Wie lange stehen nach Kastration

[rooby94]

Ja klar, unsere werden nicht genäht, damit eben das Wundwasser ablaufen kann. Die Schnitte werden nur mit Aluspray einmalig zugesprüht und das wars. Dann noch ein Langzeitpenicillin gespritzt und gut ist. Und das Ganze bei uns eben im Liegen.

[angel36]

Mein TA sagte mir, im Stehen kann man die Bauchdecke nicht wieder schließen. Da ist dann (ich schreibs mal laienhaft) ein Loch drin und der Darm kann rausrutschen. Mit fatalen Folgen... hat ja eine Userin im Forum hier erlebt...

Er hat mir diese Option gar nicht angeboten und auch unsere neulich fertig studierte TÄ-Einstellerin meinte zu mir: das macht man heutzutage nicht mehr.

Nun ja, ich werde es ja demnächst erleben. Da ich dabei sein soll und auch noch assistieren, hoffe ich nur, dass ich mich nicht ganz ohne Narkose längelang neben dem Pferd ins Gras lege... oder kotze, was das betrifft...

Oh, mir wird jetzt schon ganz schummerig!

[Kareen]

Ruhig Blut, meistens klappt ja alles Gängige Lehrmeinung ist hierzulande, dass Hengste über 2 Jahren nicht im Stehen kastriert werden sollten und zwar wegen höherer Komplikationsrate. Weiter Nachteile sind meiner bescheidenen Meinung nach: Verletzungsgefahr für Operateur und evtl. Helfer, unzureichende Schmerzbekämpfung.
Mag ja sein, dass ich da zu weichherzig bin aber ich finde aus tierschutzgründen gehört sich eine Kastration nur unter Vollnarkose zumal es sich ja um keinen langen Eingriff handelt. Sicherlich ist es sinnvoll, überflüssige Vollnarkosen zu vermeiden aber die Kastration gehört für mich absolut nicht darunter. Es tut nämlich schon sehr weh, daher kriegen bei mir vom Jährling bis zum erwachsenen Hengst alle sowohl eine Allgemeinanästhesie als auch zusätzliche lokale Schmerzausschaltung per Injektion in die Hoden und Samenstranginfiltration.
Das Narkoserisiko ist umso größer je länger ein Eingriff dauert und bei einer regelmäßigen Kastration dauert es vom Ablegen bis zum Aufstehen ja kaum 20 Minuten alles eingerechnet.
Die meisten Besitzer die die liegende Kastration ablehnen tun dies zweifelsfrei aus Kostengründen. Die wenigen, die Angst vor Narkosekomplikationen haben kann ich beruhigen: Die Komplikationsrate ist nicht viel höher als stehend, (vorausgesetzt, die Narkose wird sorgfältig durchgeführt) da es sich um einen sehr kurzen Eingriff handelt und die meisten Neu-Wallache nicht mehr als einen einzigen Aufstehversuch benötigen.
Ich kastriere also alles im Liegen, kenne aber viele Kollegen die ohne Probleme auch ältere Hengste im Stehen kastrieren. Beide Methoden haben halt ihre Vor- und Nachteile. Ich bin mit der Liegendvariante bislang sehr gut gefahren toitoitoi. Ich gebe allerdings nachher auch noch etwas Medikation damit's nicht so dick wird und schmerzärmer abgeht.
Bewegen ist bei offener Kastration ohne Wundverschluss ein absolutes Muss, ich kenne eigentlich keine Kollegen, die das anders sehen. Auch hilfreich: Kühlen mit Wasserschlauch zweimal täglich. Schrittführen ist ok, er soll halt nicht herumstehen damit sich die Wundöffnung nicht vorzeitig schließt und es zur Ansammlung von Wundexsudat kommt (sog. Serom).
Und am allerallerwichtigsten: TETANUSSCHUTZ NICHT VERGESSEN!!! Frohen Heilverlauf wünsche ich

[rooby94]

@ angel: habt ihr ein männliches Pferd kastriert??
Wozu die Bauchdecke öffnen?

Kareen, ich dachte schon, ich leb aufm Mond.... Aber wir machen es anscheinend genauso wie du, das beruhigt mich.

[edenroc]

Hi,

erstmal beruhigend zu hören, dass die Zwischenfälle nicht allzu häufig sind. Heute 30 Minuten Schritt geführt, TA war da, Wunde sieht gut aus. Der Kleine ist total brav und ihm gehts gut.

@kareen: Jetzt nur Schritt führen, oder würdest Du ihn raus lassen ? Wann ist denn die Gefahr des Darmvorfalls am Größten ? Direkt danach, oder noch länger ?

Haben oft hin und her überlegt, soviel teurer wäre das im Liegen gar nicht gewesen. Jedenfalls war so unsere Info....

Gruß
edenroc

[angel36]

Zitat[/b] (rooby94 @ Mär. 29 2007,19:45)]@ angel: habt ihr ein männliches Pferd kastriert??
Wozu die Bauchdecke öffnen?

Sorry, ich bin kein Experte... ich habe jetzt nur wiedergegeben, was der TA mir gesagt hat, bzw. vielleicht habe ich es nicht richtig verstanden. Er erwähnte, dass beim stehend Kastrieren die Bauchdecke nicht abgebunden werden könnte (?). Ich hatte vermutet, dass er direkt an den Hoden da irgendwie ein kleines Loch machen muss, aber wie gesagt, ich versteh nix davon und mag auch irgendwas falsch verstanden haben.

Kastriert haben wir gar nichts, das kommt erst noch...

Und vielen Dank für die Beschreibung von Kareen, bin jetzt doch ein wenig beruhigt...

[Kareen]

Grundsätzlich kann es noch immer zu Darmvorfällen kommen solange die Wunde nicht komplett verheilt ist. Die größte Gefahr dafür besteht bei Hengsten mit einem sehr weiten Leistenspalt oder eben älteren Hengsten die womöglich schon gedeckt haben und einen dickeren Samenstrang haben. Merke: Der Samenstrangstumpf wird nach der Kastration oberhalb des Leistenrings zu liegen kommen ('flupscht' quasi in die Bauchhöhle) daher bestimmt sein Durchmesser die Größe der 'Lücke' die bildlich gesprochen im Leistenspalt nach der Kastration bleibt. Natürlich ist der Leistenspalt kein starres Gebilde sondern wird von elastischem Gewebe (Muskeln, Bindegewebe) gebildet.
Aus diesem Grunde tastet man bevor man einen Hengst kastriert ja auch zunächst die 'Geographie' dort unten ab um sicher zu gehen, dass die Hoden zum einen beide erreichbar sind und nicht einer im Leistenspalt oder gar noch weiter innen verweilt und zum anderen die Dicke des Samenstranges und seinen Verlauf zum Leistenspalt zu beurteilen. Es gibt ja auch Fälle, in denen man schon vorgefallenen Bauchhöhleninhalt fühlen kann oder zumindest den Verdacht haben muss, dass eine sog. Inguinalhernie (Bruch) vorliegt. Solche Fälle lässt man tunlichst fein unberührt und überweist sie von vornherein in eine Klinik wo unter aseptischen Bedingungen operiert werden kann die man nunmal im Felde nicht herstellen kann, waschen hin, desinfizieren her.
Hoffe ich bin nicht zu kompliziert

[Oppenheim]

Bei uns werden die 2 1/2-jährigen allesamt auf der Dauerweide kastriert. Da gabs noch nie Probleme. TA fährt auf Dauerweide, kastriert und fertig.

[duntroon]

kareen, die tage sprach jemand von einer "neuen" methode, mit nur 1 oder 2 kleinen schnitten .. kannst du dazu was sagen?

wird da nur der samenleiter durchtrennt und die enden verschlossen (vasectomie) - wie schaut es aus, denn theoretisch könnte man das ja dann rückgängig machen? ..

[stimp]

Ähem, macht sich so was beim Menschen nich manchmal von selbst rückgängig? Und spielen denn dann nicht immer noch die Hormone ne Rolle?

Man bin ich froh das das bei meinen beiden schon laaaaaaange her ist. Beide im liegen und beide ab nach draußen. Alles gut.

[Kareen]

@duntroon: Für normal gebaute oder kryptorchide Hengste? Kryptorchiden-OP wird heute vielerorts endoskopisch gemacht mit dem Vorteil, dass es im Stehen geht und nur kleine Öffnungen (Arbeitskanäle) nötig sind.
Wieso man einen Hengst jedoch vasektomieren sollte fällt mir allerdings nix zu ein. Das Hengstverhalten bleibt dabei ja voll erhalten...

[duntroon]

ne ich meinte schon für normal gebaute hengste.

ich hab mich auch gefragt was es soll und dachte du
hättest mehr informationen. ich bohr dann nochmal nach
bei gelegenheit.

[Martina62]

Duntroon, da stand ein bericht drüber in irgendeiner Zeitung. Bei etwa einem Drittel der Hengste sind noch viele Wochen später befruchtungsfähige Spermien zu finden, das wäre mir zu unsicher.

Wir haben unsere Hengste immer in der Klinik unter Vollnarkose kastrieren lassen, aber es gibt genug Ärzte, die das ablehnen, da die Infektionsgefahr zu groß wäre.
Der Dreijährige, den wir gerade gekauft haben, hat der TA beim Züchter auf der Weide kastriert, wird dort immer so gemacht. Nur als wir ihn nach 5 Tagen geholt haben, war er böse entzündet, scheinbar hatte er nicht genug Bewegung. Aber mit einer Injektion, Schrittführen und Abspritzen mit kaltem Wasser haben wir das schnell in den Griff bekommen.

[edenroc]

Hallo zusammen,

alles ist geschafft, der Kleine ist eine Woche lang täglich eine Stunde Schritt geführt worden, bei stärkerer Schwellung auch mehr . Er war sehr brav, denn führen kannte er nur als Fohlen. Eine Woche nach der Kastration ist er mit den anderen wieder raus gegangen.

LG und Danke

edenroc