Boxendreher

[Gast]

Hallo,

hat jemand von euch Erfahrung mit Pferden, die sich in der Box immer im Kreis drehen.
Das betreffende Pferd ist jetzt 4 Jahre und artgerecht aufgewachsen. Es stand im Sommer (April bis Oktober) ganztägig auf der Weide und im Winter abends in der Box und tagsüber draußen.

Es wurde 3jährig an eine junge Reiterin verkauft. 4jährig kam es abgemagert über einen Händler zu seinen jetzigen Besitzern. Das Pferd ist sonst super brav. Es ist bereits Reitpferde platziert, springt gut und ohne Angst. Es gibt keine Problem, außer dieser permanenten Dreherei in der Box. Woher kann das kommen und was kann man dagegen tun?

[dissens]

So blöde das klingt, aber das Drehen ist immer noch besser für die Bänder und Gelenke als etwa Weben. Das voran. Schwacher Trost, ich weiß.

Für mich klingt das nach Verhaltensstörung (Grobrichtung "Hospitalismus", obwohl ich nicht sicher bin, ob H. bei Pferden überhaupt diagnostiziert wird). Bewegungsstereotypie eben. Mögliche Auslöser: Langeweile, reizarme Umgebung, starke Bewegungseinschränkung ...

Wie lange ist das Pferd jetzt schon wieder in "vernünftigen Händen" - und wie lange war es vorher (wie schlimm) anders untergebracht? Über letzteres werdet Ihr vermutlich wenig Info haben. Wie ist es sonst wesensmäßig "drauf"? Neugierig? Aufgeschlossen? Oder eher "mach mal, ich ertrag auch das noch"?

Was ich versuchen würde (aber ich bin ja auch kein Turnierreiter): Pferd so viel wie möglich mit Artgenossen raus, auch mit "seinem" Menschen immer mal wieder Neues erleben lassen (Gelände,. vielleicht mal Spazieren-Führen, Boden-Dönekes ...)
In der Box ggf. Futtererwerb zur Aufgabe machen: engmaschiges Heunetz, Kraftfutter zwischen (hinreichend großen!) Steinen aus der Krippe fummeln lassen, vielleicht leckere Äste zum Knabbern, falls möglich: Ausblick nach Draußen.

Ob's GANZ wegzukriegen ist, weiß ich nicht. Aber ich hab mit so einem Kram mal ein webendes Pferd zur deutlichen Minderung der Symptomatik geführt.

[Furioso-Fan]

Paddockbox oder Offenstall wird vermutlich die einzige Lösung sein.

[Bohuslän]

Wenn ich es richtig verstanden habe ist das Pferd seit dem Frühjahr bei der jetzigen Besitzerin. Trotz Koppelgang ist die Symptomatik nicht besser geworden.

Ich kenne solche Pferde und es ist eine Herausforderung sie zur Ruhe bekommen. Ganz wichtig finde ich streng geregelte Tagesabläufe. Ein Pferd ist ein Gewohnheitstier. Ebenso wichtig sind die Boxennachbarn. Sie müssen ruhig und gelassen sein. Jegliche Anfeindungen und sei es nur durch die Gitterstäbe macht es nicht besser. Wenn es möglich ist, würde ich das Pferd in eine ruhige Ecke im Boxentrakt stellen. Damit ist nicht die "Dunkelkammer" gemeint. Aber wenn ständig Pferde an der Box vorbei geführt werden, wenn ständig Trubel vor der Box ist, dann kommen diese Pferde nur schwer von ihrem Trip. In Punkto Fütterung würde ich sehr viel Heu, bestenfalls ad. lib. anraten. Auch wenn viel davon untergepflügt wird. Jeglicher Stress in der Box ist zu vermeiden. Die eigenen vier Wände sollen für das Pferd zur Ruhezone werden.
Bei unserem Püppi haben wir 2 Jahre gebraucht, bis wir die geeigneten Boxennachbarn und das passende Umfeld gefunden haben. Und es ist unser eigener Stall, in dem wir frei walten können!

[dissens]

Bohusläns Beitrag bringt mich da noch auf eine Frage: Der nach dem "auslösenden Moment" der Dreherei. Also, in welchen Momenten er am ehesten mit der Dreherei anfängt. (NICHT "Ursache"! Sondern Auslöser!)
Das kann nämlich entweder ÜBERreizung/Stress sein, oder auch UNTERforderung. Ich bin oben von letzterem ausgegangen, Bohuslän hat offenbar mehr Erfahrung mit ersterem.

[Mondnacht]

Meiner hat das auch ganz extrem in der Zeit gemacht, als ich ihn in einer längeren Stehpause von einem Sommer im Offenstall in einen Stall gestellt habe, wo er nur wenige Pferde um sich hatte, dafür aber auch im Winter auf die Koppel konnte.
Sobald er in der Box war und seinen große Portion Heu aufgefressen hatte, fing er an zu drehen, die Box sah jeden Morgen aus wie Sau. Er fing auch an auf dem Paddock (als da dann doch die Koppel gesperrt wurde...) seinen Partner zu ärgern. Alleine ging er auch hin und her.

Jetzt steht er das ganze Jahr über in einer Herde mir Wallachen, im Sommer ungefähr 18 auf einer Weide und im Winter zu sechst auf einem Paddock.
Er ist da zufrieden und ausgeglichen, solage er regelmäßig gearbeitet wird. Zwei Tage keine Arbeit sind kein Problem, danach sucht er auch jemanden zum ärgern.
Drehen in der Box ist überhaupt kein Thema mehr (die Box ist allerdings immer noch nicht piccobello, aber man sieht nicht mehr den Kreis).

[Roddick]

Meine erste Stute hat das gleiche Verhalten gezeigt. Sobald ein Pferd zum reiten/longieren den Stall verlassen hat, ging die Dreherei los. Heu oder anderes Futter zur Ablenkung haben nix gebracht. Sobald alle Pferde wieder im Stall waren ging der Kopf runter und Pferd kaute entspannt das Heu. Und die stand nur nachts im Stall...

[newbie]

Das Pferd ist "einfach" nicht "glücklich", fühlt sich "nicht zu Hause".

Da kann schon ein Stallwechsel etwas bringen ... zwei andere Boxennachbarn, Paddockbox.

[lusitanoa]

Das Pferd ist "einfach" nicht "glücklich", fühlt sich "nicht zu Hause".

Da können Bachblüten viel bewirken, wenn man jemanden hat, der sich damit auskennt.

[Roullier]

Macht es das immer? Kannte ein Pferd das sich nur dann drehte wenn ihm kalt war.

[steffie1910]

Ich finde ja Bachblüten generell ne gute Idee, ansonsten hätte ich Variante A die von Bohuslän vorgeschlagen oder eben das genaue Gegenteil, Box zum Spielplatz machen...Knabberholz, Jolly ball, eine Bekannte hat ihrem Pferd einen Hasen mit in den Stall gesperrt, dass hat zwar geholfen aber ich hätte um den Hasen zuviel Angst!

[Gast]

Ich mal danke für die vielen Antworten.
Das Pferd gehört nicht mir, aber ich habe es aufgezogen. Bei mir hatte er dies noch nicht. Das Einzige was war, dass er morgens sobald es aus der Box ging und ein paar Pferde schon rausgeführt wurden, er in der Box ein paar Kreise lief. Er hat einen hohen Blutanteil und war vermutlich daher ein Spätentwickler. Im Umgang immer ruhig, Schmied, Hänger, Tierarzt, Anlogieren alles kein Problem. Ich habe ihm im Mai 2013 (mit 3 Jahren) an eine junge Reiterin bei Rostock verkauft. Nun habe ich ihn bei der FN wiedergefunden und seine neuen Besitzer kontaktiert. Sie haben ihn bei einem Händler gekauft. Er war in einem sehr schlechten Zustand (unterernährt, Pilzbefall und schlechte Hufpflege). Nun ist er bei dieser Familie, die mit ihm 4 eigene Pferde auf ihrem eigenen Hof hat. Sie haben nur Boxen und kein Offenstall und große Auflaufpaddocks. Die Besitzer haben es bereits mit Heunetz, Spielball und Heu außerhalb der Boxenwand probiert. Alles hilft nichts. Er läuft ständig links im Kreis herum. In der Herde ist er rangniedrig. Unter dem Reiter sehr brav, nicht guckig oder ängstlich. Beim ersten Turnierstart war er gleich Reitpferde platziert und auch beim Springen ist er sehr gut und bemüht. Im Gelände ist er auch brav.

Ich nehme an, dass er in der Zwischenzeit etwas schlechtes in der Box erlebt hat. Die neuen Besitzer sagen, er kam bereit mit dem Boxendreher zu ihnen.

[Ramzes]

Ich mal danke für die vielen Antworten.
Das Pferd gehört nicht mir, aber ich habe es aufgezogen. Bei mir hatte er dies noch nicht. Das Einzige was war, dass er morgens sobald es aus der Box ging und ein paar Pferde schon rausgeführt wurden, er in der Box ein paar Kreise lief. Er hat einen hohen Blutanteil und war vermutlich daher ein Spätentwickler. Im Umgang immer ruhig, Schmied, Hänger, Tierarzt, Anlogieren alles kein Problem. Ich habe ihm im Mai 2013 (mit 3 Jahren) an eine junge Reiterin bei Rostock verkauft. Nun habe ich ihn bei der FN wiedergefunden und seine neuen Besitzer kontaktiert. Sie haben ihn bei einem Händler gekauft. Er war in einem sehr schlechten Zustand (unterernährt, Pilzbefall und schlechte Hufpflege). Nun ist er bei dieser Familie, die mit ihm 4 eigene Pferde auf ihrem eigenen Hof hat. Sie haben nur Boxen und kein Offenstall und große Auflaufpaddocks. Die Besitzer haben es bereits mit Heunetz, Spielball und Heu außerhalb der Boxenwand probiert. Alles hilft nichts. Er läuft ständig links im Kreis herum. In der Herde ist er rangniedrig. Unter dem Reiter sehr brav, nicht guckig oder ängstlich. Beim ersten Turnierstart war er gleich Reitpferde platziert und auch beim Springen ist er sehr gut und bemüht. Im Gelände ist er auch brav.

Ich nehme an, dass er in der Zwischenzeit etwas schlechtes in der Box erlebt hat. Die neuen Besitzer sagen, er kam bereit mit dem Boxendreher zu ihnen.

Wieviele Vorbesitzer hatte er denn , bis er zum Händler kam ?
Nehme an , daß er evtl.aufgrund längerer TA-" verschriebener "
Boxenruhe sich das angewöhnt hat . So wie bei einer von mir und auch von
Mondnacht beschrieben .
Da er charakterlich , im Umgang und unter dem Reiter einwandfrei ist ,
hat er wohl nicht soviel Schlechtes erlebt .
Meine wurde mit oberem Bereich Tür offen gelassen .
Allerdings sollte sie immer eine(n) Kumpel/-ine
sehen können , ansonsten Koppel / Paddock.
Wie sieht es denn aus , wenn er im Auslaufpaddock ist
mit einem verträglichem " Freund " ohne Rangordnungsstress ?

[Gast]

Wieviele Vorbesitzer hatte er denn , bis er zum Händler kam ?

Das weiß ich leider nicht und die jetzigen Besitzer auch nicht. Also wie gesagt von mir ging er nach Rostock. Mit mir und dem Händel dann definitiv 3 Vorbesitzer.

Ich werde das mit den Paddock ganztags mal vorschlagen. Das könnte aber schwierig werden, weil die anderen drei Pferde regelmäßig Springturniere gehen. Er wird dann auch oft mitgenommen, damit er nicht allein ist. Die Rangordnung ist festgelegt. Er wird aber nicht von den anderen Pferden bedrängt oder vertrieben. Er ist halt im Rang niedrig und passt sich an.

[Ramzes]

Das weiß ich leider nicht und die jetzigen Besitzer auch nicht. Also wie gesagt von mir ging er nach Rostock. Mit mir und dem Händel dann definitiv 3 Vorbesitzer.

Ich werde das mit den Paddock ganztags mal vorschlagen. Das könnte aber schwierig werden, weil die anderen drei Pferde regelmäßig Springturniere gehen. Er wird dann auch oft mitgenommen, damit er nicht allein ist. Die Rangordnung ist festgelegt. Er wird aber nicht von den anderen Pferden bedrängt oder vertrieben. Er ist halt im Rang niedrig und passt sich an.

Kann man nicht evtl. ein kleines , verträgliches " Gnadenbrotpony "
ausfindig machen ? Dann muß er nicht unnötig auf die Reise .
Wo/wie ist er denn auf den Turnieren untergebracht ?
Mit einer guten Paddock-Outdoordecke kann er es doch
auch in der kälteren Zeit aushalten , wenn der Auslauf etwas
windgeschützer ist , umso besser .
Heunetz und Obstbaumschnitt ( Kirsche ist der Hit ) helfen
zusätzlich . Bei extrem kaltem , windigem Dauerregen und
Schneesturm muß es ja nicht unbedingt sein .
Da muß man dann eben " Intervall " - Auslauf machen ,
mehrmals kurz raus und/oder Hallenarbeit .
Nehme an , die Halle ist verfügbar , da regelmäßig Turniere .

[Super Pony]

Ich finde ja Bachblüten generell ne gute Idee, ansonsten hätte ich Variante A die von Bohuslän vorgeschlagen oder eben das genaue Gegenteil, Box zum Spielplatz machen...Knabberholz, Jolly ball, eine Bekannte hat ihrem Pferd einen Hasen mit in den Stall gesperrt, dass hat zwar geholfen aber ich hätte um den Hasen zuviel Angst!

kenne auch ein Pferd mit Kaninchen in der Box, aber im Käfig auf Kopfhöhe

[Super Pony]

..mal was ganz anderes ... hat er Stallgamaschen / Bandagen auf??

[Gast]

..mal was ganz anderes ... hat er Stallgamaschen / Bandagen auf??

Nein hat er nicht.

Dass mit dem Kirschbaum und mit dem Beistellpony werde ich vorschlagen.
Sie überlegen derzeit, ob nicht noch ein zweites junges Pferd kaufen. Das wäre da eine Alternative zum Pony.