Mir ist bei Aufräumarbeiten der Katalog der Körung 1995 in die Hände gefallen. Es war das Jahr, in dem Stakkato vorgestellt wurde und als Geheimtipp ins 1. Celler Lot gehievt wurden. Damals waren wir als seine „Schlachtenbummler“ vor Ort.
Vergleicht man Struktur und Aufbau der Kollektion mit der von 2018, dann dokumentiert der Vergleich den völligen Niedergang der Körung als repräsentative und richtungsweisende Veranstaltung für die Sportpferdezucht. Dazwischen liegen 23 Jahre Entwicklung – also etwa 2 Pferdegenerationen, in denen sich die Hinwendung der Veranstaltung von züchterischen Zielen zur reinen Marktorientierung gewandelt hat:
Nur einige markante (Fehl-)Entwicklungen:
Der Anteil der Springhengste betrug 1995 noch 45%(=48). Heute sind es noch 29% (29) – vor 5 Jahren waren es noch 35%(38). Der internationale Sportpferdebestand FEI besteht zu 92% aus Spring- und Vielseitigkeitspferden – eine klare Fehlentwicklung der Zucht am Sportpferemarkt vorbei. Die Kollegen aus B, NL und F dürften dankbar sein.
Die Pedigrees der Springhengste mündeten 1995 fast durchgängig in hocherfolgreichen hann. Sportstämmen, die man schon an der Generationenfolge erkannte. Die 29 Kandidaten 2018 bestehen zu 40% aus bedeutungslosen Stutenstämmen und „Importen“ anderer Verbände. In der ersten Generation einige „Welthengste“. Das weckt Begehrlichkeiten bei den Käufern. ABER: WO ist das hann. Springpferdeprogramm ? 2018 wurden 775 gedeckte Stuten in der Broschüre gelistet, durchweg auf Basis der erfolgreichen hann. Springstämme. Man fragt sich 2018 – Wo sind die Nachkommen aus den noch aktiven Stutenlinien der Steingilde, Fairness, Jolante und Co bei der Körung ? Das Springpferdeprogramm schrumpft permanent – irgendwann ist die kritische Masse so klein, dass man die Reste in einen anderen Verband transferieren sollte, damit sie dort unter besseren Rahmenbedingungen weiterleben. (OS ?)
Die Sporterfolge in der direkten Mutterlinie – in 2018 bei den Dressurhengsten ein einziger Offenbarungseid. 1995 waren die „Konten“ aller Mutterlinien noch prall gefüllt. Hier dokumentiert sich das „kaputtzüchten“ der ehemaligen Leistungsstämme mit reinem Dressurblut. In der Regel findet man in der 1. Und 2. Generation der Mütter wenig Sportliches. In der 3. Generation – da wo man noch eng an der alten hann. Springgenetik war – findet man dann sehr viel mehr aus den 70iger/80iger Jahren. Aber wie soll es anders sein, bei einer Überproduktion für eine Disziplin ? Weniger als ein Drittel der Dressurfohlen sehen später einmal einen Turnierplatz – Der Ruf der hann. (und auch OL-) Dressurpferdezucht resultiert aus Masse und nicht aus Klasse. Kleine Populationen – wie die Dänen sind da inzwischen weitaus effektiver.
Der Anteil der Nachkommen Celler Landbeschäler ist von fast 60% in 1995 auf nur noch 16% (16) in 2018 zurückgegangen. Diese Entwicklung steht im krassen Gegensatz zum Anteil an den Bedeckungen des LG (ca.40%). Bei den Reitpferdeauktionen bis zur Elite kann man 40% der Landbeschälter-Nachkommen noch nachvollziehen – bei Fohlenauktionen und Hauptkörung dann nicht mehr. Wo liegen die Gründe ? Ich denke, Hengstaufzüchter und Verbände segeln allzu gern im Windschatten des Junghengst- getriebenen Marketings der Hengsthalter mit gefakten Preisen, Stützungskäufen, knalligen Vorstellungen der ungeprüften Youngster usw. usw. Mit Zucht und Qualität hat diese Entwicklung nichts zu tun, sondern mit reiner Kommerzialisierung.
Andererseits ist Celle auf dem Hengstmarkt in Verden kaum noch aktiv. Von den jüngeren Beschälern waren 2018 insgesamt 13 beim BC startberechtigt. Das ist gut – wird aber von den Züchtern nicht honoriert. Nur einer davon kam auch vom Verdener Markt. (Dohnanyi). Sechs kommen aus Hunnesrück und 6 von anderen Körplätzen. Ob die veränderten politischen Verhältnisse im niedersächsischen Landwirtschaftsministerium und die damit wohl wieder üppigeren finanziellen Mittel zu einer Änderung führen, bleibt abzuwarten. Zu hoffen ist, dass Dr. Brockmann die allgemeine Fehlentwicklung mit diesen Mitteln nicht unterstützt, sondern über das „System Hunnesrück“ sein eigenes Label weiter ausbaut. Dort findet man in den Nachzuchtjahrgängen die guten, alten hann. Stämme – Körung dieser Nachkommen erfolgt erst nach reiterlicher Bewährung – so wie wir uns das eigentlich alle wünschen……..
Der größte Irrtum der hannoveraner Zuchtgeschichte wird durch den Vergleich 1995 zu 2018 ebenfalls eindrucksvoll dokumentiert: Die W-Linie. Weltmeyer &co machten 1995 in der 1. Und 2. Generation 40% der Dressurhengste aus. 2018 waren es bei den VORGESTELLTEN Hengsten 0% in der ersten Generation, 10% in der 2. Und 26% in der 3. Generation. Von den ANGENOMMENEN 70 Hengsten haben nur 2 W-Blut auf der Mutterseite !! Das ist kein üblicher Wechsel von Blutlinien, sondern ist ein Ausradieren ungewünschter Gene. Man sollte endlich aufhören, sich mit den positiven Merkmalen, wie starker Rücken und aktivem Hinterbein zu trösten. Wenn der starke Rücken gegen den Reiter arbeitet und die Hinterbeine nicht durch eine leistungsbereite Schaltzentrale zwischen den ohren gesteuert werden, dann ist kein Zuchtfortschritt für ein Sportpferd vorhanden. Und diese dominanten Merkmale „steigen auch über die Mütter immer mal wieder aus dem Bus“. Daran ändert der Weltmeyer-Brunnen im LG nichts und auch nicht die x-fach im Hannoverschen Blatt aufgewärmte Geschichte des Meyer-Hofes. Die Reiterwelt hat ihr vernichtendes Urteil schon lange gefällt. Hunderte von Spring-Gen basierten Leistungslinien wurden durch W-Blut versaut und im Ergebnis steht für über 12000 Nachkommen der W-Linie eine sehr dünne sportliche Bilanz. Es wäre an der Zeit, hier kritische Rückschau zu halten, den Züchtern den Spiegel vorzuhalten , damit sich solche Fehlentwicklungen nicht wiederholen. WM war der erste wirklich bedeutende „Modehengst“…
Wenn nichts passiert und man die Entwicklung 1995:2018 fortschreibt, dann…..
…gibt es in 15 Jahren keine Hannoveraner Springpferdezucht mehr.
…ist Hann die Dressurpferdezucht in 10 Jahren endgültig an Merkmalen und Idealen orientiert, die wir von Hackney’s, Pre’s und Friesen kennen. Spektakel für den gehobenen Freizeitreiter.
…ist in 10 Jahren das LG Celle als Hengsthalter nicht mehr wahrnehmbar und nur noch Museum.
….unterliegt die Zucht in 5 Jahren so schnellen Generationswechseln, dass es sich kaum lohnt, sich mit ihrer Vererbung für den Sportpferdemarkt auseinanderzusetzen. Interieur und Härte sind bei den Hengsten nicht mehr nachhaltbar – dazu braucht man mind. 8 jahre. Nach 3 Jahren sind die meisten ausrangiert. Nicht in Generationen denken, sondern auf die nächste Welle springen ist angesagt.
Wenn nicht passiert ….. aber passiert was ? Ich glaube nicht.
Vergleicht man Struktur und Aufbau der Kollektion mit der von 2018, dann dokumentiert der Vergleich den völligen Niedergang der Körung als repräsentative und richtungsweisende Veranstaltung für die Sportpferdezucht. Dazwischen liegen 23 Jahre Entwicklung – also etwa 2 Pferdegenerationen, in denen sich die Hinwendung der Veranstaltung von züchterischen Zielen zur reinen Marktorientierung gewandelt hat:
Nur einige markante (Fehl-)Entwicklungen:
Der Anteil der Springhengste betrug 1995 noch 45%(=48). Heute sind es noch 29% (29) – vor 5 Jahren waren es noch 35%(38). Der internationale Sportpferdebestand FEI besteht zu 92% aus Spring- und Vielseitigkeitspferden – eine klare Fehlentwicklung der Zucht am Sportpferemarkt vorbei. Die Kollegen aus B, NL und F dürften dankbar sein.
Die Pedigrees der Springhengste mündeten 1995 fast durchgängig in hocherfolgreichen hann. Sportstämmen, die man schon an der Generationenfolge erkannte. Die 29 Kandidaten 2018 bestehen zu 40% aus bedeutungslosen Stutenstämmen und „Importen“ anderer Verbände. In der ersten Generation einige „Welthengste“. Das weckt Begehrlichkeiten bei den Käufern. ABER: WO ist das hann. Springpferdeprogramm ? 2018 wurden 775 gedeckte Stuten in der Broschüre gelistet, durchweg auf Basis der erfolgreichen hann. Springstämme. Man fragt sich 2018 – Wo sind die Nachkommen aus den noch aktiven Stutenlinien der Steingilde, Fairness, Jolante und Co bei der Körung ? Das Springpferdeprogramm schrumpft permanent – irgendwann ist die kritische Masse so klein, dass man die Reste in einen anderen Verband transferieren sollte, damit sie dort unter besseren Rahmenbedingungen weiterleben. (OS ?)
Die Sporterfolge in der direkten Mutterlinie – in 2018 bei den Dressurhengsten ein einziger Offenbarungseid. 1995 waren die „Konten“ aller Mutterlinien noch prall gefüllt. Hier dokumentiert sich das „kaputtzüchten“ der ehemaligen Leistungsstämme mit reinem Dressurblut. In der Regel findet man in der 1. Und 2. Generation der Mütter wenig Sportliches. In der 3. Generation – da wo man noch eng an der alten hann. Springgenetik war – findet man dann sehr viel mehr aus den 70iger/80iger Jahren. Aber wie soll es anders sein, bei einer Überproduktion für eine Disziplin ? Weniger als ein Drittel der Dressurfohlen sehen später einmal einen Turnierplatz – Der Ruf der hann. (und auch OL-) Dressurpferdezucht resultiert aus Masse und nicht aus Klasse. Kleine Populationen – wie die Dänen sind da inzwischen weitaus effektiver.
Der Anteil der Nachkommen Celler Landbeschäler ist von fast 60% in 1995 auf nur noch 16% (16) in 2018 zurückgegangen. Diese Entwicklung steht im krassen Gegensatz zum Anteil an den Bedeckungen des LG (ca.40%). Bei den Reitpferdeauktionen bis zur Elite kann man 40% der Landbeschälter-Nachkommen noch nachvollziehen – bei Fohlenauktionen und Hauptkörung dann nicht mehr. Wo liegen die Gründe ? Ich denke, Hengstaufzüchter und Verbände segeln allzu gern im Windschatten des Junghengst- getriebenen Marketings der Hengsthalter mit gefakten Preisen, Stützungskäufen, knalligen Vorstellungen der ungeprüften Youngster usw. usw. Mit Zucht und Qualität hat diese Entwicklung nichts zu tun, sondern mit reiner Kommerzialisierung.
Andererseits ist Celle auf dem Hengstmarkt in Verden kaum noch aktiv. Von den jüngeren Beschälern waren 2018 insgesamt 13 beim BC startberechtigt. Das ist gut – wird aber von den Züchtern nicht honoriert. Nur einer davon kam auch vom Verdener Markt. (Dohnanyi). Sechs kommen aus Hunnesrück und 6 von anderen Körplätzen. Ob die veränderten politischen Verhältnisse im niedersächsischen Landwirtschaftsministerium und die damit wohl wieder üppigeren finanziellen Mittel zu einer Änderung führen, bleibt abzuwarten. Zu hoffen ist, dass Dr. Brockmann die allgemeine Fehlentwicklung mit diesen Mitteln nicht unterstützt, sondern über das „System Hunnesrück“ sein eigenes Label weiter ausbaut. Dort findet man in den Nachzuchtjahrgängen die guten, alten hann. Stämme – Körung dieser Nachkommen erfolgt erst nach reiterlicher Bewährung – so wie wir uns das eigentlich alle wünschen……..
Der größte Irrtum der hannoveraner Zuchtgeschichte wird durch den Vergleich 1995 zu 2018 ebenfalls eindrucksvoll dokumentiert: Die W-Linie. Weltmeyer &co machten 1995 in der 1. Und 2. Generation 40% der Dressurhengste aus. 2018 waren es bei den VORGESTELLTEN Hengsten 0% in der ersten Generation, 10% in der 2. Und 26% in der 3. Generation. Von den ANGENOMMENEN 70 Hengsten haben nur 2 W-Blut auf der Mutterseite !! Das ist kein üblicher Wechsel von Blutlinien, sondern ist ein Ausradieren ungewünschter Gene. Man sollte endlich aufhören, sich mit den positiven Merkmalen, wie starker Rücken und aktivem Hinterbein zu trösten. Wenn der starke Rücken gegen den Reiter arbeitet und die Hinterbeine nicht durch eine leistungsbereite Schaltzentrale zwischen den ohren gesteuert werden, dann ist kein Zuchtfortschritt für ein Sportpferd vorhanden. Und diese dominanten Merkmale „steigen auch über die Mütter immer mal wieder aus dem Bus“. Daran ändert der Weltmeyer-Brunnen im LG nichts und auch nicht die x-fach im Hannoverschen Blatt aufgewärmte Geschichte des Meyer-Hofes. Die Reiterwelt hat ihr vernichtendes Urteil schon lange gefällt. Hunderte von Spring-Gen basierten Leistungslinien wurden durch W-Blut versaut und im Ergebnis steht für über 12000 Nachkommen der W-Linie eine sehr dünne sportliche Bilanz. Es wäre an der Zeit, hier kritische Rückschau zu halten, den Züchtern den Spiegel vorzuhalten , damit sich solche Fehlentwicklungen nicht wiederholen. WM war der erste wirklich bedeutende „Modehengst“…
Wenn nichts passiert und man die Entwicklung 1995:2018 fortschreibt, dann…..
…gibt es in 15 Jahren keine Hannoveraner Springpferdezucht mehr.
…ist Hann die Dressurpferdezucht in 10 Jahren endgültig an Merkmalen und Idealen orientiert, die wir von Hackney’s, Pre’s und Friesen kennen. Spektakel für den gehobenen Freizeitreiter.
…ist in 10 Jahren das LG Celle als Hengsthalter nicht mehr wahrnehmbar und nur noch Museum.
….unterliegt die Zucht in 5 Jahren so schnellen Generationswechseln, dass es sich kaum lohnt, sich mit ihrer Vererbung für den Sportpferdemarkt auseinanderzusetzen. Interieur und Härte sind bei den Hengsten nicht mehr nachhaltbar – dazu braucht man mind. 8 jahre. Nach 3 Jahren sind die meisten ausrangiert. Nicht in Generationen denken, sondern auf die nächste Welle springen ist angesagt.
Wenn nicht passiert ….. aber passiert was ? Ich glaube nicht.
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