....aber letztendlich liegt es alleinig in der Verantwortung des Ausbilders/Reiters dem Pferd den Weg zum Rückengänger zu öffnen!

                        Und wenn sich die Muskulatur entsprechend gebildet hat, die nötige Kraft vorhanden ist, dann ist es für die Pferde die leichtere Art der Fortbewegung. Die runden Bewegungen sind letztendlich kräftesparender und sicherlich besser für die Gesundheit!

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                        • Greta
                          • 30.06.2009
                          • 3924

                          #52
                          Lusitanoa, meine Theorie dazu.... Es dauert laenger das nicht ganz so begnadete Pferd auszubilden. Zeit ist Geld.... Und was ich leider auch noch vermute..... Das Wissen ein Pferd korrekt auszubilden haben immer weniger Leute... Die wissen gar nicht, wieviel Spass und Freude Ihnen entgeht... Wenn man dies Gefuehl nie hatte vermisst man es auch nicht... Und ich kann mir nicht vorstellen, das die Leute die die Schenkelgaenger (ich find immernoch ungluecklich ausgedrueckt) ausbilden zu Hause Ihren Schuelern beibringen wie man sein Pferd korrekt ueber den Ruecken reitet....
                          Allegra von Flake aus der Amica

                          Kommentar

                          • Greta
                            • 30.06.2009
                            • 3924

                            #53
                            und danke Schlendrian fuer das tolle Video von Bodyguard
                            Allegra von Flake aus der Amica

                            Kommentar

                            • newbie
                              • 27.02.2008
                              • 2981

                              #54
                              @lusitanoa: Pferde, die sich vom Rücken her anbieten, bei denen wird man nicht (so häufig)versucht sein etwas "herauszukitzeln", da sie eben zu anderen Reitern finden, als welche deren Potenzial erkannt und dann auf nicht pferdeschonende Weise rausgekitzelt wird.

                              Von einem "vorgezeichneten" Weg kann man nicht sprechen, aber von einer gewissen Tendenz schon.

                              Zum nicht so losgelassenen gehen neigende Pferde, die Potenzial haben, aber nicht bei einem soooo begnadeten Reiter landen, werden irgendwann verkauft und landen dann eher bei einem der härteren Sorte.
                              Avatar: Evil Kid v. Elimcalxx a.d. Mona v. Mariner/Woerlin

                              Kommentar

                              • Greta
                                • 30.06.2009
                                • 3924

                                #55
                                newbie, so wie du das schreibst, gewoehnt es einem das Zuechten ab
                                Allegra von Flake aus der Amica

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                                • peabody
                                  • 05.01.2011
                                  • 1480

                                  #56

                                  Ohje, gerade die Dame habe ich seit dem letzten Turnierauftritt gefressen. Sorry.

                                  Kommentar

                                  • schlendrian
                                    • 28.07.2008
                                    • 292

                                    #57
                                    Zitat von peabody Beitrag anzeigen
                                    Ohje, gerade die Dame habe ich seit dem letzten Turnierauftritt gefressen. Sorry.
                                    Ich würde mich auch nicht gerade als Fan bezeichnen. Aber wenn ich diesen konkreten Ritt beurteile, kann ich nichts gravierend schlechtes finden. Das wiederum lässt mich bei dem Hengst etwas genauer hinschauen. Und auch bei den Pferden, die ich bisher unter ihr gesehen habe.

                                    Zitat von Greta Beitrag anzeigen
                                    und danke Schlendrian fuer das tolle Video von Bodyguard
                                    Freut mich, wenn es dir gefällt, aber ich will mich nicht mit fremden Federn schmücken. Habe den Link lediglich aus einem anderen Beitrag entnommen
                                    Zuletzt geändert von schlendrian; 03.07.2014, 15:55.

                                    Kommentar

                                    • Nickelo
                                      • 16.07.2024
                                      • 42

                                      #58
                                      Alte Threads sind ganz interessant zu lesen.
                                      Tut sich nun, 10 Jahre später, etwas ?
                                      Martin Plewa schreibt in der Einladung zu seinen (online-)Seminaren
                                      Liebe Pferdefreunde,
                                      In dem Fachmagazin „Reiter Revue“ ist kürzlich die Diskussion zum Thema „Reiten auf Kandare“ und zur Wahlfreiheit der Zäumung in höheren Dressurprüfungen aufgegriffen worden. Hierzu gab es auch eine Stellungnahme meines Vorgängers als Leiter der Westfälischen Reit- und Fahrschule, Herrn Michael Putz. Einige seiner Aussagen haben mich doch sehr verwundert. So behauptet er, dass die Kandare heute entbehrlich sei, weil die heutigen Pferde bessere Hälse und Genickformationen hätten. Dann frage ich mich nur, warum dann vor allem die festen Kandareneinwirkungen mit z.T. deutlich erkennbaren Zungendruck derzeit so stark in die Kritik geraten, das Gegenteil müsste dann doch eigentlich der Fall sein. Und konnten die Pferde vor einigen Jahrzehnten unter den damaligen Spitzenreitern wie Dr. Klimke, Harry Boldt, Liselott Linsenhoff, „Bubi“ Günther oder Josef Neckermann u.v.a. nur deshalb in korrekter Anlehnung auf Kandare vorgestellt werden, weil sie fest im Genick waren oder über schlechte Hälse verfügten? Siehe dazu die Fotos, die mir Paul Stecken (1916-2016) überlassen hat:
                                      Auch wird von Herrn Putz geraten, dass man die Kandare einsetzen könne, wenn Pferd nicht so leicht „durch’s Genick“ zu reiten seien. Das ist aber gerade nicht der Zweck der Kandare; gerade davor wird in den Richtlinien ausdrücklich gewarnt, Durchlässigkeitsmängel mit schärferer Zäumung beheben zu wollen. Überhaupt werden immer wieder unsachliche Argumente gegen die Kandare vorgetragen, z.B., dass ein Pferd eine besonders dicke Zunge habe und deshalb sich mit Kandare unwohl fühle. Bei jedem Pferd ist aber die Zunge immer nur so dick, wie sie in die Maulhöhle passt, dicker kann sie nicht sein. Auch wird behauptet, dass die Mäuler der heutigen Pferde kleiner seien als die von Pferden früherer Zeiten. Auch das ist unsinnig, wenn man bedenkt, dass früher deutlich mehr edlere Pferde eingesetzt wurden als heute und damals noch mit deutlich dickeren Kandarengebissen geritten wurde (z.T. > 20mm im Vergleich zu heute ca. 16 mm Durchmesser).
                                      Ein Verbot der Kandare zu riskieren, nur weil sie von einigen Reitern missbraucht wird, halte ich für gefährlich, weil dann irgendjemand auf die Idee kommen könnte, auch die Trense zu verbieten, weil einige Idioten auch an Trensenzügeln rumziehen. Neueste Untersuchungen einer britischen Forschergruppe um Dr. R. MacKechnie-Guire und Dr. Rachel Murrey, veröffentlicht im Journal „Animals“ belegen, dass bei sachgemäßem Gebrauch der Kandare der Druck auf Nasenrücken und die Zügelspannung vergleichbar oder sogar geringer als bei der Trensenzäumung sind. Die Forscher fordern daher vor allem mehr Ausbildung der Reiter und Trainer im Sinne des Pferdewohls und stellen fest (Zitat R. Murray)): „Das Problem ist der Mensch und wie er Dinge gebraucht, nicht die Ausrüstung“. Dem ist eigentlich nichts hinzuzufügen.

                                      Ich kann sehr gut damit leben, wenn viele höhere Dressuren auf Trense ausgeschrieben werden. Aber eine Wahlfreiheit kann ich nicht nachvollziehen. Es ist ein Wesen des Dressursports, dass alle Reiter unter vergleichbaren Bedingungen die Qualität ihrer Ausbildung und die ihrer Pferde in identischen Aufgaben präsentieren. Natürlich gibt es nur eine Vorstellung von korrekter Anlehnung, egal mit welcher Zäumung; aber zur Anlehnung gehört auch das „Herantreten“ an das Gebiss als Kriterium der Schubkraft („Schubkraft ist die Kraft, die Anlehnung schafft“) und das „Abstoßen“ am Gebiss als Ausdruck der Tragkraft in verbesserter Selbsthaltung. Und da ist es ein entscheidender Unterschied, ob ein Pferd an ein Trensengebiss oder an die Kandare herantritt oder sich trägt. Genau das sollte aber über das Reiten auf Kandare geprüft werden, daher in den Dressuraufgaben zwischen den Weltkriegen auch das Reiten auf „blanker Kandare“ als Prüfstein der verbesserten Schub- und Tragkraft, wobei das Pferd stets mit der Nasen-Stirnlinie an der Senkrechten und mit dem Genick als höchstem Punkt verbleiben musste.

                                      Schon vor vielen Jahren hatte ich in einem FN – Arbeitskreis (zur Entwicklung neuer Dressuraufgaben) zwei Vorschläge gemacht, die damals ohne jede Diskussion sofort verworfen wurden: Wiedereinführung des Reitens mit einer Hand in Dressuraufgaben ab Kl. L (auf Trense und/oder Kandare) sowie Vorprüfungen in einer Kurzaufgabe auf Trense, wobei die für die Platzierung in Frage kommenden Paare danach eine Kurzaufgabe auf Kandare gehen, wodurch man die Kandarenreife von Pferd und Reiter überprüfen könnte.
                                      Ich wünsche mir, dass solche Vorschläge angesichts der aktuellen Diskussion wieder aufgegriffen und seriös diskutiert werden, ehe uns fachfremde Personenkreise die Entwicklung des Pferdesports aus der Hand nehmen. Immerhin gibt es einen dänischen EU-Abgeordneten, der in Brüssel gefordert hat, den Pferdesport mit EU-Gesetzen zu reglementieren und dabei gleichzeitig bereits ein Verbot der Kandare gefordert hat.
                                      Gefordert sind aber jetzt immer mehr die Richter, den falschen Gebrauch der Kandare entsprechend in ihren Urteilen zu berücksichtigen, sowie die Ausbilder und Reiter, sich vermehrt um korrektes und „pferdemaulschonendes“ Reiten zu bemühen.

                                      Nun wünsche ich Ihnen ganz viel Freude im Umgang und beim Sport mit Ihren Pferden!
                                      Mit herzlichen Grüßen,

                                      Ihr Martin Plewa

                                      Kommentar


                                      • Elfi
                                        Elfi kommentierte
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                                        Da kann ich dem Plewa Recht geben.....eigentlich finde ich die Diskussion von Leuten die nie reell auf Kandare geritten sind bzw. den Weg bis dahin gemeistert haben obsolet (siehe dieser EU-Heinz), denn sie wissen einfach NULL von was sie reden! Ja, leider gibt es eben auch die Reiter die halt meinen sie ziehen dem Pferd mal schnell den Rüssel mit der Kandare runter, führt aber in den meisten Fällen, zumindest bei Otto-Normal-Reiter ohne Promi-Status auch nicht zum Erfolg. Und auch ja: Es gibt tatsächlich Pferde, die halt auf Kandare besser laufen, ich hatte selber eins....das hatte auch noch ne dicke Zunge, ging aber trotzdem....aber auch dieses Tier, das schwer durchs Genick zu reiten war, hab ich zuerst auf Trense durch L-Platzierungen bis zur Kandare gefördert. War halt nicht schnell und einfach, sondern echt anstrengend. Diese Vorprüfungen fände ich eher nicht so praktisch, ich denke das ist eher umständlich und aufwendig für einen Turnierstart.....aber okay.....einhändig reiten wäre witzig, das hab ich auch mal im Unterricht machen müssen, allerdings damals auf Trense, okay, Pferd ist zumindest dahin gelaufen wo ich hin wollte, aber das mit dem Genick war nicht machbar, aber auf Kandare könnte ich mir das besser vorstellen. Hm, ich schaue mit Grausen auf die Entwicklung unseres Sports... ich fürchte irgendwann schaffen wir uns wirklich selbst ab!

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