Ataxie bei Jährling

[Cara67]

Gestern morgen wurden wir zu unserer Jährlingsstute gerufen - steht zur Aufzucht.

Schreckliches Bild; die Kleine war völlig ataktisch. TA diagnostizierte spinale Ataxie auf Grund des klinischen Zustandbildes. Wurde sofort mit Cortison behandelt.

Gestern abend hatten wir den Eindruck, der Gang habe sich etwas gebessert. Differentialdiagnostisch kommt eigentlich nur noch eine Vergiftung in Frage. Unsere Hoffnung ist, daß sie vielleicht auf der Weide etwas gefressen hat, was in höheren Mengen auch ZNS Störungen macht. Behandelt wurde sie auch gestern abend noch mit dieser DO..?? Infusion.

Neurologisch sind da für uns wirklich einige Fragen offen, die den Befund "spinale Ataxie" (das die unheilbar ist, weiß ich) in Frage stellen:

1. Pferd stand gestern abend nicht mehr breitbeinig, Gangbild war besser, konnte in der Box gerade auslaufen, ohne zu Schwanken.

2. Hat gestern abend in der Box gepinkelt, und sich dabei hinten aufgestellt und den Schweif zur Seite gehoben. Bei S.A. dürfte sie daß doch nicht mehr können?

Fahre heute morgen nochmals hin. Bei einer Vergiftung müßte sie besser sein, bei einer s.A. dürfte sie nicht besser sein...

Einfach wirklich schrecklich das Ganze. Für uns steht eben auch fest, daß wir ihr ein solches Leben, sollte sich die Diagnose s.A. bestätigen, nicht zumuten werden.

Die Züchterin gab uns Hoffnung; sie haben letztes Jahr bei einem Jährling einen vergleichbaren Fall gehabt. Dies wurde mit Infusionen und Boxenruhe behandelt. Nach 3 Monaten war die Symptomatik abgeklungen - heute, 2-Jährig läuft das Pferd völlig normal, als wäre nie was gewesen.

Andererseits habe ich gelesen: sollte eine spinale Ataxie heilbar sein, dann war`s keine.

[Lindenhof]

Da drücke ich euch ganz fest die Daumen, daß es mit der Kleinen schnell berauf geht - sowas zerrt ganz schön an den Nerven... Viel Glück!

[King George]

habe dazu mal ne frage, kann sie fressen???, wie sehen die augen aus?

[Cara67]

Danke Lindenhof!!

Ja, sie frißt normal, Harnverhalten auch völlig normal (das ist ja das Komische - beim Mensch wäre dies mit einer Rückenmarkskompression im Bereich bis zum 4. Halswirbel nicht mehr möglich). Keine Gelbstichigkeit in den Augen.

Laß heute morgen trotzdem noch Blutbild machen, speziell Leberwerte und Toxine. Für heute und morgen stehen noch Infusionen auf dem Therapieplan.

Wenn differentialdiagnostisch alles andere auszuschließen ist, bleibt ja nur die traumatische Form übrig...

Sollte weiter eine Besserung eintreten, werden wir abwarten. Sollte es nochmal schlimmer werden, bleibt für uns keine Wahl, wenn sie keine Lebensqualität mehr hat..

[King George]

komisch ist das schon, bei mir spukt bei solchen geschichten immer mal tetanus im kopf rum (leider aus erfahrung, pony wurde aber wieder)....

[Cara67]

nochwas muß ich mal loswerden. Die Veterenärmedizin entwickelt sich für mich immer mehr zu einem Buch mit 7 Siegel. Dort wird die Diagnose va. am Gangbild festgemacht - aber alles was man über Anatomie und Neurophysiologie (beim Menschen) weiß, wird außer Acht gelassen. Dort hätte man definitiv eine Beeinträchtigung des Harnverhaltens, wenn keine Überlaufblase, dann doch zumindest eine Blasenstörung. Wieso nicht analog beim Pferd?? Wie sieht das mit der Restharnbestimmung aus - Fehlanzeige.

[Cara67]

@ King George: soweit ich weiß, macht sich Tetanus nicht in einer Ataxie, sondern vorwiegend in Krämpfen bemerkbar ( Opisthotonus).

Gruß

[King George]

leider erst in einem späteren zeitpunkt. bei einem pony fing es auch mit einer ataxie an, dann kamen nach zwei tagen schlechteres kauverhalten und teilweise recht aufgerissene augen dazu und dank eines sehr fähigen landarztes kamen wir dann nicht mehr bis zu den krämpfen....

[Cara67]

oh je, die Tiermedizin... werde meinen TA nachher mal nach Tetanus fragen. War das Pony geimpft?

[King George]

eigentlich ja...... aber pony war neu bei uns und papier ist bekanntlich geduldig und im pass kann viel stehen......

also ich wünsche es keinem, war keine schöne zeit für das pony.....

[living doll]

Die Züchterin gab uns Hoffnung; sie haben letztes Jahr bei einem Jährling einen vergleichbaren Fall gehabt. .

Sie hat etwas ähnliches letztes Jahr schon mal gehabt?
Das macht mich jetzt stutzig!
Aber das würde eher in Rt. Vergiftung deuten.

[Cara67]

Sind zwei verschiedene Pferde.
Die Züchterin hat das letztes Jahr bei einem damals 1-jährigen Pferd gehabt. Dieses Pferd ist nun 2 Jahre alt und völlig symptomfrei - als sei nie was gewesen.

Unsere Stute ist Jährling -

Komme gerade von der Kleinen... Seltsam ist das Ganze schon. Sie kann Dinge, die sie bei einer spinalen Ataxie traumatischer Genese nicht mehr können dürfte: Sie läuft rückwärts ohne Auffälligkeiten, ebenso kratzt sie sich mit einem Hinterbein am Kopf.

Ausgeschlossen sind nun Borreliose, Herpes, Wurmbefall und auch Tetanus. In Frage kommt nur noch Intoxikation und die irreversible traumatische Ataxie.

Hat jemand schon mal ein Pferd mit Ataxie gehabt, daß auf der Weide irgendwas gefressen haben könnte. Eibe und Buchs scheiden aus.

[Gast]

JKK kannst Du ausschliessen?
Vor dem hätte ich grad bei einem jungen Pferd Angst
Hab dazu nämlich grad folgendes gefunden

besonders für junge, unerfahrene Pferde und Fohlen eine Bedrohung, da diese Tiere aus Neugier das Jakobskreuzkraut aufnehmen können

Und folgende Vergiftungssymptome

• Magen- und Darmbeschwerden
• Schwere Leberschäden
• Krämpfe
• Blutiger Durchfall
• Zielloses Wandern („ walking disease“)
• Unkoordinierte Bewegungen
• Gelbfärbung der Lidbindehäute

Hoffentlich ist es nicht das

Auf jeden Fall gute Besserung.

Viele Grüsse
Verena

[Cara67]

@ Danke Verena. Ich kenne den Artikel, nee JKK ist nicht auszuschließen..


Wir haben mit der veterenärmedizinischen Hochschule München und einem sehr erfahrenen Amtstierarzt in unserem Kreis gesprochen. Der Amtstierarzt meinte, eine spinale Ataxie wie sie nach Traumata (Sturz) entsteht, sei völlig auszuschließen, wenn die Kleine rückwärts laufen kann ohne umzufallen.
München hat drauf hingewiesen, daß man noch an punktuelle Hirnblutungen denken könne, die beim Pferd unwillkürlich, aber meist in Verbindung mit Wetterwechsel entstehen. Diese machen ebenfalls ein ataktischen Gang, die Prognose sei dann möglicherweise günstiger.

Gestern abend war ich noch bei der Kleinen, wir haben sie etwas geführt. Gegenüber dem Vortag schon eine deutliche Besserung. Das gibt schon Anlaß zur Hoffnung...

Das frustrierende an der ganzen Sache ist, daß wir einfach eine klare Diagnose bekommen....

[Cara67]

...sind jetzt schon 5 Tage vergangen. An der Diagnose "spinale" Ataxie besteht großer Zweifel. Laborbefund brachte erhöhte Leberwerte - Vergiftung steht noch im Raum - ebenso wie entzündliche Hirnerkrankung oder punktuelle Hirnblutung.

Zum Punkt spinale Ataxie hätte ich Fragen (im Sinne Außschlußdiagnostik), vielleicht kann jemand helfen:

1. Die ersten 2 Tage machte die Kleine insgesamt einen kranken Eindruck; matt, müde, wenig Appetit, aber kein Fieber -) kranker Eindruck auch bei traumatischer Genese?

2. Läuft problemlos rückwärts -) möglich bei traumatischer Genese? Ich meine NEIN.

3. Allgemeinzustand deutlich besser: frißt mit Appetit, wach, interessiert..
Motorik hat sich gebessert, kein Schlurfen der Hufe mehr, war heute eine Stunde auf der Wiese, getrabt, galoppiert ohne hinzufallen oder überhaupt Beine zu kreuzen. Noch leichter Paradegang im Schritt sichtbar, bzw. dreht/wendet noch langsam, d.h. ein Fuß nach dem anderen. -) Paßt das noch zur traumatischen spinalen Ataxie?

Wir haben immer noch keine klare Diagnose - die Fragen beziehen sich auf die Abgrenzung zur traumatischen spinalen Ataxie

Danke

[King George]

habt ihr das pferd mal auf blutparasiten untersucht??

da würden die
schlechte leberwerte zu passen und auch das matt und müde

auch genannt "Eperythrozoon" ist recht unbekannt beim pferd, aber mein wallach hatte das auch im letzten jahr.....

eine woche doxycylin und alles war fast wieder in ordnung

[royal valentino]

ich würde das blut auf borreliose untersuchen lassen als weitere massnahme,bei diesem erreger gibts auch ataxien

[Cara67]

Heute Tag 6...
Danke King George - ja Blutparasiten sinds nicht.
Borrelientest ist noch in Arbeit; weiterer Befund: erhöhte Leukozyten 13.000 (normal sind wohl zw. 7000-10 000).

Hatten sie vorhin eine Stunde mit einem Pony auf der Weide. Hinten noch leicht ataktisch - im Vergleich zu Sonntag vielleicht noch 10-20%.

Sie läuft schnell rückwärts o.B. (hat in Pfütze geschaut und ist dann von selbst rückwärts), kein Schleifgang, im Trab wie im Galopp sah man gar nichts, auch Übergang Trab/Schritt o.B. Auf der Weide ist sie auch bergrunter getrabt ... Keine Breitstellung der Beine, kein Überkreuzen, hat sich gewälzt und ist normal aufgestanden..

Das soll noch eine spinale Ataxie traumatischer Genese sein? Unser TA rückt von seiner Diagnose nicht ab, obwohl merklich unsicher.. Hat noch jemand vielleicht Infos zum Verlauf dieser traumatischen spinalen Ataxie. Da bin ich im Internet noch nicht richtig fündig geworden. Gäbe es da eine so deutliche Besserung nach 6 Tagen? Entweder ist das Rückenmark geschädigt - oder eben nicht ????

Im Raum stehen jetzt noch Vergiftung oder Myelitis...

[An-Ginga]

Hallo Cara67!

Leider kann ich dir keine Hieb und Stichfeste auskunft geben aber ich hab momentan auch ein recht "merkwürdiges" Ataxieproblem.
Ich ließ den Ta kommen wege kürzertreten des rechten Hinterbeines. Dachte es liegt vielleicht am wachsen. fünfjährig und das letzte halbe Jahr 2 cm gewachsen. Nach "Beugeprobe" und ewigem getrabe an der longe meinte der dann, mein Pferd wär ataktisch!
Ich habe keine Ahnung was ich davon halten soll. War nie auffällig, beim Buckeln auf der Koppel ein wahres Akrobatiktalent. Rückwärtsrichten kein Problem. Im Gegenteil, macht er gern. Seitengänge kann er auch schon und trotzdem ist er sich sicher mit seiner Diagnose! Ich weiß es nicht, aber gibt es da vielleicht schwerere und weniger schwerere Fälle? Werde auf jeden Fall einen Osteopaten um Meinung bitten.

[Cara67]

Versteh ich auch nicht, wieso das nun eine Ataxie sein soll.. scheint ja momentan eine häufige Diagnose zu sein.

Ich würde da eher an die Gelenke denken- Knie oder Hüfte. Das kann ja alles sein, von arthrogen bis muskulär.. Deine Idee mit dem Ostheopathen (gezielte Stretchingübungen) finde ich nicht schlecht.