steigt Kolikgefahr durch Sedalin? Alternativen?

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  • steigt Kolikgefahr durch Sedalin? Alternativen?

    Hallo zusammen,

    nachdem mein Pferd nach dem letzten Tief das erste Mal eine wirkliche Besserung gezeigt hat und die Ultraschallbilder wider Erwarten deutlich besser waren als noch vor 4 Wochen darf ich wieder Schritt führen.

    Der sonst so brave und ausgeglichene Kerl hat allerdings mit besser werdender Gesundheit von heute auf morgen seinen Lebensmut wiedergefunden und wird beim Führen so lustig, dass ich ihn gestern alleine nicht mehr halten konnte.

    Heute habe ich ihm zwei Striche Sedalin gegeben und mit voller Bewaffnung geführt, das ging prima. Allerdings haben einige Bedenken geäussert, dass auch der Verdauungstrakt des Pferdes ruhiggestellt wird und die Kolikgefahr steigt. In der Packungsbeilage steht davon nichts.

    Ist das anzunehmen? Nach der Kontrolluntersuchung in der Klinik hat er 8 Stunden lang nicht geäppelt, allerdings wurde er dort noch zusätzlich sediert.

    Ist Bier eine Alternative oder schlägt das zu sehr auf die Leber? Schmerzmittel bekommt er keine mehr. Eine Stallkollegin empfahl mir Bachblüten, allerdings habe ich keine Ahnung wie ich die zusammenrühren sollte und glaube auch nicht so ganz an deren Wirkung.
  • Kat
    • 12.05.2004
    • 3536

    #2
    Hier mal ein kurzer Wirkmechanismus von Sedalin (Wirkstoff Acepromazin):

    Es wirkt primär über eine Blockade der Dopamin-2-Rezeptoren.
    Hierdurch kommt es zu einer sedativen und antipsychotischen Wirkung.

    Ein weiterer Effekt besteht in der Blockade der Alpha-1-Adrenozeptoren, was zu einer Gefäßerweiterung (Vasodilatation) und damit zu einem Abfall des Blutdrucks führt. Die Gefäßerweiterung in der Milz bedingt einen Abfall des Hämatokrit-Wertes.

    Darüber hinaus senkt Acepromazin den Tonus der glatten Muskulatur und wirkt dadurch krampflösend (spasmolytisch).


    Da im "Darm" aber mehr Alpha-2-Rezeptoren vorhanden sind, wirkt Acepromazin nicht direkt auf eine verlangsamte Darmmotorik.

    Kontraindikationen: Aufgrund der gefäßerweiternden Wirkung darf Acepromazin nicht bei einem Schock eingesetzt werden. Auch bei Jungtieren und alten Tieren ist der Einsatz aufgrund der blutdrucksenkenden Wirkung zu vermeiden.

    Aufpassen muss man eher bei Detomidin (ist auch ein Seditativum) wirkt nämlich auf die Alpha-2-Rezeptoren.

    Wenn du dein Pferd so besser handeln kannst, wäre das Nutzen/Risiko-Abwägen sicherlich auf der positiven Seite für Sedalin ansonsten eben nochmal sicherheitshalber deinen TA anrufen.
    Was sogar eine Katze nicht weiß, ist es nicht wert gewußt zu werden!

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    • #3
      Für mich liest sich das eigentlich ganz gut, zumal er sich mit der relativ geringen Dosis von zwei Strichen sehr gut führen liess. Hört sich auch an als sei es eine bessere Lösung als Bier, wobei damit wohl einige ganz gute Erfahrungen gemacht haben.

      Kann das Präparat trotz seiner muskelentspannenden Wirkung auch zum Reiten genommen werden? Wenn ich bei 20 minuten Führen angelangt bin soll ich mich wieder draufsetzen und das werde ich sicher nicht ohne beruhigende Maßnahmen für Pferd und Reiter vornehmen

      Kommentar

      • Kat
        • 12.05.2004
        • 3536

        #4
        Also einmal solltest du dir auch bewusst sein, dass nach dem Arzneimittelrecht Acepromazin bei Pferden, die der Lebensmittelgewinnung zugeführt werden sollen, in Europa grundsätzlich nicht eingesetzt werden darf.

        Typisch für diese Beruhigungsmittel ist, dass sie dosisabhängig das Verhalten eines Tieres verändern können, ohne dass das Pferd seine Aufmerksamkeit für Umwelteinflüsse und seine Koordinationsfähigkeit verliert.
        Soll heißen, dass es möglich ist zu reiten, ohne dass du dich in Gefahr begibst, durch plötzliches schwanken o.ä.
        (Muskelentspannend ja, aber in erster Linie auf glatte Muskulatur, nicht auf die quergestreifte Skelettmuskulatur, das ist der Unterschied)

        Außerdem solltest du auch noch beachten, dass ein Einsatz von ACP vor sportlichen Wettkämpfen abzulehnen ist, da unabhängig von der erwünschten Wirkung die Ausscheidung von ACP bzw. seiner wirksamen Metaboliten beim Pferd individuell so stark schwankt, dass es nicht möglich ist, tierärztlich exakte Angaben zur Eliminationszeit zu machen.

        Es ist beispielsweise bekannt, dass nach täglich wiederholter Gabe von 120 mg ACP über einige Monate, der Nachweis noch Monate nach der letzten ACP-Gabe möglich ist.

        Die tierärztliche Beratung von Pferdesportlern kann also nur dahin gehen, grundsätzlich vom Einsatz von ACP bei Turnierpferden abzuraten.
        Sportrechtlich wird der Einsatz von ACP ebenfalls reglementiert. Im nationalen Reit- und Fahrsport wird ACP in der Liste der verbotenen Substanzen den Dopingsubstanzen zugeordnet. Im internationalen Sport (Reit-und Rennsport) gilt ACP generell als im Wettkampf verbotene Substanz.
        Auch ist zu beachten, dass das Regelwerk der FEI im Falle einer positiven Medikationskontrolle trotz Medikationserklärung eine Disqualifikation von Pferd und Reiter verlangt.

        Auch tierschutzrechtlich ist der Einsatz von ACP vor sportlichen Einsätzen verboten. Er wird als Doping gewertet, welches im Gesetz ausdrücklich untersagt ist.
        Was sogar eine Katze nicht weiß, ist es nicht wert gewußt zu werden!

        Kommentar


        • #5
          vielen Dank für deine umfangreiche Info.

          Mein Pferd wird im Verlauf der nächsten 12 Monate keinesfalls an einem Turnier starten können, wir müssen bei konstant positivem Heilungsverlauf 6-9 Monate rechnen, bis ich überhaupt wieder in allen 3 Gangarten voll reiten darf. Da er ausserdem Equipalazone erhielt ist die Verwendung als Lebensmittellieferant sowieso, pardon, gegessen.

          Mir geht es darum, dass ich ihn so bewegen kann wie ich soll ohne dass es ihn oder mich in Gefahr bringt. Eines unserer Pferde musste bei seinen Vorbesitzern verletzungsbedingt mehrere Monate stehen und wurde zum Antrainieren jeden Tag mit einer Flasche Bier abgefüllt, was wohl gut funktioniert hat. Da ich nicht so sicher bin wie die Leber eines Pferdes auf Alkohol reagiert ist mir das Sedalin auch aufgrund seiner guten Dosierbarkeit derzeit sympathischer und scheint mir aufgrund deiner Beschreibung auch geeigneter. Da mein Großer eigentlich ein ausgesprochen gehorsamer Kerl ist gehe ich davon aus, dass es nur vorübergehend notwendig sein wird, ihn zu sedieren.

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          • Hobbyzüchter

            #6
            Wir haben einmal Sedalin benutzt und hatten gleich eine Kolik. Das Zeug haben wir dann gleich entsorgt.

            Insgesamt kommen wir in den Jahren auch auf viele Monate Schritt mit unseren Pferden.

            Für mich war es wie folgt händelbar:
            Natürlich Kraftfutter fast auf Null bzw. absolut eiweißarm.
            Schritt gehen nur mit Hengstkette und immer die gleiche Strecke.

            Den Ansatz zum rumspacken muss das Bein abkönnen, mehr musst du dann ansprechend rigoros unterbinden.

            Kommentar

            • Kiddykit
              • 30.12.2008
              • 1147

              #7
              Also bei uns am Stall haben auch schon einige Sedalin benutzt. Nach meinem Wissen ohne eine folgende Kolik.

              Allerdings haben die Besitzer auf Anweisung vom TA die Pferde danach erst mal nicht fressen lassen. Ich weiß nicht genau wie lange, ich glaube aber so +- 3 Stunden.
              Und der TA meinte halt auch, dass die Verdauung bei Sedalinzufuhr nicht richtig *arbeitet* ...
              Ausbildung bedeutet das zu lernen von dem wir nicht einmal wußten, das wir es nicht wußten.

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              • Artemis
                • 15.07.2003
                • 1097

                #8
                Die Angaben wie lange Sedalin, auch bei einmaliger Gabe (z.B. Scheren) nachgewiesen werden kann, schwanken momentan gewaltig, was hab, Hufschmied)t ihr da für Angaben?
                http://www.Reiterhof-Bad-Fuessing.de

                Kommentar


                • #9
                  Zur Sedierung setze ich es grundsätzlich nur ein, wenn es sich überhaupt nicht vermeiden lässt (z.B. junge Wildviecher die der Besitzer nicht am Halfter halten kann, Spritzen absolut nicht möglich usw.)
                  Ansonsten gibt es zur Sedierung so viele bessere und sicherere Alternativen, dass ich vom Acepromazin gut absehen kann. Deshalb kommt es bei mir fast nur noch therapeutisch zur Anwendung (Rehebehandlung).
                  Man muss wissen, dass unter Acepromazin die Empfindung des Pferdes wenig oder sogar in unerwünschte Richtung verändert ist. Es kann sich halt nur nicht so gut mucksen. Das bringt Stress und bewirkt gerade bei verhaltens- und ausbildungsbedingten Problemen (klassischer Fall: Pferd lässt beim Anreiten nicht aufsitzen oder Hund hat Angst vor lauten Geräuschen) oftmals eine tatsächliche Verschlimmerung des Zustands. Der einzige Vorteil ist, dass es billig und einfach anzuwenden ist.
                  Sedalin darf ohnehin nicht an Pferde verabreicht werden weil es keine Zulassung dafür hat und mit Vetranquil ein zugelassenes Produkt zur Verfügung steht. Nur mal so am Rande. Bei diesen Kleinigkeiten fängt es an und wenn man nicht aufpasst hat man ruckzuck ein Dopingproblem... Warum fragst Du das alles eigentlich nicht Deinen behandelnden Tierarzt?

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                  • #10
                    Genau das habe ich jetzt gemacht obwohl es mir langsam peinlich ist da ständig anzurufen. Da er keine Hinweise darauf gegeben hat dass es zu Verdauungsproblemen kommen könne und in der Packungsbeilage nichts zu lesen war ging ich eigentlich davon aus dass da keine Probleme zu erwarten sind und so ist es auch.

                    Vetranquil enthält laut seinen Angaben den gleichen Wirkstoff wie Sedalin, böte aber den Vorteil dass man es übers Futter verabreichen kann. Da ich das Sedalin ohnehin schon in gematschte Bananen mogeln muss steigen wir jetzt um auf Vetranquil. In der Packungsbeilage von Sedalin steht übrigens dass es für Pferde und Hunde gedacht ist, samt entsprechender Dosierungsempfehlung.

                    Kareen: was für Alternativen kennst du denn? Wenn ich den nicht dauersedieren muss ist mir das auch recht, wobei das Dopingproblem derzeit wirklich nicht relevant ist. Ich bin dankbar wenn er irgendwann überhaupt wieder läuft, an Turniere wage ich gar nicht zu denken.

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