vollblutfamilien??

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  • Sissy
    • 09.05.2002
    • 948

    vollblutfamilien??

    kann mich mal jemand aufklären über die vollblutfamilien?
    werden ihnen bestimmte eigenschaften. merkmale, leistungsbereitschaft zugeschrieben?
    insbesondere interessiert mich natürlich familie 9, gibt es da interessante vertreter?

    vielen dank



  • bagatelle
    • 09.01.2006
    • 1628

    #2
    Hoffe ich kriegs noch zusammen:

    Das Familiennummern-System in der Englischen Vollblutzucht geht auf den Australier Bruce Lowe zurück. Er untersuchte um ca. 1890 die weiblichen Linien der Sieger der drei damals bedeutendsten Rennen (Englisches Derby, Oaks und St. Leger) und versuchte sie in direkter mütterlicher Linie auf die Stuten zurückzuführen, die im GSB Band I von 1793 als Gründerstuten dieser Pferderasse verzeichnet sind.

    Er fand, dass von den ursprünglich knapp 100 im Band I dokumentierten Stuten 43 weibliche Linien (von Mutter zu Mutter zu Mutter …) bis in die Zeit von Lowe überlebt hatten. Diese lückenlos dokumentierten Mutterlinien nannte er „Familien“. Die Nummern der Familien richtete sich nach der Zahl der Sieger der o. a. Rennen aus diesen Mutterlinien (Familie 1 hat somit die meisten Sieger bis ca. 1890, Familie 43 die wenigsten).

    Nachdem er diese Forschung betrieben und als Ergebnis ein noch heute gültiges Ordnungssystem für Stammbäume geschaffen hatte, beging er allerdings einen Denkfehler (hat wohl den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr gesehen):

    in seinem 1896 erschienenen Buch „Breeding Race Horses by the Figure System“ vertrat er die These, dass sich die Familien qualitativ spürbar (heute würden wir „signifikant“ sagen) unterscheiden würden. So behauptete er, dass alle bedeutenden Deckhengste aus den Familien 3, 8, 11, 12, und 14 stammen würden. Er nannte diese Familien „sire families“. Die ersten 5 Familien nannte er „running families“, weil er meinte, dass aus ihnen deutlich bessere Pferde stammen als aus den übrigen Familien (wegen der höheren Siegerzahlen in den klassischen Rennen). Er folgerte aus diesen beiden Thesen, dass man deutlich erfolgreichere Vollblutpferde züchten könnte, wenn man zwischen den Sire- und Running-Familien Inzucht betreiben würde.

    Man muss bedenken, dass Lowe seine Forschungen vor Erfindung des Computers gemacht hat. Er übersah deshalb, dass das Verhältnis zwischen der Zahl der Sieger in den 3 Klassikern zur Gesamtzahl der Nachkommen aus diesen Familien über alle Familien relativ konstant ist. Jüngere Forschungen haben gezeigt, dass wenn man die Sieger in den Klassikern nach 1890 berücksichtigen und danach die Familiennummern vergeben würde sich eine andere Reihenfolge der Familien ergeben würde. Der bekannte englische Rennsport-Journalist Richard Baerlein wies in den 1960er-Jahren nach, dass die Familien mit den kleinen Nummern (also die nach Lowe „guten“) auch die meisten Nachkommen stellen, die in Verkaufsrennen (in England die schlechteste Rennklasse) den letzten Platz belegt haben.

    Das Bruce-Lowe-System bekam allerdings wenige Jahre nach seiner Veröffentlichung eine ganz andere Bedeutung: Gegen 1890 wurde in vielen US-amerikanischen Staaten der Rennsport wegen häufiger Wettbetrügereien verboten. Viele in den USA gelaufene Rennpferde wurden daraufhin nach England verkauft. Dort fürchteten die Züchter nun ein Wegbrechen des Markts für die von ihnen gezogenen Pferde (vorgeblich unter dem Aspekt der „Reinheit der Rasse“). Da Band I des US-amerikanischen Gestütbuchs erst in den 1840er-Jahren erstellt wurde, gab es zum Teil Nachweislücken in den Abstammungen zu dem ca. 50 Jahre älterem englischen GSB. Die Streitfrage, ob nach England importierte ausländische Renn- und Zuchtpferde „Thoroughbreds“ im Sinne von GSB Band I seien, führte 1913 zur sog. „Jersey Act“. Diese vom Lord Jersey definierte Regel besagte, dass nur das Pferd „of pure bred“ = „thoroughbred“ ist, dass seine Abstammung lückenlos auf die in GSB Band I verzeichneten Pferde zurückführen kann. Diese strikte Regel bestand bis ca. 1948 und wurde erst dann gelockert (siehe z. B. die Regeln der Zuchtbuchordnung, insb. Nr. 39 der deutschen Rennordnung). Inzwischen unterscheidet man neben den 43 Lowe-Familien noch ca. 12 amerikanische Familien („A1“, etc.) und noch einige andere Familien („B1“, etc.)

    Das Lowe’sche Familiennummern-System bildet die Grundlage der von den Polen Bobinski und Zamoyski nach 1890 fortgeschriebenen „Familiy Tables of Racehorses“. Weil einige Familien heute sehr groß und unübersichtlich sind, untergliedern sie die Lowe-Familien noch nach Buchstaben („1a“, „1b“, …, „14c“, etc.).

    Eine vorzügliche Übersicht und weitere Informationen über die Vollblut-Familien gibt die Webseite http://www.tbheritage.com/.
    www.vermeer-galoppclub.de
    www.ex-galopper.com

    Kommentar


    • #3
      @ bagatelle: Vielen Dank für die Info!
      Das hat mich ja auch brennend interessiert!
      Jetzt weiß ich ja, daß Nala aus der Familie "4" gar nicht so übel ist  
      Na gut, Miss Waky liegt mit Fam. "20" gut im Mittelfeld...

      Nun, jetzt zuende gelesen, dann wohl doch nicht sooo toll



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