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ich hatte selber gar nicht geplant nach aachen zu fahren weil ich mir den stress nicht antun wollte. dann bekam ich eine nette einladung für die grosse tribüne im springstadion und dachte, hmmmmm... das kostet trotz allem noch ne halbe tankfüllung sprit und viel geld... aber wann hat man schon mal die gelegenheit den sonntag in aachen von der tribüne mitzuerleben?
da begräbt man den schnöden mammon gern.
also habe ich mich auf den weg gemacht und hatte die gelegenheit, den grossen preis life zu erleben. und ich muss sagen:
es war atemberauend. nicht nur für pferdeleute. meine gastgeber haben mit pferden nichts zu tun und doch haben sie mitgezittert, allesamt mit 50tausend anderen, als janne und luziana diniz die letzten beiden runden im zweiten umlauf drehten und alle hatten feuchte hände. jeder sprung war spannung pur und erschrockenes aufschreien, unterdrücktes stöhnen aus wenigen kehlen wenn ein sprung brenzlig aussah und man es einfach nicht mehr aushielt wurde prompt mit "schschschscht!" aus fünzigtausend kehlen quittiert - spannung pur. man war gefangen. alle haben mitgezittert und gejubelt und hatten tränen in den augen als luziana so formidabel bis zum letzten oxer null war und wirklich jeder hätte es ihr gewünscht, diese runde mit null zu beenden und in einem stechen mit janne kopf an kopf um den sieg reiten zu dürfen. einfach weil sie bis zur letzten sekunden allerfeinsten reitsport auf höchstem niveau geboten hat und 50.000 zuschauer in jeder phase ihres körpers gute siebzig sekunden mit den beiden amazonen mitgezittert haben - und beide hatten die herzen der zuschauer auf ihrer seite.
als luziana sich nach dem letzten sprung traurig enttäuscht die hände vors gesicht hielt und sicherlich ein paar tränen weinte schluchzten sicher 50.000 zuschauer mit ihr - und das hatte nichts damit zu tun dass man es janne nicht gegönnt hätte.
es hatte alles damit zu tun dass hier zwei gleichwertig sympathische amazonen allerfeinsten sport auf ihren pferden geboten hatten und beide paare hätten den sieg nach diesem sportlichen wettkampf aufs ehrlichste verdient.
emotionaler höhepunkt eines grossen preises wie man ihn nur ganz selten sieht und wie man das drehbuch dazu besser nicht hätte schreiben können.
und wenn ich am tag danach durch die gazetten surfe dann steht da nichts von diesem formidablen sportlichen zweikampf zweier sensationeller und darüberhinaus überaus sympathischer amazonen zu lesen. gefeiert werden lediglich die sieger und natürlich totilas. der zur abschliessenden siegerehrung der kür nichteinmal mehr auf dem hauptplatz erschien. das kostbare pferd könnte sich verletzen.
nun ja.
leben ist eben immer lebensgefährlich.
die frage ist was man daraus macht.
risiken sind kalkulierbar, wertschätzung nicht.
die verdient man sich oder eben nicht.
und vor allem weiss man sie zu schätzen.
eine frage des anstands und der ehrerbietung.
da fragt man sich in der tat was hier eigentlich gefeiert wird?
der sport oder der kommerz?
und so gab es an diesem tag nach meinem empfinden in der soers zwei ganz grosse verlierer:
luziana diniz und MAR.
die erste weil sie im sportlichsten aller wettkämpfe mit ihrem pferd bis zur letzen sekunde alles gegeben hat und am letzten sprung alles zu verlor.
der zweite weil er beginnt respekt zu verlieren.
der grösste aller verluste.
und da kann er selber wahrscheinlich noch nichteinmal etwas dazu weil er selber nur ein kleines rädchen in einer perfekt gemachten kommerziellen inszenierung ist.
armer MAR.
aachen ist in der tat emotionen pur - der abschied von shutterfly ging unter die haut, auch wenn man nicht ausgesprochener fan einer MMB war oder mit dem reitsport an sich nichts zu tun hat. verstohlener blick nach rechts und links:
überall tränen, selbst bei den gestanden herren.
das erlebt man nicht alle tage.
mittlerweile hatten die ränge sich ein wenig gelichtet,aber wo verbeugen sich schon noch 40tausend verbliebene zuschauer vor einem pferd, ohne dass man sie überhaupt dazu auffordert?
das hat mit respekt und anerkennung und wertschätzung zu tun.
sportlichkeit eben. schade dass der deutsche sprachgebrauch dem englischen "horsemanship" nichts entprechendes entgegenzusetzen hat.
das war gelebtes horsemanship.
auch für nicht-pferdeleute.
wertschätzung und hochachtung, die unter die haut gehen.
und gerade eben finde ich dann diesen artikel - gewohnt zynisch aus der feder dieses autors, aber irgendwie eben doch den nagel auf den kopf treffend.
beim anschliessenden abschied der nationen waren einige der weniger kommerziell bedachten nationen nur durch gespannfahrer vertreten. und als nur noch die letzten beiden viererzüge in der bahn waren standen immer noch 40tausend zuschauer aufrecht in den rängen und wurden nicht müde zum takt des "muss i denn" ihre tüchlein zu schwenken. für einen kurzen moment fragt man sich ob man noch ganz richtig im kopf ist als erwachsener mensch, mittlerweile durchgefroren und in der tat müde, stehend ein taschentuch zum takt der musik zu schwenken... aber es war wirklich nur ein kurzer moment. die frage beantwortet sich von selbst. einfach weil es sich gut anfühlte. wirgefühl. sportlichkeit. gelebtes horsemanship eben. und dann setzte der erste 4erzug mit karacho und völlig ungeplant zu einem rasanten spurt durch das grosse wasser an - jubel auf den tribünen brandete auf und war unbeschreiblich als der zweite 4erzug sich ebenso nicht lange bitten liess, 40tausend zuschauer hatten mühe bei dem frenetischen jubel nicht aus dem takt des "muss i denn" zu kommen, sie meisterten es mit bravour. zwei, drei weitere rasante karachofahrten durch das wasser waren die folge ohne dass jemand "zugabe" schrie - das hätte nun wahrlich nicht in den takt des liedchen gepasst - und die tüchlein gaben den takt noch immer unbeirrt und fröhlich vor. weil es gut war. und die mit sicherheit an schnödem geld weniger reichen gespannfahrer (im vergleich zu anderen gefeierten siegern) hatten ihre helle freude, einfach weil die zuschauer ihre helle freude daran hatten - tatsächlich:
man kann sich gemeinsam freuen.
und es kostet gar nichts und ist dennoch unbezahlbar.
gemeinsam mit 40tausend leuten so etwas empfinden.
emotionen pur eben, und ja, wir SIND deutschland, und das nicht nur zur siegerehrung für janne, als niemand sich schmämte die nationalhymne laut (und falsch) mitzusingen und auch dabei reichlich tränen flossen.
und wenn es so richtig unter die haut geht, dann muss es wohl gut sein.
weil ehrlich verdient eben immer gut ist und von herzen gegönnt wird. egal wem. horsemanship ist nationenübergreifend.
verdienter sieg ist gegönnt und berauscht alle beteiligten.
und das muss dann wohl der wesentliche unterschied zu dem gewesen sein, was an dem tag im dressurstadion vor sich gegangen ist - jedenfalls wenn man den gazetten glauben darf. gegönnt hätte man es wohl einem steffen peters.
gesiegt hat der kommerz.
recht hat er, dieser artikelschreiber.
bleibt zu hoffen dass MAR dieses gefühl auch einmal kennenlernen durfte in seinem leben. zu einer zeit vielleicht, als er noch nicht zum kommerzienesel der nation erhoben wurde.
weil es wohl das einzige auf der welt ist, das man eben für geld nicht kaufen kann:
wenn emotionen so richtig unter die haut gehen und uneingeschränkte freude eines riesen publikums einem dieses mächtige wir-gefühl beschert, und das herz schlägt einem bis zum halse.
das sind die momente, da weiss man:
dafür lebt man.
danke luziana.
danke janne.
www.muensterland-pferde.de
ich hatte selber gar nicht geplant nach aachen zu fahren weil ich mir den stress nicht antun wollte. dann bekam ich eine nette einladung für die grosse tribüne im springstadion und dachte, hmmmmm... das kostet trotz allem noch ne halbe tankfüllung sprit und viel geld... aber wann hat man schon mal die gelegenheit den sonntag in aachen von der tribüne mitzuerleben?
da begräbt man den schnöden mammon gern.
also habe ich mich auf den weg gemacht und hatte die gelegenheit, den grossen preis life zu erleben. und ich muss sagen:
es war atemberauend. nicht nur für pferdeleute. meine gastgeber haben mit pferden nichts zu tun und doch haben sie mitgezittert, allesamt mit 50tausend anderen, als janne und luziana diniz die letzten beiden runden im zweiten umlauf drehten und alle hatten feuchte hände. jeder sprung war spannung pur und erschrockenes aufschreien, unterdrücktes stöhnen aus wenigen kehlen wenn ein sprung brenzlig aussah und man es einfach nicht mehr aushielt wurde prompt mit "schschschscht!" aus fünzigtausend kehlen quittiert - spannung pur. man war gefangen. alle haben mitgezittert und gejubelt und hatten tränen in den augen als luziana so formidabel bis zum letzten oxer null war und wirklich jeder hätte es ihr gewünscht, diese runde mit null zu beenden und in einem stechen mit janne kopf an kopf um den sieg reiten zu dürfen. einfach weil sie bis zur letzten sekunden allerfeinsten reitsport auf höchstem niveau geboten hat und 50.000 zuschauer in jeder phase ihres körpers gute siebzig sekunden mit den beiden amazonen mitgezittert haben - und beide hatten die herzen der zuschauer auf ihrer seite.
als luziana sich nach dem letzten sprung traurig enttäuscht die hände vors gesicht hielt und sicherlich ein paar tränen weinte schluchzten sicher 50.000 zuschauer mit ihr - und das hatte nichts damit zu tun dass man es janne nicht gegönnt hätte.
es hatte alles damit zu tun dass hier zwei gleichwertig sympathische amazonen allerfeinsten sport auf ihren pferden geboten hatten und beide paare hätten den sieg nach diesem sportlichen wettkampf aufs ehrlichste verdient.
emotionaler höhepunkt eines grossen preises wie man ihn nur ganz selten sieht und wie man das drehbuch dazu besser nicht hätte schreiben können.
und wenn ich am tag danach durch die gazetten surfe dann steht da nichts von diesem formidablen sportlichen zweikampf zweier sensationeller und darüberhinaus überaus sympathischer amazonen zu lesen. gefeiert werden lediglich die sieger und natürlich totilas. der zur abschliessenden siegerehrung der kür nichteinmal mehr auf dem hauptplatz erschien. das kostbare pferd könnte sich verletzen.
nun ja.
leben ist eben immer lebensgefährlich.
die frage ist was man daraus macht.
risiken sind kalkulierbar, wertschätzung nicht.
die verdient man sich oder eben nicht.
und vor allem weiss man sie zu schätzen.
eine frage des anstands und der ehrerbietung.
da fragt man sich in der tat was hier eigentlich gefeiert wird?
der sport oder der kommerz?
und so gab es an diesem tag nach meinem empfinden in der soers zwei ganz grosse verlierer:
luziana diniz und MAR.
die erste weil sie im sportlichsten aller wettkämpfe mit ihrem pferd bis zur letzen sekunde alles gegeben hat und am letzten sprung alles zu verlor.
der zweite weil er beginnt respekt zu verlieren.
der grösste aller verluste.
und da kann er selber wahrscheinlich noch nichteinmal etwas dazu weil er selber nur ein kleines rädchen in einer perfekt gemachten kommerziellen inszenierung ist.
armer MAR.
aachen ist in der tat emotionen pur - der abschied von shutterfly ging unter die haut, auch wenn man nicht ausgesprochener fan einer MMB war oder mit dem reitsport an sich nichts zu tun hat. verstohlener blick nach rechts und links:
überall tränen, selbst bei den gestanden herren.
das erlebt man nicht alle tage.
mittlerweile hatten die ränge sich ein wenig gelichtet,aber wo verbeugen sich schon noch 40tausend verbliebene zuschauer vor einem pferd, ohne dass man sie überhaupt dazu auffordert?
das hat mit respekt und anerkennung und wertschätzung zu tun.
sportlichkeit eben. schade dass der deutsche sprachgebrauch dem englischen "horsemanship" nichts entprechendes entgegenzusetzen hat.
das war gelebtes horsemanship.
auch für nicht-pferdeleute.
wertschätzung und hochachtung, die unter die haut gehen.
und gerade eben finde ich dann diesen artikel - gewohnt zynisch aus der feder dieses autors, aber irgendwie eben doch den nagel auf den kopf treffend.
beim anschliessenden abschied der nationen waren einige der weniger kommerziell bedachten nationen nur durch gespannfahrer vertreten. und als nur noch die letzten beiden viererzüge in der bahn waren standen immer noch 40tausend zuschauer aufrecht in den rängen und wurden nicht müde zum takt des "muss i denn" ihre tüchlein zu schwenken. für einen kurzen moment fragt man sich ob man noch ganz richtig im kopf ist als erwachsener mensch, mittlerweile durchgefroren und in der tat müde, stehend ein taschentuch zum takt der musik zu schwenken... aber es war wirklich nur ein kurzer moment. die frage beantwortet sich von selbst. einfach weil es sich gut anfühlte. wirgefühl. sportlichkeit. gelebtes horsemanship eben. und dann setzte der erste 4erzug mit karacho und völlig ungeplant zu einem rasanten spurt durch das grosse wasser an - jubel auf den tribünen brandete auf und war unbeschreiblich als der zweite 4erzug sich ebenso nicht lange bitten liess, 40tausend zuschauer hatten mühe bei dem frenetischen jubel nicht aus dem takt des "muss i denn" zu kommen, sie meisterten es mit bravour. zwei, drei weitere rasante karachofahrten durch das wasser waren die folge ohne dass jemand "zugabe" schrie - das hätte nun wahrlich nicht in den takt des liedchen gepasst - und die tüchlein gaben den takt noch immer unbeirrt und fröhlich vor. weil es gut war. und die mit sicherheit an schnödem geld weniger reichen gespannfahrer (im vergleich zu anderen gefeierten siegern) hatten ihre helle freude, einfach weil die zuschauer ihre helle freude daran hatten - tatsächlich:
man kann sich gemeinsam freuen.
und es kostet gar nichts und ist dennoch unbezahlbar.
gemeinsam mit 40tausend leuten so etwas empfinden.
emotionen pur eben, und ja, wir SIND deutschland, und das nicht nur zur siegerehrung für janne, als niemand sich schmämte die nationalhymne laut (und falsch) mitzusingen und auch dabei reichlich tränen flossen.
und wenn es so richtig unter die haut geht, dann muss es wohl gut sein.
weil ehrlich verdient eben immer gut ist und von herzen gegönnt wird. egal wem. horsemanship ist nationenübergreifend.
verdienter sieg ist gegönnt und berauscht alle beteiligten.
und das muss dann wohl der wesentliche unterschied zu dem gewesen sein, was an dem tag im dressurstadion vor sich gegangen ist - jedenfalls wenn man den gazetten glauben darf. gegönnt hätte man es wohl einem steffen peters.
gesiegt hat der kommerz.
recht hat er, dieser artikelschreiber.
bleibt zu hoffen dass MAR dieses gefühl auch einmal kennenlernen durfte in seinem leben. zu einer zeit vielleicht, als er noch nicht zum kommerzienesel der nation erhoben wurde.
weil es wohl das einzige auf der welt ist, das man eben für geld nicht kaufen kann:
wenn emotionen so richtig unter die haut gehen und uneingeschränkte freude eines riesen publikums einem dieses mächtige wir-gefühl beschert, und das herz schlägt einem bis zum halse.
das sind die momente, da weiss man:
dafür lebt man.
danke luziana.
danke janne.
www.muensterland-pferde.de
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