Was wird aus Pferden die beim Einreiten schwierig waren?

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  • Tiger
    • 10.12.2009
    • 1777

    #21
    Früher hatte ich auch mal so einen- Ronny v. Roncalli XX, da konnte man noch nicht mal mit einer Satteldecke dran, er ist gestiegen oder hat sich hingeworfen.
    Mit super viel Geduld kam ich dann auch ein paar Mal drauf (habe das mit Bank und Tonnen von Möhren gemacht) um im nächsten Moment gegen die Bande zu fliegen.
    Eine erfahrene Trakehnerzüchterin hat mir dann mal Vetranquil empfohlen, ich habe es über zwei Wochen eingesetzt, langsam gen Null abgebaut- plötzlich gings!
    Er hatte wohl sauschlechte Erfahrungen gemacht (war 4, als er zu mir kam)!
    Das war im September- am Adventsturnier hat er dann eine interne E- Dressur gewonnen und ist im darauffolgenden März an ein 14j. Mädel verkauft worden als Geburtstagsgeschenk- mit ihr ist er siegreich gelaufen bis M/A- Springen!
    1,62m klein, aber so ein großes Herz bekommen

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    • #22
      Also die ängstlichen die ich mal zum Anreiten habe sind eigentlich alle toll geworden und haben nie wieder Probleme gehabt. Allerdings war es auch bei allen dreien so, dass sich die Angst mit viel Vorarbeit bis zu dem Zeitpunkt wo es ans freie Reiten ging (also so nach dem 2. oder 3. mal Führen) gelegt hatte und sie gutes Vertrauen hatten. Aber bis ich da erstmal drauf war hat es ganz schön viel Mühe gekostet.
      Die beiden einzigen Pferde die ich als 'unheilbar' abgegeben habe waren beides keine ängstlichen sondern Vollausticker. Die eine Stute fing nach angeblich problemlosem Anreiten in einem Profistall und halbjähriger Weidepause wegen Zeitmangels plötzlich an wie wahnsinnig das Katapult rauszukehren. Dabei drehte sie richtiggehend ab und nachdem erst ich selbst und danach die Dame die sie angeritten hatte mehrmals heftig runtergeknallt waren habe ich sie kurzerhand an einen Kollegen als ET-Empfängerstute vermittelt mit dem Zusatz 'unreitbar'.
      Der andere Kandidat kam fünfjährig als Hengst lose auf dem Anhänger und machte erstmal weder beim Satteln noch beim Anlongieren irgendwelche Probleme. Als ich erstmals rauf wollte haute er aber gleich sowas von los, dass es nicht nur mich sondern auch noch meine Bodenperson zerledert hat. Das ganze dreimal, beim dritten Mal knackte bei der Bodenperson das Schlüsselbein und mir fehlten mehrere Kubikzentimeter seitlicher Oberschenkelmuskel. Der durfte uns dann auch verlassen und ist wie ich gehört habe noch in drei weiteren Ställen gewesen die auch alle das Handtuch geworfen haben. Jetzt steht er seit knapp 20 Jahren bei uns in der Nähe auf der Weide herum und sieht so mittelprächtig aus und sein (ebenfalls nur herumstehender) Weidekumpel ist kürzlich verstorben so dass er sich jetzt auch noch alleine langweilen darf. Auch kein schönes Leben.

      Soviel zu denen die ernste Probleme hatten aber auf keinen Fall ängstlich waren. Die Ängstlichen habe ich wie gesagt alle vollkommen gut hinbekommen. Zwei sind erfolgreiche Turnierpferde geworden, das Dritte im Bunde ist in der Zucht gelandet und hat sich dort gleichfalls erfolgreich vererbt, scheint also kein Hindernis zu sein.

      Ich würde auch immer einen großen Unterschied machen zwischen reiner Ängstlichkeit und Unkooperativität. Gegen Angst kann man meiner Erfahrung nach beinahe immer etwas tun. Das muss noch nichtmal lange dauern, macht aber natürlich Arbeit und wenn man sich die nicht machen will, kann ich mir schon vorstellen, dass so eine Karriere mal steil bergab geht.
      Mit richtig unkooperativen Pferden die einfach keinen Bock auf Arbeiten haben hat man dagegen wie ich finde sehr wenig bis gar keine Freude. Die würde ich dann auch lieber einen Kopf kürzer machen als ihnen eine Zickzackfahrt durch die Handelsställe dieser Welt zuzumuten. Die menschliche Sicherheit sollte denn doch vorgehen und solange es so viele ordentliche Pferde gibt wie Sand am Meer besteht eigentlich kein Grund sich mit so echt gefährlichem Gemüse abzugeben. Da bin ich recht unsentimental.

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      • #23
        Bei Corradina und Shutterfly kann ich mir gut vorstellen, dass die Standard-Ausbildungsmethoden nicht funktioniert haben. Die haben auch sonst einiges gemeinsam und sind Charakterpferde.

        Sicherlich gibts auch Pferde, die einfach durchgeknallt und lebensgefährlich sind und bleiben. Aber die sind in der Minderheit!!! Und bei solchen wär ich auch für ne schnelle Erlösung!! Ich glaub auch, dass da meistens auch ein gravierendes körperliches Problem mit eine Rolle spielt. Einfach nicht als Reitpferd geeignet.

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        • pavot
          • 27.07.2003
          • 1331

          #24
          Kann ich auch eine Geschichte zu beisteuern: befreundeter Züchter, der seine Pferd grundsätzlich selbst anreitet und ausbildet hatte einen, bei dem er selbst "die Segel streckte". er bekam es einfach nicht hin.

          Das pferd kam dann für den Gegenwert eine Shettys zu uns in der Hoffnung, dass wir das mit dem Anreiten irgendwie hinbekommen würden.

          Ich will jetzt keinen elend langen erfahrungsbericht darüber abgeben, wie wir das hinbekommen haben, aber Tatsache ist, dass das Pferd sich am Ende reiten ließ. Hat aber sehr viel Zeit und Nerven gekostet.

          Die "Arbeit" haben 2 Mädels gemacht, die sich in ihrer Freizeit regelmäßig um die Verkaufspferde gekümmert haben. Eine Übungseinheit mit dem "Problemfall" konnte auch durchaus mal 2 stunden dauern. Die Mädels hatten diese zeit und diese Geduld.

          Ich wage mal die Behauptung, dass das Pferd in einem "normalen Anreit-Stall" nicht unter den Sattel gekommen sondern zunächst mal durch mehrere Hände gegangen wäre, die nacheinander ebenfals ihr Glück mit dem anreiten versucht hätten. Am ende hätte es einer in der Kette vielleicht mit mehr oder weniger viel Gewalt geschfft, oder das Pferd wäre zum Schlachter gegangen.

          Das Pferd ist übrigens in gute fachkundige Hände gekommen, was auch erforderlich war, denn er ist immer noch ein wenig "anders" als andere Pferde.

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          • cleopatras magic
            • 15.05.2007
            • 4752

            #25
            [QUOTE=suznQ;765572]@ cleopatra: solche Meldungen sind ja wieder sehr konstruktiv
            ich würde sagen hart aber herzlich oder auf dem punkt gebracht

            gestern lief erst auf WDR "du armes pferd" das sagt schon alles und dieses thema paßt genau zu diesen beitrag - leider

            natürlich kommen etliche faktoren beim anreiten zusammen keine frage, aber genau solche pferde die nicht nach schema F funktionieren werden zum wanderpokal und jeder tüftel und probiert hier und da rum. und das schlimmste was dann noch dazu kommt das der besitzer / reiter angst vor dem gaul hat und schon spitz sich der kreislauf immer mehr zu.

            die wenigsten sind dann noch bereit geld in den gaul zu stecken er bringt ja eh nix und zeigen kann ich mich auch nicht damit...

            und bis jemand den mut hat dem elend ein ende zu setzten vergehen tage/ monate / wochen / jahre - natrürlich immer nur im interesse des pferdes!!
            Zuletzt geändert von cleopatras magic; 06.10.2010, 20:15.
            Keine Lektion der Welt ist es wert, die gute Beziehung zum Pferd aufs Spiel zu setzen

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            • oldenburger dressurpferde
              • 28.03.2009
              • 2638

              #26
              wir haben auch gerade einen.
              bei unseren selbstgezogenen hatten wir noch nie einen problemfall darunter,aber dieser ist dazugekauft worden
              als jährling.ist jetzt 4.
              schlechte aufzucht (wenig auslauf,mutter früh versorben,menschen/fohlenkontakt gleich null)
              haben ihn nun dies jahr angeritten bei einer aus dem stall.anfänglich war es gut,aber sobald es dann ans free reten ging wurde er zusehends panisch.er benötigt die sicherheit der führenden person,denn an der hand reagiert er so nicht.
              ebenso mit dem satteln.mal war es null problemo und andere tage wieder ist er in die knie geganen,nur,damit der sattel ihn nicht berührt.
              insgesamt ist das pferd sehr sensibel und guckig.

              wir haben ihn jetzt reiterlich in ruhe gelasssen und er wird zur zeit vom boden aus gearbeitet (handarbeit,zirzensik und parelli in den anfängen)
              er macht supertoll mit,lernt extrem schnell und gern.
              bin zuversichtlich und habe eine super trainerin an der hand,die viel viel erfahrung mit solchen pferden hat.

              aber wie schon gesagt,zeit und geld spielt eine grosse rolle!!!!!

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              • #27
                Zitat von Collin Beitrag anzeigen
                Hallo zusammen,

                ich lese auch hier gerade einige Berichte bei denen es um Probleme beim Einreiten geht. Habe aktuell auch so einen Fall, bei dem aber der Faktor Angst ganz groß geschrieben wird.

                Ich stelle mir die Frage, was später aus solchen Pferden wird. Wie lange brauchen diese Kandidaten für gewöhnlich bis sie ihre Angst abgelegt haben und ist ein "normales / entspanntes" reiten mit ihnen überhaupt möglich?

                Vllt. hat(te) der ein oder andere von euch so ein Pferd und kann mal berichten.
                Bei dem Pferd ging es nicht um Angst,sondern um Zwang in die engen Bewegungen einer sehr kleinen Reitbahn.
                Vor Jahren wollte ich mal ein 3 jähr.Pferd,mit einer großen Übersetzung(ich hatte zu dem Zeitpunkt keine andere Möglichkeit)in einer nur 25 Meter "Reithalle" anreiten.Das ging natürlich daneben.Das Pferd wollte und konnte einfach nicht vorwärts gehen.Sie war vorher in einer 300 ! Meter Weide.Das wurde mir von dem übrigens mit einigen xx Anteilen jungen Pferd deutlich mitgeteilt durch Verweigerung im dem so wichtigen Vorwärts bei der Jungpferdeausbildung.Die ging einfach nicht.Bis ich das richtig kapierte vergingen ca.2 Wochen.
                Dann raus auf lange,sehr lange Linien.Das junge Pferd fand schnell ihre natürlichen großartigen GGA unter dem Sattel.Vorwärts,vorwärts um ins Gleichgewicht und in den Takt unter dem Sattel zu kommen.
                Aus Fehlern lernt man.
                Mein Fazit:alle jungen Pferde nur draußen auf sehr,sehr langen Linien anreiten.
                In den ersten Tagen auf einem begrenzten nicht zu kleinen Reitplatz zur vorsichtigen Sattelgewöhnung.Dann raus auf offene Flächen,allergrößte Reitplätze,Rennbahnen,Feldwege,Brachflächen,Waldwe ge.Dann,wenn das Pferd das Gleichgewicht unter dem Sattel gefunden hat,im Takt gehen kann,vorwärts gehen kann und will,erst dann auf das begrenzte Viereck zur weiteren Dressur-oder sonstwie Ausbildung.
                Und nichts macht mehr Freude wie selbst aufgezogene Pferde anzureiten.Weil man die von Geburt an kennt,die Mutter sowieso.Ich war mit den Absätzern,Jährlingen spazieren gegangen,die hatten Vertrauen.
                Und man kann Fohlen neben der Mutter mitnehmen,dann später auch als junge Reitpferde.

                Liebe Grüße von einer etwas älteren Pferdefreundin,Reiterin,Züchterin.
                Und viel Glück im Stall für Euch
                Zuletzt geändert von Gast; 06.10.2010, 22:09.

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                • #28
                  Na bitte - blos weil jemand mit nem jungen Pferd ein kleines Problem hat, muß man ja nicht gleich die Keule ansetzen. Die echten Problempferde - also absolute irreperable Killer - gibts nur sehr sehr selten!!!!!
                  Aber eigentlich normale Pferde gibts genug, wo eigentlich der Besitzer/Reiter ein Problem hat.
                  Und wenn ich da jetzt auch nochmal die Sendung vom WDR zitiere - wie da junge Pferde geritten wurden, da kommt mir das Kotzen - und echt gesagt: das ist NORMALES ANREITEN bei zig Ställen, und da mein ich auch renomierte Ställe!!! Schaut euch doch Verkaufsvideos an - wo 3 jährige zusammengeschraubt geritten werden, dass einem schlecht wird. Und wenn quasi die das tun, ist so ne Haltung beim Pferd normal!!!! Kopf hinter der Senkrechten, Maul aufgesperrt (so weit es halt mit megaengem Sperrriehmen geht) und der Hintern in der Luft, das ganze Gewicht auf der Vorhand und null Schub, Tragkraft von hinten.
                  Und leider ist das auch das "Normalbild" bei vielen Amateuren und Möchtegern-Turnierreiter. Dann kommen noch die dämlichen Vorgaben der FEI mit dem RDL-Schit .............. und dann wundert man sich, warum ein Pferd in kürzeser Zeit nicht mehr arbeiten mag...............................tststststststst. Aber Hauptsache man hat dann nen 3 1/2 jährigen der schon auf Turnieren vorgestellt wurde - und mit 5 nen Pferdepsychiater braucht.

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                  • #29
                    Hat sich jetzt überschnitten mein Beitrag!!

                    @Annemarie - ja machen wir auch mit den jungen - einfach spazieren gehen oder zum Ausreiten mitnehmen.
                    Da kann man soviel an Vertrauen aufbauen!!! Auch die Kommandos Schritt, Trab, Galopp, Steh geht super mit den Jungen vom Boden aus. Und beim Anreiten sagst das Kommando, die Hilfe dazu - und das Ganze ist ein Klaks. Eh klar ist die Dressurbasis dann wieder was anderes, aber das kommt ja auch später.
                    Detto mit den Übungen Schulter herein, Krupp herein - kannst alles vom Boden aus üben, schon mit den 2-jährigen. Gehirntraining nenn ich das. Die lernen auch ein anderes Körpergefühl - gerade wenn sie noch im Wachstum sind und sich öfter schwer tun, weil schon wieder irgendwas ungleich gewachsen ist.

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                    • oldenburger dressurpferde
                      • 28.03.2009
                      • 2638

                      #30
                      annemarie

                      das kannst du vielleicht mit einem "normalen" pferd machen,aber sorry,ein ängstlicher oder gar panischer rennt mit dir solange ihn die beine tragen und zur not auch vor´s nächste auto.

                      wir hatten mal einen contender 7jährig und unreitbar gekauft.viele haben sich an ihm versucht.
                      mit geduld,konsequenz,bodenarbeit und vertrauen.dieses pferd läuft heute zwar unter freizeitreitern,hat aber immer wieder panische anfälle.
                      wenn dir das auf dem platz passiert,ok,dann trägst du deinen schaden,aber im gelände,wo du evtl auch andere leute gefährdest,hm....
                      also mir wär das zu heikel,man hat nur ein leben.....da kann der noch soooo viel potenzial haben.

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                      • #31
                        Da gings ja auch eher um die jungen, unverdorbenen, die halt ein bissl Selbstbewußtsein brauchen.
                        Mit nem sauer gemachten funktioniert das so auf Anhieb nicht. Aber vom Prinzip her - Vertrauen wieder aufbauen - passt das auch bei solchen Pferden. Und eins ist klar - schon immer das eigene Hirn einschalten bei der Ausbildung - und nicht immer nur das Pferd denken lassen

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                        • #32
                          Diese Panik vor dem Draußen-Reiten verstehe ich aber ehrlich gesagt auch nicht. Ich muss auch meine Dreijährigen nicht noch ein halbes Jahr lang vor dem Aufsitzen ablongieren und habe noch nie ein Pferd beim ersten Turnierbesuch ablongiert. Wenn ich nach mehreren Wochen Arbeit nicht ohne Ablongieren aufsitzen kann, dann ist meiner Meinung nach vorher eine ganze Menge schief gelaufen. Und wenn's schon beim Anreiten schief läuft, geht es ja nun selten in der richtigen Richtung weiter.
                          Die Druff und los Anreiterei geht mir auch auf die Nerven. Problem ist aber: Kaum einer kann es sich heute leisten so viel Zeit in das Anreiten zu stecken wie eigentlich müsste.
                          Früher hatte ich da jede Menge Zeit für. Ich ging zur Schule und hatte außer dem Reiten wenig Hobbies weil alles andere von Kinderbalett über Volleyball bis Geigenspiel irgendwann zurücktrat weil die Reiterei wichtiger erschien.
                          Als ich das erste mal bei einem Pony 'Erstbesteigung' machen sollte war ich ungefähr 8 Jahre alt. Auch mein späteres Springpony habe ich im Do it yourself Verfahren angeritten und mit 14 war dann das erste Großpferd selbst anzureiten. Das würde doch heute keiner mehr seinem Kind 'zumuten'. Wenn ich mir heute die 14-jährigen Turnierkids so ansehe muss man ja schon froh sein, wenn nicht RL oder Elternteile sie Viecher noch vorarbeiten ganz zu schweigen davon, dass sie irgendwelche dreijährigen anreiten wollten.
                          Heute habe ich so viel mit Broterwerb, Kindern und Papierkrieg zu tun, dass ich froh bin, wenn ich alle 14 Tage mal zum Reiten komme. Sehr unerfreulich aber ich kenne viele in meinem Alter denen es genau so geht. Entweder haben sie einen Profistall zu Hause und kommen vor lauter Kundenpferden nicht mehr dazu, die eigenen zu arbeiten, oder sie haben irgendwelche superanstrengenden Jobs mit denen sie so viel wie möglich verdienen und zum Anreiten der eigenen Pferde werden dann alle möglichen Profis, Halbprofis bis hin zu Osteuropäischen 'Anreitkräften' herangezogen.
                          Heute mal einen Reiter zu sehen, der sein Pferd von Anfang bis Ende selbst gearbeitet hat gehört doch zur absoluten Ausnahme zumindest bei den nicht-Profis (und zu denen zähle ich mich auch wenn ich Geld damit verdiene). Ich kenne auch nur noch zwei oder drei Leute, die ein Pferd von Fohlenbeinen bis zum Abdeckerwagen behalten haben. Das kam mir früher verbreiteter vor. Es wird mehr verkauft und gewechselt und ich finde auch, Besitzer sind sehr viel schneller mit Verkauf als Problemlösungsansatz bei der Hand. Mit Pferd a) funktioniert es nicht, kommt Pferd a) eben weg und Pferd b) wird angeschafft. Neues Spiel neues Glück. Und da am Verkauf auch mehr Leute partizipieren als früher gibt es eigentlich auch wenig Stimmen die sich in die Richtung 'drüber wegarbeiten', 'fleissiger Arbeiten' oder 'besser Reiten' äußern sondern alle sind fröhlich, wenn sich das Karussell mal wieder dreht.
                          Ohne diese gesteigerte Verschleißrotation wäre eine flächendeckende Durchsetzung der sagen wir mal Ausbildungstechniken so wie wir sie im Moment vorne platziert sehen gar nicht denkbar. Wenn es kein Überangebot von Pferden jeglicher Qualität gäbe, die gesponsorten 'Spitzensportler' nicht auf eine nichtabreißende Versorgung mit herausragend veranlagten Pferden bauen könnten, dann würde jede kaputtgegangene Poetin richtig schmerzen und möglicherweise sogar das Karriereaus für den zugehörigen Jockey bedeuten. Früher gab's halt nur einen Ahlerich, Rembrandt oder Madras. Heute steht für einen eingegangenen Fürst Heinrich schon der nächste Fürstenball in den Startlöchern, wird die ehemalige Vererberhoffnung binnen 3-5 Jahren via Elite, PSI oder sonstwie ins Ausland 'entsorgt' weil alle Welt nach den Stars von morgen schreit noch bevor die ersten Nachkommen überhaupt erwachsen sind (wenn ich erwachsen sage, dann meine ich nicht 2.5 sondern eher mal so 5-6-7-jährig...)
                          Muss halt alles schnell gehen heute.

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                          • Collin
                            • 31.01.2008
                            • 1824

                            #33
                            Danke Kareen für diesen wundervollen Beitrag, den ich gerne absolut unterschreibe!
                            Ein Pferd ist von solcher Schönheit, dass niemand müde wird es anzuschauen, wenn es sich in seiner Herrlichkeit zeigt.

                            Kommentar

                            • Aragon5
                              • 19.06.2008
                              • 390

                              #34
                              @Karreen- ich denke da sprichst du das eigentliche Problem aus- die mangelnde Zeit. Ich habe auch so einen Fall gehabt-3,5 jähr. Trakki vom Züchter, war echt immer brav bis ich Studiumsbedingt in nem Stall war wo das arme Tier zuwenig auf die Koppel kam (er stammte aus Hamburg von der großen weiten Wiese). Er ist dann so ausgetickt , dass er mich mehrmals abkatapultiert hat- und dann wars vorbei. Er hatte das spitzbekommen , dass er stärker ist als der Mensch. Zu reiten war er dann später hervorragend, er hatte super GGA , nur am Sprung war er ne Niete. Was er aber gar nicht abkonnte waren Turniere- da ist er einfach nur ausgetickt, so schlimm, dass die leute weggegangen sind vom Abreiteplatz. Und ich habe alles probiert, vorher hingefahren am Tag davor, weggefahren nur zum ausreiten, weggefahren woanders traineirt, nur am Abreiteplatz reiten, Abreiten in der halle, Ablongieren - alles. Auch mit Profiberitt. Irgendwann hat er dann versucht mich platt zu machen im Beisein meines Trainers , er hat gewartet bis ich in der Ecke stand und ist dann auf mich draufgesprungen. Da war dann Feierabend, mein Trainer hätte ihn am liebsten zum Metzger gefahren. Komischerweise war dieses Pferd aber eine Seele wenn er Kinder hatte (da musste er nix tun) er ist dann auch Kinderpferd geworden. Ich glaube einfach der konnte mich nicht leiden (und ich ihn auch nicht)- menschlich gesprochen. Nach heutiger Sicht denke ich, dass so schwierige Pferde ganz viel Konsequenz brauchen. Jedes Pferd reagiert anders wenn sie unsicher sind- manche werden agressiv, manche werden ängstlich, andere geraten in Panik.
                              Mein einer Junger ist auch so, von Anfang an- wir haben 6 Wochen gebraucht bis da nen Sattel drauf blieb. Und dann nochmal 3 Monate bis man unfallfrei draufsteigen konnte. Haben in der Box damit angefangen- und das hat ein super Profi aus Ungarn gemacht. Wollte das selbst machen aber nachdem ich 10 Meter weit geflogen bin hab ich mir Hilfe geholt, eben damit er nicht zu dominant wird. Dann hatte ich ihn nochmal in ner zweiten "Hengstaufzucht" in nem Offenstall, mit gleichaltrigen und bin nur 3 mal die Woche bisselre im Schritt spazieren geritten (hatte jedes mal das volle Programm an, Weste, Kappe usw..)- wenn er gezickt hat (und das hat er oft) hab ich ihn das so lange machen lassen bis ihm das zu blöde wurde, zB rückwärts rennen anstatt vorwärts, stehen bleiben anstatt vom Hof zu gehen- ich habe ihn nie geschlagen und war trotzdem immer Sieger. Das ist so einer wenn man den haut, dann bringt er dich um.
                              Momentan ist er beim Profi bis er so händelbar wird dass ich nicht am Hallentor hänge ;-) und damit er ne ordentliche Grundausbildung bekommt. Koppel, Abwechslung und Gelände sowie nur tägliches reiten von 20-30 min v/a in spielerischer Art sind dabei selbstverständlich. Der liebt ihn , mein Trainer 8ist mein bester Freund da hab ich Glück gehabt) daher ist er da in besten Händen.Wir wussten das aber schon als wir den gekauft haben. Was auch wichtg ist ist die Aufzucht- sie muss zum Pferd passen. Die kleine Zwergratte beispielsweise muss sich bekämpfen können auf der Koppel und er war viel zu lange el chefe beim Züchter.
                              Nie gut.Der größere Zwerg zB braucht einen sanften Spielgefährten und darf nicht so dominiert werden sonst wird er zu schüchtern....Da werde ich bei meinen Fohlen drauf achten. Hengstl kommt in eine kleine Aufzuchtherde mit gemischten (ältere Wallache und junge Hengste) , Stutchen gleich in eine gemischte Herde mit anderen Fohlis und älteren Stuten und Wallachen.
                              LG

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                              • Avinia
                                • 17.12.2009
                                • 582

                                #35
                                Ich glaube, dass bei solchen Extremfällen die erste 'Panne' eine Spirale nach unten auslöst, in der Reiter und Pferd sich stark gegenseitig beeinflussen. Kein Mensch kann mir erzählen, dass er sich locker, sicher und entspannt auf ein Pferd setzt, dass ihm mal so kopflos von der Fahne gegangen ist.
                                Das Pferd, das sowieso einen Schreck in den Knochen hat, bekommt dann die Anspannung des Reiters mit (die man leider nicht auf Kommando abschalten kann), geritten werden ist dadurch für das Pferd keine fröhliche Kooperation sondern an sich schon mit Spannung belegt - und es sind ja dann beide in Lauerstellung. Welche Verspannungen fände die Physio wohl beim Reiter?
                                Mir hätte es mit meinem damals ebenso passieren können, dass wir gemeinsam in diese Spirale rasseln. Gott sei Dank hatte ich eine Trainerin, die mit mir gegen alle klugen Stimmen 'das ist doch ganz verkehrt' 'dann hat er doch gewonnen' (Quatsch, er hat ja gar nicht gekämpft, sondern hatte Angst) im Ansatz den Kreislauf unterbrochen hat:
                                Nach seiner Panik Attacke, die mich an die Bande geschossen hat, habe ich einen Schritt zurückgemacht.
                                Vorsichtig aufsteigen, anreiten - sobald ich die geringste Spannung in seiner Muskulatur gefühlt habe (also bevor der Hintern überholt), sofort runter und stehen bleiben, beruhigen lassen, wieder rauf
                                An einem Tag bin ich gezählte 30 Male auf und abgestiegen.
                                Ich geben ganz ehrlich zu, dass ich bei den ersten Malen wieder antraben immer wieder das Horrorszenario im Kopf hatte 'Antraben, Vollgas vor die Wand', aber er hat es nie wieder gemacht. Er hatte bei dieser Prozedur verinnerlicht 'Spannung - Anhalten - Beruhigen'. Das war bei den ersten Turnieren dann auch nicht nur lustig, denn in einer Prüfung sollte ein Pferd nicht aus Angst vor der Lautsprecherbox erstmal stehen bleiben, aber es war eindeutig viel leichter, ihm als nächstes zu vermitteln 'ne, ne, Du kannst schon weitergehen' als ein kopflos flüchtendes Pferd irgendwo einzusammeln.

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                                • Aragon5
                                  • 19.06.2008
                                  • 390

                                  #36
                                  @Oppenheim- ganz meine Meinung, irgendwann ist Schluss, man muss irgendwann wirklich einfach ein Projekt verloren geben, auch wenns schwer ist- klar, wenn jemand die Geduld hat, dann kann das werden, aber ich glaube, dass solche Pferde ähnlich wie Hunde, die mal gebissen haben, immer ein Restrisiko sind und nur ganz begrenzt einsetzbar sind.
                                  @Avinia- prima wenn du es hinbekommen hast , super. Hut ab!
                                  Meine Rotzefrechen Kleinen Racker bekommen wir auch hin, da bin ich sicher. Nur habe ich da gleich erkannt dass das ohne Profi nix ist. (und wie gesagt ich bin kein Schisser und setz mich normal immer überall drauf)- und ich sag euch noch was und davor ist auch ein Profi nicht gefeit, davon bin ich überzeugt (müsste man mal ne Umfrage starten).Wenn du einmal Angst auf einem Pferd hattest,so richtig tiefgreifende Angst, dann wird das nie wieder was. Selbst wenn man augenscheinlich das oberflächlich hinbekommt, sobald die nur einmal zucken ist Feierabend. Ist meine Meinung. Sidn Verhaltensweisen die bei dir dann eingebrannt sind, die kommen dann auch auf anderen Pferden wieder in ählichen Situationen.
                                  Einer von meinen zB war auch so nen Versenkter, der stand mir nichts dir nichts senkrecht auf dem Hinterbein mitten im Pacours. Was haben wir da für einen Tralafit (nur Dressur geritten, ganz viel weggefahren, mini Turniere gehüpft usw... das ganze Programm) veranstaltet, nur irgendwann gings nimmer , der hat mir so den Schädel ins Gesicht gedonnert und hat so geparkt mit dem Erfolg das ich jetzt nen Ding weg hab beim Springen und nimmer auf den gehe am Sprung. Ist jetzt Dressurpferd, und man sieht ihm einfach an, wenn er über die Uhr ist. Dann muss man sofort aufhören und Ruhe geben.Oder ne andere Stute, super dominant- ihre Schwester ist vor ihren Augen eingeschläfert worden, danach stand sie 4 Wochen alleine, seitdem hat das Pferd nen Rad ab und zwar nachhaltig. (kann ich auch verstehen)- die stieg nur noch, schlug um sich, hat alles platt gemacht und schrie das glaubt ihr nicht. Komischerweise hatte ich nie Angst vor der, obwohl alle Zuschauer immer blass wurden wenn die ausgepackt hat. Die hat geschrien, und um sich geschlagen und gebockt und ich hatte komischerweise Spaß. Alter falter wir haben gekämpft , aber vom anderen Stern....Jetzt kann man mit Einschränkungen so einigermaßen reiten ohne steigen und sogar geradeaus (hatte sie auch immer in Stellung geritten). Wird schon :-)
                                  LG

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                                  • Avinia
                                    • 17.12.2009
                                    • 582

                                    #37
                                    Aragon5: ja das meinte ich mit der Spirale nach unten - auch Profis leben gern und kriegen Angst...

                                    Grundsätzlich ist es auch ein großer Unterschied, ob ein Pferd ängstlich oder dominant frech ist. Wenn es ein dominantes Pferd schafft, mir Angst einzujagen, bin ich in der Rangordnung runter und damit ziemlich geliefert. Das ängstliche Pferd versucht ja nicht, in der Rangordnung über mich zu kommen - es glaubt nur einfach nicht daran, dass ich ein sicheres Leittier bin - da kann ich mehr dran tun - obwohl die ängstlichen Reaktionen oft kopfloser und damit gefährlicher sind (Steigen/Überkippen-Durchgehen) als die dominanten (hab noch nicht erlebt, dass einer dominant überkippt - die steigen meist sehr kontrolliert:-))

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                                    • Aragon5
                                      • 19.06.2008
                                      • 390

                                      #38
                                      Ja Avinia das mit dem steigen stimmt (ich hab den direkten Vergleich ;-))
                                      LG

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                                      • max-und-moritz
                                        • 04.06.2006
                                        • 3441

                                        #39
                                        Zitat von Avinia Beitrag anzeigen
                                        Grundsätzlich ist es auch ein großer Unterschied, ob ein Pferd ängstlich oder dominant frech ist.
                                        ...das schon, aber ich denk gleich lebensgefährlich sind sie beide. - Ich hab jetzt die Beiträge mit ganz viel "Gänsehaut kriegen" gelesen und habe eine Frage: warum tut man sich das an? Auf ein Pferd steigen, das man nicht mal im entferntesten reiten im Sinne von reiten kann? Auf dem man nur Angst hat?

                                        Ich bin auch kein Schisser, aber bei den Unberechenbaren, die einem echt an´s Leder wollen, ist bei mir Schluß. Selbst gezogen hin oder her, Angst oder einfach Killer, wo Menschenleben (und nicht nur das eigene!) in Gefahr sind ist es nicht mehr lustig.

                                        Ich finde, der Anteil der wirklich nicht zu reitenden Pferde ist höher als man meint. Solche gab es immer und wird es auch immer geben, heute gibt es mehr Pferde und damit mehr nicht reitbare.

                                        Viele Grüße, max-und-moritz
                                        Wer neue Wege scheut, muß alte Übel dulden.

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                                        • living doll
                                          • 30.05.2005
                                          • 2180

                                          #40
                                          Ich staune, mit was für Pferden sich manche Leute herumplagen.
                                          Supergefährlich!
                                          Nach der Überschrift hatte ich eigentlich vermutet, es ginge um Pferde, die sich beim Anreiten ein bisschen blöd anstellen.
                                          Also eben nicht diese, die immer lobend erwähnt werden: Draufgesetzt und losgeritten, und nie verkehrt mit dem Ohr gezuckt.
                                          Meine Stute hat sich als Dreijährige dreimal ganz brav reiten lassen, beim vierten Mal wurde sie zickig.
                                          Danach ging noch nicht einmal Longieren, sie war nur klemmig, bockig und unzufrieden.
                                          Wir haben sie dann im Winter in Ruhe gelassen und im Frühjahr neu angeschoben.
                                          Die Buckelei mussten wir ihr austreiben, danach ist sie einige Male nur an der Longe geritten worden.
                                          Mit ganz viel Zeit haben wir dann weitergemacht - sie hat nie wieder unterm Sattel gebuckelt. Jetzt ist sie acht.
                                          Unsere Vierjährige wollten wir im Frühjahr anreiten. Die ist ein Feuerstuhl, sehr elektrisch, aber brav.
                                          Longieren und an Ausrüstung gewöhnen, ging ganz gut. Das erste Mal Steigbügel runter brachte sie völlig aus dem Konzept.
                                          Es hat ewig gebraucht, bis sie die Berührung akzeptierte.
                                          Dann sollte der Reiter drauf.
                                          Panik. Selbst drüberlegen ging nicht.
                                          Also haben wir zu zweit (meine Tochter und ich) ein Abhärtungstraining mit der Stute gemacht.
                                          Danach ganz langsam ans Aufsteigen und dann an den Reiter gewöhnt.
                                          Aktuell sind wir soweit, dass die Stute vor dem Reiten nicht mehr ablongiert wird, sofort aufgestiegen werden kann und zur Reithalle (500m Entfernung) hingeritten wird.
                                          Dort wird sie ganz normal in allen Gangarten bewegt, auch mit anderen Pferden zusammen. Ganz brav ist sie jetzt.
                                          Sowas, wie fanniemae beschrieben hat, hätten wir uns mit dieser Stute nicht getraut.
                                          Aber solche Sachen hatte ich eigentlich erwartet, nicht Berichte von Pferden, die einem nach dem Leben trachten.
                                          "Wenn Dein Herz leicht ist, ist es auch Deine Hand. Wenn Dein Herz leicht ist, treibt es dich vorwärts. Die Schwermütigen, Schwerbeherzten treibt nichts vorwärts.
                                          Vorwärts aber ist alles." R. Binding

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