Unerwünschte Arzneimmittelwirkung - hier Wurmkur

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  • Kareen
    PREMIUM-Mitglied
    • 06.01.2001
    • 7463

    Unerwünschte Arzneimmittelwirkung - hier Wurmkur

    Leider haben wir nach vielen verlustfreien Jahren dieses Jahr herbe Probleme mit einer "unerwünschten Arzneimittelwirkung" (vulgo: Nebenwirkung) gehabt. Ein Jährling ist tot, zwei weitere schwerst betroffene Pferde konnten nur mit monatelanger Intensivbetreuung gerettet werden. Aufgrund der schweren Verläufe hier habe ich einige Recherchen bemüht und dabei festgestellt, dass es wohl doch weit über Einzelfälle hinausgeht was wir auch bei den eigenen Pferden feststellen mussten. Mich würde sehr interessieren ob hier jemand ähnliche Erfahrungen gemacht hat. Da der Wirkstoff derzeit als alternativlos empfohlen und angepriesen wird und Neuentwicklungen nicht in absehbarer Zeit zu erwarten sind scheint mir die neuerlich proklamierte Resistenzlage doch einigermaßen brisant und bedrohlich zu sein.
  • zuckerschnute
    PREMIUM-Mitglied
    • 21.01.2007
    • 3965

    #2
    Um welchen Wirkstoff geht es denn?

    Kommentar

    • Alwins Ass
      • 09.05.2016
      • 44

      #3
      Würde mich auch interessieren.
      Hab erst vor ein paar Tagen mit einer Bekannten über das gleiche Thema diskutiert.

      Kommentar

      • max-und-moritz
        • 04.06.2006
        • 3441

        #4
        Ich hab grad nach einem Post von mir gesucht, das war 2010 (!) und die Wurmkur hieß PRAMOX.



        Viele Grüße, max-und-moritz
        Wer neue Wege scheut, muß alte Übel dulden.

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        • Schimmeltier
          • 15.01.2019
          • 1100

          #5
          Vereinzelt kommen solche schlimmen bis tödlichen Komplikationen wegen einer Wurmkur vor. In vielen Jahren Pferdehaltung hatte ich glücklicherweise nur ein! einziges Kleinpferd dabei, das unerwünschte Nebenwirkung auf ein Wurmmittel zeigte, bei glimpflichen Ausgang. Der tierärztliche Experte des Herstellers versicherte mir damals (vor rund 12 Jahren), dass das plötzliche Zusammenbrechen des Ponys kurz nach Eingabe der Paste und die folgende Stunde deutlichen Unwohlseins des Pferdchens eher ein Zufall sei, und nicht im Zusammenhang des Mittels stünde.
          Aber trotzdem solle ich dieses Pony zukünftig keinesfalls mehr mit diesem Mittel entwurmen.

          Bekannte von mir verloren mal fast ihr Pferd durch eine Unverträglichkeit auf ein Wurmmittel, und in 2018 sah ich mir auf einem Gestüt einen Hengst an, dessen eh schon an Zahl spärliche Nachzucht um zwei Hengstjährlinge dezimiert wurde, gestorben auch aufgrund einer Wurmmittelunverträglichkeit. Die anderen Pferde vertrugen das gleiche Fabrikat anstandslos.

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          • Kareen
            PREMIUM-Mitglied
            • 06.01.2001
            • 7463

            #6
            Bei uns geht es um Moxidectin, Handelsname in D Equest, im Angloamerikanischen Raum Quest. Equest Pramox ist das Kombipräparat desselben Herstellers das zusätzlich noch Praziquantel gegen Bandwürmer enthält. Letzteres ist jedoch unumstritten und nach wie vor gut wirksam.
            Dass die Resistenzlage bei den kleinen Strongyliden bedrohlich ist weiß man ja nicht erst seit gestern. Dass aber ein einzelner Wirkstoff so oft mit unerwünschten Wirkungen auffällt ohne dass es irgendwelche Konsequenzen daraus gibt ist schon ziemlich bemerkenswert.
            Die bisher erfolgten Veröffentlichungen schieben die Vorfälle in schöner Regelmäßigkeit auf Zufall, Anwendungsfehler oder auf das Vorliegen eines sehr starken Befalls. Bei uns ist leider alles gründlich ausgeschlossen und nach allem was ich bei meiner anlässlich der Untätigkeit des Herstellers angestellten umfangreichen Recherche zu dem Thema erfahren habe sieht es ganz danach aus, dass Informationen die dort lange vorliegen einfach zurückgehalten werden um das Produkt weiterhin ungestört als das Nonplusultra der Endoparasitenbekämpfung vermarkten zu können.

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            • Drenchia
              • 21.12.2012
              • 3678

              #7
              Wurde denn eine Obduktion mit toxikologischer Untersuchung durchgeführt oder handelt es sich um eine Vermutung. Seit ich weiß, dass Moxidectin zur Vermeidung möglicher Nebenwirkungen durch Sekundärinfektionen infolge des Absterbens von Dassellarven im Rückenmark oder in der Speiseröhre, zwingend nach Beendigung der Flugphase, bevor die Larven ihren Endsitz erreichen, verabreicht werden muss, ist mir die Anwendung zu heikel.

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              • Kareen
                PREMIUM-Mitglied
                • 06.01.2001
                • 7463

                #8
                Sagen wir mal so, die behandelnde Klinik hat gewissermassen unabgesprochen einen Wiederholungsversuch durchgeführt der zum selben Ergebnis geführt hat. Eine Obduktion war leider nicht möglich da das Pferd zu diesem Zeitpunkt wieder bei uns war und nicht transportfähig. Ein totes Pferd transportieren darf man auch nicht und die Amts-TÄ am Standort der Verwertungsanlage führen seit einigen Jahren nur noch Öffnungen von Tieren aus dem eigenen Landkreis durch. Ich kann daher allen die so einen ähnlichen Fall erleben nur raten, sich direkt ans LAVES damit zu wenden, denn - wie ich heute weiß - unterhält das eine eigene Pathologie. Die PM-Diagnostik die mit den noch gewonnenen Proben (Blut, Liquor, Abstriche...) noch durchgeführt wurde war jedenfalls erwartungsgemäß negativ so dass in Verbindung mit dem wiederholten Auftreten kaum ein anderer Erklärungsansatz greifen kann. Die Symptome die auftreten wenn Moxi die Blut-Hirnschranke Übertritt sind schon sehr spezifisch und hätten in der Klinik diagnostisch weiter beleuchtet werden sollen. Die toxische Wirkung der Wirkstoffklasse ist relativ gut bekannt, nur wird bislang stets behauptet, dass es sich dabei meist um Überdosierungen handelt. Aus dem Humanbereich gibt es für Ivermectin (anderer Wirkstoff, selbe Klasse) sogar eine recht ausführliche Arbeit zu neurologischen Problemen mit Anreicherung im Gehirn (Cave: Lipophil) nach der Anwendung beim Menschen. Das andere Besorgnis erregende Phänomen sind die scheinbar deutlich zunehmenden Resistenzen gegen sowohl Ivermectin als auch Moxidectin, von der in der Literatur proklamierten Eizahlreduktion weit über die Eliminationszeit hinaus ist jedenfalls in vielen Gegenden nichts zu sehen. Das wird einem wenn man nicht aufpasst gefährlich auf die Füße fallen. Neue Wirkstoffe sind nicht in Sicht, eine Rückkehr zu den früher üblichen Haltungsformen mit sehr viel mehr Fläche und sehr viel mehr Mischbeweidung auch nicht möglich. Meiner Einschätzung nach werden die kl. Strongyliden ein in Zukunft noch größerer Faktor geben den es im Auge zu behalten gilt.

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                • anthea7819
                  • 17.04.2012
                  • 1322

                  #9
                  Die Wirkstoffklasse ist ja nun nicht nur beim Pferd im Einsatz sondern auch breitflächig bei allen anderen Nutztieren.
                  Auch dort kennt man die ein oder andere deutliche Nebenwirkung. Nur fehlen die Alternativen!
                  Überall werden in der Regel mehr als ein Tier der gleichen Art gehalten, überall will man den Faktor "Parasiten" klein halten, überall landet das dann um Boden und hat Halbwertszeiten von einigen Hundertjahren (da gibt es einige Studien von Ölpflanzen, die das dann wieder anreichern.. ).

                  Eine Lösung hierfür gibt es nicht.

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                  • Imzadi
                    • 03.01.2010
                    • 277

                    #10
                    Gibt es ein sinnvolles Zeitfenster im Jahr, um Ivermectin/Moxidectin sicherer, "zwingend nach Beendigung der Flugphase, bevor die Larven ihren Endsitz erreichen", zu verabreichen? Dass das das Risiko durch hohe Lipophilie und Überdosierung nicht mindert, ist klar, aber vielleicht kann man es durch den passenden Zeitpunkt der Gabe reduzieren.

                    Kommentar

                    • Schimmeltier
                      • 15.01.2019
                      • 1100

                      #11
                      Kareen, was sind das bitte für "spezifische Symptome", die Moxi verursachen kann? Und auch bei Ivermectin, was für neurologische Probleme können sich da beim Pferd zeigen??

                      Kommentar

                      • Kareen
                        PREMIUM-Mitglied
                        • 06.01.2001
                        • 7463

                        #12
                        Wenn es die Blut-Hirnschranke durchtritt ist u.a. Hirnödem, Koordinationsstörungen, Depression, Erblindung (auch vorübergehende) mit Gewichtsabnahme und Muskelschwäche beschrieben. Die LD50 liegt bei Ratten bei 106mg/kg, das wird selbst im safety sheet des Herstellers eingeräumt. Das ist nicht besonders viel. Die Schädlichkeit für Säugetiere darf man daher wohl als häufig unterschätzt betrachten. Zu UAW von Ivermectin beim Menschen s. Link unten. Dass es für Hunde mit MDR-1-Defizit hochgefährlich ist weiß man ja seit langem. Es ist doch zumindest denkbar, dass es ein ähnliches Phänomen auch bei anderen Säugetieren gibt, Forschung in dieser Richtung liegt aber selbstverständlich nicht im wirtschaftlichen Interesse des Herstellers.

                        Zu Ivermectin UAW beim Menschen: https://bmcpharmacoltoxicol.biomedce...360-019-0327-5

                        Zu Moxidectin einfach googlen, das findet man leicht.


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                        • Drenchia
                          • 21.12.2012
                          • 3678

                          #13
                          alles was zu Wirkstoffen bekannt ist wird unter www.clinipharm.ch von der Uni Zürich veröffentlicht.

                          Moxidectin https://www.vetpharm.uzh.ch/wir/00011350/7065_01.htm
                          Ivermectin https://www.vetpharm.uzh.ch/wir/00007028/8867_01.htm

                          Es ist durchaus hilfreich, sich der zahlreichen Literaturverweise zu bedienen.

                          Zuletzt geändert von Drenchia; 27.10.2020, 17:47.

                          Kommentar

                          • Kareen
                            PREMIUM-Mitglied
                            • 06.01.2001
                            • 7463

                            #14
                            Das wäre schön wenn es eine Quelle gäbe die alles 'weiß'. Die humanmedizinischen (s.o.) fehlen bei vetpharm naturgemäß aber. Außerdem gibt es eine Veröffentlichung über eine erhöhte Toxizität bei bestimmten Labortierstämmen und warum sollte ein Phänomen das bei zwei unterschiedlichen Spezies zu beobachten ist ausgerechnet beim so vielfach extrem fragilen Pferd unmöglich sein?



                            Auch diese Arbeit zu Ivermectin lässt aufhorchen:


                            Kommentar

                            • Imzadi
                              • 03.01.2010
                              • 277

                              #15
                              Demnach habe ich die Wahl zwischen Pyrantel oder Pyrantel...

                              Kommentar

                              • Kareen
                                PREMIUM-Mitglied
                                • 06.01.2001
                                • 7463

                                #16
                                Nicht so wirklich. Wenn Du ein Larvenproblem mit kl. Strongyliden hast dann musst Du das ja irgendwie angehen und da ist mit Pyrantel auch in doppelter Dosierung nicht dranzukommen. Fenbendazol als 'Powerpack' also über 5 Tage doppelt dosiert war bis zur Markteinführung von Equest das Mittel der Wahl dabei. Als bedenklich empfinde ich die Tatsache, dass die aus der Praxis schon bekannten Resistenzen gegen Moxidectin bislang nicht publiziert zu werden scheinen, jedenfalls ist mir keine Arbeit bekannt, wohl aber zahlreiche Berichte von Kollegen und auch Fälle aus der eigenen Praxis in denen Moxidectin nachweislich nicht gewirkt hat, schon gar nicht mit der Proklamierten ERP (egg reappeareance period) von 90 Tagen (wo sollte die auch herkommen wenn die Elimination nach 11 Tagen vollständig ist und die 3. und 4. Larven bis zu 3 Jahren hypobiotisch persistieren können...)
                                Es gab eine große Arbeit in Nds. 2003 zur Resistenzlage bei der ML (Makrozyklische Laktone) dann gab es eine in 2007 die erhebliche Resistenzprobleme für Ivermectin ans Licht brachte und natürlich für die Promotion von Moxidectin weidlich genutzt wurde, in 2015 die ersten Meldungen über Resistenzen gegen Moxidectin bei Rindern und in 2018 eine in GB die für beide ML deutlich kürzere ERP ergab als die seinerzeit für Equest vom Hersteller proklamierten 90 Tage. Seither Schweigen im Walde und wenn man in Kliniken fragt wird eisern die Ansicht vertreten, dass Moxidectin das Mittel der Wahl gegen 3. u. 4. Larven der Cyathostominae ist. Das Zeug wird inzwischen inflationär eingesetzt und es steht zu befürchten, dass daher auch die Resistenzen exponentiell zunehmen werden. Da ist guter Rat teuer zumal die Flächen ja nicht gerade mehr werden (Stichwort Landverbrauch und Verdrängung von Tierhaltung zugunsten von Energiepflanzenanbau). Nicht gut.

                                Kommentar

                                • Ramzes
                                  • 15.03.2006
                                  • 14682

                                  #17
                                  Liebe Karren , früher war der Anteil Energiepflanze doppelt und dreifach so hoch , HAFER ....Energie für Pferde...
                                  Vielleicht sollten wir Atomkraftwerke wieder hochfahren?
                                  Oder woher bekommst Du Energie ? BIO - App auf dem Handy ?

                                  Sektion TiHo Hannover...andere müssen wesentlich weiter fahren zu einer anerkannten Sektionsstelle .
                                  Liegt ja quasi vor der Haustür .

                                  Kommentar

                                  • Ramzes
                                    • 15.03.2006
                                    • 14682

                                    #18
                                    Vielleicht geht ja auch bei der SELEKTIVEN ENTWURMUNG oder BIO Entwurmung mit Schachtelhalm und Co was schief , was aber nicht publik wird .
                                    Vielleicht geht es bei der Dosierung und dem Alter auch mal schief , Fohlen ...oder unterdosiert , überdosiert . Privat Buchführung der Anwendung .
                                    Zuletzt geändert von Ramzes; 29.10.2020, 10:06.

                                    Kommentar

                                    • Ramzes
                                      • 15.03.2006
                                      • 14682

                                      #19
                                      Dann soll es noch diverse Kunden geben , die in Holland oder sonstwo per Post Wurmkur einkaufen .

                                      Schon 2012 beim Thema " Versand " lag es Dir sehr am Herzen , zum Schluss Deines Beitrages den " Zusammenhang " von Versand und Fakemedikament mit Biodiesel etc. Jeannie d' Arc mässig herzustellen .
                                      Zuletzt geändert von Ramzes; 29.10.2020, 10:02.

                                      Kommentar

                                      • Schimmeltier
                                        • 15.01.2019
                                        • 1100

                                        #20
                                        Ramzes, die Frage, die den betroffenen und geschockten Pferdehalter interessiert, ist wohl " warum ausgerechnet mein Pferd", " wieviel Pferde sind sonst noch betroffen?", "....hat der Hersteller gepennt, und ein unausgegorenes Produkt auf den Markt geworfen", und natürlich: " was kann ich an Wurmmittel/ Wirkstoff sonst für das Pferd einsetzen, ohne dass es Schaden nimmt?".

                                        Vielleicht ärgert/ wundert der Halter sich auch, weil im allgemeinen Bewusstsein dieses WK- Problem ( noch) so unbekannt ist.
                                        Und man hofft, dass im Fall der Fälle der behandelnde TA die Erkrankung in Bezug auf das Mittel erkennt, und wirksam behandeln kann.

                                        ....lass den Holländern doch ihren Verdienst an dem Versand, die Unverträglichkeit des Medikaments liegt nicht am "Orange".

                                        Kommentar

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                                        Erstellt von Kareen, 22.10.2020, 22:04
                                        49 Antworten
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