Heu zur freien Verfügung - ist das gesund??

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  • #21
    Also Pferd ist nicht gleich Pferd und Heu ist nicht gleich Heu. Einem Pferd im Wachstum oder einer Stute die tragend ist, nicht rund um die Uhr was 'nagbares' anzubieten ist nicht wirklich artgerecht. Ein voluminöser Bauch mit vollem Darmkonvolut sieht zwar nicht so fancy aus, ist aber seltener krank als das sportlich dynamisch auftrainierte Wesen was wir z.B. auf Hengstkörungen oder im Dreisterne-S vorgeführt bekommen.
    Unsere Aufzuchtpferde bekommen ohne Ausnahme Heu und Heulage satt. Ein paar der Zuchtstuten können das aber im Güstzustand nicht wirklich vertragen weil sie deutlich zu möppelig werden.
    Grundsätzlich ist es für jedes Pferd sinnvoll, den natürlichen Tagesablauf einzuhalten und der besteht nun mal aus 16 Stunden mampfen und langsamem Herumgewandere.
    Gern wird der Vergleich mit dem Steppentier Pferd bemüht aber dabei vergessen, dass keines dieser Steppentiere über Ponymaß war und außerdem Hufe buchstäblich aus Beton und eine Trabübersetzung so groß wie ein tragbarer Fernseher hatte
    Will sagen, die zähen Biester sind von unserem heutigen Sportpferd doch schon so weit weg wie sagen wir der ICE von der 1. Dampflok anno 35 Nürnberg-Fürth. Und eine augenscheinlich ganz ok'e Heulage kann deutliche Mängel und Unwägbarkeiten in sich tragen (falscher pH-Wert, zu feucht, zu wenig Rohfaser, zu viel oder zu wenig Energie, schlechtes Eiweißmuster, mikrobiologische Probleme). Darum geht nichts über eine genaue Bedarfsanalyse (vgl. Islandpferd vs. Vollblutreiches, hochwüchsiges Sportpferd, Rentner bei guter Gesundheit vs. krankes oder leistendes Pferd) und Grundfutteranalyse (die kostet aber )
    Der Vergleich mit der Steppe hinkt schon da, wo das Pferd auf einem Fleck herumsteht oder sich auf einem Paddock von wenigen Quadratmetern ohne jeden Bewegungsanreiz (außer einer viel zu langen Stehphase vorher) eine angemessene Bewegung verschaffen soll.
    Dass die meisten Pferde in unseren Landen eher zu schwer als zu leicht sind, stimmt. Das ist wohl hauptsächlich eine Auswirkung der veränderten Nutzungsverhältnisse. Außerdem sind wir es nicht mehr gewohnt, den Umständen entsprechend zu denken weil wir an ein vereinheitlichtes, und teils geschöntes Bild gewohnt sind: Das Schlachtschwein ist heute auf 90 Kilo genormt und muss für eine maschinelle Schlachtung dimensioniert sein, andernfalls gibt es empfindliche Abzüge für den Landwirt. Ein Reitpferd hat eben propper fett und möglichst 1,68 groß zu sein, es soll ihm ja an nichts mangeln. Obwohl wir selbst bei Stippgrütze zuerst mal an das böse Fett anstatt an das schöne Gefühl nach einem harten Arbeitstag so richtig schön satt zu sein denken darf es auf dem Pferdchen gerne mal eine Rolle mehr zu sein. Eigenartigerweise stößt es selbst bei ansonsten ganz gut vorgebildeten Tierschutz-Tanten nie auf irgendwelche Kritik wenn Ponies zu Tode gefüttert werden. Solange sie nicht mit akuter Rehe daniedenliegen, regt sich eigentlich keiner so richtig über die Mopsponies auf... Bei einem etwas rippigen Jährling dagegen heißt es schnell 'der braucht aber mehr Futter'. Es geht einfach das Augenmaß verloren und dort wo es sinnvoll wäre mal trocken-wissenschaftlich zu analysieren, fehlt es entweder am Geld oder am Problembewußtsein.
    Es bleibt aber dabei, dass ein Pferdeverdauungstrakt dafür gemacht ist, 16 Stunden am Tag kontinuierlich rauhes 'reingeschoben' zu bekommen. Wer das beherzigt und bei hoher Grundfutterqualität dann noch den Energiegehalt sinnvoll abstimmt und auf ein passendes Ca/P-Verhältnis achtet, hat eigentlich schon gewonnen und wird kein Pferd gravierend fehlversorgen. Bei den möppelchen muss man sich natürlich was einfallen lassen aber da haben die anderen ja schon gute Tips gegeben wie mit Stroh strecken, Spartechnik einsetzen usw.

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    • Cubano
      • 16.11.2007
      • 66

      #22
      Zitat von Kareen Beitrag anzeigen
      Der Vergleich mit der Steppe hinkt schon da, wo das Pferd auf einem Fleck herumsteht oder sich auf einem Paddock von wenigen Quadratmetern ohne jeden Bewegungsanreiz (außer einer viel zu langen Stehphase vorher) eine angemessene Bewegung verschaffen soll.
      Es stellt sich dann aber in der Tat die Frage, ob unter diesen veränderten Lebensbedingungen nicht erst recht zu viel gefüttert wird? Übrigens nicht nur in Deutschland, auch hier in Spanien,wo gern mit Mais gemästet wird, damit vor allem die Hengste spektakuläre Hälse haben.
      @Cleopatra: Ich habe vor allem wegen der Kotwasserproblematik umgestellt, weil ich den Verdacht nicht loswurde, dass das Importheu für meine Iberer schlicht zu reichhaltig war. Die Spanier sind (Ausnahmen bestätigen auch hier die Regel) leichtfuttrige Pferde, was natürlich mit dem Klima und den damit verbundenen Futterbedingungen zu tun hat.

      LG
      Andrea

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      • Furioso-Fan
        • 12.08.2004
        • 10945

        #23
        Zitat von Cubano Beitrag anzeigen
        Es stellt sich dann aber in der Tat die Frage, ob unter diesen veränderten Lebensbedingungen nicht erst recht zu viel gefüttert wird? Übrigens nicht nur in Deutschland, auch hier in Spanien,wo gern mit Mais gemästet wird, damit vor allem die Hengste spektakuläre Hälse haben.
        @Cleopatra: Ich habe vor allem wegen der Kotwasserproblematik umgestellt, weil ich den Verdacht nicht loswurde, dass das Importheu für meine Iberer schlicht zu reichhaltig war. Die Spanier sind (Ausnahmen bestätigen auch hier die Regel) leichtfuttrige Pferde, was natürlich mit dem Klima und den damit verbundenen Futterbedingungen zu tun hat.

        LG
        Andrea
        Dann würde ich aber bei dem reduzieren, was dem natürlichen Fressverhalten des Pferdes am wenigsten entspricht, nämlich dem Kraftfutter.

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        • max-und-moritz
          • 04.06.2006
          • 3441

          #24
          Hallo,

          wie schon geschrieben wurde - Pferde sind unterschiedlich, was für das eine gut ist muß es für das nächste nicht unbedingt sein. Darum sagt ein altes Sprichwort "Das Auge des Herrn füttert", und mein Auge sieht daß es meinen Pferden nicht gut tun würde ihnen Heu zur freien Verfügung zu geben.

          Sie bekommen jetzt im Winter 2 x täglich ordentlich Heu, und zwar in der Früh um halb 6 und abends um 16 Uhr. Damit ist die heulose Zeit nicht zu lang und zudem haben sie Stroh zum knabbern.

          Das aller magerste und noch so spät gemähte Heu wäre für viele noch zu gehaltvoll um sie 16 Stunden fressen zu lassen. Die meisten unserer Wohlstandspferde sind wie die meisten Wohlstandsmenschen überfüttert, es fällt halt nicht mehr auf weil es der Normalzustand ist.

          Viele Grüße, max-und-moritz
          Wer neue Wege scheut, muß alte Übel dulden.

          Kommentar

          • Furioso-Fan
            • 12.08.2004
            • 10945

            #25
            Zitat von max-und-moritz Beitrag anzeigen
            Hallo,

            wie schon geschrieben wurde - Pferde sind unterschiedlich, was für das eine gut ist muß es für das nächste nicht unbedingt sein. Darum sagt ein altes Sprichwort "Das Auge des Herrn füttert", und mein Auge sieht daß es meinen Pferden nicht gut tun würde ihnen Heu zur freien Verfügung zu geben.

            Sie bekommen jetzt im Winter 2 x täglich ordentlich Heu, und zwar in der Früh um halb 6 und abends um 16 Uhr. Damit ist die heulose Zeit nicht zu lang und zudem haben sie Stroh zum knabbern.

            Das aller magerste und noch so spät gemähte Heu wäre für viele noch zu gehaltvoll um sie 16 Stunden fressen zu lassen. Die meisten unserer Wohlstandspferde sind wie die meisten Wohlstandsmenschen überfüttert, es fällt halt nicht mehr auf weil es der Normalzustand ist.

            Viele Grüße, max-und-moritz
            Ich möchte nochmal nachhaken: Pferde, die immer Heu haben, stehen mitnichten 16 Stunden an der Krippe. Außerdem sollte man sehr genau nach dem Pferdetypen und den Bedürfnissen unterscheiden. Natürlich geht ein Hafi auf wie ein Hefekloß, wenn ich ihm 16 Stunden freie Fahrt gebe. Bei meinen hoch im Blut stehenden Warmblütern in Offenstallhaltung merke ich aber sehr schnell, wenn die Heumenge nicht ausreicht, sie fallen ein. Von zu dick kann da keine Rede sein. ich finde es auch sehr wichtig, daß wachsendes Junggemüse, ältere oder tragende Stuten immer ihr Heu haben.

            Kommentar

            • Donatelli
              • 24.06.2004
              • 1101

              #26
              Zitat von Kareen Beitrag anzeigen
              Obwohl wir selbst bei Stippgrütze zuerst mal an das böse Fett anstatt an das schöne Gefühl nach einem harten Arbeitstag so richtig schön satt zu sein denken darf es auf dem Pferdchen gerne mal eine Rolle mehr zu sein.
              Wat ist denn Stippgrütze

              Kommentar

              • Geisha
                • 26.08.2002
                • 2684

                #27

                noch ein Spanier anwesend...

                und ich muss hier FF vollkommen recht geben Cubano weniger Kraftfutter- gerade für Iberer... sonst bekommste schnell mal probleme mit " Infosura"

                Genau wie du füttere ich Luzerneheu ( alfalfa, sehr proteinreich) als Kraftfutterersatz für nicht arbeitende Pferde und als gutes Zusatzfutter für tragende Stuten und Turnierpferde.( WB)
                Neben Alfalfa und Kraftfutter gebe ich Stroh und AVENATO ( Strohart vom Hafer mit Korn, noch grün beim Schnitt) und im Frühjahr bayo/ raygras.
                ( levantinisch Küste.. wo kommst du denn her ?)

                Aus berufstechnischen Gründen gibt es bei mir morgens und abends Rauhfutter satt, aber nicht RUNDUMDIEUHR...

                und ja ich bezeuge es gibt Pferde die meinen, Winter ist 365 Tage in Spanien

                Saludos
                Sabine
                Es gibt nur 2 unendlich grosse Dinge:
                das Universum und die menschliche Dummheit, und bei dem ersten bin ich mir gar nicht so sicher ( Albert Einstein)

                Kommentar

                • Cubano
                  • 16.11.2007
                  • 66

                  #28
                  Zitat von Geisha Beitrag anzeigen

                  noch ein Spanier anwesend...
                  Wie nett
                  Ich lebe auf den Kanaren, daher auch das Importproblem mit dem Raufutter. Vor allem, wenn man raygras in langen Halmen haben möchte – hier wird nämlich das in 5cm-Abschnitten bevorzugt
                  Zum Kraftfutter: Bisher habe ich noch keinerlei Probleme damit – und mein Herr Wallach zeigt das sehr zuverlässig an, wenn ihn "der Hafer sticht". Der bekommt aber auch minimal; mein Hengst kriegt deshalb mehr, weil der sich nach zwei Jahren Boxenhaft mit spanischer Minimalförderung immer noch im Aufbau befindet.

                  LG
                  Andrea

                  Kommentar


                  • #29
                    agm, kannst Du vielleicht noch mal schreiben, wie die das begründet haben?

                    Ich würde sagen, auch hier ist ein Mittelweg mal wieder der Goldene. Ich würde das in diesem Fall als "Rauhfutter immer zur freien Verfügung" ausdrücken. Das muß also nicht notwendigerweise 24 h/Tag Heu sein, aber es sollte immer was zum knabbern da sein, da das Verdauungssystem eben darauf eingestellt ist, daß es bei Bedarf jederzeit Nachschub bekommen kann.
                    Es gibt in D eine ganze Menge Pferde, die zwar (kalorientechnisch) ausreichend Heu bekommen und gut im Futter stehen, wo aber die Gabe des Futters suboptimal bis katastrophal ist (nachts 12 h Freßpause in der Spänebox u. ä.). Das führt dann - außer zu den bekannten Magen- und Darmproblemen - auch zu einem unnatürlichen Freßverhalten: wenn es dann endlich wieder was gibt, stopft das ausgehungerte, womöglich noch von Magenschmerzen geplagte Pferd sich innerhalb kürzester Zeit unglaubliche Mengen an Heu hinter die Binde, was den Besitzer dazu veranlaßt, zu glauben, das Pferd wäre ein Vielfraß, dem man im Leben nicht Rauhfutter zur freien Verfügung geben könne.
                    Die meisten (nicht alle) Pferde gewöhnen sich aber bei kontinuierlicher Rauhfutterverfügbarkeit ein gutes Freßverhalten mit "mal hier ein Haps und mal da einer" an.

                    Kommentar

                    • max-und-moritz
                      • 04.06.2006
                      • 3441

                      #30
                      Zitat von Furioso-Fan Beitrag anzeigen
                      ...Außerdem sollte man sehr genau nach dem Pferdetypen und den Bedürfnissen unterscheiden. Natürlich geht ein Hafi auf wie ein Hefekloß, wenn ich ihm 16 Stunden freie Fahrt gebe.
                      Hallo FF,

                      geeeenau das habe ich doch auch gemeint - Pferdetypen und Bedürfnisse... Das Auge, das mitfüttert, sieht Friesen und leichtfuttrige Warmblüter, danach handle ich.

                      Es ist auch nicht so daß die 2 x am Tag nur eine Hand voll kriegen, wenn ich um 11 Uhr z. B. zum Reiten rauskomme liegt da noch Heu rum. Für die Zeit zwischen 12 und 16 Uhr ist zum Überleben noch Stroh da, bei mir hat keiner 12 Stunden lang nichts zwischen den Zähnen.

                      Ratte formuliert es gut, Rauhfutter zur freien Verfügung.

                      Viele Grüße, max-und-moritz
                      Wer neue Wege scheut, muß alte Übel dulden.

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                      • Climax
                        • 24.08.2007
                        • 1132

                        #31
                        Prinzipiell bekommen meine Pferde, da wir mit Spänen einstreuen, sehr reichlich Heu und nachdem ich immer ein paar Patienten hatte die sich Nester aus dem Heu bauen, dieses platt treten oder zuäppeln, habe ich jetzt für alle Pferde engmaschige Heunetze gekauft. Die Rautengröße beträgt nur 4x4 cm und ist damit so klein, dass kein Huf hindurchpasst und selbst mit Hufeisen hatten wir noch keinen unserer Spezialisten der es geschafft hätte sich darin irgendwie zu verheddern. Die Netze werden so in einem Panikhaken eingehängt, dass sie etwa auf Bughöhe der Pferde hängen.
                        Durch die engen Maschen sind sie ewig beschäftigt und anfangs dauert es auch eine Weile bis sie verstanden haben, dass man nicht einfach zubeißen kann und den Schnabel voller Heu hat.
                        Auf diese Art kann ich sie problemlos, bei geringstem Heuverlust, mit 4-6kg Heu, den ganzen Tag beschäftigen!

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