Sucht sich das Pferd den Besitzer aus?

[streeone]

Ich habe mich gestern mit einer Frau unterhalten, die bei uns im Schulunterricht reitet. Wie fast jede Schulreiterin hat sie ihr Lieblingspferd, das sie 1 Mal pro Woche reitet. Sie ist schon verschiedene Pferde geritten, aber sie sagte mir, bis dahin passte die Chemie nie so richtig.

Ich kenne es auch, dass ich manche Pferde nicht wirklich ab kann, wir können uns eben nicht riechen oder ich trau ihnen nicht so recht über den Weg...

Wie ist es andersrum?

Unser alter Wallach war ein richtiges Charakterpferd und er hatte einige Personen, die konnte er partout nicht leiden. Eine Frau konnte sich ihm gegenüber nicht durchsetzen und hatte etwas Schiss vor ihm, das hat er ausgenutzt und demnach waren sich die beiden nie sonderlich grün. Ein Mann hat ihm nie etwas getan, ist ihm eigentlich nicht mal wirklich zu nahe gekommen und das war der einzige, den unser Wallach je gebissen hat (und auch in anderen Situationen musste man immer besonders aufpassen)! Für meine Schwester wäre er dagegen durchs Feuer gegangen.

Meine Stute ist auch sehr charakterstark. Sie sucht sich ihre Leute auch aus, reagiert aber nicht so drastisch. Meine Schwester mag sie nicht besonders, dafür liebt sie ihre Reitbeteiligung über alles... Manchmal wirkt sie regelrecht "schlecht gelaunt", wenn nur ich zum Stall komme und nicht die Reitbeteiligung mit ihrer Tochter. Meine Reitbeteiligung strahlt so eine Ruhe auf das Pferd aus, das schaff ich einfach nicht.

Wie ist das, sucht sich das Pferd den Besitzer oder ist es andersrum? Was habt ihr für Erfahrungen gemacht?

[Greta]

Ich denke, es kommt von beiden Seiten.. ich reite grade eine Stute, die echt Pepp hat und bei einigen Reitern vollkommen auf Contra geht... Ich liebe sie, weil ich das Gefuehl habe, das sie richtig fuer mich kaempft... Ich denke, sie fuehlt auch, das ich Sie liebe und gibt sich deshalb auch Muehe....
Das ist eben Reiten... Es ist kein Sport wie Tennis, wo man einen Schlaeger hat.. Man hat ein Lebewesen, mit dem man ein Team bilden muss...

[Antonius]

Frag doch mal Werner.

[Lule]

Manchmal hat man schon diesen Eindruck.Wir hatten mal eine 4 jährigen zum Verkauf, die erste Interessentin sprang nach einer Rund ab , weil er mal den Kopf hochgeworfen hatte. Er war nicht so ganz einfach und auch recht wach. Kurz nach der ersten Interessentin war ein Bekannter da und fragte- mehr aus Spass, ob wir ein Pferd hätten, mit dem er ausreiten könne.Auch mehr aus Spass haben wir den 4-jährigen angeboten, der zuvor noch gar nicht im Gelände war.zu unserer Verblüffung bejahte der Bekannte und ging mit ein paar anderen zum Ausritt. Als er wieder kam, meinte er, dass er das Pferd kauft, was er dann ein paar Tage später auch gemacht hat. Die beiden hatten sich gesucht und gefunden .

Und es gibt bei uns noch ein paar so ähnliche Geschichten, bei manchen stimmt eben die Chemie auf Anhieb , es gibt bestimmt auch genug Geschichten, wo man sich erst mal zusammenraufen mußte.

[Coyana_78]

Ich kenne das auch andersrum. Ein von mir selbstgezogenes Fohlen konnte ich nie so richtig leiden. Der war mir nicht geheuer.
Kurz und gut, der ging in Aufzucht mit späterer Ausbildung. Alle schwärmten von ihm.
Ich hatte ihn dann ganz kurze Zeit bei mir und wünschte ihn schon wieder weg. Nur Probleme.
Seine Käuferin war wieder ganz begeistert.......
Da stimmte nix zwischen uns. Und daß, wo ich nicht reite und sonst mit allen meinen Pferden guter Dinge war und bin.
Nur mit ihm nicht. Und der einzige Mensch, der da immer meine Meinung über ihn teilte, war mein TA....
Als der den wiedersah, war er gleich bedient.

Gesucht und gefunden hatte ich mit der Oma besagten Wallachs. Die war und ist meine. Voll und ganz und so für niemanden.
Allerdings scheint es das besonders bei Pferden zu geben, die endlich jemanden treffen, der sie gut behandelt.

[Browny]

Beim Kauf meines Großen war es auch so... meine Begleitung hat er gebissen, mir den Kopf auf die Schulter gelegt... mal von allem anderen abgesehen, hat er sich so gleich bei mir eingeschleimt und ich habe ihn jetzt seit 15 Jahren und er ist das tollste Pferd überhaupt!!!

[cosma2008]

DEFINITIV!!!! Mein Mann und seine Kleine....er hat sich als Fohlen gekauft und ich darf mich mit Madame (jetzt 5) "herumschlagen" (weil mein Menne kein Reiter/ Fahrer ist)...lag im Dreck´ und wurde auch schon getreten...alles probiert sie bei mir genau einmal (kriegt immer wieder das "Wort zum Sonntag" :-)...bei meinem Mann noch nie! Will sagen, meinen Mann liebt sie, mich akzeptiert sie mittlerweile! :-)

[Kat]

Ich kenne das von unserer kleinen Stute. Ich hab mittlerweile den Eindruck, die weiss ganz genau, worum es geht wenn jemand zum Probereiten kommt.
Sie ist an den Tagen schon aus der Ferne bei der Begruessung total euphorisch wenn ich komme, was sie sonst nicht so extrem raushaengen laesst. An diesen Tagen weicht sie mir nicht von der Seite, ist total brav, obwohl sie sonst auch schonmal ein kleines Teufelchen sein kann. Beim letzten probieren war es dann wirklich extrem - ich bin sie vorgeritten und sie war richtig gut an dem Tag, mit viel Go schmiss sie die Beine, ich brauchte kaum was tun, der Gang war drin. Reiterwechsel und Madame blieb stehen und ging nur auf Peitschengewedel meinerseits ueberhaupt einen Meter vorwaerts. Jede Moeglichkeit nutzte sie um stehenzubleiben. Als die Reiterin dann ganz frustriert abstieg guckte sie ganz triumphierend und packte ihren Kopf auf meine Schultern und guckte mit so einem ganz speziellen Blick. Es waren noch andere von unserem Stall an dem Tag in der Vereinshalle - die haben sich koestlich amuesiert und waren auch der Meinung, dass sich Madame einen Weg gesucht hat (nichts-tun) um uns zu sagen, was sie von der Verkaufsaktion haelt - naemlich nichts.

[streeone]

Frag doch mal Werner.

Knüppel raus, dann läuft der schon... Wobei Werners Herzpferd jetzt 30 ist und bei uns auf dem Rentnerpaddock steht!


Ich hab das auch schon häufiger erlebt, dass manche Pferde-Besitzer-Zusammenstellungen unschlagbar sind. Da stimmt die Chemie... Wir hatten auch mal eine Frau im Stall, die hatte einen Faible für bekloppte Pferde, an die sich keiner ran traute. Aber sie hatte ein Händchen dafür und hat sich auch immer nur solche Pferde gekauft.

Ich frage mich nur, wann man einsehen sollte, dass es eben gar nicht passt. Betrifft mich zwar nicht persönlich, aber ich habe es gerade bei den Neupferdebesitzern häufig gesehen, dass mit großem Trara ein Pferd angeschafft und nach einigen Monaten wieder abgeschafft wird. Zum Teil wegen (angeblicher) gesundheitlicher Probleme des Pferdes, aber auch häufig, weil es nicht passte und sie nicht klar kamen. Jetzt stehen wir auch noch in einem Handelsstall, wo schon immer dann schnell vorgeschlagen wurde "der passt nicht, ich besorg dir bei dem und dem einen anderen...". Und so kam es dann zum häufigen Pferdewechsel! Eine Familie hatte nacheinander locker 7 oder 8 Pferde da stehen, die direkt wieder entsorgt wurden.
Unser alter Wallach dagegen war ein richtiges Mistvieh und hat und die ersten 2 Jahre so oft abgesetzt und ist so oft abgehauen, dass wir nicht mehr gezählt haben... Es stand dann auch zur Debatte, ihn abzugeben, weil meine Schwester und ich noch recht jung waren und meine Eltern es für zu gefährlich hielten. Tja, dann haben wir uns alle zusammengerauft und reiten gelernt. Wir hatten den Wallach dann 10 Jahre lang bis zu seinem Tod und meine Schwester (die einzige, die ihn ernsthaft für Dressur begeistern konnte) hat es mit ihm immerhin von nicht mal E-Niveau bis hin zum silbernen Reitabzeichen geschafft.

Wie sollen aber diese Leute, die die Pferde so schnell austauschen, überhaupt ein Herzpferd finden?? Oder muss man sich eingestehen, wenn es eben nicht geht?

[lusitanoa]

Wie sollen aber diese Leute, die die Pferde so schnell austauschen, überhaupt ein Herzpferd finden??

Ich bezweifle, dass diese Leute überhaupt ein Herzpferd suchen.