Fohlenmacher ≠ Reitpferdemacher?

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  • Britta
    • 17.07.2007
    • 3711

    #21
    Zitat von friedeburg Beitrag anzeigen
    Die meisten Aufzüchter machen es wie ein Großteil der Züchter, sie wählen das was den größten Gewinn verspricht.
    meinst Du tatsächlich den "größten" Gewinn oder den "kurzfristig größten" Gewinn?
    Größter Gewinn steht hier aber meistens sehr eng mit Modeabstammung in Verbindung oder?

    Daß nicht jeder Aufzüchter ein GP-Pferd ausbilden kann, ist mir auch klar.
    sind wir nicht alle ein bißchen wendy?

    Kommentar

    • Greta
      • 30.06.2009
      • 3922

      #22
      @Britta das ist hier ein tolles Thema und keine Sorge mich haut so schnell nichts mehr um

      Aber was soll denn ein Züchter Deiner Ansicht nach tun. Es gibt mehrere Strategien. Entweder man versucht jeden Hengst persönlich kennenzulernen (ziemlich teuer und kann schiefgehen wenn die eigene Wahl nachher die Käufer nciht so anspricht) oder man geht nach Publicity guter Vermarktung, eigenen Präferenzen in der Abstammung und der Hoffnung das der betreffende Junghengst dann auf dem BuCH gut abschneidet.

      Ich hab z.B. bisher 4mal einen Junghengst genommen. 2mal gings gut (Don Schufro, Diamond Hit), 2mal gings schief (Rosario, Florestan Nachkommme dessen Name ich nichtmal mehr kenne) Aber ich finde, das konnte man eigentlich nie vorher wissen. Es ist also irgentwie wie Poker

      Und man als Züchter einen Althengst nimmt dann ist es züchterisch auch nicht ok weil man die Verarmung der Blutlinien unterstützt......
      Allegra von Flake aus der Amica

      Kommentar

      • Mendi
        • 23.04.2009
        • 403

        #23
        Wirklich ein interessantes Thema mit sehr konstruktiven Beiträgen!

        Ich suche ab und zu mal ein "Outcross", um die Pedigrees meiner Fohlen mal "anders" aussehen zu lassen, als die übliche Modemasse, z.B. waren meine beiden in diesem Jahr geborenen Fohlen

        a) von einem Junghengst (Silberschmied v. Sunlight xx) und
        b) von einem absolut alten Hengst (Galvano v. Grande),

        gerade um der Blutlinienverengung entgegen zu wirken. Haben beide super auf meine jeweils sorgfältig ausgewählte Stute gepasst und das Konzept ist voll aufgegangen. Das Galvano-Hengstfohlen ist gut bezahlt zum Hengstaufzüchter gegangen, nachdem es eine G-Fohlenschau gewonnen hat, das Stutfohlen bereichert als mein "Freu-Kapital" die Freude auf eine Nachwuchsstute (ist ja bei Junghengsten immer sehr interessant, wenn die ersten 2jährig auf der Schau laufen und wie sie sich beim Reiten später anlassen).

        Natürlich nimmt man auch den einen oder anderen Fohlenmacher oder vielbenutzten "Namensgeber", um auch da weiter aktuell zu bleiben. Nach meiner Erfahrung kriegt man den bewusst gesetzten "Outcross" bei entsprechender Qualität aber auch gut bezahlt, wenn die Mutterlinie entsprechend sorgfältig aufgebaut ist, denn auch ich meine, dass die Stuten das meiste dazu geben.
        StPrSt Lovely Kiss von Londonderry/Brentano II/Arogno/Schwalbenfreund

        Kommentar

        • Donna
          • 29.06.2002
          • 55

          #24
          Wie kommt eigentlich die halbe Welt auf diesen Satz:

          Die Stute gibt 70% mit!
          oder
          Die Stute gibt 60% mit!

          Das ist laut Mendelschen Gesetzen völliger Quatsch, und die gelten bekanntlich heute noch! Genauso hartnäckig halten sich diese "Weisheiten", dass frisches Brot ungesund ist oder ähnliches. Frisches Brot ist nur ungesund, weil es dann leider nicht lange vorhielt und man mit dieser idiotischen Weisheit lediglich die Bauerskinder am Verschlingen des leckeren Brotes hindern wollte. Und genauso reden sich die Züchter ihre Stutenstämme schön.

          50/50 mischen sich die Gene! Basta. Das ist DNA-Festgelegt und daran lässt sich nicht mal im Ansatz rütteln. Ein DNA-Strang Weibchen verbindet sich mit einem DNA-Strang Männchen und das 1 zu 1 oder 50 zu 50. Nicht 70 zu 30 oder andere utopische Zahlen.

          Frage mich schon seit ewig , wieso in Züchterkreisen das keiner mal hinterfragt oder kritisch nachprüft. Da muss man einfach mal ins Biobuch 10. Klasse gucken. Ganz abgesehen vom Genetikkurs Gymnasium oder Biostudium.

          Das einzige was die Mutter "mehr" mitgibt ist die Fohlenerziehung, da der Vater fehlt. Die Mutter kann lediglich Charakterzüge beieinflussen, durch ihr Verhalten anderen in der Herde und dem eigenen Fohlen gegenüber, sowie durch ihre Reaktionen auf Umwelteinflüsse, bzw. auf den Menschen, dieses Verhalten kann sich dann ein Fohlen "abgucken". Die Mutter kann im Charakter des Fohlens also nur bedingt Stärken und Schwächen beeinflussen. Aber nicht einmal das Grund-Temperament eines Pferdes, welches genetisch verankert ist, kann die Mutter mehr als der Vater beeinflussen.
          Also: Papa vererbt 50% genauso wie die Mama. Menschen-Baby´s sehen meist dem Vater ähnlich, später verwäscht sich das. Das ist so, damit der Vater sich verantwortlicht fühlt und den Ernährer gibt. Bei Pflanzenfressern im Herdenverband läuft die Evolution anders. Fohlen sehen oft der Mama ähnlich, allein schon wegen der "Zugehörigkeit" innerhalb einer großen Herde. Später verwäscht sich auch das. Aber daraus leiten viele Züchter ab, dass die Mama sich stärker vererbe. Ist aber echter Quatsch.

          Wenn sich ein Hengst "negativ" vererbt, bzw. positiv vererbt, dann nicht weil er weniger als 50% oder mehr als 50% sichtbar und reitbar beiträgt, sondern weil seine Gene in Kombination mit anderen Genen keine Verbesserung der gewünschten Eigenschaften hervorzubringen in der Lage sind. Es würde hier gelten: nicht den Hengst schlecht reden, sondern andere weibliche Gene für ihn aussuchen! Nicht umsonst haben sehr sehr viele Hengst auf der einen Stutengrundlage Verbesserung gebracht, auf einer anderen Verschlechterung. Deshalb hat man die Hengste ja früher viel hin und her geschickt auf Hengststationen rund ums Land, um die beste genetische Koppelung zu finden. Heute werden Hengste nach ein paar Versuchen ausgemustert.

          Wenn ein Hengst oder eine Stute bestimmte Eigenschaften immer wieder vererbt, dann weil sie in dieser Hinsicht eben eine "Dominante" Genfolge haben (meist ist es ja nicht ein einziges Gen, sondern die Abfolge innerhalb der komplizierten DNA-STruktur, die verantwortlich sind). Das heißt aber nicht, dass sie sich zu "mehr Prozent" insgesamt vererben (ala 70/30), sondern lediglich, dass sie hinsichtlich eines Exterieurmerkmals dominante Gene haben! Treffen sie auf rezessive Gene bezüglich dieses Merkmals setzen sie sich halt durch. Treffen Sie auf andere dominante Gene kann auch garnichts dabei herauskommen.

          Naja, wollte das endlich mal los werden, mich wundert immer, wie Leute allso kritisch über Zucht reden, aber nicht einmal die wissenschaftlichen Erkenntnisse des letzten Jahrhunderts kennen und ewig alte Weisheiten weitererzählen ohne Sinn und Verstand.

          Kommentar

          • bonnysnoopy
            • 26.01.2009
            • 6225

            #25
            @Donna: toller Beitrag! Genetik ist ein spannendes Feld und ich bin ganz deiner Meinung!
            http://www.dressurpferdezucht-schmidt.de/

            Kommentar


            • #26
              Wie kommt eigentlich die halbe Welt auf diesen Satz:

              Die Stute gibt 70% mit!
              oder
              Die Stute gibt 60% mit!

              Das ist laut Mendelschen Gesetzen völliger Quatsch, und die gelten bekanntlich heute noch!
              Über die Prozentzahlen lässt sich trefflich streiten. Für mein Empfinden sind 70% etwas hoch,55% etwas niedrig,60% schon eher zutreffend. 50% auf gar keinen Fall zutreffend.

              Zu Zeiten Mendels wußte man noch nichts von Mitochondraler DNA(mtDNA),die nur über die Eizelle und nicht über die Samenzelle weitergegeben kann und ausschlaggebend für die Leistungsfähigkeit eines Individuums ist,da auf den Mitochondrien sehr wichtige Gene der Atmungskette liegen, die sich auch auf den Phänotyp auswirken (ATP Synthase, NADH Dehydrogenase, Cytochrom C Oxidase, etc.).

              Nicht umsonst wird in den älteren Zuchten (Vollblut,Trakehner) und den neueren (Holstein,Hannover) so viel Wert auf im Hinblick auf Leistung konsolidierte Mutterlinien gelegt.

              Dazu kommt dann noch der Faktor der Sozialisation während der Aufzucht die einen erheblichen Einfluss auf das Individuum haben.

              Es gibt Studien an Embriotransferfohlen bei denen die Vollgeschwister aus einer Mutterstute bei einer Kaltblutleihmutter und einer höher im Blut stehenden Leihmutter geboren und aufgezogen worden sind.Es haben sich eklatante Unterschiede in der Ausprägung des Temperamentes und des Bewegungsdranges gezeigt.

              Von daher kann man für mein Empfinden schon davon ausgehen,dass die Mutter einen größeren Anteil an der Vererbung und Ausprägung eines Pferdes und anderer Lebewesen hat.

              Kommentar

              • friedeburg
                • 20.05.2007
                • 860

                #27
                Ich denke die etwas stärkere Vererbungskraft der Mutter ist zumindest bei Pferden auch immer in Anpaarung mit Eseln zu erkennen.

                Egal wie rum und mit wieviel unterschiedlichen Exemplaren ich diesen Versuch durchführen würde, die Typausprägung entspricht deutlich mehr der der Mutter. Sprich Eselmutter mit Pferdepapa gibt ein deutlich eselgeprägtes Exemplar, bei Pferdemutter und Eselpapa ein deutlich pferdiges Tier. Dies ist noch nichtmal von der besonderen Erbkraft einzelner Elternteile abhängig, auch ein konsolidierter Stutenstamm ist nicht erforderlich.

                70/30 scheint mir allerdings auch etwas überzogen.
                www.hannoveraner-pfer.de
                Bild: Londonderry-Brentano II-Matcho AA

                Kommentar


                • #28
                  ein konsolidierter Stutenstamm ist nicht erforderlich.
                  Aber auf gar keinen Fall in der Zucht hinderlich.

                  Kommentar

                  • friedeburg
                    • 20.05.2007
                    • 860

                    #29
                    Zitat von Britta Beitrag anzeigen
                    meinst Du tatsächlich den "größten" Gewinn oder den "kurzfristig größten" Gewinn?
                    Größter Gewinn steht hier aber meistens sehr eng mit Modeabstammung in Verbindung oder?

                    Daß nicht jeder Aufzüchter ein GP-Pferd ausbilden kann, ist mir auch klar.
                    Der typische Aufzüchter ist für mich derjenige, der damit auch Geld verdienen möchte. Das heißt in der Regel werden diese Pferde 3-4jährig geritten weitervermarktet. Springpferde entsprechend später.

                    Das Risiko und der Aufwand Fohlen für den Spitzensport direkt auszusuchen, ist für viele Aufzüchter viel zu unkalkulierbar. Denn das wesentliche Element der Rittigkeit/Interieur und der Gesundheit lässt sich bei einem Fohlen nur schwer erahnen. Wie bei den Pferden selbst hat doch auch in den anderen Pferdebereichen eine deutliche Spezialisierung stattgefunden. Die Reiter, die sich in der Lage sehen Pferde in den "Großen Sport" zu bringen, übernehmen diese gerne in einem die Chancen schon deutlich kalkulierbareren Alter und Ausbildungsstand. Für die Gesamtzucht ist dies kaum von Vorteil, da viele Züchter auf einen Verkauf im Fohlenalter angewiesen sind. Also liegt das Hauptaugenmerk auf Spektakel.
                    www.hannoveraner-pfer.de
                    Bild: Londonderry-Brentano II-Matcho AA

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                    • friedeburg
                      • 20.05.2007
                      • 860

                      #30
                      Zitat von Schandor Beitrag anzeigen
                      Aber auf gar keinen Fall in der Zucht hinderlich.
                      Es ging hier nur um den Versuch Esel/ Pferd! Und da stellt sich dieses dominante Phänomen selbst ohne konsolidierten Stutenstamm ein.
                      www.hannoveraner-pfer.de
                      Bild: Londonderry-Brentano II-Matcho AA

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                      • #31
                        Zitat von friedeburg Beitrag anzeigen
                        Es ging hier nur um den Versuch Esel/ Pferd! Und da stellt sich dieses dominante Phänomen selbst ohne konsolidierten Stutenstamm ein.
                        Hab ich auch so verstanden.Sollte ein kleiner Scherz am Rande sein.

                        Verzeih mir.

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                        • friedeburg
                          • 20.05.2007
                          • 860

                          #32
                          Zitat von Schandor Beitrag anzeigen
                          Hab ich auch so verstanden.Sollte ein kleiner Scherz am Rande sein.

                          Verzeih mir.
                          Man weiß hier ja nie.
                          www.hannoveraner-pfer.de
                          Bild: Londonderry-Brentano II-Matcho AA

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                          • Lilly go lucky
                            • 01.03.2008
                            • 627

                            #33
                            Also ehrlich gesagt ist mir als Züchter ziemlich egal, ob meine Stute 40/50/60 oder x % mitgibt. Was ich als Züchter wirklich wissen muß/sollte ist doch, was gibt meine Stute/Stutenstamm ziemlich zuverlässig mit und wo zeigen sich in der Vererbung immer mal wieder Schwächen.
                            Und das spricht für den konsolidierten Stutenstamm und dafür, dass der Züchter möglichst viel über den Stamm wissen sollte.

                            Ich weiß nicht, wer von euch schon mal den Versuch gemacht hat, den gleichen Hengst mehrmals auf eine Stute zu nehmen - interessant wie unterschiedlich die Nachkommen sein können - übrigens auch im Verhalten etc., was man ja z.T. der Stute zuschreibt!

                            Was ich da schon sehr viel "seltsamer" finde ist, wenn derjenige, der einerseits die größere "Vererbungsleistung" bei der Stute sieht, dann andererseits Hengste in den Himmel lobt oder zu Grundet richtet, denn logischerweise müßte bei diesem Ansatz doch zu 70% (oder wieviel auch immer) die Stute am "schlechten" Ergebnis schuld sein.

                            Das ist im übrigen häufig die Gefahr der Modehengste: da versprechen sich viele Züchter dann den ultimativen NK, ohne hinreichend zu überlegen, ob der Hengst überhaupt auf die eigene Stutengrundlage passen kann. (Und insofern werden dann dem Hengst möglicherweise viele "schlechte" NK angelastet, weil die meisten ja zu dem Stutenstamm nichts wissen.)

                            Wenn natürlich eine Stute zum ersten Mal gedeckt wird und über den Stutenstamm auch nichts bekannt ist, dann ist es eh ein Lottospiel und ich kann einen Modehengst nehmen, in der Hoffnung, dass es halbwegs hinhaut und dann wenigstens die Vaterseite bekannt ist.

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