So ...
weil mir danach ist und weil es vielleicht dem einen oder anderen Mut macht, der vor einem Pferdeproblem/Problempferd steht, mal was POSITIVES.
Nach dem Tod unseres alten Herrn Wallach haben wir letztes Jahr wieder nach einem Zweitpferd, vorrangig für den Gatten gesucht - u.a. hier: http://www.horse-gate-forum.com/showthread.php?45565-Netter-rahmiger-Warmbl%FCter-Typ-quot-coole-Socke-quot-gesucht
Gefunden hatten wir letztlich den Giraffanten: 1,78 m groß, jetzt 7 Jahre alt, nett aufgemacht, nette, groß übersetzte Gänge, kleiner TÜV-"Mangel", der ihn - für uns - bezahlbar machte. Besichtigt, probiert (Halle und Gelände), als die gewünschte "coole Socke" eingestuft, AKU, gekauft.
Im Dezember kam er zu uns. Ausgerechnet im Dezember, als alles für MONATE verschneit war.
Und ... anfangs hatten wir EINIGE Probleme mit ihm. Das "coole" Pferd erwies sich nach dem Umzug als hochgradig verunsichert und verunsicherBAR, was massive Führ(ungs)probleme nach sich zog. Kindergeschrei bracht ihn völlig aus der Fassung (die Nachbarn haben vier Kinder), beim Versuch, irritierende Reize ins Blickfeld zu bekommen oder von ihnen wegzukommen, hat er uns einfach umgesemmelt. An Silvester war irgendwann der Punkt erreicht, an dem wir dachten „Hoffentlich überlebt er den Stress, den er bei dem Geböller hat“. Es war gar nicht viel Geknalle und die Stute nebendran war völlig gelassen. Nur der Giraffant hat geschäumt (!) vor Stress. Hätten wir die Box aufgemacht, er hätte uns flüchtend einfach über den Haufen gerannt.
Das Ganze dann gepaart mit einer nicht unerheblichen Frechheit: „Rück das Leckerli raus oder ich HOL es mir!“ *knaps*
Draußen fing er das Buckeln an, aber richtig. Geflogen bin ich nicht, aber viel gefehlt hat auch nicht. Und, ehrlich: Wenn so ein Riesenviech den Allerwertesten mit Schwung gen Himmel schmeißt, dann setzt auch bei mir Schnappatmung ein. Es GAB die Zeit, in der ich mich mit Bammel und nur in Gesellschaft meines Mannes auf dieses Pferd getraut habe. Handy dabei, Sturzweste an, Helm sowieso. Verabredungen, was wie zu organsieren ist, wenn ich fliege … und quer am Baum klebend lande
Und wir dachten und sagten uns mehrfach: „Sch****, was haben wir uns DA gekauft?“. Half nix, im Stall war er nun mal. Also Hinterbacken zusammenkneifen und damit umgehen.
Das Führen sind wir mit viel Bodenarbeit angegangen, haben dabei ordentlich den Macker rausgekehrt, aber auch darauf geachtet, dass alles Brave wieder und wieder gelobt und belohnt wird. Ja, der Ruck an der Kette WAR hier und da nötig, Ja, der Ellenbogen WAR schon mal vor der Pferdebrust gelandet. Aber auch sehr viele Tätschler, viele ruhig lobende Worte und diversen Leckers.
Frechheiten werden direkt und mit kurzem, trockenen Klatscher mit der hohlen Hand geahndet. Leckers sind BELOHNUNG, werden nicht mehr erbettelt und schon gar nicht eingefordert.
Was das Buckeln anging, das war aufwendiger. Die Osteopathin war da (HAT der Kerl die Behandlung genossen!), ein neuer Sattel wurde angeschafft, die Sattelei auf „sehr gemütlich, in kleinen Schritten und mit VIEL Ruhe“ umgestellt. Reitereinwirkung und Trense überprüft und, soweit es sinnvoll schien, verändert. Draußen wurde mit schlichtem „Nein“ gelassen (so gut es ging) über jeden weiteren Buckler hinweggeritten.
(Den Buckler DIREKT, SOFORT mit Gerte zu bestrafen wäre in meinen Augen zwar auch eine grundsätzliche Möglichkeit gewesen. Aber das hätte mehr Mumm benötigt, als ich ihn mit Mitte 40 – und ebenso abrupt wie schief im Sattel landend – noch aufbringe.)
Insgesamt darauf geachtet, Ruhe und Souveränität auszustrahlen, dem Pferd möglichst IMMER zu vermitteln: „Solange ICH dich führe und du dich führen lässt, kann dir gar nichts passieren.“ Dafür musste ich VOR ALLEM an mir und der eigenen Gelassenheit arbeiten. VIEL arbeiten.
Und jetzt? Nach einem halben Jahr?
Läuft er hinter meinem Mann oder mir „frei bei Fuß“ in allen Gangarten, bleibt stehen, wenn wir stehenbleiben, weicht auf Fingerzeig nach rechts, links, rückwärts – auf der Koppel auch jederzeit OHNE jeden Strick. LKW oder Schlepper mit Anhänger von hinten? Kein Problem, ich (60 kg) halte mit zwei Pferden (zusammen gute Tonne, am Halfter) kurz an, lasse das motorisierte Monstrum passieren, dann setzen wir den Weg fort. Gelbe Säcke, kläffende, fletschend an den Zaun schießende Köter? Ja, muss man mal gucken, geht dann aber weiter. „Mama sagt, das ist okay – also ist das wohl okay ...“
Hole ich ihn, auch mal nach Wochen reiner Faulheit auf der Weide, sattle ihn … und reite aus. Allein. Kein Mann auf Zweitpferd dabei, keiner, der zuhause auf „Alarm“ wartet. Kein Buckeln, kein Scheuen, keine Widersetzlichkeiten, keine Probleme. Den Weg blockierende „gefährliche“ Rehe muss ich noch „wegatmen“, Hochsitze mit flatternden Tarnnetzen werden skeptisch beäugt, während man vorbeigeht aber: „Mama sagt, das ist okay. Mama sagt, ich schaffe das“ (und der Hund traut sich ja auch auf Nasenlänge an das Netz ran …).
Also schafft er das.
Braver Bub! Coooole Socke!
Was letztlich eine wie große Auswirkung zunächst bei der Entwicklung der Probleme, später dann bei ihrem Verschwinden hatte, kann ich nicht eindeutig bestimmen. Die Tatsache, dass er sich einfach über eine lange Zeit an uns „umgewöhnen“ musste, spielt sicher eine Rolle. Passender(er) Sattel und klare Ansagen – ja, auch das!
Ich denke aber, dass ein Mehr oder (negativ) Weniger an Souveränität und Ruhe – und wenn sie nur glaubhaft (!) gespielt sind – des das Pferd Handhabenden DER Knackpunkt bei vielen Problemen ist.
Binsenweisheit, oder? Manchmal aber gar nicht soo einfach umzusetzen.
weil mir danach ist und weil es vielleicht dem einen oder anderen Mut macht, der vor einem Pferdeproblem/Problempferd steht, mal was POSITIVES.
Nach dem Tod unseres alten Herrn Wallach haben wir letztes Jahr wieder nach einem Zweitpferd, vorrangig für den Gatten gesucht - u.a. hier: http://www.horse-gate-forum.com/showthread.php?45565-Netter-rahmiger-Warmbl%FCter-Typ-quot-coole-Socke-quot-gesucht
Gefunden hatten wir letztlich den Giraffanten: 1,78 m groß, jetzt 7 Jahre alt, nett aufgemacht, nette, groß übersetzte Gänge, kleiner TÜV-"Mangel", der ihn - für uns - bezahlbar machte. Besichtigt, probiert (Halle und Gelände), als die gewünschte "coole Socke" eingestuft, AKU, gekauft.
Im Dezember kam er zu uns. Ausgerechnet im Dezember, als alles für MONATE verschneit war.
Und ... anfangs hatten wir EINIGE Probleme mit ihm. Das "coole" Pferd erwies sich nach dem Umzug als hochgradig verunsichert und verunsicherBAR, was massive Führ(ungs)probleme nach sich zog. Kindergeschrei bracht ihn völlig aus der Fassung (die Nachbarn haben vier Kinder), beim Versuch, irritierende Reize ins Blickfeld zu bekommen oder von ihnen wegzukommen, hat er uns einfach umgesemmelt. An Silvester war irgendwann der Punkt erreicht, an dem wir dachten „Hoffentlich überlebt er den Stress, den er bei dem Geböller hat“. Es war gar nicht viel Geknalle und die Stute nebendran war völlig gelassen. Nur der Giraffant hat geschäumt (!) vor Stress. Hätten wir die Box aufgemacht, er hätte uns flüchtend einfach über den Haufen gerannt.
Das Ganze dann gepaart mit einer nicht unerheblichen Frechheit: „Rück das Leckerli raus oder ich HOL es mir!“ *knaps*
Draußen fing er das Buckeln an, aber richtig. Geflogen bin ich nicht, aber viel gefehlt hat auch nicht. Und, ehrlich: Wenn so ein Riesenviech den Allerwertesten mit Schwung gen Himmel schmeißt, dann setzt auch bei mir Schnappatmung ein. Es GAB die Zeit, in der ich mich mit Bammel und nur in Gesellschaft meines Mannes auf dieses Pferd getraut habe. Handy dabei, Sturzweste an, Helm sowieso. Verabredungen, was wie zu organsieren ist, wenn ich fliege … und quer am Baum klebend lande
Und wir dachten und sagten uns mehrfach: „Sch****, was haben wir uns DA gekauft?“. Half nix, im Stall war er nun mal. Also Hinterbacken zusammenkneifen und damit umgehen.
Das Führen sind wir mit viel Bodenarbeit angegangen, haben dabei ordentlich den Macker rausgekehrt, aber auch darauf geachtet, dass alles Brave wieder und wieder gelobt und belohnt wird. Ja, der Ruck an der Kette WAR hier und da nötig, Ja, der Ellenbogen WAR schon mal vor der Pferdebrust gelandet. Aber auch sehr viele Tätschler, viele ruhig lobende Worte und diversen Leckers.
Frechheiten werden direkt und mit kurzem, trockenen Klatscher mit der hohlen Hand geahndet. Leckers sind BELOHNUNG, werden nicht mehr erbettelt und schon gar nicht eingefordert.
Was das Buckeln anging, das war aufwendiger. Die Osteopathin war da (HAT der Kerl die Behandlung genossen!), ein neuer Sattel wurde angeschafft, die Sattelei auf „sehr gemütlich, in kleinen Schritten und mit VIEL Ruhe“ umgestellt. Reitereinwirkung und Trense überprüft und, soweit es sinnvoll schien, verändert. Draußen wurde mit schlichtem „Nein“ gelassen (so gut es ging) über jeden weiteren Buckler hinweggeritten.
(Den Buckler DIREKT, SOFORT mit Gerte zu bestrafen wäre in meinen Augen zwar auch eine grundsätzliche Möglichkeit gewesen. Aber das hätte mehr Mumm benötigt, als ich ihn mit Mitte 40 – und ebenso abrupt wie schief im Sattel landend – noch aufbringe.)
Insgesamt darauf geachtet, Ruhe und Souveränität auszustrahlen, dem Pferd möglichst IMMER zu vermitteln: „Solange ICH dich führe und du dich führen lässt, kann dir gar nichts passieren.“ Dafür musste ich VOR ALLEM an mir und der eigenen Gelassenheit arbeiten. VIEL arbeiten.
Und jetzt? Nach einem halben Jahr?
Läuft er hinter meinem Mann oder mir „frei bei Fuß“ in allen Gangarten, bleibt stehen, wenn wir stehenbleiben, weicht auf Fingerzeig nach rechts, links, rückwärts – auf der Koppel auch jederzeit OHNE jeden Strick. LKW oder Schlepper mit Anhänger von hinten? Kein Problem, ich (60 kg) halte mit zwei Pferden (zusammen gute Tonne, am Halfter) kurz an, lasse das motorisierte Monstrum passieren, dann setzen wir den Weg fort. Gelbe Säcke, kläffende, fletschend an den Zaun schießende Köter? Ja, muss man mal gucken, geht dann aber weiter. „Mama sagt, das ist okay – also ist das wohl okay ...“
Hole ich ihn, auch mal nach Wochen reiner Faulheit auf der Weide, sattle ihn … und reite aus. Allein. Kein Mann auf Zweitpferd dabei, keiner, der zuhause auf „Alarm“ wartet. Kein Buckeln, kein Scheuen, keine Widersetzlichkeiten, keine Probleme. Den Weg blockierende „gefährliche“ Rehe muss ich noch „wegatmen“, Hochsitze mit flatternden Tarnnetzen werden skeptisch beäugt, während man vorbeigeht aber: „Mama sagt, das ist okay. Mama sagt, ich schaffe das“ (und der Hund traut sich ja auch auf Nasenlänge an das Netz ran …).
Also schafft er das.
Braver Bub! Coooole Socke!
Was letztlich eine wie große Auswirkung zunächst bei der Entwicklung der Probleme, später dann bei ihrem Verschwinden hatte, kann ich nicht eindeutig bestimmen. Die Tatsache, dass er sich einfach über eine lange Zeit an uns „umgewöhnen“ musste, spielt sicher eine Rolle. Passender(er) Sattel und klare Ansagen – ja, auch das!
Ich denke aber, dass ein Mehr oder (negativ) Weniger an Souveränität und Ruhe – und wenn sie nur glaubhaft (!) gespielt sind – des das Pferd Handhabenden DER Knackpunkt bei vielen Problemen ist.
Binsenweisheit, oder? Manchmal aber gar nicht soo einfach umzusetzen.

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