Rekonvaleszenz von Pferden aus schlechter Haltung

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  • Sabine2005
    • 17.06.2005
    • 7791

    Rekonvaleszenz von Pferden aus schlechter Haltung

    In den vergangenen Jahren gab es ja leider des öfteren Berichte von verwahrlosten Pferden.

    Unter anderem sind ja auch hier im Forum solche Pferde gekauft worden.

    Mich wuerde mal interessieren, wie sich diese Pferde entwickelt haben.

    Mich interessiert dabei folgendes:

    - welche gesundheitlichen Erkrankungen haben sich rausgestellt
    - wie wurden diese behandelt
    - wie lange dauerte diese Behandlung
    - haben die jungen Pferde entwicklungstechnisch aufgeholt oder sieht man denen es auch Jahre später noch an ?

    Und vor allem, wuerdet Ihr einen solchen Kauf nochmal tun?


    Wir haben aktuell selber einen solchen Notkauf bei uns stehen. Für ihre jetzt 2 Jahre wuerde man das Pferd nicht halten. Neubesitzer geben aktuell eine Menge Geld für den Tierarzt aus, der mehrfach die Woche vor Ort ist. Aktueller Stand: Leberentzündung. Wird behandelt im Stall - Tendenz geht aber eher in "Tier in die Klinik stellen".

    Ich muss gestehen, ich selber käme nicht in Versuchung einen solchen Notfall zu kaufen. Dennnoch moechte ich ueber Leute, die sich solcher Wuermchen annehmen, nicht die Nase rümpfen oder schlecht drüber reden.
  • Neuzüchter
    • 09.04.2003
    • 2159

    #2
    Der Weg zurück ist soweit wie der Weg hin oder länger. Wenn ein Pferd durch eine akute Krankheit oder Verletzung abkommt, bekommt man es mit Geduld auch wieder ganz hin. Wenn ein Pferd über lange Zeit unterversorgt ist oder gar diagnoselos vor sich hin vegetiert pflegt man indem man das Leben erhält und zuweilen das eigene Ego.
    Auch Freizeitpferde sin Profis!

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    • Super Pony
      • 05.11.2011
      • 5012

      #3
      Habe mal einen 1.5j auf einer Zwangsversteigerung gekauft, körperlich sah man ihm das ab 3.5/4j nicht mehr an
      ist erfolgreich im Sport gelandet - allerdings mit einem Mangel im TÜV der als Folge der mangelnden Hufbearbeitung zu sehen ist

      würde es nicht wieder machen
      http://www.super-pony.de

      Kommentar

      • Kisa
        • 30.01.2015
        • 215

        #4
        Hängt sehr stark von den späteren Aufgaben ab. Wenn wirklich Leistung gebracht werden soll, eher nicht. Man kann zwar Glück haben, aber das Risiko, dass die Erwartungen nicht erfüllt werden, ist doch größer als bei einem gut aufgezogenen Pferd.

        Wir haben vor ein paar Jahren z. B. Gesellschaft für unser Rehe-Shetty gesucht. Anspruch: ebenfalls Rehe und ähnliches Alter, nicht so teuer. Haben im Internet auch eine Stute gefunden, die zu unserer Maus passte. Zwar selten hässlich, aber einem geschenkten Gaul...
        Wurde mit Mutter als Rasenmäher und Spielzeug gehalten, sollte dann weg und landetet bei einer Privaten, die ähnliche Fälle öfter mal aufnimmt, wenn sie gerade Platz hat. Die Haltung war zwar deutlich besser, passte aber leider nicht zum Pony. Koliken gab es fast täglich, Ursache unbekannt. Die Dame war Menschen gegenüber unfreundlich, bis zum beißen und schlagen. Ein Verhalten, dass sie bei uns nicht abgelegt hat. Nach drei Monaten, in denen ich sie sporadisch mal putzen wollte, (notfalls mit Halfter, brauchen wir sonst nicht), hatte ich ziemlich die Schnauze voll und hab sie gar nicht mehr angeguckt. Abends in Auslauf, morgens wieder auf die Wiese, mehr nicht.
        Nach zwei Jahren ging der Knoten auf: Pony wurde freundlicher und zugänglicher, benahm sich auch mehr wie ein normales Pferd und wurde allgemein sensibler. Die Koliken, mit denen die Vorbesitzerin zu kämpfen hatte, hatten wir nie.
        Wir können die Ursache nur vermuten, tippen aber auf nicht ausreichende Fütterung und daraus folgende Magengeschwüre. Würde mir alles wehtun und jeder Hinz und Kunz wollte mich an grabschen, würde ich mich auch wehren.
        Leider sind wir auf die Idee mit den Geschwüren erst gekommen, als das allgemeine Verhalten besser wurde. Vorher dachten wir noch "die ist halt so biestig und stoffelig" und haben auf nichts untersuchen lassen.


        Fazit: als Freizeitreiter, der auch mal öfter das Pferd auf der Wiese lässt, würde ich auch ein Pferd aus schlechter Haltung aufnehmen und mit den eventuellen Spätfolgen leben und das Training, sofern überhaupt möglich, dementsprechend anpassen. Wenn man aufs Reiten "angewiesen" ist oder noch keine Erfahrung mit einem eigenen Pferd hat, bzw. mit relativ unflexiblen Haltungsbedingen klar kommen muss, würde ich aber auch die Finger von lassen.




        (Für die Interessierten noch mal die ganze Geschichte: Geboren wurde Pony bei Akademikern mit zwei Kindern. Dort lebte sie 10 Jahre mit ihrer Mutter ohne andere Pferde. Als die Zwerge lästig wurden, wurde eine Rehe angefüttert, damit der TA gezwungen ist einzuschläfern. (Hört sich das wirklich besser an, als beispielsweise verschenken oder schlachten? Ich meine, beide gleichzeitig einschläfern "müssen"?). Der TA hat da aber nicht mitgespielt und hat sie weitervermittelt. Bei der Stallbetreiberin hatte er schon öfter Fälle aus schlechter Haltung unter gebracht, das lief. Die Zwerge wurden dann einmal zusammen vermittelt. Leider landeten die innerhalb kurzer Zeit im Anzeigenteil. Durch den Vertragsbruch Ponys also wieder zurückgeholt. (Inhalt: Lebensstellung garantiert, sollte die (gesundheitlich, finanziell, etc.) nicht mehr möglich sein, zurück an die Vermittlerin). Die Mutter wurde zum zweiten Mal, aber diesmal erfolgreich, vermittelt. Die Tochter verblieb weiterhin auf dem Hof und durfte sich mit Kindern und einer engagierten SB rumärgern. Longieren, spazieren gehen, Reifen ziehen und was man sonst noch so alles machen kann. Beim Umgang mussten Erwachsene ein bisschen aufpassen, die Beinchen waren recht flott, wenn´s ihr zu viel wurde. Kinder wurden angeblich nur weggeschoben (konnten wir mangels Kinder noch nicht überprüfen, und unerfahrene würde ich nicht an ein Pony lassen, dass nicht 100 % Kindersicher ist, die kriegen ja einen Schock fürs Leben!)
        Als wir kamen, stand sie mit zwei anderen Shettys auf einer recht kleinen, abgenagten Hauswiese. Die anderen beiden recht füllig, sie unförmig und rippig. Hals praktisch nicht vorhanden, "Fettpolster" an der Kruppe. Ist zwar Geschmackssache, aber die abgeschnittene Mähne fand ich jetzt auch nicht so prickelnd. Tagsüber also auf dieser Fläche und nachts zu dritt in die Box. Der Heuhaufen nicht zu groß, die beiden anderen sollten ja nicht noch dicker werden, besser noch abnehmen. Leider waren die beiden sich einig und haben die dritte kaum noch ans Heu gelassen.
        Die Vorbesitzerin war auch so ehrlich und erzählte uns die Vorgeschichte, soweit bekannt und welche Wehwehchen Pony hat. Desweitern war sie wohl keine große Freundin von "hinstellen und angucken" und empfahl uns, wenn wir keine anderen Ideen hätten, sie eintragen zu lassen und zu züchten, den Deckschein hätte sie noch da. Ja klar, gibt ja noch nicht genug Zwerge, die man für kleines Geld bekommen kann und die im Zweifel in irgendwelchen ehemaligen Hühnerställen ihr Dasein als Rasenmäher, Babysitter und Geburtstags-Highlight verbringen.
        Aber zurück zu den Problemen: zum Beispiel sei fast täglich mit Kolik zu rechnen. Die Hufe würden an den Trachten zwar wenig bis gar nicht wachsen, aber die Spitze müsse regelmäßig gekürzt werden. Und, was mir völlig neu war, dieses besondere Exemplar hatte eine behaarte Schweifrübe. Also, oben ist ja normal aber unten?!? Trotz allem für eine symbolischen Euro mitgenommen.
        Beim verladen gab es keine Probleme, obwohl von der SB befürchtet. Die rechnete schon mit einem Trauma, weil Pony bei der letzten Fahrt mit Rehe auf den Hänger getragen wurde. Die von der Besi, mit stark zweifelnden Blick, eingesetzte Möhre, hat drei starke Männer allerdings sehr überzeugend ersetzt (Warum auch nicht? mit Möhre statt Strick haben wir auch schon drei Jährlinge entmannt).
        Nach mehr als einstündiger Fahrt, kletterte sie, trotz dickem Fell, trocken vom Hänger. Dann gab´s erst mal eine Woche "Knast" (Rehe-Auslauf), in der sie die anderen kennen lernen konnte. Erst Weidegang an der Hand, dann unter Aufsicht (Unser ehemaliger, mit 8 kastrierter, Zuchthengst, hatte sie irgendwie gefressen und konsequent angefeindet; mag inzwischen aber praktisch keine Stuten mehr, die Wallache sind wohl weniger anstrengend...). Wie oben schon beschrieben, mochte sie Berührungen nicht wirklich gerne und jedes schicken, wurde eher ein schieben. Selbst beim führen gab es manchmal Probleme, stehen bleiben war die Hauptwaffe. Schob man sie trotzdem weiter, gab sie entweder nach oder schlug aus. Vom Verhalten also ein ziemlicher Klischee-Esel. Verlor nach einigen Wochen die Lust daran, immer den Hufen ausweichen zu müssen und machte nur noch das nötigste. Wobei, alle paar Tage mal über putzen sollte eigentlich nicht zu viel sein, bei einem angeblich gesunden Pony eher das Gegenteil. Zumindest hatten wir nicht einmal das Problem, der angekündigten Koliken. Ein Grund mehr, die Unterversorgung mit Heu und Bewegungsmangel als Ursache zu vermuten.
        Nach zwei Jahren trat dann eine Besserung ein. Sie blieb auch ohne Zwang beim putzen mal stehen und ließ sich mit Gesten zumindest schon mal ansatzweise von ihrem Platz verscheuchen. Die Rippen machten einem Bäuchlein platz und die Beulen verschwanden auch. (Dick ist sie übrigens immer noch nicht - der Bauch kommt wirklich von einem vollen Verdauungstrakt). Selbst der Hals ist inzwischen ein bisschen mehr geworden, auch ohne Training.
        Wir hatten ja zwischenzeitlich ein Magengeschwür vermutet, aber selbst wenn es das nicht war, brauchte Pony anscheinend nur Zeit.
        Jetzt, vier Jahre später, benimmt sie sich schon (fast) immer wie ein normales Pferd. Auch dem Menschen gegenüber. Und egal ob krank oder einfach nur sauer, bei ihr wäre eine intensive Betreuung eventuell der falsche Weg gewesen. Sie hat die Zeit einfach gebraucht, um sich zu erholen und wieder Pony zu werden.
        Inzwischen ist sie deutlich freundlicher und kommt freiwillig, auch ohne Zuruf. Geht's im Sommer in den Auslauf, reicht meist ein rumwerkeln am Stall und die beiden Nasen kommen freiwillig von der Weide rein und hohlen sich ihr Leckerlie/Mineralien. Putzen wird genossen und Hufe machen wird zwar immer noch als lästig empfunden, aber ertragen, meistens auch mit guter Kooperation. Sie würde zwar immer noch keinen Schönheitswettbewerb gewinnen, ist inzwischen aber richtig niedlich, vor allem mit Winterplüsch. Zwischendurch war ich zwar mal soweit, dass ich sie am liebsten zum Schlachter geschickt hätte (das Bedürfnis hatte ich noch NIE! Egal wie schwierig!), inzwischen bin ich aber froh, dass wir es doch nicht gemacht haben. )

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        • Kisa
          • 30.01.2015
          • 215

          #5


          Das ist sie übrigens, mal wieder als Teilzeitrasenmäher und Model unterwegs.
          Abgesehen davon, dass der Sattel nicht wirklich passt, fand sie auch weder satteln noch angurten prickelnd. Wobei, mit auf dem Foto gut 16 Jahren, muss sie auch keine Reitpony-Karriere mehr starten. Da gibt's andere Möglichkeiten, die ihr mehr spaß machen würden.
          Alles wo man mit Leckerli anfangen kann, zum Beispiel ....
          Angehängte Dateien

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          • Sabine2005
            • 17.06.2005
            • 7791

            #6
            Ein halbes Jah später: Bei besagtem Pferd sind Magengeschwüre diagnostiziert worden. Pferd war in Behandlung und der Zustand soll sich nach letzter Endoskopie deutlich gebessert haben. Pferd hat etwas zugenommen. Entwicklungstechnisch hängt Pferd nun auch mit fast 3 noch zurück.
            Pferd liegt immer noch viel. Wenn sie von der Weide rein kommt, legt sie sich sofort hin - egal ob Jubel & Trubel auf der Stallgasse ist. Steht auch nicht auf, wenn man mit mehreren in die Box geht. Liegt auch auf der Weide viel - auch jetzt wo es nass ist.

            Weitere Entwicklung ....?..

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