Da es im Thread "Alle Sättel rutschen auf die Schulter" eine interessante Diskussion zum Thema "Täglich reiten" gab, könnte es sich vielleicht lohnen, diese hier zu intensivieren? (--> siehe:https://www.horse-gate-forum.com/for...pfehlung/page2 )
Wie oft/viel/intensiv reiten haltet ihr für sinnvoll? Dabei sind Aspekte wie "Muskelaufbau" (Pausen für den Muskelaufbau) sowie auch "Bewegungsmöglichkeiten für das Pferd" diskutierbar.
Kürzlich habe ich auf Facebook einen Beitrag von "Osteo-Dressage" gesehen, der vielleicht die Diskussion unterstützen kann (hier geht es insbesondere um Trainingsdauer und -intensität):
Je kürzer, desto besser?
Warum kürzer trainieren nicht unbedingt besser ist
In manchen Kreisen gilt es als zielführend und ganz besonders pferdefreundlich, nur ganz kurz zu trainieren. Je kürzer die Einheit, desto besser sei das fürs Pferd. Begründet wird das mit der Dauer der Konzentrationsfähigkeit eines Pferdes, die (wie es scheint beliebig) zwischen zwei und 30 Minuten betragen soll. Wer grundsätzlich zu kurz trainiert, erzielt letztlich aber keinen positiven Effekt.
Zunächst mal: Training ist nicht gleich Training! Geradeaus Traben im Gelände oder in gemütlichem Tempo an der Longe in natürlicher Haltung ist nicht zu vergleichen mit anspruchsvoller Arbeit in Versammlung. Piaffieren kann ein Pferd tatsächlich nur in ganz kleinen Dosen von ein paar Sekunden, zwanglos traben kann ein trainiertes Pferd aber über Stunden, etwa im Distanzsport.
Grundlagenausdauertraining in Form eines dreistündigen Schrittspaziergangs oder einer halben Stunde Arbeitstempo im Trab in wechselndem Rahmen erfordert vergleichsweise wenig Konzentrationsfähigkeit und eher wenig Kraft – aber eben Ausdauer. Um die Ausdauer zu trainieren, muss man die Dauer schrittweise steigern. Wenn das Pferd fit für gelegentliche mehrstündige Ausritte werden soll, kann man nicht nur fünf Minuten trainieren. Wenn ein Mensch einen Marathon laufen möchte, läuft er in der Vorbereitung auch nicht nur nicht nur ein paar Minuten.
In Kursen sind Pferdebesitzer oft regelrecht schockiert, wie lange ihr Pferd tatsächlich laufen müsste, um eine wirkliche Verbesserung des Trainingszustands zu erzielen. Ausdauertraining ist aber essentiell für ein gesundes Reitpferd. Es verbessert nicht nur die Arbeit des Herz-Kreislauf-Systems des Pferdes, es macht Faszien, Muskeln und Knochen überhaupt erst stabil genug, um einen Reiter schadlos tragen zu können (einen Reiter zu tragen ist nämlich per se Kraftausdauertraining).
SCHÄDLICH wäre, unter der Woche (schlimmstenfalls nur alle drei Tage) nur 10 Minuten „Bodenarbeit“ zu machen und dann am Wochenende drei Stunden „gemütlich ausreiten“ zu wollen.
Faustregel: Ein Pferd in Reitkondition sollte jeden zweiten Tag MINDESTENS 20 Minuten durchtraben können, und zwar ohne körperlich und geistig merklich ermüdet zu sein. Verglichen mit dem Menschen könnte man dieses Grundlagenausdauertraining mit Wandern oder Joggen vergleichen. Zwei Minuten Joggen machen nicht fit, 20, besser 30 oder 40, eben schon. Konzentrieren muss man sich auf den gleichförmigen Bewegungsablauf kaum (weshalb Jogger meist Musik hören).
Beim Koordinationstraining sieht das anders aus. Koordinativ anspruchsvollen Übungen und alle Bewegungen, die ein Pferd erst neu erlernt, kann es tatsächlich nur Sekunden bis zu wenige Minuten durchhalten: Zwei Minuten Feinjustieren der Traversale beim älteren oder erstes Übertreten an der Hand bei einem Jungpferd erfordert möglicherweise sehr viel „Hirnkapazität“, weil neue Bewegungsabläufe geschult werden. Koordinationstraining kann ein Pferd massiv ermüden. Die Koordination wird tatsächlich vom Üben in kurzen Reprisen besser: Wer täglich wenige Minuten Travers übt, spürt schon nach einer Woche eine deutliche Verbesserung. Wer probieren würde, sein Pferd zwei Stunden lang im Travers zu reiten, würde es massiv sauer machen und körperlich schädigen.
Koordinative Leistung ist nur möglich, wenn das Pferd von der Ausdauer her noch nicht ermüdet ist. Deswegen hängt vorher trainierte Grundlagenausdauer mit dem Erlernen neuer Lektionen zusammen: Je fitter das Pferd ist, desto länger bleibt es in einem Pulsbereich, in dem noch koordinative Leistung möglich ist. Nur wenn das geradeaus Traben im Arbeitstempo das Pferd nichtmehr groß belastet, kann es dann auch im Trab die Seitengänge gehen.
Bei Krafttraining (dressurmäßige Galopparbeit, Arbeit an versammelnden Lektionen, Cavalettiarbeit) setzt die Ermüdung ebenfalls viel schneller ein als beim ruhigen Grundlagenausdauertraining. Auch dabei liegt es also nahe, wirklich nur wenige Wiederholungen pro Einheit zu machen, also etwa nur einen Galoppwechsel pro Hand oder nur zweimal über die Cavalettireihe pro Richtung.
Wichtig ist, dass der Pferdekörper vor disziplinspezifischen Krafttraining durch Grundlagenausdauertraining im Schritt, Trab und später Galopp in der Dauermethode stabil und fit geworden ist, um sich an höhere Lektionen oder Sprünge heranzuwagen. Ist etwa der Rumpfträger (M. serratus ventralis) noch schwach, weil die Trabdauer bislang eben nicht gereicht hat, ist die Verletzungsgefahr enorm, wenn man das Pferd einfach mal springen lässt. Aus diesem Grund ist auch das Freispringen für bislang nicht konstant trainierte Pferde nicht zu empfehlen! Das planmäßige Grundlagenausdauertraining vorher dauert mehrere Monate (Buchtipp: „Gutes Training schützt das Pferd“, Welter und Welter-Böller, Cadmos Verlag).
Zusammenfassung: Die Trainingsdauer muss zum Trainingszustand und zur Art des Trainings passen.
Grundlagenausdauer (z.B. mehrstündige Schrittspaziergänge, lockeres Traben in der Dauermethode mind. 20 Minuten) ist für alle Pferde wichtig und wie der Name bereits sagt die Grundlage für spezielleres Training. Um eine Verbesserung zu erzielen, muss das Trabtraining jeden zweiten, spätestens jeden dritten Tag erfolgen.
Koordinativ anspruchsvolle Übungen (z.B. Seitwärtsbewegungen, Rückwärtsrichten, Trailhindernisse etc.) können ideal in kurzen Reprisen von wenigen Minuten geübt werden, solange das Pferd (noch) nicht körperlich müde ist. Sie sind also vor dem Ausdauerteil einer Einheit oder an den „Pausentagen“ einzuplanen.
Praxistipp für den Aufbau einer Trainingseinheit: Nach dem Aufwärmen direkt mit den koordinativen Übungen starten und danach noch auf Ausdauer joggen. Eine Arbeitseinheit ist besteht dann aus einem kurzen Teil mit neuen und/oder koordinativ spannenden Übungen, bei denen das Pferd mitdenken und sich tatsächlich „konzentrieren“ muss und einem längeren Ausdauer-Teil, nach dem das Pferd auch tatsächlich müde sein darf – wie wir nach dem Joggen.
Krafttraining (z.B. versammelter Galopp, Springen) ist erst möglich, wenn das Pferd über regelmäßige Grundlagenausdauerarbeit vorbereitet ist und muss ebenfalls in kurzen Reprisen in das Training eingebaut werden.
www.osteo-dressage.com
Wie oft/viel/intensiv reiten haltet ihr für sinnvoll? Dabei sind Aspekte wie "Muskelaufbau" (Pausen für den Muskelaufbau) sowie auch "Bewegungsmöglichkeiten für das Pferd" diskutierbar.
Kürzlich habe ich auf Facebook einen Beitrag von "Osteo-Dressage" gesehen, der vielleicht die Diskussion unterstützen kann (hier geht es insbesondere um Trainingsdauer und -intensität):
Je kürzer, desto besser?
Warum kürzer trainieren nicht unbedingt besser ist
In manchen Kreisen gilt es als zielführend und ganz besonders pferdefreundlich, nur ganz kurz zu trainieren. Je kürzer die Einheit, desto besser sei das fürs Pferd. Begründet wird das mit der Dauer der Konzentrationsfähigkeit eines Pferdes, die (wie es scheint beliebig) zwischen zwei und 30 Minuten betragen soll. Wer grundsätzlich zu kurz trainiert, erzielt letztlich aber keinen positiven Effekt.
Zunächst mal: Training ist nicht gleich Training! Geradeaus Traben im Gelände oder in gemütlichem Tempo an der Longe in natürlicher Haltung ist nicht zu vergleichen mit anspruchsvoller Arbeit in Versammlung. Piaffieren kann ein Pferd tatsächlich nur in ganz kleinen Dosen von ein paar Sekunden, zwanglos traben kann ein trainiertes Pferd aber über Stunden, etwa im Distanzsport.
Grundlagenausdauertraining in Form eines dreistündigen Schrittspaziergangs oder einer halben Stunde Arbeitstempo im Trab in wechselndem Rahmen erfordert vergleichsweise wenig Konzentrationsfähigkeit und eher wenig Kraft – aber eben Ausdauer. Um die Ausdauer zu trainieren, muss man die Dauer schrittweise steigern. Wenn das Pferd fit für gelegentliche mehrstündige Ausritte werden soll, kann man nicht nur fünf Minuten trainieren. Wenn ein Mensch einen Marathon laufen möchte, läuft er in der Vorbereitung auch nicht nur nicht nur ein paar Minuten.
In Kursen sind Pferdebesitzer oft regelrecht schockiert, wie lange ihr Pferd tatsächlich laufen müsste, um eine wirkliche Verbesserung des Trainingszustands zu erzielen. Ausdauertraining ist aber essentiell für ein gesundes Reitpferd. Es verbessert nicht nur die Arbeit des Herz-Kreislauf-Systems des Pferdes, es macht Faszien, Muskeln und Knochen überhaupt erst stabil genug, um einen Reiter schadlos tragen zu können (einen Reiter zu tragen ist nämlich per se Kraftausdauertraining).
SCHÄDLICH wäre, unter der Woche (schlimmstenfalls nur alle drei Tage) nur 10 Minuten „Bodenarbeit“ zu machen und dann am Wochenende drei Stunden „gemütlich ausreiten“ zu wollen.
Faustregel: Ein Pferd in Reitkondition sollte jeden zweiten Tag MINDESTENS 20 Minuten durchtraben können, und zwar ohne körperlich und geistig merklich ermüdet zu sein. Verglichen mit dem Menschen könnte man dieses Grundlagenausdauertraining mit Wandern oder Joggen vergleichen. Zwei Minuten Joggen machen nicht fit, 20, besser 30 oder 40, eben schon. Konzentrieren muss man sich auf den gleichförmigen Bewegungsablauf kaum (weshalb Jogger meist Musik hören).
Beim Koordinationstraining sieht das anders aus. Koordinativ anspruchsvollen Übungen und alle Bewegungen, die ein Pferd erst neu erlernt, kann es tatsächlich nur Sekunden bis zu wenige Minuten durchhalten: Zwei Minuten Feinjustieren der Traversale beim älteren oder erstes Übertreten an der Hand bei einem Jungpferd erfordert möglicherweise sehr viel „Hirnkapazität“, weil neue Bewegungsabläufe geschult werden. Koordinationstraining kann ein Pferd massiv ermüden. Die Koordination wird tatsächlich vom Üben in kurzen Reprisen besser: Wer täglich wenige Minuten Travers übt, spürt schon nach einer Woche eine deutliche Verbesserung. Wer probieren würde, sein Pferd zwei Stunden lang im Travers zu reiten, würde es massiv sauer machen und körperlich schädigen.
Koordinative Leistung ist nur möglich, wenn das Pferd von der Ausdauer her noch nicht ermüdet ist. Deswegen hängt vorher trainierte Grundlagenausdauer mit dem Erlernen neuer Lektionen zusammen: Je fitter das Pferd ist, desto länger bleibt es in einem Pulsbereich, in dem noch koordinative Leistung möglich ist. Nur wenn das geradeaus Traben im Arbeitstempo das Pferd nichtmehr groß belastet, kann es dann auch im Trab die Seitengänge gehen.
Bei Krafttraining (dressurmäßige Galopparbeit, Arbeit an versammelnden Lektionen, Cavalettiarbeit) setzt die Ermüdung ebenfalls viel schneller ein als beim ruhigen Grundlagenausdauertraining. Auch dabei liegt es also nahe, wirklich nur wenige Wiederholungen pro Einheit zu machen, also etwa nur einen Galoppwechsel pro Hand oder nur zweimal über die Cavalettireihe pro Richtung.
Wichtig ist, dass der Pferdekörper vor disziplinspezifischen Krafttraining durch Grundlagenausdauertraining im Schritt, Trab und später Galopp in der Dauermethode stabil und fit geworden ist, um sich an höhere Lektionen oder Sprünge heranzuwagen. Ist etwa der Rumpfträger (M. serratus ventralis) noch schwach, weil die Trabdauer bislang eben nicht gereicht hat, ist die Verletzungsgefahr enorm, wenn man das Pferd einfach mal springen lässt. Aus diesem Grund ist auch das Freispringen für bislang nicht konstant trainierte Pferde nicht zu empfehlen! Das planmäßige Grundlagenausdauertraining vorher dauert mehrere Monate (Buchtipp: „Gutes Training schützt das Pferd“, Welter und Welter-Böller, Cadmos Verlag).
Zusammenfassung: Die Trainingsdauer muss zum Trainingszustand und zur Art des Trainings passen.
Grundlagenausdauer (z.B. mehrstündige Schrittspaziergänge, lockeres Traben in der Dauermethode mind. 20 Minuten) ist für alle Pferde wichtig und wie der Name bereits sagt die Grundlage für spezielleres Training. Um eine Verbesserung zu erzielen, muss das Trabtraining jeden zweiten, spätestens jeden dritten Tag erfolgen.
Koordinativ anspruchsvolle Übungen (z.B. Seitwärtsbewegungen, Rückwärtsrichten, Trailhindernisse etc.) können ideal in kurzen Reprisen von wenigen Minuten geübt werden, solange das Pferd (noch) nicht körperlich müde ist. Sie sind also vor dem Ausdauerteil einer Einheit oder an den „Pausentagen“ einzuplanen.
Praxistipp für den Aufbau einer Trainingseinheit: Nach dem Aufwärmen direkt mit den koordinativen Übungen starten und danach noch auf Ausdauer joggen. Eine Arbeitseinheit ist besteht dann aus einem kurzen Teil mit neuen und/oder koordinativ spannenden Übungen, bei denen das Pferd mitdenken und sich tatsächlich „konzentrieren“ muss und einem längeren Ausdauer-Teil, nach dem das Pferd auch tatsächlich müde sein darf – wie wir nach dem Joggen.
Krafttraining (z.B. versammelter Galopp, Springen) ist erst möglich, wenn das Pferd über regelmäßige Grundlagenausdauerarbeit vorbereitet ist und muss ebenfalls in kurzen Reprisen in das Training eingebaut werden.
www.osteo-dressage.com
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