Talentförderung in Deutschland...

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  • Donna Jutta
    • 20.01.2010
    • 141

    Talentförderung in Deutschland...

    Hallo.
    Habe am WE im niedersächsischen Reitsportmagazin eine Aussage von Herrn Schmezer bzgl der Talentförderung in D gelesen und wusste nicht, ob es als Veralberung gemeint war, oder ob er dies wirklich so gemeint hat. Fragestellung des Journalisten war nach der Förderung in D im Ggs zu zB Niederlanden. Da antwortete H Schmezer, in D seien auch genügend Talente gefördert worden, bspw (jezt kommt's) M.-A. Rath, Ellen Schulten Baumer, Kristina Sprehe.
    Talente auf jeden Fall - habe Talentförderung aber so verstanden, dass auch Talente ohne eigene finanzielle grosse Mittel in Genuss derselben kämen, was man bei diesem erlauchten Personenkreis mE nicht so sagen kann...
    Daher mal die Frage: kennt irgendjemand irgendjemanden, der irgendwie gefördert wurde, und dies nicht von privaten Gönnern, sondern von offizieller Verbandsseite?
  • Mondnacht
    • 01.12.2009
    • 2470

    #2
    Nee, Reiten hat in dem Fall leider nur was mit Geld und den richtigen Verbindungen zu tun. Und dabei habe ich schon einige ganz talentierte Jugendliche gesehen.
    Das Problem ist ja auch, dass die Eltern nicht nur ordentlich verdienen müssen, um den Sport zu finanzieren, sondern richtig viel. Die ganzen guten jungen Reiter kommen aus mehr als wohlhabenden Elternhäusern. Bei den Springreitern geht das schon eher mal, aber viele talentierte Reiter, die dann Profuis werden und Verkaufställe betreiben, verkaufen dann eben auch die Kracher.

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    • Xundheit
      • 04.08.2009
      • 97

      #3
      Ich bin ja gerade erst aus dem "Förderalter" raus, oder noch knapp drin, ich weiß nicht, wie das so definiert ist.
      Allerdings bekomme ich ganz klar mit, dass Förderung hier in NRW nicht so angesagt ist. Wir verfügen zwar über den "Förderkreis Dressur Neuss" aber die Förderung besteht da eigentlich nur aus vielen Lehrgangsangeboten die für Mitglieder in Neusser Vereinen vergünstigt sind.
      In Düsseldorf hat ein Stall nun ein Förderprogramm gestartet. Dort kann man vorreiten, wenn kein eigenes Pferd vorhanden ist wird eines gestellt und andeblich ist alles mit wenig Kostenaufwand verbunden aufgrund privater Förderung. Was auch immer das heißt. Die Förderung ist schon eher das, was ich mir unter dem namen vorstelle: 4x die Woche Unterricht, Turniervorbereitung, Begleitung (sowie die Fahrt) und nicht zuletzt halt das Pferd, welches zur Verfügung gestellt wird.
      Wie das dann preislich aussieht weiß ich nicht und mal abgesehen davon, dass ich den Hof nicht gerade gerne mag (aufgrund von persönlicher Erfahrung), finde ich dieses Angebot doch recht gut.
      www.pferde-in-duesseldorf.de
      Das regionale Verzeichnis rund ums Thema Pferd

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      • #4
        Ein eigenes Pony oder Pferd vorausgesetzt
        gibt es in Ba-Wü eine sehr rege Förderung.
        Von PSK- oder Kreiskadern für sämtliche Disziplinen, mit Meisterschaften Ehrungen und Kursen, die z.T. bezuschusst werden bis zu den diversen Landeskadern.
        Beginnend bei Reiterwettbewerb, und meist auch als Kombinierte Wertung zu reiten, wenigstens im unteren Bereich.
        Für Pony- und Großpferd separat, einen u 14 Kader, etc.
        Bei uns ist also schwer was los.

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        • Acordia
          • 24.09.2009
          • 637

          #5
          Yeah, BaWü rockt halt, wie ich schon in einem anderen Faden schrieb :-D

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          • Korney
            • 05.03.2009
            • 3514

            #6
            Ja, toll! Aber ohne Pferd ist auch im guten BaWü nicht viel los. Kenne sogar einen Fall, wo eine sehr feine talentierte Reiterin nicht in den Kader durfte, weil sie nur ein Pferd hatte. Erklär das mal einem Mädel, dass sich innerhalb zwei Saisons von A-Dressur bis in den oberen M-Bereich geritten hat. Da kann ich nur mit dem Kopf schütteln!

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            • Picadilly
              • 08.11.2009
              • 104

              #7
              Ja, das finde ich auch die Lachnummer, es fängt ja schon bei den Ponys an. Wenn die Eltern nicht bereit sind, schon frühzeitig (10jährig???) Kontakt mit den Trainern zu pflegen und diese zu belohnen, dann werden Talente hierzulande gerne mal bewusst übersehen. In erster Linie muss das Getriebe im Pferdesport geschmiert werden, und das funktioniert ausschließlich über Geld. Ich habe genügend EINDEUTIGE Aussagen mitgehört,so dass ich mir keine Illusionen mehr mache. Im Springsport können ambitionierte und erfahrene Eltern im Hintergrund schon mal gewisse Geldmittel ersetzen, dafür heißt das Gleitmittel hier "Beziehungen". Das betrifft ja auch die Pferdevermarktung/vermittlung. An einem Dressurkracher wollen sich in der Regel 3 bis 4 Personen gesund stoßen, und die einzige Leistung besteht in der Weitergabe einer Telefonnummer. Ich kenne Pferde, die kurz vor Körungen für sittenwidriges Geld den Besitzer gewechselt haben, um dann gekört auf der Auktion sechsstellige Beträge zu erbringen. Wo bleibt da der Anstand? Und auf wessen Kosten geht das alles? In Punkto Pferdekauf bedeutet das: nur noch von Privat oder am Besten direkt vom Züchter kaufen, denn die sind fast immer die Doofen. Und was den Reitsport in Deutschland angeht: wenn hier nicht in allernächster Zukunft nachdrücklich die Verfilzung bekämpft wird, muss die logische Folge sein, dass andere Länder links und rechts an uns vorbeiziehen. Aber das ist den Personen an den entscheidenden Stellen warscheinlich auch schon egal, denn die haben bis dahin ihr Schäfchen schon ins Trockene gebracht... Ihr müsst Euch also auch weiterhin selber fördern!

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              • Acordia
                • 24.09.2009
                • 637

                #8
                Zitat von Korney Beitrag anzeigen
                Ja, toll! Aber ohne Pferd ist auch im guten BaWü nicht viel los. Kenne sogar einen Fall, wo eine sehr feine talentierte Reiterin nicht in den Kader durfte, weil sie nur ein Pferd hatte. Erklär das mal einem Mädel, dass sich innerhalb zwei Saisons von A-Dressur bis in den oberen M-Bereich geritten hat. Da kann ich nur mit dem Kopf schütteln!
                Hm das wiederum ist doof und ich versteh es auch nicht, denn ich bin vor vielen Jahren auch im Regionalkader geritten und hatte auch nur ein Pferd.
                Naja...wie gesagt vor vielen Jahren *gg*

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                • #9
                  Ich war vor ca. einem Monat (?) bei einer Veranstaltung, die den Untertitel "Was machen die Niederländer anders?" trug und sich speziell auf die Dressurpferdezucht beschränken sollte. H. Schmezer war unter anderem auch als Referent anwesend und das Thema Jugendförderung wurde in Zusammenhang mit "Sind unsere Pferde zu schlecht oder wo bleibt der Nachwuchs auf den guten Pferden?" auch angesprochen.
                  Es hieß von ihm in Abstimmung mit den anderen Referenten, da sei "noch etwas in Planung für dieses Jahr"- man darf also gespannt sein!

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                  • Fife
                    • 06.02.2009
                    • 4403

                    #10
                    Jepp, und wer soll das bezahlen. Das ist doch ne Frage.

                    Reiten kostet Geld. Was kostet es denn ?

                    - Viele Talente haben gleich zu Anfang nicht die Möglichkeit reiten bei einem Ausbilder/oder Verein zu lernen.
                    - Wenn der heimische Ausbilder ein Talent sieht fängt die Sache erst an.
                    Hat die Familie Interesse/Geld daran.... mehr Reitstunden... wie bekommt das Kiddi ein Pferd....
                    bis dahin alles noch "zuhause".
                    Kosten bisher ca. 20 Reitstunden im Monat, Pferdeunterhalt 200-800 Euro...
                    Das ist schon weit mehr als sich ein normaler Haushalt leisten kann. Und da ist noch kein Lehrgang und noch keine Turnierbesuch dabei !!!
                    ok, wir nehmen an das klappt.
                    -Nächste Stufe:
                    Erste Turnierbesuche:
                    Nenngeld, Hänger leihen (10-30 Euro/Tag), Zugmaschine leihen (100euro + 50cent je Kilometer), Papi macht Urlaub (wieviel hat der noch mal?) Turnierkleidung ect. Reitlehrer bezahlen für die Betreuung und was ich sonst noch vergessen hab.
                    - das Nächste, die Lehrgänge Außerhalb:
                    ich hab irgendwann pauschal 500 Euro für ein WE angesetzt.
                    -

                    wer will weitermachen?



                    -

                    Kommentar

                    • Mondnacht
                      • 01.12.2009
                      • 2470

                      #11
                      Zitat von Picadilly Beitrag anzeigen
                      Ja, das finde ich auch die Lachnummer, es fängt ja schon bei den Ponys an. Wenn die Eltern nicht bereit sind, schon frühzeitig (10jährig???) Kontakt mit den Trainern zu pflegen und diese zu belohnen, dann werden Talente hierzulande gerne mal bewusst übersehen. In erster Linie muss das Getriebe im Pferdesport geschmiert werden, und das funktioniert ausschließlich über Geld. Ich habe genügend EINDEUTIGE Aussagen mitgehört,so dass ich mir keine Illusionen mehr mache. Im Springsport können ambitionierte und erfahrene Eltern im Hintergrund schon mal gewisse Geldmittel ersetzen, dafür heißt das Gleitmittel hier "Beziehungen". Das betrifft ja auch die Pferdevermarktung/vermittlung. An einem Dressurkracher wollen sich in der Regel 3 bis 4 Personen gesund stoßen, und die einzige Leistung besteht in der Weitergabe einer Telefonnummer. Ich kenne Pferde, die kurz vor Körungen für sittenwidriges Geld den Besitzer gewechselt haben, um dann gekört auf der Auktion sechsstellige Beträge zu erbringen. Wo bleibt da der Anstand? Und auf wessen Kosten geht das alles? In Punkto Pferdekauf bedeutet das: nur noch von Privat oder am Besten direkt vom Züchter kaufen, denn die sind fast immer die Doofen. Und was den Reitsport in Deutschland angeht: wenn hier nicht in allernächster Zukunft nachdrücklich die Verfilzung bekämpft wird, muss die logische Folge sein, dass andere Länder links und rechts an uns vorbeiziehen. Aber das ist den Personen an den entscheidenden Stellen warscheinlich auch schon egal, denn die haben bis dahin ihr Schäfchen schon ins Trockene gebracht... Ihr müsst Euch also auch weiterhin selber fördern!
                      Dem ist relativ wenig hinzuzufügen. Reiten kostet Geld, der SPort ist ein Geschäft, an dem jeder mitverdienen will und den Eltern wird natürlich zu gerne das Geld aus der Tasche gezogen...

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                      • #12
                        Spitzensport ist generell teuer. zB. Schifahren - wenn es da in Österreich nicht eine so enorme Förderung von Klein auf geben würde, wären wir nicht da wo wir sportlich sind. Und da gibts auch keine Freunderlwirtschaft - entweder kannst was oder nicht.

                        Bei den Reitern ist das genaue Gegenteil der Fall!
                        Da wird man fast noch bestraft, wenn man Turniere gehen will mit den ganzen Gebühren und Voraussetzungen die man haben muss. Speziell in Tirol ist das echt ein Witz.
                        Wir haben fast keine Turniere mehr im Land - weil sich viele Vereine gar nicht mehr aussehen, solche Turniere kostendeckend durchzuführen. Sponsoren sind mittlerweile auch Mangelware.
                        Also wärs ja nicht so absurd mal über die Grenze zu schaun (Deutschland, Italien), weil das wäre weniger weit als bis OÖ oder NÖ oder SB (da gibts noch genug!). Aber da darf man dann Sonderlizenzen für Auslandsstart lösen. Sicher ist das jetzt nicht die Welt, aber € 35 für die Einverständniserklärung für Auslandsstart und dann nochmal je € 22,- pro Start.
                        Da hat man aber schon € 87 für Jahreslizenz, € 20,-- Turnierpferdelizenz und € 50,-- für Mitgliedsbeitrag bezahlt. (zusätzlich zu den Startgebühren beim Turnier selbst!)
                        Und wenn man mal nen offiziellen Spring- oder Dressurkurs besuchen will, darf man auch nochmal tief in die Tasche greifen. Aber meistens - weil so wenig Kurse - sind die im nu total ausgebucht.
                        Sicher sind das jetzt alles Peanuts im Vergleich was das ganze Reiten sonst kostet, aber es geht da ums Prinzip, find ich.
                        Kostet doch schon genug an Geld, Freizeit etc. wenn ich Turniere gehen will, was muss ich da jetzt noch dauernd zusätzlich bei jedem Furz an den Verband abliefern, von dem eigentlich gar nix retourkommt an Unterstützung.
                        Und von Freunderlwirtschaft - das ist ein mehrstimmiges Lied.
                        Das fängt schon bei der Berichterstattung in den Verbandszeitungen an. Da gibts Reiter, die sind mit jedem Schnurz-Platz riesengroß in der Zeitung und andere - die allerdings unter den Top 10 der Rangliste sind, hört man nix. Und ne Julia Kayser (die schon seit ewigen Zeiten in Deutschland trainiert) wird als unser internationales Aushängeschild gelobt. (übrigens: hab nix gegen Julia!!!!) Aber da müsste es dann bei gewissen Herrschaften mal klingeln, wenn die einzigen guten (ausser unseren alten Hasen!) jungen Reiter, gar nicht in Österreich sind.
                        Und "unsere" VIKI wird demnächst vermutlich in Oldenburg trainieren. Die Mama hat Vorwerk schon gekauft .... aber da wären wir ja wieder - da habn die Oldies ein paar Mark mehr Taschengeld für sowas und kaufen gleich ein ganzes Gestüt.
                        Zuletzt geändert von Gast; 06.02.2010, 21:09.

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                        • Ginella NB

                          #13
                          Zum Thema Talentförderung gibt es in der ST. Georg einen interessanten Artikel darüber, wie das in den Niederlanden gehandhabt wird.

                          Da brauchen wir uns nicht wundern, wenn die für die nächsten Jahre an olympiareifem Nachwuchs ausgesorgt haben.

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                          • Picadilly
                            • 08.11.2009
                            • 104

                            #14
                            @Ginella NB: Danke, den habe ich auch gelesen, wusste aber nicht mehr wo. Genauso wie oben mehrfach beschrieben, sehe ich das auch. Nicht genug damit, dass Reiten(lernen) ein äußerst zeitintensives Hobby ist, dem man bei einem Pferd mindestens 14 Wochenstunden widmen muss (was die Sache für Eltern/Partner nicht unbedingt attraktiver macht, es sei denn, sie kommen aus der Reiterszene...), ist es leider auch sehr kostenintensiv. Das ist für die Laien-Eltern des hoffnungsvollen Nachwuchses ohnehin sehr schockierend. Irgendwie fehlen auch zunehmend die Argumente, warum sie erst mal für minimal 20000 €uronen ein Pferd, für 5000 einen Hänger, für 3000 Equipment, für 25000 ein Zugfahrzeug anschaffen sollen, damit dann mit weiteren wenigstens 6000€ pro Jahr die Grundvoraussetzungen für einen Einstieg ins Turniergeschehen gelegt sind. Mit dem selben zeitlichen Aufwand sowie 100 Euro für einen High-Tech-Badeanzug kann man ebenfalls schöne regionale Ergebnisse erzielen.

                            Muss allerdings auch sagen, dass ich durchaus auch Leute kenne, die ihre Pferde langfristig zur Verfügung stellen wollten bzw. das getan haben; auch da gibt es allerdings Licht und Schatten. Es wollen ja immer beide was davon haben, und leider beweist sich auch oft der Spruch: was nix kostet, ist nichts wert. Und die Bereitschaft (= Notwendigkeit), sich mit einem eigenen Pferd aus einem Jammertal emporzuarbeiten ist nunmal eher da, als bei einem zur Verfügung gestellten. Da ist man dann schnell bereit, das Problem mitsamt dem Pferd aus der Welt zu schaffen. Ich denke, das gegenwärtige Dilemma ist eine komplizierte Mischung aus Ungeduld, Anspruchsdenken, Geldgier und kurzfristigem Denken. Nachhaltigkeit, das Zauberwort aus jeder Firmenphilosophie, müsste in der Pferdeszene mehr Bedeutung erlangen.

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                            • marzipana
                              • 14.11.2009
                              • 94

                              #15
                              Zitat von Picadilly Beitrag anzeigen
                              Ich denke, das gegenwärtige Dilemma ist eine komplizierte Mischung aus Ungeduld, Anspruchsdenken, Geldgier und kurzfristigem Denken. Nachhaltigkeit, das Zauberwort aus jeder Firmenphilosophie, müsste in der Pferdeszene mehr Bedeutung erlangen.
                              Sehr klar und scharf und schön formuliert - ich stimme 100% zu. Wenn man dann noch bedenkt, dass die meisten Kinder im Vergleich zu früher wesentlich länger Unterricht haben, alle mindestens ein halbes Jahr ins Ausland gehen sollten, ihr Studium (incl. diverser Auslandspraktika) in Rekordzeit durchziehen sollten ,damit sie mit 23 im Job voll durchstarten können, gibt es noch ein weiteres Problem für den Reitnachwuchs:

                              Es gibt immer weniger Eltern (zumal bei den betuchten, die ihren Kindern beste Startchancen ermöglichen können/wollen), die den zeitlichen Aufwand nicht goutieren, der nun mal vonnöten ist, wenn man a) überhaupt ein/zwei/beliebig viele Pferde hat und b) einen gewissen sportlichen Ehrgeiz hat. Glaubt mir, denn ich stehe in einem Stall mit Kindern mit gigantisch teuren Pferden: Bei allem Geld der Welt ist es kaum möglich, das Pferd über die Woche (oder gleich mehrere, denn die Kinder gehen selbstverständlich teilweise ins Internat, da sie auf heimischen Gymnasien nicht reüssierten) ausschliesslich von einem sehr guten Profi reiten zu lassen und dann an den wenigen, zur Verfügung stehenden Wochenenden gleich in den Juniorenkader durchzumarschieren.

                              Einerseits eine tröstliche Erkenntnis. Andererseits: Was für eine Verschwendung schon hier an Talenten - und ich meine hier die talentierten Pferde, die mit engagierten Reitern wunderbare Erfolge feiern könnten! Aber wo was ändern?
                              Piccadilly hat einen Knackpunkt genannt: Wer ein gutes, bereits erfolgreiches Pferd kaufen will, wird sich mit der Finanzierbarkeit schwer tun, sofern er nicht auf jede Menge ererbtes Geld zugreifen kann. Nicht weil die Pferde unbedingt so viel wert sind (gibt ja keine Shcwacke-Liste für gebrauchte Pferde, oder?), sondern weil dann SOFORT und mit mehr als 100%iger Gewissheit sofort 3-5 Vermittler wie die Aasgeier dazwischen hängen. Da kann der Grundpreis schnell mal um 5 - 25tsd Euro steigen. Der absolute Knaller ist mir selber (fast) passiert. Pferd wurde mir über Vermittler für 200.000 angeboten. Da ich ein misstrauischer Mensch bin und DER Preis zu sehr nach Fantastillionen klang, habe ich bei dem Stall über ein Freundin direkt nach dem Pferd fragen lassen. Der wollte "nur" 25.000 dafür haben. Habe übrigens vom Kauf Abstand genommen, aber beide Beteiligten über meinen neuen Kenntnisstand in der Angelegenheit in deutlichen Worten informiert... Filz, wohin man schaut! Ich glaube, ich eröffne mal ein neues Thema zu "Provisionserfahrungen"!

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                              • Rosinante
                                PREMIUM-Mitglied
                                • 06.08.2009
                                • 978

                                #16
                                Hmmm, man könnte ja auch der Deutschen Sporthilfe den Artikel zukommen lassen und um Stellungnahme bitten...

                                Kommentar

                                • Picadilly
                                  • 08.11.2009
                                  • 104

                                  #17
                                  @marzipana: sehr gut erkannt...zumal die Eltern, die in der Regel das nötige Startkapital für diesen teuren Sport bereitstellen könnten, eher nicht geneigt sind, das auch zu tun. Denn es gibt immer noch jemanden mit mehr Geld, und die Bereitschaft, sich/seine Sprößlinge entsprechend zu quälen, sinkt in unserer Spaßgesellschaft doch erheblich. Insofern sehe ich momentan diese beiden Gruppen: Gruppe 1 hat genügend Kapital zur Verfügung, der erforderliche Einsatz ermöglicht aber ad hoc nicht die gewünschten Erfolge (böderweise gilt ja irgendwie immer noch: reiten lernt man nur durch reiten/ohne Fleiß kein Preis), Gruppe 2 hat Idealismus, aber weniger Geld, bisweilen klassenkampfartig verklärt von der Idee, dass Talent ausreichen sollte...

                                  Dann gibt es noch diverse Mischformen: Viel Kapital, trotzdem die Idee, dass Andere (Züchter???!!!) ein idealistisches Sportsponsoring betreiben sollten; Viel Kapital und die Ansicht, dass ein Ebay-Sattel für 150 Euronen als Eigenleistung wohl genügen müssten; wenig Kapital und die Totalüberschätzung der Fähigkeiten des eigenen Nachwuchses...etc... Alle Facetten sind eigentlich vorhanden.

                                  Die Erfahrung zeigt eher, dass die fraglichen Nachwuchsreiter über eine gesunde Mischung verfügen müssen, um Erfolg zu haben: Bissl Kapital muss sein, aber zuviel macht zu satt und verleitet zu dem Schluss, dass man alles kaufen kann; das ist im Sport nicht der Fall, nicht mal im Reitsport! Etwas Talent muss vorhanden sein, aber wenn es nur Talent ist, dann fehlt im Ernstfall der Elan, auftretende Probleme aktiv anzugehen; gesunder Ehrgeiz muss vorhanden sein, aber wenn er zur unrealistischen Selbsteinschätzung verleitet, kann er auch hinderlich sein.
                                  Es ist relativ leicht, sich darauf zurückzuziehen, dass die anderen Mädels eben reiche Eltern haben... Das ist sicher AUCH wahr, aber der Druck, der davon ausgeht, wird gerne ausgeblendet. Wenn ich an manche sicherlich wohlhabende Ponyreiterin denke, die zwar alle Möglichkeiten bekommt, aber dann auch (im sehr negativen Sinne) an diesen Möglichkeiten gemessen wird, kann ich nur sagen: Hut ab vor einer 15jährigen, die in solchem Moment nicht das Handtuch schmeißt, sondern weiter macht. Und eben diese Eigenschaft ist eben nicht zu kaufen!

                                  Das schnelle Geld mit Provisionen ist leider auch Teil des Dilemmas. Wenn schon mal Eltern auftauchen, die den Anschein erwecken, dass sie den Eintritt zahlen könnten, dann wird denen häufig auch der letzte mögliche Cent aus der Tasche gezogen. Jedenfalls, wenn sie keine Fachleute sind. Es ist durchaus möglich, Jugendliche in die Kader zu bringen, ohne sechsstellige Summen zu löhnen. Wenn allerdings die Entscheidungsträger zentral seit Jahrzehnten die selben sind, muss es ja zu Verfilzung kommen, das müssten ja ansosten Heilige sein! Insofern halte ich die dezentrale bayerische Idee mit Regionalkadern für einen sehr demokratischen Ansatz. Je mehr Instanzen zwischengeschaltet sind, desto homogener wird die davon ausgewählte "Elite" sein.

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                                  • Furioso-Fan
                                    • 12.08.2004
                                    • 10945

                                    #18
                                    Regionalkader haben wir doch.
                                    Ich habe das von außen mal über einige Jahre betrachtet, wir standen mit einer Kaderfamily auf dem Hof, auch gutes persönliches Verhältnis mit ein bischen Einblick. Ohne die sechststelligen Summen lief da garnichts, denn es müssen mindestens 2-3 Pferde in gleicher Qualität konstant durchlaufen, um zumindest in unserem Bundesland die Kaderzugehörigkeit zu halten. Ich will da nicht zuviel aus dem Nähkästchen plaudern, aber wenn schon eine wohlhabende Familie an den Rand der finanziellen Leistungsfähigkeit gerät, ist das Vergnügen Nachwuchsförderung irgendwie leicht zweifelhaft.
                                    Außerdem, und das sage ich jetzt mit einem gewissen klassenkämpferischen Impetus, der Charakterbildung meines (GsD nicht vorhandenen) Kindes ist Nachwuchsförderung in dieser Spielart nicht gerade förderlich. Ex und hopp bei den Pferden, Ausrichtung des Lebens primär auf Wettkampf und Ellbogenmentalität, um oben mitzureiten und den Kader zu halten. Wenn das dann in der Folge dazu führt, daß sich die Kaderdamen öffentlich buchstäblich in die Haare kriegen bei Bewertungen und Meisterschaften - ich kann jede Eltern verstehen, die so einen Nachwuchs nicht haben möchten.

                                    Der nächste Punkt, und das ist Nachwuchsförderung auf ganz kleinem Maß, ist die Tatsache, daß mögliche Sponsoren, die Nachwuchs mit weniger guten Pferden unterstützen, da ebenfalls ohne Rücksicht auf Familie und eigene Interessen mitziehen müssen. Mein Reitmädel war mal angedacht, in die Fördergruppe (mit meinen Pferden) zu kommen; das hätte gehießen, 2-3 x die Woche Training da, Training dort, Lehrgang bei Person X und Person Y an bestimmten festen Terminen. Mal abgesehen davon, daß mein privatleben und mein Reiterleben dem hätten geopfert werden müssen, was ich aus Idealismus vielleicht noch getan hätte - aber bei wem meine Pferde trainiert werden, bestimme ich selbst. Und Hauen-Ziehen-Stechen und "Schnall dem Bock das Maul zu und hau die Sporen rein" als reiterliche Anweisung eines Kadertrainers bei verweigerten Wechseln waren nicht dazu angetan, diese Sorte der Nachwuchsförderung meinerseits mitzutragen.

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                                    • Mondnacht
                                      • 01.12.2009
                                      • 2470

                                      #19
                                      Es ist ja nicht nur die Talentförderung der Ponyreiter schwierig. Bei Ponys bin ich persönlich immer etwas zwiegespalten. Ich weiß nicht genau, ob es gut ist, so junge Menschen schon so auf Leistung reiten zu lassen. Habe da immer das Bild der ergeizigen und keifenden Mutter am Abreiteplatz vor Augen... Und gehört zum Reiten lernen nicht auch mal, wie verrückt über ein Feld zu jagen oder mit dem Pferd schwimmen zu gehen??? Das macht man nur wenn man ganz jung ist.

                                      Schwierig wird es auch für jüngere Reiter, die über 21 sind und auf die plötzlich keiner mehr so genau guckt. Ich glaube aber, das es jetzt eine Serie für U 25 im Springen geben soll. Zumindest in Schleswig- Holstein. Vielleicht gibt es für die Altersklasse dann ja doch Leute, die ihre Pferde zur Verfügung stellen. In dem Alter weiß man ja auch so langsam, was man will und kann das vielleicht auch schätzen, wenn man ein Pferd bekommt.

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                                      • marzipana
                                        • 14.11.2009
                                        • 94

                                        #20
                                        Zitat von marzipana Beitrag anzeigen
                                        Ich glaube, ich eröffne mal ein neues Thema zu "Provisionserfahrungen"!
                                        Mache ich jetzt wirklich und freue mich schon jetzt auf eure Erlebnisse!

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