Dressurreiter kommen vom Weg ab?

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  • Mark
    • 02.07.2014
    • 3

    Dressurreiter kommen vom Weg ab?

    Hallo liebe Mitglieder des Forums,

    ich bin neu hier im Forum und habe mich angemeldet, weil ich langsam den Glauben an die Reiterei verliere... Ich lese schon seit einigen Wochen mit, muss mich nun aber mal selber zu Wort melden.
    Vielleicht einmal paar Worte zu meiner Person: Mein Name ist Mark und ich bin 20 Jahre alt. Ich studiere und nebenbei reite ich mehrere junge Pferde, die verkauft werden sollen.
    Regelmäßig bekomme ich Unterricht von einem Pfedewirtschaftsmeister, dem die Pferde auch gehören und der sie zum größten Teil selbst gezogen hat. Er bildet nach der klassischen Reitlehre aus. Es gibt keine Rollkur und auch keine Schlaufzügel.
    Ein weiterer Bereiter bei uns reitet eigentlich nur Rollkur, meistens mit Schlaufzügeln und habe die Pferde von ihm noch nie nett laufen sehen. Immer nur zusammengezogen und verspannt ohne Ende. Klassische Schenkelgänger eben. Der größte Teil reitet aber in dem Stall nach der klassischen Reitlehre.
    Letztens habe ich mich mit dem besagten Bereiter unterhalten und er meint, dass alle berühmten Dressurreiter so reiten würden. Dass es leider viele Rollkurreiter gibt ist mir klar. Seiner Meinung nach tun es aber eben alle "erfolgreichen" Dressurreiter. Er habe von Kollegen auch gehört, dass Helen Langehanenberg und auch Uta Gräf Rollkur reiten, wenn die Öffentlichkeit nicht zuschaut. Bei Rath ist dies ja auch durch die Medien gegangen. Aber ich bezweifle stark, dass Langehanenberg (die von Ingrid Klimke ausgebildet worden ist) und Gräf so reiten. Sollte dies doch der Fall sein, dann wäre es ja die größte Heuchelei sich hinzustellen und zu erzählen wie wichtig v/a reiten und eine gerechte Pferdeausbildung im Allgemeinen ist, wenn sie selber ihre Pferde vor Turnieren zusammenknallen, damit sie dort schön rund laufen.
    Langsam finde ich aber nur noch erschreckend wie viele sich dieser Trainingsmethode auch schon im Amatuerbereich bedienen. Auf Turnier während Dressurpferdeprüfungen sehe ich leider auch immer mehr bewusstes zu eng Reiten auf dem Arbeitsplatz. Aber wenn schon eine ganze Abteilung voller 4-jähriger Pferde in der Dressurpferde L mit laufen, wundert es mich nicht warum die Trainingsmethoden immer härter und brutaler werden, weil unsere 4-jährigen kommen noch lange nicht durch eine Dressurpferde L. Die sind erst mit 5 Jahren soweit, dass man das mal langsam probieren kann.

    Wie beurteilt ihr das? Meint ihr wirklich, dass fast alle so trainieren im großen Sport, die "Erfolg" haben wollen? Und habt ihr auch den Eindruck, dass es immer mehr wird auch?

    Ich habe ein bisschen gesucht und zwar ähnliche Themen gefunden, aber genau in diese Richtung gehend keins. Wenn es doch eins gibt, dann entschuldige ich mich schon einmal vorab!

    Beste Grüße

    Mark
  • CoFan
    • 02.03.2008
    • 15252

    #2
    Hallo Mark, willkommen hier im Forum

    Also von Uta Gräf weiss ich, dass sie keine Abkürzungen nimmt. Ich habe keine Ahnung, was Dein Kollege und von wem er das gehört haben will - das kannst Du getrost in die Schublade Gerüchte bzw Rechtfertigungsversuch einsortieren. Vor allem ist es überhaupt nicht Utas Art so "falsch" zu sein Wasser zu predigen und dann doch Wein zu trinken. Sie ist ein durch und durch gerade und ehrlicher Mensch. Das sage ich deshalb über sie so "selbstbewusst", weil ich sie in ihrer Entwicklung über Jahre hinweg oft live beobachtet habe - egal ob von unten als Ausbilderin oder von oben als Reiterin.

    Allerdings ist der Begriff "Rollkur-Reiten" doch ein sehr weit gefasster. Ab wann reitet jemand Rollkur? Wenn das Pferd mal zu eng kommt und es nicht gleich korrigiert wird? Oder erst dann wenn es sich in die Brust beisst?

    Es ist generell sehr schwer, eine Aussage darüber zu treffen, was denn "alle" oder "die meisten" oder "immer mehr" machen oder nicht machen. Damit tue ich mich immer sehr schwer, weil man die eigene selektive Wahrnehmung nicht unterschätzen darf. Das, auf was man achtet wird man dann eher wahrnehmen als das andere. Man zählt ja dann nicht jedes Mal genau durch - X zu eng, Y korrekt. Würde man das mal eine ganze Saison konsequent machen, könnte man vielleicht auch belastbare Aussagen dazu liefern.

    Kommentar

    • Waterloo
      • 11.06.2012
      • 916

      #3
      Hallo Mark, Willkommen hier.

      die schwarzen Schafe gab es schon immer und wird es auch immer geben. Nicht dass ich es für gut heiße, sicher nicht.
      Ich stimme CoFan zu. Bin selber gerade bei Uta geritten und es war einfach nur klasse. Immer wieder hat sie das "Nase vor" gepredigt und hat mit ihren Schülern erst dann weiter gemacht, als die Pferde in korrekter Anlehnung gingen.
      Natürlich reitet sie in der höchsten Klasse und auch sie packt mal die Pferde an. Trotzdem reitet sie nach der klassischen Lehre.

      Ich bin nur Freizeitreiter und nehme viel Unterricht und verabscheue die Rollkur. Trotzdem kommen auch mir meine Pferde mal zu eng. Gerade meine junge Stute. Bin ich deshalb ein Tierquäler, der in Rollkur reitet? Ich hoffe doch nicht. Nicht jedes Pferd, das mal zu eng kommt, wird in Rollkur geritten. Manchmal ist es halt einfach nur ein Kraftproblem.

      Wenn ich mich mal bei uns im Stall umschaue, und wir haben 80 Pferde, dann sind es 3 Reiter, die in die Kategorie fallen: will ich nicht sehen.
      Sicherlich ist vieles nicht schön, was man sieht, aber ich glaube, die Mehrheit bemüht sich um korrektes Reiten.

      Kommentar

      • falko01
        • 07.04.2008
        • 543

        #4
        Hallo Mark willkommen,
        bei uns im Stall sind zwei Frauen, die so etwas fabrizieren. Es sind Frauen, die billige Pferde kaufen und sie möglichst schnell wieder zu verkaufen. Die Einstaller, die sich ihre Pferde selber ausbilden, bilden ihre Pferde reell aus. Nehme mal an, wenn es um das schnelle Geld geht, soll ein Pferd möglichst schnell funktionieren. Die leidtragenden sind natürlich die Käufer, die sich mit den Fehlern in der Grundausbildung rumplagen müssen. Mir ist auch aufgefallen, das viele motivierte Käufer sehr schnell mit den Pferden zurückkommen.

        Ist natürlich auch so, das hiesige Käufer unseren Hof meiden, wenn es um Pferdekauf geht. Doch gibt es immer noch welchen, die sich hier her verirren. Es spricht sich ja auch sehr schnell herum. Die leidtragenden sind allerdings die Pferde, das tut mir immer sehr leid.

        Wir haben 35 Einsteller, die ihre Pferde ordentlich reiten. Die regelmässig guten Reitunterricht erhalten. Die zwei Damen nehmen keinen Unterricht bei uns auf dem Hof.

        Kommentar


        • #5
          Zitat von falko01 Beitrag anzeigen
          ......bei uns im Stall sind zwei Frauen, die so etwas fabrizieren. Es sind Frauen, die billige Pferde kaufen und sie möglichst schnell wieder zu verkaufen...........
          Pferde als Handelsware, nicht als Sportpartner! Ex und hop! Verbrauchsartikel! Wennse nicht funktionieren reklamieren oder wegschmeissen!

          Kommentar


          • #6
            Mark, ein junger Reiter, der sich Gedanken über die Wegwerfgesellschaft macht. Super!

            In welcher Gegend wohnst du? Wenn du nicht willst, daß dein Wohnort bekannt wird, gebe aber bitte die ungefähre Gegend bekannt, Bundesland/Regierunsbezirk. Solche jungen Reiter werden von verantwortungsvollen Züchtern gesucht, händeringend gesucht.
            Zuletzt geändert von Gast; 27.07.2014, 02:51.

            Kommentar

            • CoFan
              • 02.03.2008
              • 15252

              #7
              Zitat von Annemarie Beitrag anzeigen
              Pferde als Handelsware, nicht als Sportpartner! Ex und hop! Verbrauchsartikel! Wennse nicht funktionieren reklamieren oder wegschmeissen!
              So verwerflich das auch ist - solche Konstellationen gab es schon immer, ursprünglich mal Rosstäuscher genannt. Das ist kein Phänomen unserer heutigen Zeit. Heute verbreiten sich die Neuigkeiten darüber nur sehr viel schneller und vermitteln damit das Bild, dass es gehäuft auftritt.

              Eines ist aber auch nicht neu - wird einer beim zu schnell fahren erwischt, kommt das Argument "Machen doch alle so", arbeitet jemand schwarz ebenso (Liste kann beliebig fortgesetzt werden). Dann werden noch die angeblichen Notwendigkeiten, es genau so (regelwidrig) zu tun und keine andere Wahl zu haben, zitiert.

              Das ist nur blödes bla bla bla. Absolut entscheidend ist bei solchen billigen Rechtfertigungsversuchen, den kritischen Abstand zu behalten und für sich die eigene Entscheidung zu treffen, was man daraus macht. Erstens hat jeder eine Wahl, was und wie er etwas tut und zweitens sollte man sich von solchen Argumentationsketten, die nur der Rechtfertigung des eigenen (Fehl)Verhaltens dienen, nie einlullen lassen - das ist doch genau das, was damit bezweckt wird. Lässt man sich auf so etwas ein, entsteht der Eindruck, man hätte selbst keine andere Wahl.

              Uta ist übrigens ein sehr gutes Beispiel dafür - sie ist immer ihren eigenen Weg gegangen - alleine schon ihr Äusseres. Das ist heute keine grosse Nummer mehr, aber in ihren Anfangszeiten war das noch etwas anders. Sie war so etwas wie der Punk unter den Dressurreiterinnen. Ich glaube nicht, dass es die Dinge leichter für sie gemacht hat ^^. Von ihr habe ich noch nie etwas Negatives über andere gehört (Ausreden dafür hätte es genug gegeben, denn ihr gegenüber waren andere nicht so fair) - sie redet lieber darüber (wenn sie gefragt wird), warum sie etwas genau so und so macht. Und tut es dann auch.

              Es gibt 100%ig noch genug andere gute und positive Beispiele in der Dressurreiterei (oder genauso in anderen Bereichen) - an denen sollte man sich orientieren. Und bei Mitläufern sollte man schnell auf Durchzug stellen.

              Kommentar

              • Sleepyhollow

                #8
                Ich finde den begriff *rollkur reiten* immer sehr merkwürdig. ..ehrlich gesagt bekomme ich da gänsehaut entzündung von.
                Kur ist doch allgemein erst mal was positives, passt für mich also nicht so zusammen.
                Die methode nennt sich LDR und ist im sinne des erfinders nicht das was hier allgemein als ×rollkur* bezeichnet wird.

                Ich sehe das auch eher wie co, jeder ist für sein handeln verantwortlich, andere vorschieben ist ein zeichen von charakterlosigkeit

                Gesendet von meinem LG-D802 mit Tapatalk 2

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                • Mark
                  • 02.07.2014
                  • 3

                  #9
                  Vielen Dank erst einmal für Eure Antworten!

                  Ich sehe kein Problem darin, wenn das Pferd mal zu eng kommt. Das passiert und kann ja korrigiert werden. Das Problem für mich ist vielmehr, dass ich es immer öfters sehe, dass Pferde bewusst zu eng geritten werden. Damit meine ich auch nicht ein kurzeitiges Anpacken oder ein stärkeres Durchstellen, sondern ein ständiges hinter der Senkrechten Reiten. Ich kenne einige Leute, die schaffen es noch nicht mal mehr ihr Pferd in der Prüfung in die Senkrechte zu bekommen. Da fehlt nicht nur ein kleines Stück, sondern einige Zentimeter.

                  Ich stimme CoFan zu. Begriffe wie "öfters" und "fast alle" sind zu unbestimmt. Nur fiel es mir in letzter Zeit immer mehr auf, dass viele noch sehr junge Pferde schon hinter der Senkrechten geritten werden und wollte mal gerne wissen, ob ihr auch solche Beobachtungen gemacht hat. Wäre ja schön, wenn es nicht mehr wird, ja sogar weniger.

                  Ich glaube auch eher, dass es Rechtfertigungsversuche sind erfolgreiche Dressurreiter der Rollkur, LDR oder wie immer man es auch nennen mag zu bezeichnen.

                  @Annemarie ich komme aus Hamburg. Aufgrund meines Studiums habe ich aber leider nicht die Zeit für noch mehr junge Pferde... Und ich bin auch kein Bereiter. Ich mach das alles auch nur hobbymäßig

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